Prolog zum Prolog: Erika fragte schon per WhatsApp nach dem Prolog zur Reise, sie sei so gespannt! Ja, Ihr Lieben, so muss das!! So arbeitet man sich in der Erbfolge nach oben!!!
Jetzt aber: Ahoi, Ihr Lieben!
Die Hälfte meiner Urlaubszeit ist nun fast schon rum, gefühlt jedenfalls, da ich mit der Deutschen Bahn nach Frankfurt fuhr. Dazu aber später noch ausführlicher.
Und ja, Ahoi!, denn es geht auf eine Schiffsreise. Letztes Jahr waren einige Bekannte im Dezember in Asien, hatten schönes Wetter und tolle Erlebnisse. Da dachte ich mir, dass ich das auch mal buchen könnte. Meine Wahl fiel – auch bestärkt durch positive Berichte – auf „Mein Schiff 5“, welches am 3. Dezember zur großen Fahrt von Dubai nach Singapur aufbricht. Da mir eine Nacht Dubai und eine Nacht Singapur für diese beiden Megastädte nicht ausreichte, habe ich jeweils drei Nächte davor bzw. danach noch zugebucht. So ersparte ich mir die Flüge, die die Reederei gebucht hätte und konnte für den Differenzpreis einen Emirates-Flug nach Dubai in der Economy-Klasse sowie einen Vietnam-Airlines-Flug über Hanoi in der Business-Klasse buchen, ohne, dass mich das wesentlich mehr gekostet hat. Ich habe zwar am Umsteigeflughafen Hanoi mehrere Stunden Wartezeit, das aber immerhin in der Business-Lounge.
Das Schiff wird auch einmal im Oman, zweimal in Sri Lanka (wer hat schon jemals von Hambantota gehört?) und dreimal in Malaysia anlegen. Es mussten also tonnenweise Reiseführer bestellt und durchforstet werden. Leute, ich habe mich selten so intensiv vorbereitet und mich doch selten so unvorbereitet gefühlt. Allein, was man in Dubai, Kuala Lumpur und Singapur alles unternehmen kann! Für die anderen Zwischenstopps werde ich mich großteils auf die vermittelten Ausflüge von TUI verlassen, von denen ich auch schon vorab viele gebucht habe. Wirklich interessante Angebote waren übrigens schon einen Tag nach Freischaltung ausgebucht, wie z.B. der Besuch in einer Orang-Utan-Auffangstation. Für Dubai (wie auch für Singapur) habe ich vorab ein Dreitagesticket im Hop-on-Hop-off-Bus gebucht sowie eine sündhaft teure Eintrittskarte für die Aussichtsplattformen des Burj Khalifa erstanden. Für Kuala Lumpur wollte ich eine Karte für die Petrona Towers erwerben, das war drei Wochen vorher (!!!) leider nicht mehr möglich. Also, man sieht, für die wirklich wichtigen Sehenswürdigkeiten muss man zeitig vorreservieren.
Wovor ich mich ein bisschen fürchte sind die Seetage. Sieben an der Zahl. Was macht man einen ganzen Tag lang auf einem Schiff? Naja, ich habe ein paar Workshops gebucht (z.B. Cocktails mixen, Brot backen, Wein verkosten) und viel Lesestoff eingepackt. Und vielleicht tun mir ein paar Stunden Zwangsentspannung ja auch mal gut. Ob es jemanden stört, wenn ich dann den ganzen Tag im Pyjama rumrenne?
Heute ging es – ich erwähnte es schon – erst einmal nach Frankfurt in ein einfaches Hotel, da der Flug morgen schon um 6 Uhr zum Einchecken bereit steht und ich mich keinesfalls quasi mitten in der Nacht auf die deutsche Bahn verlassen wollte. Mein Gepäck hatte ich schon gestern mit dem Auto in die GRS gebracht (es ist hanebüchen viel Gepäck!), wo ich heute noch bis 15 Uhr arbeitete, um dann aufzubrechen. Der Zug war komplett ausgebucht und pickepackevoll! Wie die Sardinen standen die Passagiere auch in den Gängen. Wenigstens musste ich nicht mit einer 120-jährigen Nonne um meinen reservierten Sitzplatz streiten, das wäre mir schwer gefallen. Man verjagt ja nicht einfach eine potenzielle Mutter Teresa.
Natürlich fuhr kaum jemand außer mir mit Maske, dafür waren aber alle mehr oder weniger verrotzt. Immerhin fuhr der Zug mit nur 10 Minuten Verspätung von Köln ab. Er schaffte es aber dennoch, 99 Minuten zu spät in Frankfurt anzukommen. Kurz vor dem Bahnhof Flughafen stand er und stand er und stand er. Einige Passagiere gaben panische Laute von sich, ich denke, mindestens ein Herr, der sowieso schon einen Zug wegen Ausfalls hat sausen lassen müssen (naja, da sauste eigentlich ja gar nichts), wird es nicht mehr geschafft haben, da wir auch wieder eine Teilstrecke zurückfuhren und dann nicht am Fernbahnhof, sondern am Regionalbahnhof hielten. Ich sag Euch, wer sich auf die Bahn verlässt, der ist verlassen. Und ich bin früher mal so gerne Zug gefahren.
Das Hotel ist simpel, der Teppich durchaus einer Betrachtung durch die Seuchenbehörden würdig, es liegt dafür aber nah am Bahnhof. Und falls eine Schneeflocke auf dem Gleis den Schienenverkehr in Frankfurt lahmlegen sollte, kann ich immer noch mit dem Taxi fahren. Meine grenzenlose Begeisterung für das Frankfurter Bahnhofsviertel ist ja vielleicht bekannt, daher ging ich auch nicht mehr aus, sondern deckte mich bei einem REWE to Go mit einem sehr leckeren Salat ein.
Ich werde morgen, wenn alles planmäßig verläuft, erst am späten Abend im Hotel in Dubai ankommen und daher dann noch nicht so viel zu berichten haben. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mich wieder auf meiner Reise begleitet. Wenn Ihr mal nichts von mir hört, dann liegt das eher an den technischen Gegebenheiten und nicht daran, dass ich mich in der Wüste verlaufen habe und fürderhin mein Leben als Nomade in einfachen Zelten fristen werde.
Ick freu mir! Bis bald! Euer
P.S.: In der Erbfolge steigt man übrigens auch nach oben, wenn man eine Flasche kalten Sekt als Willkommensgruß auf die Kabine 9159 bringen lässt 🙂
Demnächst bekommt auch noch die winzigste Handtasche Rollen und einen Griff…
bevor es dann ab nächster Woche wieder mit Reiseberichten losgeht, heute noch ein Rezept für einen leckeren Auflauf, denn ich muss ja anfangen, meine Vorräte auszumisten.
Es fehlt der Spinat. Die Kartoffeln sind schon angekocht, die Sauce angerührt.
