Schnell noch ein paar Schlösser…

Ihr Lieben,

die Eierschecke ist eigentlich wie ein Käsekuchen, vielleicht ein bisschen weniger kompakt. Ganz ok. Allerdings habe ich auch ein Stück in einer Supermarktbäckerei erstanden, ich hätte vielleicht zu einem Konditor gehen müssen. Apropos: Man kann (wahrscheinlich das ganze Jahr über) Christstollen kaufen. Zu üppigen Preisen. Leider kenne ich nicht so viele Menschen, die ihn mögen.

Es ist eigentlich nicht möglich, aber das Hotel war heute noch voller, als die Tage davor. Man hat zusätzliche Frühstücksräume aufgemacht, die dennoch alle pickepackevoll waren. Ich hatte mich gestern schon zu einem Pärchen gesetzt, natürlich nicht ungefragt, aber 50% dieses Pärchens (er war Kaffee holen, während es mir erlaubt wurde) schien darüber dann doch sehr muffelig. Das war unangenehm. Ich fand heute nur einen 6er-Tisch für mich alleine. Etwa 3 Kilometer vom Büffet entfernt. Ich ging dreimal hin und her, um alles zu organisieren, macht summa summarum 18 Kilometer. Kaum fing ich an, mein Ei zu löffeln, stand eine vierköpfige Familie neben mir. Der Vater moserte lautstark, dass immer, IMMER diese Einzelreisenden die größten Tische besetzen müssten!!! Ich lud ihn ein, sich samt seiner Mischpoke zu mir zu gesellen, da wurde er dann ganz freundlich. MICH habe man ja nun ÜBERHAUPT NICHT gemeint, mehr so allgemein halt. Herrjeh.

Tscha, heute Tag der Heimreise. Wie außerordentlich schade! Ich hielt mich an Empfehlungen von Dresdnern aus der Kommentarspalte einer Facebookgruppe, in die ich auch meine Urlaubsbilder poste und entschied mich, auf der Heimreise mit einer scharfen Linkskurve die Schlösser/Burgen Pillnitz, Stolpen und Wackerbarth mitzunehmen.

Pillnitz ist – mal wieder – riesig. Direkt an der Elbe gelegen ein großer Bau, viele Nebenbauten. Leider ist die Frontfassade etwas eingerüstet. Ich umrundete das Areal und wollte dann noch für 10 Minuten in den Park. Das kostete aber unverhältnismäßig viel Eintritt für einmal reinspinxen und ich hatte Bedenken, in Zeitnot zu kommen. Übrigens unverhältnismäßig: Der Parkometerprogrammierer geht davon aus, dass man auf der Freitreppe des Schlosses nächtigen möchte, denn es gibt ausschließlich (!) die Option Tageskarte. Naja, ich habe sie zumindest weiterverschenkt und so die Schlösserverwaltung oder wen auch immer um ein bisschen Geld gebracht.

Die Burg Stolpen sieht man schon von weitem halbstolz auf einer Anhöhe thronen. Halbstolz, denn sie ist zwar imposant anzusehen, aber schwer beschädigt. Da dies für 40 Jahre das Gefängnis und später die Grablege der Mätresse Augusts des Starken war, löste ich hier ein Ticket und erkundete das Gelände. Ich erklomm den südwestlich gelegenen Turm, von dem man eine schöne Aussicht über die Umgebung hat, stieg in die Gewölbe hinab, wo ich den Schlossgeist traf (ich meinte zu zwei Kindern, ich hätte bestimmt Alpträume heute Nacht, da krähten sie „Der ist doch gar nicht echt!“ und gackerten sich die Seele aus dem Leib) und inspizierte Foltergeräte, von denen ich für einige durchaus noch Verwendung fände, wie zum Beispiel die Schandflöte. Da gibt es so einige auf der Breiten Straße in Köln… ja, und den lockigen Jüngling vom Schlossplatz in Dresden!

Gräfin von Cosel, so hieß die Mätresse, August der Starke, Albrecht, der Entartete, Friedrich, der Gebissene… die Geschichte der Wettiner, dem sächsischen Fürstengeschlecht, ist übrigens sehr spannend. Auf dem Fürstenzug an der langen Wand geht es mit Konrad, dem Großen los. Phillippe von Belgien entstammt diesem Geschlecht übrigens wohl auch irgendwie.

Es war inzwischen nach halb eins. Ich dachte an die grauslige Hinreise und beschloss, Wackerbarth Wackerbarth sein zu lassen, um vor 22 Uhr daheim zu sein, und ärgerte mich ein gaaanz winzig kleines Bisschen, da ich die halbe Stunde Park Pillnitz mir dann doch noch hätte erlauben können. Aber egal. Und, was soll ich sagen? Zweimal für 10 Minuten im Stau und ich war in unter 6 Stunden zuhause.

