Tag 7: Und Tschüs

Moin moin.

Leider stellte sich keine Spontanheilung ein, daher beschloss ich, nach einer sehr wechselhaften Nacht, die bis 11 Uhr andauerte, auch heute schon nach Hause zu fahren, weil ich denke, dort besser genesen zu können. Daher leider auch heute keine Bilder und nur wenig Text.

Wir informierten die Verwalter, überließen restliche Lebensmittel meinen Eltern und räumten auf. Elke und Amy fuhren dann gegen 14 Uhr los und ich hatte noch eine Stunde, bis der Zug abfuhr.

Die Zugfahrt war okay, abgesehen von einer Horde Damen, die der Welt ihre Ausgelassenheit so stark demonstrieren musste, dass selbst durch Oropax hindurch jedes Wort zu verstehen war. Und ich saß noch 50 Meter entfernt. Aber das Buch ist spannend und ich konnte das nach einiger Zeit ausblenden.

In Köln war es mit Bus und Bahn wie immer. Quasi nicht existent. Jedes Dorf hat ein gescheiteres ÖPNV-Konzept. Köln ein gescheitertes. Und ich kam in den Genuss, mit grölenden FC-Fans die Straßenbahn zu teilen. Hirn und Benehmen bleiben nach einem Stadionbesuch wohl auf dem Rasen. Puh!

Ab jetzt wird volles Erkältungsprogramm gefahren. Bäder, Tabletten und Salben, Beschwörungsformeln an der alten Hexeneiche sowie Verzehr von je drei Zwiebeln und Zitronen stündlich.

Ja, liebe Elke und liebe Amy. Norddeich war natürlich sehr schön mit Euch. Schade wegen der letzten beiden Tage. Aber immer wieder gerne!

Und, liebe Leser? Sehen wir uns in Marrakesch?

Euer Gerald

Tag 6: Der Fluch der alten Dame

Moin moin, Ihr Lieben!

Heute gibt es leider nicht viel zu berichten, denn der Klabautermann hat mir einen üblen Streich gespielt und mich heute morgen mit einem netten Infekt mit allem Zipp und Zapp aufwachen lassen. Oder aber die zornige Dame von gestern hat mir noch einen Fluch hinterhertrompetet, den ich nicht mitbekam. Kopping, Glieder, Hals, etc. Denn da ich hier weder mit fremden Triefnasen gekuschelt habe oder verrotzte Kinder gehütet, erscheint mir keine andere Erklärung der Ansteckung einleuchtend.

Nun, Gottseidank habe ich Schwester Elke dabei und dazu einen kleinen Pillenvorrat. Elke hat sich eben auf einen gemütlichen Tag eingestellt und ist nur ab und zu mit dem Hund raus, während ich mich durch den Tag paracetagemogelt und 50 % davon verpennt habe. Dafür haben wir beide wie die Weltmeister gelesen, ich meine Marrakesch-Bücher und die ersten Seiten eines Luca-de-Fulvio-Buches.

Immerhin gab es heute für 66% der Reisegesellschaft mal Schafe zu erblicken, fast auf Tuchfühlung.

Nun, damit Ihr trotzdem etwas zu lesen habt, habe ich schon mal den Prolog für meine Marrakesch-Reise veröffentlicht.

Ich hoffe ja sehr, dass ich armes Schaf (bitte JETZT bedauerndes Murmeln anstimmen) bis dahin wieder auf dem Deich bin.

Ahoi, Euer Gerald

Tag 5: Norden liegt von uns aus im Süden

Moin moin von der Küste!

Heute war Stadtbummel in Norden angesagt. Wir fanden einen Parkplatz direkt am historischen Marktplatz, von dem aus die zahlenmäßig übersichtlichen Sehenswürdigkeiten Nordens alle gut erreichbar sind. Die Ludgerikirche und das Teemuseum sind schon direkt dort, nur ein paar Meter weiter stehen die „Dree Süsters“, ein Häuserensemble von 1617. In der Einkaufsstraße um die Ecke steht das Schöningh’sche Haus von 1576, in dem früher wohl zum Ärgernis einiger Nordener ein Schnellimbiss untergebracht war. Der ist verschwunden und das Erdgeschoss steht nunmehr leer. Wie übrigens auffallend viele Ladenlokale in Norden.

Das Schöningh’sche Haus

Während wir vom Marktplatz aus den Glockenturm der Kirche betrachteten, schlug es 12 Uhr und man spielte uns ein wunderbares Stück auf dem Glockenspiel vor, sehr melodisch. Und unglaublich gut gestimmt. Ein Genuss! Abends habe ich danach mal gegoogelt: Die spezielle Form der Glocken macht wohl den tonalen Vorsprung dieses Glockenspiels gegenüber anderen aus. Ich bin ja etwas vom Kölner 4711-Haus-Glockenspiel geschädigt, dass mich im Büro stündlich mit Scheppern und leichten Disharmonien mit anschließendem Trompetengeschmetter beglückt.