Ich schäle eine Handvoll Kartoffeln, schneide sie in dünne Scheiben und koche sie für etwa zehn Minuten in Salzwasser. Eine rote Zwiebeln wird geschält und ganz dünn gehobelt! Eine Packung Spinat wird gewaschen und geputzt. Dann verrühre ich einen Becher saure Sahne mit drei Eiern und einem Glas Milch, zwei bis drei Esslöffeln Meerrettich aus dem Glas, drei zerdrückten Knoblauchzehen, viel Pfeffer, Cayennepfeffer, etwas Zucker und wenig Salz. Die Sauce wollte ich nicht zu dickflüssig haben, daher war sie mir am Ende leider einen Tacken zu flüssig! Ich habe übrigens noch drei Stangen in Ringe geschnittene Frühlingszwiebeln untergehoben.
In einer gefetteten Auflaufform schichte ich nun die Kartoffel- und Zwiebelscheiben mit Spinat und Lachs und gebe ab und zu ein wenig der Sauce darüber. Gekrönt wird das Ganze mit Reibekäse und Butterflöckchen.
Schichtarbeit in Gerrys Küche
Ab in die vorgeheizte Röhre bei 180 bis 200°C, für so etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde. Dazu gibt es etwas Salat mit einer einfachen Vinaigrette. Persönlich denke ich, es ist sehr lecker geworden.
heute ist Tag der Singles, für die gibt es – da die Folgen ja keinen stören – Zwiebelkuchen…
Aber im Ernst. Gestern sollte bei der lieben Petra eigentlich Doppelkopf gespielt werden und sie kündigte Zwiebelkuchen und Federweißen (den ganz jungen, noch gärenden Wein) an. Leider kamen bei zwei Mitspielerinnen familiäre Probleme dazwischen, so dass der Abend ausfiel. Ich hatte mich sehr auf Zwiebelkuchen gefreut, daher bereitete ich ihn mir nun selbst zu.
Wirklich aufpassen muss man eigentlich nur bei dem Teig, der sollte mit abgewogenen Zutaten geknetet werden. Mit der Füllung kann man herumspielen, sie sollte nur nicht zu flüssig sein.
Der Teig: 225 Gramm Mehl mit 150 Gramm kalter Butter in Stückchen, einem Ei und einer guten Prise Salz schnell mit der Hand verkneten, bis ein glatter Teig entstanden ist und das Mehl komplett aufgenommen wurde. Zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie gewickelt in den Kühlschrank stellen. Die Buttermenge ist hoch, aber das sorgt für einen sensationell buttrigen Geschmack!
Für die Füllung habe ich 150 Gramm gewürfelten Schinken, 5 kleingewürfelte große Zwiebeln, eine in dünne Halbringe geschnittene Stange Lauch sowie 4 gepresste Knoblauchzehen in wirklich viel Butter angedünstet und mit Salz, Pfeffer, Rosenpaprika, Kümmel und Majoran sowie etwas Rohrzucker gewürzt. Nach 20 Minuten ist diese Masse in der Regel fertig. Sie muss dann auskühlen.
Wenn dies geschehen ist, werden ein Becher Schmand sowie drei ganze Eier untergerührt. Nun eine Tarte- oder Springform fetten, den Teig darin verteilen, so dass der Boden einigermaßen gleichmäßig dick und ein Rand vorhanden ist, mit einer Gabel Löcher in den Teig stechen und dann die Füllung darauf geben. Ab in den vorgeheizten Ofen für circa 40 bis 45 Minuten bei 180°C Ober-/Unterhitze. Aber schon vorher ab und zu mal nachsehen, nicht dass da was verbrennt.
Man kann sich beim Teig aber auch mehr Mühe beim Verteilen geben 🙂
Dazu passen natürlich prima ein Federweißer (oder ein roter Sauser) und ein einfacher Salat. Achtung: Die Mischung Zwiebelkuchen und gärender Wein ist definitiv nicht für ein erstes Date geeignet! 🙂
es ist wieder passiert. Das Bett ist erneut zusammengebrochen. Diesmal habe ich das fotografiert. Warum ich es wieder zusammengebaut habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber ich wollte es jetzt nicht nach Vandalismus aussehen lassen.
Das Hotel und ich haben uns nicht mehr lieb, wahrscheinlich, weil ich gestern beim Bezahlen über die Inkompetenz des Managements geschimpft habe. So stand dann für mich zur Strafe heute früh keine Frühstückbox im Gemeinschaftsraum bereit. Wie kindisch.
Geschlafen habe ich nicht. Stattdessen habe ich mich um 23 Uhr aufs Bett gelegt und krampfhaft darauf konzentriert, nicht wegzudösen. Um 2 Uhr bin ich dann aufgestanden (mit bereits erwähntem Tschingderassabums), habe mich fertig gemacht und stand 45 Minuten später auf der Straße, wo mich Klodi, der Fahrer vom Samstag wieder in Empfang nahm. Diesmal haben wir über sein Land gesprochen und den Fußball außen vor gelassen.
Am Flughafen lief alles bestens, ich trank einen Kaffee und investierte meine letzten Lek in Spirituosen. Ich gehe davon aus, dass sie daheim vergammeln werden, wie die Getränke aus Riga, den Kanaren, Südafrika, Madeira und was weiß ich. Andererseits, was soll ich mit Fremdwährung zuhause?
Wir hoben pünktlich nach Wien ab. Bis kurz vor Boarding-Schluss blieb der Platz neben mir frei. Der allerletzte Passagier ließ sich dann leider dort nieder. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass mein Sitznachbar auf seinem Handy Reden islamischer Geistlicher und Videos zum Thema Palästina schaute. Das hat mich mehr als nur ein bisschen beunruhigt. Aber kurz nach dem Start zog er eine Schlafmaske auf und schlummerte friedlich. Gott, was bin ich manchmal überspannt.
Die Umsteigezeit in Wien hatte Austrian Airlines mit 50 Minuten sehr sportlich gestaltet. Zumal man keinen regulären Transit hat, sondern durch die Passkontrolle muss, dann das Terminal wechseln sowie anschließend erneut durch eine Sicherheitskontrolle. Dort wurde ich als mutmaßlicher Terrorist identifiziert (jaja, so schnell kann das gehen) und man untersuchte meinen Rucksack mehr als gründlich und nahm an allen möglichen und unmöglichen Stellen Abklatschproben. Gott, waren die vielleicht was überspannt. Mit Ach und Krach und einem Schlaganfall nah kam ich zum Boarding ans Gate. Man muss dazu wissen, dass ich in Wien wegen einer solchen Umsteigezeit tatsächlich mal meinen Anschluss verpasst habe, dann 6 Stunden in Schwechat verbringen musste, um dann nach Düsseldorf geflogen zu werden. Aber heute alles pünktlich. Wo es dann wieder hakte, war natürlich in Köln. Die eine S19 fuhr mir gerade vor der Nase weg, d.h. 30 Minuten Wartezeit. Dann die Durchsage: „Wegen eines Polizeieinsatzes…“ Was bedeutet eigentlich DB? Desaster-Bataillon? Debiles Bündnis? Dauer-Blockade? Ich nahm eine RB in die Innenstadt und fuhr von dort mit der Straßenbahn nach Hause.
