Ihr Lieben,
wie immer, zuerst die Neuigkeiten aus dem Frühstücksraum. Das Wichtigste: Es gibt sie noch, die echten Männer mit Gürteltaschen, in denen Handy, Armeemesser und wahrscheinlich eine Dose WD-40 transportiert werden. Dann gibt es die Fraktion Erstmalfrühstückendannanziehen. Oder trägt man jetzt Pyjama auch tagsüber? Das Hotel wird seinen 4 selbstvergebenen Sternen (ja, booking.com macht’s möglich) leider nicht gerecht. Noch nicht einmal Orangensaft, geschweige denn Rührei gibt es. Die hartgekochten Eier hingegen machen ihrem Namen mehr als Ehre. Aber insgesamt war das Hotel für den Preis völlig okay. Nur die Horde Gremlins, die das Nebenzimmer gebucht hatten, sorgten dafür, dass ich etwas matschig bin. Ich verstehe das Konzept Adults-Only seeehr gut. Ein Hoch auf meine Ohrstöpsel, die einen Amoklauf verhinderten!
Um halb 9 machte ich mich dann auf zum Flughafen. Selbst, wenn die Bahn zuverlässig wäre, ist es schön, keine weite Anreise zu haben, keinen Frühstücksplatz aufräumen zu müssen und völlig hektikfrei zum Terminal zu gelangen. In meinem Fall von Zimmer zum Check-in in knapp einer halben Stunde. Gestern noch schrieb eine Bekannte, der Flughafen Düsseldorf sei ihr Hassflughafen. Fand ich bisher nicht so, aber der Check-in bei Eurowings findet nur noch maschinell statt (inklusive Kofferaufgabe) und da eine Menge Menschen damit überfordert ist, gibt es Staus, Gemotze, Geschrei (vor allem vom Bodenpersonal, das macht so richtig Eindruck). Die Bordkartenkontrolle wird an einem Nadelöhr vorgenommen und der Security-Check ist mit zwei Kontrollpunkten auch alles andere als ein Vergnügen. Ein Hinweis auch an den Betreiber von DUS: Zwei Toiletten für 2 Etagen Abflug Terminal B ist recht knapp bemessen.

Der Flug war alles andere als angenehm, die Sitzreihen werden entweder immer enger oder ich immer fetter. Es wird wohl an beidem liegen. Für den Rückflug leiste ich mir einen XL-Sitz. Auch waren wir etwas verspätet, der Weg zur Gepäckausgabe betrug 20 Kilometer (war das schon immer so?) und das Gepäck kam dort erst nach knapp 45 Minuten. Dann suchte ich den Shuttle-Bus zum Autovermieter, was sich auch als problematisch herausstellte, da die Beschreibung mit Straßenmarkierungen arbeitete, die es leider, da die Straße vor dem Terminal gerade komplett aufgerissen war, nicht mehr gab. Dutzende andere Menschen geisterten durch das laut Plan zu durchquerende Parkhaus, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund. Aber ich wurde irgendwie fündig. Dann das nächste Problem an den Schaltern: Ziehen Sie eine Nummer. Meine war 111. Aufgerufen war gerade die 90 und es waren 4 bis 6 Schalter besetzt (denn ab und zu verschwanden auch Mitarbeiter mal für längere Zeit). Als ich nach seeeehr langer Wartezeit dran war, ging es eigentlich ganz schnell, da ich online alles angemeldet hatte. Allein, der Wagen hatte mehr Kratzer, als angegeben. Wieder zurück zum Schalter. Ich solle die Schäden fotografieren und gut sei. OK, Bilder gemacht. Ich versuchte, den Wagen zu starten, nix ging. Schalt-Benziner wohlgemerkt. Ich trat sogar auf die Bremse, weil ich das von Automatikwagen inzwischen gewohnt war. Nix. Wieder zum Schalter. „Da machen Sie was falsch!“. Jo, sieht so aus, aber was?? Jemand kam mit raus. „Ach der. Da müssen Sie Bremse und Kupplung drücken und dann zünden.“. Leute, seit wann das denn? Das Gefährt ist ein Tivoli Hybrid. Ja, so habe ich auch geguckt. Der Mann, der den Wagen ans Laufen brachte, war stolz auf diesen Teil der Wagenflotte, das merkte man. 9000 PS!, jubilierte er. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich damit nicht viel anfangen kann. Ich habe den Kleinen „Sancho Pansa“ getauft.