Blick über den Marktplatz auf die Ludgeri-Kirche mit freistehendem Glockenturm (links)

Wenn man die Einkaufsstraße, die im Verlauf einmal nach rechts abbiegt, weiter verfolgt, kommt man zu zwei wieder instand gesetzten Mühlen: der Deich- und der Frisia-Mühle. Dazwischen thront ein Einkaufszentrum, wie es belangloser und unschmucker nicht sein könnte. Norden leidet ohnehin unter diversen Bausünden. Wenn man neben mittelalterlichen Häusern 50er-Jahre-Kästen sehen muss, ist das ja eine Sache. Aber Norden wird auch von einem Sendemast aus Beton überragt, auf dem dann Funkantennen nisten. Wenn da mal nicht Geld gewandert ist. Denn so etwas zu genehmigen, erforderte ansonsten ein gewisses Maß an geballter Ignoranz.

Deichmühle in Norden

Auf dem Weg zu den Mühlen erlebten wir einige sehr unschöne Szenen, wo ältere Menschen aneinander gerieten. Ein Fußgänger beschwerte sich über zwei radelnde Rentner, die er mit Pack beschimpfte und auf deren unverständliche Erwiderung „Schnauze“ brüllte. Auf dem Rückweg schimpfte eine Dame mit Rollator über ein an Stöcken gehendes Paar, sie seien Schlafmützen und müssten zum Arzt. Mein „AchdulieberGott“ hörte sie wohl und schrie „Halt die Klappe, Du Arschloch!“. Ich versichere Euch aber, dass solche Gestalten Ausnahmen sind! Wir wurden sogar von der Dorfjugendgang mit „Moin“ begrüßt. Übrigens auch mal von einem vorbeiradelnden Punker. Das ist schon bemerkenswert. 🙂

In diesem Café waren wir vor 5 Jahren schon einmal mit meiner Schwägerin Martina! Heute war uns aber nicht nach Kuchen. Obwohl wir den in bester Erinnerung hatten!

Wir waren unter anderem in einem Laden für Holzdekoartikel. Der Verkaufsschlager dort sind Rahmen mit austauschbaren Steckfiguren. Also ein Rahmen mit Möwe, Eule oder Robbe drin, und das in verschiedenen Farben. Nett. Die Dame im Laden war sehr mitteilsam und wir sollten uns auf einer Karte mit einem Pin auf unserer Heimatstadt verewigen. „Was, aus Köln und Neuss? Nee, da ist kein Platz mehr.“ Das liege an den Karnevalsflüchtlingen. Wir wurden dann gefühlte 2 Stunden lang über alles, was mit dem Laden zu tun hat, aufgeklärt. Alles vorgetragen in einem netten niederländischen Singsang.

In einer Seitenstraße der zu den Mühlen führenden Einkaufsstraße, der Großen Neustraße, befindet sich eine kleine Ansammlung von Kunstgewerbegeschäften und auch das Nordener Künstlerhaus. In einem Haus in der Gasse teilen sich ein halbes Dutzend Künstler die Räume, um ihren Glasschmuck, ihre Papierarbeiten, Stoffarbeiten etc. auszustellen und an die Kundschaft zu bringen. Leider war auch hier die diensthabende Künstlerin von ausgesprochener Redseligkeit. Man bekam ein schlechtes Gewissen, weil man nicht so enthusiastisch sein wollte, wie es vielleicht erwartet wurde. Ganz ehrlich, da waren sehr nette und ausgefallene Werke dabei, aber leider nicht für unsere Behausungen.

Zugang zu Ateliers in der Großen Neustraße

Auf dem Weg zurück zum Wagen nahmen wir draußen vor einem Eiscafé Platz, und ich bestellte einen Pharisäer. Das ist ein Kaffee mit Rum und Sahne. So etwas habe ich seit bestimmt 30 Jahren nicht mehr getrunken. Eigentlich ganz lecker, aber eher was für kalte Wintertage.

Wir liefen noch ein geraumes Stück bis zur dritten restaurierten Nordener Mühle, der Westgaster Mühle, die eine Teestube und einen kleinen Bauernverkauf beherbergt. Fast hätte ich mir dort einen geschnitzten Schutzengel gekauft, den ich sehr ausgefallen fand. Aber ich habe daheim kaum noch Platz für Nippes.

