Tag 8: MOCAA und Abreise

Liebe Lesenden!

Heute letzter Tag. ?

Gegen 10 Uhr kamen Lance und sein Reinigungstrupp. Unsere Koffer wurden in einen abgeschlossenen Raum in einem anderen Gebäude verfrachtet, zu dem wir den Schlüssel erhielten. Das Auto konnten wir vor der Tür parken.

Nach der tränenreichen Abschiedszeremonie ( 😉 ) beschloss Stephan in die Stadt zu laufen, während ich meinen noch offenen Programmpunkt Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) abhaken wollte.

Das Museum ist sehr schön und hat auf 5 Etagen viele interessante Werke  ausgestellt. Insgesamt habe ich zweieinhalb Stunden dort verbracht.

Besonders beeindruckt hat mich eine Videoinstallation, von der ich nur einen kurzen Ausschnitt fotografiert habe. Ich hoffe, dass ich im Netz die gesamte Installation mal zum Abspielen finde.

In einem Bereich war eine mehrzimmrige Installation untergebracht, die etwas gruselig war. Düstere Laute, düstere Stimmung, ein bisschen wie ein Gruselfilm. Als ich in das letzte Zimmer ging, sprang ein anderer Besucher aus einem Versteck und schrie „Boooh!“. Ich hatte fast einen Infarkt. Er fand das aber ganz lustig und schlug vor, ich solle das beim nächsten Besucher auch machen. Ich habe es mir verkniffen.

Das Zeitz, wie das Museum auch heißt, von innen zu sehen, war auch interessant, da es ja zeigt, wie die alten Silos entkernt wurden. Alles in allem ein lohnenswerter Besuch.

Mit Stephan verabredet ich mich dann zu einem Snack im Quay 4 an der Waterfront. Ich aß ein Hähnchen mozambikanischer Art, das sehr scharf war. Als ich geendet hatte, habe ich den Teller beiseite gestellt. Sofort stürzte (!) sich eine Möwe drauf und entführte Teile der Reste, um die sie dann mit anderen Möwen kämpfen musste. Auch hier war ich ziemlich erschrocken. Und ist das eigentlich Kannibalismus, wenn Möwen Hühnchen essen? Und ich frage mich, ob die mosambikanischen Gewürze auch bei denen im Hals gekratzt haben.

Da wir nun nicht Stunden an der Waterfront verbringen wollten, beschlossen wir, noch einmal Richtung Green Market zu gehen. Ich erstand eine kleine Skulptur und Stephan nach langwierigen Verhandlungen ein weiteres Bild und ebenfalls eine Skulptur. Ehrlich, ich bin immer froh, wenn Sachen ein Preisschild haben. Diese Basarmentalität liegt mir nicht sehr.

Essen wollten wir dann abends in Camps Bay. Da es aber noch zu früh war fuhren wir noch in einen Ort namens Llandudno zu dem gleichnamigen Strand dort. Der ist sehr schön.

Ein paar mutige waren auch im Wasser, das hier ganzjährig sehr kalt ist.

In Camps Bay aßen wir dann zu Abend, Fisch und Burger und haben noch einmal einen Sonnenuntergang genossen.

Dann suchten wir das Haus mit unseren Koffern. Trotzdem es inzwischen dunkel war, haben wir es gut gefunden und die Koffer auch schnell verladen können. Nur die Fahrt zum Airport war dann etwas anstrengend, da ich ja nachts nicht so rasend gut sehe und wir uns leider verfahren haben. Wir bzw. vielmehr das Navi hatte(n) Schwierigkeiten, die BP-Tankstelle zu finden. Naja, irgendwann hatte auch das geklappt und Wagenrückgabe, Einchecken und Passkontrolle liefen dann wie geschmiert. In 30 Minuten geht es an Bord. Das war’s dann für dieses Mal in Kapstadt. Eine wunderbare Woche war das.

Wenn ich die Fotos mal gesichtet habe, wird es hier einen link zu der entsprechenden Google-Fotoseite geben.

Danke für Eure virtuelle und an Stephan für seine reale Begleitung.

Alles Liebe und Gute

Euer Gerald

Nein, es ist nicht das, wonach es aussieht 🙂

Tag 7: Flora und Fauna

Good evening, ladies and gentlemen!

In der Nacht hat es hier richtig geregnet und am Morgen sah es grau und diesig und tröpfelig aus, bei 13°C. Regenwahrscheinlichkeit den ganzen Tag bei 70%. Was für Aussichten!

Ich schlug vor, den Tag wettergeschützt im Auto zu verbringen, und mit Luise nach Betty’s Bay zu den Pinguinen zu fahren und im Anschluss einen nassen Spaziergang in Hermanus auf dem Cliff Trail zu machen.

Wir fuhren in dramatischem Licht- und Schattenspiel die Küstenroute entlang. Die Straße ab Gordon’s Bay ist sogar bei schlechtem Wetter ein Traum. Natürlich wären blauer Himmel und Sonne auch willkommen gewesen. Aber dann, wie durch ein Wunder, brach in Betty’s Bay der Himmel auf und die Sonne kam durch. Es wehte zwar ein starker und eisiger Wind, aber wir konnten dennoch trocken durch den Kogelberg Nationalpark gehen. Es waren nicht so viele Pinguine da, wie letztes Jahr im November. Wahrscheinlich war denen auch zu kalt. Aber wir sahen auch viele Dassies, die ja wirklich niedlich sind, und ein paar Gänse und anderes Getier. Die Fahrt hatte sich da schon gelohnt.

