Erdbeer-Törtchen

Ihr Lieben,

heißt es Tartelette, Tortlett, Törtchen…? Ich weiß es doch auch nicht. Ich hatte auf jeden Fall massenweise Erdbeeren, die DRINGEND verarbeitet werden mussten. Ich entschied mich dafür, Bowle zu trinken. Aber ich hatte ein halbes Kilogramm Erdbeeren. So viel Bowle kann selbst ich nicht… Ich putze erstmal alle Erdbeeren, halbierte sie und vermengte sie mit 4 Teelöffeln Zucker.

Ich entschied mich, aus einem Teil eine Erdbeer-Vanille-Quark-Creme zu machen und damit Mürbeteig-Törtchen zu füllen. Und das geht so:

220 Gramm Mehl, 125 Gramm kalte, in kleine Würfel geschnittene Butter, 65 Gramm Zucker, eine Prise Salz und 1 ganzes Ei werden zügig mit den Händen zu einem kompakten, glänzenden Teig verknetet und dann so richtig mafiös kalt gestellt.

Dann verrührt man einen großen Becher Magerquark mit einem Becher fertiger Vanillesauce (die hatte ich noch im Kühlschrank, man kann die natürlich auch selbst schnell herstellen), zuckert die mit geschätzten 5 Esslöffeln Zucker, püriert mehrere Löffel der gezuckerten Erdbeermasse und rührt das alles mit Agar-Agar zu einer Masse.

Der gekühlte Teig wird in 12 gleichgroße Stücke geteilt, diese werden in eine beschichtete (und ggf. gefettete) Muffinform zu Tartelettes ausgeformt und bei 180°C etwa 15 Minuten gebacken. Aufpassen, dass nix verbrennt.

Mit einem Spritzbeutel die gefestigte Masse (mehrere Stunden Kühlschrank!!) auf die Mürbeteigtaler auftragen und noch mit halbierten Erdbeeren verzieren. Lecker!

Viel Spaß beim Nachmachen, ist unaufwändig und macht schon was her.

Euer

Ein Wochenende zwischen Quesadilla und Erdbeertartelette

Ihr Lieben,

kaum aus Berlin zurück (auf der Rückreise ging natürlich auch nicht alles glatt, aber die Probleme hielten sich in Grenzen) ging es auch schon weiter mit Reisen. Naja, die erste führte mich Freitag zum Rheinauhafen, das ist jetzt nicht sooo weit. Dort traf ich mich mit Monika, Jasmina, Rolf und Otto beim Mexikaner. Leider mussten wir bei schwülem Wetter im unklimatisierten Inneren sitzen, da die Terrasse nicht reservierbar ist, und diese natürlich bei dem Wetter überrannt war und schon ein halbes Dutzend Gruppen auf der Warteliste standen. Und nein, man konnte nicht drinnen sitzen bleiben und trotzdem auf die Warteliste. Okay.

Mexikanisch ist nicht die schlechteste aller Küchen, aber man hatte sich hier auf Nachos, Tortillas und Quesadillas spezialisiert, alles mit reichlich Koriander und schwarzer Bohnenpaste. Wurscht, dann eben einen Salat mit Rinderstreifen genommen. War dann ganz in Ordnung. Immerhin gab es einen hochwertigen Grauburgunder. Nach dem Essen sind wir dann aber in den benachbarten Biergarten umgezogen, der allerdings nur Getränke (und kein Essen) im Self-Service anbietet. Insgesamt war das ein sehr netter Abend, auf dem Spaziergang heim konnte ich von der Südbrücke aus ein paar schöne Stadtpanoramen knipsen.

Samstag dann musste ich einigermaßen früh raus, ich war mit Ike, Erika und Udo in Ahrweiler zum Mittagessen im Hof eines bekannten Weinguts verabredet. Und da die Strecken von Bonn und Remagen nach Ahrweiler immer noch nicht wieder hergestellt wurden, musste ich großzügig planen. Was stimmt eigentlich nicht mit den Verantwortlichen? Wie kann man Jahre nach der Flut die Eifel noch nicht wieder vernünftig an den ÖPNV angebunden haben? Als wären die Menschen, die dort leben, nicht schon genug gestraft. Das müsste eigentlich erste Priorität haben!

Hin habe ich es einigermaßen gut geschafft, nur eine Viertelstunde Verspätung. Zu meiner Überraschung saß Ike schon am Marktplatz, wo wir uns ein Bierchen gönnten, bevor wir ins Restaurant aufbrachen, wo Erika und Udo uns auf dem Weg einholten. Es war ein sehr schöner, sehr langer und genussreicher Nachmittag, fast bis wir den Tisch ohnehin hätten räumen müssen. Die Bad-Münstereifler blieben über Nacht, ich fuhr nach Köln zurück.

Was für ein Akt das wieder war. Der Schienenersatzverkehr fuhr nicht da ab, wo es mir angezeigt wurde, daher lief ich 15 Minuten zum Bahnhof, wo gerade einer wegfuhr. Mir zuckte schon wieder der Kamm. Ich stellte mich als Anhalter auf die Straße, ohne mir etwas zu versprechen. Aber, oh Wunder, nach zwei Minuten hielt schon ein junger Mann, der mich sogar bis zum Bahnhof nach Remagen brachte, obwohl es für ihn ein kleiner Umweg war. Danke noch einmal, Finn! Das fand ich super von Dir! Ich erwischte sogar den ursprünglich geplanten Zug, nur dass der dann nicht losfuhr. Man warte auf einen anzukoppelnden anderen Zugteil. Naja, mit 45 Minuten Verspätung war ich dann in Deutz.

Den Sonntag verbrachte ich dann mit Papierkram, Aufräumen, Waschen und Backen. Ich hatte Donnerstag nach dem Büro Erdbeeren gekauft, die ich in einer Bowle verwursten wollte, hatte aber keinen Sekt mehr im Haus. Ich! Keinen Sekt! Na, die Bowle gibt es heute Abend und am Nachmittag buk ich kleine Tartelettes, die ich dann mit Erdbeer-Crème füllte. Die gibt es dann auch morgen im Büro.

Also, so könnte gerne jedes Wochenende verlaufen (abgesehen vom Nahverkehr), schön entspannt, liebe Menschen treffen, genießen.

Liebe Grüße, Euer

Happy Pride allen Teilnehmenden!

Berlin 2025: Charlotte und der Freischwimmer

Ihr Lieben!