Ich nehme an, den meisten Leserinnen und Lesern ist inzwischen klar, dass ich diese Kurzreise ganz wunderbar fand. Ich kann jedem nur raten, Dresden und Umgebung zu besuchen. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen und noch die Elbe entlang raddampfern, Museen besuchen und mir eine Schlösserkarte (60 Euro/Jahr) besorgen, um ALLE sächsischen Schlösser abzuklappern. Ich bin bass erstaunt, wie viele Kleinodien da einfach so rumstehen und immerhin in einem Grundzustand den Krieg und den Sozialismus überstanden haben, dass sie jetzt besuchbare Augenweiden sind. Dazu die zumeist außerordentlich netten Menschen, hilfsbereit und freundlich. Das gute Essen, die leckeren Biere! Beim nächsten Besuch werde ich mich auch mal dem sächsischen Wein widmen.

Danke an alle virtuell Mitreisenden, fürs Lesen und Kommentieren bei Facebook, WhatsApp oder persönlich und hoffentlich bis zur nächsten Reise im Dezember!

Alles Liebe und Gute! Euer

Heute gibt’s keinen Gerry mit Bier, dafür aber einen Teddy aus Heu. Der stand mal eben so am Straßenrand. Ich finde ihn megaputzig!

Moritzburg, Meißen und wieder Dresden

Ihr Lieben,

heute wollte ich Dresden einmal verlassen und mich ein bisschen in der Gegend umgucken. Das war eine ganz schön schwierige Entscheidung, denn es gibt hier wahnsinnig viel zu sehen, ich erwähnte es möglicherweise bereits. Aufgrund meiner Einschränkungen wegen der OP vor zweieinhalb Wochen entschied ich mich schweren Herzens aber gegen eine Fahrt ins Elbsandsteingebirge, denn für den Besuch der Schwedenlöcher, einem der Highlights der Sächsischen Schweiz, hätte ich eine Trilliarde Stufen und mehrere tausend Höhenmeter überwinden müssen, dazu fühlte ich mich noch nicht bereit. Ich entschied mich für Moritzburg und Meißen.

Als ich den Kofferraum von Cora öffnete, um meine Plünnen loszuwerden, kippte ich fast hintüber. Es roch wie in einem Weinkeller nach einer ausgelassenen Party! Die Ursache war schnell festgestellt, eine der Flaschen Wein im Karton hatte ihren Boden verloren und war ausgelaufen. Wie mit dem Glasschneider geschnitten, ein ganz glatter Bruch. Ja, sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Also erst einmal aufräumen.

In bzw. an der Moritzburg angekommen, traute ich meinen Augen nicht. Es war brechend voll und ich habe mit Ach und Krach auf dem riesigen Parkplatz vor dem Schloss einen Stellplatz für Cora gefunden. Es wurde aber noch schlimmer: als ich abfuhr, duellierten sich mehrere Menschen um den frei gewordenen Parkplatz. Es floss sehr viel Blut.

Die Moritzburg ist wirklich schön! Von Wasser umgeben mit viel Parklandschaft, kleinen Nebengebäuden und alles gut erhalten. Nur eine Innenbesichtigung schenkte ich mir, die Schlange an der Kasse ging fast bis auf den Vorplatz. Ich besichtigte innen nur die Waschräume, die waren gruselig, lief ein wenig durch den Park und machte Selfies mit ein paar Putten. Die zeige ich euch aber nicht, die Putten sehen durch die Bank weg besser aus.

Mein nächster Halt war das winzige Fasanenschlösschen. Das ist ganz niedlich, liegt auch in eine schöne Landschaft eingebettet und hat sogar einen Leuchtturm. Es gibt eine Fasanerie, die mich aber traurig gestimmt hat, die Vögel fühlen sich ganz offensichtlich nicht besonders wohl in ihren Volieren.

Meißen! Wunderschön! Irgendwie ganz anders als Dresden, daher nicht vergleichbar. Aber definitiv ein Highlight meiner kleinen Reise. Ich kletterte auf den Turm der Frauenkirche (193 Stufen über wurmstichiges Holz und mitten durch das Geläut) und hatte einen fantastischen Blick über die gesamte Stadt beidseits der Elbe. Ich erklomm anschließend den Domberg, wo sich auch die Albrechtsburg befindet, und besichtigte die Kirche. Der Mann an der Kasse hätte die 6 Euro gerne passend gehabt. Ich so: „Sorry, ich brauche Münzen für die ganzen Parkscheinautomaten, die mir den letzten Groschen sowie meine Nerven rauben!“ – Er so: „Die sind eine einzige Pest!“. In der Kirche stieß ich auf einen alten Freund: Martin Luther. Mit dem hatte ich mich ja letztes Jahr ausführlich beschäftigt.

