Südafrika: Das Finale

Ihr Lieben,

die erste Woche in Quarantäne ist heute Abend um, und trotz auferlegter Isolation bin ich noch nicht dazu gekommen, ein paar weitere Fotos einzustellen. Klar, tagsüber arbeite ich aus dem Homeoffice und abends nehme ich Lieferdienste in Empfang – coronakonform natürlich. Dann wird zuweilen gekocht und immer genetflixt. Außerdem gibt es hie und da eine Videokonferenz mit Freunden oder Telefonate mit Verwandtschaft. Gestern dann packte mich die Aufräumwut: Der Kleiderschrank wurde radikal ausgemistet, das Esszimmer umdekoriert, Papiere sortiert. Schwupps, war der Tag auch schon rum.

Heute warte ich auf den angekündigten Besuch durch eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes. Nun, das Gesundheitsamt Köln macht bis dato einen eher verwirrten Eindruck. Montagmittag der erste Anruf: „Wir kommen Sie dann PCR-testen.“ Auf den Einwand, dass dies ja schon die bayerischen Kollegen frühmorgens erledigt hätten, wurde der Besuch – „nach Rücksprache mit den Kollegen“ – auf Freitag vertagt. Dienstagfrüh ein zweiter Anruf, andere Dame. Sie käme jetzt vorbei. Ich fragte nach der Sinnhaftigkeit. „Ach so, da frage ich mal die Kollegen und melde mich gleich wieder.“ — „Ich komme dann Freitag.“ Ich wünschte mir dann noch, dass nicht zwei Mitarbeiterinnen kommen, diese Bemerkung wurde nicht verstanden.

Dann war einige Tage Ruhe, Freitag kam natürlich niemand. Gestern dann ein Anruf: „Hatten Sie heute einen Abstrich?“ – „Nein.“ – „Wieso nicht?“
Äh, woher soll ich das wissen? „Wo wohnen Sie denn?“ – „Ja, steht das denn nicht auf Ihrem kleinen Zettel?“ – „Jaja, das tut es natürlich. Waren Sie denn die ganze Zeit zuhause?“. Puh! Heute früh um 9 Uhr (an einem Sonntag !!!!): „Wir sind in einer Stunde bei Ihnen.“ Um 10 Uhr: „Wir haben die Route geändert, wir kommen am Nachmittag.“ Also, ich bin ja sowieso zuhause. Aber ich wüsste trotzdem gerne, wann ich mal ein Nickerchen machen oder mal in die Badewanne hüpfen kann.

Prinzipiell ist diese ganze Nachverfolgung ohnehin für die Tonne. Ich habe von Rückkehrern aus Südafrika erfahren, die über ein Drittland ohne PCR-Test oder Einreiseerklärung ins Land kamen. Gestern stand in der Zeitung, dass Frankfurt keine Einreisetests durchführt. Die linke Hand im Gesundheitsamt weiß nicht, was die rechte tut. Ich halte Nachverfolgung für ein sinnvolles Instrument der Pandemieeindämmung. Aber nicht mit so unabgestimmten und chaotischen Mechanismen.

Was ist denn nun noch vom Südafrika-Urlaub geblieben? Oho, eine ganze Menge. Die Erholung hat nach Arbeitsbeginn ja immer einen kleinen Kurveneinknick, aber sooo viele schöne Erinnerungen überwiegen: die Sonne, das Essen, die Erlebnisse, der Wein natürlich. Hier noch ein paar – vielleicht bisher auch unveröffentlichte – Fotos, die möglicherweise auch aus Rolfs oder Ottos Linse stammen könnten.

Mit Fotos lief das nämlich immer etwa so ab:
„Oh seht mal, ein/e Echse / Tempel / C-Promi!“
Alle machen durchschnittlich 17,33 Fotos.
„Ich schicke Euch das gleich!“
Wenn der erste seine Bilder geschickt hat, schickt der Zweite dann schon dessen und seine. Und der Dritte… Nr. 1 hat dann halt über 100 Fotos ein und derselben Echse, seine eigenen dann dreifach.

Aber genug Pseudomathematik, here we go:

Es gibt natürlich 29.401 weitere Fotos, die zeige ich aber nur ausgewählten Freunden bei einem mehrstündigen Diaabend. Es gibt eine Tüte Salzbrezeln!

Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an meine real und surreal Mitreisenden, es hat Spaß gemacht mit Euch!

Bis zum nächsten Mal, alles Liebe und Gute, bleibt gesund! Euer

Tag 17 und Epilog: Die Heimreise

Ihr Lieben,

nun also die Heimreise. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es war alles wie in einem dystopischen Film. Ich frühstückte nicht mit den Jungs im Airport-Hotel, da ich mein Gepäck a) nach meinem Kofferschlüssel und b) nach meinem Wohnungsschlüssel durchforsten musste und dann, als alles kreuz und quer im Hotelzimmer verstreut war, die Gelegenheit nutzte, noch einmal alles neu zu arrangieren. Immerhin flogen wir quasi vom Sommer in den Winter, da muss das Handgepäck genau überdacht werden.

In der Nacht konnte ich dann auch noch das Einreiseformular ausfüllen, Südafrika war nun offiziell als Virusvariantengebiet deklariert. Um halb acht nahmen wir dann den Hotelshuttle zum Airport und dann begann der Horror. Vor dem Check-in stand schon eine ellenlange Schlange. Zwar war der Flug auf 11:40 Uhr verlegt worden, wir wurden aber per Lufthansa-App und Mail aufgefordert, dennoch um spätestens 8:30 Uhr eingecheckt zu sein. Na, bis dahin tat sich aber überhaupt nichts. Relativ gelangweilte Flughafenmitarbeiter saßen hinter den Schaltern und stierten in die Gegend oder auf ihre Handys. Und die Schlange wuchs und wuchs und wuchs. Wie ein Lindwurm zogen sich Business- und Economy- sowie die Ich-will-noch-mit-bitte-gebt-mir-einen-Platz-Schlange durch die gesamte Abflughalle. Irgendwann kam keiner mehr durch und die Schlangen vermengten sich. Eine Prozessoptimiererin musste her!

Die hat dann fast jeden einzelnen unter Androhung physischer Gewalt auf die ihm aus ihrer Sicht zustehende Position dirigiert. Der Erfolg war ähnlich überwältigend wie beim Einreiseprozessoptimierungsmann. Gegen 9:30 Uhr dann tat sich endlich etwas. Quälend langsam. Jede Abfertigung dauerte ewig. Die Leute hatten entweder keinen Test oder nicht alle erforderlichen Transit- und/oder Einreiseformulare. Anderthalb Stunden später waren wir dann endlich dran. Wir zu dritt an den Schalter. Die Dame hinter dem Tresen zu uns: Einer ist hier kein deutscher Staatsbürger. Das geht nicht. Ach Du Karaoke. Otto musste mit mehreren Mitarbeitern ausdiskutieren, dass Transit ja gestattet sei und hatte gottseidank ein Zugticket dafür vorzuweisen. Nach langem Hin und Her mit einer Gegenstimme durfte er dann doch mit. Puh!