Wenn ich auf Reisen bin, mache ich ja gerne Selfies. Dabei fiel mir heuer auf, dass ich aktuell einen eher wirren Haarschopf mein eigen nenne und beschloss, mir am Vormittag einen ansehnlicheren Schnitt verpassen zu lassen. Jessas, man kann dafür in Berlin zwischen 10 und 2.500 Euro ausgeben. Ich entschied mich für die preisliche Mitte. Also 27 Euro. Anschließend suchte ich eine Filiale der Optikerkette mit dem F. vornedran auf, da einer dieser Pröppel, die auf der Nase sitzen, von meiner Brille abgebrochen war. Das zwickte etwas. Der freundliche Herr im Laden tauschte direkt beide Pröppel für umme aus, das fand ich sehr nett. Die Brille sitzt seitdem übrigens besser als zuvor. Ich erkundete noch ein wenig die Shoppingmöglichkeiten auf der Wilmersdorfer Straße, aber es ist ja inzwischen kaum noch ein Unterschied zu erkennen; ob Köln, Berlin oder Oer-Erkenschwick, alles der gleiche Einheitsbrei.

Geschniegelt, gebügelt und mit Fassung (hihi) konnte ich nun Schloss Charlottenburg erkunden. Hier hat die (spätere) preußische Königin Sophie-Charlotte ihren Sommersitz gehabt. Man kann mehrere Teile des Schlosses besichtigen, mir reichte heute das sog. alte Schloss. Es gibt vor allem Räume und Portraits zu sehen. Mit Hang zum ausgeprägten Doppelkinn. War vielleicht früher mal ein Schönheitsideal. Oder die Herr- und Damschaften waren alle übergewichtig. Oder beides. Bei Selfies immer nur von oben knipsen, wisst Ihr bestimmt.

Früher hatten sich die Herrscher übrigens alle noch ganz doll lieb, wie man am Treffen der drei Könige sehen kann. Ich fuhr zum Winterfeldtplatz, weil ich dachte, es sei Markt, aber da hatte ich mich vertan. Der ist mittwochs (und samstags) und nicht dienstags. Zudem wäre ich wegen der Öffnungszeiten auch auch zu spät gewesen. Aber ich empfehle, den mal zu besuchen, der ist nett.

Ich fuhr zurück zu „meinem Kiez“ und aß bei Al Capone eine sehr, sehr leckere Pizza von der Tageskarte (die geht erfreulicherweise bis 17 Uhr!), guckte mir die Galerien in Uhland-, Fasanenstraße etc. an (gottseidank bin ich gerade fast pleite) und süppelte mir noch einen Aperol, bevor ich… ach, Ihr wisst schon, die Siesta!?

Am Abend, ich deutete es gestern an, traf ich mich im „Freischwimmer“ in Kreuzberg mit Margit und Thomas zum Abendessen. Margit hatte gelesen, dass ich in Berlin bin und so verabredeten wir uns spontan. Wir kennen uns ja von der Namibiareise und halten freundschaftlichen Kontakt. Das Restaurant liegt sehr schön an einem Flutgraben der Spree und ist schon eine ganz besondere Location. Es war nur gut laut, schräg gegenüber ist ein Techno-Laden, und das Servicepersonal schien von allem etwas angenervt. Aber das ist ja inzwischen eine gängige Attitüde. Es war ein sehr schöner Abend, die Zeit verging wie im Flug und das Essen war auch in Ordnung!

Tja, das war es schon wieder mit Berlin, drückt mir mal die Daumen für eine glatte Rückreise. Wir sehen uns auf Reisen spätestens im September! Aber auch vorher werde ich über das ein oder andere berichten. Bis dahin, macht es gut, Euer

Berlin 2025: Die Köpenickiade

Ihr Lieben!

Same procedure as last day: Lange schlafen, lange frühstücken. Dann aber los, und zwar nach Köpenick, dem Ort, an dem der Schuster Wilhelm Voigt 1906 die Stadtkasse entwenden konnte, weil er sich als Hauptmann ausgab. Vorbeigefahren mit dem Boot war ich da schon mal, das sah auch aus der Ferne ganz nett aus. Kann man ja mal hin, dachte ich. Nun, ich hatte jetzt zwar keine kleinstädtische Mega-Preziose erwartet, aber es war deutlich uninteressanter, als erwartet.

Beim guten ersten Eindruck half jetzt auch nicht, dass fast alle Straßen aufgerissen, fast alles eingerüstet war; Köpenick ist eine einzige große Baustelle! Sowohl in der Neu-, als auch in der Altstadt. Die paar Sehenswürdigkeiten waren zudem auch schnell abgeklappert: das Rathaus, wo die berühmte Köpenickiade stattfand (die Carl Zuckmayer 25 Jahre später in einem Drama verwurstete und den „Hauptmann“ so unsterblich machte), das Köpenicker Schloss, die Spazierwege an Dahme und Spree.

Auf der S-Bahnfahrt nach Köpenick erreichte mich die Nachricht, dass mein Flixtrain am Mittwoch storniert worden war. Yeah! Man bot mir unzumutbare Umbuchungen auf Busse an. 9 Stunden Fahrt nach Leverkusen, z.B. Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste in den sauren Apfel beißen und mir ein überteuertes DB-Ticket buchen. Nicht ganz so teuer, wie das von Erika und Udo, aber 60 € musste ich halt doch noch einmal draufzahlen. Für mich wären jetzt also beide Fahrten ersatzlos ausgefallen, daher werde ich Flixtrain künftig einfach ignorieren und empfehle dies auch allen anderen. Der absolute Hammer aber ist, dass die mir dann auch noch eine freche Mail schrieben, sie bedauerten, dass ICH storniert hätte und hofften, mich bald wieder zu sehen. Sachma, geht’s noch? Mein Resumée: 🤢🤮💩!

Auf dem Rückweg in die Stadt stieg ich an der S-Bahn Hackescher Markt aus, um im 1840, einer alteingesessenen Restauration, eine Berliner Weiße „Waldmeister“ und eine Currywurst zu mir zu nehmen. Die Currywurst war knapp über daumengroß, der Krautsalat hätte in ein Teelichtdöschen gepasst, aber wenigstens war alles ganz lecker.

Zum himbeerfarbenen Licht hätte natürlich besser die Weiße mit Himbeersirup gepasst…

Die Affenhitze in der Stadt setzte mir körperlich ein bisschen zu, und so verzog ich mich auf das klimatisierte Hotelzimmer, für die inzwischen in meinen Freizeitrhythmus fest integrierte Siesta.