Ich lief noch den historischen Rundweg; Marktplatz, Altstadt, die Gassen und Winkel von Meißen sind zauberhaft. Es gibt viele nette kleine Lädchen und natürlich Gastronomie ohne Ende. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass sich ein längerer Umweg für dieses bezaubernde Fleckchen Erde definitiv lohnt!

Am frühen Nachmittag fuhr ich dann nach Dresden zurück. Irgendwie wollte ich noch eine kleine Schifffahrt in mein kleines Programm einbauen. Leider machte mir der Verkehr einen winzig kleinen Strich durch die Rechnung, denn ich war erst um 16 Uhr wieder vor Ort und suchte noch 20 Minuten nach einem Parkplatz für Cora, den ich bezahlen konnte. Und da beschloss ich kurzerhand, den Rest des Tages einfach mal so zu verbummeln. Ich kehrte auf ein tschechisches Bier im Wenzellokal auf der Königstraße ein, die in der Neustadt liegt und sehr hübsch ist. Hier ist alles sehr schön saniert bzw. restauriert. Dann stellte sich ein kleines Hüngerchen ein und ich aß böhmische Knödel mit Gulasch. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: die deutschen Klöße und Knödel schmecken mir besser. Aber das Gulasch war perfekt!

Ich lief wieder in die Innenstadt, wo ich noch ein paar Fotos schoss, bummelte ziellos rum, u.a. über den Herbstmarkt, erstand ein Stück Eierschecke als Abendbrot und besuchte die riesigen Altmarktpassagen. Die sind jetzt nicht rasend besonders, die Einkaufszentren tun sich in allen Städten ja nicht viel. Immerhin fand ich das perfekte Portemonnaie! Zurück über den goldenen Reiter, wo gerade eine Kirmes stattfindet, ging es dann ins Hotel.

Ich erwähnte es am ersten Abend: Dresden ist sehr laut. Jeder Straßenmusikant spielt mit Mikrofon und Verstärker, obwohl es laut Stadtführer verboten ist. Schert bloß keinen. Dann die vielen Feste: Immer ist ein Roland-Kaiser-Imitator dabei oder ein Duo, dass „Herzilein“ grölt. Den Vogel schoss ein spilleriger Jüngling mit langem, güldenem Haar auf dem Schlossplatz ab, der sich für Axl Rose oder Jon Bon Jovi hielt, aber eher an eine defekte Kreissäge erinnerte. Apropos Schlossplatz und Schreihälse: Die AfD möchte morgen sich dort morgen versammeln. Schade, dass ich nach Hause muss, hätte gerne gestört. Heute war auch vermehrt Polizeiaufgebot an ausgewählten Orten, montags laufen in Dresden ja immer noch die Pöbelnden Eiterbeulen gegen die Intelligenz und den Anstand (kurz Pegida) herum. Fielen aber fast gar nicht auf.

Und wieder ist ein Tag um, meine Schuhgröße hat sich in den letzten Tagen von 44 auf 47 vergrößert, aber das gibt sich bekanntlicherweise wieder. Dafür rutscht die Hose ein bisschen. Leider gibt sich das auch wieder. Ich beantrage Reisen als kassenrelevantes Heilmittel. Ach, hatte ich schonmal? Hatte nicht geklappt? Mist aber auch! Hatte ich übrigens erwähnt, dass ich doch noch am Yenidze vorbeikam? Völlig ungeplant und dann war auch noch die Ampel rot:

Morgen geht es zurück nach Köln, ich werde wohl aber noch ein oder zwei Zwischenstopps einlegen. Ich bin nur noch nicht schlüssig, welche es sein werden. Seid Ihr auch so gespannt wie ich? Dann müsst Ihr morgen wieder reinschauen!

Liebe Grüße, alles Gute!
Euer Gerry

Okay, okay, ein Puttenbild…

Dresden, Tag 2

Ihr Lieben,

immer noch bin ich ganz verzückt von der schönen Oper gestern. Ein paar szenische Elemente haben mich irritiert und zwar dergestalt, dass es deswegen keinen Aufschrei gegeben hat. Schießende Kinder (wobei die Jungs auf die als Wild verkleideten Mädchen schossen), eine debile Wirtsgehilfin (ist das im Libretto so gewollt?) und eine betende Menge. Das Publikum war inklusive meiner einer dennoch begeistert. Besonders das Ännchen und der Fürst waren mit unglaublichen guten Stimmen besetzt.

