NOK steht nicht etwa für irgendeine Krankenkasse oder eine außerparlamentarische Organisation. Nein, es ist die Abkürzung für den stockfinsteren Nord-Ostsee-Kanal, durch den wir nachts gefahren sind.
Immerhin wurde es nicht noch später, aber dieses von der Reederei selbst als Highlight angepriesene Juwel der Reise war nun ein Lowdark. Es war ein bisschen wie Lysekil. War ich nun da? Ja klar, aber ich habe den größten Teil verschlafen.
Aber von vorn. Es gab wieder ein Käpt’ns-Winkewinke mit anschließendem Galaessen. Das war sehr schön, da wir am Tisch von der Restaurant-Crew noch einmal Ständchen dargebracht bekamen und alle uns eine Dankeskarte gestaltet haben. Wir haben als Gruppe den Abend auch genossen und verabredeten uns zum kollektiven Abschiedstränenvergießen beim Frühstück. Was ich überhaupt nicht erquicklich fand: Trotz der Verspätung waren die Kabinen um 9 Uhr zu räumen. Drei oder mehr Stunden auf dem Gepäck sitzend mit zwei Toiletten pro Deck bei 800 Gästen? SUPI!
Immerhin schaffte es die Ausfahrt vom Pier, mir attraktivere Seiten von Kiel zu zeigen. Dutzende Heißluftballons fuhren über unser Schiff, näher an der NOK-Schleuse gab es Segelschiffe und am Ufer volksfestartigen Trubel zu sehen. Oben am Aussichtspunkt des Schiffes – schon im Kanal – bewunderte ich die Leuchtbojen und hatte wenigstens ein Paar neben mir stehen, die mir erläuterten, was ich sehen könnte, wenn ich denn etwas sehen könnte. Die kannten den Kanal in- und auswendig.
Ja, und dann ging es ans Packen, Trinkgeldumschläge befüllen und Fragebögen ausfüllen. Rückreise-Packerei ist ja erfreulicherweise einfach. Dann die letzte Nacht, letztes Frühstück, letzte Worte mit Service und Mitreisenden.
Draußen war es total trübe. Bedeckt und neblig. Wie am Abfahrtstag zu Beginn beider Reisen. Aber für Packesel ist das ja besser als sonnig und heiß. Und wir hatten 17 Tage lang grandioses Wetter! Um viertel vor eins war ich dann vom Schiff und war erfreulicherweise in der ersten Ausschiffungsgruppe. So bekam ich einen frühen Bus, in Bremerhaven einen frühen Zubringer und in Bremen… hatte mein Zug eine halbe Stunde Verspätung, die aber erst angekündigt wurde, als zwei Sekunden vorher ein verspäteter Alternativzug aus dem Gleis fuhr. „Grund sind Verzögerungen im Betriebsablauf“ ist übrigens ähnlich aussagekräftig wie „Ursache für die Verspätung ist eine Verspätung“.
Ihr Lieben, jetzt ein Wochenende zur Verarbeitung der tollen Erlebnisse und dann hat der Alltag mich wieder. Ich fand es wunderbar, dass und wie Ihr mich mit Kommentaren, WhatsApps, Mails und SMS begleitet habt. Danke fürs Mitreisen und vielleicht sehen wir uns im November wieder, da soll die nächste Reise stattfinden.
fangen wir mit den schönen Seiten Kiels an. Und kommen wir nun zu den nicht so schönen.
Ach, ich bin wieder so destruktiv. Und tue dieser wunderbaren Stadt Unrecht. Immerhin liegt sie am Wasser und hat einen Hafen, das sind doch schon einmal Pluspunkte! Aber wenn man erstmal die ganz gut versteckte Touristen-Information gefunden hat (das wollen sie scheinbar nicht), erfährt man, dass zu den 10 Hauptattraktionen der Bahnhof, ein sitzender Bürgermeister und eine Handballarena gehören. Dies hier…
… dies ist das Kieler Schloss. Ja, ernsthaft! Dieser grobe Klotz steht nämlich da, wo mal ein Schloss WAR! Also, wenn man es Kieler Klinkerklotzkasten genannt hätte, hätte man wenigstens eine ehrliche Alliteration geschaffen.
Ein interessantes Ensemble findet man mit altem Rathaus und Oper (siehe Beitragsbild oben). Der Rathausturm erinnert entfernt an den Markusturm in Venedig. Die irgendwie darum verstreute Altstadt ist trist und ohne Sinn und Verstand „wiederaufgebaut“. Charme sucht man vergeblich.
Versöhnt wurde ich etwas am Hafen. Wasser, Schiffe, Brücken. Die Hörnbrücke ist ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst. Eine Dreifeldzugklappbrücke. Ja, ein Meisterwerk deutscher Wortschöpfungskunst. Sie in Betrieb zu sehen, ist für Technikinteressierte schon spannend. Dahinter in Seitenarmen schöne kleine alte Segler.
Apropos Segler: von der „Kieler Woche“ habe ich noch nicht viel gesehen. Wobei ich aber auch nicht genau weiß, wie sie aussehen soll.
Nach nur zwei Stunden schlurfte ich zum Boot zurück, um dort zu erfahren, dass wir länger als geplant in Kiel liegen werden. Die Hafenadministration habe unsere Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal nach hinten verschoben. Das Schiff habe sich aber umgehend auf eine Warteliste setzen lassen. So erwarte man die Einfahrt um 18.30 Uhr, drei Stunden später halt. Ein bisschen viel behördliche Schuldzuweisung in letzter Zeit. Honi soit qui mal y pense…
Bevor wir den Kanal entern, hier noch weitere Fotohighlights aus Kiel:
Ich sah übrigens vom Schiff aus die Kieler Kunsthalle, die eine Ausstellung von Alfred Aereboe (erinnert erschreckend stark an Ærø) plakativ bewarb. Prima dachte ich mir, da gehe ich jetzt hin. Aber man hatte nur versäumt, das Plakat abzuhängen, die Ausstellung war schon seit drei Tagen vorbei. Heute ist der Wurm drin. Aber ein exzellenter Maler, leider nur sehr unbekannt.
— WERBEPAUSE —
Tja, nun ist es gleich halb sechs und das Boot bleibt noch länger liegen. Frühestens um 20 Uhr sei nun die Einfahrt möglich. So verschiebt sich auch die Ankunft in Bremerhaven deutlichst nach hinten und mein zuggebundenes Ticket fängt schon mal mit Winkübungen an. Ich denke, ich teste jetzt mal den Cocktail des Tages und verifiziere meine Testergebnisse mehrmals.
