Tag 24: Good afternoon, Viët Nam! Good-bye Asia!

Ihr Lieben,

was muss ich den Zimmerservice neulich erschreckt haben. Gestern Abend standen 6 Flaschen Wasser im Zimmer. Also, das Hotel ist keine schlechte Wahl gewesen. Insbesondere das gute Bett mit den fantastischen Kopfkissen war natürlich ideal für meine ungeplant lange Aufenthaltsdauer darin.

Heute morgen konnte ich schon wieder ein Ei essen und meine Zimmernummer aufsagen. „Schaut mal, es kann sprechen!“, raunte es durch die Hotelhalle. Gottseidank, das ging mir so etwas von auf den Geist, so krank zu sein. Ich habe heute erneut einen Test gemacht, Corona war es nicht. Aber eben eine handfeste Erkältung mit Laryn- und Pharyngitis. Braucht kein Mensch!

Um 10 Uhr ließ ich mir ein Taxi kommen, dessen Fahrer mich schwer an Pat Morita erinnerte, den Sensei aus Karate Kid. Bei Vietnam Airlines standen schon 3000 Menschen Schlange, die nach Ho-Chi-Minh-Stadt, Hué oder eben wie ich nach Hanoi wollten. Es ist ja mein allererster Langstrecken-Businessflug und ich war sehr erfreut, dass in dieser Schlange nur eine Person vor mir stand. Auch eine Lounge zu haben, um die Zeit zu überbrücken, fand ich sehr angenehm. Ich hätte mich dort durchfressen und besinnungslos besaufen können, aber ich wollte ja noch zur Flughafenattraktion…

Der Flughafen Singapur ist schon eine Nummer für sich. Zieeemlich groß, aber strukturiert wie nix und extrem sauber. Wie die Lobby eines riesigen Luxushotels. Da darf natürlich ein Indoor-Wasserfall nicht fehlen… 🤣 Zu dem kommt man mit dem Skytrain, der alle Terminals im 5-Minuten-Takt verbindet. Der Wasserfall fließt durch einen Trichter im Dach über zwei Etagen. Spektakulär. Die Wände auf der Etage mit dem offenen Wasserfall sind einem Dschungel nachempfunden. Eine Etage tiefer wird das Wasser in einem durchscheinenden Trichter wieder aufgefangen. Wirklich toll.

Der Flug nach Hanoi startete pünktlich und ich war begeistert von der Business-Class. Liegesitze! Feuchter Waschlappen und Schampus zur Begrüßung. Ich bin fürderhin für Economy verdorben! Ich habe ja erstaunlich wenig gezahlt für diese Verbindung, wie ich im Prolog – glaube ich – schon erwähnte. Um ehrlich zu sein, hat sich die Aufenthaltsdauer in Singapur nicht nur an sinnvollen Erwägungen, sondern auch am Preis des Rückflugs orientiert.

In Hanoi angekommen hatte ich zuerst einen Schreckmoment. Pass und Bordkarten weg. Waren aber nur im falschen Rucksackfach. Ist auch nicht das erste Mal passiert. Dann hatte ich ein wenig Orientierungsschwierigkeiten, sah es doch so aus, als müsse ich durch die Passkontrolle. Gottseidank gab es eine Priority Lane, so dass man mich schnell aufklären konnte, dass ich falsch sei und ganz woanders hinmüsse. Dann war ich zuerst in der falschen Businesslounge, dann zwar in der Lounge von Vietnam Airlines, aber für das zahlende Fußvolk. Ich behaupte mal, ich kenne den Flughafen in Hanoi jetzt besser als den von Köln.

Über 6 Stunden Lounge. Klingt furchtbar, oder? War es nicht. Gab Getränke, lecker Essen, kostenlose Massagesessel, einer hat versucht, mich aufzufressen, gelang ihm nicht, bin ein zu zäher Brocken. Aber im Ernst, die Dinger sind der Hammer.

Einziger Wermutstropfen war die Endlosschleife simpler Weihnachtsmusik am Klavier vom Band. Untermalt mit knisternden Kamingeräuschen. Oder die Lautsprecher waren alle defekt. Genau 5 Stücke (Oh Tannenbaum, We wish you a merry Christmas etc.), alle genau 2 Minuten lang. Ich habe also, mal rechnen, also… jedenfalls mehr als genug. Das kann einen richtig zermürben.

Die Ein- und Weiterreise nach Hause gestalteten sich problemlos, ICE-Schnellstrecke und Taxi. Daheim musste ich erst einmal schlucken. Wohnzimmer teilverwüstet, Balkon hinten komplettverwüstet. Badezimmerfenster oben zersplittert. Wassereinträge, gottseidank nur schwach, an zwei Stellen. Meine Cora demoliert wie nix. Aber jetzt ein Lichtblick: Ich hatte im Briefkasten eine Nachricht des Hausverwalters, von dessen Dach Cora mit Dachziegeln beworfen wurde und der hat seine Haftpflicht eingeschaltet. Möglicherweise komme ich da ohne Beizahlung raus.

Hier gibt es nun einiges aufzuräumen, zu regeln, zu bewerten, zu waschen und und und, da habe ich beschlossen, auf einen Epilog zu verzichten. Ich meine, es ist ja im Großen und Ganzen herausgestellt worden, was ich wie fand. Natürlich hätte ich noch Dutzende weiterer Seiten schreiben können, z.B. über das Benehmen, insbesondere das fehlende, von Mitmenschen, über kleinere Ereignisse, die ich erst später wieder auf dem Schirm hatte…

Zusammenfassend jedoch: Kreuzfahrt? Ja klar, gerne wieder! Mein Schiff? Eher nicht, da war die Stimmung oft mies, das Publikum war teils grenzwertig… Lichtblicke natürlich dennoch auch hier. Die Reiseroute? AUF JEDEN FALL! So viele tolle Eindrücke. Nehmt bitte nur immer einen Schal gegen die Tiefkühlwinde mit. Ich besuche demnächst mal meinen HNO und befrage ihn, was man besser hätte machen können. Der ist ein kleiner Erklärbär vor dem Herrn und freut sich immer über solche Gespräche.

Ja, es bleibt mir, Euch herzlich für Eure Begleitung zu danken, auch für die vielen Kommentare hier, auf Facebook und bei WhatsApp! Gerne hätte ich mit Euch im April Südamerika bereist, jetzt muss ich mal schauen, wo ich Euch dann mit hinnehme.

Also Danke, Danke, Danke und allen ein tolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das Jahr 2024, das uns allen nur positives bescheren soll!

Euer

Der Stadtrat von Murzzuschlag hat mit nur wenig Bestechungsgeld einen Riesencoup gelandet!

Tag 23: Vier Jahreszeiten in vier Welten

Ihr Lieben,

ich traue es mich fast nicht zu schreiben, aber es ging mir heute früh etwas besser. Aber als ich das dann heute früh dachte, bekam ich eine E-Mail meiner Vermieterin, dass ein Wirbelsturm über Köln-Poll hinweggefegt ist, der auch unser Haus betroffen hat. Irgendwie geht es doch immer noch einen Tacken schlimmer. Mein Nachbarsfreund geht gleich mal nachsehen, inwieweit meine Butze betroffen ist, er konnte aber schon sagen, dass das Dach von seinem Fenster aus betrachtet mitgenommen aussieht. Die Garagendächer sind auf jeden Fall abgetragen worden und wie es Cora geht? Da guckt nachher ein anderer Nachbar und Freund mal nach. Herrjeh! Sucht da gerade irgendwer nach einem neuen Hiob? Naja, es gibt immer noch Schlimmeres.

Nach meinem Joghurt-Wassermelonen-Saft-Frühstück, an das ich mich übrigens prima gewöhnen könnte!, fuhr ich mit der Metro in die „Gardens on the Bay“, jene Buchtgärten, die mit ihren Supertrees wie keine andere neue Sehenswürdigkeit die Postkarten- und Kühlschrankmagnetenlandschaft Singapurs bestimmen. Ich lief zuerst einmal ziellos umher, bevor ich mich entschloss, ein Ticket für die Bimmelbahntour zu erstehen. Da wird einem auf englisch erklärt, was, wie und wo. Anschließend kaufte ich mir ein Ticket für den Skyway, das ist eine Hängebrücke zwischen einigen der Supertrees, die man entlang schwanken kann. Erika merkte auf WhatsApp dazu an, ich sei ja mehr in der Luft als am Boden unterwegs. Schreibe ich gerade in meinem Hotelzimmer in der 24. Etage und nicke dabei zustimmend. Man hat einen schönen Blick auf den Park und das Marina Bay Sands. Die Supertrees sind, wie man sehen kann, künstlich, erzeugen Solarenergie, dienen als Regenwasserspeicher und Luftfilter, machen dies und machen das, richtige Wunderwerke der Technik.

Weitere Highlights der Gardens sind die beiden futuristischen Gewächshäuser, in denen sich mehrere Guinness-Book-Einträge befinden sollen. Der freundlichste Olivenbaum, die bestriechende Durianfrucht, der übellaunigste Tourist… ich habe vergessen, was genau. Ein Olivenbaum kommt aber vor. Und statt der auf Schildern angekündigten Otter, die man nicht anfassen soll, läuft einem auch mal ein Waran vor die Linse. Ich nehme an, den soll man dann besser auch nicht….

Leider hatte ich durch meine bisherigen Aktivitäten schon zweieinhalb Stunden vertan und ich wollte ja noch ein bisschen etwas anderes sehen. So schenkte ich mir diese tropischen Indoor-Gärten und setzte mich in die „gelbe Linie“ des Sightseeingbusses. Ich fuhr am Oberdeck durch Regen, Schnee, Sandsturm, leichte Brise bei Sonnenschein und dergleichen bis zum Zentrum zurück, stieg an einer Kirche aus, lief am Raffles-Hotel vorbei bis ins arabische Viertel.

Es heißt zwar so, aber es sind gar nicht so viele Araber da. Es gibt eine Baghdad-Straße und eine Arab-Street, auch nach Kandahar ist eine benannt. Aber es ist eher das Malaien-Viertel, die zwar größtenteils auch Muslime sind, aber wenig mit Arabien zu tun haben. Es ist ein wunderbares Viertel, genau wie die relativ benachbarten chinesischen und indischen Pendants. In allen drei Vierteln riecht es meistens unglaublich lecker, nach Essen, aromatischen Ölen, Räucherstäbchen, Seifen und Parfums. Es gibt entzückende Läden, kleine Wohnzimmertempel und Speisegaststätten aller Nationalitäten. Sogar einen Spanier auf der Ecke, betrieben von einem Vietnamesen, bei dem es singapurisches Tiger-Beer gab. Ich trank eins und konnte es sogar einigermaßen gut schlucken.

Apropos Alkohol: Es kam im Jahr 2013 nach dem Unfalltod eines Wanderarbeiters in Little India zu ethnisch gefärbten Auseinandersetzungen, bei denen Rettungsdienste angegriffen wurden und etliche Menschen verletzt wurden. Seitdem ist in Singapur der abendliche Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Am Wochenende gilt dies wohl ganztags.

Ich erkundete das Viertel ein bisschen weiter, schaute mir z.B. die prachtvolle Sultan-Moschee an, und fuhr dann wieder zum Hotel zurück. Ich war dann doch etwas erschöpft und im Hotel angekommen, hatte ich beim Nachmessen immer noch Temperatur. Die Metro ist übrigens sehr simpel zu benutzen. Man hält seine Kreditkarte am Eingang und am Ausgang hin und die Strecke wird dem Konto belastet. Wenn ich meinen Kontoauszug richtig lese, habe ich gestern weniger als 2 Euro für meine Metrofahrten bezahlt. Hier geht sowieso alles mit Kreditkarte. Ich hatte zu Beginn etwas Bargeld am Automaten abgehoben und in den Läden wundert man sich sehr, wenn ich Bares zücke. Aber ich mag das jetzt ja auch nicht alles mit nach Hause nehmen.

