klar gibt es noch einen Epilog. Aber nur einen ganz kurzen.
Das Hotel in Can Pastilla war gar nicht schlecht. Für einen längeren Aufenthalt würde ich es vielleicht nicht nehmen, aber es war deutlich ruhiger als im Es Bauló, moderner und das Frühstück ausgezeichnet (Omelett-Station!!!). Nur halt mit deutlich kleinerem Zimmer. Missversteht mich bitte nicht, ich mag türenschlagende und alles-im-Speiseraum-befindlich-umrennende und laut kreischende Kinder, aber eben lieber, wenn sie mir von der anderen Seite des Globus aus zuwinken. Dann geht mein Herz auf. Wirklich! Dafür stieg der Altersdurchschnitt im fast menschenleeren Speisesaal in Can Pastilla auch sprunghaft um 40 Jahre. Vielleicht, weil die Ballermänner noch verkatert auf ihren Zimmern hockten. Oder sie feierten noch, ¿quién sabe?
Wie vorausgesehen, war ich in 0,nix am Flughafen (wieder viel zu pünktlich), konnte da eine letzte Anna C. trinken (stil- und stiellos aus dem Pappbecher!) und landete pünktlich in Düsseldorf. Haben sich die zusätzlichen 22 Euro für die Beinfreiheit gelohnt? Ja, ich finde schon. Eurowings ist auf den Normalsitzen inzwischen unterste Liga, da sind selbst bloße zweieinhalb Stunden eine Tortur. Sogar der telsitz war frei, so konnte ich mich noch breiter machen, als ich ohnehin schon bin. Einziges Manko: Der Kaffee hatte die Temperatur, die der Prosecco gerne hätte haben können.
Vor mir saß eine Dame mittleren Alters. Beate war ihr Name. Sie unterhielt in unglaublicher Lautstärke ihre Sitzreihe und alle in 20 Metern Umgebung. Ohne Punkt und Komma purzelten Weisheiten zu Kindererziehung, den richtigen Wanderschuhen und die Vielfältigkeit von Sauerteig aus ihr heraus. Ich stöpselte mich mit Ohrstöpseln zu; allein, die Stimme war zu durchdringend. Am Schluss flötete sie dem schweißgebadeten Paar neben ihr zu, wie nett sie die Plauderei gefunden hätte. Manche Menschen merken irgendwie nix.
Also, es war, wie schon geschrieben, eine sehr nette Reise. Ich denke aber, ich muss jetzt auch mal anderen Inseln eine Chance geben. Oder zukünftige Malle-Reisen auf Palma beschränken. Menorca soll auch sehr schön sein.
es gab Unwetterwarnungen für gestern und heute. Geregnet hat es zwar, aber wohl nicht so stark, wie vermutet. Auf jeden Fall ist es draußen nass und kalt und ich beschloss gestern noch, nicht nur den Tag in Palma zu verbringen, sondern auch Sancho zu seinem Stall zu bugsieren und die letzte Nacht in einem flughafennahen Hotel zu nächtigen. Ich stand früh auf, um mehr Zeit zu haben und musste mein Frühstück daher in einem völlig überfüllten Speisesaal einnehmen, da das Hotel voll sowie die Terrasse gesperrt waren und offensichtlich auch alle anderen mehr vom Tag haben wollten. Vorm Eierstand gab es epische Kämpfe und ich sah mich schon am Kleinkindtisch sitzen, als ein anderer Platz frei wurde. Puh!
Dann wurde gepackt, gespült (die Küchenzeile gehört leider nicht zur Zimmerreinigung) und ausgecheckt. Die Fahrt zurück dauerte etwas länger als gedacht, es staute sich hier und da. Aber es regnete ja auch. Die Wagenrückgabe war dann einfacher als erwartet, vor mir gab es zwar Ärger wegen angeblich vorher nicht vorhandener Kratzer (und ich ahnte schon Schlimmes), aber bei Sancho gab es nichts auszusetzen.
Nun hätte ich mich mit dem Mietwagen-Shuttlebus zum Flughafen fahren lassen und von dort aus den Regelbus nach Can Pastilla nehmen können, aber laut Google Maps gab es auch in der Nähe eine Buslinie, die mich zu meinem Hotel bringen würde. Zu der musste ich nur ein bisschen laufen und den meist befahrenen Kreisverkehr der ganzen Insel überqueren. Das Bushaltestellenschild sah sehr alt und verwittert aus, das beunruhigte mich ein wenig, aber nach kurzer Zeit kam der Bus aus der Gegenrichtung, das beruhigte mich wieder. Bei mir tat sich leider nichts, dass beunruhigte mich ein wenig. Es gesellte sich ein anderer Passagier zu mir, das beruhigte mich erneut. Es passierte nichts, das beunruhigte mich ein wenig… ich mache es kurz (zu spät), der Bus kam und brachte mich in einer Viertelstunde in den Ort, ich musste nur noch 200 m zur Unterkunft laufen. Ich war eine Stunde zu früh, bekam aber dennoch mein Zimmer. Das Hotel ist entweder neu oder super renoviert, sehr sauber, aber das Doppelzimmer winzig klein. Ich denke, hier wurden schon Ehen ruiniert. Selbst Romeo und Julia hätten sich auf so kleinem Raum nicht mehr lieb gehabt. Ich strich mir mit angefeuchtetem Finger über die Augenbrauen und machte mich auf in die Stadt, wieder mit dem Linienbus.
Ich war gerade an meiner Haltestelle angekommen, da fing es an zu regnen. Egal, ich bin ja nicht aus Zucker. „Das wollen wir mal sehen“, antwortete der Himmel. Und es fing an zu schütten! So sehr, dass ich mich unterstellen musste. Bin nämlich doch aus Zucker! Ich beobachtete, dass der Regen in Wellen kam; ich berechnete den perfekten Moment, um loszulaufen, befand ich mich doch kurz vor der Kathedrale. Da, da war doch der Moment! Klatschnass kam ich an der Kathedrale an, ich kann nämlich gar nicht rechnen. Gottseidank kann man ja fast alles online buchen. Ich erwarb unter dem Schirm des Einlasswächters eine Eintrittskarte und war ruck-zuck im Trockenen. Ich mag die Kathedrale, aber für ein mehrstündigen Aufenthalt ist auch sie nicht geeignet. Ich spendierte dem heiligen Bernat daher eine Kerze und bat um besseres Wetter. Es funktionierte. Als ich die Kirche verließ, war es, als wäre nichts gewesen! Spooky!
Ich lief ein bisschen herum, enterte auf dem Passeig del Born ein freies Tischchen und spendierte mir ein Bier. Irgendwie hatte ich da den ersten wirklichen Urlaubsmoment. Nix mehr vor, die Sonne schien, ich saß bei einem kühlen Bier draußen. Da beschloss ich, meine restlichen Pläne für den Tag zu stornieren. Kein Shopping, keine Museen, keine Sehenswürdigkeiten. Nur sitzen und glotzen. Und ziellos durch die Altstadt laufen, um wieder zu sitzen und zu glotzen. Das ist der Vorteil, wenn man einen Ort gut kennt und nicht das Bedürfnis hat, so viel wie möglich erkunden zu müssen. Wunderbar!
Am Abend kaufte ich an der Plaza España ein paar Empanadas und fuhr von dort aus mit dem sehr vollen Bus zurück ins Hotel. Dort sitze ich jetzt auf dem Balkon, krümele alles voll und habe Ausblick. So verlockend es klingt, quasi in einer Pinie zu hocken… Häuser und Himmel zu sehen, spricht mich doch mehr an.
Beim Frühstück heute plauderte mich ein Pärchen vom Nachbartisch an (wir hatten uns ein paar Tage zuvor schon einmal unterhalten), wir quasselten so vor uns hin, und als ich erzählte, dass ich eine Nacht eher abreise und den Wagen einen Tag zu früh zurückgäbe, war das Entsetzen groß: „Aber das ist doch schon alles bezahlt!“. Tja, ich bin heilfroh, morgen früh keinen Anreise-, Wagenrückgabe- und durch die Gegendumherirrereistress zu haben, das sind mir die paar Euro wert. Abgesegen davon habe ich ja Benzin für die Strecke zurück und wieder hin gespart. Apropos Benzin: Die große Repsol-Tankstelle am Flughafen bietet noch Betankungsservice. Mein Tankwart bekam sich gar nicht mehr ein vor Freude, als ich spanisch mit ihm plauderte. Über seine Komplimente bekam ich mich dann vor Freude nicht ein. Ihr seht, Sprachenlernen verbindet.
So, das war wieder eine sehr schöne Reise, Palma war der krönende Abschluss, ich mag die Stadt sehr gerne, selbst, wenn es regnet. Ich habe mich sehr über Eure Begleitung gefreut, über die vielen Glückwünsche und die Nachrichten und Kommentare bei Signal und auch hier. Schon in Kürze werde ich wieder einen Kurztrip unternehmen und nach Sarajewo fliegen, diesmal in Begleitung. Vielleicht seid Ihr dann ja wieder mit dabei. Liebe Grüße und hasta la proxima vez, Euer
P.S.: Bosnisch spreche ich jetzt noch nicht, aber ich habe ja noch zweieinhalb Wochen Zeit.
P.P.S.: Der Autor wartet in der Pampa – mal mehr, mal weniger beunruhigt – auf den Linienbus:
gestern erreichten mich noch ein paar mehr Glückwünsche, es reicht jetzt sogar für anderthalb Jahre! Eine meiner Freundinnen hat sich gar nicht gemeldet, aber sie gratuliert mir auch gerne mal spontan im September oder im Februar, was ich dann immer ganz erheiternd finde. Persönlich habe ich meinen Büro- und meinen Freizeitkalender verknüpft, was dazu führen soll, dass ich keinen Geburtstag vergesse, aber natürlich verpenne ich dennoch dauernd, rechtzeitig zu gratulieren.
Das Wetter bei den meisten virtuell reisenden ist bekanntlich inzwischen besser als hier, daher galt es, mich wegen der erhöhten Regenwahrscheinlicheit anzupassen. Also wieder lange schlafen (als wäre das eine Herausforderung für mich! HAH!) und lange frühstücken. Ich muss das Hotel an dieser Stelle mal loben. Sie legen wirklich bis zum Ende der Frühstückszeit immer nach. Fünf Minuten vor Schluss ist fast alles noch da. Heute gab es sogar Sekt und Churros mit heißer Schokolade, nur war Sekt wegen der Fahrerei tabu und Churros sind mir morgens dann doch ein bisschen too much. Aber wo war ich? Ach ja, Anpassung. Wenn es regnen soll, muss man sich unterstellen. Gestern halt hoch hinaus, heute einfach mal in die Unterwelt. Yes, we can-can!, würde Offenbachs Orpheus rufen.
Es gibt auf Mallorca wirklich erstaunlich viele touristisch erschlossene Höhlen (selbst in dem Kaff, wo Elke und ich 2016 wohnten, Genova, gab es welche), aber die Cuevas del Drach sind wohl die bekanntesten und größten. Im Internet waren für heute alle Zugangszeiten von 10 bis einschließlich 12 Uhr schon vergeben, daher buchte ich einen Einlasstermin aka „time slot“ für 13 Uhr. Google bemaß die benötigte Fahrtzeit mit einer dreiviertel Stunde. Ich fuhr anderthalb vorher los und war dann etwa 20 Minuten vor Start vor Ort. Es verteilten sich schon viele Besucher auf dem Gelände, ich hingegen hatte im Reiseführer gelesen, dass man, wenn man später noch in den Genuss einer Bootsfahrt kommen wolle, bei der musikalischen Vorführung am Martell-See (so heißt das Gewässer in der Höhle) ganz vorne sitzen solle, damit man nicht ewig Schlange stehen muss.
Als es dann los ging, stand dann hinter mir auch eine ellenlange Schlange. Ich konnte gar nicht abschätzen, wie viele Hundertschaften das waren. Wir folgten einer viersprachigen Dame, die aber nichts erläuterte, sondern nur voranschritt und Ver- und Gebote aufsagte. Nix anfassen, keine Blitzfotografie, keine Münzen irgendwo hinwerfen und dergleichen. Die Höhle musste dann für sich selbst sprechen. Und ja, sie ist schon eindrucksvoll. Ab und zu pausierte der Besucherlindwurm, um Fotos machen zu können. Und dann und wann passierte man weitere arbeiter der Drachenhöhle, die einen auf Stufen oder rutschigen Untergrund hinwiesen. Ja, und so sieht das dann innendrin aus:
Irgendwann gelangt man zu dem mit Superlativen geschmückten Martell-See. Größter, tiefster, schönster… ob das alles stimmt? Eine riesige Tribüne stand bereit und der Lindwurm verteilte sich darauf. Und verteilte sich. Und verteilte sich. Und… ach, ich sehe, ihr habt begriffen. Jetzt kommt das unvermeidliche Gemotze. Man läuft ein paar hundert Meter, setzt sich dann hin und wartet dann 20 Minuten, bis das Schlangenende auch sein Popöchen hingepflanzt hat. Es folgt eine fünfsprachige Litanei. Es gäbe ein traditionelles Konzert mit klassischer Musik, die Musikanten seien echt, man dürfe nicht filmen und fotografieren etc. pp. Und dann kommt ein Bötchen reingepaddelt, auf der 4 Musiker:innen sich sehr viel Mühe geben, sich bei Albinoni, Puccini, Gardel und Offenbach auf der schwankenden Barke nicht zu verhauen, begleitet von zwei illuminierten anderen, aber leeren Booten. Und nein, der Offenbach war nicht aus der Unterwelt, sondern aus den Erzählungen Hoffmanns. Es gibt verhaltenen Applaus nach jedem Stück. Wenn das Konzert zuende ist, folgen die Anweisungen zum Verlassen der Höhle, wieder in fünf Sprachen. Entweder über eine Brücke am rechten Rand oder mit Boot am linken Rand. Der Gerry war dann der erste in Boot 2 und durfte ganz vorne sitzen. Ob man’s braucht? Ach jeh, ich weiß nicht, man fährt etwa 2 oder 3 Minuten. Ein paar Dutzend Stufen hoch, da warten dann die Souvenirs und das Tageslicht. Hat es sich gelohnt? Naja, das war schon nett. Die Höhle ist toll, das Drumherum ein wenig aufgeplustert.
Da ich nun schon in Porto Cristo war, schaut ich mir dort den Hafen an. Eine Fressbude nach der anderen, sah aber alles okay aus, schien nur etwas hochpreisiger als bei uns im Norden. Bekannt ist der Ort auch für seinen Perlenvertrieb Majorica sowie diverse Safari- und Pappmachéedinoparks. Für Urlaub mit Kindern bestimmt ein guter Ort. Als es anfing zu regnen, verabschiedete ich mich.
Ich googelte nach Mühlen und fand eine vor und eine in Manacor. Beide waren leicht zu finden und gut restauriert und so konnte ich diesen Programmpunkt auch auf erledigt setzen. Und da ich nun schon einmal in Manacor war, schaute ich mir das natürlich auch noch an. Ein spanisches Städtchen ohne viel Tourismus, dafür haufenweise Volk auf den Plazas, wo Familien sich zu halben Picknicken versammelten. Soll heißen, sie saßen zwar an Restaurantischen und bestellten dort Getränke, aber hatten alles sonstige in Frischhaltedosen dabei. Manacor hat eine interessante Kirche im gotischen Stil, fast schon eine Kathedrale. Leider war sie geschlossen und bis 17 Uhr 30 wollte ich dann nicht warten. Ich fuhr eine neue Strecke zurück nach Can Picafort und hatte die Straße fast für mich alleine. Es ist total schön, zwischen den Steinmauern entlangzugleiten. Alles blüht hier wild und bunt, Mohn, Butterblumen, irgendwas blaues. Sehr schön. Und dazu rosa blühende Bäume. Für Mandeln ist es ja eigentlich zu spät, oder?
In Son Bauló angekommen, gönnte ich mir den morgens verpassten Cava, da es aber tröpfelte und frisch war, hielt ich es draußen nicht allzu lange aus und zog mich in Studio zurück. Dort nahm ich eins meiner berühmten „Nur-mal-kurz-hinlegen“-Schläfchen, was gerne auch mal anderthalb Stunden dauern kann.
Inzwischen habe ich ein paar Mückenstiche, die mich ganz schön zwirbeln. Auch wieder an so ätzenden Orten wie in der Kniekehle. Dabei renne ich den ganzen Tag mit langer Hose rum.
Morgen soll das Wetter sich weiter verschlechtern und aus dem Tröpfeln soll Regen werden, daher habe ich beschlossen, nach Palma zu fahren, da man in der Stadt ja auch mal ins Museum oder in ein Café ausweichen kann. Außerdem kann man ja nicht nach Malle fliegen und Palma nicht besucht haben. Kommt Ihr mit? Prima, dann sage ich mal, bis morgen! Liebe Grüße, Euer
P.S.: Es empfiehlt sich immer, eine Markierung über den Stellplatz des Mietwagens in Eurem Handy-Navigator einzugeben. In Manacor kam ein völlig aufgelöstes Paar an mir vorbei, die ihr Auto nicht fanden und sich gegenseitig anpampten. Das ist aber auch wirklich Mist. Zumal in Manacor alle Straßen auch noch irgendwie gleich aussehen.
das Hotel hat kräftig Zuwachs bekommen, haben etwa die Osterferien begonnen? Es ist auf jeden Fall sehr trubelig neben und unter meinem Zimmer. Auch beim späten Frühstück ist es voller als gestern, aber immer noch die beste Wahl, wenn man Kaffeebecher und Spiegelei halbwegs ungefährdet zum Tisch balancieren möchte.
Heute stand Pollença auf der Speisekarte, das ist nicht so weit weg und ich war da auch noch nicht so oft. Bei der Suche nach einem Parkplatz hatte ich Glück, ich musste nur dreimal um den Block fahren, bis jemand mir den seinen übergab. Es tröpfelte, als ich ausstieg. Grmpft! Ich lief über die Plaza Mayor und besuchte als erstes die Kirche Santa Maria dels Àngels, die innen sehr hübsch ist, strollte dann durch die Gassen auf der Suche nach dem Museo Dionís Bennàssar, das ich zwar fand, das aber entgegen aller Informationen geschlossen war. Ich rüttelte ein wenig an der Tür, aber auch dies half wenig… Also entschied ich mich stattdessen für sportliche Betätigung: Ich lief zum Kalvarienberg. Dort führen angeblich 365 Stufen zur Wallfahrtskapelle hoch, eine für jeden Tag des Jahres. Nächste Woche, in der Semana Santa wird hier der Bär steppen, denn da gibt es eine große Prozession. Mich kostete jede Stufe wahrscheinlich einen Tag meines Lebens, so dyspnoetisch wie ich da oben ankam. Ein Kerzchen für mein Überleben habe ich dann gerne geopfert. Deutsch, wie ich bin, habe ich die Stufen auf dem Weg hinunter akribisch gezählt. Immer von markantem Absatz zu markantem Absatz und dann die ermittelte Stufenzahl in meine Notizen-App übertragen. Ja, was soll ich sagen? Mein Jahr hat 412 Tage. Deswegen bin ich immer so erschöpft!!
Ich lief zum Kloster Santo Domingo. Hier findet man das Museu de Pollença, das bei freiem Eintritt Zugang zum Kloster ermöglicht sowie zu einer absolut wilden Sammlung von Kunstwerken. Eine große Ecke ist dem Künstler Atilio Boveri gewidmet, ansonsten findet sich moderne Kunst neben barocken Kirchenfiguren, ein riesiges Mandala neben tayalotischen Sarkophagen, Vasen neben einer (sehr gelungenen!) Videoinstallation. Mir hat das sehr gut gefallen! Beim Ausgang kann man eine Spende dalassen.
In Pollença findet gerade ein großes Fest statt, hier und da sind Bühnen aufgebaut, kleine Attraktionen für groß und klein stehen bereit. Leider verpasse ich den Start der Festa de la Diversitat, es geht erst gegen 16 Uhr los. Pollença ist sehr gut besucht, aber wie in allen anderen mallorquinischen Städten konzentriert sich der Trubel auf spezielle Plätze, so dass man auch leere Gassen durchstreifen und viel vom Charme des Ortes mitbekommen kann.
Wo der Trubel sich hingegen gar nicht verteilt ist die Landzunge nordöstlich von Pollença. Ab Port de Pollença ist hier Stop-and-Go-Verkehr. Alle Welt will zum Mirador del far de Cap Formentor. Eine mentale Herausforderung sondergleichen! Natürlich wieder Radrennfahrer ohne Ende, aber diesmal haben besonders die anderen Autofahrer mir den letzten Nerv geraubt. Zugegeben, es gibt enge Stellen, aber selbst Busse kommen ja aneinander vorbei. Dennoch bremste eine Person bei JEDEM entgegenkommenden Fahrzeug komplett ab. Erst nach 15 Minuten (entsprach dann 500 Metern) konnte ich gefahrlos an ihr vorbeiziehen. Es wurde immer gestauter und viereinhalb Kilometer vor dem Leuchtturm entdeckte ich eine Parkbucht, in der ich Sancho abstellte. 30 Sekunden später parkte mich ein anderer Wagen zu und die Fahrerin fragte, wie lange ich hier bleiben wolle. „Na, ne Stunde wird es schon werden.“. Wir einigten uns darauf, dass die Familie dann spätestens auch wieder dort sei. Sie hätten versucht, am Mirador zu parken, aber dort tobte scheinbar gerade die Schlacht von Winterfell. Wie gut, dass ich hier gehalten hatte.
Ich stapfte die Felswand hoch und erlaubte mir, eine Dreiviertelstunde einfach loszuwandern, bevor ich den Rückweg antreten wollte. Das war ebenfalls eine ganz schön sportliche Übung, aber die Ausblicke belohnten die Anstrengung. Einen Leuchtturm bekam ich durch zwei Bergspitzen zu sehen, aber ob es derjenige welcher war? Es war auf jeden Fall eine nette, kleine Wanderung. Höhepunkt war dann die Begegnung mit drei kleinen wilden Bergziegen, von denen es hier gar nicht mehr so viele echte geben soll. Es gibt tausende ausgewilderte Hausziegen, die die wilden wohl verdrängen, vielleicht auch durch… äh… falsche Eheschließungen. Man erkennt die wilden wohl an ihrem braunen Fell, das mit schwarzen Streifen versehen ist, und ihren bernsteinfarbenen Augen. Die Inselregierung versucht indes, der wilden Hausziege Grenzen zu setzen, da sie die Vegetation schädige. Naja, hüstel. Wir plauderten kurz miteinander, dann setzte ich meinen Weg fort.
Die Rückfahrt von der Halbinsel brachte mich dann kurz wieder der Einweisung nahe, aber gottseidank hörte nur ich meine gottlosen Flüche. Ich erwähnte ja schon, dass ich mir bewusst bin, dass ich auch Teil des Problems bin. Aber ich sag mal so: Ich bin froh, dass ich mich entgegen aller eigenen Ressentiments 2016 das erste Mal auf die Insel getraut habe, dass ich seitdem fünfmal wieder hier war, aber es ist dann auch gut. Es wird bei jedem Besuch voller und voller und unangenehmer. Es ist eine tolle Insel, mit tollen Menschen, die aber auch die Schnauze voll haben. Gestern habe ich mich mit einem Kellner unterhalten. Das Geld, das die Touristen bringen, versickert auf dem Weg nach unten. Er geht jeden Tag 3 Stunden zu Fuß zur Arbeit (Hin- und Rückweg), weil er sich kein Auto leisten kann, und wohnt mit mehreren anderen in irgendeiner Bruchbude, weil die Mieten so hoch sind. Der Tourismus mag den Wohlstand mal nach Malle gebracht haben, aber jetzt kommt es zur gegenteiligen Entwicklung. Die zunehmende Beliebtheit Mallorcas macht es den Minderverdienern schwer, irgendetwas vor Ort zu bezahlen. Ich zitierte schon die alle Rekorde knackenden neuesten Besucherprognosen. Ein Interessenvertreter der mallorquinischen Tourismusindustrie hingegen sagte laut Mallorca-Zeitung, da gäbe es noch ganz viel Luft nach oben. Puh!
Eigentlich wollte ich mir zum Abschluss des Tages Mühlen in Sa Pobla angucken, wo es noch einige geben soll, aber ich fühlte mich wie nach einem olympischen Lauf und lechzte nach einem Bier. Ich parkte vor dem Hotel und fiel sofort in die Bar ein, wo ich der einzige Gast war, abgesehen von drei Todesmutigen, die in der Eiseskälte am Pool lagen und sich wolkten. Denn mit Sonne war ja nix. Das Bier tat außerordentlich gut, die mitgelieferten Mandeln verschwanden mit einem Happs im Mund. Erstaunlicherweise ist das Hotelbier preiswerter als jenes draußen. Verrückte Welt.