Morgen dann das Neueste vom Tage, hoffentlich nicht aus Kiel. 🤪
auch heute fangen wir wieder einmal mit erbaulichen Geschichten von Bord an. Gestern war ich in einer Akrobatik-Show, nach und mit Motiven von James Bond, und die war tatsächlich sehr kurzweilig. Ich erwähnte ja schon an anderer Stelle, dass die Sänger hier wirklich talentiert sind, denn es wurden natürlich auch einige James-Bond-Titelmelodien vorgetragen.
Etwas nachgeradezu slapstickartiges ist mit den Aufzügen passiert. Scheinbar hat sich jemand beschwert, dass die Aufzüge viel zu schnell fahren. So wurde für gestern angekündigt, dass die Aufzüge gewartet werden. Das Ergebnis ist, dass die Kabinen jetzt auf jeder Etage für ca. einen halben Tag verweilen, bevor sie die nächste Etage anfahren. Und heute ist auch noch einer der vier Aufzüge ausgefallen. Da es zwischen 12 Uhr bis 13 Uhr wieder ein Bierfest auf dem Lido Deck gab, bedeutete dies für eine Stunde Freibier! Da das sowie die kostenlosen Weißwürste und Brez’n natürlich nicht verpasst werden durften, die Aufzüge aber nicht im gewohnten Rhythmus fuhren, schleppte sich die geriatrische Fraktion die Treppenhäuser hoch, und überall sah man in den Ecken erschöpfte Menschen herumliegen.
Heute dann also Warnemünde. Ein See- und Kurbad. Diesmal hatte ich keinen Ausflug, sondern bin auf eigene Faust losgezogen. Warnemünde ist ja nun weiß Gott auch nicht groß. Es hat mir gut gefallen. Der alte Strom, ein Hafenabzweiger, an dem viele hübsche Schiffe liegen und alte Häuser die Seiten zieren, die Leuchttürme, die Strandpromenade, der Strand selbst, der Kurpark, alles in allem ein netter Ort. Einziges Schandmal das berühmt-berüchtigte Hotel Neptun, das sich in seiner architektonischen Grausamkeit über das gesamte Stadtbild erhebt.
Der alte Leuchtturm, das Wahrzeichen der Stadt Warnemünde. Hm, ja. Wie einige von euch vielleicht wissen, bin ich kein Freund von Höhen. Warum ich Trottel trotzdem ständig auf irgendwelche Türme klettern muss, oder über gläserne Stege laufe, oder irgendwelche Abgründe heimsuche, oder – noch schlimmer – Seilbahn fahre, erschließt sich mir selbst nicht. Der Kirchturm in Ribe hatte zumindest eine große Plattform, auf der man ausreichend Abstand zum Geländer halten konnte, aber die Plattform auf dem Leuchtturm, vor allen Dingen auf der zweiten Laufebene, war ca. 30 cm breit, und ich drohte jeden Moment in den Tod zu stürzen. Ich versuchte die Aussicht zu genießen, so gut das mit schreckgeweiteten Augen und mit einem Puls von 500 eben geht.
Insgesamt strollte ich circa zwei Stunden durch diesen Ort, an dem man durchaus gut einen kleinen Kurzurlaub verbringen könnte, meiner Meinung nach.
Um 12 Uhr legten wir wieder ab, und es ging weiter nach Wismar. In Wismar habe ich vor einigen Jahren für mehrere Tage einen Bekannten besucht, so dass ich die Stadt schon ganz gut kenne. Auch Rostock, Schwerin, Heiligendamm und die anderen Orte der Umgebung hatte ich schon erkundet. Sogar mit der Molli bin ich gefahren. Daher verzichtete ich auch hier auf einen Ausflug und ging nur noch einmal durch die Altstadt spazieren. Kurz hatte ich überlegt, Jens zu fragen, ob er mich treffen will, aber wir lagen wieder nur kurze Zeit am Pier, da hätte das ganze wenig Sinn gehabt.
Unser Kapitän hat übrigens in Wismar rückwärts im Hafen eingeparkt, das vom Oberdeck aus zu beobachten war schon spannend. Und wieder standen tausende von Menschen am Kai und warfen ihre Hüte in die Luft. Wie, Ihr habt mir das schon an Tag 1 nicht geglaubt? Das tut jetzt weh. Na gut, es waren ein paar Dutzend und es flogen auch keine Hüte. Immerhin wurde gewunken.
Hier ein paar Impressionen aus Wismar:
Heute Abend ist Schlagerparty. 🕺Yeah! Ich bin leider vor Glück wie festgefroren in meinem Panorama-Bar-Sessel. Morgen dann statt Ærø eben Kiel. Gerade sollen Kieler Wochen sein. Vielleicht wird es doch interessanter, als ich glaube. Und wenn mich mal ein Ærøaner einladen möchte, komme ich gerne.
Viele liebe Grüße, bis morgen in Kiel, Euer Gerald
Ich hab das mal mit dieser neumodischen Methode versucht. Ist wirklich erfrischend. Probiert es doch auch mal.
gestern war ich dann doch einmal in der Showlounge, es gab die Crazy Show. Hui, Frau Baerbock hätte einen Gutmenscheninfarkt bekommen. Zwei oder drei Szenen in den ersten 15 Minuten wären ihr bestimmt eine kleine Anfrage im Bundestag wert gewesen. Aber ehrlich, so komisch wie das Publikum es aufnahm, war die Nummer mit den Nackedeis und den Afroperücken nicht. Eher ziemlich peinlich. Aber es sagt eine Menge über die Gäste auf dem Schiff aus, wenn sie sich nicht mehr einkriegen, wenn einer so tut, als greife er dem anderen in den Schritt und dazu eine Hupe ertönt. Wer’s mag….
Ich bin dann lieber wieder in die Panoramabar gegangen, da haben sich auch nicht alle tadellos benommen. Was soll ich sagen, mehr als tausend Menschen an Bord, da sind eben nicht alles Perlen dabei. Wahrscheinlich gehe ich auch dem ein oder anderen auf den Sack.
Heute also Bornholm. Geografisch ist das ja mit Dänemark schon besonders. Grönland. Färöer. Und dann Bornholm. Liegt ja näher an Schweden oder Deutschand. Die Grenzen in Skandinavien wurden übrigens in Verträgen mehrmals neu definiert. Es scheint, als ob unsere uns so positiv erscheinenden Freunde im Norden viel Spaß daran hatten, sich früher unentwegt die Köpfe einzuschlagen. Leider bin ich in skandinavischer Geschichte nicht so bewandert, aber man hat wohl vor nicht allzu langer Zeit 200 Jahre Frieden gefeiert. Vorher hat man sich bis aufs Blut… naja. Frieden übrigens zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen. Ich wundere mich als Deutscher, dass alle so freundlich zu uns sind.
