Den Haag – Tag 3: So ein Käse

Ihr Lieben,

was ich gestern völlig vergessen habe zu erzählen: der Koch in der offenen Showküche war ein Supermodel und die Dame, die uns abkassierte, offenbarte uns, wir hätten einen Promotionsgutschein, der uns 30% einbrachte. Ich hatte den Tisch über eine App gebucht, die wohl den Rest übernahm. Wir haben uns natürlich gefreut, aber wie finanzieren sich solche Aktionen eigentlich? Naja, vielleicht so: Ich kann das Restaurant Botanica absolut empfehlen! (kostenlose Werbung)

Elke ging gestern vor mir schlafen und ich räumte noch ein bisschen auf. Unter anderem schmiss ich die Spülmaschine an. Ich bin vielleicht von zuhause etwas verwöhnt, denn meine ist flüsterleise. Diese hier hörte man garantiert bis Amsterdam. Aber immerhin übertönten die Besoffenen und Bekifften vor der Tür das asthmatische Gerassel der Sprüharme ein bisschen. Außerdem entdeckte ich endlich, wie aus dem Designerhahn in der Küche Warmwasser gewonnen werden kann. Bisschen spät vielleicht, aber immerhin…

Wir nahmen erneut ein Minimalfrühstück zu uns (vor allem viel Kaffee), verabschiedeten uns von unserer Unterkunft und brachen bei leider mehr als mäßigem Wetter auf in Richtung Gouda. Den Zwischenstopp hatte ich mir gewünscht, weil ich gerne so einen Quatsch erzähle wie „Richtigen Gouda kann man nur in Gouda kaufen!“, um dabei völlig ernst aus der Wäsche zu gucken. Wir verbrachten dort jetzt nur wenig Zeit, da es a) alles Sehenswerte auch sehr nah beieinander gab und b) Elke zuhause ja auch noch Amy abholen musste und die Pensionswirtin meiner Lieblingshündin nicht allzu lange warten lassen wollte.

Gouda ist eine liebreizende, kleine Stadt, die nur eine halbe Stunde von Den Haag entfernt liegt. Alles wichtige ist um den Marktplatz mit seinem Stadhuis herum zu finden. Es war auch Markttag (wenn auch nicht der berühmte Käsemarkt, der geht erst im April los) und wir kauften Käse, vieeeel Käse, Tonnen von Käse; einen Teil habe ich vakuumieren lassen. Zudem ließ ich ein kleines Vermögen bei einem Chocolatier, aber da waren auch Ostersachen für andere dabei. Die Sehenswürdigkeiten um den Markt herum nahmen wir natürlich auch mit, wie die prächtige Kirche, das schöne Altstadtensemble, kleine Grachten, bezaubernde Lädchen. Mir gefällt, dass es hier in der Gegend noch viele Fachgeschäfte gibt, oft inhabergeführt. Wir gönnten uns noch einen Kaffee und ein Sektchen und brachen dann endgültig nach Hause auf.

Das war eine sehr schöne, kleine Reise, die mir sehr gut gefallen hat. Ich behaupte ja immer gerne, dass man sich auf Reisen erst nach mehreren Tagen in einem tiefen Erholungsstatus befinden kann, aber auch ein Kurztrip hilft beim Abschalten. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Ausflügen Impulse für Eure Auszeiten geben kann.

Jetzt steht als nächstes meine Geburtstagsreise nach Mallorca an. Und nein, keine Angst, es geht nicht zum Ballermann (obwohl es in der Nähe eine fantastische Kirche gibt!). Ich hoffe, Ihr seid dann auch mit dabei (wer vor Ort ist, wird zum Essen eingeladen!). In der Zwischenzeit gibt’s den ein oder anderen „Schnipsel“ oder vielleicht auch mal wieder ein neues Rezept. Elke und ich haben uns sehr über Eure Begleitung gefreut! Bis bald, Euer

Den Haag – Tag 2: Geburtstag am Strand

Ihr Lieben,

die Nacht verbrachte ich eher unruhig. Die Matratzen des Doppelbettes sind dergestalt, dass man in die Mitte des Bettes zum Zwischenmatratzencanyon rollt, da ist es dann weniger bequem. Zudem brauchte ich die Oropax dringend, und ich kann zwar damit leben, aber ich empfinde sie auch als leicht störend.

Elke hatte heute Bestimmertag, sie durfte alles entscheiden. Ich hatte ein geschmackvolles Geburtstagsarrangement auf der Anrichte aufgebaut (die singende Kerze funktionierte leider nicht), wir tranken unseren ersten Kaffee, machten uns frisch und dann ging es auch schon los. Eigentlich hatten wir gestern noch beschlossen, heute ein üppiges Frühstück in einem der vielen Restaurants hier zu uns zu nehmen; da ist auch, soweit wir sehen konnten, für jeden Geschmack etwas dabei. Allerdings sind wir beide gar nicht die großen Frühstücker und so entschieden wir uns um für eine spätere „Bemme auffe Hand“.

Unsere ersten Ziele waren der Aussichtspunkt am Binnenhof und die „Passage“, ein kathedralenartiges Einkaufszentrum. Der Binnenhof selbst ist leider wegen Renovierung nicht zugänglich, aber wir kletterten den gelben Stahlturm daneben hinauf, um einen schönen Rundumblick auf Den Haag zu bekommen. Oben schaukelte der Turm ein bisschen im Wind, das ist ja genau das Richtige für uns! Aber der Blick ist super.

Die Passage ist schick, es gibt nette Läden, ich kaufte Souvenirs und Küchenbedarf (was stimmt mit mir nicht?). Die Einkaufsstraße entlang schlenderten wir dann zum Großen Markt, wo wir einen ziemlich mächtigen Toast und einen Kaffee in der Sonne (!) genossen. Von da aus ging es zur Grote Kerk und durch einige Gassen zurück – mit einem Abstecher in die Chinatown – zum Binnenhof. Was mir ganz gut gefällt, ist die Menge an Kunst im öffentlichen Raum. Trifft jetzt nicht alles meinen Geschmack, aber allein die schiere Menge begeistert mich. Einige Bauten sind auch sehr bemerkenswert. Das „Bienenkorb-Haus“, z.B., oder einige der anderen Häuser aus den Endzwanzigern/Anfangdreißigern. Man ist mindestens fasziniert. Den Haag ist auf jeden Fall eine Wundertüte für Architekturinteressierte.

Es drängte uns zum Strand. Scheveningen wurde sowohl vom Reiseführer, als auch von Bekannten empfohlen. Also, ab in die Straßenbahn. Ich nehme es vorweg… man muss das schon mögen… Mitten in einer baulich nicht zuordenbaren Stilistik steht ein prunkvolles Kurhaus. Es gibt Meer, es gibt Strand. Das Drumherum wird von Scheusslichkeit regiert. Selbst, wenn man davon absieht, dass alles eingezäunt und mit Planen verhüllt ist, gibt es wenig Schönes. Typische Wohnblocks mit Blick aufs Meer, ein verranzter Pier, langweilige Spaßbuden und dazu ein Hauch von Tristesse. Kaum Menschen, aber aus den Läden schallte Tanzmusik. Eine Giraffe aus Legosteinen zählt hier zu den Highlights.

Wir liefen vom Pier bis zum Leuchtturm, unterwegs nahmen wir auf einer Terrasse ein Bier zur Stärkung ein, wobei von den 50 Tischen zwei Tische besetzt waren. Von dort aus gelangten wir in das historische Zentrum, das aus ziemlich genau einer Straße besteht. Die verbirgt neben Souvenirshops und Dutzenden von Barbershops wenigstens ein paar nette Häuser aus dem vorletzten Jahrhundert. Ein schönes Café, das wir uns bei Einsetzen des Regens gewünscht hätten, suchten wir hingegen vergebens. Wir verließen Scheveningen mit der Tram Richtung Stadt und machten kurz Pause in der Ferienwohnung, um Kuchen zu essen und Sekt zu trinken.

Dermaßen gestärkt liefen wir wieder los und erkundeten weitere Straßen und Gassen, verlustierten uns im königlichen Garten, der so königlich jetzt gar nicht war, schauten uns in Tinnef- und Delikatessenläden um, kauften ungesundes Zeug, u.a. im Albert Heijn, und kehrten zum Schluss erschöpft in einer kunterbunten Plastik-Bar für einen Aperitiv ein. Wir waren die einzigen Gäste und dem Personal gegenüber deutlich in der Unterzahl.

Die schon zuhause getätigte Reservierung rückte näher, wir machten uns auf in das Restaurant Botanica, das hatten wir gestern schon durch Zufall auf einem der Spaziergänge gesehen. Umso überraschter waren wir, als wir heute von Google Maps an einen ganz anderen Ort geleitet wurden. Wir standen vor einem Hotel der gehobenen Kategorie. Nanu? Wir schauten noch einmal nach. Wir waren richtig. Gestern waren wir nur am Hintereingang. Wir wurden nett empfangen; es war zwar fast wie ausgestorben, aber daher auch schön ruhig. Uns hat es gefallen, es gab Muscheln, Krabbenkroketten und Senfcracker mit Selleriesauce. Dazu einen schönen Wein und alles Bio.

Pappsatt schleppten wir uns in die Wohnung zurück, wo Elke drei Stunden damit verbrachte, auf die vielen Glückwünsche zu reagieren, die so ein 🍀. Geburtstag mit sich bringt, während ich Tagebuch schrieb. Wir tranken dazu noch ein Weinchen und planten ein wenig die morgige Abreise. Jaja, es ist leider schon wieder Zeit für den Abschied. Aber wir haben morgen noch einen sehr schönen Programmpunkt, den Ihr sicherlich nicht verpassen wollt. Programmpunktet Ihr mit? Liebe Grüße, Elke und

Seltenes Foto einer öwe.

Den Haag – Anfahrt, Delft und erste Eindrücke

Ihr Lieben,

Elke feiert morgen Ihren 🥰. Geburtstag und fragte mich vor einiger Zeit, ob ich nicht Lust hätte, den mit ihr à la Antwerpen zu begehen, also mit einem kleinen Städtetrip. Natürlich hatte ich und unsere Wahl fiel auf Den Haag. Küste in der Nähe, falls das Wetter schön werden würde, eine interessante Stadt, falls es nicht so schön werden sollte.

Wir suchten uns eine Ferienwohnung im Zentrum (zuerst hatte ich über Zimmer im grotesk prächtigen Grand-Hotel in Scheveningen nachgedacht) und einen Parkplatz in der Nähe. Um halb 10 Uhr wollte ich nach Neuss aufbrechen, von wo wir um 11 Uhr losfahren wollten. Und dann: Streik der KVB. Yeah. Am Vorabend schon schmiedete ich Pläne, wie ich zum Bahnhof Deutz kommen könnte. Uber, Taxi, Leihfahrrad, Mietwagen? Gott sei Dank erfordert so ein Kurztrip ja nur leichtes Gepäck. Ich stand zeitig auf, guckte in den verschiedenen Apps nach Leihfahrzeugen, es gab natürlich keins, machte meine Morgenroutine und sah dann plötzlich, während ich mein langes goldenes Haar bürstete, durch das Badezimmerfenster hindurch, wie jemand ein KVB-Rad beim Physiotherapeuten an der Ecke abstellte. Wie lange dauert so ein Physiotherapeuten-Termin? Ich hatte nicht viel Zeit, ich musste mich sputen! 20 Minuten später saß ich auf dem Fahrrad Richtung Bahnhof und kam natürlich viel zu früh bei Elke an.

Wir tranken noch ein Käffchen, packten unsere Plünnen in Elkes Ford und fuhren bei tristem, kaltem Wetter los. Die Fahrt durch die Niederlande zog sich ein bisschen, denn die Strecke bot wenig Abwechslung. Viel traurige Industrie, Hotels mitten im Nirgendwo (wer übernachtet da?) und dazu das trübe Wetter… Wir wären viel zu früh an der Unterkunft angekommen, daher gönnten wir uns einen Abstecher nach Delft. Und kurz bevor wir dort ankamen, brach die Sonne durch. Zaghaft.

Wir fuhren in ein city-nahes Parkhaus und erkundeten das Zentrum. Delft ist wirklich sehr hübsch, einige Grachten durchziehen die Stadt, es gibt reichlich schöne Bausubstanz. Der Marktplatz ist bemerkenswert, die Gassen drumherum sehenswert. Wir besuchten das Vermeer-Zentrum (wo ich Kühlschrankmagnete erstand), einen sehr ansprechenden Käseladen, tranken ein Pils im plötzlich einsetzenden Nieselregen (gottseidank beschirmt) und liefen dann im Sonnenschein zum Osttor mit der schönen Klappbrücke. Was für ein Aprilwetter! Einzige Konstante war die Kälte, die sich fast nach Frost anfühlte.

Wir blieben länger als geplant in Delft und der Verkehr in Den Haag war ein bisschen gestauter, unsere Vermieter schrieben schon fast im Minutentakt, wo wir denn blieben. Dabei haben die unter der Wohnung einen Laden. Gegen 16 Uhr waren wir dann vor Ort. Fast vor Ort. Und zwar vor einem Absperrpoller, wo wir nicht weiterkamen. Immerhin waren es nur noch 50 Meter zu laufen. So wartete Elke im Auto, während ich die Schlüssel organisierte. Ich bekam eine kleine Einweisung und hastete zurück zu Elke, die solange eine Einfahrt blockierte. Das Navi wollte uns dann auch noch zu einem ganz anderen Parkhaus leiten, als dem gebuchten, aber das haben wir schnell spitz gekriegt. Vom richtigen Parkhaus zur Wohnung liefen wir dann nur 5 Minuten.

Die Unterkunft ist sehr groß und hat viel Charme – es gibt einen Kamin und ein Deckenfresko im Wohnzimmer! -, aber die steilen Treppen sind nichts für schwache Nerven. Insbesondere die Stiege auf unsere Dachterrasse kann bei empfindlichen Menschen schwere Nervosität auslösen. Wir losten die Zimmerbelegung aus, weihten unsere Bleibe mit einem Gläschen Sekt ein und machten uns dann auf, die Umgebung zu erkunden.

Unsere Wohnung liegt mitten in der Fußgängerzone und ist einen Steinwurf vom Binnenhof entfernt, den wir uns als erstes von Außen ansahen. Wir liefen dann bei Königs (Paleis Noordeinde) vorbei Richtung Vredepaleis, von wo aus wir einen Bogen zurück in die Altstadt schlugen. Sehr schöne Häuser, u.a. auch im Jugendstil, viele nette Plätze und immer wieder eine Gracht. Unzählige Kirchen, süße Lädchen, viel Gastronomie. Leider war schon viel geschlossen, um 18 Uhr macht man hier die Läden runter. Immerhin fanden wir noch einen anderen Käseladen, wo wir dann auch etwas für die Abende zu knabbern erstanden. Mir gefällt die Stadt auf Anhieb recht gut.

Irgendwann trieb uns der Hunger in ein Restaurant. Davon gibt es hier wie gesagt reichlich, aber viele nicht geöffnet oder eher auf Kurzsitzpublikum ausgerichtet, wie Imbisse. Wir wurden aber fündig im Jamey Bennett, wo wir Burger und Ribs bekamen. Wir hatten dort übrigens eine sehr nette Kellnerin, die uns die Eigenarten der Deutschen beim Essen erklärte: „Sie teilen nicht gerne.“.

Wir kehrten in die Wohnung zurück, spielten ein paar Runden Backgammon und süppelten ein Weinchen. Schräg gegenüber ist ein Irish Pub, die dort versprühte Lebensfreude kommt eins zu eins in der Wohnung an. Auch laute Touristenströme ziehen natürlich an dem Haus vorbei. Aber wir haben Ohrstöpsel dabei. Elke mochte dann auf die Reinfeierei verzichten, also wird erst morgen gesungen, was das Zeug hält. Ihr stimmt dann ja hoffentlich alle mit ein!

Also, bis morgen, wenn Ihr mögt. Liebe Grüße von Elke und

P.S.: Eindrücke von unserem kleinen Paleische: