die Nacht war eine Herausforderung. Ich bin relativ früh zu Bett gegangen, da ich nicht mehr sitzen oder gehen konnte. Ach, wie ich meine Matratze vermisse. Was aber kein Grund sein soll, künftig zu Hause zu bleiben. Eigentlich schlief ich auch recht schnell ein, bis um ca. 1 Uhr früh jemand beschloss, sein Zimmer im Gebäude umzudekorieren. Und das offensichtlich in Stepptanzschuhen. Wenn man genau hinhörte, hatte man auch noch sehr viel Spaß dabei. Um 3 Uhr gab ich entnervt die Hoffnung auf Besserung auf und stopfte mir Ohropax in meine Lauscher. Das mache ich nicht besonders gerne, weil ich dann am nächsten Morgen das Gefühl habe, meine Ohren fühlten sich wie Dumbos Flügel an.
Nach einem sehr ausgedehnten Frühstück packte ich, checkte aus, ließ meine um 5kg schwerere Tasche im Hotel und fuhr Richtung Portopí, um dort den roten Sightseeing-Bus zu stürmen.
Das war eine sehr gute Idee für einen Tag, an dem ich so ein bisschen Leerlauf hatte. Ich fuhr einmal die komplette Tour auf der linken Seite sitzend, einmal auf der rechten Seite sitzend durch. Bei der dritten Runde stieg ich an interessanten Plätzen, wie z.b. dem Castell Bellver oder eben noch einmal an der Kathedrale aus; an letzterer fand ein großer Markt statt, mit interessanten Ständen. Unter anderem ein Kebab, wo wirklich das gesamte Schwein auf dem Spieß über Holzkohlenfeuer gedreht wurde. Auch hätte ich dort noch tolle, wirklich tolle Mitbringsel erstehen können, dazu aber ganz zum Schluss noch mal mehr.
Ich erwähnte wohl schon öfter, dass ich die roten Busse sehr mag. Auch wenn man schon fast alles gesehen hat, bekommt man es noch einmal in einem anderen Kontext serviert. Unter anderem mit historischen Fakten unterlegt. So wusste ich z.b. bis heute nicht, dass Jürgen Drews gar nicht König von Mallorca ist. Angeblich hieß der letzte König hier Jaime, der Viertelvorzwölfte. Ist Drews etwa ein balearischer Reichsbürger?
Auch lernt man viel über Brüdermorde und wirklich prominente Gefangene der über Palma gelegenen Burg, von denen ich aber leider keinen kannte. Interessant sind natürlich auch die Perspektiven einfach aus dem zweiten Stockwerk, auf dem Oberdeck eines solchen Gefährt, da hat man ja noch einmal einen ganz anderen Blick auf Fassaden und dergleichen mehr. Zumal man nicht darauf achten muss, nicht in irgendetwas zu treten.
Dreimal eine solche Tour zu fahren, lässt auch tiefe Einblicke in die menschliche Psyche zu. Das alles weiter auszuführen, würde den Rahmen sprengen. Aber allein die Sitzplatzwahl in einem solchen Bus stellt schon eine große Herausforderung für manche Mitmenschen dar. Auch bekommt man anschaulich gezeigt, wie Darwins Gesetz möglicherweise funktionieren könnte. Durchsagen zu missachten, auf den man aufgefordert wird, auf dem Oberdeck nicht zu stehen, werden durch Olivenzweigklatschen bestraft. Leider lustig.
Es wurde Zeit für den Flughafen, ich holte mein Gepäck am Hotel ab, genoss noch einmal die Vorzüge einer sauberen Toilette und fuhr mit den Linien 4 und A1 los; hatte ich doch lange keine Busfahrten gemacht.
Gleich startet die Maschine, die Reise ist zu Ende. Es war eine sehr schöne Woche, mit sehr angenehmer Begleitung, mit nur anderthalb Tagen schlechtem Wetter, und selbst da konnte ich ja prima etwas unternehmen. Ich hoffe, den virtuell Mitreisenden hat es auch gefallen. Wir sehen uns bald wieder, wenn es mich mal wieder nicht zu Hause hält. Bis dahin allen alles Liebe und Gute und natürlich noch frohe Ostertage!
Euer Gerry
Davon wollte ich Euch eigentlich etwas mitbringen, aber ich hatte leider keine Peseten mehr…
heute war ein sehr ereignisarmer Tag, es ist nicht viel passiert. Den Morgen habe ich komplett vertrödelt, denn es war total zugezogen, und ich überlegte ja, zur Prozession zu gehen. Die würde sehr spät angefangen, da wollte ich noch Lust haben. Gegen Mittag fuhr ich dann nach Palma rein, wo ich eine bestimmte Ausstellung sehen wollte, die aber heute geschlossen hatte. Um die Ecke gab es eine weitere Ausstellung, geöffnet, aber die ging über einen ägyptischen Pharao. Naja, ich fahre jetzt nicht nach Mallorca, um mir Ausstellungen über Pharaonen anzusehen.
Also schlenderte ich – inzwischen bei bestem Wetter – ziellos durch Palma, die Rambla entlang, durch die Passeigs, über die Plätze. Ich kam unter anderem am Corte del Ingles vorbei und lief da auch einmal wahllos durch. Es ist halt ein großes Kaufhaus.
Ja, und dann gingen die Rückenschmerzen los. Ich musste mich alle fünf Minuten hinsetzen und alberne gymnastische Verrenkungen machen. Die Vorstellung, jetzt drei Stunden lang auf die Prozession zu warten, dort noch ewig herum zu stehen, in einem riesigen Menschengewusel… Nein, das war mir dann doch zu viel und ich trat die Rückfahrt ins Hotel an.
Und auch dabei war der Wurm drin, denn ich saß zuerst an der falschen Haltestelle und warte 15 Minuten, bis ich feststellte, dass der Bus in die Gegenrichtung kam. Ich suchte die gegenüberliegende Haltestelle, was etwas aufwändiger war, und sah gerade den richtigen Bus abfahren. Also wieder eine Viertelstunde warten. Na ja, irgendwann kam ich dann im Hotel an, nahm eine heiße Dusche und sonnte mich auf einer neu entdeckten Terrasse. Über die verpasste Prozession hinweggetröstet wurde ich durch die Tatsache, dass ich einige der Umzugswagen und Prozessions-Teilnehmer, schon in Verkleidung, sehen konnte.