Ich hatte die Tour „Bornholm und Fischerdörfer“ gebucht. Um unchristliche 8 Uhr 45 ging es schon los! Ein Massenandrang in der Showlounge. 3 knüppelvolle Busse. Und ein der Altersgruppe eher unwürdiges Gedränge um die Sitzplätze im Bus. Als besonders aggressiv dabei fallen die Nasenbären auf. Das sind die halben bis ganzen Maskenverweigerer.
Svaneke
Unsere Fahrt führte von Rønne aus, wo die Amera am Pier lag, über die ganze Insel in den Osten zu dem Ort Svaneke. Dabei fuhren wir durch Almendingen, ein riesiges Waldgebiet. Svaneke schmückt sich damit, mal schönstes Dorf gewesen zu sein oder immer noch zu sein, ich weiß es nicht genau. Aber da sind wir wieder bei den Superlativen, um die man sich kloppt. Ich bin übrigens der beste Reiseschriftsteller der Welt. Nur, falls Ihr es noch nicht wusstet.
Ja, was soll ich sagen? Ein Fischerdorf ist Svaneke nicht wirklich, jedenfalls nicht so, wie ich mir eines vorstelle. Eine nette, saubere und beschauliche Kleinstadt. Hübsche Häuser, netter Hafen, schöne Aussicht. Alles schreit nett, nett, nett. Und das ist es auch.
Gudhjem
Das gleiche gilt für das nächste Ziel, das wir ansteuerten, Gudhjem. Hübsche Häuser, netter Hafen, schöne Aussicht. Und eine Fischräucherei, die ziemlich überlaufen war. Ansonsten ist auch Gudhjem nur eine aufgeräumte Kleinstadt.
Wir fuhren zurück nach Rønne, wo ich nach dem Mittagessen (Frühstück fiel aus) mit dem Shuttlebus ins Zentrum fuhr. Äh… also… alles wie oben, nur größer. Ich möchte nicht missverstanden werden, es ist eine hübsche Insel. Die Familie meines verstorbenen Onkels fuhr/fährt dauernd nach Bornholm. Aber vielleicht entdeckt man das Quentchen Charme, das mir heute fehlte, erst, wenn man die Insel besser kennt.
Rønne
Zurück an Bord machte ich erst einmal ein Nickerchen. Ihr könnt sagen, was Ihr wollt: Urlaub ist anstrengend. Dauernd früh aufstehen, stundenlang durch die Gegend fahren oder laufen, ständig essen zu müssen oder Bier zu trinken.
Am Abend dann die Durchsage, dass wegen der Testpflicht in Dänemark wieder eine Massentestung stattfinden müsse, da die dänischen Behörden „nicht mit sich reden ließen“. Das wolle man aber nicht mehr und fahre statt nach Ærø nach Kiel, wäre das nicht toll? Erst heute Mittag erzählte mir ein Pärchen, wie schön Ærø wäre, da würden sie sich richtig drauf freuen. Mit diesem aktuellen Hintergrundwissen ärgert mich das mit Kiel schon. Zumal so ein Test ja keinen Euro mehr kostet. Und Krankenschwestern und einen Arzt haben wir auch an Bord. Meinerseits daher Unverständnis und Missfallen.
Naja, wir hatten zumindest am Abend wieder ein etwas unter Niveau-Normalnull liegendes und daher sehr lustiges Tischgespräch.
Gleich bin ich wieder außerhalb einer Internetverbindung und sage daher schnell mal Tschö. Oder vielleicht besser Tschø!
Bis Morgen, Euer Gerald
Ich wollte Euch allen diese wunderbaren Puppen kaufen, aber ich hatte leider keine dänischen Kronen…
nach dem Ablegen gab es gestern seitens der Brücke noch ein Schmankerl. Da ausreichend Zeit zur Fahrt nach Kopenhagen war, kreuzten wir noch ein bisschen durch den Schärengarten. Das war sehr schön, ganz anders als die Fjorde, aber genau wie diese landschaftlich ein Traum!
Gestern beim Abendessen gesellte sich ein deutsch-kanadisches Pärchen zu uns, die auch schon die Norwegenreise mitgemacht hatten. Ich musste an meine kanadischen Mitreisenden auf der Indochina-Reise denken, die unverhofft als einzige Ausländer auf einem Boot voller Deutscher landeten. Das war bestimmt damals ein Kulturschock für die. Aber die kanadische Dame gestern lebt schon lange in Deutschland. Sehr angenehmes Paar.
Heute dann Kopenhagen, was soviel wie Kaufmannshafen heißt. Zuerst machte ich eine Busrundfahrt mit, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Diese Panoramfahrten sind für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, eine prima Erfindung, aber für Leute, die wirklich was sehen wollen, eher ungeeignet. Wir hatten nur einen Stopp am Schloß Amalienborg und einen an dem wohl unausweichlichen Höhepunkt einer Skandinavienreise, „den lille Havfrue“, der kleinen Meerjungfrau. Zu der kommen wir später noch mal zurück. Also schriftlich, denn sehen muss man sie nur einmal, so viel sei schon verraten.
Unsere Fremdenführerin sprach exzellentes Deutsch und war erfreulicherweise mal nicht so trocken, wie die bisherigen Exemplare. Sie hat sehr lustig und erfrischend vorgetragen. „Die Dänen sind vor Weihnachten nicht zu gebrauchen, alle immer besoffen vom Julbier“ oder „Warum dieses Motiv auf den dänischen Geldscheinen gelandet ist…. ich weiß und ich verstehe es nicht.“
Also, wir sahen Königs vier Häuschen, fuhren an der Oper, dem Hafen, diversen anderen Schlössern, dem Tivoli, dem Nyhavn, Museen, Parks, der Bibliothek, Brücken, Hotels etc. pp. vorbei. Alles, wie gesagt, nett erläutert. Dann hielten wir an dem Mädchen auf dem Felsbrocken. Ja, also, ich weiß ja nicht. Das ist eine kleine Skulptur einer Frau mit Flossenfüßen, die vor dem Panorama eines Industriehafen versonnen in die Gegend blickt. Künstlerisch eher nichtssagend, historisch unbedeutend und die Umgebung völlig überlaufen. Aber die Masse ist aus dem Häuschen. Das ist wie mit dem Ännchen-von-Tharau-Brunnen in Klaipeda. Hunderte Touristenbusse speien tausende von Touristen aus, die vor einem eher kitschigen Brunnen in Ehrfurcht erstarren.