Ja, Ihr Lieben, das war es auch schon. Nix is mit den gestern angekündigten Enthüllungen.
Wie war Albanien denn nun? Ja, super, auch wenn sich das ein- oder zweimal vielleicht anders angehört hat. Tirana ist definitiv eine Reise wert und ich wette, es gibt einiges mehr zu entdecken. Mein Guide Koli empfahl zum Beispiel Besuche von Berat, Shkodra und Gjirokastra. Jetzt hocke ich seit 10 Uhr daheim, morgen geht es wieder in die Fabrik. Da muss ich dann dringend mal mit Kolleginnen und Kollegen über Brückentage diskutieren… 🤣
Danke fürs Mitreisen und Eure lieben Kommentare auf WhatsApp, Facebook sowie auf meiner kleinen Heimseite. Nächsten Monat geht es mit dem Schiff von Dubai nach Singapur. Ich freue mich schon jetzt über Begleitung.
heute früh gab es Special Eggs. Also, wer damit seinen Tag startet… Kein Mensch könnte das alles ohne Probleme essen. Ike, erinnerst Du Dich noch an Schottland? Es war ein kleines bisschen bewölkt, dennoch warm und jetzt schon schwül, so dass ich auf der Terrasse frühstücken konnte. Aber gerade wegen der aufkommenden Schwüle beschloss ich, trotz des Zeitaufwands an die Küste zu fahren.
Erst aber, ich hatte noch Zeit, lief ich noch einmal durch die Straßen in meiner Nachbarschaft. Das Viertel ist echt nett.
Um nach Durrës zu kommen, muss man erst zum Flughafen und dort dann umsteigen. Die Umsteigezeit beträgt leider 40 Minuten, die man auf einem Parkplatz verbringt. Die Abfahrtszeit an Tiranas Busbahnhof ist übrigens auch eher eine Empfehlung. Der Bus fuhr 10 Minuten eher bzw. 20 Minuten zu spät ab, ich weiß es nicht genau. Das Vehikel nach Durrës stand am Airport schon bereit und war fast schon komplett belegt (40 Minuten vor Abfahrt!!!!!). Ich legte daher mein Handtuch auf einen der Sitze und…. Nee, Spaß! Ich zählte die freien Sitze und schnappte mir 15 Minuten vor Abreise den letzten.
So durch die Gegend zu kurven, ist zur Abwechslung eigentlich ja auch interessant. Mal die Vororte, die Landschaft, die Berge sehen. Meistens fuhren wir allerdings durch Gewerbegebiete, die die gleiche Tristesse ausstrahlten, wie alle anderen ruralen Gewerbegebiete dieser Welt. Zudem fuhren wir auf eine Regenwand zu, yippieh!
Durrës ist leider ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Es gab sowohl auf dem Flughafen als auch in der Innenstadt von Tirana auf großen Werbemonitoren eine Lobpreisung dieses Ortes sondergleichen. Ätherische Schönheiten schweben mit einem Cocktail in der Hand am Strand entlang, Yachten konkurrieren im Hintergrund um die dezenteste Protzigkeit, alle Menschen sind glücklich, sie liegen unter schneeweißen Schirmen auf fein geharktem Sand und sind einfach nur schön, schön, schön!
Die Wirklichkeit kommt leider nicht so ganz an dieses Paradies heran. Und ich fürchte, es ist nicht nur der Wetterlage geschuldet, dass ich so denke.
Virtu- und Realität (siehe auch Beitragsbild)
Vom zentralen Busbahnhof lief ich zuerst zum venezianischen Turm, einer der Hauptattraktionen von Durrës. Der ist eigentlich ganz nett, man kann sogar hineingehen und das Dach erklimmen. Aber als eine der beiden Hauptattraktionen des Ortes sagt das schon viel über selbigen aus. Das Amphitheater soll zu einem der größten des mediterranen Raums zählen, es ist in einem undefinierbaren Erhaltungszustand. Angeblich wurde es erst 1966 entdeckt. Ich frage mich, wie man eine Fläche von einer solchen Größe schlichtweg übersehen kann. Mitten in der Stadt! Man knöpfte mir 300 Lek Eintrittsgeld ab, dabei gab es noch nicht einmal eine Vorstellung. Ich hatte auf Shakespeare gehofft.
Gut, hatte man das also auch gesehen. Eine unspektakuläre Moschee und eine unspektakuläre Kirche (die „Katedrale“ genannt wird) später begab ich mich zum Strand. Herrjeh, da möchte man nicht tot überm Zaun hängen, geschweige denn seinen Urlaub verbringen. Es ist dort dermaßen heruntergekommen und trist. Die ganze Stadt unterscheidet sich stark von Tirana. Die Lokale sind leer, kaum Menschen auf der Straße, viele verfallene Häuser, auch in quasi erster Reihe, eine Art Seebrücke, die einsturzgefährdet aussieht…
Entgegen meiner ursprünglichen Planung fuhr ich schon 2 Stunden früher wieder zurück nach Tirana. Das war eine ganz gute Entscheidung, denn eine Minute nach unserer Abfahrt fing es an zu regnen. Vielleicht war ich an den falschen Ecken der Stadt, aber sie hat definitiv nicht das Flair von Tirana und übte auf mich keinerlei Reiz aus.
Die Rückfahrt war elendiglich lang, wieder mit Umstieg am Flughafen Tirana. Wenigstens war der zweite Bus sehr komfortabel. Aber durch das hohe Verkehrsaufkommen und mehrere Unfälle mit jeweils mehreren Beteiligten (an einer Stelle etwa waren 6 oder 7 Autos ineinandergefahren) dauerte die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum fast dreimal so lang wie angegeben. Mein Sitznachbar war ins Parfumtöpfchen gefallen, da war ich froh, eine Covid-Maske dabeizuhaben. In der Sitzreihe vor mir ein stark alkoholisiertes Damengespann, das in einer unerfindlichen Sprache brabbelte und alle 2 Minuten in hysterisches Gelächter ausbrach. Puh! In Tirana angekommen brauchte ich erst einmal, wer hätte es gedacht, ein Bier.
Was übrigens meine Schwierigkeiten mit Flug und Hotel angeht, damit war ich wieder den halben Tag beschäftigt. Immerhin konnte ich irgendwann dann doch auf der Busfahrt für meinen Rückflug einchecken. Wegen der Rechnung bedurfte es noch einiger Dutzend Nachrichten, bis der Reiseveranstalter mir versicherte, er würde mir die Kosten zurückerstatten, falls ich vor Ort bezahlte. Alles sehr nervtötend! Gottseidank ist das Netz in Albanien flächig und stabil. Aber wie machen das technisch nicht so ausgestattete Menschen? Zuhause werde ich mich wahrscheinlich noch wegen der Rückzahlung herumschlagen müssen.