Inzwischen war Boardingzeit und noch nicht mal ein Zehntel der Menschenmassen abgefertigt. Auf dem Weg zur Passkontrolle dann noch eine weitere Hürde: Die südafrikanische Gesundheitserklärung. Bei der AUSREISE! Ein ulkiger Spaß. Hatten wir nicht, wieder tausend handschriftliche Angaben machen. Wir sind nach der Passkontrolle dann erst einmal ein Bier trinken gegangen und haben unsere restlichen Rand in Flugzeugproviant investiert. Also, Ihr müsst mir das nachsehen, irgendwann habe ich nicht mehr auf Uhrzeiten und dergleichen geachtet, aber irgendwann wurden wir an Bord gebeten. Wir hatten unsere XL-Seats, die waren auch in Ordnung. Und dann saßen wir und saßen wir. Denn die Wartelistenpassagiere wurden abgefertigt. Stell Dir mal vor: Du darfst nicht mit, weil irgendein Dokument fehlt versus Du darfst mit, weil das jemandem passiert ist. Tragik des Lebens! 11 Stunden Flug dann bei spärlichem Service und einigermaßen unterhaltsamem Bordprogramm. Landung in München irgendwann in der Nacht. War es halb zwölf? Ich weiß es nicht mehr. „Bitte bleiben Sie sitzen, das geht jetzt folgendermaßen….“

Wir sollten uns alle online für einen PCR-Test registrieren. Ein bumsvoller Flieger greift gleichzeitig auf einen Miniserver für Terminblocker zu. Hm… Da kann ja gar nix schief gehen! Es ging nichts mehr. Inzwischen waren Businessclass und alte und gebrechliche Menschen in der Ankunftshalle, wo sich NICHTS tat. Server zusammengebrochen, anderthalb Stunden Reparatur. Wenigstens saßen wir im warmen Flieger. Um zwei Uhr früh durften wir dann raus, Schlange stehen bei Passkontrolle, Zoll, Dokumentenprüfbeauftragtem, Registrierung für Test, Testabnahme. Der Probenehmer stieß mir sein Wattestäbchen gefühlte 50 cm in den Schlund, ich hätte ihm problemlos am Ellenbogen knabbern können. Er war sichtlich, wie alle am Flughafen, erschöpft. Wobei, ich muss es erwähnen, Polizei- und Zollmitarbeiter wirklich gelassen und sogar humorig ihrer Arbeit nachgingen. Respekt.

Dann sollten wir zwei Stunden auf das Testergebnis warten und durften die Ankunftshalle nicht verlassen. Zwei Stunden? HAH! Ihr Lieben, es wurden vier! Wie Schwerstverbrecher von Hundertschaften Polizei bewacht. Wenigstens gab es lauwarmes Pipiwasser aus dem Tetrapack und leicht angeranzte Brötchen mit Käse. Wir wollten die Zeit nutzen, Otto nach Amsterdam umzubuchen und Rolf und mich nach Köln. Uns wurde ja im Flieger versprochen, es sei ausreichend Bodenpersonal vor Ort. Nun, wenn man zwei Personen als ausreichend für 350 Reisende befindet. Die dann auch keinen Laptop oder ähnliches hatten und nicht wirklich etwas für einen tun konnten. Die Stimmung war gereizt. Es wurden hauptsächlich Taxi- und Hotelgutscheine ausgegeben. Dann ein kleines Wunder. Rolf und Otto wurden in die Gepäckermittlung gebeten. Nanu. Wir hatten doch alles. Sie hatten wohl eine Dame so bezirzt, dass diese die erforderlichen Umbuchungen ohne großes Aufsehen vornehmen wollte. Sie war mitten im Prozess, als Ihr Vorgesetzter reinstürmte und sie anblaffte, sie solle das sein lassen. Da hat der Chef mal nicht begriffen, was der Kunde sich wünscht und die arme Frau, die GENAU richtig handelte, vor Kunden niedergemacht. Sie ließ sich davon nicht beeindrucken und wird von uns Dreien zur Heldin des Tages nominiert.

Ab und zu wurden Passagiere mit VOLLEM Namen ausgerufen, die sich zum Gesundheitspersonal an Gepäckband 6 begeben sollten. Es war völlig klar, was mit denen los war, denn sie kehrten nicht zurück. „Der lepröse Herr Gerald Diepolder möge sich bitte zur Entsorgung bei Band 6 melden und auf dem Weg dorthin seine Pestbeulen bedecken.“ So viel zum Datenschutz. Wenigstens war ein unangenehmer Zeitgenosse dabei, der in Kapstadt dadurch auffiel, dass seine Maske lose um seinen Hals baumelte, die ihm seine Holde, als ich ihn anblaffte, über das Gesicht zog, wo das Ding für drei Minuten hing, bevor… Ich gebe zu, dass ich Schadenfreude empfand, als er eingesammelt wurde. Ein koboldhafter Passagier fiel auf, weil er mit jedem, aber auch wirklich mit JEDEM seine Menschrechtsrechte diskutieren wollte. Er sähe dies nicht ein, er sähe das nicht ein. Ohjeh. Ich sagte ja, es herrschte gereizte Stimmung.

Endlich, gegen 6 Uhr Freigabe für uns drei. Otto fuhr ins Hotel, er hatte noch etwas Zeit für eine Dusche und ein Frühstück. Für Rolf und mich war das zu kurzfristig. Wir enterten – nach einer tränenreichen Verabschiedung – den Flughafen-Dallmayr und tranken denen erst einmal die Kaffeevorräte weg. Wir waren hundemüde und kaputt. Im Flieger nach Köln hatten wir dann ausreichend Platz, die S-Bahn kam pünktlich und… ja, ich glaube, ich war selten sooo froh, zuhause zu sein. Ich informierte meine Firma, dass ich noch einen Urlaubstag nachnehmen und 14 Tage Homeoffice machen müsse, aber das war für meinen Chef selbstverständlich. Man stelle sich mal Arbeitnehmer vor, die da nicht auf so ein Verständnis stoßen.

Zuhause dann erst mal drei Stunden auf das Sofa und umgehend eingenickt. Geweckt wurde ich durch einen Anruf des Gesundheitsamtes. Sie kämen dann von Zeit zu Zeit mehr oder weniger unangekündigt vorbei und ich müsse mich auf weitere Tests einstellen. Dann noch ein Schreck: Meine Kreditkartenfirma schrieb eine SMS, sie hätten ungewöhnliche Abbuchungen registriert, ich solle zurückrufen. Tatsächlich. Einfach mal ein gutes Dutzend Transaktionen, die ich nicht getätigt hatte. Später stellte sich raus: Bei Rolf auch. Alles am Flughafen in Kapstadt. Aber es geht für uns beide glimpflich aus, die Abbuchungen werden rückerstattet und die Karten gesperrt. Wir können nur die kommenden Tage nichts damit bezahlen und müssen mit der neuen Karte alles wieder neu einrichten.

So, das war eine sehr lange Dann-dies-dann-das-Geschichte. Ich hoffe, sie hat Euch nicht ermüdet. Ich möchte aber klarstellen, dass wir Jungs uns einig sind, dass die letzten drei Chaostage uns nicht den Urlaub vermiesen können. Es war bis Donnerstag ein traumhafter Urlaub, den ich in absolut guter Erinnerung behalten werde! Und das Chaos danach begreife ich einfach als Chance, zu skurrilen Reiseerlebnisgeschichtsabenden beitragen zu können. 🙂

Ganz zum Schluss gibt es jetzt noch Kunst. Das sind die Kleinigkeiten, die ich in Stellenbosch und Grande Provence erworben habe; sie finden bestimmt einen guten Platz in meiner Wohnung.

Bleibt gesund, Ihr Lieben, und alles Gute für Euch!
Euer

Tag 16: Und wieder in Kapstadt

Ihr Lieben,

auch heute bin ich eher geizig mit Bildern und lustigen Geschichten. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war es auch heute noch unentspannt. Da wir damit rechneten, dass morgen bei Abflug ein kleines Chaos herrscht, buchten wir gestern Zimmer im Airport-Hotel bei Kapstadt. So sparten wir uns die Pack-, Auscheck- und Fahrzeit schon einmal und konnten entspannt den Mietwagen zurückbringen. James war gar nicht so traurig, er hatte wohl Gäste, die total scharf auf mein Zimmer waren und so räumte ich es auch frühzeitig. Wir versammelten uns wieder mal am Pool und guckten, wie der Stand der Dinge ist. Wir waren froh, dass Lufthansa immer noch plante, zu fliegen, aber die Einreisebedingungen für Otto hatten sich noch einmal verschärft.