Westgaster Mühle

Im Edeka in Norden kaufte ich dann noch ein paar Kleinigkeiten ein, während Elke mit Amy eine Runde durch einen kleinen Park drehte. Amy hat sich inzwischen so an mich gewöhnt, dass sie mir auch hinterherguckt und auf meine Wiederkehr wartet. Finde ich süß! Apropos Amy. Das Bad im Brackwasser gestern hat sie zu einem kleinen Stinker gemacht. Elke hat mehrere Waschungen vornehmen müssen, die dem Hund ausgesprochen gut gefallen haben. Amy hat nämlich seitdem den „Ich-werde-von-Euch-mißhandelt-Blick“ drauf.

Zuhause lieferten wir unsere Einkäufe ab und haben uns auf unserer Terrasse in die Sonne gesetzt, als mein Vater durchs Gartentörchen kam. Wir haben ein Weilchen geplaudert und uns nach seinem Abschied zu einem größeren Spaziergang über die Felder zum Bahlsen-Outlet aufgemacht. KEKSE! Den Laden mussten wir wegen Amy getrennt besuchen und Elke kam ohne Einkäufe wieder, während ich – wenn auch nur ein kleines bisschen – fündig wurde.

Nein, ich erhalte kein Geld für diese Werbung.

Für heute Abend ist alles für Krabbenrührei und Salat besorgt, dann wird wahrscheinlich gelesen und/oder Backgammon gespielt.

Unser Burger des Jahres: Krabbenrührei, Norderney-Schinken und Käse mit Salat. Hmmm! ?

Für den Rest unserer Zeit hier soll es zwar nicht besonders warm werden, aber es wird auch keinen Regen mehr geben. Wir hatten uns ja auf weit schlimmeres eingestellt und sind gerade sehr dankbar, dass es so ist, wie es ist.

So, ik sach nu man bis denne,

Euer Gerald



Tag 4: Zuhause bei Grafens

Moin moin, Ihr Lieben!

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.

Soweit Mörike. Man kann es aber auch so formulieren:

Boah Alda, echt littes weather, ey.

Endlich Sonne! Yippieh!! Wir nutzten dies für eine Fahrt zum Schloss Lütetsburg, wo wir eine Wanderroute ausfindig gemacht haben durch den Lütetsburger Forst. Wir wollten ja für künftige Wanderungen mal Amys Kondition austesten.

Zuerst ging es aber mal in den Lütetsburger Schlosspark, der bei diesem Wetter einfach nur wunderbar ist. Sehr malerisch und friedlich, mit Teichen und Pavillons und blühendem Rhododendron. Der Eintritt gestaltete sich etwas schwierig, da wir Münzen benötigten und der Geldwechselautomat zwar dankend unseren 5-Euro-Schein aufsaugte, dann aber den Betrieb einstellte. Aber die kompetente Dame im Souvenirverkauf konnte uns nach gründlicher Beurteilung der Sachlage dann weiterhelfen. Nach seeeehr gründlicher Beurteilung der Sachlage.

Lütetsburger Schlosspark

Es waren nicht so rasend viele Besucher da, so dass sich alles gut verlief und man oft meinte, man habe den Park für sich alleine. Es gibt dort auch einen Friedwald und eine nicht zugängliche Erdgrabstätte, wahrscheinlich der gräflichen Sippe. Also, ich meine, da liegt man äußerst idyllisch. Plane daher, in die Familie einzuheiraten.

Interessant sind auch über den Park verteilte Sinnsprüche. „Schönheit und Anmuth“ auf einer Vasensäule, „Freundschaft“ über der Tür eines Pavillons… Dass es eines Hinweises bedarf, die Parkbauten nicht zu bekritzeln, das ist schon… Wirklich eine absolute Sehenswürdigkeit auch das Schloss, das man aber nur von Außen sehen kann, da die von Inn- und Knypshausen – wie schon seit Jahrhunderten – dort noch wohnen.

Schloss Lütetsburg, benannt nach dem Friesenhäupling Lütet I. aus dem Geschlecht der Manninga.

Vor der nun geplanten Wanderung wollten wir auf der Terrasse des Schlosscafés eine kleine Stärkung zu uns nehmen. Es ist für Terrassengäste ein SB-Restaurant, daher stellte ich mich in die Schlange vor dem Tresen an. Leute, was man da für unentspannte Gestalten ausmachen konnte. Die Bedienungen dort haben meine Hochachtung, dass sie sich den Umgangston manch eines Besuchers regungslos gefallen lassen.