Ja, und nun geht es mitten in der Nacht zurück. Um 3 Uhr werde ich abgeholt, um 5 Uhr geht der Flieger. Ihr müsst nicht extra aufstehen, aber vielleicht guckt ihr morgen noch schnell in meinen Epilog rein, da enthülle ich Geschichten zum Staunen. Oder aber auch nicht. Wer weiß 🙂
Bis denne, liebe Grüße Euer Gerry
Habe hier den Lehrstuhl für vergleichende Literaturwissenschaften angenommen.Und wenn das nicht klappt, verkaufe ich halt Schuhe.
ein bisschen musste ich schon überlegen, ob ich euch dieses Ereignis erzählen soll. Gegen 5 Uhr morgens klingelte mein Handy, ich setzte mich abrupt im Bett auf, dann sprang der Lattenrost aus seiner Führung, um mich völlig verdattert und mit einem Puls von 120 dem Erdkern noch ein wenig näher zu bringen als gestern. Ich hatte den berühmten Schreck meines Lebens. Es ließ sich natürlich alles sehr einfach wieder zusammenbauen und als ich fünf Minuten später alles wieder gerichtet hatte, setzte der Muezzin zu seinem Gebetsruf an. Was sagt mir das bezüglich meines waghalsigen Vorhabens, mit der Seilbahn zu fahren? Ach, ich weiß es doch auch nicht. Den Rest der Nacht verbrachte ich dann eher unruhig. Geklingelt hatte übrigens meine Überwachungskamera daheim, die eine Fliege oder Motte erfasst hatte. Na, wenigstens funktioniert sie.
Das Frühstück nahm ich morgens bei prächtigstem Wetter auf der Straßenterrasse des Hotels ein. Filterkaffee und Eggs Benedikt. Weltpremiere, denn die hatte ich noch nie. Ist aber wegen der Hollandaise etwas gewöhnungsbedürftig, wie ich finde.
DIe Taxifahrt zur Seilbahnstation war recht abenteuerlich. Der Taxistand ist quasi vorm Hotel, und als ich einstieg und mein Ziel nannte, schien der Fahrer sehr erfreut und drückte aufs Pedal. Leider vergaß er, den Taxameter anzustellen. Als ich ihn daraufhin ansprach, tat er natürlich so, als würde er mich nicht verstehen. Ich sagte Stopp, er stoppte, holte 1200 Lek aus der Tasche und wedelte resigniert damit vor meinem Gesicht rum. Mit dem Fahrpreis war ich einverstanden (regulär wären es ca. 15 Euro gewesen) und so konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Unbeschadet der Tatsache, dass viel Verkehr herrschte, hupte er wie wild und schlängelte sich rechts und links an den Wagenkolonnen vorbei, gerne auch mal ein Stoppschild oder eine rote Ampel ignorierend. Am Ende gab ich ihm dann 1300 Lek und es fehlte nicht viel, fast hätte er einen Freudentanz aufgeführt. So haben der alte Gauner und ich (auch irgendwie ein alter Gauner) beide gespart.
Ihr Lieben, ich weiß nicht, welche Art von Todessehnsucht mich immer dazu treibt, Seilbahnen oder Sessellifte zu besteigen. Insbesondere die von Tirana hat es in sich, die Fahrt dauert ewig und drei Tage, es herrschen Abstände zwischen den Pylonen, die möchte man sich nicht im Traum vorstellen, kurzum: eine Fahrt des Grauens! Gerne hätte ich die Ausblicke genossen, aber ich war zu fokussiert darauf, nicht in Ohnmacht zu fallen. Ganz schlimm wurde es, als ich glaubte einen Piepton zu hören, ALARM!, es stellte sich dann als irgendein merkwürdig kreischender Vogel heraus.
Von oben hat man dann spektakuläre Ausblicke, es lohnt sich daher wirklich, 1000 Tode zu sterben. Spektakulär! Spektakulär!!! Oben gibt es ein Hotel, es gibt Wanderwege, es gibt eine Paraglidingstation (das ist mir definitiv ein Fünkchen zu viel), Restaurants, ein lost place in Form eines verlassenen Hotels, Aussichtspunkte natürlich, eine Minigolfanlage, man kann Quad fahren oder auf Leute schießen. WAS? Ja, es gibt Schießstände, einige mit Flaschen oder Ballons, aber auch mit Schaufensterpuppen. Das finde ich ehrlich gesagt mehr als befremdlich.
Ich lief ein bisschen herum, genoß die Sonne auf dem kühlen Berg, trank einen Kaffee und trat dann die Talfahrt an. Herrjeh, es war ein wenig windig und die Kabine schaukelte ziemlich. Aber meine Höhenangst wird immer schlimmer und ich vermute, dass ich, wenn ich mich nicht ständig überwände, inzwischen nicht mehr problemlos auf einem Schwebebalken für Vorschulkinder sitzen könnte.
Im Tal angekommen machte ich mich zu Fuß auf zum BUNK’ART, einem unterirdischen Museum für Geschichte und moderne Kunst. Enver Hoxha hat schätzungsweise 170.000 Bunker in Albanien errichten lassen, seine Angst vor einem Krieg nach der Lossagung von Russland war offensichtlich sehr groß. Diese Bunker haben ein Vermögen verschlungen, heute weiß man nicht, was man damit tun soll. Einige dienen der Champignonzucht, andere als Lager, hier in Tirana 2 als Museum. Man muss es sich vorstellen: Je ein Bunker für 11 Bewohner damals!
Am Eingang des Museums wird darauf hingewiesen, dass der Besuch nichts für Klaustrophobiker ist. Manch einer wäre also vom heutigen Programm doppelt herausgefordert, ich bin gottseidank nur in gläsernen Aufzügen klaustrophobisch. Fotografieren und filmen sind eigentlich nicht erlaubt, ich habe dennoch ein paar Bilder gemacht (wie alle anderen Besucher auch), die allerdings nicht wiedergeben können, wie bedrückend so ein Bunker sein kann. In sehr vielen Räumen gibt es Informationen zur Geschichte Albaniens unter dem italienischen Faschismus, unter der deutschen Besatzung und der kommunistischen Ära. Vor allem Fotos und Dokumente sowie Nachbildungen von Kommandozentralen, Schlafräumen, Konferenzimmern, aber auch eines für die Zeit üblichen Wohnzimmers werden gezeigt. Ein halbes Dutzend moderne, mehr oder weniger künstlerische Installationen unterbrechen die Ausstellungsräume, die Hälfte davon habe ich allerdings nicht verstanden. Die Anlage ist ziemlich weitläufig, es gibt deutlich mehr zu erlaufen, als z.B. beim Regierungsbunker an der Ahr.