Weiter ging es nach Hermanus. Der Himmel zog sich wieder zu und es war stellenweise tiefschwarz dort. Auch hat es zwischendurch immer wieder geregnet. Und das glaubt jetzt wahrscheinlich niemand…. Aber kaum in Hermanus angekommen, brach der Himmel wieder auf und wir hatten tolle Aussichten und sogar ein bisschen Wärme durch die Sonne. Schon als wir den Clifftrail ein paar Meter gegangen waren, sahen wir Wale. Leider nur die Rücken und ab und zu einen Blas. Aber das fanden wir schon sehr aufregend! Dazu diese tolle Landschaft dort und die schönen Häuser und das Licht und die Farben. Das Licht ist in Südafrika wirklich besonders!

Nach einer Weile mussten wir umdrehen, da wir ein begrenztes Parkticket hatten. Wir suchten uns einen anderen Parkplatz und gingen in das direkt an der Küste in die Felswand gebaute „Bientang’s Cave“ (siehe auch Reisebericht aus November 2017 😉 ). Dort aß Stephan einen kleinen Salat und ich trank Kaffee. Ab und zu guckten wir aufs Meer, auch mit Fernglas, aber es tat sich nichts. Aber wir waren ja schon happy. Dann ging ein Raunen durch die Gästeschar. Ein Wal sprang mehrmals in die Luft. Alles in heller Aufregung! Mir ist sogar eine Aufnahme geglückt. Das ist ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, so ein majestätisches Wesen so spielerisch leicht Salti schlagen zu sehen. Wunderbar!

Wir schlenderten dann noch über den Kunsthandwerksmarkt, der sehr übersichtlich ist, und brachen dann wieder nach Kapstadt auf. Diesmal über die Pässe. Dort hat man stellenweise dramatische Ausblicke. Zum Beispiel am Sir Lowry Pass. Wir kamen ganz gut durch, vor Somerset West nur ein kleiner Stau, aber 700 m vor unserer Straße war dann nur zentimeterweises Vorankommen möglich. Den Grund sahen wir kurz vor der Vesperdene Road. Eine Hauptwasserleitung musste geborsten sein, denn die Straße war über hunderte von Metern überschwemmt. Und das bei dieser Wasserknappheit hier (die Dämme lagen vor ein paar Monaten mit nur 6% Füllstand auf dem schlechtesten Wert ever). Zuhause haben wir dann festgestellt, dass wir kein Wasser mehr haben. Aber wen wundert’s?

Zum Abendessen wollten wir in das Restaurant „Mano’s“ gehen, das um die Ecke liegt. Aber es war brechend voll und ganz schön laut. Daher sind wir in das Restaurant neben dem Karibu gegangen, dem City Grill, wo wir Boerewors, Krokodil und Steak hatten. Wir waren auch dort zufrieden, obwohl ich das Karibu einen Tacken besser fand. Krokodil ist aber auch nicht wirklich etwas Besonderes, was den Geschmack angeht. Stephans Filet war aber Spitzenklasse.

Wie haben übrigens einen 2018er Wein getrunken. Lecker. Hier halt schon in unserem Frühjahr gekeltert.

Jetzt sind wir zuhause und vernichten die Weinreste. 🙂

Also, das war ein ganz wunderbarer Tag!

Morgen werden wir um 10 Uhr hinauskomplimentiert und müssen mal sehen, wie wir die Zeit bis zum Abflug um 23:20 Uhr umbekommen. Das Wetter soll wieder eher schlecht sein. Ihr werdet es dann ja…. übermorgen lesen, da Air France kein WLAN an Bord hat 😀 .

A very nice and beautiful evening and Friday for all of you!

Cheers, Gerald

Tag 6: Südafrikanische Geschichte

Goeie Aand!

Heute war In-den-Tag-schleichen angesagt. Erst um 11 Uhr habe ich es aus dem Haus geschafft (wobei ich vorher schon kurz bei Woolworth weinkaufen war), wollte Richtung Waterfront und dort ins Museum für moderne Kunst – auch MOCAA oder Zeitz genannt. Stephan nahm sich vor, stattdessen im Zentrum rumzulaufen. Beim Frühstück habe ich noch geguckt, wann Touren nach Robben Island gehen, wo Nelson Mandela 18 seiner insgesamt 27 Jahre Haft verbrachte. Laut Internet waren viele Touren schon ausgebucht. Daher nahm ich mir vor, im „Mandela Gateway“ Tickets für morgen oder Freitag zu erstehen. Aber zuerst ging ich zum African Trading Port, einem Verkäufer für Tinnef, aber auch für afrikanisch-folkloristische Kunst kontinentweit. Das ist fast wie ein Museum. Masken, Waffen, Kultgegenstände, Skulpturen. Wahnsinn! Da ich ethnologisch ja ein bisschen interessiert bin, war das ein Fest für die Sinne.

An der Schwenkbrücke musste ich warten und schaute zufällig auf den Signal Hill, als genau um 12 Uhr die tägliche Kanone abgefeuert wurde und ich den Rauch sehen konnte. Auch schön.

Auf dem Weg ins MOCAA hüpfte ich dann kurz in das Ticket-Centre für Robben Island rein. Warum ich denn nicht sofort fahren wolle, wurde ich gefragt. Nur die Onlinetickets seien ausverkauft. Da bis zur Abfahrt des nächsten Bootes nur 15 Minuten Wartezeit waren, habe ich ein Ticket gekauft. Mit der Madiba 1 (das ist der Clanname Mandelas) fuhren wir bei ruppiger See ca. 25 Minuten, Innenraum, bleiche Gesichter und Würgegeräusche inklusive. Selbst mir wurde etwas blümerant. Bei der Einweisung über Sicherheitsmaßnahmen berichtete der Offizier, dass es an Bord keinen Alkohol gäbe, nur Kaffee und Softdrinks. Was das für einen Grund hätte? Er wisse es nicht. Er hatte ein paar Lacher.