Eigentlich wollte ich nur ein kurzes Nickerchen machen, daraus wurde dann leider ein längeres. Und dann musste ich ein paar Nachrichten wegen des Tornados schreiben. Er scheint arg gewütet zu haben. Ganze Dächer wurden abgetragen, Bäume entwurzelt, Autos zerstört. Die Fotos, die mich erreichen, sind erschreckend!! Meine Cora hat auch deftig was abbekommen. Die Frontscheibe und ein Außenspiegel sind hin und so etwa 1.000 neue Dellen dürften hinzugekommen sein. In der Wohnung scheint es gottseidank nur kleine Auswirkungen gegeben zu haben: die Balkontür war aufgedrückt, die konnte mein Schlüsselwalter wieder schließen. Aber das Badezimmerfenster hat einen Sprung. Man hätte seitens der Immobilienverwaltung gerne Fotos von mir. Ich habe die schon auf einen gemeinsamen Weihnachtskaffee vertröstet. Man schrieb mir, dass schon Dachdecker oben rumturnen. Hoffe, es kommt nicht zu späteren Wassereinträgen.

Dann schrieb ich noch eine kurze, pampige Mail an meinen Reiseveranstalter wegen der abgesagten Südamerikareise und checkte bei Vietnam-Airlines für morgen ein. Damit war dann aber genug unurlauberlicher Quatsch gemacht und mir war nach einem letzten Highlight. Ich beschloss, mit der Metro zur Lichtershow an der Marina zu fahren, die jeden Abend jeweils um 20, 21 und 22 Uhr stattfindet. Als ich eintraf, war es gut besucht, aber jetzt nicht brechend voll. Auch ohne Lichtershow ist der Ausblick auf die nächtlich beleuchtete Skyline einen Ausflug zur Marina wert. Die Lichtershow selbst dann war auch ganz wunderbar. Anders als in Dubai, mit auch mystischen Teilen, sowohl musikalisch, als auch optisch. In Sprühnebel wurden Geister und Figuren reingelasert, das war schon beeindruckend. Ich filmte das ein bisschen, sah mir aber den größten Teil dann nicht durch die Linse an. Ich merkte, dass es voller und voller wurde und hatte plötzlich ganz andere Assoziationen zu Dubai. Daher wartete ich das Ende nicht ab, sondern lief davor schon Richtung Metro, wo ich dann auch gut wieder wegkam.

Die Ruhrpöttler luden mich per WhatsApp noch auf einen GinTonic in ihre Hotelbar ein, aber da war ich schon fast wieder bei meinem Hotel. Abgesehen davon kann ich immer noch nicht richtig reden. Aber ich finde, ich habe zwei wirklich nette Pärchen kennengelernt, und wir haben auch vereinbart, dass man sich von Zeit zu Zeit mal sieht. Und für mich ist das auch keine dahergesagte Urlaubsfloskel. Diesmal jedenfalls nicht…

Ich hatte einen Bärenhunger. Bis auf mein Wassermelonenfrühstück und einem Bier hatte ich noch nichts intus. Da ich immer noch Probleme mit dem Schlucken der Pillen hatte, beschloss ich, nicht in einen Food-Court zu gehen und frustriert an Samosas oder Saté-Spießen herumzunagen, sondern mich bei McDonalds mit Shakes und Eistee abzufüllen. Ein Fischburger lag auch auf dem Tablett, aber den bekam ich nur zur Hälfte weg. Vorteil: Ich a) war ausschließlich unter Einheimischen „essen“ und b) kann, wenn mal wieder die Sprache auf Mäkkes kommt, weltmännisch einfließen lassen, dass ich da das letzte Mal… lass mich nachdenken… ja, das muss in Singapur gewesen sein…

Gleich werde ich packen, ich breche um 10 Uhr Richtung Flughafen auf. Mittags fliege ich dann nach Hanoi, dort habe ich mehrere Stunden Wartezeit, dann geht es weiter nach Frankfurt. Wahrscheinlich alles schön KLIMATISIERT!!!! AAAAARGH!!!!

Natürlich gucke ich mir noch die spektakulären Wasserfälle am Flughafen an, schon alleine deswegen wird es auch einen Abreiseblogeintrag geben, ebenso wie daheim dann einen Epilog, wo ich noch einmal alles Revue passieren lasse. Vielleicht schaut Ihr da ja noch rein? Das würde mich freuen!

Liebe Grüße, Euer Gerry

Fachgespräch zum Thema Heiserkeit

Tag 21+22: Sprachlos in Singapur

Ihr Lieben,

sprachlos in Singapur kann man auf zweierlei Arten sein. Einmal, weil einem zu dieser tollen Stadt nichts zu sagen einfällt, das wäre die begeisterte Sprachlosigkeit. Dann gibt es die, die mich gestern früh beim Aufwachen befallen hatte und die bis jetzt (anderthalb Tage später) anhält. Ich weiß ja nicht, ob das nur eine Laryngitis ist. Von Oberkante Zungengrund bis runter zum Adamsapfel fühlt sich alles geschwollen an, ich kann noch nicht mal Wasser schlucken, ohne wildeste Zombie-Verrenkungen machen zu müssen, so sehr schmerzt das.

Ich schlucke wie wild Paracetamol, Ibuprofen und Amoxicillin (und das dauert pro Pille eine Ewigkeit, bis ich die runterhabe) und habe zudem dennoch Fieber! Apropos Antibiotikum: Die habe ich vom Bordarzt bekommen, sollte sie aber noch nicht nehmen, sondern erst, wenn es schlimmer würde. Warum habe ich Trottel auf den gehört? Immerhin haben mich diese Pillen zu einem kleinen Dialog inspiriert:

– „Ich habe Halsschmerzen, kann nicht schlucken, alles ist geschwollen!“
– „Oh, da habe ich dieses Antibiotikum in Form eines U-Boots für Sie!“
– „Huch, das ist ja auch genau so groß wie ein U-Boot, wie soll ich das denn schlu….“
– „Der Nächste bitte!“

Wie ging es denn nun von Bord? Ich war eigentlich mit der Gang zu einem Frühstück im Hanami verabredet, sagte dies aber ab. Da die Nacht nicht dolle war, wir die Kabinen aber bis 9 Uhr räumen mussten, war ich froh, in der TUI-Bar eine der Fensternischenbänke ergattern zu können, um dort noch einmal zwei Stunden zu dösen. Um 11 Uhr schmetterte die Stimme des Schiffs dann, dass wir Lumpenpack nun nicht mehr Gäste seien und uns zu verziehen hätten. So schlich ich mich mit meinen Habseligkeiten dann zur Grenzkontrolle und staunte, wie super einfach alles vonstatten ging. Meine arabischen Leckereien ließ ich an Bord zurück, dabei hätte ich wahrscheinlich drei Tonnen davon einführen dürfen. Der Zoll hat nichts kontrolliert. Naja, bei mir nicht, soll jetzt kein Freibrief sein!

Ich nahm ein Taxi zum Hotel und hatte Glück, mein Zimmer war schon bezugsfertig. Ich war soooo dankbar! Ich fraß Pillen, legte mich erst einmal für zwei Stunden hin und beschloss dann, zumindest etwas herumzulaufen. Ich wollte ja nun nicht mehrere hundert Euro Hotelkosten verplempern, um vier Tage wie ein sterbender Schwan auf dem Bett zu liegen. Ich nahm die nächstgelegene U-Bahn (mit KLIMAANLAGE!) und steuerte „Little India“ an. Das ist ein entzückendes Viertel mit indischen Läden, indischen Tempeln, indischer Musik und indischen Gerüchen. Nach etwa einer Stunde dort wurde mir aber etwas flau, ich hatte noch nichts gegessen und ich merkte, wie die Temperatur wieder anstieg. Ich kaufte mir ein Eis, da ich dachte, dass ich das ja wohl runterbekommen könne. Weit gefehlt. Nicht einmal Eis! Ich fuhr zum Hotel zurück und legte mich ins Bett. Mit vielen Unterbrechungen blieb ich bis 8 Uhr früh dort liegen, um dann frühstücken zu gehen. Joghurt, Wassermelone und Saft. Und dabei hätte ich mir am Buffett indische, malaiische oder chinesische Köstlichkeiten auf den Teller stapeln können. Ich war extrem angepisst.

Zurück auf dem Zimmer knipste ich das „Lasst-mich-in-Ruhe“-Licht an und legte mich wieder – nach einer ausgiebigen Tablettenrunde – aufs Bett. Nach zwei Minuten klopfte es. Ich ignorierte es. Es klopfte wieder. Ich konnte ja nicht rufen, sprang in eine Hose und öffnete die Tür. Man wolle mein Zimmer machen. Ich krächzte „No room, just Water“ und erhielt von dem verschreckten jungen Mann direkt vier Flaschen in die Hand gedrückt. In amerikanischen Filmen wäre der junge Mann mit seinem weisen chinesischen Großvater wieder aufgetaucht, der geheimnisvolle Kräuter zerkaut und mir diesen Brei dann zum Schlucken gegeben hätte, so dass ich eine Stunde später geheilt durch die Stadt getanzt wäre. Aber wir sind ja nicht im Film. Ich schlief – diesmal wirklich fest – vier weitere Stunden. Das brachte mir zumindest fiebertechnisch wohl Erleichterung. Ich fühlte mich fit genug, auf einem Sightseeingbus, den ich schon von Deutschland aus gebucht hatte, die Stadttour zu machen.

„Gerry, geht’s Dir gut?“, flötete eine Stimme von oben. „Naja, besser zumindest.“, krächzte ich zurück. „Na dann.“ Und die Himmelsschleusen öffneten sich. Regnet es in Singapur? Nein, nahhain! Es schüttet! Vollkommen vermummt in Schals und mit Regenschirm kämpfte ich mich zur Bushaltestelle. Sitze ich halt unten, dachte ich. Unten: Minus 3 Grad, die Klimaanlage pustete sich die Elektrik aus dem Gehäuse. Also hoch, unter das gespannte Dach. Kopfhörer eingestöpselt und los mit der roten Tour. Die Tour führte bis zu dem zentralen Sammelplatz der Sighseeingbusse und daher stieg ich dort in die gelbe Linie um. Diese fuhr ich dann komplett, wechselte wieder zur roten Linie und fuhr bis fast zu meinem Einstiegspunkt zurück. So hatte ich mit eingeengten Sichtverhältnissen zumindet alle Highlights einmal abgefahren und die entsprechenden Erläuterungen dazu gehört. Die übrigens von einem ganzen Team eingesprochen wurden, das komplett von einem Tele-Shopping-Kanal gecastet worden sein muss. „Karen, siehst Du diesen Wolkenkratzer? Ist der nicht faaaantastisch?“ – „Ja, Marc, der helle Wahn! Dazu kann uns bestimmt Lisa mehr erzählen, nicht waaahr, Lisa?“. Wenn man übrigens alles unüberprüft hinnimmt, was einem dort über Singapur erzählt wird, wundert mich, dass nicht alle Städte der Welt dieses Konzept imitieren. Grünste Stadt, sozialer Wohnungsbau für fast alle, Sicherheit, Sauberkeit, Nachhaltigkeit. Man gibt sich gerne selbstbewusst, was die eigene Stellung in der Welt angeht. Möglicherweise zurecht.

Die Tour selbst… Ja, wenn ich morgen wieder halbwegs unter den Lebenden sein sollte, versuche ich, die wichtigsten Punkte noch einmal anzufahren und dort einen kurzen Halt zu machen. Gardens in the Bay natürlich oder das berühmte Raffles Hotel, der arabische Distrikt… Ich erlief mir am Ende der Tour noch Chinatown, das mir auch sehr gut gefiel.

Auf dem Weg zurück ins Hotel schaute ich noch in einem 7/11 vorbei und erstand dort drei Joghurts. Ich hatte heute früh gemerkt, dass die gerade die sinnvollste Speise darstellen. Die Dame an der Kasse gab mir noch eine Banane obendrauf. Das fand ich zwar irritierend, aber nett. Es ist schon gemein. Rund ums Hotel gibt es wunderbare Restaurants, viele japanischer oder koreanischer Ausrichtung. Fußläufig auch Food-Courts, Futterhöfe, mit allen Köstlichkeiten der Welt und ich esse Bananenjoghurt. Na, tut meiner Wampe auch mal gut.

So, jetzt sind wir wieder bei Sprachlosigkeit Nummer 1: Singapur, das was ich mitbekommen habe, ist schon großartig. Mein Hotel liegt zwar mal wieder mitten in einer Großbaustelle (da habe ich irgendwie ein Händchen für in letzter Zeit), aber da kann die Stadt an sich ja nichts für, genausowenig wie für meinen Gesundheitszustand oder den tropischen Regenguss. Ich bin mir sicher, dass ich hier eine ganze Woche Urlaub hinbekäme, ohne mich im Entferntesten zu langweilen. Daher hoffe ich inständig, dass ich an meinem letzten Tag morgen wieder fit genug bin, um noch das ein oder andere Highlight mitnehmen zu können.

So, ich hoffe, ich habe Euch mit meinem Selbstmitleid nicht allzu sehr genervt und freue mich auf ein Wiederlesen morgen Abend!

Liebe Grüße,
Euer Gerry

P.S.: Der Roomservice war während meines Ausflugs doch noch einmal bei mir im Zimmer. Sie haben die Klimaanlage wieder angeschaltet. Klimaanlage. KLIMAANLAGE!!!!!

Nachtrag: „Gerry, wie ist denn so?“ – „Ach ja, hab ja doch irgendwie das Beste aus dem Tag rausgeholt…“ – „Na, dann wird es Dich ja nicht stören, dass Deine Reiseagentur gerade Deine Südamerikareise im April storniert hat. Nächtle!“

Tag 20: Die Löwenstadt

Ihr Lieben,

lasst Euch durch die Überschrift nicht verwirren, ich musste die Reise nicht plötzlich für einen Arbeitseinsatz in Braunschweig unterbrechen. Es gibt noch weitere Löwenstädte in der Welt… Singa steht für den Löwen, pura für die Stadt.

Die Nacht war leider mal so was von Scheibe. Ich habe Dutzende Dolodobendan-Imitate gelutscht, mehr rumgesprayt als so manch‘ Graffiti-Künstler und Schmerztabletten wie Smarties eingenommen. Heute morgen konnte ich nur noch krächzen. Ich war fast ein wenig verzweifelt. Würde man mich so an Land lassen? Ich beschloss, den Schiffsarzt, dem die Passagiere vertrauen, aufzusuchen. Dieser diagnostizierte eine handfeste Laryngitis und gab mir einen Stapel Medikamente mit. Die Bordapotheke ist nun geplündert, die Bordrechnung wird wahrscheinlich explodieren.

Ich nahm die neuen Schmerzmittel und Lutschtabletten und lief zum Frühstück. Nachdem ich dreimal hin und hergerannt war, um alles zu besorgen, wurde mir mitgeteilt, dass ich „hier“ nicht sitzen könne, hier würde jetzt das Mittagessen vorbereitet. Ich war ohnehin nicht bester Stimmung, konnte mich aber gerade noch zusammenreißen, nicht loszuschimpfen. Ich bat mühsam beherrscht darum, mir die Sachen zu einem Platz zu bringen, wo es genehm wäre. Das tat man dann.

Die Skyline von Singapur ist schon beeindruckend. Und wenn man tags zuvor einen fun-fact-Vortrag über die Stadt gehört hat, ist der Blick darauf ein ganz besonderer. So fragte ich mich, wie viele Menschen wohl gerade die Straßen in ihrem Viertel fegen mussten, weil sie wiederholt wegen Geschwindigkeitsübertretungen erwischt wurden. Denn Sozialstunden in der Nachbarschaft (mit Aushang der Übeltäter am schwarzen Brett des Viertels) sind wohl eine gängige Strafe bei minder schweren Vergehen.

Im Laufe des Vormittags linderten sich meine Beschwerden und so konnte ich mit Volker-Lechtenbrink-Stimme an Land gehen. Die Einreise war jetzt kein Zuckerschlecken, etwas zeitraubend auf jeden Fall, aber nicht so schlimm wie gedacht.
Unser heutiger Busausflug brachte uns auf das Dach des Marina Bay Sands Hotels. Natürlich nicht mit dem Bus! Herrjeh, jetzt seid mal nicht so albern! Das ist eine der Hauptattraktionen der Stadt. Es ist das größte Hotel der Stadt, verfügt über einen berühmten Infinity-Pool für Hotelgäste und ist mal so gar nicht preiswert. Die Aussichten aber sind spektakulär! Man bekam ein Fotoshooting mit Bildern zum Download und da ich alleine war, alberte ich mit dem Einweiser herum, ob er nicht mit aufs Foto wollte…

Unser zweiter Ausflugspunkt war der botanische Park mit seinem berühmten Orchideengarten. Hier wird auf Deubel komm raus gezüchtet, damit man ausreichend Pflanzen hat, die nach prominenten Besuchern der Stadt benannt werden können. Helmut Schmidt, z.B., war ein guter Freund des langjährigen Staatschefs Lee Kuan Yew und hat demgemäß eine Orchidee. Ein wunderschöner Ort.

Letzter Programmpunkt war eine Bootsfahrt mit einem „traditionellen“ Bumboot. Das war auch sehr nett. Einzig die anderen Passagiere störten. Sie konnten nicht still sitzen bleiben und rannten hin und her machten die Stimmung zunichte und Fotografieren unmöglich.
Die Rückkehr auf das Schiff war eine ähnlich aufwändige Prozedur, wie mittags der Landgang. Wir wurden etwa fünfmal kontrolliert.

Ich stärkte mich mit einem Bier an der Außenalster und fing dann an, auf der Kabine zu packen, da für den Kofferservice alles bis 22 Uhr vor der Kabine stehen sollte. Und wir hatten ja noch ein ausgedehntes Essen vor uns.

Bevor ich mich aber mit den anderen im Surf&Turf-Steakhouse traf, lief ich noch bei der Galerie vorbei, wo ich mir zwei Bilder hatte reservieren lassen. Da gab es ein bisschen Durcheinander, da die falschen Bilder zurückgelegt waren, aber meine waren auch noch da. Lasst Euch überraschen, ich poste Bilder, wenn sie hängen. Auch meine Rechnung vom Bordhospital musste ich abholen. Ich sag mal so: Selbst das Guten-Tag-Sagen hat etwas gekostet.

Das Steakhouse war wunderbar. Wir hatten eine gestresste Kellnerin, der man nicht anmerkte, dass sie die Jobs von mindestens zwei Personen machte, das Essen war sehr gut und wir hatten so einen schönen letzten Abend an Bord.

Ich war unruhig wegen der ganzen unerledigten Dinge, die ich noch zu tun hatte, aber nach 30 Minuten war ich schon damit durch, so dass ich mit zweien aus der Gang noch einen letzten Absacker nehmen konnte.

Die Schiffsreise ist jetzt quasi um, aber wenn ihr jetzt erleichtert aufatmet… Neeeeeee! Ich bleibe ja noch ein paar Tage in der Stadt der Löwen. Und fände es schön, wenn Ihr die auch noch mit mir verbringt.

Also, bis morgen, wenn Ihr mögt. Liebe Grüße, Euer Gerry

Manes hat dieses tolle Bild der nächtlichen Skyline gemacht und mir erlaubt, es zu verwenden.

Tag 19: Malaiische Mutprobe

Ihr Lieben,

gestern habe ich mal nicht so lange in Bars rumgelungert, so dass ich einigermaßen fit war, als der Wecker um viertel nach sieben klingelte. Erster Blick vom Balkon: zwei weitere Cruiser liegen im Hafen. Der Shuttle in die Stadt fuhr um 8 Uhr 30, so konnte ich noch eine Ladung Wäsche für die Bordwäscherei zusammenstellen und das Einreiseformular für Singapur ausfüllen. Also, was die alles wissen wollen! Also, die singapurischen Behörden, nicht die Wäscherei. Wie heißen Sie, wo wohnen Sie, wann sind Sie geboren? Das kann ich ja noch verstehen. Aber ob ich Drogen mitnehmen möchte oder hochansteckende Krankheiten habe… wer kreuzt denn da um Himmelswillen „ja“ an? „Planen Sie ein Attentat?“ – „Hach, ich überlege noch…“.

Im Bus erklärte unsere Reiseleitung Haslina kurz den Ablauf der Fahrt, wo kommen wir an, wann fahren wir zurück, wo kann man Drogen für Singapur kaufen… solche Sachen eben. Wir erhielten U-Bahn-Tickets und ihre Telefonnummer, falls wir verloren gehen sollten. Kann mir mit meinem Aufkleber von gestern ja fast nicht passieren.

An den Petronas-Towers angekommen, wurden wir ausdrücklich darauf hingewiesen, bitte pünktlich um halb vier am Treffpunkt zu sein, Haslina käme möglicherweise in Schwierigkeiten, wenn es Verzögerungen gäbe.
Wir wollten umgehend zum KL Tower, da schon im Bus erwähnt wurde, dass das lokale Ausflugsbüro für nunmehr drei Kreuzfahrtschiffe Ausflüge organisiert hatte, von denen viele den Fernsehturm auf dem Programm stehen hatten. Dazu riefen wir ein „Grab“, das ist quasi das örtliche Uber, für 5 Personen. Ich fand mich auf dem Notsitz im Kofferraum wieder, wo ich aber möglicherweise mehr Beinfreiheit hatte, als auf der Rückbank. Nur musste ich am Ziel leider per Schweißbrenner wieder da rausgeholt werden. Fast jedenfalls.

Es war erfreulich wenig los und so waren wir in Nullkommanix auf der oberen Aussichtsplattform. Eine spektakuläre Aussicht hat man da. Auch direkt nach unten, wenn man sich in die gläsernen Skyboxen traut. Gerry, Du wirst doch nicht etwa…? Doch, Gerry wirstete! Mit Angstschweiß auf den Lippen, das Geländer so umkrampft, dass es Dellen davontrug. Ich sage jetzt mal, das war ein unvergessliches Erlebnis. Das kann man ja deuten, wie man will.

Etwas weiter unten gibt es das Observationsdeck, das durften wir auch besuchen. Da ging es dann deutlich entspannter zu.
Nach dem Fernsehturm trennten wir uns. Den Jungs war es zu heiß, sie besuchten die Pavillon-Mall, ich wollte durch Little India nach Chinatown. Besuche von Tempeln, über die ich wieder haufenweise stolperte, schenkte ich mir aber. Es hat sich ein bisschen ausgetempelt.

Ich erstand noch ein paar Magnete, irgendwann mutiere ich noch zu Dr. Magneto, und erhielt u.a. einen 20-Ringgit-Schein zurück, der ziemlich zerfleddert und geklebt war. Den wollte ich ein paar Stände weiter gegen ein weiteres Souvenir eintauschen. Man weigerte sich, den Schein anzunehmen, es kam zu keinem Geschäft.

Ich besuchte dann den Zentralmarkt, wo ich erst einmal einen Schal erstand. Im Bus war es auf der Hinfahrt nämlich eiskalt, auch nachdem auf meine Bitte hin die Klimaanlage um ein paar Grad nach oben korrigiert wurde. Meine Halsschmerzen wurden dadurch nicht besser und so langsam gehen sie mir auf den Zeiger. Heute morgen habe ich sogar einen Corona-Test gemacht, weil ich übles ahnte. Ich ahnte gottseidank falsch. Ein Schal ist bei Klimaanlagenattacken ja schon einmal eine Hilfe. Ich hinterließ den o.g. Schein dann in diesem Laden, zog mit meinem Schal von dannen, als eine Minute später die Verkäuferin aufgebracht an meinem Ärmel zupfte. Ich möge ihr einen anderen 20er geben. Ich fragte sie, was sie glaube, wo ich den Schein her hätte. Wie es sein könne, dass man Touristen so etwas zumute, selbst aber solches Geld, denn darum handele es sich ja schließlich, nicht annähme? Sie zog peinlich berührt oder aber auch verärgert, wer weiß das schon?, davon.

Ich erstand noch zwei Hemden und setzte mich dann in die Metro Richtung Petronas-Mall. In der Metro war es noch kälter als im Bus. Und die Klimaanlage blies wie ein Orkan. Es herrschten gefühlte Minusgrade. Eigentlich müssten hier doch alle krank sein.
In der Mall suchte ich dann eine Apotheke. Und suchte. Und suchte. Und fand. Yeah! Man fragte mich kurz nach den Symptomen und dem Verlauf und mit Spray und Lutschtabletten versehen spazierte ich hinaus.

Wir waren um 14 Uhr im Food Court zum Mittagessen verabredet und ich hatte noch Zeit. Ich besuchte eine Kaffeekette und bestellte aus Neugier einen Cold Brew Coffee Latte on Ice. Ja, ehrlich, das braucht ja irgendwie kein Mensch! Und er war genau so teuer, wie mein anschließendes Mittagessen, das aus einem undefinierbaren Getränk, einer Fischklößchensuppe und einem Nudelgericht mit Chili und Ei namens Ban Mi bestand. Sehr scharf, aber auch sehr lecker. Ich konnte sehen, wie die Nudeln von Hand zubereitet wurden.

Es wurde Zeit, zum Treffpunkt zu gehen. Alle noch mal auf die Pippibox und dann ab dafür. Die Reisegruppe stand geschlossen unten, als ich ankam, es war 5 Minuten vor halb. Es wurde halb, fünf nach, zehn nach. Der erste Herr tauchte auf. Man habe beschlossen, noch ein Eis zu kaufen, das dauere länger als gedacht. Um es kurz zu machen, wir hatten deswegen fast 20 Minuten Verspätung. Haslina lief in dieser Zeit nervös auf und ab, ich wurde zehnmal angesprochen, wo denn „meine Gruppe“ bleibe, ich solle mal anrufen. Das war, sorry, eine dumme Aktion, die alle verärgert und mich als Sippenverhafteter in die Bredouille gebracht hat. Ich saß auf der Rückfahrt angepisst und in meinen Schal gehüllt im eiskalten Bus. Bis zum Hafen hatte ich mich dann aber wieder eingekriegt.

Unsere Pässe wurden am ersten Tag eingezogen und einbehalten. In allen Ländern bisher galt unser Bordpass als adäquater Ersatz. Die Einreiseformalitäten erledigten dienstbare Geister im Hintergrund für die Passagiere. Für Singapur wird das Original gebraucht. Heute wurden daher in Schichten die Pässe wieder ausgegeben. Man wies auch schon heute darauf hin, dass die Einreise sich morgen hinziehen könne. Mal schauen.

Vor dem Abendessen hörte ich mir den Vortrag des Bordlektors zu Singapur an. Ich gewann interessante, neue Einblicke. Anschließend schaufelte ich mir ziemlich viel Eis rein, das ging so schön runter. Und jetzt geht es auch früh zu Bett, die ganzen Ibuprofen und Paracetamol machen mich total schlapp.

Ich sach mal Tschüss aus Malaysia, und bis morgen in Singapur.

Euer Gerry

Tag 18: Port Klang – Kuala Lumpur

Ihr Lieben,

Port Klang mag zwar schön klingen, aber man legt dort an, um ins gefühlt 1000 Kilometer entfernte Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, zu fahren. Dennoch fragte die Stimme des Schiffes bei ihrer Abendansage ernsthaft, ob wir in Port Klang einen schönen Tag verbracht hätten.

Meine Vermutung von gestern, dass wir nur einen weiteren Mitreisenden bei unserem Ausflug nach Kuala Lumpur zu ertragen hätten, erwies sich als Denkfehler. Es waren nämlich mehr als ein Bus in „kleiner Besetzung“ unterwegs. So waren wir zu neun Personen und mehr hätten aus meiner Sicht auch nicht in den Bus gedurft, auch wenn noch drei Plätze frei geblieben waren. Denn die Sitze sind eher für Hobbits ausgelegt und für Hagrids wie mich ungeeignet. Jaja, ich weiß, dass die auf verschiedenen Hochzeiten tanzen! Ich brauchte halt zwei Plätze!

Es war eine gute Entscheidung, die kleine Runde zu buchen, man kommt einfach schneller voran, es muss nicht dauernd jemand aufs Klo, es werden nicht so viele depperte Fragen gestellt und alles lässt sich viel schneller kommunizieren. Unsere Reiseleiterin Pyu-chin und Ihre Kollegin Zetti betreuten die kleine Gruppe. Nach etwa einer Stunde Fahrt, auf der uns viel über Malaysia, dessen Geschichte und dergleichen erzählt wurde (das meiste kannten wir ja schon) erreichten wir unser erstes Ziel, den neuen Königspalast. Dort hielten wir uns aber nur 10 Minuten für Fotos auf. Selbst wenn wir geklingelt hätten, wären wir wohl auch nicht zu einem Tee geladen worden.

Eine der Hauptattraktionen dieser Tour war unser nächster Anlaufpunkt: die Batu-Höhlen mit ihren vielen hinduistischen Tempeln drumherum und innendrin, der turmhohen Statue des Gottes Murugan und der berüchtigten Treppe mit 272 Stufen, die in eine imposante Höhle führt.
Man kann nicht beschreiben, was da für ein Gewusel war. Touristen, Gläubige, Affen, Priester, Tempelgehilfen, Musikanten, Souvenir-, Lebensmittel-, Opfergaben- und Devotionalienhändler. Die Musiker machten auf dem Vorplatz und im Haupttempel viel Krach, alles ist – wie in hinduistischen Tempeln üblich – seeehr, seeehr bunt, die Priester sammelten Opfergaben, die Gläubigen führten Rituale auf und ich… ja ich staunte einfach nur.

Die 272 Stufen haben mich fast geschafft, ich war klatschnass geschwitzt. Die Temperaturen heute waren deutlich über 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit lag bei über 90%. Aber es hat sich gelohnt. Hier noch ein paar mehr Impressionen:

Von den Höhlen aus fuhren wir zu den Petronas-Towers, den berühmten Zwillingstürmen, die einmal das höchste Gebäude der Welt darstellten. Die Tickets für die Fahrt auf die Aussichtsplattformen waren schon lange ausverkauft, dennoch ist es imposant, davorzustehen, durch den Park dahinter zu flanieren und die Einkaufsmeile zwischen den Türmen zu besuchen. Ich erlief mir ein bisschen die Gegend und kaufte mir in einem Supermarkt eine gestückelte Mango für einen Spottpreis, denn jeder war angehalten, für sein Mittagessen selbst zu sorgen, und besuchte den Weihnachtsmarkt im Untergeschoss. Nebenbei, in Malaysia gibt es kaum Christen. Weihnachten ist irgendwie deren Halloween!

Von den Türmen aus fuhren wir zum Freiheitsplatz, wo wir wieder ein wenig über die Architektur und die Geschichte lernten. Kirchen im Tudorstil, langgezogene Gebäude im Mogul-Stil, natürlich die ganze Moderne dazwischen. Am Zusammenfluss der beiden Flüsse Klang und Gombak (früher Lumpur) sowie der Altstadt von Chinatown vorbei und über den Petaling-Street-Market spazierte unsere Gruppe zum Zentralmarkt, wo wir eine Stunde Freizeit hatten.

Auf dieser Route besuchten wir noch einen daoistischen Tempel, wo ich Opfergaben erstand, um eine gute Weiterreise zu erbitten. Kann ja nicht schaden.

Eine Mitreisende hatte sich in der Petronas-Mall eine originale Prada-Tasche gekauft. Ich möchte nicht wissen, was die gekostet hat. In der Petaling-Straße gibt es die auf jeden Fall preiswerter. Man muss nur darauf achten, dass die nicht etwa „Parda“ oder „Pradda“ heißt, denn damit kann man daheim nicht punkten.

Uns war in Zentralmarkt nicht nach Shopping, so ließen wir uns in einem Food Market nieder, als wir um die Ecke eine Bierbar entdeckten. Yeah! Tiger Beer musste her! Und Eistee, aber das nur am Rande. Die Bedienung war über die Störung offensichtlich gar nicht begeistert, was uns aber nur geringfügig belastete. Wir sind Hunnen, wir dürfen das.

Um 16:30 Uhr standen wir am vereinbarten Treffpunkt zur Abholung und fuhren an vielen Sehenswürdigkeiten zum Schiff zurück. Wieder lernten wir einiges, z. B. über das Brickfield-Viertel, die Nationalmoschee, die Sprache. Und wir (bis auf einen, wer mag das gewesen sein?) sangen auf Bitte von Pyu-chin deutsche Schlager. PUH! Wir waren uns trotzdem einig, dass wir sehr viel Glück mit unseren Reiseleiterinnen und dem Fahrer Vikra hatten!

Wir haben wohl insgesamt auch sehr viel Glück mit dem Verkehr gehabt, da die Transferzeiten vom Hafen in die Hauptstadt deutlich kürzer als ausgewiesen ausfielen. Was vielleicht auch den Tatsachen geschuldet war, dass Sonntag war und dass wir einen wendigen Kleinbus mit einem furchtlosen Fahrer hatten, denn ich traf abends ein Pärchen, dass den identischen Ausflug mit dem großen Bus gemacht hatte, die waren deutlich länger unterwegs und hatten auch weniger Freizeit an den Höhlen und auf den Märkten. Sie waren aber nicht nur deswegen aufgebracht, sondern auch, weil sie des Restaurants verwiesen wurden, da sie Zehensandalen trugen. Prinzipiell finde ich es ja okay, dass auf Etikette geachtet wird, aber Kleiderordnung interessiert die meisten Verantwortlichen hier doch überhaupt nicht. Wir sahen selbst einige unappetitliche Füße im Speisesaal, bei denen diese Regelung keine Anwendung fand. Lag es daran, dass es sich um einer eher schrilles, homosexuelles Pärchen handelte? Ich hoffe nicht.

An dem Abend stimmte ohnehin so einiges nicht im Restaurant. Unser heutiger Tischkellner war dermaßen schlecht gelaunt, so ein unprofessionelles Auftreten habe ich selten erlebt. Weder ich noch meine Begleiter hatten bisher mit ihm zu tun. Mein immer sehr gut gelaunter Kabinenservice hat mir am frühen Abend erzählt, dass er heute von Bord gehen wollte, man es ihm aber quasi verweigert habe, er müsse bis Singapur an Bord bleiben. Er war traurig, aber nahm es dennoch halbwegs gefasst; er sei froh, dass er so dann von seinen Kabinenpassagieren noch Abschied nehmen könne, da wir gemeinsam von Bord gingen. Traf diese Entscheidung auch andere?
Insgesamt ist die Stimmung beim Personal furchtbar. Wenn man aber mitbekommt, wie hier hierarchisch ausgetretene Pfade aus 2000 Jahren Marinegeschichte immer tiefer getreten werden, verwundert einen das eigentlich nicht wirklich.

Nach dem Essen, bei dem nur drei von uns zusammensaßen, trafen sich alle noch in der Galeriebar, da wir den Tag für morgen ein wenig strukturieren wollten. Ich hoffe, es klappt alles so, wie wir uns das vorstellen. Wenn ja, dann geht es u.a. hoch hinaus.
Allen eine gute Nacht, oder einen guten Tag oder einen guten Morgen, ich blicke bei der Zeitverschiebung nicht mehr durch 🙂

Liebe Grüße, Euer Gerry

Damit ich nicht verloren ging, wurde ich markiert.

Tag 17: Penang

Ihr Lieben,

heute liefen wir im Hafen von Georgetown ein, der Haupstadt des Bundesstaates Penang. Auch die Stadt selbst wird oft Penang genannt. Ich musste kurz nach Anlandung von Bord, um rechtzeitig zu meinem historischen Stadtrundgang aufzuschlagen. Also, mindestens beim Frühstück spart TUI schwer an mir. Wobei ich das ja abends an den Bars wieder ausgleiche 🙂

Unsere Reiseleiterin hieß Loh und sie ist eine chinesischstämmige, malaiische Buddhistin, die ihr Deutsch auf einer saarländischen Schule gelernt hatte. Warum ich das erwähne? Penang ist ein Schmelztiegel der Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und Sprachen. Ein kunterbunter, aber wohl dennoch friedlicher Bevölkerungs-Mischmasch.