Heute Abend spielt AC/DC im Berliner Olympiastadion, man erkennt es unter anderem daran, dass zu Hunderten ältere Herrschaften in Rockerkluft oder Band-T-Shirts herumlaufen. Aber wenn Angus Young und seine Band ins Publikum schauen, wissen sie wenigstens immer, wie sie heißen, ist doch praktisch. Für heute Abend habe ich da aber Abstand von genommen und mir lieber eine Karte für die ‚Bar jeder Vernunft‘ gekauft, wo der „Shooting Star der Berliner Jazz-Szene“ – so die Werbung – Atrin Madani, am Piano begleitet von Paul Hankinson, auftreten sollte. Ich war da vor Jahren schon mal zu Gast, kann mich aber nicht erinnern, wer damals da auftrat. Hätte mir mal ein T-Shirt kaufen sollen! Es könnten die Geschwister Pfister gewesen sein. Aber auch ein Marianne-Rosenberg-Double. Ich muss wohl noch genauer Tagebuch führen! Der Saalplan der Bar jeder Vernunft zeigte noch eine einigermaßen große Auswahl an freien Plätzen an, und ich, da völlig ahnungslos, ob mir das gefällt, nahm den letzten billigen Sitzplatz für 12,90 Euro.

Ihr Lieben, das war fantastisch! Madani hat in 5 Sprachen gesungen, ist ein großartiger Entertainer und ein exzellenter Sänger. Fast hätte ich am Ende meinen BH auf die Bühne geworfen! Der australische Pianist stand ihm aus künstlerischer Sicht in nichts nach, der hat mal eben das b-moll von Tschaikowsky als Lückenfüller dahingehämmert. Man kennt sich schon länger und man merkt das, es ist ein eingespieltes Team. Solltet Ihr mal Gelegenheit haben, ihn zu sehen: Macht es!!! Es ist mir ein Rätsel, warum es da freie Plätze gab. Werbung: Am 2. und 3. November spielen die Beiden wieder dort.

Der Grauburgunder war auch lecker, mein Sitznachbar angenehm und sehr informiert über die Musikszene hier, alles in allem ein sehr guter Abschluss eines schönen (Flixtrain ignorieren wir jetzt mal) Tages.

Berlin ist, ich erwähnte es, ein Ort, an dem ich gerne bin. Eigentlich kann ich gar nicht so richtig fassen, wieso. Als ich dauernd beruflich hierherkommen musste, fand ich die Stadt mal so richtig doooof. Privat kommt sie ganz anders daher. Ich mag die Häuser, die breiten Straßen, den irgendwie vollkommen reduzierten Autoverkehr, das viele Grün, das viele Wasser, das kulturelle Angebot. Aber Berlin wird auch überrannt. Es wird von Jahr zu Jahr touristischer und damit einhergehend auch teurer. Auf dem Heimweg sprachen mich auf dem Ku’damm die Damen vom Gewerbe auf englisch an. Wie sich hier die Preise entwickelt haben, vermag ich aber nicht zu sagen.

So, morgen letzter Tag. Schade. Programm gibt es noch keines, außer dass ich am Abend in Kreuzberg verabredet bin. Da freue ich mich auch schon drauf. Tisch ist reserviert, vielleicht esst Ihr ja virtuell mit.

Liebe Grüße, Euer

Wer den Krautsalat findet, markiert ihn bitte…

Berlin 2025: Treibgut

Ihr Lieben,

heute gibt es einen unspektakulären, sehr kurzen Bericht; ich habe mich, wie gestern angekündigt, einfach mal nur treiben lassen. Die wahrscheinlich wichtigste Nachricht des Tages: Erika und Udo sind ohne Katastrophen gut wieder daheim angelangt.

Ich habe lange geschlafen, lange gefrühstückt und mich dann in den Bus gesetzt, jeweils mit Fahrtunterbrechung an Schloss Bellevue, dem Reichstag und dem Brandenburger Tor. Von da aus lief ich zum Tiergarten, wo ich mir selbst am Neuer See ein Radler ausgab. Kaum saß ich am Seeufer, kam ein Schauer runter. Das Wetter war heute sowieso sehr kapriziös. Regen, Schwüle, Sonnenschein, stürmische Böen (sic!), alles war dabei.

Am frühen Nachmittag machte ich ein kleines Nickerchen im Hotel, um danach zum Alexanderplatz zu fahren und von dort ins Nikolai-Viertel zu laufen. Das ist fast Pflichtprogramm, ein entzückendes Viertel, ein lauschiges Städtchen in der Stadt, wie man es eigentlich so nicht vermutet. Hier erstand ich völlig überteuerte Kühlschrankmagnete und setzte mich ans Spreeufer, um Königsberger Klopse zu essen. Alle paar Jubeljahre muss das mal sein. Quasi die deutsche Version von Albóndigas. Bevorzugt mit vielen Kapern in der Sauce! Die Weltzeituhr am Alex scheint defekt zu sein, ihrer Zeit nach befand ich mich irgendwo in Nordamerika.

Es wird mal wieder Zeit für eine weitere Verschwörungstheorie: Man hat mir irgendwann mal einen GPS-Tracker eingepflanzt (weiß Gott, wann), der alle weltweit über WhatsApp vernetzten Raucher informiert, sobald ich mich auf einer Terrasse zum Essen hinsetze. Eine Minute, nachdem das Mahl auf dem Tisch steht, bin ich umringt von einem Dutzend Raucher. Es ist wirklich zuweilen zum Kotzen. Am schlimmsten sind ja die „Dampfer“ mit ihren parfümierten Liquids à la Hello-Kitty-Fürzchen. Verschwörungstheorie Ende.

An der Spree entlang, über die Museumsinsel und an Humboldt-Forum und Dom vorbei lief ich bis zu den Heckeschen Höfen, von wo ich mit der Bahn zum Hotel fuhr.

Alles in allem ein sehr gemütlicher Tag. Morgen muss ich dann aber mal wieder was für mein Geld tun. Äh, ja. Einen Ausflug in die Umgebung unternehmen vielleicht. Mal sehen.

Liebe Grüße, Euer

Es ist aber auch ein entzückender Magnet, oder?

P.S.: das gestrige Konzert ist in der ARD Mediathek abrufbar. Wir sitzen von der Bühne aus gesehen direkt links oben neben dem Balkon. Man kann uns gar nicht verfehlen… 😁

Berlin 2025: The forest stage

Ihr Lieben,

das Frühstück heute war schon deutlich besser, als das von gestern. Viel mehr Kaffeeauswahl, Obstsalat, Joghurt… das lasse ich mir die nächsten Tage gerne gefallen. Nur der Lachs fehlte. Wir trafen uns um 9 Uhr, schmausten ein bisschen und brachen gegen Viertel nach 10 Uhr auf zum Reichstagsufer, um zweieinhalb Stunden mit dem Bötchen die Spree entlang zu schippern. Ich hatte diese Tour letztes Jahr schon einmal gemacht, aber Bootfahren geht bei mir bekanntermaßen ja immer.