Folketing im Schloss Christiansborg
Von dem Frauenfisch sollte der Bus wieder zum Schiff fahren. Ein Herr merkte dann auch lautstark an, man wolle schon pünktlich zum Mittagessen wieder da sein. Ich seilte mich von der Gruppe ab und erkundete Kopenhagen dann noch einmal per pedes. Ich merke an, dass mir danach die Füße qualmten. Ich habe das alles nur für Euch getan. 🙂
Gefion-Brunnen, Börse, anglikanische Kirche
Am Kastell und der englischen Kirche vorbei lief ich durch den Churchillpark erst noch einmal zum königlichen Schloss, wo gerade Wachablösung war. Nett, aber unspektakulär. Wahrscheinlich waren Königs nicht zuhause, denn sonst wird das Ganze angeblich mit mehr Pomp vollzogen. Weiter dann zum Nyhavn, wo es bunte Häuser, alte Schiffe und eine Menge Touristen zu bestaunen gibt. Ich finde diese Ecke besonders schön (wahrscheinlich schrieb schon mal ein anderer „Ich verstehe nicht, warum…..“). Weiter ging es zum Schloss Christiansborg, wo das dänische Parlament, der Folketing, seinen Sitz hat. Gegenüber die Börse aus dem 17. Jahrhundert, die besonders durch ihren Drachenturm auffällt.
Nyhavn, Wachablösung, Andersen
Ich lief weiter zum Tivoli, wo ich mit jeder Attraktion einmal fuhr. Nein, quatsch, ich hatte ja keine dänischen Kronen für den Eintritt. Aber da war gut was los für einen Montag. Ich habe gelesen, dass sehr viele Kopenhagener Jahreskarten für diesen Vergnügungspark haben. Vielleicht ist daher immer so viel los. Vom Tivoli ist es ein Steinwurf zum Rathaus, das sich einer schon sehr frühen Öffnung für die Trauung homosexueller Paare rühmt. Neben dem Rathaus eine Statue des wohl bekanntesten Autors Dänemarks, Hans-Christian Andersen. Jaja, ich weiß, Kierkegaard, Blixen, Jensen…
Radhus
Apropos Trauung: Ich wurde heute durch eine WhatsApp-Nachricht von guten Freunden überrascht. Sie haben ganz heimlich, still und leise geheiratet. Ich wünsche Euch Beiden alles, alles Liebe und Gute!!!!!! Ich freue mich sehr für Euch! Und wann ist die After-Wedding-Party?
Nicht weit ist es dann zum Strøget, der Fußgängerzone. Die längste in Dänemark. Äh. Moment, war die nicht in Esbjerg? Hm, ist wohl so wie das Venedig des Nordens, jede Stadt hat irgendwie eine bestattributierte Einkaufsstraße. Strøget heißt übrigens auf deutsch „Strich“. Ich habe aber keine leichtbekleideten Damen und Herren gesehen. Also, zumindest keine, die sich andienern wollten. Ist aber auch zwischendurch recht kalt gewesen heute.
Tivoli und Strøget
So langsam ging mein Energielevel auf Reserve und ich musste überlegen, was für Höhepunkte ich noch mitnehmen wollte. Ich entschied mich für einen Besuch des Freistaats Christiania. Hm, das ist mal was anderes. Eine Anfang der 70er Jahre gegründete alternative Siedlung, die irgendwie von den Behörden geduldet wird. Alles sehr hippie, alles sehr bunt, alles voller Kunst. Aber auch ein bisschen abgewrackt. In bestimmten Teilen darf man nicht fotografieren, weil dort ein reger Haschischhandel stattfindet. Ich hätte gerne für Euch alle ein Tütchen mitgebracht, aber, wie gesagt, ich hatte ja keine Kronen. Nun, ich bin ein bisschen unsicher, wie ich zu Christiania stehen soll, ich empfinde eine zu große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Ich lief noch ein bisschen durch den Stadtteil Christianshavn und erklomm auf dem Rückweg zum Schiff trotz inzwischen kreischender Beinmuskulatur auch noch die Wallanlagen der Zitadelle. Ja, und jetzt das Fazit: Ein Tag reicht für Kopenhagen nicht wirklich aus. Es gibt eine Menge zu sehen und das auch abseits ausgetrampelter Touristenpfade. Schöne Fassaden, nette Parkanlagen, viele Kirchen, hübsche Lädchen. Kann man definitiv mal hinfahren.
Zitadelle und Opernhaus
Heute Abend bei der Abfahrt aus Kopenhagen haben uns unsere Tischkellner und Tischkellnerinnen mitsamt ihrem Chef ein philippinisches Ständchen gebracht. Das fand die ganze Restaurantecke toll. Die Mitarbeiter in der Gastronomie hier sind ohnehin der Hit.
Morgen Bornholm, ich bin sehr gespannt, weil Teile der Familie da oft hinfahren und immer absolut begeistert sind.
Ich freue mich auf eventuelle Begleitung. Liebe Grüße, Gerald
Wer dieses schwere dänische Wort übersetzen kann, gewinnt einen Preis.
gestern Nacht fuhren wir im Oslofjord noch an einem Feuerwerk vorbei. Das war schon klasse, wobei ich nicht weiß, ob es wirklich für uns gedacht war oder ob Hägar der Schreckliche einfach nur Geburtstag hatte.
Heute dann Lysekil. Lysekil, das „k“ wird wie ein „ch“ in „ich“ ausgesprochen, darauf legte die Reiseleitung vor Ort viel Wert („Wir killen nicht“), ist als Anlegeziel eher Bed&Breakfast als Grand Hotel. Aber immerhin gibt es in der Nähe Felsritzereien aus der Bronzezeit. Diese befinden sich 20 Kilometer vom Hafen entfernt in Tanum. Um 8 Uhr 15 ging es mit dem Bus los. Wie Ihr wisst, ist das haargenau meine Zeit! Unsere Begleiterin hieß Jutta, ist Schweizerin und lebt seit Jahren hier mit ihrem schwedischen Mann in der Gegend. Sie hat ein bisschen über die Gegend hier und die bewegte Geschichte Westschwedens gesprochen. Bei den Felsritzereien hat sie dann ausführlich über den Stand der Untersuchungen zur Herkunft dieser so um die 3000 Jahre alten Hinterlassenschaften unterrichtet. Das ist schon spannend. Zu wissen, dass da irgendwer lange vor Christi Geburt eine Nachricht – zu welchem Zwecke auch immer – aufgezeichnet hat. Die bekannteste Felsplatte nennt man hier „Schuhmacher“, da es Füße und eine Art Schuhe zu sehen gibt. Neben vielen Tieren, Schiffen, menschlichen Darstellungen und dergleichen. Bei der Weiterfahrt konnte man aus dem Busfenster weitere Schnitzereien erspähen.