Der späte Abend war dann nicht ganz so entspannt, weil in einem Zimmer schräg gegenüber (übrigens schon gestern früh) ein Hund um sein Leben kläffte und jaulte. Offensichtlich hatten seine Besitzer das Tier mal eben eine lange Zeit alleine gelassen. Die Rezeption konnte (oder wollte) nichts unternehmen und so bleibt mir nur, zu hoffen, dass der Hund vor Aufregung die ganze Bude… äh… Sorry.

Während des Frühstücks überlegte ich mir dann pingelig genau, welche Stationen ich heute mit dem Bus anfahren wollte. Man muss ja doch eine gewisse Zeit auf die Nachfolgefahrt warten. Elbschlösser? Oder lieber Großer Garten? Und die Zigarettenfabrik im Stil einer Moschee! Ich muss ja auch noch auf die Brühl’schen Terrassen! Also, wird Zeit, dass Du in die Puschen kommst, mein Lieber!

Schon an der Einstiegshaltestelle tummelten sich Millionen von Menschen. So viel also zu meinem Plan. Ich beschloss, die Ausstiegshalte schwer zu begrenzen. Das stellte sich als eine gute Idee heraus, denn bei jedem Wiederzustieg wurde ich mindestens einmal abgewiesen, da der Bus zu voll sei.

Ich fuhr also nur an der Zigarettenmoschee vorbei und verließ den Bus erst beim großen Garten. Diesen kann man mit einer Parkeisenbahn erkunden, die in ca. 20 Minuten einmal durch die riesige Anlage fährt. Sie wird von Dresdner Schülern betrieben. Es wundert vielleicht nicht, dass ich kein einziges Mädchen gesehen habe. Irgendwie ist Eisenbahn doch ein Jungs-Ding. Es ist auf jeden Fall eine Gute-Laune-Aktivität.

Ich fuhr weiter zu den Elbschlössern. Auf den Terrassen des Lingner-Schlosses kredenzte man mir ein süffiges Landbier. Der Blick von dort aus über die Elbe hin nach Dresden ist fantastisch! Ich spinxte noch bei Schloss Eckberg über die Mauer und lief an Schloss Albrechtsberg wieder zum Bus. Die Elbschlösser sind ein wunderbares Ensemble mit stellenweise würdevoller Patina. Sehr lohnenswert ein Ausflug dorthin.

Ich verließ den Bus ein letztes Mal am Albertinum und lief von dort über die Brühlsche Terrasse, an der Kunstakademie (mit der Zitruspresse als Kuppel) vorbei zur Frauenkirche. Leute, Leute. Es ist echt schwer, da mal reinzukommen. Dauernd ist sie für Besichtigungen gesperrt, sei es wegen eines Konzerts oder einer Andacht oder weil die Putzkolonne da mal durch muss – ich weiß es nicht. Ich brachte aber in Erfahrung, dass ich ab 19:30 Uhr mein Glück versuchen könne. Ganz knapp vor meiner Stadtführung. Ob ich es jemals schaffen werde, sie von innen zu besichtigen??? Als Ersatzhandlung besuchte ich dann halt die Kathedrale Sanctissimae Trinitatis. Fühlte sich aber irgendwie nicht richtig an :-).

So langsam merkte ich meine Spreiz-Senk-Platt-Quadratfüße, kaufte mir ein paar Postkarten und ließ mich an der Käseglocke auf ein Kellerbier nieder (neinneinnein, ich bin wirklich kein Biertrinker!) und schrieb der Handvoll Menschen, die mir auch noch schreiben. Der Dresdner ist scheinbar sehr originall im Vergeben von Spitznamen. Die Käseglocke ist ein als Wartehalle erbauter Pavillon, der ein kleines gastronomisches Angebot hat. Sehr nette Bedienung, sie lieh mir einen Stift und war total begeistert, dass es noch Postkartenschreiber gibt. Was gibt es noch? Die Zitruspresse hatte ich oben ja schon erwähnt. Auf dem Rathaus steht eine güldne Figur, die die rechte Hand in einer Art und Weise ausstreckt, die an dunkle Zeiten erinnern, die keineswegs irgendein Heil brachten. Man diskutierte und verwarf die Idee der Demontage. Es ist nun das Nieselmännel, das prüft, ob es regnet. Die Friedenstaube auf der sächsischen Staatskanzlei, die es leider nicht mehr gibt, sah eher aus wie eine Henne und wurde entsprechend benannt. Es gibt noch massenweise anderer solcher Beispiele. Naja, in Köln macht man das ja auch. Ich finde insbesondere die „Mülltüte“ sehr passend!