Dann auf der Insel erst einmal Massenabfertigung. Im Bus angekommen hatten wir einen Guide, der von der Geschichte der Insel und derjenigen einzelner Insassen berichtete. Das war stellenweise erschreckend, aber auch bewegend. Er hat das aber gut und sogar mit Humor vorgetragen.

Wir fuhren mit dem Bus mehrere Stationen ab. Man darf aber seit einiger Zeit nicht mehr aussteigen, um Fotos zu machen, weil einige Touristen ihren Namen überall einritzten oder Dinge mitgenommen haben. Ehrlich, das finde ich zum Kotzen. Auch im Kölner Dom sind ja auf dem Weg zu den Türmen hoch massenweise Spackos verewigt.  Aber wir haben viel über die Geschichte der Insel erfahren. Leprakolonie, Militärstützpunkt, Psychiatrie, Gefängnis. Heute ist die Insel Weltkulturerbe.

Am Hochsicherheitstrakt angekommen, empfing uns ein ehemaliger politischer Gefangener, der von 1983 bis 1991 auf Robben Island einsaß. Er hatte Mitglieder für den bewaffneten Arm der ANC geworben und sollte 20 Jahre bleiben. Er hat kurz und prägnant über den Gefängnisalltag berichtet. Das war stellenweise erschütternd. Er habe seinen Frieden mit dieser Zeit und den Wärtern gemacht. Er sei mit einigen Wärtern sogar befreundet. Fast nicht zu glauben.

Wir hörten seinen Ausführungen in der Zelle zu, in der er selber einsaß. Bis zu 60 Menschen mussten sich eine solche Zelle teilen. Auch Mandelas Zelle sahen wir.

Eine bewegende Erfahrung, auch wenn die Art und Weise der Abfertigung so gar nicht zur Atmosphäre des Ortes passt. Man kann gar nicht alles berichten über diesen Ort, es waren zu viele Informationen. Aber ich lege jedem ans Herz, sich mal mit dieser Epoche und Namen wie Kathrada, Sisulu oder Sobukwe zu beschäftigen.

Übrigens gibt es auf der Insel massenweise Ibisse, die diesen Winter das erste Mal nicht weggezogen sind, wie uns der Guide berichtete. Daher konnten wir wahrscheinlich den einen Vogel am Hafen vor ein paar Tagen sehen.

Die Fahrt zurück habe ich auf dem Oberdeck verbracht. Zum Glück, denn die Fahrt war noch ruppiger und unten hätte ich möglicherweise eine Tüte gebraucht. Am Pier standen nachher einige grüngesichtige Menschen. Ein Mitglied der Crew berichtete dann auch, dass für morgen alle Touren zur Insel wegen der unruhigen See ausgesetzt wurden.

Stephan traf ich dann vor dem Seitz. Wir wollten dort nämlich im Silo-Hotel in der 6. Etage einen Aperitif zu uns nehmen, da Lance den Ausblick dort so gelobt hat. Die Silos waren 2013 noch eine Attraktion auf der Busrundfahrt, weil sie mal das zweithöchste Gebäude auf dem Kontinent waren. Jetzt ist nach einem rigorosen Umbau dieses architektonische Prachtstück 2017 als Museum und Hotel eröffnet worden (und ich bin normalerweise ungnädig, wenn es um moderne Architektur geht).

Übrigens war der Aperitif ein schlichtes Windhoek Lager für mich und ein Castle Lager für Stephan.

Da wir schon an der Waterfront an einem Ort mit mehreren dutzend hochgelobter Restaurants waren, entschieden wir uns, ins Karibu zu gehen, obwohl es noch früh war. Eine gute Wahl. Biltong-Salat und Bobootie für Stephan und Butternut-Suppe und Steaks von Springbok, Kudu und Impala mit Chakalaka für mich. Dazu Amarulasoße.

Jetzt sitzen wir im Haus und es regnet draußen.

Zu wissen, dass die Woche bald rum ist… Es gibt kein anderes Wort dafür als „Scheiße“! Verzeihung. Kapstadt nimmt einen gefangen. Wir könnten noch viel länger hier bleiben.

Gerade habe ich Stephan aufgefordert, einen Gastbeitrag über seinen Tag zu verfassen, aber er bevorzugt die Gesellschaft der Couch.

Sien jou gou.

Gerald

P.S.: Gestern bei der Autofahrt war ich glücklich, endlich Blinker und Scheibenwischer unterscheiden zu können. Also verkündete ich stolz „Klappt doch mit dem Blinker!“ um an der nächsten Kreuzung wieder den Wischer zu betätigen.

Tag 5: Luise

Sawubona, umfundi othandekayo!

Heute war Putztag – Chimango war gestern per WhatsApp angekündigt worden und außerdem wollte Lance nach dem WLAN sehen und einen zusätzlichen Radiator vorbeibringen – und daher sind wir früh aufgestanden, um nicht im Wege zu sein.

Luise, unser Renault Kwid, sollte heute ausgiebig beschäftigt werden. Unser Plan war, ein bisschen die Region zu erkunden. Ziele waren Kommetjie, Simon’s Town und evtl. sogar Hermanus. Das wollten wir von der Zeit abhängig machen.

Wir fuhren zunächst über den Chapman’s Peak Drive, einer wirklich lohnenswerte Küstenstraße, die von Sklaven damals in die Berge gesprengt wurde. Sie bietet traumhafte Ausblicke auf die Berge und das Meer und die Vegetation. Ich bin sie schon letztes Jahr entlang gefahren, da aber in strömendem Regen und Nebel. Daher hat mich das tolle Wetter heute besonders gefreut.