Zum Abendessen suchte ich mir wieder das Hotelrestaurant aus. Heute war ich auch etwas zufriedener als sonst, es gab sehr leckere Albondigas, die nahm ich dann als Vorspeise, Hauptspeise und Dessert. Naja, fast. Käse und Obst waren auch dabei.
Morgen ist schon wieder Abreise. Allerdings geht mein Flieger recht spät. Muss mal gucken, zu was der olle Körper morgen in der Lage sein wird.
in der Nacht fing es an zu regnen. Den ganzen Tag über hat es dann getröpfelt, mal mehr, mal weniger und mal viel mehr. Die Terrasse war zum Frühstück geschlossen, also wurde das Chaos im Speisesaal von gestern heute noch getoppt. Man hatte zudem beschlossen, den zweiten Kaffeeautomat wieder stillzulegen. Das war eine ziemlich dumme Idee, denn nun ging die Schlange an der einzig arbeitenden Maschine ungefähr bis Palma Flughafen. Die Reihe der um Einlass in den Frühstücksraum bettelnden Hotelbewohner wurde ebenfalls lang und länger, doch leider war nicht genug Platz für alle da. Ich war kurz versucht, zum Hotelmanager zu gehen, um meine Dienste als Organisator anzubieten. Dann fiel mir ein, dass ich in Urlaub bin. Aber so eine Arbeit würde mir möglicherweise Spaß machen.
Erika und ich tranken zum Abschied ein Glas Sekt zusammen, dann fielen wir uns tränenüberströmt in die Arme. Ihr Flieger ging zwar erst gegen Mittag, aber wegen des Wetters wollte sie nicht mehr großartig etwas unternehmen. Ich beschloss, den Vormittag im Miró-Museum zu verbringen, das in Cala Mayor in den Räumen seines hiesigen Ateliers eingerichtet wurde. Leider war ein Teil der Ausstellung geschlossen, da umgebaut wurde. Aber man bekam einen kleinen Eindruck von seinem Schaffen, zudem waren die Werkräume zur Besichtigung freigegeben. Sehr viele Schulklassen waren vor Ort und ich war positiv überrascht, wie begeistert die Kinder über die Erläuterungen zu Mirós Kunstwerken waren; sie stellten Fragen, drängten sich, etwas sagen zu dürfen. Ein Traum für jede Lehrerin und jeden Lehrer.
Im in der Nähe liegenden königlichen Sommerpalast, dem Palacio Marivent, gibt es im Park noch eine Skulpturenausstellung von Juan Miró, aber natürlich ist dieser ausgerechnet in in der Karwoche geschlossen. Dabei wäre ich gerne durch die königlichen Gärten gelustwandelt. Oder heißt es möglicherweise lustgewandelt? Immerhin habe ich das mit der Schließung vor Ostern zuerst nicht begriffen und kann jetzt behaupten, ich hätte bei Königs geklingelt. Leider hat noch nicht mal ein Butler oder eine Haushälterin reagiert. Lustig wäre es gewesen, wenn Felipe selbst…. Ach herrjeh, ich schweife wieder ab.
Die Kunstvilla Amadeus in Cala Major
Ich musste kurz ins Hotel zurück, denn ich unterlag dem Irrtum, dass Regen direkt auch Kälte bedeutet, das war ein Fehler. Ich war viel zu dick angezogen. Dann ging es wieder rein nach Palma de Mallorca, denn ich hatte Befürchtungen, dass an Gründonnerstag und Karfreitag dort alles geschlossen sein könnte. Stichwort Religiosität. Und ich wollte noch unbedingt in die Fundació Juan March sowie ein paar kulinarische Mitbringsel in den Markthallen einkaufen. Und bevor hier jetzt jemand falsche Hoffnungen hegt… ich meinte Mitbringsel für mich selbst.
Die Familie March habe ich ja schon einmal vor ein paar Jahren „vorgestellt“. Mögliche Folge des schlechten Gewissens über ihren zweifelhaften Reichtum sind zahlreiche karitative Aktivitäten und künstlerisches Mäzenatentum. Der Eintritt in die Villa March in der Sankt-Michael-Straße ist daher frei. Es finden sich 22 Säle mit je einer Handvoll Objekte moderner spanischer Künstlerinnen und Künstler. Klar, Dalí und Miró, aber auch eher unbekanntere Artisten. Ein Paar Stücke sind wirklich sehenswert.
Die Markthallen waren natürlich so spät wieder wie ausgestorben. Ab Mittag nämlich schließt ein Lädchen nach dem anderen. Ich konnte trotzdem noch etwas mallorquinischen Käse und Wurst erstehen. Und ein bisschen konserviertes Meeresgetier. Und natürlich teile ich das doch. ¡Atención! Spanisch-Kurs: Dienstag müsst Ihr mir helfen. Denn eine ganze Sobrasada schaffe nicht einmal ich 🙂
Um halb Acht machte ich mich dann auf zur „Haltestelle des Meeres“, la Parada del Mar. Ich war sehr gespannt, ob meine Ein-Mann-Reservierung auch im System gelandet war. Aber beim „13%“ hatte es ja auch geklappt.
Also, ich war completamente überfordert. Als ich ankam, stand schon eine riesige Schlange vor der Tür, darunter sehr viele Asiaten, die sich in kurzen Abständen quasi verdoppelten und vordrängelten. Irgendwann fragte jemand aus der Menge, wie viele Familienmitglieder denn noch zu erwarten wären, schließlich hätten ja alle Reservierungen. Hm. Gottseidank kam das von Spaniern. Nun gut, irgendwann war ich mal dran und wollte den Fischvariationsteller ordern. Nee, sorry, das ginge nur zu zweit oder mehr. „Und jetzt?“ – “ Sie zeigen jetzt in der Theke auf das, was Sie essen möchten, dann wird das abgewogen, zubereitet und Ihnen gebracht. Vorher müssen sie aber noch zur Bar, um etwas zu trinken zu bestellen“. Ich fühlte mich zuerst wie in einer Systemgastronomie, etwas unwohl und zeigte einfach auf Boquerones, Chipirones und Mejillones. An der Bar fragte ich nach einer Flasche Rosé, und wählte den hellsten. Später merkte ich, es war auch der teuerste. Ich habe scheinbar einfach einen guten Geschmack!