Der Ausflugsdampfer war recht voll und wir bekamen mit Ach und Krach ein paar zusammenhängende Stühle ab. Zu spät merkte ich, dass es im Raucherbereich war und zu spät merkten wir, dass sowohl direkt hinter uns und direkt links von uns äußerst erzählfreudige Menschen mit durchdringenden Stimmen Platz genommen hatten. Eine halbe Stunde hielten wir das aus, dann suchten wir uns im vorderen Teil des Schiffes einen Platz. Da war es dann deutlich besser. Mir erschließt sich nicht, warum Gruppen eine – übrigens jetzt ja auch nicht preiswerte – Schiffsfahrt buchen, um sich dann ohne Sinn für Landschaft und das meditative Schippern gegenseitig totzuschnattern. Naja, chacun à son go^ut.

Es war auf jeden Fall streckenweise sehr schön, nur der Teil an den Industrie- und Großmarkthäfen ist jetzt nicht so wirklich sehenswert und spannend. Erläutert wurde auf deutsch und englisch, wobei man sich unglaublich Mühe gegeben hatte, selbst die deutschen Namen auf englisch auszusprechen, was einen ziemlich affektierten Eindruck machte. So wurde das Bode-Museum zum „boad-mjusiäm“ und der Virologe Robert Koch zu einem „kock“. Die Spree heißt dann „S-prieh“.

Hier mal ein paar Impressionen der Tour:

Nach der Rückkehr fuhren wir wieder zum Savigny-Platz und kehrten dort bei einem Italiener zum „lönsch“ ein. Der Kellner war sehr präsent und lustig. Prinzipiell ist das ja eine prima Eigenschaft, aber wir spekulierten dann doch darüber, ob der nicht abends auch denkt, wie anstrengend sein Job ist. Zumal ich ja gar keinen Clown als Bedienung erwarte. Nicht missverstehen, er war ein netter Kerl. Das Essen war auch völlig okay, die Eifeler hatten Nudeln, ich nahm ein Cordon bleu mit Bratkartoffeln. Typisch italienisch halt. Aber als deutsche Kartoffel kann ich sagen, dass die Pfannenknollen super zubereitet waren! Und auf dem Schiff brauchte ich noch Wasser, hier ging dann schon wieder ein Glas Wein.

Wir hatten ja gestern ausgiebig Spaß und das machte sich ein bisschen bemerkbar. Vor dem Hintergrund, dass wir noch Abendprogramm mit den Berliner Philharmonikern hatten, entschieden Erika und ich uns für eine Siesta, Udo lief derweil zur Gedächtniskirche. Ich hatte mich leider beim Italiener für einen Espresso aufs Haus entschieden, und meine Siesta war ein wenig von Herzrasen bestimmt. Jaja, jetzt wird wieder der ein oder andere behaupten, dass man von Espresso ja so was gar nicht bekommen kann… bei mir ist das aber leider so.

Gegen 20 vor 6 Uhr fuhren wir dann Richtung Pichelsberg zur Waldbühne. Der Zug war schon gut gefüllt mit Konzertbesuchern. An der S-Bahn-Haltestelle zogen wir wie ein riesiger Lindwurm zu den Eingängen. Es fand, wir kannten das schon, dennn ich war nun schon zum 6. Mal hier, eine Taschenkontrolle statt. Bei mir wurde bemängelt, dass meine Tablettendose aus Blech war. Ich möge doch nächstes Mal eine aus Plastik mitbringen. Leute. Ich sah die in blutrot gehaltenen Lettern der Boulevard-Zeitungen vor mir: „Gustavo Dudamel von Tablettendöschen erschlagen. So elendiglich verblutete der Stardirigent!“. Egal. Wir nahmen unsere Plätze ein, Udo besorgte den traditionellen Becher Erdbeerbowle, Fassungsvermögen 1 Liter, die Erdbeeren groß wie Melonen. Für jeden einen Bottich, selbstverständlich.

Das Konzert war durchweg super. Grobes Thema war „Nord- und südamerikanische Komponisten“. Für mich einiges unbekanntes, aber wirklich schönes dabei, alles sehr schmissig, weniges etwas skurril. Der Bassbariton Ryan Speedo Green sang Copland-Lieder, gekrönt wurde alles durch eine Orchestersuite der symphonischen Tänze aus Bernsteins „West Side Story“. Die Zugabe war ein wilder Mix aus Tritsch-Tratsch-Polka und südamerikanischen Rhythmen, vielleicht Ginastera oder Villa-Lobos, super vermengt. Der Gänsehautmoment war dann, wie immer, die „Berliner Luft“ von Paul Lincke, bei der das Publikum regelmäßig außer Rand und Band gerät. Grandios!!

Die Rückfahrt ist, bei knapp 23.000 Besuchern des Konzertes, immer eine Herausforderung. Wir hatten diesmal im unteren Bereich Sitzplätze, da ging erst einmal 20 Minuten gar nichts. Insgesamt brauchten wir deutlich mehr als eine Stunde, bis wir wieder in der City waren, hin benötigten wir knapp 25 Minuten. Wir waren sehr froh, dass wir in der Bleibtreustraße dann ein spanisches Restaurant fanden, in dem wir noch Getränke bekamen. Der Wirt auch sehr jovial und laut, die armen Nachbarn. Wir kamen mit den Tischnachbarinnen ins Gespräch, G. und G., zwei äußerst gut gelaunte und gut erhaltene 70erinnen aus… Köln. Die Welt ist klein. Sie kannten sogar meine Petition gegen Raser, denn eine Nichte wohnt an der betroffenen Straße. Udo kannten sie von Auftritten her. Übrigens, für die, die es nicht wissen sollten: Udo ist ein Weltklassemusiker, der schon auf den Leverkusener Jazztagen aufgetreten ist. Mehr gerne dann per PN.

Erika und Udo verlassen mich morgen, das schon in aller Frühe. Wir trennten uns daher gegen kurz nach 1 und sehen uns auch nicht zum Frühstück. Hoffentlich klappt, Ihr beiden Süßen, Eure Rückreise besser, als die katastrophale Anreise!

Also, das war wieder ein sehr schöner Tag: leckeres Essen, gute Gesellschaft, ein Boot, ein mitreissendes Konzert. Mehr braucht der Gerry nicht, um glücklich zu sein. Drei Tage habe ich noch vor mir. Ich bin planlos und lasse mich treiben. Treibt ihr es… äh… lasst Ihr Euch mittreiben? Herrjeh, Deutsch ist manchmal übertrieben nuanciert! Würde mich freuen, liebe Grüße, Euer

Berlin 2025: Hallo Taxi, Ku’damm Ecke Tauentzien…

Ihr Lieben!

Den Wecker hatte ich mir für heute früh auf 9 Uhr gestellt, ich wollte ausschlafen. Allein, um 7 Uhr fand eine Konferenz genau vor meiner Tür statt, so klang es jedenfalls. Nach 10 Minuten war ich ausreichend genervt, die Tür aufzureißen und zu fragen, ob die Sitzungszimmer zu teuer gewesen wären und man daher beschlossen hätte, vor meiner Tür zu tagen. Die Herren entschuldigten sich wortreich und verpieselten sich. Da an Schlaf jetzt nicht mehr zu denken war, beschloss ich, zum Frühstück zu gehen und es so weit wie möglich auszudehnen.

So ansprechend das Zimmer, so nett das Personal auch ist, das Frühstück, das ich beim Check-In zubuchte, war seine 20 € nicht wert. Es gab einen sündhaft edlen Kaffeeautomaten, in den aber nur drei Getränke einprogrammiert waren: Kaffee, heißes Wasser, Kakao (wir haben das preiswertere Modell in der Firma und etwa 15 Varianten an Heißgetränken zur Verfügung). Es gab kein frisches Obst, es gab keinen Joghurt. Die Brötchen waren total matschig; hatte man vergessen Sie aufzubacken? Wurst- und Käse-Tabletts waren geplündert. Schade, dass man auf den letzten 100 Metern eines Marathons den sehr guten ersten Eindruck so zunichte machen muss. Ich checkte aus und begab mich zu meinem zweiten Hotel für die nächsten fünf Nächte. Das Zimmer war natürlich noch nicht fertig, aber man nahm mir schon meinen Koffer ab.

Das Hotel liegt auf der Höhe U-Bahn Uhlandstraße. Ich lief erst einmal hinunter bis zum Wittenbergplatz, wo ein kleiner Markt stattfand, einen kleinen Abstecher erlaubte ich mir in die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Ich bin jedes Mal total geflasht von der inneren Ausgestaltung der neuen Kirche mit den blauen Glasbausteinen, als auch von den Mosaiken in der alten Halle.

Es begann zu nieseln, so flüchtete ich, da ich ja aus Zucker bin, in das KaDeWe. Die Fressetage hat sich im Laufe der Jahre ja auch ziemlich gewandelt. Ich weiß gar nicht, ob ich es nie wahrgenommen hatte, aber ganz oben kann man in einer Art halbgläsernen Halle sitzen. Im Aufzug lernte ich dann, dass die Etage „Wintergarten“ heißt. Ich gönnte mir dort ein sündhaft teures, italienisches Wasser. Jaja, ihr könnt es ruhig glauben, Wasser.

Erika und Udo waren indes auf dem Weg von Bad Münstereifel nach Berlin. Sie hatten einen Flix-Train gebucht und ihnen wurde quasi drei Minuten vor Abfahrt mitgeteilt, dass der leider nicht fahre. Sie mussten sich für den Gegenwert eines dreistöckigen Gebäudes in der Kölner Innenstadt DB-Tickets kaufen. Die Entschädigung: 0! Ist das zum Kotzen? Ja!! Ich bat sie, einen Gastbeitrag zu schreiben und sie trugen mir folgendes auf:

🤢🤮💩

Ehrlich, ich bin da bei Ihnen. Und man muss mal dringend was machen bzgl. Verkehrswende. Alles, aber auch wirklich alles ist attraktiver als Bahnfahren!

Irgendwann, ich saß inzwischen im „Petrocelli“ und nuckelte an einem völlig überteuerten Spritz, kamen beide mit ihrem Köfferchen angedackelt. Auf den Anreisestress nahmen wir erst einmal ein Getränk. Dann nahmen wir ein Willkommensgetränk. Dann eins auf unser glückliches Wiedersehen. Und dann fiel uns ein, dass wir ja eine Reservierung in einem italienischen Restaurant haben, daher zogen wir uns auf eine Stunde in unsere Zimmer zurück.

Apropos Zimmer: Um hier preiswert zu übernachten, wurde ich Mitglied der Hotelgruppen-Family. Das brachte mir ein Upgrade auf eine bessere Zimmerkategorie ein, für die ich einen niedrigen Witzbetrag zahlen musste (4 Euro pro Übernachtung). Es könnte mit Balkon sein, hieß es. Erika ans Hotel: „Da reist ein Diepolder mit uns an, sorgen sie bitte für einen Balkon!“. Hotel: „Mal gucken.“. Ich: „Ach herrjeh, was denken die jetzt von mir?“. Kurzer Langredesinn: Ich habe einen Balkon! Yeah!

Wir aßen abends im Mamma Monti, hatten eine gute Vorspeisenplatte und wirklich leckere Nudeln. Die wurden im Parmesanlaib flambiert und großzügig getrüffelt. Lecker. Im Nachbarraum feierte ein Mitglied eines bekannten Berliner Ensembles Geburtstag, es wurde auf hohem gesanglichen Niveau ein Lied namens „Limoncello“ gesungen, ich ging kurz hin, gratulierte und bekam einen sehr leckeren Limoncello vom Geburtstagskind ausgegeben. Ok, der ging aber wahrscheinlich sowieso aufs Restaurant. War aber sehr nett!

Den Abend ließen wir dann auf meinem kleinen Balkon ausklingen. Und normalerweise lest ihr hier von furchtbar aufregenden und spannenden Erlebnissen, heute war es ein super schöner, entspannter Tag mit lieben Freunden. Während wir im Petrocelli saßen, lief sogar eine Berliner Kollegin an uns vorbei. Es ist eigentlich nicht das schönste Erlebnis, im Urlaub einen Kollegen zu treffen. Aber Andrea ist wirklich seit mehr als 30 Jahren eine total geschätzte und liebe Berliner Mitarbeiterin von uns! Daher habe ich mich, ich glaube Erika auch, sehr gefreut, dass wir durch Zufall aufeinander stießen.

Das ist eigentlich ein sehr unspektakulärer Tag für mich gewesen, aber ich habe mich unglaublich gefreut, dass Erika und Udo und ich jetzt eine schöne Zeit in Berlin haben können.

Morgen geht es aufs Boot. Und an die Waldbühne. Und möglicherweise gibt es zwischendurch Königsberger Klopse. Wollt ihr das alles miterleben?

Liebe Grüße, Euer

P.S.: Wer weiß noch, aus welchem Lied die Textstelle aus der Blog-Überschrift stammt?

Berlin 2025: Der Prolog

Ihr Lieben!