Dame 1: „Ich will bestellen!“
Thekendame: „Ich fürchte, Sie sind noch nicht an der Reihe.“
Dame 1: „Ich sitze an Tisch 14 und möchte Kräutertee und eine Quiche!“
Thekendame: „An den Tischen innen kommt eine Bedienung zu Ihnen.“
Dame 1: „Jaja, das kennt man ja. Nur WANN? Kräutertee und Quiche!“

Dame 2: „Ich nehme den Milchreis, aber OHNE Zimt. Und OHNE Zucker. OHNE Zimt und OHNE Zucker! Aber mit einer Kugel Mandeleis.“
Thekendame: „Wir haben Eis nur in Bechern, nicht als Kugel.“
Dame 2: „Dann eben eine Kugel Vanilleeis.“

Die Wanderung ist eher unspektakulär. Wir liefen ein bisschen Landstraße, dann durch einen Wald, dann querfeldein über Felder, auf mit Löwenzahn überwuchterten Wegen, durch eine kleine Ansiedlung, an Wasserläufen entlang und wieder durch Wald. Begleitet wurde unsere Wanderung durch ein Gezwitscher und Gezirpe sondergleichen, wir sahen Rehe im Dickicht, die uns alarmiert anglotzten (die erstarren ja regelrecht) und Amy hielt Ausschau nach Eichhörnchen, die sie ebenso sehr mag wie Katzen. Leider entdeckte sie dann eines kurz hinter einem anderthalb Meter tiefen und zwei Meter breiten Graben mit brackigem Wasser und vergaß im Überschwang der Gefühle, dass sie keine drei Jahre mehr ist. Platsch. Aua, das tat wahrscheinlich weh. Und dann lecker Schlamm überall im Fell.

Nach ca. 10 Kilometern waren wir wieder am Schlosscafé, wo wir uns mit zwei Halbliterradlern belohnten. Amy war am Ende erkennbar fertig, aber nun wissen wir in etwa, was wir uns mit ihr vornehmen können. Wir wollen ja über Pfingsten im Elsass wandern. Wobei, wer mich kennt weiß es ja, ich nenne das ja eher exzessives Spazierengehen.

Zuhause hat sich die erschöpfte Bagage dann erstmal langgemacht. Komoot hat mich dann übrigens für eine 500-Meter-Wanderung (vom Golfplatz, wo wir parkten bis zum Schlossparkeingang) genauso überschwänglich gelobt, wie für die 10-Kilometer-Wanderung. Was für eine motivierende App! ?

Am Abend besuchten wir dann die Friesenkate erneut (siehe Tag 2), diesmal ließen wir eine – ich glaube dankbare – Amy im Wagen. Wir hatten uns nämlich sehr auf Spargel eingeschossen, den man ja im Rheinland hinterhergeworfen bekommt, der hier aber scheinbar eine Rarität darstellt. Vor 5 Jahren hatten wir hier wunderbaren Spargel. Heute leider Fehlanzeige. Die Natur ist zeitlich zurück, Spargel wird hier noch nicht geerntet. Aber es war auch so gut. Ich hatte eine wunderbare Granatsuppe (Granat ist nichts anderes als Nordseekrabbe) und danach Kutterscholle (also fangfrisch) und Elke ein Wiener Schnitzel (vom Kalb) von der Größe Grönlands. Dazu einen schönen Blanc de Noir (ein Wein). (und jetzt hört es auch mit den Klammern auf!)

Ein schöner Abschluss eines schönen Frühlingstages, der nur am Abend ein ganz klein bisschen Regen hatte.

Tschüs, Euer Gerald
(das ü wird langgezogen, anders als beim Tschüss 🙂 )

Tag 3: Die Krummhörn

Moin moin, Ihr lieben Lesenden!

Zuallererst einen herzlichen Glückwunsch nach Kapellen an meine Schwägerin Martina! Alles Liebe und Gute für das kommende Lebensjahr!
(Und noch einmal nachträglich an meine Schwägerin Inga in Duisburg, die zwar schon Sonntag Geburtstag hatte, aber sie kann ja nichts dafür, dass ich erst Montag hierherfuhr…. Dir auch alles Liebe und Gute!)

Die Krummhörn? Ja, die Krummhörn ist nicht etwa eine ortsansässige Rinderrasse oder gar eine hier angebetete Höllenfigur, sondern eine Gemeinde in Ostfriesland. Und dort trieben wir uns heute hauptsächlich herum.