Zurück in die Stadt wollte ich dann den Bus nehmen. Nun ist es so, dass es meistens keine klassischen Bushaltestellen gibt. Zumindest hat nicht jede eine Beschilderung. Man muss raten, wissen oder einen Bus davonfahren sehen, um sich dann genau dort hinzustellen, um auf den nächsten zu warten. Eine Fahrt kostet umgerechnet 40 Cent, das Fahrgeld wird ganz klassisch noch von einem Ticketverkäufer eingesammelt. Das finde ich sehr sympathisch! Und vor allen Dingen zeigte der Mann eine unglaubliche Gedächtnisleistung, denn er erkannte auf Anhieb, wer zugestiegen war, obwohl es mehrere Türen gibt.
Ich fuhr bis zur Station Biblioteka, dem zentralen Busbahnhof, um von dort aus weiter zum Stadion zu fahren, weil ich den großen Park mit seinem See besuchen wollte. Ein hoffnungsloses Unterfangen, sich dort zurechtzufinden. Es gab zwar Ticketschalter, an denen man hätte fragen können, aber davor drängelten sich Menschentrauben unvorstellbaren Ausmaßes. Also weiter per pedes. Auf dem Weg machte ich einen kleinen Abstecher in die Et’hem Bey-Moschee, die zwar sehr klein, dafür aber außerordentlich hübsch ist. Gerade die Innendekoration ist besonders kunstvoll.
Gegen 15 Uhr kam ich dann am See an und es wurde es nach einem kurzen Rundgang Zeit für ein kleines Bier. Direkt am Ufer liegt ein sehr hübsches Lokal, in dem es dann sogar Tirana-Bier gab. Muss man dann ja. Der Park ist sehr nett, es gibt ein chinesisches Häuschen, ein Amphitheater, diverse Lokale, Spiel- und Sportplätze; offensichtlich, gemessen an der Zahl der Besucher, ist es ein beliebter Naherholungsort. Auch eine Bimmelbahn stand bereit, allerdings wollte der Fahrer nur mit mindestens 10 Passagieren losfahren. Wir waren bei meinem Eintreffen zu viert. Ich schenkte es mir.
Während ich dort so saß und auf den See starrte, erhielt ich eine Nachricht, ich könne für den Rückflug einchecken. Ich mache es kurz, ich konnte nicht. Also schrieb ich an CHECK24 eine Mail, dass ich nicht weiterkäme. Diese schrieben mir zurück, ich möge mich bitte an Aurumtours wenden, sie hätten aber auch einen anderen Buchungscode für mich. Nach Deutschland zu telefonieren, kam mir jetzt nicht in den Sinn, und der andere Buchungscode funktionierte auch nicht. So macht Reisen Spaß! Ich schrieb eine weitere Mail an Aurumtours. So kann man auch seine Zeit verbringen…
Ich erkundete weitere Teile des Parks, lief ein bisschen am Seeufer entlang und nahm an der Akademie der Künste einen weiteren Bus, zurück in die Stadt. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie heiß es inzwischen geworden war. Etwa jemand neidisch? Koli sagte mir gestern übrigens, jetzt und im April wären die besten Reisezeiten für Tirana.
Ich besuchte endlich den Basar, der nicht ganz so ausgestorben war wie gestern, und nahm u.a. an einer Weinprobe für eine Person teil, bei der ich die Weine aus dem Plastikverschluss der Plastikflasche, in dem der jeweils kostbare Tropfen lagerte, trinken sollte. Ich hoffe inständig, dass kein Kunde vor mir Herpes oder Schlimmeres hatte. Ganz schlecht war der Wein dann nicht, aber der Händler wollte mich beim Preis gehörig über den Tisch ziehen, da suchte ich eilends das Weite. Er rief mir noch einen wesentlich günstigeren Preis hinterher, aber da war ich schon angenervt. Sorry, ich kann das einfach nicht, auf Basaren handeln. Ich mag Preisschilder. Sehr gerne sogar.
Ich kehrte zum Hotel zurück, setzte mich auf die Terrasse und bestellte einen Rotwein. Irgendwann hat man ja auch mal Urlaub, man muss ja nicht die ganze Zeit durch die Gegend rennen. Und während ich da so sitze und an meinem Weinchen schlabbere, erreicht mich die E-Mail der Hotel-Managerin Katie, sie hätten keinen Vertrag mit Aurumtours, ich müsse die Rechnung vor Ort begleichen und mir das Geld zu Hause zurückholen. Diese Nachricht habe ich auch umgehend an Aurumtours weitergeleitet, mit der Bitte um Klärung. Aber ich bin schon ziemlich angepisst!
Es gingen dann mehrere E-Mails hin und her, ohne, dass es zu einer Klärung kam. Bei einer so kurzen Reise dann mehrere Stunden mit solchen Problemen zu verschwenden, ist schon eher zum Brechen, und damit meine ich nicht das Brot des Friedens. Ich bin gespannt, wie es morgen weitergeht.
Mein Abendessen nahm ich wieder in einem Lokal mit einheimischer Küche ein. Diesmal tischte man mir, natürlich nach Rücksprache, einen Innereienauflauf und Ofenschmorfleisch auf. Das war eigentlich alles ganz lecker, aber man musste schon auch mal seinen Kopf ausschalten. Das Stückige im Auflauf war Leber, damit kann ich prima leben. Von dem Rest wollte ich gar nicht wissen, was es war. Prinzipiell finde ich es gut, dass man, wenn man es schon schlachtet, ein Tier auch komplett verwendet. Aber die Tradition, sprich Erziehung, macht es einem schon schwer. Der Hauptgang war dann Schmorfleisch mit Kartoffeln, mit Knochen und Fett und Haut. Ich sage mal so: Es war mir dann doch einen Tacken zu traditionell. Aber das Ambiente im Restaurant ODA ist sehr nett und der Service sehr aufmerksam. Einziges Manko war ein Tisch voller schlecht erzogener und – trotz der vielen kleinen mitgebrachten Kinder – kettenrauchender Däninnen und Dänen, die sich natürlich genau neben mich setzen mussten. Ich bin dann samt Essen umgezogen.
Im Hotelzimmer angekommen, fand ich den Schriftverkehr zwischen Hotel und Reiseveranstalter vor, Katie hatte es per WhatsApp angekündigt, dass sie mir den unter der Tür durchschiebt. Sie schrieb mir dann noch, sie hätte einen Geldtransfer eingefordert, der auch meine Taxikosten enthielte. Bin gespannt, ob sie damit durchkommt.
Ja, wieder ist ein aufregender Tag zuende, ich sitze schon früh im Hotelzimmer und bin fix und alle. Meine SmartWatch zeigt 30.870 Schritte und 32 Etagen an. Hat sich mein Fazit verändert? Nö, bin immer noch in einer tollen Stadt und weiß, dass auch die Umgebung stimmt. Den Ärger mit dem Reiseveranstalter hätte es nicht gebraucht. Für morgen hatte ich eigentlich Durres an der Küste eingeplant, aber ich fürchte, das ist zu zeitaufwändig mit Bus und zu teuer mit Taxi. Mal sehen, was ich stattdessen für Kapriolen schlage.
sonntags hat das Restaurant geschlossen, daher gab es das Frühstück in einem kleinen Aufenthaltsraum am Ende des Ganges meiner Etage. Es ist sehr frugal. Hartestgekochte Eier (die mit dem grünen Dotter!), Marmelade und Toast. Naja, ich sollte ja auch nicht mit zu schwerem Magen auf Stadterkundungstour gehen.