Das Wetter, mit dem ich wirklich Glück hatte!, wurde schlechter und ich fuhr ins Hotel zurück, um mich für den Abend umzuziehen. Auf dem Weg dorthin lief ich über die Augustusbrücke, auf der sich Menschenmassen versammelt hatten. Was war denn da los? Drei Fesselballons machten sich vor der Staatskanzlei zum Start bereit. Das ist schon ein erhabenes Bild, wenn so ein Ding mit Zischen in die Lüfte steigt. Aber mich bekämen da ja keine zehn Pferde rein. Leute, das ist ein Korb! Ein KORB!!! An dünnen Seilen an einer Art Bettlaken befestigt, das sich nur wegen etwas heißer Luft aufbläht. Danke, aber nein danke!

Ich schrieb noch ein wenig Tagebuch, dann eilte ich zu Frauenkirche, um mit einer Menschenmenge zu kollidieren, denn es ist ja voll, also in Dresden, erwähnte ich es schon? Und all diese Menschen wollten ebenfalls in die Kirche. Ich war kurz versucht „Huhu, Horst!“ zu rufen, um mich ann bis zu einer mir völlig fremden Person vorzudrängeln, konnte mich aber gerade noch so beherrschen. Ich kam trotzdem mit dem ersten Schwung rein; viele, viele andere mussten draußen bleiben.

Der Innenraum ist ganz nett gestaltet, es ist für Erntedank geschmückt. Fast noch interessanter fand ich die ein wenig labyrinthische Unterkirche. Nun, ich war auf jeden Fall mal drin!

Ich hatte nur nicht viel Zeit, musste ich doch zu meiner Nachtwächterführung am Taschenbergpalais. Was soll ich sagen? Nach einer halben Stunde war ich völlig genervt von dem Führer und verließ die Gruppe. Ich hätte mir durchaus mehr Zeit für die Frauenkirche nehmen können. Die Witze des Herrn hatten 50er-Jahre-Niveau, sehr zotig, er verhaspelte sich ständig und war an sich sehr anstrengend.

Dresdner, die meine Nachrichten auf Facebook verfolgen, rieten mir, auch einmal ins Dresden 1900 zu gehen, übertitelt mit „Museumsgastronomie“. Das liegt auch sehr schön an der Frauenkirche und es gibt eine Menge sächsischer Spezialitäten. Ich entschied mich für einen Batzen, der Kellnerin zufolge der Haushit, ein Braten mit Biersauce, Sauerkraut und Bratkartoffeln. Das war auch wirklich sehr lecker und der Service war prima.

Am Nachbartisch saß ein älterer Mann, der schwer alkoholisiert mit allen Umsitzenden in grottemschlechten Englisch (er hatte Italiener und Amerikaner an der Angel) über die Probleme der Welt disputierte. Ziemlich auffällig. Er könnte vielleicht Nachtwächter in Dresden werden.

So, das war wieder ein erlebnisreicher Tag. Ich brauche definitiv mehr Zeit. Ich habe noch 271 Pläne, wie packe ich die in einen Tag?

Die Auflösung gibt es morgen (Spoileralarm: ich schaffe nicht wirklich alles). Bis denn und liebe Grüße aus der Landeshauptstadt!

Euer Gerry

Was ist eigentlich aus seinem Bruder Milli geworden?

Dresden, Tag 1

Ihr Lieben,

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, holt euch doch schonmal einen Kaffee, oder auch ein Bier, je nach Tageszeit bzw. Lust, bis ich mich sortiert habe.

Fangen wir beim Frühstück an, das war ganz ordentlich. Einziges Manko waren die nur zwei existierenden Kaffeemaschinen für gefühlt 2000 Gäste.

Als erstes wollte ich einen bezahlbaren Parkplatz für Cora suchen. Man knöpfte mir tatsächlich für die eine Nacht 24 Euro an der Hotelrezeption ab. In der Königsstraße aber wurde ich fündig und konnte dort einen Parkplatz für zwei Tage für insgesamt 6 € ergattern. Das ist einigermaßen in der Nähe des Hotels, auch wenn ich jetzt für meine abendliche Flasche Wein etwas weiter laufen muss. Denn, ihr ahnt es schon, ich habe entsprechend vorgesorgt.