Das Wetter wird ja ein bisschen zum Dauerbrenner hier in diesem Blog, aber es hängt auch viel davon ab. Wir wollten ursprünglich nach Norden, da es viel regnen sollte. Da aber eine Nanosekunde lang mal ein Sonnenstrahl aufblitzte, entschieden wir uns für eine Fahrt nach Greetsiel. Greetsiel ist ein normalerweise überlaufener Küstenort, sehr idyllisch und ein Kleinod Ostfrieslands. Heute waren die Besucherströme eher zurückhaltend, denn die Sonne war offenbar durch die Nanosekunde schon erschöpft und es blieb bewölkt und bannich frisch. Wir schlenderten durch den Ort, spinxsten in den ein oder anderen Souvenirshop, liefen den alten und den neuen Deich lang und klapperten die paar Sehenswürdigkeiten ab, als da sind die Kirche, die Zwillingsmühlen (die gar nicht wie Zwillinge aussehen), das hohe Haus und die Schleuse.

Bevor wir wieder abfuhren, wollte Elke noch in eine Galerie, die aber erst um 13 Uhr aufmachte. Wir liefen daher noch eine kleine Runde, um uns Punkt 13 Uhr dort wieder einzufinden. Leider tat sich dann in den kommenden 10 Minuten nix und wir reisten unverrichteter Käufe ab. Wir haben noch überlegt, einen Zettel unter der Tür durchzuschieben: „Sie haben das Geschäft Ihres Lebens verpasst! Ihr J.D. Rockefeller“. Aber das wäre ja kindisch gewesen. 🙂

Kirche in Greetsiel

Pilsum hieß unser nächstes Ziel. Der Ort hat eine gewisse Berühmtheit erlangt, da dort der rot-gelb-gestreifte Leuchtturm aus einem der Otto-Waalkes-Filme steht. Immer noch pilgern viele Fans deswegen dort hin. Aber der Ort an sich ist die wirkliche Attraktion. Ganz pittoresk und fast alle Häuser und Gärten liebevoll dekoriert, in der Ortsmitte die majestätische Kirche mit ihrem beiseite stehenden Glockenturm. Also, majestätisch wegen der Proportionen. Wäre Köln Pilsum, wäre der Dom eine Hutschachtel.

Pilsum

Vor der sehenswerten alten Brauerei haben wir dann Kaffee und Tee (das mache ich ja ab jetzt jeeeeedes Wochenende…) getrunken und ein bisschen mit anderen Gästen geklönsnackt. Macht man hier so. Man sagt „Moin“ und sagt was übers Wetter, dann was über den Hund und dann wieder was übers Wetter. Man übertreibt dabei aber nicht. Sehr angenehm! Elke und ich mochten den Ort schon vor 5 Jahren sehr.

Bevor wir Pilsum verließen, drehten wir noch eine große Runde durch den Ort. Und wir begegneten ab und zu einer Katze. Und wenngleich Amy gegenüber anderen Hunden und Menschen eher zurückhaltend ist, bei Stubentigern denkt sie sich „Oh, Katze, wie nett, da muss ich hin!“, macht aber dann, sobald gebuckelt und gefaucht wird, einen eiligen Rückzieher. Sehr lustig anzusehen!

Skulptur in Pilsum

Etwas außerhalb von Pilsum gibt es einen Käsehof, unser nächstes Ziel. Dort werden auch Produkte von Ziegen angeboten (die Leberwurst ist der Hit!) und Honigsorten und Marmeladen etc. Wir gerieten in einen mittelgroßen Kaufrausch. Wobei wir ein bisschen Geduld aufbringen mussten. Denn vor uns waren zwei Dortmunder Damen gehobenen Alters im Laden gewesen, die sich nicht wirklich entscheiden konnten, was sie alles wollten. Man probierte sich auch ein bisschen durch, „…wobei ich Ziegenkäse ja eigentlich nicht wirklich mag….“. Als ich vorschlug, man könne sich dann ja uns widmen, erbleichte die Verkäuferin und teilte uns mit, sie könne nicht so einfach einen zweiten Bon aufmachen. Was eine der Damen aufbrachte, ob sie jetzt hektisch werden müsse. Sie könne ja eine Zwischenrechnung begleichen und weitergucken. Der Einwand war, dass dann ja für ein und denselben Kunden zwei Bons aufgemacht werden müssten. Das ginge keinesfalls. Die zweite Dame mischte sich ein, sie würde aber getrennt zahlen und griff nach diversen Dingen auf der Theke. Sofort wurde sie angeschnippt, diese gehörten ihr nicht.

Nachdem es noch ein bisschen hin und herging, deklamierte Dame 1, sie habe jetzt keine Lust mehr und zahlte. Da die gewünschte Tüte 20 Cent kosten sollte, wurde geblafft, man verzichte und verließ fluchtartig den Laden. Elke und ich fanden dieses Spektakel sehr unterhaltsam. Und ganz ehrlich: Auch ohne solche Gladiatorenkämpfe lohnt sich die Fahrt dorthin. 😉 Netter Laden.

The scene of the crime

Auf dem Weg zurück in unser Feriendomizil kauften wir noch schnell ein paar Kleinigkeiten in Norden ein. Zuhause versuchten wir es mit einem Terrassen-Aperitif, aber es war wirklich zu frisch. Schön war dann noch ein kurzer Besuch meines Vaters, der sich mal unsere Behausung angucken wollte. Meine Eltern, so erzählte er, waren heute in Lütetsburg im Park, wo ich auch mal hin möchte, denn der sieht wirklich toll aus.

Den Abend verbrachten wir gemächlich zuhause, labten uns an den Leckereien, die wir erstanden hatten und spielten dann ausgiebig Backgammon. Das habe ich als App auf meinem Tablet und wir zelebrieren das in jedem gemeinsamen Urlaub sehr. Insiderwitz: Weiß gewinnt eigentlich immer.

Morgen machen wir dann…. äh, wie wird denn das Wetter?

Liebe Grüße, Euer Gerald

Tag 2: Viele Siele

Moin moin zusammen!

Heute zeichnete sich ab, dass öfter mal die Sonne durchkommen sollte. Daher entschieden wir uns, nachdem Elke mit Amy spazieren war und wir ein unspektakuläres Frühstück hatten, ein paar Küstenorte zu besuchen. Diese enden hier gerne auf -siel, was dazu führt, dass man immer kurz überlegen muss, wo man gerade in welchem Siel steckt.

Dieser Strahl da in der Mitte… ist das ein sogenannter Lichtblick?

Wir wählten als Start das ca. eine Stunde Fahrzeit entfernte Harlesiel und wollten uns dann sukzessive wieder zurück nach Norddeich sielen. Die Fahrt war schön. Ich mag das flache Land ja sehr. Man kann morgens schon sehen, wer abends zum Essen kommt. Man sieht viele gemütliche Dörfer, grasende Kühe, weidende Schafe und stolze Friesenpferde. Wir Städter sind ja gerne verzückt, wenn wir Tiere in fast freier Natur sehen. Wir erleben sie ja sonst nur auf Tellern. Naja, Friesenpferde vielleicht seltener.

Harlesiel. Nun ja. Hier muss für Parken, Strandbegehung und Hund am Strand erst einmal gelöhnt werden. Eigentlich wird ohnehin viel gelöhnt in dieser Gegend hier. Man holt eben das beste aus dem Tourismus raus. In Harlesiel gibt einen großen Campingplatz, der auch schon gut besucht war, und ein riesiges Terrassenrestaurant, das aber bei dieser Witterung ein gaaaanz schlechtes Geschäft machte. Vollbeladene Fähren fuhren nach Wangerooge und die bei kaltem Wind und Sprühregen in Harlesiel umherirrenden Touristen machten einen ratlosen Eindruck. „Warum sind wir eigentlich hier?“ stand in ihren Gesichtern geschrieben. Immerhin konnte man nach Wangerooge rüberschauen.

Friederichsschleuse in Carolinensiel

Harlesiel gehört zu Carolinensiel, unserem nächsten Anlaufpunkt. Dieser Ort ist sehr nett, es gab einen kleinen Markt mit hauptsächlich heimischen Produkten (wie z.B. der weltberühmten Pümmelwurst), ein paar Schiffe lagen am Ufer, und es gibt ein paar schöne Gebäude, wie die Kirche und eine Mühle und friesische Häuser. Greetsiel – wo wir vor 5 Jahren waren – in klein.

Carolinensiel

Die nächste Etappe ging nach Neuharlingersiel. Hier gefiel es uns besonders gut, da auch die Sonne durchkam und wir auf einer Terrasse etwas trinken und dabei sogar unsere Jacken ausziehen konnten. Trotzdem fast zu verwechseln mit anderen Siels. Ich bestellte einen Ostfriesentee. Ich mag diese traditionelle Art des Teetrinkens so sehr, dass ich nach dem letzten Besuch in Ostfriesland Tee und Kluntjes kaufte, mit dem festen Vorhaben, jedes Wochenende mindestens einmal diese Art Teeverzehr zu zelebrieren. Sowohl Tee als auch Kandis sind noch original verpackt. Das war vor, wie bereits erwähnt, 5 Jahren. So geht es einem ja auch mit portugiesischen Fado-CDs, dem kanarischen Honig-Rum-Likör oder dem korsischen Käse. Irgendwas ist dann anders an diesen Sachen, wenn man zuhause ist.