Es war also ein bisschen wie McDonalds für Reiche. Aber als ich erstmal saß, wurde es zu einem Erlebnis! Man brachte mir die ausgewählten Fischchen und Muscheln, kredenzte mir den Wein und umsorgte mich wie König Felipe persönlich. Alles war sehr lecker, die Kellnerinnen und Kellner waren aufmerksam, die Stimmung im Laden war fantastisch. Ich fragte nach einer Nachspeise, und bekam quasi Klassiker heruntergebetet. Brownie, Banoffiepie, Karottenkuchen… ach du je, dachte ich. Lauter Fertigzeug. Und krähte bei Karottenkuchen, „Ja, den nehme ich“. Leute, ich würde für das Rezept töten! Man klärte mich später auf Nachfrage auf, alles sei casera, hausgemacht. Mir wurde noch ein Amazonas-Cortado empfohlen, danach schwebte ich glücklich nach Hause, mit dem Wissen, dass ich wieder unglaublich preiswert und gut gegessen hatte. Amazonas ist übrigens ein mallorquinischer Rum.
Ich hielt Erika, die mit Verspätung Richtung Heimat unterwegs, aber inzwischen zumindest in Köln angekommen war, über jeden einzelnen Bissen auf dem Laufenden. Nicht, um sie zu ärgern, nein. Denn wir haben sofort beschlossen, dass wir die Gartenparty-Gruppe*) dazu zwingen, mit uns wieder auf die Insel zu fliegen, nur um dort drei Tage am Stück zu essen.
Morgen ist eine der größten Büßer-Prozessionen des Landes in Palma. Ich überlege ernsthaft, mir das anzutun. Also, als Zuschauer, nicht als Büßer. Hab ja meines Wissens nix Schlimmes gemacht. Wetten werden dennoch angenommen. Seid also auch morgen wieder dabei, wenn es heißt: „Was er wohl dann wieder alles in sich reinstopft!“. Aber im Ernst. Die spanischen Inseln sind das reinste Schlemmerparadies! Ich fahre auch gerne mit den Ibizas, den SOKODOKOs, der Spanischgruppe oder den Eselleuten hierher 🙂 *)
¡Hasta manana, Queridos! Euer Gerry
Wo ist mein Wetterglück hin?
*) Fragen Sie Ihren Autor oder Schriftsteller….
P.S.: Regentropfenprelude. Ich erwähnte 2019 bereits, dass Chopin dieses großartige und dennoch minimalistische Werk auf Malle komponierte. Er und George Sand verbrachten einen kalten und regnerischen Winter hier. Nicht lange danach, etwa 9 Jahre später, wie ich meine, ist Chopin gestorben. Also Achtung vor mallorquinischen Regentagen.
heute früh war es total zugezogen, so dehnten wir das Frühstück erst einmal ziemlich aus. Das Hotel wird immer voller, und man ist mit der Organisation des Frühstücks ziemlich überfordert. Wir sind froh, dass wir immer ein Plätzchen auf der Terrasse finden. Dort hält sich der Trubel in Grenzen.
Gestern Abend haben wir noch versucht, herauszufinden, wie man eine Bootsfahrt von Palma aus unternehmen könnte. Es war wohl etwas zu kurzfristig, denn die online angebotenen Touren waren entweder ausgebucht oder nicht nach unserem Gusto. So sind wir heute auf gut Glück zur Anlegestelle in der Nähe des Auditoriums gefahren, um eventuell einen freien Platz auf einem der dort abfahrenden Boote zu ergattern. Wir hatten Glück: eine Viertelstunde nach unserer Ankunft am Pier fuhr ein Boot der City-Sightseeing-Linie ab. Es war eine sehr nette kleine Kreuzfahrt durch den Hafen, wir bekamen auch ein kleines Häppchen Iberico-Schinken aufs Haus. Das Wetter hatte sich stark gebessert und wir hatten schöne Blicke auf die Silhouette von Palma und einen Einblick in den Hafen. Wir hätten die Hafenrundfahrt noch etwas ausdehnen können, indem wir zu unserem Startpunkt zurückkehrten, entschieden uns aber schon am Schiffsanleger in Höhe der Kathedrale auszusteigen, um ein schönes Plätzchen zum Chillen und Auftanken zu finden.
Zwei appetitliche Ansichten…
Leute, Leute, Leute! Die Stadt war brechend voll, kein freies Plätzchen, das auch nur irgendwie von einem Fitzelchen Sonne beschienen war, selbst bei den Schattenplätzen standen die Menschen schon Schlange. Wir suchten also das Innere des Cafés Born 8 auf, was sich als geniale Idee erwies, denn dort war es schön ruhig. Von der Passeig des Born nahmen wir dann ein Taxi nach El Arenal, zur Schinkenstrasse. Nein, keine Angst, wir haben keine Persönlichkeitsveränderung durchgemacht. Aber am Eingang zur Schinkenstraße liegt auf der anderen Seite die „Kirche aus Glas“, la Iglesia de Cristall. Das ist eine recht moderne und sehr sehenswerte Kirche mit spektakulären Kirchenfenstern in schillernden Farben.
Die Taxifahrt dorthin war auch beeindruckend, denn ich habe tatsächlich jedes Wort des Taxifahrers verstanden, obwohl er wie ein Wasserfall quasselte. Aber ich glaube, er hat sich sehr viel Mühe gegeben, so zu sprechen, dass ich und Erika folgen konnten. Er hat sich auf jeden Fall wie Bolle gefreut, dass deutsche Touristen Spanisch lernen (wie in meinem Fall) bzw. schon beherrschen (wie bei Erika). Er schien sowieso sehr deutschenfreundlich gesinnt, denn er schwärmte von den Touristen des Ballermann, verteufelte aber die Touristen aus Magaluf. Kann natürlich auch sein, dass er sein Fähnchen dabei an den zu transportierenden Touristen ausrichtet. Die Kirche ist auf alle Fälle ein architektonisches Prachtstück. Ein Besuch lohnt sich definitiv! Es war zuerst auch einiges los, wobei Erika und ich den Altersdurchschnitt der Besucher vor Ort deutlich gesenkt haben. Aber nachher wurde es etwas ruhiger und wir konnten die meisterlichen Glasarbeiten gebührend bewundern.
Aus Gründen der Bequemlichkeit sind wir dann wieder mit dem Taxi zurück nach Ses Illetes gefahren; also umgerechnet hat uns der Eintritt in die schillernde Kirche eine Stange Geld gekostet. Aber die Zeit, die man spart, die Bequemlichkeit, die man genießt, das ist ja auch alles etwas wert. Auf der Hotelterrasse tranken wir Tinto de Verrano, Sommerrotwein. Nein, der heißt nicht so, weil die Trauben im Sommer geerntet werden, sondern weil der Rotwein mit Limonade verdünnt wird und so sehr erfrischend ist. Sehr zu empfehlen, auch fürs Nachmachen zu Hause.
Wir trennten uns kurz, damit jeder vor sich her kruscheln konnte (das Blogger-Geschäft ist übrigens BRUTAL! – statt mich dort zu erholen, schrieb ich auf dem Balkon*), und begaben uns abends mit dem Bus nach Cala Millor. Erika hat ein Fischrestaurant ausfindig gemacht, das „Parada del Mar“. Im Internet wurde unter anderem deren Fischdégustation angepriesen, eine Platte mit acht verschiedenen Sorten. Das wollte ich mir doch nicht entgehen lassen.
= = = W E R B E P A U S E = = =
Ach, Ihr Lieben. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Es fing damit an, dass der EMT-Bus justamente vor dem Hotel vorfuhr, als wir es verließen. Der Fahrer winkte uns auf unseren Haltewunsch hin hämisch zu, quasi ein Stinkefinger für die doofen Touristen. Um so erstaunter waren wir dann, dass die Taxifahrt nur wenig teurer als der Bustransport war. Hm. Am Restaurant angekommen dann die Horrorfragen aller Fragen: „Haben Sie reserviert?“. Nö. Ausgebucht die nächsten zwei Stunden. Heißa.
Wir beschlossen, etwas anderes und einladendes zu finden. In Cala Major. Einladend. In Cala Mayor**. Ähm. Wir guckten in den ein oder anderen Laden und aus Verzweiflung auch mal auf Speisekarten und fühlten uns falsch. Wir setzten uns auf den Bürgersteig und vergossen bittere Tränen! Also…. fast. Wir konsultieren TripAdvisor- und Google-Bewertungen. Bis wir vor einem – nach außen hin so scheinenden – Steakhaus stoppten. „Da steht zumindest Oktopus auf der Karte“, hauchte ich mit letzter Kraft. „Ich habe so einen Hunger!“. Im Eingangsbereich wurde dann diskutiert, ob unser Dasein mit den Reservierungen korrelierte. Unsere Dankbarkeit kannte keine Grenzen, als man ein Tischchen für uns fand. Was soll ich sagen? Ein unscheinbares, bei Google gar nicht so toll bewertetes Restaurant? Ich gebe 5 Sterne! Super aufmerksamer Service, exzellentes Essen, alle Saucen und Desserts hausgemacht. Guter Wein, überragende Qualität des Essens! Wir hatten so tolle Dinge auf dem Teller! Pastetchen, Hausmacherwurst, Rindermagen, Kronfleisch, Mandeleis….
Als wir noch nicht wussten, was wir bekamen und Erika sich die Hände wusch, reservierte ich dann online für morgen einen Tisch im Fischladen für mich alleine. Ich gestand meine Missetat aber sofort. Insgesamt müssen wir aber mal in die Welt tröten: Geht ins „Parilla Buenos Aires“.
Wir fuhren wieder Taxi, nahmen einen Terrassenabsacker und waren uns einig, dass der Tag überraschend, aber sehr stimmig war. Soll man wirklich so viel Geld für den Besuch einer Kirche ausgeben? Ja, soll man, sie war ein Erlebnis! Muss man 13,50 Euro für eine banale Bootsfahrt ausgeben? Ja, muss man. Wird einem von ungewohntem Essen wie Bauernwurst, Oktopus oder Rindermagen übel? Nein, es ist köstlich.
Ach, ich will ja nicht zu sehr schwärmen, um Euch nicht neidisch zu machen…. Gelogen! Seid Ihr morgen trotzdem wieder dabei?
Liebe Grüße, Euer Gerry
*) Fragen Sie unsere Politikerelite
** ) Fragen Sie Ihren örtlichen Sprachwissenschaftler
***) Mit der Überschrift wollte ich Euch nur erschrecken!
Dieser Gecko wollte im Hotelflur auf dem Teppich schlafen, er hatte aber nur Blumenkasten gebucht. Wir begleiteten ihn unter Protest seinerseits daher wieder hinaus.
Ihr könnt euch vorstellen, dass nach dem gestrigen Tag das Aufstehen etwas schwerer fiel als gewöhnlich. Aber das war es wert, ich fühlte mich sehr schön in meinen Geburtstag reingeglitten. Heute Morgen frühstückten wir wieder auf der Terrasse, wo es allerdings noch sehr frisch war (aber im Laufe des Tages stiegen die Temperaturen und stiegen und stiegen, so dass wir am Ende 30°C in Palma erreicht hatten). Neben uns trötete ein Herr aus Österreich dermaßen in sein Handy, dass Erika und ich uns ohne Absprache anschrieen. „Schatzi, verstehst Du mich noch?“ – „Nein Hase, Du musst lauter sprechen!“ Der Herr war sehr pikiert, was uns aber nicht wirklich weiter störte.
Zuerst liefen wir nach dem Frühstück zum ortseigenen Strand und tauchten dort mal die Füße ins Wasser. Quasi schwimmen also. Der Strand ist sehr hübsch und vorsaisonal bedingt auch ruhig und kaum besucht. Wir fuhren dann von dort aus mit dem Bus der Linie 4 bis El Jonquet. Da stehen übrigens die Mühlen, über die ich am Samstag berichtet hatte; die Mühlen die ich dort fotografierte, sind völlig andere. Wenn man aber bedenkt, dass es mehrere tausend Mühlen auf Mallorca gibt, in einem mehr oder weniger erhaltenen Zustand, dann kann man auch mal durcheinander kommen.
Wir liefen dann wieder durch Santa Catalina und enterten die Markthallen, die aber überhaupt nicht gut besucht waren. Klar, fiel es mir wie Schuppen aus der Bouillabaise, sonntags wird ja auch gar nicht gefischt. Daher hatten viele der kleinen Geschäfte zu, und das Interesse der Besucher war dadurch offensichtlich gebremst. Wir liefen ein wenig wahllos durch die Stadt, passierten irgendwann die Banys Arabs, die arabischen Bäder, mit einem angeblich sehr sehenswerten Garten. Aber die Schlange davor schreckte uns ab.
So streunten wir durch die vollen Gassen, wo wir wirklich schöne Ecken entdeckten, bis wir wieder auf eine der Hauptstraßen stießen, die zur Plaça Mayor führt. Von da aus kurz in den Mercat Olivar, der aber ebenfalls heute sehr spärlich besucht war. Auch hier sehr viele Geschäfte geschlossen.
Ein wenig weiter davon entfernt fanden wir einen sehr schönen kleinen Platz, wo man in der Sonne sitzen und Kleinigkeiten zu sich nehmen konnte, weil zwei Bistros miteinander um Kunden konkurrierten. Wir haben klassische Tapas gegessen, Croquetas, Pimientos Padron und Gambas al ajillo. Das war sehr unspektakulär, aber wegen der Schlichtheit und der schönen Umgebung sehr nett. Durch das viele Herumstreunen hatten wir schon leichte Druckstellen an den Füßen und so entschlossen wir uns, auf einen Sundowner zum Strand nach Cala Mayor zu fahren. Als wir dort ankamen, war es richtig, richtig heiß. Und es war höllisch viel los. Wir stellten uns vor, wie es in der Hochsaison sein würde… unvorstellbar 🙂 Um 17 Uhr dann fingen die Mitarbeiter der Bar an, aufzuräumen und alles zusammen zu stellen. Irgendwann wurden dann auch wir rausgefegt. Erika nahm sich dann noch vor, in den Hotelpool zu hüpfen, während ich gleiches für die Hotelbar plante… reinhüpfen halt. Inzwischen war ein stürmischer Wind aufgekommen, so dass ich auf der Terrasse nicht mehr sitzen konnte, sondern ins Innere ausweichen musste.
Am Abend waren wir in der Strandbar am Illetes-Strand essen, das war entgegen der Vorstellung einer solchen recht edel und vornehm. Das Essen war gut, die Weine prima, der Service aufmerksam. Eine Bestellung lief falsch, das wurde anstandslos korrigiert. Allerdings sahen wir den Kellner danach nicht wieder. Hmmm… Während wir dort saßen, whatsappte mir der Spanischkurs als Sprachnachricht ein Geburtstagsständchen, claro que sí en español, das jemand vom Personal gehört haben musste, denn am Ende des Abends bekamen wir eine(n) Cava aufs Haus, mit den besten Glückwünschen zum Geburtstag. Ich schwöre, ich habe das nicht in voller Lautstärke abgespielt! Aber wir wollen uns den ungewollten Trick merken. Und für alle Fälle das ganze mehrsprachig vorbereiten. Wer weiß, wohin der Wind uns noch weht. Der Nachtisch war übrigens fast wie eine Käsesahneschnitte aus den 70er Jahren. Sie wird hier als mallorquinisches Geheimrezept gepriesen.
Mich hat heute sehr gefreut, dass so viele Menschen an uns gedacht und uns liebe Grüße geschickt haben, da haben wir uns sehr drüber gefreut. Alles in allem war es ein schöner, entspannter und unspektakulärer Geburtstag, der wieder bei einem Wein in der Hotelbar ausklang. Dort versuchten wir, für morgen eine Bootsfahrt zu buchen, leider vergeblich. Ẉir werden unser Glück wohl auf gut Glück versuchen müssen. Ob das klappt? Das könnt Ihr morgen erfahren, wenn Ihr mögt.
die wichtigste Nachricht zuerst: es gibt eine zweite Kaffeemaschine. Die befindet sich am Ausgang zur Terrasse und führt ein Mauerblümchendasein, während an der Kaffeemaschine am Buffet die Schlange dreimal um den Tresen mit dem Aufschnitt geht. Auf der Terrasse zu frühstücken ist ein sehr, sehr guter Start in den Tag. Nur das Omelett machte mir wieder klar, dass die gastronomische Qualität dieses Hotels mit der von vor 4 Wochen nicht zu vergleichen ist.
Auch die Möwen frühstücken lieber draußen…
Heute war mir mal nach Laufen und so brach ich nach dem Frühstück nach Puerto Portals auf, dem Ort auf Mallorca mit der größten Yachtdichte. Bei wunderbarem Wetter lief ich über Portals Nous bis zur Küste hinunter. Ich war sofort erschüttert über die bittere Armut, die aus allen Ritzen tropfte. Das sah man schon an den Autos. Schlimm, dass Menschen so ihr Dasein fristen müssen. Aber im Ernst, ich bin ja nur neidisch. Der ganze Ort schreit „Geld Geld Geld“. Ich überlegte, dort eine Kleinigkeit zu essen, mir erschienen dann aber 18 € für eine kleine Pizza Margarita etwas übertrieben. Erfreulicherweise wurden auch ein paar Klischees bedient. Unter anderem das von der optischen Diskrepanz von Ferrarifahrern und ihren weiblichen Begleitungen.
Luxusviertel und Slums im Yachthafen
Von Portals Nous aus fuhr ich nach Santa Ponça, einem insbesondere bei Briten beliebten Touristenort, deutlich erkennbar an der Pub-Dichte des Ortes, wo auch schon um 13 Uhr kräftigst gefeiert wurde. Ich habe da übrigens mal eine Frage. Was ficht Menschen, insbesondere Männer, an, quasi halbnackt durch geschlossene Ortschaften zu laufen? In den wirklich allermeisten Fällen ist es nämlich kein schöner Anblick. Santa Ponça an sich ist jetzt auch nicht mein Traumort, aber es gibt schlimmere.
Mit dem Schnellbus fuhr ich über Palma de Mallorca nach ses Illetes zurück. In allen Ortschaften und auch im Bus sah man viele Einheimische, vor allem ältere Damen, die Olivenzweige und geflochtene Palmblätter mit sich trugen; heute ist nämlich „Dominica in palmis de passione domini“. Da merkt man dann doch, dass die Spanier sehr religiös sind. Ich glaube, ich habe in Köln noch nie jemandem mit einem Palmzweig durch die Gegend laufen sehen.
Zurück im Hotel überlegte ich, eine Kleinigkeit zu essen. Aber die Barterrasse war sehr voll, und die arme Kellnerin war ganz alleine. Ich war kurz versucht, sie zu fragen, ob ich ihr helfen könne. Schließlich war ich ja mal Zugkellner. Dann fiel mir ein, dass ich eigentlich in Urlaub bin. Ich glaube, ich habe ihr geholfen, indem ich von Essen Abstand nahm und nur eine Gerstenkaltschale orderte.
Erika kam dann gegen 17 Uhr im Hotel an. Sie wohnt schräg links über mir. Um 18 Uhr enterten wir die Terrasse und prosteten uns auf unseren Urlaub zu. Nach unserem Willkommenstrunk nahmen wir ein Taxi und fuhren nach Palma, um im „13%“ zu essen, ein Bistro, dass ich schon vor drei Jahren einmal besucht hatte. Dort hinzukommen war nicht einfach. Wir stiegen an der Plaça del Reina aus und gerieten in eine Semana-Santa-Prozession. Die Semana-Santa-Umhänge und -Masken erinnern ja leider ein bisschen an eine ekelhafte Gruppierung in Amerika, daher fand ich den Umzug etwas spooky. Und, ungelogen, die Teilnehmer liefen geradewegs in die schmale Gasse, in der sich das Restaurant befand. Wie wahrscheinlich ist so etwas? Über Umwege gelangten wir dann aber hin. Und es hat uns gut gefallen, es gab unter anderem eine spanische Platte, die wir nicht geschafft haben. Ganz besonders erfreulich war die Endabrechnung, denn Wein in Restaurants in Spanien ist im Gegensatz zu Deutschland einfach bezahlbar.
Unseren ersten Absacker nahmen wir dann in der Bar Abaco ein, einer üppig dekorierten großen Halle eines herrschaftlichen, mittelalterlichen Hauses. Ein tolles Ambiente. Kamin, grandioser Innenhof, alles imposant und fast erschlagend. Es ist wirklich ein ganz besonderer Ort, das rechtfertigt wahrscheinlich auch die Cocktailpreise, die jenseits von Gut und Böse liegen. Fly me to the moon! Beide Drinks waren aber auch sehr lecker. Das Publikum eine bunte Mischung aus neugierigen Touristen (wie uns), schmuddeligen Halbweltgestalten und mehr oder weniger betrunkenen, fleischgewordenen Peinlichkeiten. Als musikalische Untermalung wuchtige und laute klassische Klänge. Allemal einen Besuch wert!
Meinen Geburtstag feierte ich dann im Taxi ins Hotel, wo wir auf dem Balkon noch einen weiteren Absacker zu uns nahmen, begleitet von einem kleinen und leckeren Schokoladenkuchen, den Erika unversehrt von der Eifel ans Mittelmeer bugsiert hat.
Jetzt geht noch ein Gruß an meinen Vater, der gestern, am 10. April seinen 85. Geburtstag feierte. Ich hoffe, Papi, Du hattest einen schönen Tag! Ein weiterer Gruß geht an meine Tante Ute, die mit mir heute zusammen Geburtstag feiert. Liebe Tante Ute, alles Gute und mach Dir einen schönen Tag!
Morgen dann mehr von unserem Missetaten aus der Stadt der Palmen. Liebe Grüße, Euer Gerry
In Palma, Palma De Mallorca, liebe Leser, wie schon Chris Wolff zu trällern wusste. Nein, keine Sorge, den kannte ich vorher auch nicht.
Ihr Lieben, da hatte ich heute morgen doch glatt ein leichtes Pochen in meinem Cerebrum. Möglicherweise lag das an den gefühlt 27 durcheinander gemischten Getränken. Ich bin mir da aber nicht völlig sicher. Könnte auch Jetlag gewesen sein.
Das Frühstück war okay, aber die Organisation eher ein wenig durcheinander. Rund um das Buffet gab es ein ziemliches Gewusel. Ein Kaffeeautomat für geschätzt 150 Personen. Außerdem schien es nicht genug Tische für die vielen Gäste zu geben, denn einige mussten dann doch Schlange stehen. Wie ich erst später gesehen habe, kann man auch auf der Terrasse frühstücken. Das werde ich dann morgen machen.
Also, was ich gestern über Ses Illetes erzählt habe ist Unfug. Der Einbahnstraßen-Teil ist im Westen, östlich davon gibt es einen weiteren Teil von Ses Illetes. Das musste ich irritiert feststellen, als ich mit dem Bus Richtung Palma fuhr. Man passiert dann auch Cala Major, das ist so in etwa der Stadtstrand von Palma. Neben dessen Pendant s’Arenal.
In Palma verließ ich den Bus in Santa Catalina, das ist ein ganz wunderbares Viertel mit alten Häusern, sehr viel Charme, vielen Bars und Restaurants und einigen Sehenswürdigkeiten. Die interessanteste für mich, wie sollte es anders sein, die Markthalle. Erika, damit du schon mal Bescheid weißt: da gehen wir Montagmittag Austern und Cava schlürfen. Nicht weit von der Markthalle gibt es ein paar Mühlen. Wohl einst ein prachtvolles Wahrzeichen, wurden sie vor Jahren dem Verfall preisgegeben. Inzwischen scheint sich aber jemand leidlich darum gekümmert zu haben. Im Erdgeschoss beherbergen die Mühlen jetzt Geschäfte und Restaurants.
Von Santa Catalina aus lief ich Richtung Osten über den Passeig Maritim ins Zentrum. Über den Passeig des Born durch die Einkaufsstraßen über die Plaça Mayor bis zur Plaça Espanya. Einen Abstecher machte ich in den Mercat Olivar und in die Santuari de la Mare del Deu de la Salud, wo ich für unser aller Gesundheit ein Kerzlein anzündete. An der Plaça Espanya kaufte ich mir eine Tarjeta, mit der man preiswerter Bus fahren kann. Außerdem kaufte ich einer Straßenkünstlerin ein paar Bilder ab. Leider weiß ich gar nicht mehr, wohin mit dem ganzen Zeug. Ich werde wohl mal wieder umdekorieren müssen.
Ich fand, dass es Zeit war für ein großes Bier. Dafür wollte ich mich auf der Plaça de la Llotja niederlassen, aber dort durfte man nur trinken, wenn man auch etwas aß. Unverrichteter Dinge musste ich wieder gehen. Da gehe ich nie wieder hin! Punto basta! Ich schlenderte weiter durch die Gassen, stieß auf einen Flohmarkt hinter dem Museum für moderne Kunst, und lief ein wenig den Passeig de Mallorca entlang, einst eine Prachtstraße, aber der frühere Glanz scheint verflogen. Justament als ich über die weitere Gestaltung des heutigen Tages nachdachte, kam der Bus der Linie 4 und ich beschloss, nach Cala Major zu fahren. Dort bekam ich dann auch endlich mein schwer verdientes Bier.
Cala Major ist ein typischer Touristenort. Da würde ich jetzt im Moment nicht so gerne wohnen. Aber am Strand zu sitzen, um ein kühles Bier zu trinken, dafür ist es dann gut. Außerdem sind die Supermärkte hier etwas preiswerter als in Ses Illetes. Das ist immens wichtig für meine Weinbevorratung.
Am Nachbartisch saß eine Gruppe Schweden. Die hatte sich bei meiner Ankunft am Strand von Thaifrauen massieren lassen und setzte sich aus einem gemischten Doppel zusammen. Sie schienen schon stark dem Alkohol zugesprochen zu haben, denn es wurde lautstark über Annäherungsversuche der Herren an die Damen gestritten, zwar auf Schwedisch, aber irgendwie erschloss sich das Ganze aus der Situation heraus. Gebusselt wurde trotzdem wie wild. Als es immer lauter wurde, beschloss ich dann doch, in mein Hotel zu fahren, um dort auf der Hotelterrasse noch etwas Sonne zu tanken und einen Aperitif zu mir zu nehmen. Und da sitze ich jetzt gerade und schreibe diese Zeilen.
Wer möchte hier nicht gerne begraben sein?
Ich chatte natürlich auch viel mit Erika. Gestern haben wir uns (und ihrem Gatten Udo) einen Lachflash beschert. Hängt mit unserem letzten Zusammentreffen zusammen. Fragt einfach nach 🙂 Auf jeden Fall wollte sie wissen, welche Einreiseformalitäten es zu beachten gibt. Verständlich, man blickt ja irgendwann gar nicht mehr durch. Scheinbar hat Spanien aber die Pflicht zum Ausfüllen eines Einreiseformulars außer Kraft gesetzt. Naja, das gestern war auch eher eine Farce. Etwa 20 Filmkomparsen aus „Outbreak“, komplett in Astronautenkostümen, standen vor der Gepäckausgabe und winkte alles durch, ohne irgendetwas zu kontrollieren. Aber ehrlich, was sollen die auch machen, wo doch das Einreisezertifikat ausschließlich auf eigenen Angaben der Touristen beruht. Und wer würde, wenn er sich auf den Urlaub freut, „Ja, bin entsetzlich krank!“ angeben?
= = = W E R R B E P A U S E = = = (wieso habe ich eigentlich noch keine Angebote?)
Abends lief ich in den Ort, um Chipirones im einzig geöffneten Restaurant in der Nähe zu essen. Ich lief still schreiend wieder weg, denn draußen saßen einige abgewrackte Gestalten (zurückgelassene RTL-Auswanderer?), die ohne Unterlass rauchten und innendrin sah es so aus, als wäre noch nicht fertig renoviert worden. Übrigens sind alle fünf 5-Sterne-Bewertungen für dieses Restaurant genau 7 Monate alt. Also wieder ins Hotel. Das war heute leider auch nicht der Hit. Aber das Personal ist super nett, und ich habe einen sehr schönen Rosé für mich gefunden. Und die Familie von gestern ist durch ein Pärchen heute übertroffen worden, die hatten das Kinn auf der Tischplatte liegen, um besser reinschaufeln zu können.
Für morgen habe ich nun ein Restaurant in Palma gebucht, damit auch mal das Essen Urlaubsfeeling hervorruft. Den Absacker gab es wieder auf der Hotelbar-Terrasse, heute mit musikalischer Untermalung durch eine Sängerin.
Also, auch wenn immer wieder ein wenig mein genetisch bedingter Motzton durchkommt …. Ich liebe die Insel und freue mich sehr, hier zu sein. Und ich freue mich auf Eri morgen (hoffentlich versaut sie mir nicht meine Chancen bei dem netten Kellner) und natürlich wieder auf Eure Begleitung!
Euer Gerry
Mein Rucksack sieht manchmal aus wie ein trauriger Hase.Also, mir gefällt es in Ägypten!
wann mir wohl die Schlager- und Karnevalstitel ausgehen…
Mittags zu fliegen ist auf Kurzstrecke einfach ein Traum. Morgens keine Hektik und spätnachmittags schon Urlaubsfeeling. Die Anreise hat reibungslos geklappt, am Check-in sofort dran, Sicherheitskontrolle 2 Minuten Wartezeit. Perfekt.
Der Flieger war rappelsvoll, aber das war ja nicht anders zu erwarten, stehen doch die Osterferien vor der Tür. Erstaunlich viele schulpflichtige Kinder saßen in der Maschine; ob die wohl alle eine Letzter-Schultag-Erkältung hatten? Wir landeten pünktlich in Palma, aber auf das Gepäck musste ich etwas warten, denn nach einem großen Schwung von Koffern und Taschen stoppte das Band und es kam nichts mehr. Gott sei Dank warteten noch einige andere aus der Maschine auf ihr Gepäck, so dass ich nicht vermuten musste, dass mein Gepäck verloren gegangen war. Nach einer Dreiviertelstunde war ich dann auch inklusive Gepäck aus dem Flughafengebäude raus. Ist gerade sehr oft das Wort Gepäck….?
Ich beschloss, nicht mit dem Taxi zum Hotel zu fahren, sondern ein bisschen Sightseeing zu machen. Ich nahm den Flughafenbus zur Plaça d’Espanya, das geht sehr sehr schnell. Von dort aus fuhr ich mit der Linie 4, die fährt quasi vors Hotel. Man muss nur noch ungefähr 500 Meter laufen. Ich war ca. anderthalb Stunden unterwegs, sah aber auch was von Palma. Es ist wie Las Palmas oder Santa Cruz de Palma oder Las Palmitas. Oder Köln. Meistens ist es hässlich, es gibt aber auch Oho-Ecken.
Was mögen sich die spanischen „Eroberer“ gedacht haben? Oh, nett hier, wir sollten hier eine Siedlung bauen. Wie nennen wir sie? Hm, hier stehen Palmen, wie wäre es mit… Wenn Eroberer mal nach Köln kommen, dann wird die Stadt wohl in Fassadenfliesen umbenannt.
Der Check-In wurde durch einen kleinen Willkommenscava begleitet und ich wurde persönlich zum Zimmer gebracht. Das war bestimmt auch gut so, denn das Hotelgelände ist labyrinthisch. Durch den Bau in den Hang haben die verschiedenen Gebäude verschiedene Stockwerkzahlen, sind aber über geheime Gänge irgendwie alle miteinander verbunden. Das Hotel ist in die Jahre gekommen, aber ich finde, es hat einen gewissen Charme. Es gibt viele schöne Ecken zu entdecken, Terrassen, schön möblierte Gemeinschaftsräume, Bars, Pools. Das Zimmer ist ausreichend groß und hat einen kleinen Balkon mit direktem Blick aufs Meer. Ob ich die direkt vor meiner Terrasse liegende Poolbar ertragen muss, wird sich noch zeigen, im Moment ist hier nicht viel los. Sorgen machten mir nur die schon am Nachmittag beim Tischtennis völlig außer Rand und Band geratenen Dänen.
Ich lief einmal durch Illetes. Schrieb ich gestern was von „mondän“? Ich muss mich verlesen haben. Der Ort wird quasi von zwei langen Einbahnstraßen umschlossen, eine oberhalb des Hangs und eine unterhalb des Hangs. Sehr, sehr ruhig hier, die wenigen Restaurants haben bis auf eins noch geschlossen, kaum Menschen auf den Straßen, drei eher trist wirkende (und teure!) Mini-Märkte… Aber trotz der vielen Hotels sehr untouristisch und irgendwie urig.
Zurück im Hotel dann der Schock! Es gibt keine hausgemachte Sangria, sondern nur welche aus Flaschen. Aber der Rosé schmeckt auch. Das kulinarische Angebot hier im Ort ist ja, wie beschrieben, schon etwas übersichtlich, daher nahm ich das Angebot des Hotels wahr, auch ohne Halbpension das Abendbuffet zu essen, 25 Euro kostete das, das Thema sollte spanische Nacht sein. Das Essen kam aber leider nicht an das heran, was wir in Cala Millor vor einem Monat hatten. Aber, wie bemerkte der Kellner? Barriga llena, corazón contento. Ihr könnt ja sagen, was Ihr wollt, aber Abendessen ist DAS Lästerereignis in Hotels. Mir gegenüber eine völlig distanzlose Britin, die allen schreckerstarrten Eltern ihre Kinder entriss und flötete, sie passe schon auf, sie liiiiebe Kinder!! Und dann tanzte sie mit denen durch den Saal, verschwand auch mal kurz komplett mit denen. Spooky. Zwei Tische weiter Vater, Mutter, Kind, die alle mit den Oberarmen auf dem Tisch liegend ihre Teller leerschaufelten. Kinn auf Tellerrandhöhe. Es war schwer, da nicht hinzusehen, ach was sag ich, entsetzt hinzustarren!
Meinen Absacker nahm ich dann auf der Barterrasse. Eine Cava-Sangria. Da wurden Erinnerungen an Ibiza wach. Andere Geschichte. In der Bar spielte ein sehr talentierter Gitarrist Kadenzen zu Popmelodien. Er wurde wahrscheinlich von der Hotelleitung dazu gezwungen. Ich wäre gerne hingegangen und hätte mir etwas klassisch spanisches gewünscht, aber die andere Kundschaft machte einen beseelten und zufriedenen Eindruck.
Alles in allem bin ich gut hier angekommen, mir gefällt es auf den ersten Blick und ich werde mich prima eine Woche hier arrangieren können. Ich schicke euch ein bisschen Sonne von hier rüber, wir haben hier Gott sei Dank mal ausreichend davon, und hoffe dass ich euch morgen wieder hier auf meinen Seiten sehe.
was uns Roland Kaiser mit diesen Zeilen sagen möchte, weiß ich nicht. Hat wahrscheinlich was mit Liebe und Herzschmerz zu tun. Bei mir bedeutet es, dass der alte Mann schon wieder das Land verlässt und auf Reisen geht.
Diesmal feiere ich (mal wieder) meinen Geburtstag auf Mallorca. Und an vier Tagen dieser Feierwoche (168 Stunden quasi Ballermann! – ihr kennt mich ja) heißt es Eri und Geri im Malleland; denn meine liebe Freundin Erika gibt sich ab Sonntag die Ehre.
Untergebracht sind wir diesmal im Westen von Palma, keine 10 Kilometer vom Zentrum entfernt, in einem kleinen, aber gerüchteweise mondänen Örtchen namens Ses Illetes in einem Hotel direkt auf einer Klippe am Meer. Das Wetter soll etwas besser werden als vor vier Wochen, und so sehe ich mich schon Sangria schlürfend auf einer Terrasse den Sonnenauf… äh… untergang betrachten.
Diesmal buchte ich keinen Mietwagen, was an den österlichen Preisen liegt, die aufgerufen wurden. Kurz vor vierstellig für eine Woche. Ja, lieben Leute, da fahre ich ja quasi eine ganze Woche auch Taxi für und hab noch was gespart. Naja, inzwischen sind die Preise wieder auf Talfahrt, die Anbieter haben wohl gemerkt, dass es nicht viele Trottel gibt, die solche Summen akzeptieren. Aber immer noch sackerlzementteuer, und daher habe ich mich jetzt auf Taxi und Bus eingestellt.
Meine Abflugzeit ist sehr zivil und ich kann morgen früh gemütlich packen und in Stimmung kommen. Gegen 16 Uhr sollte ich schon im Hotel sein. Klar plane ich wieder, mein kleines Tagebuch zu füttern. Wenn Ihr aber dennoch nichts von mir lest, liegt das wahrscheinlich an technischen Problemen und nicht daran, dass ich mich auf einer Schlagerparty in der Schinkenstraße ins Koma getanzt habe. Seid Ihr wieder dabei? Das würde mich freuen! Bis denne!