Mich hat es mal wieder nach Berlin verschlagen. Einen Tag früher als geplant. Denn eigentlich wollte ich mit Erika und Udo auf das Abschlusskonzert der Berliner Philharmoniker auf der Waldbühne (das hatten wir schon vor langer Zeit verabredet) und zusammen mit den Beiden mit einem Flix-Train ab Freitag von Köln aus dahin. Wir hatten schon Pläne, wer wie viele Stullen und Piccolöchen in die Kühltasche packt. Dann kam mir eine Dienstreise nach Braunschweig am heutigen Donnerstag dazwischen. Ich fuhr nämlich zur Verabschiedung einer meiner Mitarbeiter in Braunschweig (45 1/4 Jahre in der gleichen Firma!!!) und zu einer anschließenden Besprechung dort. Es wäre ja Unsinn gewesen, Donnerstagabend wieder nach Köln zurückzufahren, um sich dann in der Frühe wieder auf den Weg nach Berlin zu machen. Die gemeinsame Zugfahrt war daher Geschichte, ich fuhr Donnerstagabend von Braunschweig nach Berlin. Und buchte noch eine Nacht in einem anderen Hotel, mein vor Monaten gebuchtes wollte für die eine Nacht leider viel zu viel Geld.

Die Verabschiedung war dann auch sehr nett, gottseidank hat die Bereichsleiterin die große Rede gehalten (und das sehr gut!), so musste ich das nicht mit meinen in den letzten Tagen hingekritzelten und auf der Bahnfahrt ausformulierten Notizen erledigen, sondern konnte kurz, launig und frei sprechen. Das fällt mir wesentlich leichter. Übrigens, Michael, der zukünftige Ruheständler, war ein Kollege, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können. Dann absolvierte ich noch meine Sitzung und machte mich spätnachmittags auf zum Bahnhof, wo ich mittendrin in einen Wolkenbruch erster Güte geriet. Platschnass kam ich am Braunschweiger Bahnhof an, wo ich noch eine dreiviertel Stunde Zeit hatte und mir daher seit langem mal wieder den großen Hamburger bei der Bratbude mit dem gelben M gönnte. Das passiert so einmal alle zwei bis drei Jahre und jedesmal nehme ich mir vor, dass es das letzte Mal war. Und dann ging die Odyssee los. Leute, ich hätte in der Zeit locker wieder nach Köln zurück und dann wieder rauf nach Berlin fahren können.

Wegen Unwettern und Oberleitungsschäden tat sich in Braunschweig nix! Gaaar nix! Alle Züge in den Nordosten fielen aus oder wurden über Wladiwostok umgeleitet. Ich setzte mich in den nächstbesten Zug mit Ziel Berlin, der fuhr dort mit 75 Minuten Verspätung dann ab, musste Wolfsburg umfahren und hielt alle naslang in der Pampa an, um andere Züge durchzulassen oder weil ein Nahverkehrszug die Strecke blockierte. Jede Stunde wurde auf die Verspätung eine weitere Stunde aufaddiert. Die Bordgastronomie war inzwischen geplündert. Insbesondere das Stop and Go zehrte an meinen Nerven. Und das ohne Grauburgunder!

Mein Plan, den ersten Abend in Berlin noch nett spazieren zu gehen oder eine Bar zu besuchen, scheiterte schlussendlich daran, dass ich statt abends fast mitten in der Nacht im Hotel ankam. Mit Ach und Krach schaffte ich es zu einem nahegelegenen REWE, um mich fünf Minuten vor Ladenschluss mit einem Salat (Wiedergutmachung für den Burger) und einem Wein einzudecken. Statt 85 Minuten brauchte ich (auch wegen des zusammengebrochenen S-Bahn-Verkehrs) 5 Stunden von der Firma in Braunschweig ins Hotel nach Berlin. Ich weiß, diese ewigen Litaneien über die Bahn nerven. Ja, mich auch. Wenigstens ist das Hotel wirklich nett und extrem preiswert!

Morgen treffen wir drei Hübschen uns dann mittags in unserem gemeinsamen Hotel am Ku’damm (mein heutiges ist in Gesundbrunnen) und machen ab da die Stadt unsicher; Restaurants sind gebucht, Bootsfahrten organisiert, Konzertkarten aufgebügelt. Erika und Udo fahren dann am Sonntag zurück, ich bleibe noch bis Mittwochfrüh, bis mein Flixtrain mich um unchristliche 8 Uhr etwas wieder nach Köln bringt.

Ja, uns und später mich alleine würde es natürlich wieder freuen, wenn ihr bei unserem kleinen Hauptstadtbesuch dabei sein würdet. Und wenn Ihr mal nichts von mir lesen solltet, liegt das bestimmt an technischen Problemen und nicht daran, dass ich seit Stunden in eiem Zug sitze und gerade innerlich Amok laufe.

Liebe Grüße, Euer

P.S.: Das Beitragsbild ist von einem früheren Besuch Berlins an der East Side Gallery.

P.P.S.: Erika und Udo, ich wünsche eine perfekte und entspannte Anreise, ich meine ja, ich hätte für unser kleines Grüppchen schon genug Bahnärger gesammelt!

Bukarest 2025: der Epilog (mit Tipps)

Ihr Lieben,

ich muss ein Geständnis machen. Kurz vor Abreise schrieb ich Erika, ich sei ein wenig unmotiviert, die Reise anzutreten. Ich hatte mich nur grob mit Bukarest beschäftigt und hatte den Eindruck, dass ich mich nicht besonders für diese Stadt begeistern werden würde. „Werch ein Illtum!“, um mal Ernst Jandl (einen meiner Lieblingsdichter) zu zitieren. Ich bin mehr als angetan von den Menschen, von dem pulsierenden Leben (auch wenn es bei bestimmten Gelegenheiten auch etwas weniger pulsierend für mich sein dürfte!), von den vielen Sehenswürdigkeiten, den Parks, von der Grundstimmung insgesamt. Bukarest ist definitiv eine Reise wert! Eigentlich hatte ich ja nur zwei volle Tage. Aber ich habe versucht, so viel wie möglich mitzunehmen. Natürlich hätte ich auch noch den Palast des Volkes besuchen können. Natürlich hätte ich Schloss Peles besuchen können. Natürlich hätte ich einmal in einen Nachtclub… ooops. Im Leben nicht!

Ich rate euch, nehmt euch mindestens zwei Tage mehr Zeit, rudert einmal auf einem See in einem der Parks herum, sitzt einfach mal dumm rum und glotzt! Das habe ich gestern, als ich das Nachmittagsessen einnahm, sehr genossen. Extrem-Glotzing. Man kann sich dann z.B. über Menschen amüsieren, die über Blumenrabatte in das Restaurant einfallen und lautstark ein Heineken fordern, um dann höflich wieder vor die Tür gesetzt zu werden.

Man kommt mit Englisch ganz gut rum, erstaunlicherweise kommt man mit Französisch noch etwas weiter. Die Rumänen und die Franzosen verbindet offensichtlich eine historisch begründete, tiefe Freundschaft. Da wären wir wieder beim „Paris des Ostens“.

Bei meiner Ankunft hob ich rumänische Lei im Wert von 100 € ab. Für eine ziemlich saftige Gebühr. Wenn ich nicht noch am Flughafen wie wild Kühlschrankmagnete (einer hässlicher als der andere) gekauft, einen Kaffee getrunken und 250 Lei wieder zurückgetauscht hätte, wäre ich mit rumänischen Lei im Wert von 95 € wieder abgereist. Man kann, ich habe sogar den Eindruck, man soll, überall mit Karte zahlen, inklusive der Trinkgelder.

Budarest… äh… Bukapest… äh… Michael-Jackson-City hat einen hervorragenden ÖPNV. Google Maps kennt den leider nicht so richtig, ich schrieb es bereits. Das Metro-Ticket, das ich mir zu Beginn gekauft habe, hat gute Dienste geleistet. Man muss sich halt ein wenig die Strecken angucken. Bukarest investiert übrigens ein Heidengeld in den Ausbau des U-Bahn-Systems. Es wird in naher Zukunft weitere Streckenverbindungen geben. Apropos über Blumenrabatten ins Restaurant einfallen… an der Haltestelle Piața Unirii versagten Mitarbeiter des Transportunternehmens einer besoffenen und randalierenden Touristengruppe den Zutritt zur Metro. 😳 What? Yeah!

Mein Hotel war zwar wirklich zufriedenstellend und verkehrstechnisch gut angebunden, aber im Falle einer Rückkehr nach Bukarest würde ich ein Hotel in der Nähe der Piața Unirii suchen, denn da begann und endete in der Umgebung fast jeder meiner Ausflüge. Allerdings ruinierten die 20 Minuten Fahrt dorthin mein Leben jetzt auch nicht wirklich. Immerhin zahlte ich für das Komfortzimmer hier nur knapp 70 € die Nacht, inklusive Frühstück. Und über das habe ich zwar gelästert, aber es war eigentlich vollkommen ausreichend.

Ich bin ja als alter Köln-Lästerer bekannt. Daher jetzt noch ein bisschen Köln-Bashing: Warum schafft Bukarest es, die Stadt so sauber zu halten? Warum sprudeln die Brunnen in Bukarest? Warum ist der öffentliche Personennahverkehr einfach nur ein Traum? Klar, es gibt Dinge, die in meiner Wohnstadt besser geregelt sind, Stichwort Stolperfallen, aber hier läuft doch einiges viel großstädtischer, als in dem Provinzdorf, in dem ich wohne, in der die Dorfälteste mit ihrem senilen Stammesrat, aka Dezernate und Verwaltung, einfach nur die Fortentwicklung der Stadt behindert und dabei großzügig Geld verschwendet. Und das ist ja nicht erst mein Eindruck seit dieser Reise.

Was die Abreise angeht: Hotel-Check-out, Bahnfahrt, Security Control, Flug… alles easy peasy. Am Gate stand der Junggesellenabschiedskreis vom Hinflug, die haben sich aber während des Fluges unglaublich ruhig verhalten, sie sahen aber auch übelst verkatert aus. In Düsseldorf wollte ich dann die Regionalbahn 1 nehmen, die hatte dann mal wieder 30 Minuten Verspätung. Willkommen in der Heimat!

Ja, wie hulle!

Ihr Lieben, ich habe mich sehr gefreut, dass ihr mitgereist seid, vielen Dank für die vielen Kommentare, auch via Signal und per E-Mail (allein ein halbes Dutzend wegen des Vatertags-Irrtums *schäm*) und ich freue mich auf die nächste Reise, die nach Berlin geht.

Alles Liebe, Euer

Für die virtuell Mitreisenden… 😁

Bukarest 2025: Paläste, Prunkbauten, Popen

Ihr Lieben,

was ich gestern noch vergaß zu erwähnen: Man muss immer auch ein halbes Auge auf den Boden richten. Stellenweise sind die Gehwege und Fußgängerzonen unglaublich marode. Löcher, fehlende Platten… dazu die Unart, auch an Fußgängerüberwegen mal kleine Poller in den Weg zu stellen.

Ich nahm mir ja vor, auszuschlafen, das ist mir auch gelungen. Durch nunmehr lauwarmen Kaffee und aromatische Tomaten gestärkt machte ich mich auf zu unerforschten Welten, allerdings per pedes und Metro, nicht mit einer Enterprise. Wie komme ich zur Nationalkathedrale? Wo ist denn der Triumphbogen? Apropos. Bukarests Architekten haben gerne Bauten aus anderen Metropolen kopiert, man wollte dazugehören. Passagen aus Mailand, Palazzi aus Rom, der Petit Palais aus Paris findet sich eins zu eins im Gebäude der CEC-Bank wieder. Der Prachtboulevard Ceaușescus sollte sich mit den Champs-Elysées messen. Die Nationalbank (glaube ich) wurde nach Genfer Vorbild hochgezogen. Und ja, man hat daher auch einen Arcul de Triumf. Den kann man raufkraxeln. Und wo man raufkraxeln kann, ist der Gerry nicht sehr weit.

Erst einmal aber ging es in den „Frühlingspalast“ der Familie Ceaușescu, die Eintrittskarte buchte ich beim Frühstück online, wobei die englischsprachigen Führungen leider ausverkauft waren und ich daher eine rumänische Führung buchen musste; man konnte aber einen deutschen Audioguide für 4 € dazumieten.

Eigentlich war das Haus ursprünglich für protokollarische Anlässe gedacht, aber nach dem Tod von Gheorghe Gheorghiu-Dej, dem Vorgänger von Nikolae Ceaușescu, nahm dessen Familie das Haus für sich in Beschlag. Einzig Nixon durfte da mal auf Staatsbesuch hin. Natürlich steht die Villa in einem Viertel, in dem auch heute keine armen Menschen leben; in der Nähe gibt es schöne Parks und Seen. Die Führung durch das Haus selbst war nur mäßig interessant, der Schwerpunkt lag auf Erläuterungen, welche Vase zu welcher Angelegenheit Ceaușescu von wem geschenkt bekam. Teller von Königin Elisabeth, Vasen von Königin Wilhelmina, der Teppich von Shah Reza Pahlevi. Hier wohnte Ehefrau Elena, da wohnte Sohn Valentin, dort Tochter Zoia usw. usf. Nicolae aß gern saure Suppen, hatte einen Herrenfriseur im Haus, die Mosaiken im Schwimmbad wurden von berühmten Künstlern entworfen. Die Führerin versprühte die Vitalität eines altbackenen Brötchens, sie war sichtlich gelangweilt von ihrem immer wiederkehrenden Monolog, den sie völlig monoton herunterleierte. Kritische Anmerkungen zur Geschichte der Familie gab es nur in fast stummen Untertönen. Zudem war die Besuchergruppe riesig und trampelte sich gegenseitig auf den Füßen herum. Fotografieren im Haus war verboten, vielleicht findet Ihr Fotos von den Innereien im Internet, es ist alles sehr pseudoversaillistisch. Die Mosaiken im Schwimmbad sind nur aus Versehen auf mein Handy gelangt. Draußen kreischten übrigens Pfaue um die Wette. Die haben ja ein druchdringendes Organ, meine Güte!