Wenigstens kamen schon früh am Vormittag unsere PCR-Testergebnisse an, so dass wir dieses Problem von der Backe hatten. Wir bemühten uns dann nach Leibeskräften, unsere Zertifikate auf die Lufthansaseite hochzuladen. Impfnachweis, Testergebnis, Quarantäneerklärung. Da hat die Lufthansa-App leider auf voller Linie versagt. Da funktionierte nichts. Okay, James hat dann alles ausgedruckt, damit wir es wenigstens in Papierform haben. Dann die geforderte Einreiseerklärung. DIE MÜSSEN SIE AUSFÜLLEN!!! Problem: Für Südafrika war keine hinterlegt, da „wir“ ja erst ab Mitternacht gefährlich sind. Mal sehen, wie wir das regeln. Und mit derlei Plunder war dann unser Vormittag auch schon rum. Wir mussten ja auch Nachrichten gucken und uns links und rechts nach Änderungen erkundigen.

Ike stieß dann zu uns, erzählte uns Horrorgeschichten von Leuten, die gerade im Land sind und deren Flüge komplett gestrichen wurden. Wir empfanden daher eine gewisse Dankbarkeit für Lufthansa, zumindest bis sie uns schrieben, dass wir auch noch in München übernachten müssen, weil wir keinen Anschlussflieger mehr bekommen. Ja, das braucht der Mensch. Und dann die entsprechende Mail dazu: „Bitte bestätigen Sie bis zum 30. November, dass Sie die Änderungen an Ihrem Flug am 28. November so hinnehmen.“ Nee, doch, ooooh!

Wir beschlossen, in Bälde aufzubrechen. Da die Jungs noch nicht gepackt hatten, lief ich mit Ike noch kurz über den samstäglichen Feesmarkt. Der ist im Zentrum Franschhoeks und ist ganz nett. Kleine Leckereien, Kunsthandwerk oder das, was sich dafür hält, sowie sonstiger Schnickschnack. Und in der Mitte ein gar nicht untalentierter Alleinunterhalter. Ike erwarb ein paar nette Mitbringsel und bekam dann einen Haufen Zusatzgeschenke. Ich schwatzte Ihr dann einen Beutel ab, auf dem ein Rhinozeros abgebildet war, umringt von den Worten „Save the chubby unicorns“. Um 14 Uhr sind wir dann alle zusammen in eine Pizzeria eingefallen und haben abenteuerliche Kreationen (mit Blauschimmelkäse z.B.) zu uns genommen. Waren aber ganz genießbar. In James‘ Maison dann zuende gepackt, tränenreich von allen verabschiedet und dann ab nach Kapstadt.

Beim Einchecken kam mir die südafrikanische Freundlichkeit dann einmal nicht zupass. Ich musste soooo dringend auf das stille Örtchen. Aber der junge Mann wollte uns ja alles ganz genau erklären. Wann und wo Frühstück, wie der Shuttlebus funktioniert und was es im Hotel alles gibt… Endlich dann auf dem Zimmer angekommen, fast der Herzstillstand: Mein Zimmer hat keine Toilette!!! Wieso hat dieses Zimmer keine Toilette???? Die Auflösung war dann gottseidank unspektakulär, denn ich entdeckte eine Tür, die auf den ersten Blick als solche nicht zu erkennen war. Das wäre an der Rezeption ein bisschen peinlich geworden. Das Hotel ist ökologisch ausgerichtet und ganz nett. Wir beschlossen, keine Experimente zu wagen und einfach dort zu bleiben. Natürlich, nachdem wir den Mietwagen zurückgebracht hatten (völlig unkompliziert) und Otto noch einen Antigentest am Flughafen gemacht hatte, den er für die Weiterreise in die Niederlande zusätzlich zum PCR vorweisen muss. Ja, die sind strenger als wir.

Also, Aperitiv in der Bar, dann Essen im Hotel-Restaurant und dann früh auf die Zimmer, um 6 Uhr wird gefrühstückt. Es sind einige Touristen im Hotel, die von den gleichen Nöten hierhergetrieben wurden. Aber auch ein südafrikanisches älteres Ehepaar, das wir im Shuttlebus des Hotels kennenlernten. Sie hatten sich schlicht beim Abflugtermin nach Johannesburg vertan und waren einen Tag zu früh am Flughafen. Die sind jetzt auch hier gestrandet. Rolf witzelte beim Tschüss-Sagen dann noch „Aber morgen dann nicht verschlafen.“

Also, ich denke, es geht alles gut aus und wir werden auch alle irgendwie in München landen. Aber von Urlaub waren die letzten beiden Tage weit entfernt. Jetzt freuen wir uns auf daheim, was ja eigentlich Unsinn ist. Gerüchteweise soll es kalt und regnerisch sein. Naja, gestern Nacht gab es hier auch noch einmal Unwetter, aber die Temperaturen sind dennoch angenehm.

Ja, das war es – hoffentlich – mit unserer Reise. Wenn Ihr morgen früh „Tag 17: Wieder im Weinland“ lest, dann ist etwas schief gegangen. Ich freue mich sehr, dass uns so viele liebe Menschen live und virtuell begleitet haben. Die nächste Reise? Momentan nur noch Eifel! 🙂

Liebe Grüße

Euer Gerald

P.S.: Wahrscheinlich gibt es noch einen Epilog, da stelle ich auch noch einmal Bilder rein, aber das wird eher gegen Mitte der Woche passieren. Schaut einfach mal rein.

P.P.S.: Es erfolgte keine Rechtschreibkontrolle, bin etwas erschöpft.

Tag 15: Tag des Schreckens

Ihr Lieben,

die ersten Neuigkeiten beim Frühstück heute: Das vereinigte Königreich schränkt den Flugverkehr von und nach Südafrika ein. Es gibt eine neue Covid-Virusvariante, die als – na, sagen wir mal besorgniserregend eingestuft wird. Wir waren noch entspannt. Ein paar Minuten später erzählte uns James, dass er die ersten Stornierungen aus UK reinbekam. Sukzessive folgten andere Länder und andere Stornierungen, darunter auch Deutschland, auch mit eingeschränktem Flugverkehr. Lufthansa war natürlich nicht zu erreichen, die Nachrichtenlage war dünn und so begannen wir, unsere Tagesplanung (entspannt shoppen und essen in Stellenbosch) über den Haufen zu schmeißen und Evakuierungspläne zu schmieden. Wir schauten sogar nach sofort verfügbaren Flügen über die abenteuerlichsten Umwege. Kapstadt – Nairobi – Dubai – Dublin – Frankfurt. Oder Kapstadt – Windhuk – Kairo – Abu Dhabi – Brüssel. Ike, die sich natürlich um ihre Rückreise nächste Woche sorgt, stieß zu uns und telefonierte erst einmal alle ihre Lufthansakontakte ab. Ziemlich bald war klar, dass die beiden Frikadellen wahrscheinlich das Land mit ihrer gebuchten Maschine verlassen könnten, die Frikandel aber eventuell ein Mitflugverbot ereilt. Also, Mail an Lufthansa, dass der Umsteiger in München statt nach Düsseldorf für Otto auf Amsterdam umgebucht wird. Es gab auch später eine Antwort, dass der Wunsch an die zuständige Stelle weitergeleitet würde, momentan aber viel los sei. Ach was. Wir werden auf jeden Fall mit vollem Körpereinsatz für Ottos Transport kämpfen.