Nach einer einstündigen Fahrt durch hundert Kreisverkehre kam ich in Can Picafort an. Direkt vor dem Hotel bekam ich einen Parkplatz. Es macht einen sehr guten ersten Eindruck. Das Studio ist sehr geräumig, leider ist die Dachterrasse völlig zugepiniet (na, wer kommt drauf?) und daher die Aussicht mehr als eingeschränkt. Gut, ich wohne am Ortseingang, da ist sowieso nicht viel zu sehen. Ansonsten alles seeehr nett, das Zimmer ganz oben und am Ende des weitläufigen Hotels, das m.E. zu Unrecht den Beinamen „Petit“ trägt.
Ich erkundete zuerst den Ort ein wenig und lief zum Son Bauló-Strand und von dort aus die Marina bis zum Hafen entlang. Es ist vorsaisonal ruhig, aber ich glaube, selbst in der Hochsaison ist hier keine Party. Meiner Einschätzung nach ist das hier einer der gediegeneren Urlaubsorte im Nordosten. Was sofort Glücksgefühl in mir auslöste, war der typische Geruch nach Meer. Da geht ja mal so gar nichts drüber! Dann das Blau des Himmels, das Blau des Meeres. Herrlich! In Can Picafort kann man Dutzende der Skulpturen des mallorquinischen Künstlers Joan Benassàr bewundern. Sie erinnern ein bisschen an Giacometti oder Modigliani, nur in etwas korpulenter. Wunderschön! Am Yachthafen nahm ich dann endlich das heiß ersehnte Bier zu mir und war sofort im Gespräch mit einem deutschen Ehepaar. Sie war sehr extrovertiert und so erfuhr ich allerhand über ihr leider nicht wirklich spannendes Leben. Aber es war dennoch unterhaltsam, weil ihr Mann ständig stöhnte „Ach Schatz, das ist doch jetzt unwichtig…“ oder „Das kann man doch auch kürzer fassen.“.







Es galt, Vorräte für das Studio anzulegen und einen Supermarkt zu suchen. Die kleinen Läden, die ich auf meinem Spaziergang passierte, waren alle noch geschlossen und Sancho Pansa wollte ich auch nicht mehr bewegen. So lief ich durch das Zentrum zum großen Mercadona. Sehr aufgeräumt, sehr preiswert. Ich staune immer über die Brotpreise in Spanien. Hatte ich erzählt, dass ich letztlich bei einem Poller Bäcker 1 Euro 90 für ein etwas größeres Körnerbrötchen bezahlt habe? Leute! Für das Geld bekam ich hier zwei Pastels, ein Croissant und ein Stangenbrot. Ich deckte mich mit Wein, Käse, Nüssen, Gebäck und Schinken ein, dazu etwas Milch und viel Wasser. Im Studio gibt es eine Nespresso-Maschine, also auch ein paar Kaffeekapseln. Der Heimweg zog sich etwas, denn eigentlich wollte ich durch ein Waldgebiet laufen, aber da hingen überall Warnschilder, die qualvolles Dahinscheiden bei der Begegnung mit der Prozessionsspinnerraupe androhten. Ich lief Umwege und verirrte mich ein bisschen, und das mit meinem doch nicht leichten Gepäck. Ich fand einen breiten Pferdepfad, der dann am Hotel endete.
Ich war so hinüber, dass ich jetzt kein Restaurant suchen wollte. Ich zauberte mir ein Bocadillo, öffnete mir einen leichten Rioja, setzte mich auf den Balkon, wo Ihr mich jetzt „quasi live“ schreiben seht. 😀


Das Wetter ist prima, ordentlich bewölkt mit ordentlich sonnigen Abschnitten. Rein im T-Shirt fröstelt man dann ab und zu. Ich bin guter Dinge, dass ich mich hier wohlfühlen und ein paar schöne Sachen erleben werde. Ihr erlebt doch mit, oder?
Liebe Grüße aus dem Es Baulo Petit von Eurem


Neidvoll, aber von Herzen gegönnt, wünsche ich dir eine gute Nacht und freue mich auf deinen Bericht und wieder tollen Bildern von Morgen.
Vielen Dank, mein Bester. Habe gerade die Inselpostille zu Rate gezogen und bis Sonntag soll das Wetter immer besser werden. Montag werde ich dann aber ins Museum mit Dir müssen… 😁