Blick aus dem Frühstücksraum
Das Bett war gewöhnungsbedürftig; noch nie ist ein Mensch dem Erdkern näher gewesen, so durchgelegen und dünn war die Matratze. Aber anderes wiederum ist im B&B ja ganz stimmig und charmant. Eben mal etwas anderes als Dresdner Luxustempel, die dann auch ihre Schwächen offenbaren.
Ich suchte schon zuhause auf den gängigen Tour-Portalen nach einer Stadtführung und wurde bei der mir bis dato unbekannten Seite „Guruwalk“ fündig. Koli würde mir 3 Stunden lang seine Stadt zeigen und erklären. Das Besondere an der ganzen Sache gegenüber z.B. „getyourguide“ ist, dass man nur zahlen soll, was man möchte. Jetzt bin ich ja nicht als kniepig bekannt, aber die ganze Kommunikation über WhatsApp entwickelte sich dahingehend, dass ich offensichtlich der einzige Tourist in seiner Gruppe bin. Ja, was gibt man dem Mann denn da, um Himmelswillen?
Apropos Preise: Ich erwähnte ja schon im Prolog, dass Albanien wohl nicht mehr das Pfennigland für den knausrigen Touristen zu sein scheint. Zumindest in Tirana fühle ich mich in der Annahme bestätigt. Ein Burger kostet hier im Schnellimbiss eben auch mal umgerechnet 6,50 Euro. Die Pizza gestern schlug mit 7,50 Euro zu Buche, das Bier mit 3,70 Euro. Der Rotwein, den ich als Absacker nahm, war hingegen spottbillig und lecker: 2,50 Euro. Kein Vergleich zu der 16-Euro-Flasche aus den Albaner Bergen. Der Tropfen konnte allerdings auch was!
Zurück zu Koli: Er schrieb mir dankenswerterweise noch, dass ich an die Zeitumstellung denken solle, nicht, dass wir uns verpassten. Um 9 Uhr 30 Winterzeit (zu Deutschland gibt es keine Zeitverschiebung) trafen wir uns am Reiterdenkmal auf dem Skanderbeg-Platz. Und tatsächlich war ich sein einziger Kunde.
Es war eine total spannende Stadtführung. Klar, so alleine kann man ja die allerdümmsten Fragen stellen und muss nicht genervt sein von den saudummen Fragen anderer.
Man kann diese Führung schlecht zusammenfassen, es war ein wilder Ritt durch Jahrhunderte der Geschichte Albaniens und Tiranas. Es fing an mit Skanderbeg, dem albanischen Nationalhelden, der Mitte des 15. Jahrhunderts Albanien von den Ottomanen befreite. Die Besatzungen Tiranas durch Fremde sind Legion. Monarchie, Protektorat, besetztes Gebiet, Republik, Diktatur… es war wirklich alles dabei. Ich versuche besser nicht, das zusammenzufassen, denn ich würde viel durcheinander bringen. Aber es ist eine unglaublich spannende Geschichte, die es lohnt, noch einmal nachzulesen. Zumal es auch eine Königin Geraldine gab, die sehr verehrt wurde und bis heute noch wird.
Knapp 10.000 Schritte später hatte ich nicht nur viel über die albanische Geschichte erfahren, sondern auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Tiranas erlaufen. Bazar, Uhrturm, Moscheen, Regierungsgebäude, Bunker, Monumente, die Überreste des alten Kastells, Enver Hoxhas Mausoleum und vieles vieles mehr. Und all das bei hochsommerlichen Temperaturen. Es war eine tolle Tour, daher ließ ich mich am Ende auch nicht lumpen. Einen so persönlichen und informativen Stadtrundgang hatte ich noch nie. Koli war z.B. leibhaftig beim Sturz der Statue Enver Hoxhas 1991 dabei. Sein Großvater wurde als Widerständler im Krieg von den deutschen Besatzern hingerichtet. Solltet ihr je nach Tirana kommen, bucht auf jeden Fall ihn für eine Stadtführung!
Nach der Tour erklomm ich noch das Mausoleum, das den Leichnam von Enver Hoxha allerdings nie gesehen hat, er wurde andernorts begraben. Es ist die Touristenattraktion schlechthin. Dann wurde es Zeit für ein Bier, dass ich im Millennium Garden zu mir nahm, wo die Kellner „posher“ waren als das Publikum und das Bier entsprechend teuer – aber super erfrischend.
Apropos posh: die jungen albanischen Männer der Hauptstadt sehen fast alle aus wie der in Deutschland erfolgreiche albanische Rapper Dardan (der mit dem markanten Pony) und das Tragen von Jogginganzügen ist das ultimative modische Statement. Tirana scheint mir eine sehr junge Stadt, auch die jungen Frauen achten sehr auf ihren Style. Nein, nicht mit Jogginganzügen, die brezeln sich eher klassisch „en vogue“ auf. Das resultiert in manchmal skurrilen Bildern, wenn eine junge Frau (die gemäß Evita „dressed up to the nines“ ist) Arm in Arm mit einem Typen den Boulevard entlang flaniert, der mit einem möglicherweise sehr teuren, aber immer noch… je nun, Jogginganzug bekleidet ist. Ich finde das, im Gegensatz zu Karl Lagerfeld, allerdings wunderbar! Rauchen scheint übrigens auch eine Art Statement zu sein, es gibt hier fast niemanden, der nicht qualmt.
Nach dem wohlverdienten Bierchen enterte ich die Überreste des alten Kastells. Was soll ich sagen? Draußen die Überreste der Mauer, drinnen nix Kastell. Einfach nur eine schicke Fressgasse. Ein Restaurant nach dem anderen, von Zeit zu Zeit aufgelockert durch hochpreisige Souvenirshops. Gegenüber dann der Konsumtempel Toptani, mit vielen Edelboutiquen, Juwelieren und Läden mit Luxusartikeln. Bis zur dritten Etage habe ich es geschafft, die anderen vier habe ich mir erspart, um im Basement im Supermarkt nach Keksen und Wein zu schauen. Ganz offensichtlich auch Luxusartikel. Aber YOLO, wie es vor Urzeiten bei der Jugend hieß, man lebt nur einmal und ich schlug zu. Immerhin sind die Tragetaschen hier noch umsonst.
Ich brauchte eine Pause und legte mich für eine Dreiviertelstunde im Hotel aufs Bett. Als ich es wieder verließ, um über den Basar zu schlendern, begegnete ich Katie, der Managerin. Sie würde meine Rechnung fertig machen und ins Restaurant legen. Das hat mich etwas überrascht, da ich ja eine Pauschalreise gebucht hatte. Sie schien genauso überrascht, sie ging davon aus, dass ich selbst gebucht hätte. Ich bin gespannt, ob und wie sich das klärt.
Der Basar war dann zur Hälfte schon abgebaut, ich werde wohl an einem anderen Tag noch einmal dorthin gehen. Ich lief etwas ziellos durch die Stadt, in der es schon mächtig dämmerte. Ich lief an einer orthodoxen Kirche vorbei, am Casino von Tirana, am Jugendpark sowie der zweiten internationalen Automobilmesse, bis ich am Mutter-Teresa-Platz auskam. Auf dem Weg sah ich viele Gebäude, die mir Koli schon erklärt hatte, aber da ich ein alter Mann bin, habe ich von der Hälfte vergessen, wofür Sie sind oder was sie darstellen.
Inzwischen war ich ziemlich hungrig, und ließ mich in einem der Restaurants nieder, die Koli mir auf unserem Stadtrundgang empfohlen hatte. Praktischerweise ziemlich nah am Hotel. Ich aß Köfte, Sucuk, Fritten und Simit mit traditioneller Joghurtsoße. Natürlich alles albanisch benannt, siehe Kassenzettel. Hier kam ich wieder extrem preiswert davon. Im Hintergrund spielte eine Band Livemusik. Das war so lange nett, bis die Nachbarkneipen auch ihre Livemusiker auftreten ließen, man saß unter einer kakophonischen Kuppel.
Resümee des heutigen Tages: Was für eine faszinierende Stadt. Dieses Durcheinander von alt und neu, diese Quirligkeit, die Historie, das öffentliche Leben. Abends z.B. scheint ganz Tirana auf den Beinen, eine Art Passeggiata auf albanisch. Und alles in mediterranem Tempo. Ich mag es. Obwohl es auch eine sehr laute Stadt ist.
Und was ich heute alles erlebt und erfahren und nicht erzählt habe. Vom mysteriösen Tod eines Premierministers, von der Spitzbübigkeit des Stadtgründers, von bettelnden Kindern, von protzigen Luxusschlitten, von religiösen Skurrilitäten (der Schweineschlachter an der Moschee) oder die misstrauisch beäugte Präsenz Erdoğans.
Morgen darf ich im Restaurant frühstücken, sofern mich Katie nicht rausschmeißt. Ich überlege, in die Berge zu fahren. Da gibt es die schon erwähnte Seilbahn. Wenn Ihr abends nichts von mir hört, habe ich in dem Ding vor Angst meinen letzten Atemzug getan. Teilt Ihr Euch das Taxi mit mir? Ich zahle.
wie gerne würde ich mal wieder schreiben können, dass die Anreise völlig problemlos und wie geplant vonstatten ging. Ich weiß wirklich nicht mehr, wann ich das letzte Mal pünktlich mit allen geplanten Verbindungen gereist bin. Als gebranntes Kind guckt man natürlich morgens schon nach, ob die Züge fahren, ob die Buslinie stillgelegt wurde oder ob das Herbstlaub gar ganz Deutschland in eine Personenverkehrsschockstarre versetzt hat. Heute fuhr meine Flughafen-S-Bahn nicht, auf die Straßenbahn musste ich knapp eine halbe Stunde warten und auf den Bus von Porz zum Flughafen dann auch noch einmal 20 Minuten. Insgesamt war ich weitaus länger zum Flughafen unterwegs, als von Köln nach Tirana.
Vor der Abreise habe ich heute morgen noch eine albanische eSim-Nummer installiert, das war Premiere für mich und ich war mir nicht sicher, ob es klappen würde. Ich nehme vorweg, ich bin jetzt glücklich mit einem Datenpaket für Albanien ausgestattet, 3 Gigabyte für 10 Euro.
Ja, und dann musste noch eine Offline-Straßenkarte für den Großraum Tirana heruntergeladen, der Koffer gepackt, Reiseunterlagen ausgedruckt und der Kühlschrank ausgeräumt werden. Stress, Stress, Stress, ich sachet Euch 🙂
Am Flughafen hat dann alles prima geklappt. Ich musste mich nur ein wenig sportlich betätigen, denn der Bus aus Porz hielt am äußersten Ende von Terminal 2, ich musste aber am genau entgegengesetzten Ende von Terminal 1 mein Gepäck aufgeben, um dann wieder an das Ende von Terminal 2 zu pesen, um zu boarden. Das war so anstrengend, ich musste auf halber Strecke rasten 🙂
Der Flug dauerte etwas über 2 Stunden, die Maschine rappelsvoll, und war wie üblich mit einer Menge kreischender Kids besetzt. Eine Stewardess rangelte mit einem Passagier, der partout nicht einsehen wollte, dass sein Schrankkoffer nicht mehr ins Gepäckfach passte. Warum müssen eigentlich so viele Menschen ihren gesamten Hausrat mit auf Reisen nehmen und das auch noch als Handgepäck?
Über den Wolken…
Für Tirana hat mir mein Guesthouse einen Fahrer geschickt, Klodi, der auch pünktlich vor Ort war und mich – nachdem ich noch ein paar Lek aus dem Geldautomaten gezogen hatte – mit wildem Fahrstil in die Stadt brachte. Man geht übrigens nicht zum Bezahlschalter, um dann den Wagen zu holen, sondern man fährt mit dem Wagen zum Bezahlschalter, lässt den Wagen mit laufendem Motor stehen, bezahlt, und kehrt zurück , was ein unglaubliches Chaos erzeugt. So ähnlich wie vor Kindergärten und Schulen hierzulande.
Mein Fahrer war sehr redselig, einer seiner Themenschwerpunkte war der deutsche Fußball, wozu ich ja nun gerade mal überhaupt nichts beitragen kann. Zudem wollte er wissen, wie groß alles ist, wie teuer alles ist, wie das Wetter ist, wie es in Deutschland überhaupt so ist. Und ob es nachts auch dunkel wird.
Nach 20 Minuten Fahrzeit war ich dann an meiner Unterkunft, die sehr klein, aber außerordentlich gut gelegen ist. Und es gibt einen Minikühlschrank! Einziges großes Manko ist, dass die Essensgerüche aus der Küche des zum Hotel gehörenden Restaurants bis zum Zimmer wabern. Nun ja, eine Bedürfnisanstalt wäre schlimmer.
Bevor ich essen ging, wollte ich unbedingt einen ersten Eindruck von Tirana erhaschen. Ich joggte daher zum nahegelegenen Skanderbeg-Platz. Der ist riesig, und es ist auch ziemlich viel los. Schrieb ich neulich, dass Dresden laut sei? Da legt Tirana noch mal eine Schippe drauf! An einer Ecke fand eine Techno-Party statt, die die halbe Stadt beschallte. Ich warf einen ersten Blick auf den berühmten Uhrenturm, auf Kirchtürme und Minarette. Die Straßenrestaurants und-cafés sind trotz der späten Uhrzeit immer noch sehr gut besucht.