Bronzezeit
Wir fuhren zurück nach Lysekil, dort zum Nordhafen. Auf dem Weg dorthin gibt es moderne Felschnitzereien. Sie wurden 1914 von zwei schwedischen Auswanderern vor ihrer Abfahrt in die USA in die Granitwände eingemeißelt. Ein nettes Kontrastprogramm. Wir fuhren dann noch durch Lysekil und bekamen ein paar Fakten zum Ort erzählt. Es sind nicht die Höhlen von Lascaux und es ist auch nicht Stockholm, aber es war insgesamt ein entspannter und interessanter Ausflug.
Das Kontrastprogramm
Beim Schiff angekommen wechselte ich kurz meine Klamotten (heute früh brauchten wir Anorak, mittags reichte dann aber Sommerjacke) und erlief mir noch einmal den Ort. Hafen, Kirche (in der gut was los war) und die Holzhäuser auf den Hügeln. 7000 Einwohner nur. Entsprechend beschaulich. Nett.
Morgen sind wir wieder in Dänemark, daher musste ich am Nachmittag wieder in die bordeigene Praxis zum Antigentest. Und da das das ganze Schiff betrifft, dachte ich, dass da ein Andrang wie einst zum Sommerschlussverkauf bei C&A herrscht. Aber es ging vergleichsweise ruhig zu, da der geneigte Kreuzfahrer überall gerne der erste sein möchte und der größte Sturm auf das Bordhospital schon morgens stattfand. Am Abend – nach einer Durchsage, dass die dänischen Behörden keine ungetesteten Touristen an Land lassen würden – knubbelte es sich dann noch einmal bis ins Treppenhaus.
Ja, Ihr Lieben. Darf ich denn zukünftig behaupten, ich wäre in Schweden gewesen? Meinem Land Nummer 51 bis 54 (je nach Zählweise)? Reicht dafür ein Tag Lysekil? Nun, ich werde die Weltkarte entsprechend ändern, plane ich doch sowieso eine Städtereise nach Stockholm. Wann die stattfinden kann, muss ich mal sehen.
Ja, das war es dann auch schon für heute, ein eher erholsamer als trubeliger Tag. So sind wir morgen ausgeruht genug für die dänische Hauptstadt.
heute also Norwegens Hauptstadt. 700.000 Einwohner nur, aber in der Metropolregion leben ca. 1/3 der 5,4 Mio. Bewohner des Landes. Ich hatte wieder einen Stadtrundgang gebucht. Die Ausschiffung – wir lagen quasi fast an der Oper am Pier – dauerte etwas, da diesmal die Behörden tatsächlich die Ausweis- und Impfdokumente überprüften. Das zog sich etwas. Aber dann liefen wir drei Stunden durch die Stadt. Sandra war unsere Fremdenführerin.
Festung Akershus
Wir erklommen zuerst die Festung Akershus, ein riesiges Gelände, das immer noch militärisch genutzt wird. Heute fand dort eine Hochzeit statt, ein hochrangiger Militär heiratete dort seine Solveig. Viele der Gäste daher in ihren Galauniformen und viele Frauen in norwegischer Tracht, die laut Sandra in einfachster Ausführung so ab 6.000 Euro zu haben ist. Neben der Hochzeit gab es auch noch ein Wikingerbiwak und dazwischen trabten einige Polizistinnen zu Pferde über die Festungswiesen. Ganz schön viel Betrieb also.
Von der Festung aus ging es Richtung Hafen, wo wir auf Rathaus, Nobelmuseum, Nationalmuseum und diverse Statuen aufmerksam gemacht wurden. Sandras Vortragsstil war dabei sehr angenehm. Wir gingen weiter zu Harald und Sonjas Wohnstatt. Das sind die Königs. Hübsches Stadthaus haben die. Wir liefen die Karl-Johan-Gate herunter und passierten die juristische Fakultät der Universität, das Grand-Hotel (wo die Friedensnobelpreisträger ihre Balkonreden schwingen), die Domkirche, gingen durch den Ostbahnhof zu Oper und zurück zum Schiff.
Die Oper ist eine architektonische Perle. Ein Traum aus Carrara-Marmor und deutscher Eiche. Das Dach ist begehbar und wirkt wie ein Skigebiet. Von oben hat man einen schönen Blick über Oslo und den Hafen, wo die Amera lag.
Nach einer kurzen Stärkung an Bord lief ich zurück zum Schloss, denn Rolf hatte mir die Wachablösung empfohlen. Das war dann auch ganz nett, nicht so überlaufen und einige Wachen ließen sich auf Plaudereien ein. Irgendwie anders als bei den steifen Fellmützen in London. Wobei natürlich die Stechschrittparade zum Wechsel militärisch streng in einem abgesicherten Bereich ablief. Die Familie König ist übrigens sehr volksnah, wie man uns berichtete. Interessant auch in diesem Zusammenhang ist, dass Norwegen sich nach der Loslösung von Schweden in einer Volksabstimmung für eine Monarchie entschied. Und zwar mit sehr großer Mehrheit. Man bot den unbesetzten Thron einem dänischen Prinzen an (obwohl die Dänen ja auch mal wenig geliebt waren). Irgendwie finde ich das witzig. Ich stelle mir vor, ich sitze zuhause und irgendein Land ruft an und fragt, ob ich König werden möchte. Man hätte einen Thron frei.
Auf dem Weg zurück zum Hafen besuchte ich dann noch die Aula der Universität, da es dort einige Gemälde Edvard Munchs zu bestaunen gibt. Die Aula war angeblich lange nicht zu besichtigen. Munch ist Norwegens berühmtester Maler. Unter anderem trug seine erste Ausstellung in Deutschland zu seinem Ruhm bei, denn sie wurde als skandalös angesehen, vorzeitig beendet und Munch war als künstlerischer Anarchist verschrieen.