Dann die Notwendigkeit, einen PCR-Test vorzulegen. Woher nehmen und nicht stehlen? James vermittelte uns zu einer Praxis in Stellenbosch, zu der wir mit wehenden Frackschößen eilten, die uns aber wegen kompletter Terminüberbuchung dann doch nicht mehr drannehmen konnte. Man schickte uns in eine nahegelegene Klinik. Die quoll über vor verängstigten Touristen, die alle um einen Dringlichkeitsstufe 1-Test bettelten. Wie wir natürlich auch. Denn es war klar, dass die Labore vollkommen überlastet waren und wohl jetzt auch noch sind. Man konnte uns nicht versprechen, dass der Test rechtzeitig fertig wird. Aber die Damen von der Pathologie (ein skurriler Ort für Covid-Tests, wie ich finde) waren alle unglaublich charmant und halfen uns mit den Formularen und luden uns alle zu ihrem Weihnachtsfest ein, falls wir nicht aus dem Land kämen. Wir warteten natürlich im Vorraum alle aufeinander und als wir dann geschlossen gingen, winkte und cheerte uns die komplette Damenriege hinaus. Wir alten Männer waren sehr gerührt. Und die auf Einlass wartenden anderen Touristen irritiert. Ich glaube, wir drei haben zusammen irgendwie einen Schwarm-Charme. 🙂

Während wir uns auf den Heimweg nach Franschhoek begaben, rief Ike an, wir sollten vorerst bleiben, wo wir sind, es hagele und stürme wie am jüngsten Tag. Also, wenn es kommt, dann kommt es dicke. Kurze Zeit später gab sie Entwarnung und wir rotteten uns im Maison Chablis zu einer Vollversammlung zusammen, um weitere Maßnahmen zu diskutieren. Auf jeden Fall werden wir schon morgen nach Kapstadt aufbrechen, damit wir erstens wegen der Autorückgabe nicht in ein eventuelles Chaos kommen und zweitens, wir im Falle, dass der PCR-Test nicht rechtzeitig vorliegt, einen Antigen-Test machen lassen können. Der reicht für Geimpfte aus, den konnten wir nur heute hier nicht machen, da der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Also, heute nur Stress, keine Fotos und keine glücklichen Selfies. Aber wir sind guten Mutes, dass wir rauskommen und fühlen uns einigermaßen vorbereitet. Mal sehen. Zuhause sollen wir dann ja alle noch 14 Tage in Quarantäne. Na, die hätte ich ja lieber hier verbracht, unter Nutzung von Spahn-IV, dem Zuschuss für gestrandete Urlauber in südafrikanischen Luxusquarantänehotels.

Auf jeden Fall finde ich es bemerkenswert, wie viele Menschen uns über WhatsApp, Homepage-Kommentare und E-Mails ihre seelische Unterstützung haben zukommen lassen. Das finden wir sehr nett. Jetzt – es ist inzwischen Abend – gibt es erst einmal einen großen Schluck Wein und dann gehen wir noch irgendwo essen.

===WERBEPAUSE===

Wir hatten ja noch eine Reservierung für unseren nun ins Wasser fallenden morgigen Abschiedsabend im „French Connection“. Da musste ich ja auch noch vorbei und den Tisch stornieren. Und obwohl das Restaurant rappelsvoll war, hat man uns noch einen Tisch organisiert, um den Abend vorzuverlegen. So hatten wir wenigstens mit Ike zusammen noch einen schönen Abend bei gutem Essen, der uns ein bisschen mit dem Tag versöhnte. Otto traf dort überraschenderweise noch eine Kollegin (die Welt ist klein), die heute erst ankam und nach Landung von all den Horrornews überfallen wurde. Sie meinte aber, sie mache dann jetzt halt erst mal Urlaub und würde dann weitersehen. Etwas anderes kann man ja auch nicht tun.

Ike brachte uns, da es regnete, noch zur Ecke Berg Straat, wo sich Otto ins Hotel verabschiedete und Rolf und ich im Tuk Tuk noch einen Absacker nahmen. Der Kellner sagte beim Bezahlen, dass er sich freut, dass wir so oft da wären und das war dann natürlich wieder ein berührender Moment. Er würde sich wünschen, dass wir nächstes Jahr wiederkämen. Klar, es ist so, dass alle hier super freundlich sind oder sein müssen. Aber oft ist es eben auch nicht nur aufgesetzt. Wenn ich da an das in Deutschland üblich gewordene, lieblos hingeschleuderte „Gernäähh!“ denke, bei dem man weiß, dass davon kein einziger Buchstabe stimmt. Ach, es stimmt mich sentimental, dass die Abreise so nahe liegt.

Und weiter oben habe ich gelogen. Es gibt jetzt doch noch ein Unsie (gebt Euch keine Mühe, dieses Wort steht nicht im Duden):

Morgen dann het laatste nieuws aus Kapstadt.

Euer Gerry

P.S.: Warum eine Passionsblume? Naja, die war halt da…. 🙂

Tag 14: Noch mehr Weingüter

Ihr Lieben,

Ike holte uns um 10 Uhr im Maison ab, um a) Wein einzukaufen und b), und das war natürlich der wichtigere Teil, uns noch ein paar ihrer Lieblingsplätze zu zeigen. Es geht das Gerücht, es gäbe in Südafrika im Dezember wieder Shutdown-Maßnahmen, die unter anderem ein Alkoholverkaufsverbot vorsehen. Nun kauft die Kapregion vorsichtshalber die Weingüter leer. Das ist ja auch vernünftig, ich täte das auch. Im Zusammenhang mit merkwürdigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hatte ich mir dann überlegt, dass man eine Revolution in Deutschland am besten mit einem Toilettenpapierverkaufsverbot anzetteln könnte.

Wir fuhren also erst zum Weingut Lynx, da Ike dort ihren Blanc de Noir bezieht. Anschließend machten wir uns auf den Weg zu Babylonstoren, dem Turm von Babylon. Das ist zwar auch ein Weingut, aber vorrangig kommen die Besucher hierher, weil es auch eine sehr schöne Farm mit wundervollen Gärten ist. Der Besuch kostet einen kleinen Eintritt, der aber gerechtfertigt erscheint, da unglaublich viel Arbeit in die Pflege der Gärten gesteckt wird. Thematisch präsentiert werden Nutz-, Heil-, Zier- und andere Pflanzen wie Bonsai oder Cliviagewächse. Es gibt eine Orientierungskarte, denn alles ist sehr schön angelegt, aber auch unglaublich weitläufig. Im Farmhaus kann man die Produkte der Farm erwerben, im Restaurant Farmprodukte verspeisen, Farmtiere laufen auch herum. Unter anderem ein paar Esel, die ich sofort, wie Ihr Euch denken könnt, in mein Herz schließ.

Wir erstanden nach ausgiebiger Besichtigung auch ein paar Dinge für ein Abendbrot, das Ike ausrichten möchte und haben an der Kasse ewig gebraucht, weil eine Horde unentschlossener Kreischteenies unter der Aufsicht einer völlig überforderten Aufsichtsperson nicht genau wusste, wie man Dinge kauft und bezahlt. Ich nehm’s, ach nee, ich nehm’s doch nicht, oder doch, oder was, was kostet das nochmal. PUH! Aber unsere Einkaufstüte, die gleich noch eine Rolle spielen wird, war prall mit wunderbaren Sachen gefüllt.

Weiter ging es nach Avondale, wo sich Ike mit einer ihrer südafrikanischen Freundinnen verabredet hatte. Ein wunderbares Weingut, mit prachtvollem Garten vor dem Restaurant, sehr schönem Intérieur und aufmerksamer Bedienung. Auch hier kam alles aus ökologisch-nachhaltigem Anbau aus der Region bzw. vom Gut selbst, außer dem Lammfleisch, das aus der großen Karoo bezogen wird. Das Essen war sehr gut und mein Wein, eine extravagante Cuvée aus Sémillion, Viognier, Chenin Blanc und Rousseanne, ein Highlight. Ich hatte ihn wegen seines ulkigen Namensbestandteils „Duck Pekin“ bestellt, der mir suggerierte, ich hätte Pekingente im Glas. Die Aussicht, wie fast überall hier, spektakulär!