Mit der Straßenbahn, wofür das Deutschland-Ticket nicht alles gut ist, fuhr ich zum Postplatz, wo ich einen der Sightseeingbusse enterte. Die Tickets hatte ich schon zu Hause gebucht, der Online-Vorteil ist, dass man einen zweiten Tag umsonst oben drauf bekommt. Alle Busse waren heute übrigens ziemlich voll, Dresden ist rasend gut besucht! Ich startete am Taschenbergpalais, von wo aus der Bus einige Stationen mit mir abfuhr. Auf der Strecke konnte ich leider nicht so viel sehen, da die Fenster geschlossen und das Dach zugedeckt waren. Aber einige Blicke konnte man erhaschen und die Erläuterungen waren auch ganz interessant. Teile der Strecke waren nicht wirklich sehenswert, einen guten ersten Eindruck hat man dennoch auf jeden Fall erhalten.

Eine ziemlich entspannte Fahrt also, bis zum Blauen Wunder, wo ich den Bus das erste Mal verließ. Das blaue Wunder ist eine Brücke, die blau angestrichen ist und die, sofern ich es richtig verstanden habe, als einzige Dresdner Brücke im Krieg nicht zerstört wurde. Und jetzt nehmt einen kräftigen Schluck von eurem Getränk, denn es folgt ein Superlativ auf das andere. Ich fuhr mit der ältesten Schwebebahn der Welt den Berg hinauf, lief ein wenig durch die dortige Villenlandschaft, dann die steilste Pflasterstraße der Welt ins Tal hinunter, sodann die steilste Treppe der Welt den Berg wieder hoch in den Stadtteil Weißer Hirsch, um dort mit einer der ältesten Standseilbahnen der Welt wieder herunterzufahren. Bei einigen dieser Superlative bin ich mir nicht sicher, ob sie den anspruchsvollen Kriterien des Guinness Book of Records standhalten würden. Für mich fühlte es sich steil an.

Ich erklomm erneut den völlig überfüllten Bus (wahrscheinlich der überfüllteste der Welt!), um an der Molkerei Pfunds den nächsten Stop einzulegen. Diese Idee hatten 2423 andere Personen auch. Entsprechend voll war es denn auch in dem kleinen und wirklich schönen Ladenlokal. Allerdings gibt mir zu denken, dass offensichtlich ein älterer Herr (?) vor vielen Jahrzehnten beschloss, seinen Käseladen mit lauter nackten Jungs zu dekorieren; vielleicht kommt da der Name Milchbubis her!?

Mein nächster Halt war dann in der Innenstadt von Dresden, ich verließ den Bus am sogenannten Zwinger. Der ist zur Zeit eine große Baustelle, dies schmälert jedoch nicht die enorme Pracht, die dieses Gebäudeensemble ausstrahlt. In das Ticket für die Sightseeingbusse sind eine Tagesführung und eine Nachtwächterführung inkludiert. Ich beschloss, die Tagesführung sofort an Ort und Stelle zu machen, denn sie sollte nach fünf Minuten Wartezeit schon losgehen. Wir hatten einen witzigen Stadtführer namens Alexander, der uns den Zwinger, den Fürstenzug sowie die Frauenkirche erklärte. Das sind zwar nur drei der vielen Bauwerke Dresdens, aber dafür erfahren wir eigentlich fast alles über sie. So heißt der Zwinger z.B nicht Zwinger weil dort Menschen wie in Zwingern festgehalten wurden, sondern weil Zwinger damals einfach der Begriff für einen Umbauten Platz war. Der Fürstenzug ist das größte zusammenhängende Wandrelief der Welt (schon wieder ein Superlativ) und was die Frauenkirche ist, na ja, das muss ich wohl keinem erklären! Jeder Deutsche ab einem gewissen Alter hat an ihrem Wiederaufbau mitgewirkt. Ich persönlich finde das Geld nicht verschwendet, aber andere Menschen mögen da anderer Meinung sein. Wir erfuhren natürlich auch noch ein paar andere Kleinigkeiten, z.B über das Taschenbergpalais oder die Kathedrale.