Unsere Tour startete am Hafen, wo wir das alte Fort von Außen besichtigten und dort auch einiges über die Geschichte Penangs erfuhren. Am Stadtverwaltungsgebäude vorbei, vor dem alles für ein großes Fest vorbereitet wurde, führte unser Weg uns weiter zur Kirche St. George, die eigentlich noch verschlossen war, aber ein auf dem Gelände tätiger Mitarbeiter ließ aufschließen. Die Kirche war jetzt nicht spektakulär von innen, aber ich fand diese Geste sehr nett.

An dieser Kirche beginnt die Straße der Harmonie, die wegen der Vielfalt unterschiedlicher Religionsstätten so heißt. Wir besuchten einen daoistischen Tempel, kurz darauf einen hinduistischen, um dann wieder vor einem buddhistischen Tempel zu stehen.

Dazwischen viel Kolonialarchitektur in mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand, viele Läden, Garküchen, Cafés und Saftbuden.

Wir liefen durch einen unscheinbaren Torbogen und standen unversehens auf dem Gelände des Leong San Thong Khoo Kongsi, einem der größten chinesischen Klans in Penang. Die Geschichte, die Funktion und den Aufbau dieser Klans zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen. Grob aber bestimmt der Klanvorstand die Geschicke aller verwandschaftlich Verbundener der jeweiligen Familie, deren Ursprünge dutzende Generationen zurückgehen kann. Manche Klans umfassen mehrere zehntausende Mitglieder. Es gibt Ahnenschreine, Versammlungsstätten, Museen, Wohnstätten, religiöse Orte. Alles zeugt von immensem Reichtum, was sich an dem Prunk der Schnitzerein, den Steinmetzarbeiten und an der Innendekoration gut ablesen lässt. Daher ist das Clangelände auch durch Security gesichert. Sehr interessant! Ach, nur, um mal wieder zu lästern: An diesem Punkt gab es den dritten Toilettenstopp auf der Route.

Wir pausierten an zwei Garküchen, wo Loh uns Proben der dortigen Spezialitäten erstand, auf die ich vorsichthalber verzichtete, da eine in Fett ausgebacken und die andere an einem sehr unaufgeräumten Tisch mit sehr unaufgeräumten Händen zubereitet wurde.

Rund um die Ecke befindet sich die Armenische Straße. Neben den Malaien, den Engländern, den Indern und Chinesen bildeten auch sie eine große Händlergruppe im frühen Penang. Diese Straße ist nun das touristische Zentrum der Stadt und ist – neben den ganzen Shops – insbesondere wegen ihrer Wandmalereien bzw. Street Art berühmt. Einige dieser Malereien funktionieren nur mit einem dreidimensionalen Gegenstand davor: das berühmteste Kunstwerk ist ein echtes Fahrrad, das vor einer Wandmalerei lehnt, die fahradfahrende Kinder darstellt. Nähme man das Fahrrad weg, würden die Kinder sinnbefreit in der Luft schweben.

Das war das Ende unseres Rundganges und Loh erklärte, wie man zum Schiff zurückkäme, bot aber an, gerne noch mit ihr in ein Teehaus zu gehen. Das wäre bestimmt sehr interessant gewesen, aber ich war voller Erkundungsdrang. Ich lief erst einmal ziellos durch die Gegend, fand und besuchte weitere Gotteshäuser, Klanhäuser und natürlich auch den ein oder anderen Laden.

Als mir die Sonne zu sehr auf die Birne brannte, setzte ich mich in den Schatten der Markise eines Cafés und orderte Wasser und einen Tee. In der Nacht hatte ich nämlich vergessen, die Klimaanlage auf der Kabine auszuschalten und wachte heute Morgen mit Halsschmerzen auf. Und Tee ist ja gut für solche Malaisen. Nein, Malaisen haben nichts mit Malaien zu tun. Der Tee war wirklich gut. Irgendwie aufgeschäumt und schon gesüßt und seeehr lecker!

Dennoch war mir danach, eine Apotheke zu suchen, um die Halsschmerzen quasi im Keim zu ersticken. Ich fragte hier und wurde nach dort geschickt, ich fragte dort und wurde woanders hingeschickt. Im Woanders fragte ich erneut und lief wieder ins Leere. Entweder bin ich zu dumm, oder aber man möchte nicht unhöflich sein und erklärt einfach irgendetwas, auch wenn es nicht stimmt.

Aber immerhin ist man so auch einmal ein bisschen rumgekommen. Durch Little India zum Beispiel, wo man schlagartig in einer anderen Welt ist. Überall ist Bollywood. Zumindest musikalisch. Die Klamottenläden reizten mich wirklich, mir indische Anziehsachen zu kaufen, aber ein Seidenhemd in 3XL hier passt bei uns einer 1 Meter 50 großen Kontorsionistin.

Ich muss zugeben, dass mir Georgetown total gut gefällt! Es ist eins der Highlights dieser Reise. Und ich kenne nur die Altstadt. Die anderen Mitglieder „meines“ MeinSchiff5-Klans waren im Kek Lok Si-Tempel, das muss der Hammer gewesen sein.

Irgendwann war ich kurz vor gar am Hirn und meine zierlichen Ballettfüßchen schmerzten. Ich begab mich zum Schiff zurück, wo ich dann ausgiebig Nachmittagsfrühstück zu mir nehmen wollte. Kurz auf die Kabine, nur gaaanz kurz aufs Bett… Ihr ahnt es.

Kurz vorm Auslaufen traf ich mich mit den anderen auf Deck, um die Abfahrt des Schiffes mitzuerleben. Anschließend gingen wir geschlossen zur Landgangsabteilung, um unsere Ausflüge anzupassen. Wir wollten ja alle unsere gebuchten Ausflüge für den ersten Tag Port Klang stornieren und gemeinsam einen anderen buchen. Port Klang ist der Hafen, von dem aus man nach anderthalb Stunden Fahrt die Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur, erreicht. Ich hatte fest damit gerechnet, dass es wieder Probleme geben würde, insbesondere da – während wir in der Warteschlange standen – ein wütender Mann mit den Worten „Dann habt Ihr halt einen Kunden verloren!“ an uns vorbeihastete.

Jeder berief sich auf die unzuverlässige App, eine Stornierung aus diesem Grunde wurde aber in der Regel abgelehnt. Umso schöner, dass bei uns alles gut lief. OK, der Ausflug ist um einiges teurer als die stornierten und es gab bisher erst eine Anmeldung dafür. Dieser Person haben wir ihren Traum von einem Privatausflug jetzt natürlich gründlich zunichte gemacht. Der/die Arme tut mir jetzt schon leid.

Am Abend hatte der Clan über das Genusspaket das Schmankerl gebucht, ich schloss mich als Selbstzahler an. Es lief ein bisschen chaotisch mit den Bestellungen und wir warteten auch viel zu lange auf die Getränke. Irgendwann spielte es sich dann aber ein und man hat mir auch einen teureren Drink erlassen, so dass meine Rechnung erfreulich moderat war. Und das Essen war insgesamt auch wieder gut. Erstaunlich ist – aber das gilt für das gesamte Schiff –  die üppige Verwendung von Salz. Es ist nie völlig drüber, aber ich kenne Personen, die so salzig nicht essen wollen würden.

Inzwischen beschäftigt alle, wie man in Singapur an Land kommen kann. Täglich gibt es neue Formulare und Informationen, was man alles zu tun habe, eine Einreise scheint nicht einfach zu sein.
Aber erst mal noch zwei weitere Tage Malaysia. Morgen geht der Bus um 8:30 Uhr und wir werden neuneinhalb Stunden unterwegs sein. PUH! Aber das wird bestimmt toll, denn wir fahren unter anderem zum berühmten… Ach was, das erzähle ich Euch morgen.

Bis denne! Liebe Grüße, Euer Gerry

Tag 16: Langkawi in the rain

Ihr Lieben,

ich bin mitten im Monsun! Ich bin auf alle erdenklich möglichen Weisen nass geworden: durch Starkregen, durch Salzwasserwellen und Schwei…. gen wir darüber. Ich nehme die Aussage einer Mitausflüglerin vorweg und komme dann zum Geschehen des Tages. Es sei ja alles okay, aber bei schönem Wetter wäre es ja tausendmal schöner gewesen. Wir kommen darauf zurück.

Heute wieder kein Frühstück, mir stand schließlich ein 8-Stunden-Ausflug bevor. Die Anlegezeit war auf 9 Uhr terminiert, wir waren auch pünktlich, und von meinem Balkon aus hatte ich einen wunder-, wunder-, wundervollen Ausblick auf eine Ansicht, die ich nur aus Filmen kenne. Ha Long Bucht oder südchinesisches Meer. Inseln über Inseln, Wasser, Klippen. Alles diesig und wolkenverhangen, dadurch gerade etwas mystischer.

Der Bus zu meinem Ausflug sollte um 9 Uhr 30 vom etwa einen Kilometer weit entfernten Busparkplatz starten. Entsprechend war ich um kurz nach 9 Uhr auf Deck 2, wo sich in der Regel der Ausstieg zum Land finden lässt. Es war die Dubai-Mall! Die Behörden hatten den Landgang noch nicht freigegeben, aber alle drängten an Land. Leider bei geschlossener Luke. Immer mehr Aufzüge spuckten Menschenmassen aus, die nicht etwa so gescheit waren, festzustellen, dass hier nichts mehr ging, sondern Ihre Leiber auch noch in die bereits vorhandenen Massen pressen mussten, hing doch Ihr Lebensglück davon ab.

Der Bordoffizier, der das alles im Griff haben sollte, kreischte, wir sollten doch um Himmels Willen die ankommenden Aufzugsmenschen bitten, wieder nach oben zu fahren. HAH! Da kennt er die deutsche Seele aber schlecht. Ich hatte wieder so etwas von Panik! Irgendwann durften wir an Land und dann strömten die Massen ohne Rücksicht auf Verluste auf den Pier.

Man kommt an einem etwas renovierungsbedürftigen Hotel- und Geschäftskomplex vorbei und endet an einem Parkplatz. 4 (!) große Busse bedienten haargenau den gleichen Ausflug, den ich auch gebucht hatte. Andere hatten prinzipiell einen anderen Ablauf, aber mindestens 3 fuhren auch erst einmal zum SkyCab.

SkyCab, das ist mal wieder eine mir selbst gesetzte Herausforderung zur Bekämpfung meiner ständig sich ausweitenden Höhenangst. Angeblich mal die längste Seilbahn einer bestimmen Bauart in der Welt (oder die steilste, oder die mit den längsten Warteschlangen oder die mit den meisten Todesfällen… man blickt ja bei den ganzen Superlativen, die einem auf Reisen begegnen, nicht mehr durch!).

Ich saß in Bus Nummer 6 und unsere Reiseleitung hieß Ning. Ning ist Muslima und sprach mehr als passabel deutsch. Sie hatte in Amerika Computertechnologie studiert und sich – wieder daheim in Malaysia – am Goethe-Institut in Kuala Lumpur für drei Semester auch der deutschen Sprache bemächtigt. Sie kokettierte gerne damit, dass ihr Deutsch ja furchtbar sei, dafür kannte sie aber erstaunlich interessante Wörter. Ihre Erzählungen über die malaiische Kultur haben mich teilweise auch sehr irritiert. Welche Strafen auf welche Vergehen wie Ehebruch, Homosexualität und Händchenhalten mit dem Busfahrer hinter verschlossener Tür nach sich ziehen würden. Dabei lachte sie gerne aus voller Brust. Dass ein Mann vier Frauen haben dürfe, eine Frau aber nur einen Mann, fand sie völlig vernünftig. Sie parlierte ein paar andere Merkwürdigkeiten mehr, die den Rahmen sprengen würden. Fragt mich zur Not.