Ich besuchte dann noch die Oper von innen, bevor ich zum Schiff zurückkehrte. Insgesamt sind 5 Stunden Herumlauferei dann ja auch genug. Und ich habe viel in Oslo gesehen und erlebt. Das Rathaus-Glockenspiel ertönte, ein Erweckungsreligöser grölte mir ins Ohr, wagemutige Norweger badeten im Hafenbecken (da gibt es Schwimmanstalten), vor dem Parlament, dem Storting, fand eine Demonstration gegen Windkraft statt, es gab neben der Hochzeit in der Festung auch noch zwei vorm Rathaus, und in der Karl-Johan-Straße steppte der Bär. Nicht schlecht für einen Tag.
Ach ja, nicht zu vergessen die Erlebnisse mit den Mitreisenden. „Dieser Ausflug ist für Mitreisende mit eingeschränkter Beweglichkeit nicht geeignet“. Tja, diesen Hinweis verstehen einige nicht richtig. Bergauf? Treppen? Kopfsteinpflaster? Eine Zumutung!!! Drei Stunden laufen? Eine Unverschämtheit! Und alle fünf Minuten: „Gibt es hier irgendwo eine Toilette? Und kostet die was?“ Hoffentlich gebärde ich mich im Alter nicht auch so.
Nachmittags auf dem Lidodeck traf ich wieder M. und G. Letzterer malt als Hobby und hat mir ein paar seiner Bilder auf dem Handy gezeigt. Ich war ziemlich beeindruckt. Der Mann hat Talent. Und seine Frau war sichtlich stolz auf ihn. Nach 61 Jahren Ehe. Ich finde auch das wirklich beeindruckend. Während wir da saßen, fing die Show-Band an für die heutige Après-Fjord-Party zu proben. Soundcheck. Wir wurden fast von unseren Stühlen geblasen. Ich gehe davon aus, dass sogar Sonja und Harald etwas davon hatten.
Der Abend war entspannt, da ich die Wikingerparty ausließ. Wir fuhren in der Dämmerung aus Oslo ab und legen morgen in Lysekil in Schweden 🇸🇪 an.
heute früh legten wir nach bewegter Nacht in Arendal an. Begrüßt wurden wir von Anna und Elsa samt Hofstaat, denn die Kinder der örtlichen Tanzschule boten am Pier Ausschnitte aus dem Musical „Frozen“ dar. Das war ganz niedlich. Der Hofstaat bestand dabei zu 99,99 Prozent aus Mädchen, aber das ist in Tanzschulen wohl so.
Um halb 11 brach ich dann zu einer geführten Stadtwanderung auf. Die Reiseführerin Anne heute sprach sehr gut deutsch und sie verzettelte sich auch nicht so in Kleinigkeiten. Dazu ist Arendal eine wirklich hübsche Stadt und bei Superwetter macht das natürlich doppelt Spaß! Anne meinte, Arendal hätte ein absurd hohes Budget für Stadtbepflanzung, aber meiner Meinung nach ist das gut angelegtes Geld, denn auf Diaabenden wird die florale Pracht den ein oder anderen möglicherweise zu einem Besuch anstiften. Apropos Diaabend. Ich werde meine Fotos auf ca. 5.000 Stück reduzieren und freue mich auf Euer Kommen, es gibt Leberwurstschnittchen und zimmerwarmen Kröver Nacktarsch aus Römergläsern.
Arendal war lange eine sehr wohlhabende Stadt, das merkt man noch heute. Es gibt prächtige Häuser und über fast jedes von ihnen etwas zu erzählen. Sobald Ihr norwegisch gelernt habt, solltet Ihr im Internet die Geschichte der Kitty Kallevig nachlesen. Drama pur! Ihr Geist spukt immer noch durch das alte Rathaus. Oder der einer ihrer Nachkommen. Mein norwegisch ist etwas eingerostet. 🙂 Das Rathaus ist das höchste Holzgebäude im „Venedig des Nordens“, wie Arendal sich selbst – wie ungefähr 250 andere Städte ja auch – gerne nennt. Auch sonst hatte Anne viel zu erzählen, über reiche Witwen, über Fischer, die Häuser der Armen, die jetzt die Reichen haben wollen, über Glanz und Gloria und Aufstieg und Untergang. Wirklich toll gemacht.
Impressionen aus Arendal, inklusive kleiner Meerjung…. äh, ach nee, die kommt ja noch.
Nach dem geführten Stadtspaziergang lief ich noch auf eigene Faust los. Ich besuchte Norwegens kleinste Schokoladenfabrik, wo ich einer mürrischen Dame, die mit ihrem Blick Trolle hätte versteinern lassen können (und nicht etwa, weil sie so sonnig war) die teuerste Schokolade ever abkaufte. Vielleicht war sie von der Anwesenheit des Amera-Filmteams, das zeitgleich zugegen war, nicht so angetan, wer weiß.
Gerry und die Schokoladenfabrik
Danach befuhr ich mit einem Glasaufzug, der erst vor 3 Wochen eröffnet wurde, auf den Aussichtspunkt Føyheia. Die Plattform ist meiner Meinung nach aus Beton und trotzdem hat sie – auch meiner Meinung nach – geschwankt. Also, Blick super, Herzkasper inklusive.
Mittags musste ich dann unbedingt wieder aufs Schiff, denn es gab Labskaus. Als gebürtiger Hamburger konnte ich mir das nicht entgehen lassen. War auch mal wieder lecker, für sich selbst alleine macht man das ja nicht mal eben.
Danach wieder ab in den Ort, Kaffee am Hafen trinken und danach herumschlendern. Das Schöne an Dänemark und Norwegen ist, dass man alles, auch die kleinsten Beträge, mit Kreditkarte zahlt. Man muss also keine drei Geldbeutel mit den verschiedenen Arten von Kronen mit sich herumschleppen. Apropos kleine Geldbeträge: ich besuchte auch noch eine Apotheke, um dort eine Hautcreme zu erstehen, da ich meine vergessen hatte. Als die freundliche PTA die Tube über den Scanner zog, täuschte ich einen Ohnmachtsanfall vor, was sie veranlasste, einen Rabattknopf zu drücken. Das fand ich sehr freundlich. Statt 28 Euro nur noch 17 für Bepanthensalbe.
Grafitti in Arendal
Am Abend dann ein weiteres Bord-Highlight: das reservierungspflichtige „Pichler’s“. Auf der ersten Reise waren umgehend alle Plätze für das Restaurant des Phoenix-Küchengenerals vergeben, aber ich alter Fuchs reservierte dann auf der ersten Reise für die zweite.
Ich erwähnte, dass ich nichts gegen einen weiteren Esser am Tisch hätte, da ich ja wusste, wie beliebt Plätze in diesem Restaurant sind. Aber seit gestern lebte ich dann doch in Angst. Denn ungefragt pöbelte mich ein Mann an, wie schrecklich das Schiff sei und prahlte damit, dass er wegen des widerlichen Essens eine Kellnerin zur Sau gemacht habe. Ich war leider, leider sprachlos, was mir ja nicht oft passiert. Als er erwähnte, dass wenigstens die Kabinen „ganz ordentlich“ seien, knödelte ich zumindest heraus, dass die komplette Katastrophe damit ja abgewendet sei. Abends erzählte mir ein anderer Passagier, dass er eine ähnliche Begegnung mit diesem Benimm-Alien hatte.
Aber ich war dann gottseidank alleine an einem Tisch, Myriaden von Kellnerinnen und Kellnern wuselten um die Gäste herum und das Essen war ein Traum. Ganz zum Schluss ließ ich mir einen Digestif empfehlen. Der Restaurantleiter holte die Karte und empfahl mir Vogelbeere. Die sei in diesem Zustand nicht mehr giftig. Ach so. Ich merkte an, dass ich jetzt keine ganze Flasche Schnaps schaffen würde. Oh, ich argloser Wicht, es war der Preis für ein Glas. Nun denn, her damit. Es war ein guter Schnaps, aber ich mache jetzt mal einen Haken hinter hochpreisigen und giftigen Beeren. (Erika, erinnerst Du Dich noch an den 40 Jahre alten Brandy in Lissabon?)
Im Informationsbuch auf der Kabine wurde erwähnt, dass man im Pichler’s gerne Abendgarderobe sähe. Nunja, ich quälte mich in meinen „FrackundFummel“, wäre aber auch in Jeans und T-Shirt nicht völlig aus der Rolle gefallen. Man ist hier familiär und locker und deswegen machten sich zwar alle über den Fast-Nackedei mit Prachtwampe auf dem Lidodeck heute lustig, aber man ließ ihn einfach gewähren.
Als Showprogramm stand irischer Steptanz auf dem Programm. So etwas hatte ich noch nie live gesehen und nahm es mir eigentlich vor. Aber nach dem schönen Essen und dann dem Sonnenuntergang auf dem Promenadendeck bei der Ausfahrt durch die vor Arendal versprengten Inseln – ich hatte fast Pipi inne Augen – war mir nach einem eher ruhigen Ausklang und ich verirrte mich in die Pianobar, wo das Duo aus Harry’s Bar plötzlich ganz andere Töne anschlug. Musik, die ihnen viel besser steht. Beim Ententanz, der aus unerfindlichen Gründen von allen Künstlern irgendwann gespielt wird, floh ich dann aber wieder in die Panoramabar.
Oslo, unser Hafen morgen, wird oft „größtes Dorf Skandinaviens“ genannt. Wieso? Nun, das hoffe ich morgen zu erfahren. Seid Ihr dabei?
Mein Test war negativ, ich durfte an Land. Ist das nicht positiv?
Über den gestrigen Abend möchte ich noch berichten, dass ich natürlich wieder etwas nervös war, was meine Tischgesellschaft für die nächsten zehn Tage angehen würde. Ich beschloss, den gleichen Tisch aufzusuchen, an dem ich die letzten Abende war. Zumindest kannte ich dort den supersympathischen Service schon. Und… sogar „mein“ Platz war noch frei. Ich bat, mich dazugesellen zu dürfen und war sofort wieder ein einer lustigen und quirligen Runde. M. und G. sind seit 61 und A. und U. seit 60 Jahren verheiratet. Komplettiert wird das Ganze durch ein nettes Paar (?) aus dem Saar- und Rheinland. Alles wieder quasi Weltreisende. Also, Ihr könnt ja sagen, was Ihr wollt, aber Menschen, die rumgekommen sind, sind irgendwie fast immer tiefenentspannt und angenehm.
Das Essen war wie immer perfekt. Ich glaube ja, kochen zu können, aber von diesem Level bin ich weit entfernt. Gestern Mittag hatte ich eine kleine Unterhaltung mit dem Maître de hôtel, glaube ich, ich kenne mich da nicht so aus. Aber alles aus ihm sprach „Qualität, Qualität, Qualität!“. Naja, ein klein wenig predige ich das ja auch in meinen Kochetüden.
In meiner Lieblingsbar (es waren auf den anderen Decks Zaubergeige, SpaßohneEnde und TanzindieSee angesagt) konnte ich dann den Rummelverkehr Richtung Skagerrak und Hamburg beobachten. Ein bisschen wie auf der A1 bei Ferienbeginn. Ein Schiff reihte sich an das andere und die ganze See war nach Sonnenuntergang durch kleine Lichter erleuchtet. Jau, ich bin definitiv ein Kind des Meeres. Das müssen die Hamburger Gene sein. Soooo schön!
Ribe
Am Morgen ging es dann früh raus. „Ribe mit Freizeit“, tendern um 8 Uhr 15. Leider bei starker Bewölkung. Unsere Fremdenführerin hatte nach eigenem Bekunden seit Jahren keine deutsche Gruppe mehr geführt und rang ständig nach den richtigen Vokabeln. Sie tat mir etwas leid, aber es war sehr anstrengend, ihr zuzuhören. Ich musste mich nachher absondern und alleine die Stadt erkunden. Ribe ist die älteste Stadt Dänemarks; schon die Wikinger hatten hier einen Marktplatz. Berühmt ist der Dom, der portalseitig rechts einen Kirchturm und links einen Bürgerturm hat. Letzterer ersetzte einen während einer Weihnachtsfeier eingestürzten anderen Kirchturm. Den Kirchturm konnte man erklimmen, was ich dann auch tat. Gottseidank war wieder ein Reanimationsteam oben, und so konnte ich die wunderbare Aussicht genießen. Während des Aufstiegs war es übrigens Schlag 11 Uhr und ich befand mich auf Höhe der Glocke. Mich traf dann auch fast der Schlag, als sie direkt neben mir dröhnte.
Die Innenstadt von Ribe ist sehr hübsch, mit vielen gut erhaltenen Gebäuden aus allen möglichen Epochen. Vor der romantischen Stadtansicht rund um das Rathaus werden gerne Hochzeiten gefeiert, so auch heute. Nach drei Stunden Stadterkundung ging es dann zurück zum Boot.
Nach einer kurzen Pause erlief ich dann Esbjerg. Das ist eine verhältnismäßig neue Stadt, da Dänemark nach dem Verlust Altonas im deutsch-dänischen Krieg einen neuen Hafen brauchte. Esbjerg rühmt sich jetzt einiger architektonischer Perlen um 1900 herum, der längsten Fußgängerzone Dänemarks und der Monumentalskulptur „Der Mensch am Meer“. Nichts wirklich spektakuläres, aber im Licht der inzwischen durchgekommenen Sonne ganz nett.
Um 17 Uhr lichtete die Amera wieder Anker und nahm Fahrt nach Arendal in Norwegen auf. Ja, jetzt erstmal wieder Norwegen, und bevor es zurück nach Dänemark geht, gibt es sogar noch einen Stopp in Schweden. Hier noch einmal die Route:
Große Freude bereitete übrigens die Ansage von der Brücke, dass wir nachts bei der Fahrt durch den Skaggerak bewegte See haben würden, wir möchten doch bitte alles in den Kabinen sichern. Yeah! Ich wurde zwar von heftigem Geschaukel wach, aber mir wurde nicht mehr übel. 🤗
Es war eine wunderbare Norwegenreise! Tschüss! Ach, und danke für die tolle Begleitung! Sorry, dass ich so kurz angebunden bin, bin in Eile, muss nach Dänemark.
Euer Gerald
Ihr Lieben!!
Heute starte ich zu einer Kreuzfahrt „Rund um Dänemark“! Heißa! Ihr müsst entschuldigen, dass die Verabschiedung von der letzten Reise (Tag 8) so ruppig ausfiel, denn ich war so mit Vorfreude beschäftigt! Und bin jetzt ohne Bahnstreik schon vor Ort! Ich fände es super, wenn Ihr mich wieder so nett durch Mitlesen, Kommentare, WhatsApps, Mails und dergleichen dabei begleiten würdet.
Ich hatte ja jetzt nun doch meinen „Stammtisch“ gefunden, an dem ich die letzten Tage beim Abendessen saß. Ein Ehepaar aus der Bremer Gegend, ein Ehepaar aus dem Ruhrpott und ein Mutter-Tochter-Gespann aus Hamburg. Diese kleine Gemeinschaft war sehr unterhaltsam und leider fahren alle nicht mit auf der Anschlussreise. Wir hatten einen vergnüglichen und netten letzten Abend zusammen. Alle verband die Leidenschaft zum Reisen. Und alle hatten sehr lustige bis gruselige Anekdoten von ihren Trips parat. Es gibt ja ein Single-Kennenlern-Event auf solchen Reisen, aber den entsprechenden Termin auf der Norwegenfahrt hatte ich wegen Seekrankheit versäumt. Ich habe aber festgestellt, dass man immer in eine gute Unterhaltung reinrutschen kann, wenn man sich einfach einen Platz zuweisen lässt. Heute Abend in der Panoramabar lernte ich so ein älteres Ehepaar kennen, das schon überall, aber wirklich überall war. Die beiden haben spannende Geschichten aus dem Sudan, dem Jemen und anderen eher exotischen Reisezielen zum Besten gegeben. Das war sehr kurzweilig. Weit in den 80ern, sehr sympathisch und aufgeschlossen wie nix. Sie haben auch immer „junger Mann“ zu mir gesagt, das gab natürlich einen Extrasympathiebonus!
Heute dann Ausschiffung der Norweger und Einschiffung der Dänen in Bremerhaven. Und für mich Kabinenwechsel. Man wollte mich ja quasi mit Sänften und unter Palmwedelschwingen in die neue Kabine spedieren. Das haben wir dann aber doch etwas zivilisierter gestemmt. Die neue Kabine hat ein Fenster, eine Badewanne und wirkt größer und freundlicher. Aber dieser kleine Luxus schlägt ganz schön zu Buche. Eine Innenkabine war halt für diese Reise nicht mehr frei, aber so habe ich mal einen direkten Vergleich.
Und die dänische Testpflicht? Ein Brief auf der Kabine informierte mich, dass ich heute in die Ambulanz kommen und mich – im Falle einer Ausflugsbuchung – kostenfrei testen lassen könne. Die hatte ich und das tat ich dann auch.
Da der Umzug gegen 11 Uhr und der Test gegen 15 Uhr stattfinden sollte, und das Terminal Bremerhaven jottwedeh von der Stadt entfernt ist, beschloss ich, das Boot nicht zu verlassen, sondern einen Urlaubstag vom Urlaub einzulegen. Einfach mal so (fast) gar nix machen. Koffer ein-und wieder auspacken, zu Mittag essen, Wattestäbchen bis zur Stirnhöhle reinschieben lassen, dösen und die Sonne auf das Haupt scheinen lassen.
Kurz dachte ich am Nachmittag darüber nach, den neu ankommenden Passagieren ein „Hah, Ihr Neulinge! Was wisst Ihr denn schon von dem harten Leben an Bord?“ entgegenzuschleudern, aber sie waren deutlich in der Überzahl. Zudem erschien es mir doch etwas albern.
Stattdessen flätzte ich mich auf dem Lidodeck und beobachtete dort einfach nur den Einmarsch der Neuen, die als erstes mit Sekt und Kuchen getränkt und gefüttert wurden. Damit sofort klar war, wohin die Reise geht. Richtung Vøllårei nämlich.
Ganz vergessen hatte ich, dass diese Reise von einem ARD-Filmteam begleitet wird, das für eine neue Staffel „Verrückt nach Meer“ dreht. Daher erwarte ich in Kürze Anrufe aus Holly-resp. Bollywood. Wobei ich noch darüber nachdenken muss, womit ich in Front der Kamera glänzen könnte. Steppen oder Turmspringen vielleicht.
Eine Notfallübung gab es natürlich auch wieder. Dabei ist schon die erste Dame kollabiert. Ich glaube, dass der Bordarzt aufgrund des Altersdurchschnitts der Passagiere gut beschäftigt ist. Anders ausgedrückt: Wer jünger ist als ich, gehört zur Crew. 🤗
Das Schiff ist auf dieser Reise noch voller als letzte Woche. Und da die Crewvorstellung auf dem Lidodeck stattfand, war es da hübsch gedrängt. Hm.
Ich hoffe, die Hygieneoffiziere wissen, was sie da tun. 🙄
Gleich geht’s zum Abendessen und morgen früh landen wir in Esbjerg an. Ich werde einen Ausflug nach Ribe machen. Es sei denn, mein Test fällt positiv aus, dann werden die nächsten Tagebuch-Einträge sehr interessant. „Heute wieder alle sichtbaren Schrauben in der Kabine gezählt. Wieder ein anderes Ergebnis. Ich werde noch verrückt hier!“
Also, drückt mir die Daumen und bis hoffentlich morgen an Land.