So, nun noch Wissenswertes: die Straße auf die Formentor-Halbinsel ist von Juni bis September gesperrt und man kann und darf nicht mit dem Auto dort fahren (es drohen drakonisch hohe Strafen!), dafür werden aber Busse eingesetzt. Fahrt bloß nicht außerhalb der o.g. Periode – so wie ich – am frühen Nachmittag da hin, es ist die Hölle. Ich nehme an, ganz früh morgens wäre die beste Zeit. Zum Sonnenuntergang könnte es leider auch voll sein, weil jeder Reiseführer darauf hinweist, wie schön das dann dort ist. Ganz auslassen? Ach nein, dafür ist es dann doch zu pittoresk dort.
Zum Abend versorgte ich mich mal wieder auf dem Zimmer, wo ich tatsächlich erneut die Heizung anschmeißen musste. Ich höre aus der Heimat und umliegenden Ländern, dass Ihr es gerade wärmer und sonniger habt, als ich. Falls Ihr deswegen zu stark schwitzen solltet, dann kommt doch morgen wieder zu mir auf die Insel. 🙂 Viele liebe Grüße, Euer
Konstantin Wecker hat schon tolle Texte geschrieben. Hört einmal das ganze Lied. Und nein, ich hadere nicht damit, jetzt 59 Jahre alt zu sein. Ich habe das Gefühl, ich war schon mal erwachsener und gewinne im Alter sogar ein bisschen Jugend zurück. Leider ist mein Körper diesbezüglich anderer Auffassung, aber mein Kopf ignoriert das geflissentlich.
Elke war ich ja an ihrem Geburtstag in Den Haag. Sie hat mir den Ausdruck „Bestimmertag“ beigebracht. Das bedeutet, wenn man Geburtstag hat, darf man alles so machen, wie man mag, mehr oder weniger jedenfalls, und alle müssen mitspielen. Nun, ich bestimmte zuerst, dass ich ausschlafe und dann sehr lange frühstücke! Der Vorteil, spät zum Frühstück zu kommen ist, dass es schon recht leer ist, man sich nicht um die Käseecken prügeln muss und dass die Hälfte der Tische auf der Terrasse frei ist. Dann bestimmte ich noch, dass ich prächtiges Wetter haben soll, das hat aber irgendwie nicht so wirklich funktioniert, denn es war doch in weiten Teilen ziemlich bewölkt. Leider soll das jetzt wohl auch so bleiben und dann ab Sonntagnachmittag auch regnen.
Beim Stöbern nach Ausflugszielen gestern stieß ich auf eine Ausgrabung aus der Eisenzeit, Überreste eines talayotischen Dorfes in Ses Paisses. Und um noch ein paar andere Aktivitäten dazuzupacken, schrieb ich mir Artà mit dem Kloster, Capdepera mit der Festung und Betlem mit einem weiteren Kloster auf die Tanzkarte. Ich begann in Artà. Was soll ich sagen, ich kannte das schon. Ja, das Alter, ich hatte das schlicht vergessen, dass ich schon einmal mit Elke mal dort war. Aber egal, denn es ist schön da oben. Nicht schön war, dass halb Artà aufgerissen war wegen irgendwelcher Bauarbeiten und ich mit Sancho durch stellenweise sehr enge Gassen manövrieren musste, weil die Verkehrsführung entsprechend geändert war. Das Kloster mit der unteren und der oberen Kirche ist ganz nett, man hat einen tollen Fernblick. Es ist auch nicht zu überlaufen.
Im Anschluss dann das frühzeitliche Dorf. Ich schrieb Eisenzeit, aber es waren auch Reste aus Bronzezeit und der sog. Balearenzeit zu sehen, wenn ich das richtig verstanden habe. Für einige mag das nur ein Haufen Steine sein, ich stelle mir hingegen vor, wie vor mehr als 3.000 Jahren da schon jemand langelaufen ist, wie die Menschen zusammensaßen, wie sie lebten. Wie sie dicke Felsbrocken transportierten und sie auf die unnachahmliche Art und Weise dieser Zeit aufeinanderschichteten. Fast pyramidonal, nur… äh… nicht ganz so perfekt halt. Ein untouristischer und besinnlicher Ort. Allerdings stimmen die 2,- Euro Eintritt aus den Google-Bewertungen nicht mehr, der Preis hat sich verdoppelt. Das nenne ich mal Inflation.
Weiter ging es nach Capdepera. Und während ich so auf die Festung zufahre, denke ich mir, mönsch, da warste doch auch schon. Und schwups war ich an der Straße am Hang, wo Elke und ich damals verkehrswidrig und absturzgefährdet geparkt hatten. Ich musste aus der Beifahrertür klettern, das war schon eine akrobatische Leistung damals. Sancho konnte ich an dieser Stelle leider nicht parken, da zu breit, daher fuhr ich wieder in den Ort runter und schnappte mir da eine der seltenen Parkbuchten. Ich lief die gefühlt 3.000 Stufen zur Festung hoch, guckte mir alles von Außen an, aber sparte mir den Besuch der Burg, da ich das Gelände noch vor meinem inneren Auge hatte.
Von der Burg aus wollte ich dann zum Kloster Betlem. Da ging das Chaos dann los. Ich musste wieder durch Artà und das Navi plärrte unentwegt, es umfahre eine Sperrung, ich sei aber auf der idealen Strecke. Als ich zum dritten Mal entnervt durch die gleiche Gasse fuhr, die zudem auch nur einen cm breiter als Sancho war, brach ich das Vorhaben ab. Das alles kostete mich etwas mehr als eine Stunde! Der Vorteil ist, dass mich jetzt alle Einwohner von Artà Centro kennen und ich blind den Taxischein dort bestehen würde. Nur auf Anhieb Fahrgäste rausbringen… das könnte schief gehen.
Umweg über den Lidl kehrte ich nach Son Bauló zurück. Dort wurde ich dann noch einmal wüst von Radfahrern beschimpft, weil ich es wagte, rückwärts einzuparken und sie nicht die Straße ungebremst runterschießen konnten. Ich grüßte höflich mit „Ar***lö**er“ zurück. Übrigens: Je hässlicher die Funktionskleidung, desto wahrscheinlicher, dass es deutsche Radler sind. So, genug gebasht. Ich gönnte mir auf der Terrasse ein Stück Nusskuchen und ein Glas Cava, nur die Kerze hat gefehlt.
Am Abend lief ich noch einmal zur Promenade von Can Picafort, wo ich Fleischbällchen (Albondigas), Datteln mit Speck (Datiles con bacon) und ein Ministück Tortilla aß. War insgesamt okay, aber meine Tortilla finde ich dann doch besser. 🙂
Das war insgesamt ein (halbwegs) entspannter Geburtstag, ich bekam auch ausreichend Glückwünsche, so dass es für das kommende Jahr reichen müsste. Vielen Dank dafür!
„Wie werd´ ich ausseh´n, wenn ich älter bin? Wie einer, dem das Leben glückt, oder gealtert und gebückt, mach ich auf jünger und verrückt?“
Sehen wir uns morgen? Würde mich sehr freuen! Liebe Grüße von Eurem
P.S.: So war das damals vor der Burg, Elke hat sich schlapp gelacht:
gestern schrieb ich, ich wolle ins Gebirge. Dafür hatte ich mir den höchsten Punkt der Insel ausgesucht. Recherchen ergaben, dass es sich um den Puig Major handelt und der Gipfel leider militärisches Sperrgebiet ist. Übrigens auch mal amerikanisches, bis 1964. Merke: Erst informieren, dann palavern. Hm. Ich recherchierte also nach den schönsten Dörfern und stieß auf mehrere Kandidaten: Fornalutx, Estellencs und Galilea. Ich war ja schon mehrmals auf der Insel, aber in keinem dieser drei Dörfer, die es auf einer Internetseite neben Valdemossa und Deia unter die Top 5 an der Westküste geschafft hatten. Also, nach dem sehr guten Frühstück auf der Terrasse (Glück gehabt!) die inzwischen wieder trockenen Schuhe angezogen und los! Apropos Recherchen, ich hatte die Bedienungsanleitung von Sancho gefunden (er ist übrigens ein SsangYong, Tivoli ist nur die Modellbezeichnung und ein Hybrid ist er glaube ich auch nicht!) und konnte das lästige Problem mit der Piepserei lösen.