Vor dem Essen gaben wir unsere Einkaufstüte einem der Mitarbeiter, da es wirklich heiß war und uns die Sachen im Auto verdorben wären, und baten ihn, sie an einem kühlen Ort aufzubewahren. Nach dem Essen bestiegen wir Ikes Auto und ich frage, was liegt denn da für ein Kassenbon auf dem Sitz. Die Lebensmittel. Ich wieder zurück ins Restaurant. Der Tütenabnehmer nicht aufzufinden. Da haste aber mal eine Horde Menschen nach unserem Salat und Käse suchen sehen. Aber die Tüte würde gefunden. Halleluhjah.

Rolf und Otto wurden am Maison abgesetzt, ich fuhr mit Ike noch in den Ort, um weiteren Wein einzukaufen – unter anderem einen Geheimtipp des Verkäufers, das auch geheimtippig teuer war. Als er die Einkäufe zum Kofferraum brachte, sah er die Kisten von Lynx. Was wir denn bezahlt hätten? Ach so, ja, bei ihm gäbe es den viel billiger. Grmpft! Dann mussten wir noch zur Drogerie, mir gehen einige Toilettenartikel zur Neige. Kurz vor Abflug ist das zwar doof, aber man will dann ja nicht den Rest der Reise als Stinkerchen verschrien sein. Schreibt man verschrien eigentlich verschrien oder verschrieen?

Leider ging es Otto am Abend nicht so gut, und daher bestellten Rolf und ich ein Uber zu Ike. Es käme in soundso viel Minuten. Ich konnte in der App sehen, dass Michael, der uns abholen sollte, noch eine Fahrt zu Franschhoeks Nobelrestaurant Petit Colombe hatte. Dort hat er dann unsere Fahrt storniert. Dadurch haben wir mal eben 15 Minuten hier dumm rumgestanden, um dann doch zu Fuß zu Ike zu gehen. Wahrscheinlich hat er dort eine Fahrt nach Kapstadt oder ein anderes unmoralisches Angebot ergattern können. Der Abend war dann sehr unkomplizert, mit Salat, Brot, Käse und anderen Leckereien, gutem Wein und schönen Gesprächen auf Ikes Terrasse. Den Berg sind wir dann wieder zu Fuß heruntergetorkelt.

Alles in Allem war das ein sehr entspannter Tag mit viel Wein und schönen Erlebnissen. Immer noch sitzen wir im Trockenen, aber es ist schon sehr windig. Morgen soll es ein Unwetter geben. Aber ehrlich? Selbst dann ist es hier wahrscheinlich schön. Und ich glaube auch nicht daran. 😁

Geplant ist morgen ein Wiederholungsbesuch in Stellenbosch. Mal sehen, was unsere Gesundheit und das Wetter zulassen. Bussi in die Schnussi, von Eurem Gerry

Tag 13: Die Wanderung zum Fuße des M

Ihr Lieben,

beim Frühstück interviewten wir James, wo man denn möglicherweise gut wandern könnte. Oh ja, da gäbe es fantastische Möglichkeiten ganz nahe bei. Zum Beispiel im Mont Rochelle Nature Reserve. Man könne prima vom Main Gate zum Uitkykpunt laufen und dann entweder dort eine Scenic Route linkerhand oder aber auch einen fantastischen Bergwanderweg über den Perdekop-Gipfel laufen. Gaaaanz tolle Aussichten. Unvergesslich. Ein Traum. Und soooo leicht.

„Ist es auch nicht zu steil?“ – „Nein, gaaaar nicht! Hach, wie ich Euch beneide, ich würde gerne mitlaufen. Ich hatte Gäste, für die war das der Höhepunkt Ihrer Afrikreise! Bisschen hoch, dann wieder flach, bisschen hoch, dann wieder flach. Total easy!“

Nun, ein bisschen hoch und dann wieder flach, gefolgt von ein bisschen hoch und dann wieder flach… das trifft ja auch auf das Treppenhaus im Empire State Building zu, wenn man vom Keller auf die Aussichtsplattform läuft. Und so fühlte sich der Aufstieg dann auch an. Zwar gab es immer wieder einmal flache Wege, aber in der Regel ging es mit Holzbohlen verstärkte Naturtreppen hoch. Ich mache mir nichts vor, ich habe die Kondition einer mehligen Kartoffel. Aber wenigstens konnte ich daheim noch im Siebengebirge herumtollen. Hier war ich etwa eine Viertelstunde vor dem Ziel nicht mehr in der Lage, noch eine weitere Stufe zu erklimmen. Die übrigens bis zu etwa 40 Zentimeter hoch sein konnten. Meine durchtrainierten Bergziegen Rolf und Otto wollten den Rest bis zum Uitkyk noch besteigen, ich trat den schmachvollen Rückzug an. Beide waren sich aber einig, dass – wir waren schon von 700 auf 1100 Meter gekraxelt – auch sie die weiteren 300 zum Du Toitskop bzw. 400 Meter zum Perdekop nicht mehr überwinden wollten.

Ich drehte also um und legte mich nach dem ersten Schritt erst einmal auf die Fresse. Hui, dachte ich, das kann ja heiter werden. Rolf entfleuchte ein Heiligerbimbamm, es klang nach „Können wir den tattrigen Greis eigentlich alleine lassen?“. Aber ich suchte mir mein Tempo und kraxelte mehlkartoffelig die Hänge wieder herunter. Ich bewunderte die Flora, die Aussichten, die Farben. Ehrlich, das ist soooo ein schönes Wandergebiet. Aber man muss – zumindest für unseren Trail – ein bisschen Grundkondition mitbringen. Überall wächst Fynbos, die typische Vegetation hier. Es summt und brummt. Der Himmel strahlendblau. Fernsichten bis zum Kilimandscharo. Naja, das war jetzt etwas übertrieben. Aber nur ein bisschen. Ich erspähte Greifvögel!

Und dann lag eine kleine, schwarze Schlange auf dem Weg. Ach Du jeh. Ich meine, sie war nicht groß, irgendwie wie ein Aal. Aber ich bin kein Schlangologe und kann eine Puffotter nicht von einer Bordellnatter unterscheiden. Was tun? Ich beschloss, zuerst ein Foto zu machen, damit man mich im Falle eines tödlichen Bisses in die richtige Statistik einordnet. Ich wollte ja nicht als Kobratoter gelten, wenn es doch eine Königsviper war. Und in der Zeit, als ich nach meinem Fotoapparat wühlte, war der kleine Wurm schon verschwunden. Mit einem beherzten Satz hüpfte ich an der Gefahrstelle vorbei und war froh, wieder einmal nur knapp dem Tode entronnen zu sein.

Dann gab es noch bezüglich unseres Treffpunktes ein bisschen Verwirrung, da ich zu einem natürlichen Pool wollte, der sich aber in einer Schlucht befand, zu der ich KEINESFALLS herabsteigen wollte. Ich lief den beiden Alpengazellen entgegen, die sich aber für einen anderen Rückweg entschieden hatten. Ich saß daher ein bisschen verloren auf einem Stein, der mir nach kurzer Diskussion von einer Echse freigeräumt wurde. Naja, wir haben uns irgendwie gefunden, aber dabei den Parkwächter ziemlich verwirrt, der mehrmals Auskunft geben sollte, wo er wen und wann zuletzt gesehen habe. Wir liefen noch zu einem kleinen Tümpel, der gut von Amphibien bewohnt war, uns zum Baden aber ein wenig zu… äh… ja, tümpelig war.

„Du willst Dich doch jetzt nicht ernsthaft genau hierher setzen?“

Zurück im Hotel klärte ich James erst einmal über die Bedeutung des Wortes „steil“ auf. Er fand das rasend komisch. Aber ich nutze mal die Gelegenheit, ihn zu lobpreisen. Er kümmert sich sehr um seine Gäste und ist eine Quelle guter Tipps. Er macht sein Maison Chablis zu einer kleinen Wohlfühloase, da sieht man gerne über den ein oder anderen Minimangel hinweg. Wir poolten ein bisschen herum, dezimierten James‘ Biervorräte (Wandern macht durstig) und brachten unseren Aktivitäts-/Erholungspegel wieder in Balance. Schön.

Warum jetzt eigentlich Wanderung zum Fuße des M? Da vermutete ich meinen Umkehrentschlussort.

Am Abend wollten wir uns dann mit Ike im French Connection, einer altehrwürdigen Institution in Franschhoek treffen. James, der dies mitbekam, meinte, dass wir dann unbedingt Steak oder Ente bestellen sollten. Das taten wir und bereuten es nicht. Auch die Vorspeisen waren sehr gut. Wir haben sofort für unseren Abschiedsabend wieder die gleiche Ecke des Restaurants reserviert. Unseren Absacker nahmen wir dann bei Ike, von wo wir nach einer schönen Plauderrunde zu Fuß wieder nach Hause aufbrachen. Wir hatten das Thema Sicherheit im Lande diskutiert. Und es ist ein Thema. Aber hier in Franschhoek kann man ohne Furcht mal den Hügel runterlaufen.

Morgen werden wir mit Ike verschiedene Weingüter anfahren und auf einem besonders schönen zu Mittag essen. Es geht das Gerücht, es könne wieder – wie schon zuvor – wegen der Covid-Lage ein Alkoholverkaufsverbot ausgesprochen werden, und die kluge Frau baut vor. Wir freuen uns, denn so lernen wir wieder ein bisschen mehr von der Gegend kennen.

Jetzt aber mal liebe Grüße und Guads Nächtle. Euer Gerald

Tag 12: Die Wein-Tram

Ihr Lieben,

heute morgen war es etwas schwerer, aus dem Bett zu kommen. Merkwürdig. Sehr merkwürdig. Aber das Frühstück, das zumindest für mich keine Wünsche offen lässt, machte mich wieder fit und wir konnten den Tag planen. Nachdem Rolf gestern während des Online-Buchungsprozesses ständig rausgeschmissen wurde, konnte ich heute früh drei Karten für die blaue Linie um 12 Uhr erwerben. So hatten wir nach dem Frühstück auch noch etwas Entspannungszeit.

Wir liefen zur Tram-Information, wo wir einen Shuttlebus zum Bahnhof nehmen wollten. Dort rief uns ein gestresster Mitarbeiter einen Shuttle-Fahrer. Gestresst, weil gerade sein Info-Häuschen für Bauarbeiten aus dem Weg geräumt werden sollte. Nach kurzer Zeit holte uns dann auch ein Mitarbeiter zu Fuß ab, mit dem wir erst einmal mehrere Minuten in die falsche Richtung liefen, da er seinen Bus weit vom Infopoint geparkt hatte. Nun, da hätten wir eigentlich auch genausogut direkt zum Bahnhof laufen können. Am Bahnhof bekamen wir einen blauen Aufkleber auf die Brust gepappt, einen Abfahrtsplan in die Hand gedrückt und nach einem Kaffee wurden wir zu einem Bus dirigiert. Nanu. Heißt das Dings nicht Wein-Tram? Immerhin war der Bus ganz nett anzusehen. Offene Fenster, ziemlich voll. Und dann peste der mit einem Affenzahn von Weingut zu Weingut.

Das erste Gut hieß Atlas Swift, das kannte James, den wir beim Frühstück um Rat fragten, noch nicht, da es so neu war. Als wir es bei der Anfahrt sehen konnten, erschien es uns nicht so besuchenswert, und wir ließen es aus. Das zweite Gut hieß Pigcasso, und nein, dies ist kein Schreibfehler. James erläuterte uns, dass es da zwar auch Wein gäbe, aber die Attraktion ein malendes Schwein sei. Diese unglaublich lebensbereichernde Erfahrung wollten wir dann auch nicht machen. Am dritten Weingut stiegen wir dann aber aus: Mont Rochelle. Das war ein schönes Weingut, das wir aber nicht ausführlich besichtigten; stattdessen enterten wir das Restaurant „The Country Kitchen“, denn es war Mahlzeit-Zeit! Während wir dort saßen, rief Ike an, sie stoße mit Silke zu uns. Wir bestellten aber, bevor die beiden kamen, denn wir hatten ja Fahrplanstress. Das Essen war gut, der Sekt lecker und der Rotwein „MP Little Rock“ sogar sehr lecker. Da kann man auf jeden Fall (mal wieder) hin. Die Mädels kamen, wir aßen etwas zeitversetzt zusammen und dann ging es schon weiter zum Weingut „La Bri“.

Auch dort stiegen wir aus, es war aber keine architektonische Perle. Wir stürmten den Wine Tasting Room und entscheiden uns für ein Chocolate-Pairing (zu drei Pralinen je einen korrespondierenden Wein) bzw. ich mich für eine Standardprobe mit 4 Weinen. Bis auf La Bri Affinity überzeugte mich aber keiner so richtig. Nächster Halt: Holden Manz. Wir hatten uns zwar vorgenommen, dort auszusteigen, aber die Anfahrt war nicht vielversprechend. Da wir das Runter-vom-Bus-schnell-saufen-und-wieder-rauf-auf-den-Bus inzwischen auch etwas anstrengend fanden, beschlossen wir, etwas länger auf dem Weingut „La Grande Provence“ zu verweilen. Dort fuhren wir dann auch endlich mit der Bahn hin.

Das ist ein wunderbares Weingut! Kunst, Parks, schöne Gebäude, eine Galerie. Ich erstand zwei kleinere Wandskulpturen. Die kann ich Euch leider hier nicht zeigen, da sie bruchsicher verpackt wurden. Den Verkäufer fand ich auch sehr nett, aber deswegen habe ich da nicht eingekauft. Ich schwöre :-). Wir machten dann ein etwas entspannteres Winetasting, für das wir uns Zeit nahmen. Während wir auf unsere Käseplatte und die Weinauswahl warteten, rief Ike an, sie käme dazu. Sie hatte inzwischen Silke zum Flughafen gebracht, die uns heute schon verlassen musste. Also, angeblich stecken in jeder Flasche der Serie Angels‘ Tears 8.888 Engelstränen. Na, das zähle ich heute Abend aber mal nach. Ich erwarb nämlich zwei Flaschen Sauvignon Blanc, den ich eigentlich eher nicht so gerne trinke. Hier aber schmeckt der sehr gut. Das Grande Provence kann ich vorbehaltlos empfehlen. Ein toller Ort.

Ike bot an, uns nach Hause zu fahren, aber wir wollten noch weiter Wine-Tram fahren. Nur aussteigen konnten wir an keinem der beiden weiteren Weingüter mehr. Rickety Bridge und Franschhoek Cellar standen noch auf dem Plan. Es war aber inzwischen dafür zu spät. Wir haben uns dann aber noch mit einem amerikanischen Pärchen unterhalten, sie aus Washington D.C., er Mitarbeiter der Botschaft in Prätoria. Das war zwar ganz unterhaltsam, aber die Frau wurde immer berührungsfreudiger. Aber die Bahnfahrt dauerte ja nicht lang. Fazit: Gestern noch hatten wir überlegt, direkt mehrere Linien an verschiedenen Tagen zu buchen, aber es ist doch irgendwie sehr hektisch. Lieber suchen wir uns ein oder zwei wirklich nette Weingüter aus und fahren da mit einem Taxi hin.