Jetzt gerade sitze ich gegenüber dem Dresdner Kulturpalast und belohne meine bisherigen Anstrengung mit einem Freiberger Pils. Ein erstes Zwischenresümee kann ich schon geben: Dresden ist auf jeden Fall eine Reise wert. Es gibt viel zu sehen, auch wenn alles quasi unecht ist, Dresden wurde im Krieg ja fast vollkommen zerstört. Aber die ganze Neogotik, der Neobarock, der Neoklassizismus rekonstruiert wunderbar eine geschlossene harmonische Innenstadt, in der einige bemerkenswerte Menschen leben. Einige erinnern an die berühmte Berliner Schnauze, aber insgesamt sind alle furchtbar herzlich, fragt mich insbesondere einmal nach dem Busfahrern, wenn wir uns das nächste Mal sehen…

Der Abend war dann der Kultur gewidmet, ich besuchte die Semperoper, der Freischütz wurde gegeben. Carl Maria von Weber war ja ein großer… sagen wir Neffe der Stadt, nicht dort geboren, aber ab 1817 Kapellmeister, wo er die Oper komponierte; daher ist das wohl eine ganz passende Oper für einen Dresden-Besuch.

Gerade ist Spielpause und ich bin restlos begeistert, die Akustik des Hauses, die Sänger, der Chor, das Orchester, die Inszenierung: alles ist perfekt! Die Szenen in der Wolfsschlucht verursachten bei mir Gänsehaut!

Am Ende der Vorstellung wurde der Sänger des Max, Tomislav Mužek, mit einem Preis geehrt, das war ein schöner Abschluss des Abends.

Morgen werde wieder viel mit dem Sightseeingbus fahren. Für den Abend habe ich einen Nachtwächter-Rundgang gebucht. Ich würde mich wie immer über Begleitung freuen!

Viele liebe Grüße aus Dresden,
Euer Gerry

Hier im ird’schen Jammertal
Wär‘ doch nichts als Plack und Qual,
Trüg‘ der Stock nicht Trauben;
Darum bis zum letzten Hauch
Setz‘ ich auf Gott Bacchus Bauch
Meinen festen Glauben!
Ei, du musst mitsingen! (Kaspar, Freischütz)

Dresden, die Ankunft

Ihr Lieben,

das war ja mal eine superschlaue Idee, ausgerechnet heute nach Dresden zu fahren. Zwar wusste ich bei der Planung, dass es Verkehrsaufkommen geben würde – wegen des Tags der deutschen Einheit -, was ich aber völlig ignoriert hatte, war der Beginn der Herbstferien in mehreren Bundesländern. Und so quälten Cora und ich uns Richtung Osten, wieder einmal, denn letztes Jahr hatten wir ja zusammen unsere kleine Lutherreise unternommen. Insgesamt haben wir fast 8 Stunden gebraucht. Interessant zu wissen wäre jetzt ja, ob meine Freunde von der Deutschen Bahn heute doch entgegen meiner gestrigen Unkerei ihre Fahrgäste pünktlich ans Ziel gebracht haben. Zumindest musste ich, wie sonst im Ruhebereich des Zuges, keine geblökten Telefonate ala „Wir müssen die release tasks neu rethinken“ ertragen. Auch hin und her rennende, völlig außer Kontrolle geratene, kleine kreischende Kinder blieben mir erspart. Dafür dann eben Staus, notorische Linksfahrer, Reißverschlussverfahren-Verweigerer und dergleichen mehr…

Direkt vor dem Hotel habe ich einen Parkplatz bekommen, der am Tag 25 € kostet. Aber für heute Nacht will ich es gut sein lassen, denn ich habe keine Lust mehr, durch halb Dresden zu kurven, um einen freien der preiswerteren Automatenparkplätze zu finden (6 € am Tag – Das nimmt Frau Oberbürgermeisterin Reker in Köln pro Stunde!).
Das Hotel ist bombastisch groß, mein Zimmer ist ganz okay, aber doch nicht so luxuriös, wie ich es mir vorgestellt habe. Vor allem wurde der offene Kleiderschrank seit Wochen nicht entstaubt. Lebe ich halt aus dem Koffer. Am Empfang wollte man von mir einen Voucher haben, den ich nicht besaß. Das hat für ein wenig Aufregung gesorgt, ich hatte nur eine Rechnung dabei. Ein netter junger Mann half mir dabei, meine E-Mails zu durchforsten, um die entsprechende Nachricht zu finden.

Nachdem ich mich kurz frisch gemacht hatte, lief ich sofort in die Innenstadt. Der erste Eindruck ist, das Dresden sehr, sehr laut ist: am Canaletto-Ufer läuft Hip-Hop, es wird gegröhlt und gesoffen, auf der gegenüberliegenden Seite, neben dem Zwinger, findet offensichtlich eine Techno-Party statt. Krakeelende Touristen wanken durch die Straßen und vervollständigen so das akustische Gesamtbild. Der erste visuelle Eindruck von Dresden ist allerdings phänomenal. Die wunderbar beleuchteten barocken Bauten, die Elbe, die flanierenden Menschen… einfach wunderbar. Ich ließ mich gegenüber der Frauenkirche nieder, um erst einmal meinen Bierdurst zu löschen. Es stellte sich heraus, dass es ein Alpenrestaurant ist, so aß ich Raclette, das ja, wie wir alle wissen, von August dem Starken in Dresden erfunden wurde. Man muss sich einfach nur alles schön reden. Geschmeckt hat es dennoch.