Alle drei Ziele liegen im Weltnaturerbe der Serra Tramuntana und obwohl alles nicht weit auseinanderliegt, braucht man Stunden, um diese Tour durchzuführen. Das ist den Bergstraßen mit vielen haarnadelscharfen Serpentinen geschuldet und den Myriaden von Radfahrern, die einem das Leben auf der Straße echt schwer machen. Ich erspare Euch jetzt die Schilderung der zwei Beinah-Unfälle, zu denen es durch völlig unberechenbares Verhalten von Radlern gekommen wäre, wenn ich nicht beide Male voll in die Eisen gestiegen wäre. Stress pur!
Mein erstes Ziel war Galilea, da findet man noch problemlos einen Stellplatz für das Auto. Es hat so gar nichts touristisches an sich. Es ist beschaulich und geschmackvoll. Gerüchteweise leben hier viele Künstler und betuchte Menschen. Ich wette, der Schlagzeuger, der meinen Besuch musikalisch untermalte, ist die meistgehasste Person des Ortes. Sehr nett, aber unspektakulär. Der Ort. Das Schlagzeugmonster habe ich ja nicht kennengelernt.
Mein zweites Ziel, Estellencs, wurde dem Ruf schon eher gerecht. Schöne Gassen, nette Gebäude, prima Aussichten. Hier sucht man dann allerdings auch lange nach einem Parkplatz! Ich legte noch einen weiteren Zwischenstopp im benachbarten Banyalbufar ein, wo man ebenfalls superschöne Ausblicke auf die in Terrassen angelegten Häuser (siehe Beitragsbild) und das Meer hat.
Höhepunkt der Bergdörfertour war dann Fornalutx. Zweimal, wenn meine Informationen zutreffen, schon zum schönsten Dorf Spaniens gewählt. Diesen Titel gibt es aber vermutlich häufiger als Splitter von der Heiligen Lanze, die sich in den Leib des Gekreuzigten bohrte. Aber wenn, dann zu Recht. Der Titel, nicht die Folterung am Kreuz. Wirklich, wirklich schön. Parkplatz? Eine Katastrophe! Aber die Menschmassen konzentrierten sich auf dem Hauptplatz am Ortseingang, wo sie alle Plätze in den Cafés und Eisdielen belegten. Der Rest des Ortes ist recht ruhig, mit wunderbar schönen Gassen, die von den Bewohnern schön begrünt und beblüht werden. Zwischen den Häusern dann einmalige Aussichten auf die Gipfel der Tramuntanaberge. In Fornalutx blieb ich dann auch am längsten, lief über die obere Straße bis zum pittoresken Friedhof (leider geschlossen) und über die untere Straße wieder zurück. Ein Ausschank nahe Ortsausgang Friedhof wirbt mit prämiertem Orangensaft. Für 2 Euro kann man einen Becher erstehen. Als Orangenfan kann ich sagen, joo, aber an meine Valencia-Orangen kommt der natürlich üüüüberhaupt nicht ran!
Am späten Nachmittag trat ich die Rückfahrt an. Als erstes nach der Ankunft in Son Bauló rief ich meinen Vater an, der heute 88 Jahre alt geworden ist. Herzlichen Glückwunsch auch noch einmal auf diesem Wege, lieber Papi! Alles Liebe und Gute für das kommende Lebensjahr!
Dann lief ich zum Hafen, wo ich mir für die Strapazen des Tages ein großes Bier gönnte. Im Son-Bauló-Teil natürlich, nicht bei dem Plebs von Can Picafort! 😉 An der Strandpromenade wehte ein ganz schön kräftiger Wind, die Sonne konnte das trotz großer Anstrengung nicht ausgleichen. Ich beschloss, in eine Bar in der Nähe des Hotels zu gehen, die im Netz für ihre authentische spanische Küche gelobt wird. Was soll ich sagen? Ruhetag. An einem Donnerstag! Die Welt wird immer verrückter. Ich hatte aber ja noch massenweise Schinken, Käse, Oliven und altbackenes Brot im Studio, also machte ich wieder einen auf Terrassenmensch. Gibt es da eigentlich auch eine Fachbezeichnung für? So wie Troglodyt für Höhlenmensch?
Das war ein sehr anstrengender, aber auch schöner Tag. Die Fahrt auf der Ostseite der Tramuntana bietet grandiose Ausblicke in Schluchten und auf Gipfel, interessante Orte und dunkle Wälder wechseln sich ab; an der Westseite schlängelt sich die Straße hoch über dem Meer entlang. Es ist spektakulär und wundertoll! Manchmal wird es dann aber so eng, dass eigentlich nur zwei Bleistifte aneinander vorbeipassen, dann muss man ganz schön lavieren. An einer Stelle fiel mir etwas vor meinen Zwillingsdrachen (so die Bedeutung von SsangYong) Sancho und es gab ein Plupp-Geräusch. Ich war zu Tode erschrocken und hielt an geeigneter Stelle für eine Diagnose an. Ich glaube, es war „nur“ eine Orange, Sancho ist auf jeden Fall unverletzt.
Morgen begehe ich meinen letzten U60-Geburtstag, ich habe noch keine Ahnung, was ich mir selbst schenke. Abgesehen von der Reise natürlich. Möglicherweise werde ich Sancho mal stehenlassen und nix tun, vielleicht gucke ich mir auch die Drachenhöhlen bei Porto Christo an. Die sollen allerdings ziemlicher Touri-Nepp sein. Eigentlich hätte ich mir Valdemossa oder Soller vorstellen können, aber durch Soller musste ich heute zweimal durch und es war die Hölle auf den Straßen los (eine Bekannte schickte mir einen Artikel über Massenproteste der Bevölkerung gegen Touristen, dieses Jahr soll die 25 Mio.-Marke geknackt werden). Na, ich lasse mich einfach mal überraschen. Ich hoffe, Ihr feiert ein bisschen virtuell mit. Denn wenn nicht, müsst ihr was aufs Konto überweisen! Liebe Grüße, Euer
P.S.: In den Kiefern vor meinem Balkon paaren sich Tauben. Was für ein Gewusel. Ist das noch Leidenschaft oder schon Hektik?
natürlich fängt auch der erste Tag auf Malle mit dem Frühstück an. Aber kurz zuvor möchte ich noch loswerden, wie sehr ich es gestern genossen habe, auf der Veranda zu sitzen, bis es zu kalt wurde. Beim Reingehen hat mir dann auch geholfen, dass jemand eine Etage tiefer Gras geraucht hat, den Geruch ertrage ich leider so gar nicht. Aber – wie gesagt – es war ohnehin schon kalt.
Das Frühstück im Hotel ist fast perfekt, nur ist der Saal zu schmal für die Horden, die es zu sättigen gilt. Die wenigen Terrassenplätze sind auch besetzt, aber ich denke, ich werde noch genug Wetter abbekommen. Der Orangensaft ist ein Traum! Allein das gibt ja schon 80 Punkte! Und es gibt drei Kaffeestationen, das mildert das Gedränge.
Was machen wir denn heute? Meine Gattin Elke und ich haben eine gemeinsame Bekannte, die immer etwas exaltiert über Dinge urteilt. Da gibt es das BESTE Müsli. Dort hat man den FANTASTISCHSTEN Wein. Hier gibt es die FEINSTE Seidenstickerei. Jeder kennt solche Menschen. Ich selbst kann mich ja noch nicht einmal davon freimachen. Diese Bekannte ist bekennende Besucherin des Marktes von Sineu, der einmal die Woche mittwochs stattfindet. DER LECKERSTE HONIG!!! Ihr versteht… Ich war schon einmal da, und abgesehen davon, dass Sineu ein wirklich besuchenswerter Ort ist, ist der Markt es auch! Er findet im Schatten der ERSTAUNL… äh, erstaunlich großen Kirche statt und hat zumeist Tinneff von jenseits der Seidenstraße zu bieten. Aber es gibt auch ein paar wirklich nette Sachen, besonders in der Ecke mit den Lebensmitteln. Wer auf Keramik und Holzschnitzereien steht, wird auch fündig. Ist ja leider nicht so meins. Dazu gibt es Massen von Klamottenständen.