Wir kamen irgendwann an der Seilbahn an, es regnete auf der Fahrt dahin ein bisschen. Erst einmal musste wieder der halbe Bus austreten. Dadurch verpassten wir unsere eigentliche Einstiegszeit. Egal, wir hatten ja Fast-Lane-Tickets und durften uns am Plebs vorbeischleichen. Äh. Hm. Achso.

Es gab vier Schlangen: Lane 1, Lane 2, Lane 3 und Fast Lane. Die ersten drei waren qausi entvölkert, auf der vierten Spur standen etwa 2,5 Millionen Besucher. Geschenkt, es ging dennoch einigermaßen voran. Man musste sich zu sechs Personen eine Kabine teilen. Ich saß mit Finnen und Polen zusammen in einer Gondel. Die hatten vielleicht einen Spaß! Ich, wie üblich so gar nicht! Es war wieder mal ein Monodrahtseilkonstrukt (wie in Tirana) und es lagen zwischen mir und dem Abgrund gefühlte 5 Kilometer. Und das über eine ewig lange Strecke. Heißa!

Auf der Strecke gibt es eine Mittelstation. Uns wurde eingebläut, da ja nicht auszusteigen, sondern durchzufahren. Das taten dann wohl auch brav alle. Problem: FAST alle. Die Dummen, die ausgestiegen waren, konnten nur über die Gipfelstation wieder ins Tal. Und sie schrien „Get off, get off!“ Jedoch vergebens. Jede Kabine war voll besetzt. Niemand stieg aus. Wahrscheinlich stehen diese armen Seelen seit Ostern dort und werden dort auch noch Silvester feiern. Ich hoffe, jemand bringt dann Sekt vorbei. Wobei unwahrscheinlich, es ist ein muslimisches Land. Ich unterhielt mich an der Gipfelstation mit einer malaiischen Touristin. Englisch ist zweite Amtssprache und fast jede/r beherrscht sie. Freitag ist Feiertag und dieser Freitag auch noch Start der Schulferien, die bis Februar dauern. Daher war es so übermäßig voll auf dem Machinchang. Ja, so heißt der Berg.

Ich hatte im Tal, dem Oriental Village, einem etwas in die Jahre gekommenen Dorf, das die spektakulären Attraktionen umrahmen sollte, an einem ATM Ringgit gezogen. Nein, das ist kein Kaubonbon, ATM ist international für Geldautomat. Und Ringgit die malaiische Währung. 50 Ringgit sind etwa 10 Euro. Zu dieser Maßnahme hat der Bordlektor angeregt, da nicht immer alles mit Kreditkarte bezahlt werden könne. Unsere Reiseleiterin war da anderer Meinung und irgendwie hatten beide Recht. Aber einer eben mehr. Wie das?:

Man musste sich an der Bergstation entscheiden, ob man einen beschwerlichen Weg mit 325 (glaube ich) steilen Stufen für 6 Ringgit laufen oder eine Standzahnradbahn für 16 Ringgit nutzen wollte, an der aber viele Menschen anstanden. Ich entschied mich fürs Schlangestehen, viele andere für den Fußweg, der ja auch erst einmal abwärts ging. Die Skybridge ist dann noch einmal ein Highlight! Auf der hatte ich auch kaum Angst, da sie zwar ein winzig kleines bisschen schaukelte, aber einen stabilen Eindruck machte. Ich finde, dass das ein MUSS ist!

Die Zeit drängte und ich musste mal wieder Schlange stehen für die Zahnradbahn nach oben. Dutzende Menschen, die zu Fuß nach unten gekommen waren, den Aufstieg aber nun als zu beschwerlich empfanden, mussten jetzt lernen, dass sie für die Nutzung der Kabinenbahn die zehn Ringgit Differenz zahlen sollten, dies aber nur in bar und in Landeswährung ging. Lektor sticht Reiseleitung. Die Leute, die Ringgit hatten, halfen natürlich aus und ließen sich das Geld in Euro wiedergeben. Aber sinnvoll ist das Ganze ja wohl nicht.

Ich mache es kurz: Es war wolkenverhangen, von Zeit zu Zeit regnete es, es war voll, wir hatten zu wenig Zeit… aber es war sooo toll da oben! Für das Erlebnis kann man einfach auch mal dreitausend Tode sterben!

Im Tal angekommen (ich hatte Glück und erwischte für die Talfahrt eine Panoramakabine, wo man sechstausend Tode stirbt, konnte mich aber ablenken, indem ich mit der Bordgaleristin plauderte, die ich zuerst gar nicht erkannte) fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Ich erstand einen Regenschirm mit der Aufschrift „Langkawi“, das ist jetzt mein örtliches Souvenir, und kam mit Ach und Krach rechtzeitig am Bus an. Dort war mein vorher innegehabter Platz besetzt und so setzte ich mich halt woanders hin.

Unschuldig glotzte ich aus dem Fenster, als sich plötzlich die Frau vor mir umdreht und mich anblafft, ich möge endlich damit aufhören! Es brächte sie um! Ich guckte fragend und sie klopfte mit ihrem Zeigefinger auf meinen Klimaanlagenauslass. „Das bläst mir in den Nacken, ich werde krank!“. Ich klappte den umgehend zu und drehte ihn von der Dame weg, was sie mit einem Schnauben quittierte, bevor sie sich wieder in ihren Sitz fallen ließ. Ich war total perplex! Hatte ich mich doch gerade erst an einen mir völlig unvertrauten Platz gesetzt. Ich war angepisst, klopfte Ihr auf die Schulter und sagte „Bitte sehr, gern geschehen.“ Sie sagte nichts, was mich verleitete, ihr (leider lautstark) mitzuteilen, dass es mit ihrer Erziehung wohl leider nicht gut bestellt sei. Ich denke, ich habe eine neue Freundin an Bord!

Wir machten halt an einem Hotelkomplex, der zur Zeit der Briten bestimmt ein Hingucker war. Inzwischen war der Lack, im wahrsten Sinne des Wortes, ab. Dort sollten gefühlte 84.291 Touristen aus 17.274 Bussen massenverköstigt werden. Es fing damit an, dass für unseren Bus 40 Plätze reserviert, wir aber ohnehin nur 38 Personen an Bord waren. Dennoch war der Bereich für den Bus 6 voll. Statt sich nun woanders hinzusetzen, wurde an jedem Tisch akribisch abgefragt, wer denn nun falsch säße. Ja, geht es noch? Ich stellte mich kurz am Buffett an, wo sich – da dieses mittig von zwei Seiten begehbar war – zwei Touristen um die verbleibenden 10 Gramm kalter und trockener Nudeln stritten. „Die liegen doch auf meiner Seite!“, skandierte einer von Beiden. Das hätte sich selbst Loriot so nicht ausdenken können!

Ich beschloss, im Foyer einen Kaffee zu trinken. „Not included, not included!“ schallte es mir entgegen. Ich ging raus und erkundete die wirklich, wirklich trostlose Gegend! Es nieselte, aber anders als daheim, wo ein Guss Abkühlung verspricht, verstärkte der Regen die Luftfeuchtigkeit nur noch umso mehr. Ich war regendurchnässt und schwitzte (ach, wir wollten doch nicht darüber sprechen) wie ein, äh, ja eben.

Nach trostlosen 50 Minuten ging es weiter zum Kilim Geoforest Park. Dort sollten wir die salzwasserhaltige Mangrovenlandschaft erkunden und dabei auch noch die ein oder andere Überraschung erleben. Wir teilten uns auf. Die deutschsprachige Ning übernahm eine Gruppe (und somit ein Boot) und die englischsprachige Sarah führt die andere Hälfte des Busses in ein anderes Boot. Es regnete und regnete und regnete unterdessen weiter munter fort. Wir enterten unser zugewiesenes Boot und unser erster Stopp war ein Rundweg, der durch eine Fledermaushöhle, an einem Mangrovenwald entlang und durch Tropfsteinhöhlen führte. Die Fledermäuse waren zahlreich, aber es durfte nicht geblitzt werden. Aufnahmen mussten gemacht werden, während die Reiseleitung mit einer funzeligen Taschenlampe in bestimmte Ecken der Höhlen leuchtete. Wir verließen die Höhle, versammelten uns auf einer Plattform, wo man prima die merkwürdigen Mangroven bestaunen konnte. Es folgte ein sehr spezieller Vortrag über die Faserstruktur der Mangrovenäste, über die Beschaffenheit der umgebenden Sümpfe und dergleichen, die mich von der Gruppe Abstand nehmen ließ.

Dadurch landete ich bei einer kleinen Affenfamilie mit einem Neugeborenen. Nun wurden wir extra darauf hingewiesen, dass es immer noch wilde Tiere sind, Augenkontakt als bedrohlich empfunden würde, was in einen Angriff resultieren könnte und dergleichen. Ich glotzte demonstrativ woanders hin, versuchte aber ständig, ein Bild zu erhaschen. Ich denke, es ist mir gelungen. Inzwischen kamen die Gruppenmitglieder näher. Eine Dame trug – man hatte uns im Boot noch gebeten, alles dort zu lassen! – einen Rucksack und schwupps, öffnete ein Affe den Reißverschluss und hatte ihn halb geplündert. Leute, so schnell konnte man gar nicht gucken! Angeblich hat das gewitzte Tier aber nur Tempos und feuchtes Toilettenpapier erwischt.

Wir bestiegen wieder das Boot und fuhren weiter durch die Mangrovenlandschaft. Wir kamen an Fischaufzuchtfarmen vorbei, an „Floating Restaurants“, ab und zu wurde gehalten, um Samen aufzusammeln oder nach Schlangen zu suchen. Manchmal peste der Bootsführer in einem unglaublichen Affenzahn über die Meeresflussarme, dass einem schwindlig wurde. Einmal geriet er dabei in die Heckwelle eine vorausfahrenden Bootes, was dazu führte, dass unser Kahn in Schräglage geriet, die Relingkante die Wasseroberfläche schnitt und wir alle von einer riesigen Salzwasserwelle überschwappt wurden.

Platschnass waren wir ja ohnehin schon, obwohl das Boot überdacht war, aber nun bekam Technik im Wert von mehreren Tausend Euro eine Salzwasserdusche ab. Mindestens 4 Personen hatten ihre Canon-Spiegelreflex, ihre Sony Alpha oder ihre Hasselblad von 1936 in den Händen. Mein Handy steckt ja gottseidank in einer sehr „umgebenden“ Hülle. Man moserte viel, den Schiffsführer interessierte es wenig bis gar nicht. Er gab wieder Gas.

Wir erkundeten den Krokodiltunnel (der nur der Form wegen so heißt, nicht etwa wegen eines entsprechenden Vorkommens dieser Reptilien), konnten Wracks bestaunen („German owner!“) und kamen auf einen größeren See. Dort waren nur wir und ein anderes Boot. Beide ließen plötzlich ihre Motoren aufheulen und uns umschwirrten auf einmal Dutzende von Adlern! Die sind offensichtlich darauf trainiert, dass es bei diesem Geräusch Fisch gibt.

Langkawi soll übersetzt in etwa rötlicher Adler bedeuten. Ich schaue das jetzt nicht mehr nach, es ist hier schon soooo spät! Es hat übrigens mal zu Thailand gehört, aber die Briten haben ein Inseltauschgeschäft eingefädelt. Die Adler: Das war Wahnsinn! Fotos gibt es keine, die Majestäten der Lüfte fliegen zu schnell. Aber es ist ein Bild, das sich auch ohne Fotografie in die Erinnerung einbrennt. Fast das ganze Boot hatte wechselweise Schnappatmung bzw. Atemstillstand.

Wir fuhren zurück, zurück zum Bus, zum Schiff, weg vom Paradies. Was für ein Ausflug. Was habe ich eingangs gesagt? Dass ich auf die Äußerung zurückkomme, dass es bei schönem Wetter besser gewesen wäre. Sorry, beileibe nicht. Langkawi ist durch den Monsum geprägt und eigentlich ganzjährig heiß und feucht. Ich denke, gerade durch das heutige Wetter haben wir einen authentischeren Blick auf diesen Landstrich gewonnen. Ups, da isses ja wieder, das unanständige Wort. 🙂

An Bord angekommen, war ich fix und alle. Ich musste erst einmal ein großes Bier trinken, wo mir bald ein Gangmitglied Gesellschaft leistete. Wir gingen dann auch zusammen Abendessen, da die anderen noch unterwegs oder anderweitig beschäftigt waren. Das war auch alles wieder bodenständig und gut.

Verstärkt durch andere Gangmitglieder wurden wir dann bei unserem Besuch der Crew-Show. Ihr Lieben, ich gehe Euch wahrscheinlich damit auf den Geist, aber bei Phoenix war das immer wirklich eine Crew-Show. Menschen aus der Wäscherei, dem Maschinenraum, dem Zimmerservice bestreiten so etwas normalerweise. Hier hat wohl die Stimme des Schiffs gecastet (er gab es selbst zu) und wir sahen Anne aus dem Entertainment, Henry aus dem Bordshop, Antonio aus dem Entertainment, Else aus dem Landgangsbüro, Luigi aus dem Entertainment usw. usf. Das ist okay. Aber nicht wirklich eine Crew-Show. Ein Security-Mitarbeiter war mein persönliches Highlight! All of you von John Legend. Kein falscher Ton! Und Gänsehaut!! Das Publikum und auch ich winkten mit unseren Handytaschenlampen. Er war so schnell von der Bühne, er hätte sich weiteren Applaus abholen können. Ich befürchte, der gute Mann weiß gar nicht, wieeeeee gut er ist. Ein anderes Hightlight waren eine Tanzperformance, die auch eher von einer Crew-Truppe kam (ich kann hiphop nicht von Techno unterscheiden, aber irgendwie so etwas war es) sowie eine witzige Aschenputtel-Adaption.

Wir wollten den Abend in der Galerie-Bar ausklingen lassen, aber ein älterer Mann, ein Passagier, der sich für Frank Sinatra hielt, nötigte den Pianisten ständig, für ihn als Begleitung zu fungieren. Leute, der Mann traf keinen einzigen Ton und würde keinen treffen, selbst wenn dieser ihm nackt auf die Stimmbänder hüpfen würde. Bitte, was bringt jemanden dazu, sich selbst so falsch einzuschätzen? Es muss ja nicht immer alles perfekt sein, ich singe z.B. auch gerne. Aber selten öffentlich und ich bringe damit nicht andere Menschen in Gefahr! Man möchte nämlich über die Reling springen.

In der Abtanzbar war Schlagernacht, dort nahmen wir dann – ich eher unmutig – unseren Absacker. Aber, oh Wunder, ich war plötzlich bester Freund des Barkeepers und bekam sofort ein Getränk. Wohlgemerkt: Ich hatte mich nirgendwo beschwert! Ich nahm noch einen Gin-Tonic mit und schrieb auf der Kabine diesen Tagebucheintrag. Ehrlich? Man kann soooo viel erzählen. Über den Rezeptionisten, der mich für doof erklärte, weil die App mal wieder nicht ging. „Das ist doch ganz einfach! Da müssen Sie doch nur hier… äh…. Wir machen das anders: Sie geben folgendes hier ein und dann…. äh… verstehe ich jetzt nicht. Kommen sie morgen wieder. Scheint ein landseitiges Problem zu sein.“. Über die Spannungen zwischen Thailand und Malaysia. Über total nette und total blöde Mitreisende.

Ich denke übrigens, ich gehöre zu beiden Gruppen, denn die Nackenpustereifrau wird mich nicht mehr in ihr Herz schließen. Es ist jetzt hier vor Ort megaspät, morgen (vielmehr heute) habe ich einen geführten Spaziergang in Penangs kolonialistischer Georgetown, da muss ich schon wieder so früh raus.

Ich lese jetzt auch keine Korrektur mehr, wer Fehler findet darf sie mir zu Weihnachten schenken. Ihr Lieben, was für ein Tag! Was für eine Reise mit all den Aufs und Abs! Morgen seid Ihr hoffentlich auch wieder dabei, oder?

Liebe Grüße und Sehingga esok!

Euer Gerry

Tage 13 bis 15: Eine Seefahrt, die ist…

Ihr Lieben,

natürlich wisst Ihr, wie der Song weitergeht… nämlich „ermüdend“! Schon wieder wurden den Passagieren anderthalb Stunden ihrer Lebenszeit geklaut. Gut, wir bekommen sie auf der Rückreise ja zurück. Wenn das doch mit jeder verplemperten Stunde im Leben so wäre… Aber die letzte Reise verläuft ja bekanntlich ohne Zeitkontenausgleich.

Seetag 5:

Was ich damit eigentlich sagen will: das Aufstehen fiel wieder einmal um ca. anderthalb Tonnen schwerer. Ich schlich mich müde zum Hanami, wo man ein Langschläferfrühstück am Tisch serviert bekommt. Das kostet einen Aufschlag, aber die Alternative wäre eine herzhafte Mahlzeit im „Tag und Nacht“ gewesen, wo man, wie der Name verrät, 24 Stunden am Tag Currywurst und Pommes bzw. Länderspezialitäten des Tages erhält. Das sind dann Themen wie Karibik, Baltikum, Deutschland oder England. Ja, dann doch lieber einen Aufpreis zahlen.

Nach dem Frühstück las ich auf der Kabine in meinem Roman, jedwede Aktivität draußen schien mir ungeeignet, einer Körperschmelze zu entgehen. Mittags habe ich mich auf dem Achterdeck des Gosch zum Essen verabredet. Vorteil: das Essen kann gar nicht kalt werden. Nachteil: bei den Getränken sieht es anders aus…

Am Nachmittag hatte ich wieder einen Workshop. Wein-Tasting stand auf dem Programm. Die einzig gesellschaftlich anerkannte Methode, sich zuzudröhnen, die zudem auch noch als extrem kultiviert gilt.
Das war ganz nett. Wir hatten drei Weiß- und zwei Rotweine, die wir lernten, zu beschreiben. Der Unterweiser hatte einen ganzen Koffer Aroma-Ampullen dabei, die uns in dem Prozess unterstützen sollten. Gelernt habe ich vor allen Dingen viel über die Macht der Manipulation.

„Was schmecken sie?“ – „Lakritze, Sonnenblumensamen und einen Hauch Ananas!“ – „Falsch, Sie schmecken toten Igel auf nassem Asphalt!“ – „Stimmt, jetzt wo sie es sagen….“

Im Ernst, er hat es gut gemacht, ich mochte aber leider nur zwei der präsentierten Tröpfchen wirklich. Erstaunlicherweise waren das ein Sauvignon Blanc und ein Crianza, also ein roter Spanier, der 24 Monate im Holzfass und dann noch lange auf der Flasche reift. Beides eher Sorten bzw. Ausbauweisen, die ich sonst so gar nicht schätze.

Ich erfuhr dann von Corona-Fällen an Bord und ich machte, da ich auch etwas erkältet bin, einen Test. Alles okay. Aber ich werde ein bisschen auf die üblichen Regeln achten. Nicht mit verschnupften Witwen knutschen und den Aufzug verlassen, wenn gleichzeitig mehrere Hundertschaften schlecht erzogener Greise oder pubertierender Blagen zusteigen, die alle keine Ahnung von Schnupfenhygiene haben. Und glaubt mir, das sind mehr als 90% der Passagiere an Bord.

Ich ging mit – ich denke, ich muss sie inzwischen so nennen – meiner Gang erst essen, um dann mit ihnen ins Theater zu gehen, wo die fantastische Show „Einmal um die Welt“ das geneigte Publikum begeistern sollte. Ich war leider nicht geneigt. Nach der ersten Nummer, in der Wikinger eine Person im Pailettenkleid anbeteten war mir schon… Als sich dann Wesen wellenwiegend auf der Bühne… mit zwei Personen in Sicherheitsgurten einer Marsexpeditionsrakete… Ihr seht, man kann es nicht beschreiben.

Die Akrobaten sind gut, die Tänzer sind gut, die Sänger sind gut. Aber die Inszenierung ist… naja, eben nicht meins.

Gottseidank kann man zwischen den Gesichtsausdrücken Ergriffenheit und Verzweiflung kaum unterscheiden. Aber mir war danach, mich von meinem Platz zu entfernen, dabei täuschte ich einen Hustenanfall vor. Mit ergriffen-panischem Gesichtsausdruck halt.

Ich traf die Gang später zum Mitsingevent auf dem Pooldeck wieder. Ich bin ja nicht so schlageraffin, daher plauderte ich eher belanglos rum. Es stellte sich dann raus, dass alle irgendwie dann doch alle kennen. Die Welt ist klein: „Der Klaus von der Versicherung ist jetzt beim REWE?“.

Später hat mich die Truppe wieder gewaltsam in der Disco festgehalten. Aber diesmal weiß ich, wie ich es auf meine Kabine geschafft habe. Bei Euch ist es jetzt 21 Uhr, hier 3 Uhr in der Früh. Nächtle, sachichma!

Seetag 6:

So ein Tanzabend schlaucht ganz schön, da muss man mal etwas länger schlafen, daher übersprang ich das Frühstück. Bevor ich mich zum frühen Mittagessen in die Osteria, dem italienischen Service-Restaurant an Bord, begab, stornierte ich noch meine heutige Reservierung für das Steakhouse, denn ich werde da an einem anderen Abend mit der Gang hingehen.

In der Osteria kann man ganz gut essen, es gab Oktopussalat und eine Pizza, die vor allem durch ihren guten Boden viele Pluspunkte bei mir machte. Auch das Orangenpannacotta war sehr lecker!

Am Nachmittag lernte ich dann ein neues Kartenspiel, Skyjo. Dabei habe ich mich nach einer Weile auch nicht mehr ganz so blöde angestellt. Grob gesehen geht es darum, so wenig Punkte wie möglich auf dem Tisch übrig zu behalten. Sehr pädagogisch! Man muss ein bisschen rechnen können.
Während wir da so saßen und spielten, wurden wir Ohrenzeugen der Proben für die abendliche ABBA-Show. Es war unbeschreiblich. Talent ist ja ein Anagramm zu latent. Was mich dazu bringt, zu behaupten, dass da noch nicht einmal ein latenter Ansatz zu Talent vorhanden war. Das Alternativprogramm wäre eine Aufführung der Showtruppe vom Vorabend gewesen. Hm.

Am Abend gab es ein fast weihnachtliches Essen, Ente mit Knödeln sowie ein super Käsebuffett, und dann war ich auch schon durch mit dem Tag. Denn die Shows wollte ich mir nicht antun, lieber wollte ich noch ein paar Seiten lesen.

Das Wetter wurde inzwischen etwas rauher, es regnete viel, und so schlingerte das Schiff ein bisschen mehr als sonst, aber wir sind weit von schwerer See entfernt. Heute Nacht werden schon wieder (!) die Uhren umgestellt, wir sind dann bei sieben Stunden Unterschied zu Deutschland. Habe schon richtig Shiplag.

Seetag 7:

Die Nacht war dann ein bisschen ätzend. Ich hatte mich um 20 Uhr kurz mit dem Buch hingelegt und bin natürlich eingeknackt, wurde zweieinhalb Stunden später wieder wach und konnte dann nicht wieder einschlafen. Ich las, spielte Computerspiele, versuchte zu schlafen, las, holte mir Wasser, versuchte zu schlafen. Gegen 4 Uhr früh neuer Zeit war ich dann endlich eingenickt. Um 8 Uhr 30 plärrte der Wecker, den hätte ich am liebsten aus dem Fenster spediert, aber man darf ja nix über die Reling werfen und außerdem ist der in meinem Handy verbaut, das wäre also zudem sehr dumm gewesen.