Während ich dort speiste, kam ein Zug von bunt beleuchteten, sehr eigenwilligen Fahrrädern über den Platz vor der Frauenkirche geradelt, offensichtlich eins der nächtlichen Events, die man hier buchen kann. Es wurde geklingelt, gehupt und gejohlt. Eine lustige Prozession. Hoffe ich. Nicht dass es eine Demo von den Bekloppten war…

Ein weiteres interessantes Erlebnis bot eine Gruppe von jungen Menschen, von denen gut die Hälfte mit einer Flasche Bier bewaffnet war, sie schickten ihre restlichen Mitstreiter/innen vor, um nachzufragen, ob man das mit ins Restaurant nehmen dürfe. Also, manche Menschen haben doch wirklich einen Schatten, oder? Sie durften übrigens wohl nicht.

Nach dem Essen lief ich noch zu einem Supermarkt, um mich mit Keksen zu versorgen, dann fuhr ich mit der Straßenbahn zum Hotel zurück. Ich hatte in der Nacht nicht so gut geschlafen und war inzwischen todmüde! Morgen starte ich dann nach dem Frühstück mit einer Hop-On-Hop-Off-Tour, ich hoffe ihr seid dabei und hoppt alle mit!

Viele liebe Grüße aus Dresden von Eurem Gerry


Dresden: Der Prolog

Ihr Lieben,

morgen geht es direkt nach der Arbeit für 5 Tage nach Dresden! Mit Cora, da Flüge und Bahn viel zu teuer waren und die Bahn ewig braucht, was bei der in letzter Zeit selbst erlebten Unzuverlässigkeit und den Schilderungen von abenteuerlichen Bahnreisen von Freunden mich großen Abstand von dieser Idee hat nehmen lassen.

Die Fahrzeit mit Cora ist mit etwa 6 Stunden veranschlagt, das ist auch nicht gerade wenig, ich hoffe aber, ich komme nicht in so viele Staus (insbesondere auf der Rückreise – am Tag der deutschen Einheit).

Warum Dresden? Naja, ich war erst einmal da, kurz nach der Wende. Ein „rübergemachter“ Freund wollte zur Hochzeit seiner Schwester, hatte keinen Führerschein, wollte aber ein bisschen angeben. Er mietete einen dicken Audi, den ich dann chauffieren sollte. Die Hochzeit war gelinde gesagt eine Katastrophe, schoss man sich doch mit steigendem Alkohollevel auf den blöden Wessi ein. Am nächsten Tag schien das alles vergessen und der Vater der Braut befand, er müsse jetzt Audi fahren, ich bekäme dafür seinen Trabant. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt (wobei der Freund versprach, notfalls für Schäden aufzukommen). Immerhin konnte ich so einmal einen Plastebomber (hellblau!) fahren.

Dresden hat mir damals gar nicht gefallen, ich hatte allerdings auch nicht allzu viel gesehen: Plattenbauten, eine graue und lieblose Innenstadt. Aber wir hatten auch einen kleinen Ausflug ins Elbsandsteingebirge, das habe ich in allerbester Erinnerung und versuche, erneut dort hinzufahren. Es hängt alles ein bisschen davon ab, wie sehr ich kraxeln muss, denn so kurz nach einer Dreifach-Hernien-OP sieht es mit meiner olympischen Leistungsfähigkeit ein bisschen mau aus.

Man sieht jetzt in allen möglichen Foren, wie prächtig sich Dresden entwickelt hat. Bilder, die den Namen „Elbflorenz“ wieder rechtfertigen und Lust auf eine ausführliche Besichtigung machen. Mein Hotel ist sonderschick (hoffe ich zumindest, nicht dass der Supersonderpreis mich in die Abstellkammer des Hausmeisters beamt), das Wetter soll ganz okay sein und eine Karte für die Oper habe ich auch! Ich bin mehr als gespannt.

Falls ich übrigens mal nichts poste, liegt das wahrscheinlich an der Technik und nicht daran, dass ich W-Lan-los im Zwinger vor mich hinvegetiere.

Kommt Ihr mit? Würde mich freuen! Euer

P.S.: Das wunderbare Panoramabild ist von Ma-Frank/Pixabay, Danke für die lizenzfreie Bereitstellung gegen Spende!