Erwartungsgemäß war es brechend voll. Um die wenigen Parkplätze auf dem Acker vor Sineu wurden erbitterte Kämpfe ausgefochten. Ich parkte am Culo del Mundo und war somit entspannter unterwegs, auch wenn man dann ein Stückchen laufen muss. Wir sind in der Vorsaison, ich möchte mir gar nicht ausmalen, was hier in den Sommerferien los ist!
Sineu selbst ist abseits des Marktes unglaublich beschaulich, fast wie ausgestorben. Es gibt einen königlichen Palast mit einem Kloster nebendran. Beides scheint seit Jahren geschlossen. Von außen ist es – abgesehen von dem Eingangstor zum Kloster – nur ein wenig interessanter, großer, grober Steinklotz.
Die Pfarrkirche war geöffnet, so zündete ich mal wieder ein Kerzchen an. Hier war es angenehm ruhig, da nur wenige Besucher ins Innere fanden. Vor der Kirche steht der geflügelte Löwe von Sineu, der an den Evangelisten Markus erinnert. Das Denkmal ist jünger, als man glaubt, es wurde erst 1945 von Joan Maimó errichtet.
Ein paar Blasen (ich war so schlau, meine Turnschuhe gestern auszuwaschen und sie waren trotz Sonne leider nicht trocken und ich daher mit Schlappen unterwegs) und drei Kühlschrankmagnete später verließ ich Sineu, allerdings ohne die üblichen Tonnen von Sobresada, Jamon oder Queso für Zuhause. Bin wohl erwachsen geworden. In Can Picafort fuhr ich dann noch den Supermarkt an, um meinen Kühlschrank wieder aufzufüllen.
Sancho Pansa hat mich gut durch den Vormittag gebracht, aber er ist leider sehr mitteilungsbedürftig. Es gibt Begrüßungsmusik, sobald man einsteigt, der Sicherheitsgurtwächter schimpft unverzüglich los, bei jedem Überholvorgang plärrt die Spurkontrolle. Für die gibt es einen Aus-Knopf, der mein diesbezügliches Ansinnen aber ignoriert. Vielleicht muss der Scheibenwischer gleichzeitig gestartet werden, wer weiß. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass Millionen von midlifecrisisbetroffenen Männern hier Radrennen fahren, wird klar, wie oft man die tellinie queren muss und wie oft es daher hysterisch piept. Ich würde auch gerne mit Sancho Pansa sprechen, aber die Android-Verbindung bricht dauernd ab. Vielleicht muss man zur erfolgreichen Kopplung parallel den Tankdeckel mehrmals auf- und zuklappen, man weiß es nicht.
Ich verstaute meine Einkäufe im Apartment und fuhr mit dem Linienbus bis ans andere Ende von Can Picafort. Und jetzt muss ich beichten. Ich habe mich geirrt, ich wohne gar nicht in Can Picafort, sondern in Son Bauló, deswegen ist es da so beschaulich. Denn als ich von der letzten Haltestelle am Meer zurück Richtung Unterkunft lief, musste ich erschrocken feststellen, dass Can Picafort natürlich genauso unattraktiv ist, wie alle anderen derartigen Urlaubsorte. Solltet Ihr also gestern alle Euren Jahresurlaub hier gebucht haben, weil der doofe Diepolder das hier so nett findet… tja, Pech gehabt. Zudem gibt es hier sehr viele Baustellen, geschlossene Läden und Restaurants, in denen gewerkelt wird. Ob das bis Ostern alles fertig wird? Ich bezweifele es. Ich kehrte in eins der ansehnlicheren Restaurants ein und aß ein paar Croquetas de Jamon. Sehr lecker! Ich liebe Tapas!
Ich lief zurück zur Unterkunft, wo ich mich kurz ausruhen wollte. Ja, die gute Seeluft! Ich pennte dorch glatt zwei Stunden, aber bei offener Terrassentür, es duftet wunderbar nach Schirmkieferzapfen! Ich gönnte mir einen leckeren Cava und machte mir abends eine Paella aus dem Mercadona warm. In vielen spanischen Supermärkten gibt es eine Ecke mit „comida preparada“, vorgegartem Essen aus der Theke. Klar, das gibt es bei uns auch, aber statt zwischen Hühnerhälften und Leberkäsebrötchen wählen zu müssen, gibt es hier hunderte Gerichte, die in der Regel auch noch gut schmecken.
Danach lümmelte ich wieder auf der Terrasse herum und hörte einen spanischen Podcast (wenn ich schonmal hier bin!), dem ich mit Ach und Krach folgen kann, da man langsam und deutlich spricht und er eine schriftliche Transkription hat, er heißt „Hoy Hablamos“ und beschäftigt sich mit Alltäglichem sowie Nachrichten und ist sehr kurzweilig.
Morgens eine Unternehmung machen und nachmittags rumtrödeln ist übrigens eine perfekte Melange. Bin so richtig im Urlaubsfeeling. Für morgen überlege ich, ins Gebirge zu fahren. Allerdings machen mir die Horden von Radfahrern Angst; sie benehmen sich nicht wirklich berechenbar. Zwei Beispiele: Als ich an der Promenade aß, fuhr ein Pulk laut klingelnd und rufend mit einem Affenzahn durch Spaziergänger durch, die alle hektisch zur Seite springen mussten. Ich hätte am liebsten mit Salz- und Pfefferstreuer nach ihnen geworfen, aber da waren sie schon am Horizont verschwunden. Außerdem bin ich ja eigentlich Pazifist. Und als vorher ich vor dem Hotel wendete, um in eine Parklücke zu fahren, kam ebenfalls ein Pulk von Eddie-Merckx-look-a-likes angerast, die deswegen abbremsen mussten. Einer spuckte nach Sancho Panso, ein anderer schrie „Idiot!“. Ehrlich, geht’s noch? Wir sind ja hier nicht auf einem Velodrom.
Ich sachma bis morgen, bestimmt sehen wir uns! Liebe Grüße von der Insel, Euer
P.S.: Heute war die Steuererstattung auf dem Konto, vielleicht schmeiße ich doch eine Runde im Schnitzelschinkendings…
Der Autor bereitet sich auf sein Tagebuch vor. Die Kleidung hat er nach Haarfarbe ausgesucht. Das ist jetzt hip!
wie immer, zuerst die Neuigkeiten aus dem Frühstücksraum. Das Wichtigste: Es gibt sie noch, die echten Männer mit Gürteltaschen, in denen Handy, Armeemesser und wahrscheinlich eine Dose WD-40 transportiert werden. Dann gibt es die Fraktion Erstmalfrühstückendannanziehen. Oder trägt man jetzt Pyjama auch tagsüber? Das Hotel wird seinen 4 selbstvergebenen Sternen (ja, booking.com macht’s möglich) leider nicht gerecht. Noch nicht einmal Orangensaft, geschweige denn Rührei gibt es. Die hartgekochten Eier hingegen machen ihrem Namen mehr als Ehre. Aber insgesamt war das Hotel für den Preis völlig okay. Nur die Horde Gremlins, die das Nebenzimmer gebucht hatten, sorgten dafür, dass ich etwas matschig bin. Ich verstehe das Konzept Adults-Only seeehr gut. Ein Hoch auf meine Ohrstöpsel, die einen Amoklauf verhinderten!
Um halb 9 machte ich mich dann auf zum Flughafen. Selbst, wenn die Bahn zuverlässig wäre, ist es schön, keine weite Anreise zu haben, keinen Frühstücksplatz aufräumen zu müssen und völlig hektikfrei zum Terminal zu gelangen. In meinem Fall von Zimmer zum Check-in in knapp einer halben Stunde. Gestern noch schrieb eine Bekannte, der Flughafen Düsseldorf sei ihr Hassflughafen. Fand ich bisher nicht so, aber der Check-in bei Eurowings findet nur noch maschinell statt (inklusive Kofferaufgabe) und da eine Menge Menschen damit überfordert ist, gibt es Staus, Gemotze, Geschrei (vor allem vom Bodenpersonal, das macht so richtig Eindruck). Die Bordkartenkontrolle wird an einem Nadelöhr vorgenommen und der Security-Check ist mit zwei Kontrollpunkten auch alles andere als ein Vergnügen. Ein Hinweis auch an den Betreiber von DUS: Zwei Toiletten für 2 Etagen Abflug Terminal B ist recht knapp bemessen.
Das Himalaja-Gebirge – immer wieder imposant!
Der Flug war alles andere als angenehm, die Sitzreihen werden entweder immer enger oder ich immer fetter. Es wird wohl an beidem liegen. Für den Rückflug leiste ich mir einen XL-Sitz. Auch waren wir etwas verspätet, der Weg zur Gepäckausgabe betrug 20 Kilometer (war das schon immer so?) und das Gepäck kam dort erst nach knapp 45 Minuten. Dann suchte ich den Shuttle-Bus zum Autovermieter, was sich auch als problematisch herausstellte, da die Beschreibung mit Straßenmarkierungen arbeitete, die es leider, da die Straße vor dem Terminal gerade komplett aufgerissen war, nicht mehr gab. Dutzende andere Menschen geisterten durch das laut Plan zu durchquerende Parkhaus, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund. Aber ich wurde irgendwie fündig. Dann das nächste Problem an den Schaltern: Ziehen Sie eine Nummer. Meine war 111. Aufgerufen war gerade die 90 und es waren 4 bis 6 Schalter besetzt (denn ab und zu verschwanden auch arbeiter mal für längere Zeit). Als ich nach seeeehr langer Wartezeit dran war, ging es eigentlich ganz schnell, da ich online alles angemeldet hatte. Allein, der Wagen hatte mehr Kratzer, als angegeben. Wieder zurück zum Schalter. Ich solle die Schäden fotografieren und gut sei. OK, Bilder gemacht. Ich versuchte, den Wagen zu starten, nix ging. Schalt-Benziner wohlgemerkt. Ich trat sogar auf die Bremse, weil ich das von Automatikwagen inzwischen gewohnt war. Nix. Wieder zum Schalter. „Da machen Sie was falsch!“. Jo, sieht so aus, aber was?? Jemand kam mit raus. „Ach der. Da müssen Sie Bremse und Kupplung drücken und dann zünden.“. Leute, seit wann das denn? Das Gefährt ist ein Tivoli Hybrid. Ja, so habe ich auch geguckt. Der Mann, der den Wagen ans Laufen brachte, war stolz auf diesen Teil der Wagenflotte, das merkte man. 9000 PS!, jubilierte er. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich damit nicht viel anfangen kann. Ich habe den Kleinen „Sancho Pansa“ getauft.
Sancho Pansa, mein Weggefährte für die kommende Woche.
Nach einer einstündigen Fahrt durch hundert Kreisverkehre kam ich in Can Picafort an. Direkt vor dem Hotel bekam ich einen Parkplatz. Es macht einen sehr guten ersten Eindruck. Das Studio ist sehr geräumig, leider ist die Dachterrasse völlig zugepiniet (na, wer kommt drauf?) und daher die Aussicht mehr als eingeschränkt. Gut, ich wohne am Ortseingang, da ist sowieso nicht viel zu sehen. Ansonsten alles seeehr nett, das Zimmer ganz oben und am Ende des weitläufigen Hotels, das m.E. zu Unrecht den Beinamen „Petit“ trägt.
Ich erkundete zuerst den Ort ein wenig und lief zum Son Bauló-Strand und von dort aus die Marina bis zum Hafen entlang. Es ist vorsaisonal ruhig, aber ich glaube, selbst in der Hochsaison ist hier keine Party. Meiner Einschätzung nach ist das hier einer der gediegeneren Urlaubsorte im Nordosten. Was sofort Glücksgefühl in mir auslöste, war der typische Geruch nach Meer. Da geht ja mal so gar nichts drüber! Dann das Blau des Himmels, das Blau des Meeres. Herrlich! In Can Picafort kann man Dutzende der Skulpturen des mallorquinischen Künstlers Joan Benassàr bewundern. Sie erinnern ein bisschen an Giacometti oder Modigliani, nur in etwas korpulenter. Wunderschön! Am Yachthafen nahm ich dann endlich das heiß ersehnte Bier zu mir und war sofort im Gespräch mit einem deutschen Ehepaar. Sie war sehr extrovertiert und so erfuhr ich allerhand über ihr leider nicht wirklich spannendes Leben. Aber es war dennoch unterhaltsam, weil ihr Mann ständig stöhnte „Ach Schatz, das ist doch jetzt unwichtig…“ oder „Das kann man doch auch kürzer fassen.“.
Es galt, Vorräte für das Studio anzulegen und einen Supermarkt zu suchen. Die kleinen Läden, die ich auf meinem Spaziergang passierte, waren alle noch geschlossen und Sancho Pansa wollte ich auch nicht mehr bewegen. So lief ich durch das Zentrum zum großen Mercadona. Sehr aufgeräumt, sehr preiswert. Ich staune immer über die Brotpreise in Spanien. Hatte ich erzählt, dass ich letztlich bei einem Poller Bäcker 1 Euro 90 für ein etwas größeres Körnerbrötchen bezahlt habe? Leute! Für das Geld bekam ich hier zwei Pastels, ein Croissant und ein Stangenbrot. Ich deckte mich mit Wein, Käse, Nüssen, Gebäck und Schinken ein, dazu etwas Milch und viel Wasser. Im Studio gibt es eine Nespresso-Maschine, also auch ein paar Kaffeekapseln. Der Heimweg zog sich etwas, denn eigentlich wollte ich durch ein Waldgebiet laufen, aber da hingen überall Warnschilder, die qualvolles Dahinscheiden bei der Begegnung mit der Prozessionsspinnerraupe androhten. Ich lief Umwege und verirrte mich ein bisschen, und das mit meinem doch nicht leichten Gepäck. Ich fand einen breiten Pferdepfad, der dann am Hotel endete.
Ich war so hinüber, dass ich jetzt kein Restaurant suchen wollte. Ich zauberte mir ein Bocadillo, öffnete mir einen leichten Rioja, setzte mich auf den Balkon, wo Ihr mich jetzt „quasi live“ schreiben seht. 😀
Das Wetter ist prima, ordentlich bewölkt mit ordentlich sonnigen Abschnitten. Rein im T-Shirt fröstelt man dann ab und zu. Ich bin guter Dinge, dass ich mich hier wohlfühlen und ein paar schöne Sachen erleben werde. Ihr erlebt doch mit, oder?
Liebe Grüße aus dem Es Baulo Petit von Eurem
Was meinst Du, wie wird das Wetter? – Ich finde, es sieht gut aus!
es ist mal wieder soweit, ich bin bald auf der Insel. Auf der Suche nach einem Kurztrip über meinen Geburtstag stolperte ich über ein Schnäppchenangebot für ein sehr nett anmutendes Hotel auf Mallorca. Nicht direkt am Meer, gerüchteweise nicht in einem wirklich interessanten Ort, Abflug aus der „verbotenen Stadt“ (aber als Muschelschubser ist mir das ja wurscht), von Dienstag bis Dienstag und nur Frühstück. Dafür unschlagbar preiswert. Ja, und so verschlägt es mich dann ab morgen nach Can Picafort. Und diese Zeilen schreibe ich in einem Hotel in Düsseldorf, da ich mich nicht auf die Bahn verlassen wollte. Aus guten Gründen, denn in den letzten drei bis vier Jahren kann ich mich nur an eine einzige pünktliche und unproblematische Fahrt erinnern.
Intermezzo – Fahrt von Neuss nach Köln am 4. April 2025:
Die DB-App zeigt an, dass von Neuss Süd aus eine S-Bahn um 22:30 Uhr nach Köln Hbf fahren wird. Die werde ich nehmen. Angekommen am Bahnsteig wird angezeigt, dass die S 11 aber nur bis Longerich fährt. Das Zugzielschild zeigt dennoch Bergisch-Gladbach an. Ich steige ein.
Im Zug keine Durchsage, kein Personal. Die DB-App weist mich darauf hin, dass ich in Dormagen den RE 7 bis Deutz bekommen kann. Ich steige in Dormagen aus. Keine Durchsage, kein Personal vor Ort. Die Anzeigetafel behauptet, dass dieser RE 7 gleich kommt.
Eine Durchsage: Die S 11 fährt jetzt ein. Es fährt aber keine S 11 ein. Die Anzeige zeigt den RE 7 für 23:02 Uhr an, die App, dass sich der Zug um 24 Minuten verspätet. Um 23:15 verschwindet die Anzeige zum RE 7 komplett. Gemäß der DB-App kommt er gerade an. Wieder ein Phantomzug. Und wieder keine Durchsage, kein Personal. Männer von der DB-Security stehen am Gleis. Ob sie etwas wüssten, frage ich sie. Nein, sie hätten die S 11 nehmen sollen, die als angekündigter Phantomzug gar nicht kam. Auch sie sind verwirrt.
Es ist inzwischen 23:30 Uhr. „Nehmen Sie den RE 7-Ersatzbus in einer Viertelstunde! Am Bahnhofsvorplatz.“ wurde mir von den netten Securityleuten beschieden. Inzwischen waren wir ein Pulk von Menschen, auch ein paar Ausländer dabei, die wir unter unsere Fittiche nahmen. 23:45 Uhr. Es gibt ein Schild, das die Abfahrtszeit des Ersatzbusses dokumentiert. Allein, es kommt keiner.
Die App meldet sich, es gäbe eine S 11 um 23:53 Uhr. Der Pulk begibt sich wieder zum Bahnsteig (Wer kennt die Bahnhofsszene aus Jacques Tatis „Les vacances de monsieur Hulot“?). Diese S 11 kommt 25 Minuten verspätet. Im Zug: „Es gibt einen Schienenersatzverkehr ab Longerich, dort alle aussteigen.“. Wir steigen aus. Keine Durchsagen, kein Personal vor Ort. Kein Schild. Wo ist der Bus? Ein Linienbus kommt vorbei, ich rudere wild mit den Armen! Er hält an. Ersatzbus? Keine Ahnung, vielleicht da. Sicher kann man nicht sein. Vier Haltestellen gibt es, einen Hinweis auf irgendeinen Ersatzbus gibt es nicht.
Der Pulk nimmt daher den Regelbus 127, der von Longerich zum Ebertplatz fährt, gerade auf der gegenüberliegenden Seite ankommt und rennt dafür selbstmordabsichtartig über die Schnellstraße. Weit mehr als 30 Haltestellen später wechsele ich am Hansaring in die Straßenbahn. Die Australier fragen mich vor dem Abschied, what the fucking heck is wrong with Germany?!
Die Linie 7 nach Hause fährt mir am Rudolfplatz vor der Nase weg. Sie kommt nachts nur alle 30 Minuten, wir leben halt in der Provinz. Ich nehme stattdessen die Linie 1 bis Deutz und von dort ein Leih-Fahrrad. Nach dreidreiviertel Stunden bin ich zuhause.
Derweil sitzt Bahnvorstand Dr. Richard Lutz daheim vor seinem Kamin und zählt die 2,1 Mio. Euro, die er in 2024 erhalten hat. Vielleicht zündet er sich eine Zigarre mit einem der schönen lilafarbenen 500-Euro-Scheine an, denn deren Farbe harmoniert so gut mit dem Feuer des goldenen Dupont-Feuerzeugs. Auf jeden Fall träumt er von seinem Fahrdienst, denn er hasst es, auf die Bahn angewiesen zu sein!
Der Abend bei Elke und Amy, das war der Grund für meine Reise, war trotzdem sehr schön! Es gab einen unserer berühmten Picksalate. Die sind immer so reichhaltig, dass man auch eine halbe Kompanie damit versorgen könnte. Amy mag ja Selfies so gar nicht, aber da muss die alte Lady durch.
Aber zurück zur Reise: Das Hotel in Düsseldorf ist ebenfalls ein Schnäppchen. Und so sieht das Zimmer auch etwas verwohnt aus. Dafür ist es aber sehr groß, gut gelüftet und ordentlich geputzt. Und direkt am Bahnhof, so bin ich schnell am Flughafen. Boarding ist um 10 Uhr 30.
Ja, und da ich nun schon in Düsseldorf war, lief ich auch ein bisschen durch die Altstadt bis zum Rhein und den einmal rauf (bis Nordsee) und wieder runter (bis Bodensee) und das war bei dem Wetter wirklich nett. Die „längste Theke“ war einigermaßen gut besucht, an der Rheinpromenade war in erster Reihe kein Plätzchen mehr frei. Wenn ich mich an früher so erinnere, wie unattraktiv das mal war… das haben sie gut gemacht, die Erzfeinde der Kölner. Überhaupt kann Düsseldorf ja so einiges ganz gut. Ich bin z.B. immer lieber hier in die Oper gegangen, da die Inszenierungen nicht so bott und bekloppt waren. Zu einem Altbier habe ich mich dann aber nicht hinreißen lassen, sondern habe ausnahmsweise mal ein Glas Roten geschlürft. War blöderweise aus dem Barrique, aber gerade noch so unter der Schmerzgrenze.
Insgesamt war das quasi schon ein schöner erster Urlaubstag. Sehen wir uns morgen dann auf der Insel? Das würde mich freuen. Wenn Ihr mal nichts von mir lesen solltet, dann liegt das wahrscheinlich eher an technischen Problemen, als daran, dass ich beim Partysaufen am Ballermann aus Versehen in einen Sangriabottich gefallen bin, wo ich mich den Rest meines irdischen Daseins von billigem Rotwein und Obstsalat ernähren werde.
Liebe Grüße, Euer
P.S.: Wer am Freitag zufällig in der Nähe ist, kann ja mit mir abends essen gehen, geht auf meine Kappe. 🙂
In letzter Zeit war es etwas trubelig, insbesondere in der Firma, da wir dort massive Ausfälle in der Abteilung hatten, daher hatte ich die ganze Zeit eigentlich absolutes Faulenzenbedürfnis. Faulenzen war aber insbesondere gegen Ende der Woche und am Wochenende nix. Donnerstag hatten wir Treffen der Bürgerinitiative beim Italiener (hach, ist das schön, wenn man Völlerei als politische Arbeit verbrämen kann 😉) und Freitag habe ich Kuchen und vegane Muffins gebacken sowie eine Joghurt-Torte mit Orangen und Pfirsichen kreiert. Alles für den Geburtstag von Luis, der am Samstag groß gefeiert werden sollte. Die Küche sah übrigens aus wie ein Schlachtfeld, weil ich alle drei fast gleichzeitig gemacht habe. Der erste Pudding war dann auch angebrannt.
Der Geburtstag konnte dann bei schönstem Wetter und Barbecue auf einer Terrasse in Lövenich stattfinden. Es waren sehr viele Menschen da, die Musik war bis zum Anschlag aufgedreht. Eigentlich war es sehr nett, ich hätte viel Spanisch üben können, aber Ihr wisst ja, der Gerry hat es nicht mehr so mit Menschenmengen und Lautstärke. Naja, hatte ich noch nie so wirklich. Aber ich habe drei Stunden ausgehalten und mich gut unterhalten.
Ludwig und Geraldo – da war es noch beschaulich… 🙂
Am Sonntag dann war Familientreffen angesagt, diesmal wieder bei den älteren Neffen in Grevenbroich. Samstag erinnerte mich einer davon, dass ich ja für den Kuchen verantwortlich zeichnete. Ach herrjeh, das hatte ich vollkommen vergessen. Und wieder einen Abend in der Backstube, nachdem ich selbst aus dem Kühlschrank Mehlreste rausgeputzt hatte??? Ich lief schnell zum Supermarkt und kaufte Törtchen und Schaumküsse. Ich werde es beim nächsten Treffen wieder gut machen! Und wir hatten auch so Spaß, zumal es von den Jungs noch einen selbstgemachten Kirschstreusel gab. Die Nichten waren diesmal dann auch dabei.
Das traditionelle Familienselfie haben wir leider verpennt. 😞
Die erweiterte Doppelkopfrunde (d.h. mit Partnern) hat es am Wochenende geschafft, sich auf einen Termin für einen Kurztrip nach Brügge zu einigen. Da wollten wir schon seit Jahren hin, dann kam Corona dazwischen, dann sind wir zwischenzeitlich in Ägypten gelandet… Langer Rede kurzer Sinn: Ein Wochenende im Oktober wird’s. Hotel ist schon gebucht.
Das Bild von Brügge ist wohl aus der Steinzeit. Weiß Gott, wann ich das aufgenommen habe…
Morgen geht es mal wieder nach Braunschweig, da begrüße ich Dienstag einen neuen arbeiter und gucke mich auch so mal wieder um. Und darauf die Woche geht es ab zum Ballermann! Yeah! Naja, fast.