Auf Empfehlung eines Freundes von Stephan (Hallo Mark!) sind wir nach Kommetjie gefahren. Dort gibt es einen fast menschenleeren Strand, an dem sich nur ein paar Surfer auf Ihren Ritt auf den Wellen vorbereiteten. Wenn man also eine schöne abgelegene Badegelegenheit sucht, wird man dort fündig.

Von dort aus sind wir über Simon’s Town, Fish Hoek, Kalk Bay und St. James nach Muizenberg gefahren. In Simon’s Town erstand ich ein paar Blechtrophäen (einen Wasserbüffel und eine Antilope) und wir aßen im Bertha’s Nudeln und Fisch. Kommentar des Kellners: „Sie fahren ans Meer, um Nudeln zu essen?“

Stephan fand ihn gar nicht lustig. Auch nicht, als er von einem Sturm fabulierte, der unser Bargeld davontragen würde und ihn nötigen würde, ins kalte Hafenbecken zu springen, woraufhin ihn alle auslachen würden. Ja, ich weiß, schwieriger Sachverhalt. Bei Rückfragen einfach fragen. 🙂

Unser nächster Halt war Kalk Bay. Dort gibt es zwei sehr schöne Galerien und einige Hippie-Läden. Auch ein paar Boutiquen, wo ich fast ein T-Shirt erstanden hätte, da ich mich beim Verzehr meiner Fischplatte so gaaar nicht bekleckert hatte.

Nur wenige Minuten entfernt gibt es die für Reisführerfotos sehr beliebten bunten Strandhäuser von St. James. Der Zugang dazu ist etwas versteckt, aber auffindbar. Das Problem war nur, auf der Durchgangsstraße zu wenden und das auch noch zweimal. Man lässt hier ungern mal jemanden mal abbiegen oder wenden. Aber abgesehen von Umgangsformen im Straßenverkehr sind die Südafrikaner sehr zuvorkommend und freundlich!

Diese bunten Badehäuschen gibt es auch in Muizenberg, unserem nächsten Ziel. Man muss übrigens, wenn man so oft kurze Stopps einlegt, immer ein Bündel 20-Rand-Scheine bei sich haben, da sich immer ein halboffizieller Parkwärter findet, der good after the car lookt. 😀 Aber das tun sie dann in der Regel auch und man kann beruhigt parken.

Unser Vorhaben, nach Hermanus zu fahren, ließen wir aufgrund zeitlicher Bedenken bleiben. Schon in Simon’s Town wies unser redseliger Kellner darauf hin, dass eine Rückfahrt nach Kapstadt am späten Nachmittag langwierig werden könnte, egal von wo. Wir beschlossen trotzdem kurzerhand, ohne weiteren Stopp nach Stellenbosch im Weinland durchzufahren, um dort kurz durch die Innenstadt zu flanieren und Kaffee zu trinken. Auf der Fahrt dorthin ist Stephan auch mal kurz eingepennt, obwohl er am Anfang unserer Fahrt um sein Leben fürchtete. Er behauptet von sich selber (wie ich übrigens auch von mir), dass er ein schlechter Beifahrer sei. Das Nickerchen nahm ich daher als Kompliment. Oder aber die Aufregung über meinen Fahrstil hat ihn doch schwer erschöpft. 😉

Ike und Vera habe ich sehr kurzfristig angeschrieben, dass wir in ihrer Nähe wären (die beiden verweilen ja gerade in Franschhoek), aber leider hatten sie schon eine andere Verabredung.

In Stellenbosch sind wir erst einmal zur Kirche gelaufen und haben dann ein paar Läden inspiziert, um dann in einem Bistro einen Café au lait zu uns zu nehmen. Das interessante an diesem Bistro war das zahlenmäßige Verhältnis von Kellnern und Gästen. Die meisten schwarzgeschürzten standen auch plaudernd auf der Straße.

Als wir Luise aus der Parkzone abholen wollten, war unsere Parkwächterin nicht mehr da. Sofort stürzten sich zwei andere auf uns, die beide den erfolgreichen Schutz unseres Wagens für sich reklamierten. Ich drückte einem davon das Geld in die Hand, woraufhin der andere anfing, diesen unflätig zu beschimpfen. Wir haben Schlichtungsversuche unterlassen.

Die Rückfahrt war dann teilweise zähflüssig, aber mit einer Stunde Fahrtzeit durchaus erträglich.

Nach einer kurzen Besinnungszeit in der Vesperdene Road haben wir uns ins Ausgehviertel Waterkant aufgemacht und aßen erst einmal im ältesten Gay-Restaurant Kapstadts (Eigenwerbung) zu Abend. Es gab für mich Straußensteak, das war sehr gut. Stephans César-Salad plus sah auch sehr gelungen aus. Wir versuchten dann per Google zu erfahren, wo wir noch eine nette Bar finden könnten, aber zogen es dann doch vor, den Abend „zuhause“ ausklingen zu lassen. Trotz aller kleinen Mängel ist das Haus nämlich sehr schön.

Alles in allem war das ein wunderbarer Tag und wir sind beide froh, dass wir an einem der schönsten Orte sind, die wir kennen. Wir sind ja beide zum jeweils dritten Mal da. Und es wird nicht das letzte Mal sein.

Abends zuhause sind wir übrigens mit einem zweiten Radiator und einem WLAN-Repeater überrascht worden. Lance kümmert sich wirklich sehr um uns.

Sikubona kusasa!

Gerald

Tag 4: Hop on Hop off, die zweite

Moin moin!

Wir sind uns beide einig, dass man hier sehr gut schläft. Die Betten sind wirklich bequem und gemütlich. Aber man muss dann ja trotzdem irgendwann raus, um nicht zu viel Zeit zu verplempern.