Nach einer kurzen Erholungspause im Maison Chablis, unserem Domizil, machten wir uns auf gut Glück auf, einen Platz zum Abendessen zu finden. Einem Teil der Herren war nach Nudeln und so entschieden wir nach Speisekartenlage. Das sehr nette Café Franschhoek hatte drei Plätze am Kamin für uns. Ich informierte Ike, wo wir dinieren wollten und sie kam dann auch kurzfristig dazu. Man stellte dann wegen der vielen Gläser und Teller zwei Tische für uns zusammen und dann wurden wir von dem sehr effektiven Kamin gut durchgegrillt. Das Essen war gut. Es gab unter anderem Bobootie Spring Rolls. Frühlingsrollen mit einem traditionellen südafrikanischen Hackgericht gefüllt. Im Café Franschhoek gibt es aucheine interessante Zapfanlage. Man bekommt eine Karte und zapft sich seine Weine nach Wahl zusammen und bezahlt dann am Ende wie an einer Tankstelle. Das finde ich total innovativ. Es gibt auch das Event „Winemaker for a day“, bei dem man verschiedene Weine zusammenführen kann, um sein eigenes Cuvée zu kreieren. Im Preis dieser Veranstaltung inbegriffen ist eine Schürze, die einen als Winzer ausweist.

Wir nahmen noch einen völlig unnötigen 🙂 Absacker im Tuk Tuk und folgten dann dem Ruf unserer Zimmer im Hotel.

Also, es war ein schöner Tag mit einigen interessanten Aspekten und wir sind gespannt auf morgen. Ihr auch?

Liebe Grüße von Ike, Otto und Rolf und natürlich Eurem Gerry

Tag 11: Stellenbosch

Ihr Lieben,

nach einem wunderbaren und ausgiebigen Frühstück mit Rührei, Obstsalat, Joghurt und und und – das Problem dabei ist, dass man viel mehr isst, als wenn man sich alles selbst zurecht machen muss – brachen wir nach Stellenbosch auf, da wir mit Regen rechneten und dort zumindest Museen und dergleichen hätten besuchen können, ohne nass zu werden. Aber eigentlich müssten wir alle zusammen in einer feierlichen Zeremonie unsere Wetter-Apps deinstallieren. Ständig wird uns schlechtes Wetter prognostiziert und in der Regel ist es immer viel besser, als wir zu hoffen glaubten. Ist das ein perfider Trick der südafrikanischen Tourismusindustrie? Der uns glauben machen soll, dass es sogar bei schlechtem Wetter wunderschön hier ist? Aber was motze ich?

Natürlich ist auch Stellenbosch bei Sonnenschein schöner als bei Regen, also liefen wir herum und bestaunten kaphöllandische, viktorianische und gregorianische Architektur bei strahlend blauem Himmel. Wie auch in Franschhoek dominieren hier Restaurants, Galerien, Bars und Makler die eichengesäumten Straßen. Nur kommen hier noch viele Boutiquen, Souvenirshops und sonstige Läden dazu. Wir liefen zum Wahrzeichen der Stadt, der Moederkerk, liefen an den ältesten Häusern Stellenbosch‘ an der Dorpstraat vorbei, die jetzt Teil des „Village Museum“ sind und tranken Frappé bzw. Softdrinks mit Kuchenbegleitung im Java, einem Straßencafé mit unglaublich vielen jungen Besuchern. Stellenbosch hat eine renommierte Universität, die mit weit über 30.000 Studenten die Alterspyramide in dieser netten Stadt gehörig durcheinander bringt; nur spielte die Universität leider während der Apartheid eine unrühmliche, führende Rolle.

Unser nächster Halt galt dem sehr sehenswerten Gemischtwarenladen Oom Samie se Winkel. Und Gemischtwarenladen trifft es hier wie die Faust aufs Auge. Neben Damenwäsche liegen Candys, Marmeladen und Kühlschrankmagneten, Wein, Bücher… Ein wie ich finde großartiges Durcheinander! Ich erstand vier kleine Bilder, für die ich bestimmt ein hübsches Eckchen zuhause finden werde.

Da wir nicht wussten, wie es restauranttechnisch auf den Weingütern aussieht (voll, geschlossen, zu etepetete), aßen wir noch eine Kleinigkeit im Urban Alley Café. Das getoastete Brot, dessen Namen ich vergaß und das eine Spezialität sein sollte, war ein bisschen sehr matschig und vor allem mit Massen von Koriander bestreut. Gottseidank konnte ich den komplett wegmachen. Aber die Fritten waren bisher die besten während meiner Zeit hier. Rolf hat fast seine Liebe zu veganem Essen entdeckt, er hat wohl aus Versehen ein solches Gericht bestellt und gemocht. 🙂

Wir fuhren dann zum Weingut Delaire Graff. Das kannte ich schon von 2017. Leute, es ist nach wie vor ein Traum. Dieser Ausblick über das Tal. Diese viele Kunst. Diese Gärten. Wir schauten uns alles an, ließen uns vor der wunderschönen Kulisse ablichten, tranken einen leichten Rosé auf der Terrasse. Von dem nahm ich zwei Flaschen mit ins Hotel. Man brachte uns auch eine Shipping List für Wein nach Deutschland mit. Natürlich sind die Weine dann deutlich teurer, aber die wahre Sensation der Liste liegt woanders… Je nach Land, in das der Wein gehen soll, wird es noch teurer, und Deutschland liegt mit Frankreich, Italien und Österreich quasi auf den billigen Plätzen.

Zurück im Hotel schrieb ich die ersten Eindrücke des Tages auf und die Jungs legten sich ein bisschen beiseite. Gleich besuchen wir noch Ike und Silke im L’Hermitage und trinken Ikes Weinkeller leer. Dazu wird es wohl ein Risotto geben. Wir freuen uns und ich berichte dann weiter nach der
===WERBEPAUSE===

So, bin wieder da, es ist fast Mitternacht hier und windig und frisch auf meinem Balkon. Im L’Hermitage-Anwesen wurden wir von Ike und Silke mit Bubbles begrüßt, das ist das südafrikanische Pendant zum schweizerischen Aperó. Leckerer Sekt vom Weingut Boschendal. Es gab eine Wohnungsbesichtigung und anschließend auf der windgeschützten Terrasse einen Salat mit Feta, den Ike extra bei einem Restaurant bestellt hatte, weil der so lecker sei. Und das war er auch. Danach aßen wir drinnen noch ein Spargel-Erbsen-Risotto und versuchten dann im Wohnbereich Ikes Weinvorräte leer zu trinken. Es ist uns nicht gelungen. Aber wir haben uns immerhin sehr bemüht.

Unsere Pläne für morgen sind unklar. Wir wollten auf die Wein-Tram, aber die war ausgebucht. Wir schauen mal, ob das nicht doch irgendwie noch geht (denn im Internet ausgebucht heißt hier nichts – jetzt wäre der Gastbeitrag über Robben Island hilfreich), ansonsten wird halt irgendetwas gemacht. Und wie wir alle wissen, könnte das durchaus das ein oder andere Glas Wein beinhalten, auch wenn der Zug nicht für uns fährt.

Bis morgen, Ihr Lieben, wenn Ihr mögt.
Euer Gerald

Tag 10: Franschhoek

Ihr Lieben,

leider ging es mir heute morgen wieder schlechter. Die Halsschmerzen waren wieder da und ich hatte die Nase komplett zu. So etwas macht mich ja grantelig. Und dann mussten wir ja auch noch das schöne Haus verlassen. Ich schluckte eine Handvoll Pillen und packte. Gerald the Housekeeper bekam noch Geburtstagstörtchen und unser Trinkgeld (die Höhe hatte ich vorher bei Margot, der Besitzerin abgefragt, weil ich noch nie einen Ganztagesservice hatte) und freute sich sehr. Und dann ging es los nach Franschhoek. Ich habe mich so gut es ging leidend hinten auf der Rückbank eingerichtet und versucht, zu schlafen. Kurz vor Franschhoek dann Fotostop. Der Ausblick vom Pass auf das Tal war sehr schön! Und wir fuhren von bewölkt nach sonnig.