Neuharlingersiel

Wir besuchten auch noch einen Souvenirladen, deren Besitzerin jedem eintretenden Gast ein „Moin“ zurief und jedem scheidenden Gast ein „Ich wünsche Ihnen noch einen wunderbaren Tag!“. Das war zwar sehr nett, aber dadurch, dass die Besucherzahl hoch war, hatte es auch etwas staccatohaftes. Die Souvenirs selber sind in allen Läden dergestalt, dass man sie irgendwie nett findet. Aber – siehe oben – wenn man dann zuhause einen Stein mit einem aus Muscheln eingelegten Sinnspruch auspackt…..

In Dornumersiel wurden wir dann etwas enttäuscht. Wir haben wahrscheinlich den eigentlichen Ort verfehlt und landeten in einer Feriensiedlung, die wie eine Retortenstadt aussah. Gleiche Häuser, gleiche Gärten und gleiche SUVs vor der Tür. Man kann das mögen. Muss man aber nicht. Menschen haben wir aber keine gesehen. Vielleicht gut so. 🙂

Die Rückfahrt dann wieder durch die schöne Landschaft, wegen des Wetters mit dramatischen Lichteffekten, was besonders mit den gelben Rapsfeldern wunderbar aussah.

Zurück in unserem schmucken Heim schien die Sonne auf unsere Terrasse, was wir ausnutzten, um dort eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, bevor es mit Amy zum Hundestrand ging. Auf dem Weg dorthin mit einem Stopp am Kolk-Fischteich, wo Mücken uns umschwirrten, wie Teenies den Bieber (für ältere Generationen: Das ist ein Geräuschemacher, manche nennen sein Tun ja Singen). Am Hundestrand ist so einiges los: kleine und große Kläffer, die ihre Hunde ausführten. Letztere sind erstaunlich friedlich miteinander umgegangen. Amy zeigt sich ja bei aufdringlichen Artgenossen so dermaßen gekonnt desinteressiert, dass diese die Lust verlieren.

Hier ist der Hund begraben….

Wir nahmen unseren Aperitif auf der Terrasse des „Diekster Köken“ ein; Elke einen Wein, ich einen Aperol Spritz. Als der Kellner das brachte, kommentierte Elke den Aperol als „Mädchengetränk“, was unseren sympathischen fremdländischen Kellner sehr erheiterte. Leider fing es dann an, zu regnen. Wir hatten uns auf Spargel in der Friesenkate eingestellt und eilten in einer Regenpause dorthin. Die Pause hielt aber nur zwei Minuten, so dass wir schon durchfeuchtet dort ankamen, nur um festzustellen, dass Hunde nicht erwünscht waren – man muss aber dazu sagen, dass das Restaurant gleichzeitig auch eine Verkaufstheke betreibt, vielleicht also deswegen. Also durch das Geniesele weiter zum Pfannkuchenhaus. Dienstags dort Ruhetag. Yippieh! Wir flüchteten in in ein italienisches Restaurant gegenüber, das „Al mare“. Dort aßen wir zwei Pizzen, die ganz lecker waren, tranken seit dutzenden von Jahren mal wieder einen Frascati (den Lambrusco konnten wir uns mit Mühe und Not verkneifen!) und dann gings ohne Regen ab nach Hause.

Hier sitzen wir und freuen uns über eine trockene Bleibe, trinken unsere/n Wein/schorlen mit Eiswürfeln, deren Besorgung einer Miniodyssee gleichkam, und sind uns einig, dass dieser Tag zwar auch trockener hätte sein können, aber nur deswegen nicht wirklich viel schöner.

Tschüüüüss, bis morgen!

Euer Gerald

Der Autor beim Tee

Tag 1: Wenn einer eine Reise tut…

Moin moin, Ihr Lieben!

Das Wetter an unserem Bestimmungsort wurde ja als eher mau vorausgesagt. Daher herrschte heute früh Packstress pur! Die ganz dicke Daunenjacke oder nur die dünne, dafür aber mit Strickjacke drunter? Soll die kurze Hose mit? Oder gar die Badehose? HAH! Schenkelklopfer! Am Ende der Packorgie wog meine Reisetasche gefühlte 30 kg. Wie hatte ich es bloß geschafft, mit 10 kg nach Mallorca zu fliegen?