Also, kurz gefrühstückt und dann stadtfein gemacht. Dann die Handtücher auf die hintere Terrasse zum Trocknen aufgehängt. Lalülalü! Ach ja, die hintere Tür ist ja auch gesichert. Ja, wir wären rechtens hier etc. pp.

Wir fuhren mit der blauen Linie von der V&A Waterfront bis zum botanischen Garten in Kirstenbosch. Auf der Strecke gab es auch einiges zu sehen und zu erfahren. Der Garten ist sehr groß und mehr ein Park als eine Belehrungsanlage (wie das ja leider oftmals der Fall ist). Wir konnten nur einen Bruchteil des Parks sehen. Man müsste quasi einen ganzen Tag einplanen, um nur das Wichtigste gesehen zu haben. Am Ausgang kauften wir ein paar Samen. Mal sehen, was daraus erwächst.

Die nächste Station war – nach einem Buswechsel – Groot Constantia. Dort sollten, so haben wir es zumindest verstanden, Gruppenverkostungen stattfinden, jeweils zur vollen Stunde. Demnach wären wir 10 Minuten zu spät angekommen. So entschlossen wir uns, zum Eagles‘ Nest-Weingut zu fahren. Schöner kleiner Garten, aber leider auch keine Verkostungen, sondern nur wine by the glass. Wir tranken einen preisgekrönten Viognier und fanden den auch OK; dazu hatten wir eine Käseplatte.

Wir sind dann zurück zur Bushaltestelle, um dort festzustellen, dass die Zeiten im Prospekt von denen an der Haltestelle stark abweichen und wir daher eigentlich 20 Minuten blöd dort rumstehen hätten müssen. Während wir noch überlegten, ob wir nicht zu Fuß zum Umsteigepunkt laufen sollten, kam dann der Bus. Es scheint, dass Fahrpläne hier eher eine Empfehlung sind… Schon am Morgen kam der Bus 15 Minuten abweichend. Aber im Urlaub ist das ja nicht so wichtig.

Unser nächster Stop war Hout Bay. Vorher fuhren wir aber durch eine wunderschöne Landschaft. Dabei kamen wir an Imizamo Yethu vorbei, einer illegalen Siedlung, die aber inzwischen einen Bleibestatus hat. Die Geschichte dieses Townships hier wiederzugeben sprengt den Rahmen, aber Stephan und ich waren beeindruckt. Auf der Tour wurde ohnehin – wenn auch nur anrissweise – über die Überwindung von Apartheid, den Kampf der Klassen und die junge Vergangenheit Südafrikas berichtet, so dass man das Bedürfnis bekam, sich doch intensiv mal mit diesen Kapiteln auseinanderzusetzen.

Hout Bay war ja letztes Jahr mein Abfahrtshafen zur Seehundinsel. Und das in strömendem Regen. Wir blieben eine halbe Stunde dort, damit ich es auch mal im Sonnenschein sehen konnte. Aber das Wetter spielt dort offensichtlich keine Rolle: Es ist ein trister Ort. Armut spielt hier eine große Rolle. Man lebt von den Touristen, dem Fischfang und dem Souvenirverkauf. Touristen sind wenige, der Fischfang wurde reguliert (Quoten in den letzten Jahren rigoros gemindert, so dass jetzt illegaler Fischfang und Schmuggel betrieben werden) und die Souvenirs bekommen die Touristen in Kapstadt preiswerter. Die Immobilienpreise hier sind trotz der Nähe zu Kapstadt wohl noch im Rahmen.

Wir fuhren dann in die Vesperdene Road, um Sachen für ein Picknick vorzubereiten. Denn wir wollten mit einem Uber-Car auf den Signal Hill, um den Sonnenuntergang zu sehen und einen Blick auf das illuminierte Kapstadt zu werfen. Das wäre beinahe in die Hose gegangen, da ich – trotzdem ich mich schon längst bei Uber angemeldet hatte – noch einmal ca. 200 Informationen eingeben sollte, damit der Wagen käme. Naja, es hat geklappt. Wir saßen mit vielen anderen Menschen auf dem Hügel und waren begeistert. Wir haben einen Pinotage getrunken, eine rote Traube, die es so nur hier gibt. Lecker! Dazu haben wir uns Baguette und Käse und Salami und Obst mitgenommen. Das hat interessante und interessierte Vögel angelockt. Eigentlich wundert es mich, dass es dort noch keine Paviankolonie gibt.

Mit einem weiteren Uber-Taxi sind wir dann wieder zurück in die Villa und ich schreibe und Stephan geht noch einmal um den Block, um sich umzugucken.

Morgen werden wir Luise, unseren Renault, mal bewegen und ein bisschen raus aus Kapstadt fahren. Übrigens haben wir beide trotz Creme eine veritable Gesichtsröte. Diese offenen Busse sind gefährlich!

Es war ein sehr schöner Tag!

Sänk ju vor rieding! Alles Gute! Bis denne! Gerald

Tag 3: Hop-on Hop-off, die erste

Liebe Gemeinde,

habe gestern ganz vergessen zu erzählen, dass, als wir aus der Stadt zurückkamen, das Haus unscharf geschaltet war (man erkennt das an einer Leuchte im Fenster). Gut, dass uns das aufgefallen ist, denn sonst hätten wir mit der Fernbedienung scharf geschaltet und hätten wieder den Wachdienst hier gehabt. Erklären können wir uns das nicht. C’est la what?

Heute war Hopping angesagt. Wir erstanden zwei Zweitagespremiumtickets, die zu den Fahrten auf allen Linien (insgesamt 3), einer Hafenrundfahrt und einer Führung berechtigen. Heute haben wir erst einmal die City-Linie genommen und sind zunächst die ganze Runde gefahren. Das war schon sehr informativ. Wieder am Einsteigepunkt, der V&A Waterfront, haben wir dann die Hafenrundfahrt gemacht und waren fast die einzigen Passagiere an Bord.

Der Vorteil, wenn man im Winter fährt, ist, dass Kapstadt noch nicht so überlaufen ist. Die Kopfhöreransagen stimmten aber leider nicht so wirklich mit der Route überein, so dass wir vergeblich nach dem Turm links und den Lichtern rechts Ausschau hielten. Aber wir haben Seehunde gesehen, auch nett.

Zu Mittag stärkten wir uns im Victoria & Alfred Hotel mit einer Aufschnittplatte und Bier für mich und einem Kaffee für Stephan. Ich hatte nicht gefrühstückt, daher… Als die Platte kam, dachte ich, der Kellner hätte sich verhört, denn davon wären zwei Personen satt geworden. Aber hatte er nicht. Man isst hier wirklich preiswert und gut.

Es gibt hier unten ja verschiedene Dialekte des Englischen. Unseren Lance verstehen wir ausgezeichnet, seine Großeltern kamen aus England hierher. Einen Mann, den wir nach dem Weg fragten, war wohl australischer Herkunft, das ging auch. Unser Kellner heute….. Wir haben mehrmals nachfragen müssen, so unverständlich war das für uns.

Im Anschluss schlenderten wir durch die Shopping Mall am Hafen, aber die ist eher besetzt durch hochpreisige Designerläden und nicht so rasend interessant für uns gewesen.

Auf zur zweiten Runde City-Line. Diesmal wollten wir auch offhoppen, und zwar am Bo Kaap mit den bunten Häusern, am Tafelberg wegen der Aussicht und an Camps Bay, dem hauseigenen Strand der Kapstädter. Wir liefen zwar durch das Kapmalayen-Viertel, fanden aber nicht die berühmte Szenerie aus den Reiseführern. Aber es war trotzdem ein netter Spaziergang. Zudem waren wir beide schon mehrmals da.

Am Tafelberg stiegen wir dann nicht aus, aber der Bus hielt so lange, dass wir von der Aussicht viele Fotos machen konnten.

An der Camps Bay haben wir uns für anderthalb Stunden in eines der Strandrestaurants gesetzt und haben die Leute beobachtet und kommentiert („lästern“ darf man ja nicht mehr sagen 🙂 ). Dazu gab’s einen leckeren Wein. Als wir zurück zur Bushaltestelle gingen, wurden wir von vielen Künstlern angesprochen, die ihre Werke verkaufen wollten. Stephan erstand nach wirklich guten Verhandlungen ein kleines Bild, dass eine Townshipansicht zeigt. Sehr schön ist das.

Am Hafen wieder angekommen, haben wir uns für ein paar Minuten Ruhe in die Villa begeben.

Eine lustige Info von der Busfahrt war, dass es in Clifton wohl mal einen Schwulenbadestrand gab, der ummauert war und uneinsehbar. Man hat die Mauer inzwischen wegen unzüchtiger Umtriebe abgerissen. Zuvor erreichte eine Kapstädter Zeitung ein Leserbrief einer empörten Anwohnerin, dass sie nackte Männer beobachten könne, wenn sie auf den Küchentisch steige. Das wäre ja wohl untragbar. 😀

Abends ging es – auch wegen hochgradiger Erschöpfung unsererseits (Urlaub macht schlapp) – nur um die Ecke ins „Hudsons, The Burger Joint“, wo eine nette deutschsprachige Kellnerin uns sehr leckere Burger kredenzte. Die Auswahl ist prima dort. Stephan hatte Avocado/Feta und ich Ananas/Spiegelei.

Jetzt hängen wir am Esstisch noch ein bisschen ab, und morgen früh geht es auf die zwei anderen Bustouren.

Cheerio, Euer Gerald

Tag 2: Erste Erkundigungen

Tach zusammen!

Heute wurde ich geweckt…. vom Alarm! Stephan war einkaufen. Und das Scharf- und Unscharfschalten erfordert ein ingenieurtechnisches Studium mit Schwerpunkt Sicherheitstechnik. Ich meine das nicht ironisch oder sarkastisch! Er hat innen scharf geschaltet und somit waren Einbrecher gemeldet. Same procedure as every day. Burglars, Lance, rental, Gerald. Es ist immer schön, wenn der Tag mit einem Infarkt beginnt.

Unser Vermieter Lance wollte dann um 11 Uhr vorbeikommen und uns kennenlernen. Er ist sehr sympathisch und redselig. Zuerst hat er uns die Alarmanlage erklärt. Inzwischen hatten wir aber schon eine Art Expertenstatus erreicht, dass das eigentlich unnötig war. Auch um das WLAN hat er sich erfolgreich gekümmert; es gibt an der Steckdosenleiste einen Resetknopf. Stephan hat sich einen bisschen in den guten Mann verguckt und hat den ganzen Tag von ihm geschwärmt.

Die Wohnung ist immer noch eiskalt und ein bisschen muffig, aber sehr groß und schön. Auch geschlafen haben wir beide prima.

Unsere erste Anlaufstelle des Tages war ein Vodacom-Shop im Cape Quarter, um uns beide mit einheimischen SIM-Karten mit Datenvolumen auszustatten. Das ging relativ schnell und kostet auch nicht viel. So sind wir unabhängig von Hotspots und WLAN und dergleichen. Ich kann auch angerufen werden (+27820674023), aber das geht ja auch über WhatsApp.

Dann ging es zum Woolworth, um Einkäufe zu machen. Woolworth ist in Südafrika im Gegensatz zu den Filialen in Deutschland, die mehr wie Resterampen wirken, ein gutsortiertes Unternehmen mit appetitlichen Lebensmittelabteilungen. Die Einkäufe brachten wir dann erst nach Hause, um dann die Waterfront zu besuchen. Zwischen leichtem Nieselregen und warmer Sonne erkundeten wir das Gelände, besuchten viele Souvenirshops, machten ein paar schöne Aufnahmen.

Wir haben einen Ibis gesehen!!!! Irre!

Auf dem Weg in das Zentrum sind wir in ein Roof Top Café gegangen, das sich im bzw. auf dem Grand Daddy Hotel befindet. Wie man da wohl diese Wohnwagen hochbekommen hat? Das ganze Hotel ist sehr sehenswert. Die Rezeption um einen Stapel Koffer herumgebaut und der Aufzug aus viktorianischen Zeiten.

Von dort aus sind wir in die Innenstadt zum Green Market gelaufen, wo wir langwierige Gespräche mit Künstlern führten. Leider ist es hier auch so, dass man nicht stehenbleiben kann, um sich Auslagen anzusehen, ohne sofort in intensive (und aufdringliche) Gespräche verwickelt zu werden. Aber ein paar Stände haben wir uns gemerkt, um gegebenenfalls dorthin zurückzukehren. Wir labten uns dann im Café Santé an Paninis, Kaffee und Wein.

Dermaßen gestärkt liefen wir zurück zur Waterfront, um den Food Market zu besuchen, wo wir exzellentes Biltong erstanden, das traditionelle Trockenfleisch. Dann haben wir uns noch über die Hop-on-hop-off-Busse informiert, mit denen wir die kommenden beiden Tage durch die Gegend gondeln werden. Darin ist auch eine Hafenrundfahrt inkludiert. Das kennen wir zwar beide schon, aber sie ist einfach herrlich, diese Art der Stadterkundung.

Nach einem kleinen Zwischenstopp im Haus, wo ich mein zerschossenes Tagebuch von gestern rekonstruierte und Stephan sein positives Urteil über die Betten validiert haben wollte, sind wir auf zum „The Butcher Man“. Das ist eine Metzgerei, in der man auch essen kann. Roman (der Sohn von Freunden meiner Eltern) sowie ein Freund von Stephan als auch unser Vermieter haben das unabhängig voneinander empfohlen. Es war wirklich gut! Das Fleisch kommt von einer Farm in der Nähe und der Wein war exzellent.

Jetzt sitzen wir in der Wohnung; ich schreibe und Stephan träumt von Lance…. 🙂

Es gibt sie noch…. die guten Tage ohne Katastrophen.

Bis morgen, wenn Ihr mögt!

Euer Gerald

1. Tag: Anreise und andere Katastrophen

Ihr Lieben!

Alles begann ja schon am Abend vorher. Nein eigentlich schon weit davor… Da wir spätestens um 6 Uhr am Düsseldorfer Flughafen borden mussten, stand die Frage schon seit längerem im Raum, wie wir um Himmels willen so früh aus Köln wegkommen sollten. Taxi zu teuer, Bahnen fuhren nicht, Übernachtung am Flughafen Düsseldorf zu übertrieben, Freunde wegen einer schönen Nachtfahrt anfragen…. Naja, wir beschlossen es über Carsharing zu machen. Stephan und ich wurden in allen einschlägigen Firmen Mitglied (es waren zwei) und er erklärte sich dankenswerterweise bereit, das auch mal auszuprobieren.  Er fand heraus, dass man bei einer der Firmen ein kostenfreies Nachtparken in Anspruch nehmen kann und daher trafen wir uns Donnerstag zum Abendessen mit dem Plan, anschließend einen Wagen zu uns zu bringen und für uns kostenfrei zu reservieren. Das klappte auch ganz gut, außer, dass die App nicht so wirklich klarmachte, ob der Wagen im kostenfreien Parkmodus stand. Aber das ließ sich durch einen Anruf bei der Hotline lösen.

Stephan schlief sehr wenig, ich gar nicht. Um 3:30 Uhr fuhren wir dann los, um sehr zeitig am Flughafen zu sein. Dies wurde uns durch irreführende Angaben des Navis (ich finde „halbrechts“ nicht aussagekräftig, wenn es entweder geradeaus oder nach links geht) etwas erschwert. Auch hätten wir es nett gefunden, wenn die Parkhäuser auch immer mit ihren Buchstaben ausgewiesen worden wären, denn wir mussten ins P7 in Ebene 4. Wir brauchten 2 Anläufe mit je 5 km Fahrt.

Am Flughafen noch einen schnellen Kaffee und dann zum Gate. Alles primstens, wurden wir doch alle auf die Minute pünktlich gebordet. Dann aber tat sich nichts. Warum?? Das konnte ich dann aus dem Fenster heraus beobachten. Mehrere Männer, die wahrscheinlich über das Gepäck diskutierten; einer davon verräumte jedes Stück wie ein Fabergé-Ei, während die anderen drei wichtig taten. Merke wohl: Wir hatten nur anderthalb Stunden Umsteigezeit in Paris CDG.  Mit 45 Minuten Verspätung ging es dann los.

In Paris angekommen (der Pilot hatte 20 Minuten bis Aufsetzen der Maschine wieder gutgemacht) fuhren wir dann gefühlte 30 Kilometer bis zum Terminal G, das uns 20 Minuten Fußweg und eine zehnminütige Busfahrt von unserem Abflugterminal E trennte. Auf dem Weg mehrere unterschiedliche Aussagen, wo wir eigentlich hinmüssten. Irgendwann haben wir das richtige Gate gehabt und hatten bis Boardingende noch 10 Minuten Zeit fürs Händewaschen und den Kauf zweier Flaschen Wein zum stolzen Preis von je 15 Euro (weil wir vermuteten, in Kapstadt bekämen wir nichts mehr). Ich hatte Zweifel, dass unser durchgechecktes Gepäck mit unserem hastigen Tempo mithalten konnte.

Im Flieger haben wir … naja, was soll man auf einem so langen Flug machen? …. gefressen, Filme gesehen und geplaudert. Auch versucht, mal ein Nickerchen zu machen, was aber selbst bei den XL-Sitzen nicht wirklich gelang.

Wir kamen sehr zeitig in Kapstadt an, hatten eine erfreulich schnelle Passkontrollwarteschlange, das Gepäck kam (halleluhjah!) schnell, die Geldautomaten spuckten auch wie gewünscht Geld aus. Dort bat uns eine deutsche Dame darum, Ihren Abhebevorgang zu beobachten, falls Sie nicht weiterkäme. Klar, machten wir. Dann zum Mietwagenschalter, wo ich mit gefühlten 20 Unterschriften wahrscheinlich den ganzen Konzern gekauft habe. Aber zumindest wollte man mir dort nichts extra aufschwatzen. Wir haben übrigens einen Renault, den es unter dieser Bezeichnung nicht in Deutschland gibt.

Wie üblich hatte ich mit der Linksschaltung und dem Blinker (vertauscht mit Scheibenwischer) wieder meine Probleme. Aber das sollten nicht die einzigen bleiben. Im Dunkeln mit einem ungenauen Navi durch Kapstadt zu gondeln…. nun, ich nahm den ein oder anderen Bordstein mit und wurde immer hektischer und wir fuhren auch hier wieder im Kreis, weil ich irrtümlicherweise auch mal annahm, ich führe plötzlich durch eine Einbahnstaße, so verquer wurde dort geparkt.

Kurz vor meinem Nervenzusammenbruch erreichten wir unser Domizil. Ich öffnete den Schlüsselkasten (unser Vermieter konnte uns nicht persönlich in Empfang nehmen) und drückte ein wenig auf der Fernbedienung rum, um die Garage zu öffnen. Ein Alarm ertönte. Bis wir im Haus waren und verstanden hatten, was passiert war und wie wir den Alarm deaktivieren, war auch schon die Security da. Nein, wir seien keine Einbrecher, und ja, Lance wüsste, dass wir da wären. Und mein Name sei Gerald.

Nach einer kurzen Hausbesichtigung (es entspricht der Beschreibung, könnte aber ein bisschen Sorgfalt – eingerissene Polster und schimmelige Ecken – und die ein oder andere Verbesserung vertragen – Möglichkeiten zum Aufhängen von Jacken z.B. oder eine Kaffeemaschine), wollten wir auf die ganzen Schrecken erst einmal einen unserer sündhaft teuren Weine öffnen…. Nun, der stand aber neben dem Geldautomaten im Flughafen am Boden. Soviel zum Thema Hilfsbereitschaft. Prost. Da die Bude in der Vesperdene Road eiskalt war, haben wir den Radiator angemacht und wollten außerhalb etwas suchen. Alarmeingabecode eingetippt… Teröh!! Nein, wir seien keine Einbrecher und Lance wisse Bescheid und ich hieße Gerald und ja, wir wären zu doof. Sorry. OK. Good night.

Dann ein bisschen gesucht – in Südafrika machen viele Gastronomiebetriebe recht früh zu – und uns im Café Extrablatt niedergelassen, wo es Gulaschsuppe und Bier und Wein für uns gab. Den Wein nahm ich dann mit nach Hause, wo ich noch lange dieses Tagebuch schrieb, während Stephan schon ins Bett ging. Dann wollte ich speichern und veröffentlichen. Aber leider: WLAN weg. Speichern nicht möglich. Der Router war aus. Sicherungskasten gesucht, alles ok. Steckdosen getauscht, kein Erfolg. OK, Text kopiert in die Memo-App und Tablet zugeklappt.

Heute früh dann war der Text aus der Memo-App fast komplett verschwunden. Naja, jetzt ist es ein Tag später und ich schrieb gerade eben nochmal alles auf.

Also, an Aufregung mangelt es hier definitiv nicht.

Über heute berichte ich dann später und in einem neuen Eintrag.

Bis denne, Euer Gerald

Prolog

Hier findet sich ab morgen das Reisetagebuch zu meiner Kapstadtreise im September 2018. Nachdem ich bei Air France Ende April einen ziemlich günstigen Flug gesehen hatte, habe ich kurzfristig für eine Woche gebucht, am gleichen Abend noch ein schönes Haus über Airbnb gemietet und einen Leihwagen am Flughafen reserviert.

Im Juni fragte mein Nachbar Stephan dann, ob er sich dranhängen könne. Natürlich hatte ich nichts dagegen. Er fand dann auch noch bezahlbare Tickets für die gleichen Flüge, auf denen wir dann noch XL-Sitze buchten.

Unterkommen werden wir im Stadtteil Green Point, der sehr nah an der Waterfront liegt. Das Haus hat zwei Schlafzimmer und zwei Bäder, einen vorderen und einen hinteren Garten und eine Garage.

Wir sind sehr gespannt, wie diese Woche wird, da es ja in Kapstadt quasi zwischen Winter und Frühling ist.

Wie immer hängt bei der Erstellung des Tagebuchs viel von der Technik ab, und wenn ich nicht schreibe, heißt dies nicht automatisch, dass ich vom Tafelberg gefallen bin.

Also, schaut gerne vorbei, bis bald!
Euer