Im Hotel angekommen, wurden wir sehr wortreich begrüßt. Mein Zimmer ist ganz nett und hat einen eigenen Zugang über eine Wendeltreppe. Rolf und Otto sollten neben der Küche ohne Veranda oder Balkon Logis nehmen. Sie versuchten, dieses nicht ganz so optimale Zimmer zu tauschen. Für 4 Tage geht das jetzt, aber dann müssen sie wieder dahin wechseln. Naja, von Palast zu Hütte ist eine Umstellung. Aber jeder bekam zur Einstimmung schon einmal eine Flasche Wein geschenkt.

Nach dem Auspacken und der Einnahme weiterer Pillen enterte ich mit Rolf und Otto dann die City. Die ist sehr übersichtlich. Restaurants, Galerien, Makler und Bars dominieren hier. Wir aßen eine Kleinigkeit in der Tuk Tuk Microbrewery und liefen einmal die Hauptstraße rauf und runter, besuchten dabei eine Galerie mit sehr schönen Exponaten, kundschafteten Restaurants aus und informierten uns bei der Franschhoek Wine Tram nach den Möglicheiten. Die Haltestation der Wine Tram haben wir dann auch gleich noch besucht.

Zurück im Hotel ging es dann mal an den Pool. Es soll ab jetzt etwas gemütlicher laufen. Mehr Essen und Trinken und mehr Entspannung. Ike und Silke holten uns dann am Abend für ein Abendessen im Petit Manoir ab. Dort aß ich ein scharfes Lammcurry, das war sehr lecker und brachte mich ordentlich in Wallung. Um 21 Uhr verließen wir das Restaurant. Der ganze Ort war fast wie tot. Die Läden machten zu, es war kaum jemand auf der Straße. Also, das mit der Gemütlichkeit bekommen wir so wohl hin. Wir haben ja auch keine Gemeinschaftsräume mehr, wo wir uns zusammensetzen können. Die Wetterprognosen sind leider nicht so dolle, es wird Regen geben und oft bewölkt sein. Mal sehen, wie wir das dann hier alles gestalten.

Heute wird früh geschlafen, vielleicht ist morgen dann die Erkältung besser.

Viele Grüße aus dem Weinland, Euer Gerry

Tag 9: Betty’s Bay und noch einmal Cliff Path

Ihr Lieben,

heute Pinguine, die haben auch schon auf uns voller Aufregung in Betty’s Bay gewartet. Wir sind nach einem ganz tollen Frühstück (es gab Rührei und Toast und Früchte und Müsli undundund) wieder gen Westen gefahren, durch eine stürmische, regnerische Landschaft. Ike und Silke blieben im Ort, um sich ein wenig um Ikes Vertragsprobleme mit dem Fernseher in ihrem südafrikanischen Haus zu kümmern, dafür gibt es ein Büro hier, und dann zu shoppen und zu bummeln.

Die Fahrt war fast unspektakulär, bis wir an einem idyllisch gelegenen Township vorbeikamen. Wie kann das passen? Township und idyllisch. Wir haben uns fast mies gefühlt, da auf der Rückreise ein Foto zu machen.

Die Anfahrt zu den Pinguinen im Kogelberg Nationalpark ist etwas für Navis. Man findet sonst nicht dahin, da es über wirklich unscheinbare Nebenstraßen geht. Dieser Teil des Nature Reserve ist sehr klein, aber, wie ich finde, noch recht ursprünglich. Mir gefällt diese Kolonie unserer süßen Frackträger besser als die von St. James. Es war unglaublich stürmisch! Wir haben uns fast wie Arktisforscher vermummt und trotzdem drang der scharfe Wind durch alle Ritzen. Sofort am Anfang des Parks sahen wir einen Dassie, aka Klippschliefer. Endlich mal. Und dann Pinguine, Pinguine und noch mehr Pinguine. Alle sehr stoisch. Sie stehen herum, als würden sie auf etwas warten. Auf uns wohl nicht. Wir hörten jemanden fragen, ob sich diese putzigen Tierchen denn nicht auch mal bewegen. Nö. Selbst im Sturm nicht.

Wir sahen dann noch Kapkormorane, ein Wrack und eine Kaffeebudenbedienung. Mein Cappuccino war fast okay, Rolfs Cola kam aus der Dose und Otto hatte eine 300-Liter-Kanne Rooibosch-Tee für circa einen Euro.

Wir fuhren zurück nach Hermanus, um in Bientang’s Cave zu speisen. Samstag. Es war brechend voll. Reserviert? Nö, aber bittebittebitte. Wir bekamen einen Tisch zugewiesen… Und brechend waren auch die Wellen, die dann auch unseren Tisch erreicht haben. Wir nutzten die Chance, zu einem sichereren Tisch umzuziehen, als ein solcher frei wurde. Und hatten dann unseren Spaß, als alle Kunden, die sich über unseren freien Tisch freuten, danach mehr oder weniger nass wurden. Zu Beginn spielte auch noch eine sehr lebenslustige Combo auf.

Ike und Silke stießen zu uns, und wir liefen nach einem kurzen Plausch zu viert los, um noch einmal nach Walen Ausschau zu halten. Ike hat sich dabei ausgeklinkt. Einer der bekanntesten „spotting points“ ist Sievers‘ Point. Wir trafen dort auf ein niederländisches Vater-Sohn-Gespann, die kurz vorher eine Walkuh mit ihrem Jungen gesichtet hatten. Plötzlich sahen wir überall Wale. Oder auch Schaumkronen. Oder eben auch nichts, wie in meinem Fall. Es war auch einfach zu stürmisch für mich, um einen möglichen Blas (das ist die Walpusterei) zu erkennen, denn Schaumkronen dominierten das Meer. Silke stand sehr hoch an einer Klippe und bekam dennoch eine volle Ladung Brandung ab. Das war für uns das Signal zum Rückzug, sie sollte jetzt ja nicht auch noch einen Fips bekommen. Wir beschlossen, strammen Schrittes zurückzugehen.

In unserer Baracke (höhö) hatten wir noch knapp eine Stunde Ausruhzeit. Denn wir hatten das Café 1904 angerufen, um zu reservieren. Und es war ausgebucht, aber man würde uns um 18 Uhr noch bekochen können. Lange Gesichter bei uns. So früh???? Wir bereuten es nicht. Wir durften so lange bleiben, wie wir wollten, und es schmeckte alles sehr gut. Da kann man definitiv hingehen!

Mit dem Taxi fuhren wir zurück zu unserer Absteige und nahmen noch einen Absacker.

Housekeeper Gerald hat heute Geburtstag und Ike hat ein kleines Küchlein gekauft, das er morgen erhält. Wir müssen dann morgen auch hier weg. Ich persönlich finde es fast schade. Es ist ein unglaubliches Haus. Natürlich kann man immer noch etwas aussetzen, wie einige Reviews auf einschlägigen Websites beweisen. Aber wer es hier nicht schön findet, hat einen behandlungsbedürftigen Schatten. 10 von 10 Punkten.

Es ist mal wieder sehr spät und ich hätte noch so viel über diesen Tag zu plaudern. Ich fasse es mal so zusammen: Ich bin sehr froh, hier am Western Cape zu sein.

Morgen geht es für eine Woche nach Franschhoek. Zieht Ihr mit uns um?

Liebe Grüße, Euer Gerry