Dann mal kurz checken, ob die Bahn irgendwelche Vorkommnisse meldet. Nee, alles okay. Wobei… Wie? Wagen 5 fährt heute nicht mit? Das war doch der wo ich einen Sitzplatz hatte. „Bitte reservieren Sie einen Sitzplatz. Wir rechnen mit einem hohen Fahrgastaufkommen!“ HAH! Wieder 4,50 € für einen anderen Platz bezahlen? Schnell die FAQs gecheckt (oder prosaisch: Fragen und Antworten gelesen). Aha: Man kann einmal pro Fahrt kostenfrei den Sitzplatz wechseln. Wagen 7, Platz 115 gebucht. Am Bahnhof angekommen stellte sich raus, das wäre nicht nötig gewesen, da alle Reservierungen auf Wagen 9 umgebucht waren. Zusätzlich stellte sich aber auch raus, dass der Zug einen technischen Defekt hatte, der eine Verspätung von 10… Moment… 20…. ach nee…. jetzt 30 und am Schluß 35 Minuten bedingte. Dafür war der Zug aber fast leer und ich hatte Platz ohne Ende.

Eigentlich könnte die Bahn ja auch ehrlicherweise durchsagen: „Wir wissen eigentlich nicht wirklich, ob und wann ein Zug kommt, nehmen Sie einen Bonbon und üben Sie sich in Demut.“

Aber okay, nach einer eher gemächlichen Schleichfahrt kam ich fast zeitgleich mit Elke in Norddeich am Haus an, wo sie schon alle Formalitäten erledigt hatte. Die Wohnung entspricht vollkommen unseren Erwartungen und ist sehr schön, sauber und gut eingerichtet. Es ist ein bisschen was weit weg vom Deich, aber wir sind ja schließlich auch hier, um uns ein bisschen zu bewegen.

Nach einer kurzen Einrichtungszeit sind wir – wie es bei alten Ehepaaren so ist – erst einmal getrennte Wege gegangen. Ich kaufte das Nötigste ein und Elke ging mit Amy zum Hundestrand. Im Netto vor Ort hatte ich dann eine befremdliche Begegnung: Ein älterer Herr bat mich, ihn nach seinem Namen und seiner Adresse zu fragen. Dies tat ich und er bedankte sich für die „wunderbare Erfahrung“. ????? Er ging von dannen und pfiff ein unmelodisches Lied. Im Laufe des Einkaufs stellte sich heraus, dass der gute Mann das auch mit anderen Kunden machte und an der Kasse wurde wild über ihn getuschelt. Als er mir dann auf seinem Fahrrad die Norddeicher Hauptstraße pfeifend im Schrittempo folgte, erläuterte ich ihm, dass es für eine tiefergehende Freundschaft noch nicht die Zeit sei. Man ist ja hin- und hergerissen, ob man Mitleid haben sollte oder nicht. Aber der Kerl war scheints bester Laune. So what?

Elke und ich trafen uns dann auf der Terrasse des „Haus des Gastes“. Es war klirrend kalt und ungemütlich, aber es gab Decken und Heizstrahler. Dazu zwei lecker Bier und dann brach auch noch die Sonne durch. Wir werteten das als gute Omen. Die Kellner freuten sich riesig über die paar verstreuten Gäste auf der Terrasse, trugen sie doch Poloshirts mit kurzen Ärmeln. Also die Kellner, nicht die Gäste, die eher wie Yetis anmuteten in ihren dicken Verkleidungen.

Auf dem Weg zum Haus kauften wir noch Matjes und Krabben und hatten eine nordische Brotzeit mit viel Fisch in unseren selbstkreierten Burgern. Pläne machten wir noch keine, denn das Wetter wird da oft ein Wörtchen mitreden. Aber wir werden schon noch das ein oder andere mit uns anzufangen wissen.

Jetzt erstmal ankommen und sacken lassen und morgen sehen wir weiter.

Dann gibt es auch wieder Klönsnack vonner Waterkant.

Euer Gerald

Damit man mal sieht, wer Amy ist 🙂

Prolog

Moin moin!

Es wurde mal wieder Zeit für einen Urlaub mit Elke, diesmal mit Amy!

Da es uns vor ziemlich genau 5 Jahren in Norddeich ganz gut gefallen hat, haben wir dort in „Mien Hus“ ein Appartement gemietet. Elke wird kommenden Montag mit Auto anreisen, ich mit dem Zug. Meine Eltern beziehen schon am Samstag davor eine Wohnung in Deichnähe und bleiben im Gegensatz zu uns zwei Wochen; wir reisen nämlich schon nach 7 Tagen wieder zurück.

Wir müssen mal sehen, wie Amy sich beim Fahrradfahren und bei längeren Spaziergängen macht. Denn das ist hauptsächlich das, was wir so vorhaben. Ansonsten soll es gemütlich zugehen. Der Wein ist schon gekauft, den leckeren Fisch gibt es ja vor Ort!

Also, wenn Ihr mögt… ab Montag gibt es dann jeden Abend einen Bericht, wenn das W-LAN mitspielt. Würde mich wieder sehr über Eure virtuelle Begleitung freuen.

Euer