Beim Frühstück gab es mal wieder tumultartige Szenen an den Kaffeemaschinen („Sie drängeln sich vor!“ – „Sie stehen doch an einer ganz anderen Maschine an!“), um 11 Uhr traf ich mich zur nautisch-technischen Fragestunde mit dem Kapitän im Theater. Nein, nicht nur ich, es waren auch andere Passagiere zugelassen. Manchmal denke ich, Ihr wollt mich nicht verstehen! Ehrlich, der Mann ist ein Entertainer erster Güte. Er trägt sehr unterhaltsam und auch lustig vor, was eine Passagierin in der Fragerunde zu der Aussage verleitete, er sei ihr zu komisch, sie möchte mit ihm kein Unglück erleben. Er erwiderte in etwa, dass er jetzt aber nicht extra für sie ein Unglück provozieren wolle, damit sie sehe, dass er das Schiff im Griff habe.

Überhaupt: die Fragerunde. Entgegen der landläufigen Meinung, es gäbe keine dummen Fragen: doch, doch, es gibt sie! Peinlich. Insbesondere peinlich, wenn der oder die Fragende erst einmal seine oder ihre Lebensgeschichte zum Besten gibt, in der natürlich die Kernkompetenzen erwähnt werden, die zu genau dieser Frage berechtigen. Himmeldieberge!

Aber der Kapitän konterte in der Regel gewitzt, was bestimmt einige Beschwerden einbringt. „Der Kapitän hat sich über mich lustig gemacht!“. Ein Beispiel: „Ich war schon so oft auf Schiffen, nie war mir schlecht, warum ist das jetzt so?“ – „Sie hatten bisher immer bessere Kapitäne als mich!“. Der Saal tobte vor Lachen.

Da der Italiener gestern so angenehm war, sind wir heute Mittag wieder dorthin gegangen. Auch die Pasta und die anderen Vorspeisen waren gut. Man kann da definitiv essen.

Der Nachmittag war wieder dem Kartenspiel gewidmet. Diesmal probierten wir uns an Phase10, das habe ich mal vor Jahren bei einer Doppelkopffreundin kennengelernt und seitdem nie wieder gespielt. Das ist total nett, wenn man denn vorankommt. Ich hatte ziemlich viel Glück, sonst hätte ich die Krise gekriegt!

Ich besuchte anschließend wieder einmal einen Vortrag meines Lieblingslektors, diesmal über Langkawi und Penang und lernte auch heute etwas und hatte ausreichend zu lachen. Im Gegensatz zum Kapitän hat der Lektor einen eher trockenen Witz, den man in der Schnelligkeit, in der er vorträgt, auch noch erhaschen muss. Aber grundsätzlich  war heute von früh bis spät Comedy auf dem Schiff. Störend war nur, dass jetzt gefühlt 80% des Schiffes eigentlich in ärztliche Behandlung müssten, den es wird geröchelt, gebellt, geschnauft und gestöhnt, dass es den Göttern der Alliteration und der Lautmalerei schwindlig vor Augen werden sollte.

Abends gingen wir geschlossen ins Atlantik, das Essen war gut (inzwischen weiß man auch in etwa, was au point an den Tisch kommt und was schon seit Tagen am Küchenpass vor sich hinwelkt), der Diätkoch machte seine Honneurs und befragte auch uns nach unseren Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Mehrere Servicekräfte trugen – nachdem mir aufgefallen war, dass sie zwei oder drei Tage verschwunden waren – heute a) eine Maske und b) wieder auf. Es ist fast nicht zu leugnen, das Schiff ist im Coronafieber, man ignoriert es aber geflissentlich. O-Ton eines belauschten Gesprächs: „Ich soll mich sogar ohne Maske an Bord bewegen, es ist ja inzwischen alles gar nicht mehr so schlimm.“.
Man mag denken, was man will: Ich aber bin froh, dass ich superfrisch geimpft bin und ein paar Regeln beherzige, die die Ansteckungsgefahr minimieren. Denn selbst, wenn alles nicht mehr so schlimm ist, möchte ich nicht als schwindsüchtige Mimi durch Singapur streifen (zur Erklärung: das ist die Frau aus Puccinis „La Bohème“, die Ihren Rodolfo sterbend zurücklässt, dabei aber, wenn sie Ihren letzten Laut als lungenkranke Sterbende hinaushaucht, immer noch erstaunlich gut singen kann).

Abends war „Weiße Nacht“ angesagt, auf dem klatschnassen Pooldeck. Aber pünktlich zu Beginn war die Nacht wieder sternenklar. Ich habe mich dann so gut es ging, in weiße Montur gehüllt, bin dort aufgekreuzt, ertrug brav die Schlagermedleys von Helene Berg und Andrea Fischer, dann wurde die Musik der 70er bis 90er kredenzt und das war dann ganz nett. Einziges Problem hier: Die Raucher breiten sich dann überall im Freien aus! Und blasen einem ihren Rauch aus 20 cm Entfernung ins Gesicht. Sie machen es einem leicht, sie nicht zu mögen. Jaja, ich weiß, ich habe selbst mal gequarzt. Wir sind die Allerschlimmsten!

Ich zog es dann vor, meine „Nights in White Satin“ in einer Innenbar fortzusetzen, was ja den Vorteil hat, dass es klimatisiert ist, und schrieb weiter an diesen meinen Ergüssen, die Ihr gerade lest. Was ein wenig mühsam ist, wenn das sehr teure Internet an Bord immer wieder spinnt.
Nachdem ich wieder Kontakt über das Netz hatte, haben wir uns noch auf einen Absacker getroffen. Aber die Abtanz-Bar war inzwischen voll mit wirklich hackedichtem Publikum und einer völlig überforderten Bar-Crew, die vorrangig diejenigen bedienten, die am lautesten schrien. Nachdem ich eine Bestellung zum vierten Mal wiederholt hatte, fügte ich hinzu, dass man es uns sagen könne, wenn wir als Gäste nicht genehm wären.

Im Ernst, ich war mal wieder im Phoenix-Vergleichs-Stadium. Ich hatte nach kurzer Zeit die Faxen dicke und begab mich wieder auf die Kabine.
Morgen also wieder Land unter den Stelzen. Und wenn ich es richtig in Erinnerung habe, auch mal viel Luft zwischen Stelzen und Erde. Mir ist schon ganz bang und ich brauche morgen dringend Eure moralische Unterstützung, wenn ich Seilbahn fahre oder auf wackeligen Brücken kilometertiefe Canyons überquere.

Ich zähle auf Euch! Liebe Grüße, Euer Gerry

Eine liebe Nachbarin hat Grüße von Cora geschickt. Ich freue mich, dass es meinem Mädel so gut geht!

Tag 12: Hambantota

Hambantota. Ein Gedicht! Oder auch nicht.

Ihr Lieben,

da ist es also, das versprochene Gedicht. Vielleicht ein wenig zu minimalistisch für den ein oder anderen. Ich mag es, gerade weil es auch zu kontroversen Diskussionen anregt.

Nie hätte ich gedacht, dass es noch heißer werden würde. Wurde es aber. In der prallen Sonne erliefen wir uns Teile des botanischen Gartens und waren froh, wenn es mal den Hauch eines Schatten gab, von einem Zimtbaum oder einer Akazie. Der Assistent der Reiseleitung hatte zwar Schirme als Sonnenschutz dabei, aber bei weitem nicht ausreichend für alle Gäste, denn der Bus war fast voll mit lauter Pflanzenfanatikern. Wie, Ihr kennt mich nicht als Liebhaber der Flora? Naja, die zwei interessanten Ausflüge (z.B. zu den Elefanten) waren schon zu Hause ausgebucht und meine Exkursion führte uns zusätzlich zum Garten auch noch ins authentische Hambantota. Authentisch ist ja immer gut.

Der botanische Garten ist riesig. Wir waren eine Stunde dort und sahen daher nur einen Bruchteil davon. Unser deutschsprechender Reiseleiter war botanisch sehr bewandert, erklärte einige der Pflanzen und insbesondere, wie deren Teile für medizinische Zwecke verwendet werden. Das war ganz interessant. Zudem gab es viele Vögel, auch Pfauen, Schmetterlinge und sonstiges Kleingetier, wie Frösche, Chamäleons und streunende Hunde. Also, alles in allem hübsch und lehrreich.

Für das authentische Hambantota bekamen wir eine halbe Stunde Zeit, es auf eigene Faust zu erkunden. Es bestand aus einem Busbahnhof, einem kleinen Gemüse- und einem größeren Fischmarkt, einigen wenigen Läden und dem Hafen. Auf dem Fischmarkt stank es so fürchterlich, dass ich mich zusammenreißen musste, mich nicht zu übergeben. Der Hafen ist mit den vielen bunten Booten ganz schön. Ein Strand ist auch in der Nähe. Es lungern im Ort viele Rinder herum, wie übrigens auch überall auf den Straßen. Einen christlichen Friedhof sah ich auch noch.

Auf dem Fruchtmarkt erstand ich für 50 Rupien, das sind 14 Cent, vier Bananen, die schmecken ein kleines bisschen anders als die, die man bei uns bekommt. Die Mangofrau war ein bisschen traurig, dass ich ihr nichts abkaufte.

Es ging weiter zu einer Manufaktur für Wasserbüffelquark. Da rührt ein Mann stundenlang auf offenem Feuer Milch zu einem Quark, der hier, mit Sirup übergossen, wohl zu jeder Gelegenheit verzehrt wird. Kostproben gab es auch, aber ich verzichtete vorsichtshalber darauf.

Ich verzichtete auch auf die Probe eines Stückes des Kokosnusskuchens, deren Herstellung wir beim nächsten Stopp beobachten durften. Dort rühren fünf Männer über offenem Feuer ebenfalls stundenlang eine Art Melasse an, bis sie zäh genug für die Weiterverarbeitung ist. Sieht nach einem absoluten Knochenjob aus und das bei dieser Hitze.

Auf den Fahrten zu den Attraktionen und zum Schiff zurück gab es einige kurze Fotostops an einem Tempel, der Kongresshalle, Reisfeldern und einer Salzgewinnungsanlage. Dazu dann auch immer die passenden Erläuterungen.

Hambantota wurde beim verheerenden Tsunami im Dezember des Jahres 2004 komplett zerstört. Tausende Menschen starben, die Überlebenden hatten keine Bleibe und keinen Besitz mehr. Der Ort hat jetzt etwa 12.000 Einwohner. Mithilfe enorm hoher chinesischer Kredite wurden Hafen, Flughafen und Kongresshalle gebaut. Die Investitionen rechneten sich nicht, die Schuldner wurden zahlungsunfähig. Daher stehen der Hafen jetzt unter chinesischer und der Flughafen unter indischer Kontrolle.

Ja, das waren jetzt zwei kurze und heiße Tage mit Eindrücken von Sri Lanka. Wir haben natürlich auch etwas über die Geschichte gelernt, die Kolonisationszeit, den singhalesisch-tamilischen Bürgerkrieg, die verschiedenen Religionen. Es ist eine interessante Erfahrung gewesen. Unsere Mini-Einblicke reichen keinesfalls auch nur für den Bruchteil eines Bildes aus. Es gibt lange Strände, alte Stätten, das Hochland, Nationalparks. Ein Mitreisender hatte schon eine Rundreise hier gemacht und berichtete nur positives. Ich kann mir gut vorstellen, dass mir das auch gefiele. Man muss halt hitzefest sein!

Die Ausfahrt aus dem Hafen verfolgte ich heute vom Balkon aus. In der Ferne gewitterte es. Die letzten Ausflügler wurden an Bord spediert und dann hieß es Leinen los. Als das Schiff sich vom Pier löste, winkten die zurückbleibenden Hafenarbeiter, Touristikleute und Fahrer mit angeschalteten Handytaschenlampen hinterher. Das sind dann ja Momente, wo ich zum alten, sentimentalen Knacker werde und vor Rührung tief schlucken muss. Schöne Geste! Es stehen jetzt drei Seetage bevor, die ich am Ende wieder zusammenfassen werde, bevor wir im Hafen von Langkawi anlegen werden.

Bis dahin alles Gute und Ayubowan! Euer Gerry