Durch den König-Michael-Park (benannt nach dem König des Landes, nicht dem König des Pop, obwohl der eine Gedenktafel an der nach ihm benannten Allee hier hat; den Humor dahinter finde ich spitze) spazierte ich zum Triumphbogen. Der erste stand dort Ende des 19. Jahrhunderts, war aus Holz gefertigt und war der Unabhängigkeit gewidmet. Dann gab es einen weiteren hölzernen, um den „Ruhm“ des ersten Weltkriegs zu feiern (man beschäftige sich gerne mal mit der Wankelmütigkeit in Bezug auf Verbündete in den Kriegen). In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts dann gab es einen aus Stein, dem Pariser Vorbild nachempfunden. Eintritt 3 Euro. Man hat von oben einen schönen Blick. Auf den Zwischenetagen wird ein wenig zur Geschichte des Bogens erläutert.

Mein nächstes Ziel war die Baustelle der Nationalkathedrale. Mir war bewusst, dass man da nicht einfach so reinspazieren durfte, aber ich wollte das schon mal aus der Nähe sehen. Ein gigantischer Bau, er wird nach Fertigstellung wohl die größte orthodoxe Kirche Europas darstellen. Mich würde mal interessieren, wie viel Prozent Bauzeit und Kosten dieses Projekt in Relation zur Kölner Opernsanierung hat.

In direkter Nachbarschaft liegt die kleine Kirche St. Johannes Chrysostomus. Da geht es sehr wuselig zu. Der Priester sitzt draußen, die Beine hochgelegt und die Gemeinde steht Schlange, um bei ihm Gehör zu finden. Derweil putzen Gemeindemitglieder die Kirche, fegen den Hof, arrangieren Blumen. Nicht der schlechteste Job, oder? Nur das ständige Handabschlecken der Bittsteller würde mich stören. Ein entzückender Ort.

Jetzt war ich gerade schon auf Religion gepolt, da guckte ich mir direkt noch den Patriarchatshügel und die Domnița Bălașa-Kirche an. Ersterer ist ein sehr ruhiger und entspannender Ort. Wenige Besucher verirren sich auf den Hügel mit dem wirklich schönen Gebäudekomplex. Die Kirche selbst beherbergt eine äußerst sehenswerte Ikonostase.

In der zweiten Kirche, die durch hohe Gebäude versteckt ist und die man fast schon suchen muss, platzte ich in eine Taufe. Ich duckte mich und guckte ein kleines bisschen zu. Jeder Pfarrer hätte Tränen des Glücks (und der Verzweiflung) in den Augen gehabt: Der Priester litanisierte etwas und dann setzte der wohl begabteste Kirchenchor unserer Zeit ein. Konzertreif. So einen engelsgleichen Gesang bekommen die inbrünstig krakeelenden Inges und Wilfrieds in unseren Kirchen nicht hin. Erst recht nicht, wenn die Gemeinde mitgrölt. Ach, ich bin ungerecht. Ich weiß.

Es war inzwischen schon 16 Uhr und ich hatte ein Hüngerchen. Ich lief wieder durch das Lipscani-Viertel und war allerorten abgeschreckt von der lauten Beschallung. Endlich traf ich auf ein Restaurant, das authentische Küche versprach und nur dezente Musik laufen ließ. Kaum hatte ich bestellt, war die Freude darüber offenbar so groß, dass man aufdrehte. Michael Jackson. Vorhin war ich ja noch durch die Michael-Jackson-Allee gelaufen. Man liebt ihn und man kann hier wohl nicht gut ohne Lärm sein. Das traditionelle rumänische Essen, das ich bestellte, waren dann Lammspieße und Pommes. Immerhin hatte ich zum Kaffee typische Papanaşi mit Schmand und Blaubeeren. Eine Riesenportion, die ich nicht schaffte.

Es wurde Zeit für ein kleines Mittags… äh… Vorabendschläfchen und so kehrte ich für zwei Stunden ins Hotel zurück. Ich wette, ich kann nachher nicht einschlafen. Egal. Abends hatte ich kaum Hunger und so gönnte ich mir nur ein Stück Pizza auf die Hand. Heute Nachmittag hatte ich übrigens ein Salatblatt dabei, nicht, dass es heißt, ich ernährte mich hier nicht wirklich ausgewogen. Ach ja, und die Frühstückstomate nicht zu vergessen!!

Es ging zum heute letzten Programmpunkt in Bukarest: Auf der Piața Unirii, die am Ende der Champs-Nicolae liegt, gibt es einen Haufen Springbrunnen, die werden wochenends zur Freude der Touristen illuminiert und choreographiert. Ich war bereits um 21 Uhr vor Ort, da sprudelten sie schon schön bunt. Eine Menge Leute waren ebenfalls vor Ort. Um 21 Uhr 20 wurden die Wasserspiele abgestellt. Geraune. Man muss sich übrigens die Masse an Springbrunnen vorstellen, die sich auf diesem Platz verteilt, es sind Dutzende! Um 21:30 Uhr dann die Ansage, es ginge los. Und es ging los! Mit, wer konnte es ahnen, Michael Jackson. Heal the world. Danach folgte ein Oldie, but Goldie nach dem anderen. Und es war spektakulär und wunderschön. Fast schöner als die Wasserspiele in Dubai und Singapur. Einfach, weil es so viele Brunnen waren, weil es so ungezwungen und leicht war und weil Volksfeststimmung herrschte. Kleinkinder tanzten zu Pink Floyds Wall. Man wird übrigens nass, wenn man zu nah an die Brunnenränder geht. Das war ein supertoller Abschluss für den Tag. Solltet Ihr Euch mal hierher verirren, dürft Ihr das keinesfalls verpassen!

Morgen geht es schon wieder zurück in die Heimat. Und ich habe noch keine Kühlschrankmagnete. Herrjeh! Bin gespannt, ob ich das noch auf die Reihe bekomme.

Liebe Grüße aus Bukarest, Euer

Diesen Begriff nehme ich übrigens zu aller Leidwesen in meinen Wortschatz auf. Wie geht es Dir, Gerry? Wow, echt total fruttifresh, danke!