Mein erster Eindruck bis jetzt: ich lag völlig falsch, was meine Erwartungen angeht! Es fing beim Flughafen an, ich erwartete eine Luftaufsichtsbaracke und fand einen relativ modernen Flughafen vor, sogar mit automatischer Passkontrolle. Die Stadt ist auch ganz anders, als ich mir ausgemalt hatte. Aus einem mir völlig unerfindlichen Grund rechnete ich mit Plattenbauten und Schuttbergen. So ein Quatsch! Natürlich gibt es Ecken, die nicht ganz so picobello sind, aber es überwiegen moderne Hochhäuser, zwischen denen sich geschichtsträchtige Bauten verstecken.
Ich erstand eine sündhaft teure Flasche albanischen Tempranillo fürs Hotelzimmer, setzte mich auf die Hotelterrasse und orderte Bier und Pizza. Der Kellner kam und teilte mir mit, meine Pizza sei sehr durchgebacken, ob ich sie wohl dennoch nähme… Naja, der Rand war ein bisschen dunkel, aber man konnte sie essen. Und das Flair stimmt. Bei 18 Grad draußen zwischen Bäumen, Schirmen und Lampions, das ist schon nett. Morgen möchte ich dann aber mal nach traditioneller Küche schauen.
Aber erst bin ich mit Koli verabredet, der mir drei Stunden seine Stadt zeigen wird. Bin gespannt. Ich glaube aber, es gefällt mir hier.
Geht Ihr morgen mit auf Stadtführung? Würde mich freuen!
was, um Himmels Willen, veranlasst mich, nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens, zu reisen? Nun, wie es dazu kam, habe ich unvollständig in einem meiner Schnipsel erläutert.
Zudem aber ist es ein Land, das in den letzten Jahren auf den einschlägigen Reiseportalen als Besuchertipp gepriesen wird. Unentdeckt, preiswert, spannend! Ich kann vorweg nehmen, dass nicht nur Touristen Albanien entdeckt haben, sondern Albanien auch die Touristen. Man merkt das besonders an den in den letzten Jahren monströs gestiegenen Preisen für z.B. die Seilbahn auf den tiranischen Hausberg, dem Dajti. Vor Corona konnte man mit diesem Wunderwerk der Technik für umgerechnet 6 Euro hin und zurück reisen, ich werde wohl 14 Euro blechen müssen. Euro? Jaja, ich spreche natürlich vom Wechselkurs des albanischen Lek, so heißt die Währung dort. Erfreulicherweise kann man es recht einfach im Kopf umrechnen. 100 Lek sind etwas weniger als 1 Euro.
Albanien. Ich glaube zu wissen, dass der Name seinen Ursprung in den von den Römern genannten „weißen Bergen“ liegt, deren Wein man unter vielen Imperatoren sehr schätzte. Der offizielle Name des Landes ist Republika e Shqipërisë. Ja, Karl Mays „Land der Skipetaren“. Ich muss gestehen, dass ich dieses Buch gelesen habe (wir hatten die Gesamtausgabe), mich aber an gar nichts erinnere. In der Schule haben wir gelernt, dass es ein autokratisch-diktatorischer Staat unter Envar Hoxha ist – jetzt natürlich war. Und sonst? Kenntnismäßig bei mir wenig. Zeit also, das heutige Tirana zu entdecken, wie ich finde. Und auch in seiner Geschichte zu kramen.
Wenn man versucht, im Internet herauszufinden, was man in Tirana so unternehmen kann, muss man viel Geduld mitbringen. Zusammenfassend würde ich meine Erkenntnisse so beschreiben: Kommunistische Protzbauten, ein paar Moscheen und Kirchen, lebendige Clubszene (yeah! genau meins! 🙁 ), die oben erwähnte Seilbahn und ein Bed&Breakfast, das von radikalen amerikanischen Evangelikalen geführt wird, so zumindest wird meine Unterkunft bei Wikitravel kategorisiert. Und Museen zur Vergangenheit des Landes.
Es ist eine Pauschalreise, daher habe ich mir die Unterkunft nur mittelbar ausgesucht. Mir gefiel die sehr zentrale Lage am Skanderbeg-Platz, benannt nach einem albanischen Volkshelden. Ich lasse mich überraschen. Immerhin schrieb mich Katie vom B&B an, sie würde für einen Kleckerbetrag meine Abholung vom Flughafen organisieren. Ist doch was.
Wie alles in realiter aussehen wird, das erfahre ich ab Samstagabend. Sonntag bis Dienstag erkunde ich dann Tirana und Umgebung, bis ich Mittwoch um 5 Uhr früh wieder über Wien zurückreisen muss. Ob ich in die Seilbahn klettere, ob ich vielleicht den Linienbus an die Küste nehme, das steht noch alles in den Sternen.
Ihr Lieben, morgen spätnachmittags geht mein Flug. Ich würde mich rasend freuen, wenn Ihr wieder mit mir reist! Meine Freundin E. schrieb mir schon, sie sei total aufgeregt, womöglich aufgeregter als ich.
Falls ich nichts von mir hören lasse, liegt das wahrscheinlich an der Technik und nicht daran, dass ich tagelang in einer Seilbahnkabine festhänge, bis ich von einer Horde Geier adoptiert werde, mit denen ich fürderhin mein Leben verbringe.
Und? Wem habe ich jetzt gerade einen Wurm ins Ohr gepflanzt?
Cora ist ja neulich in einer Parkbucht ziemlich angetitscht worden. Der unfallgegnerische Halter (er war nicht der Fahrer) wollte das ohne Versicherung regeln und heute hatte ich einen Termin bei seiner Werkstatt des Vertrauens, etwas außerhalb von Köln. Dieser will im November alles richten und macht direkt die ganze St0ßstange hinten mit. Ich hoffe, ich bereue die Entscheidung später nicht. Meine Cora, fast ein „Auto des Dorian Grey“, nur, dass es mit mir altert und nicht alleine, hat schon die ein oder andere Falte, die von ihrem umtriebigen Leben zeugt.
Nach der Werkstatt machte ich mich mit meinem gestern gebackenen Kürbiskuchen auf zum Eselpark. Da gab es leckere Kürbissuppe „Indian style“ von Nicole, es wurde ein erster Geburtstag gefeiert und ich habe viel Zeit für meine langohrigen Freunde. Bei der Gelegenheit nahm ich noch einige der neuen Eselpark-Kalender mit (einen bekam ich geschenkt) und ein paar Flaschen Esel-Wein aus der Pfalz.
Um dem Tag die Krone aufzusetzen, war es wider allen Erwartungen auch noch ein sonniger Tag. So könnten Samstage für mich immer verlaufen.
Den Kalender gibt es im Eselpark Zons für 7,- Euro
Hier noch der Link zum Park. Dort gibt es Infos über die Arbeit, die Tiere, die Besucherregelungen und man erfährt über Möglichkeiten zu spenden: