Ihr Lieben,
natürlich fängt auch der erste Tag auf Malle mit dem Frühstück an. Aber kurz zuvor möchte ich noch loswerden, wie sehr ich es gestern genossen habe, auf der Veranda zu sitzen, bis es zu kalt wurde. Beim Reingehen hat mir dann auch geholfen, dass jemand eine Etage tiefer Gras geraucht hat, den Geruch ertrage ich leider so gar nicht. Aber – wie gesagt – es war ohnehin schon kalt.
Das Frühstück im Hotel ist fast perfekt, nur ist der Saal zu schmal für die Horden, die es zu sättigen gilt. Die wenigen Terrassenplätze sind auch besetzt, aber ich denke, ich werde noch genug Wetter abbekommen. Der Orangensaft ist ein Traum! Allein das gibt ja schon 80 Punkte! Und es gibt drei Kaffeestationen, das mildert das Gedränge.
Was machen wir denn heute? Meine Gattin Elke und ich haben eine gemeinsame Bekannte, die immer etwas exaltiert über Dinge urteilt. Da gibt es das BESTE Müsli. Dort hat man den FANTASTISCHSTEN Wein. Hier gibt es die FEINSTE Seidenstickerei. Jeder kennt solche Menschen. Ich selbst kann mich ja noch nicht einmal davon freimachen. Diese Bekannte ist bekennende Besucherin des Marktes von Sineu, der einmal die Woche mittwochs stattfindet. DER LECKERSTE HONIG!!! Ihr versteht… Ich war schon einmal da, und abgesehen davon, dass Sineu ein wirklich besuchenswerter Ort ist, ist der Markt es auch! Er findet im Schatten der ERSTAUNL… äh, erstaunlich großen Kirche statt und hat zumeist Tinneff von jenseits der Seidenstraße zu bieten. Aber es gibt auch ein paar wirklich nette Sachen, besonders in der Ecke mit den Lebensmitteln. Wer auf Keramik und Holzschnitzereien steht, wird auch fündig. Ist ja leider nicht so meins. Dazu gibt es Massen von Klamottenständen.








Erwartungsgemäß war es brechend voll. Um die wenigen Parkplätze auf dem Acker vor Sineu wurden erbitterte Kämpfe ausgefochten. Ich parkte am Culo del Mundo und war somit entspannter unterwegs, auch wenn man dann ein Stückchen laufen muss. Wir sind in der Vorsaison, ich möchte mir gar nicht ausmalen, was hier in den Sommerferien los ist!
Sineu selbst ist abseits des Marktes unglaublich beschaulich, fast wie ausgestorben. Es gibt einen königlichen Palast mit einem Kloster nebendran. Beides scheint seit Jahren geschlossen. Von außen ist es – abgesehen von dem Eingangstor zum Kloster – nur ein wenig interessanter, großer, grober Steinklotz.






Die Pfarrkirche war geöffnet, so zündete ich mal wieder ein Kerzchen an. Hier war es angenehm ruhig, da nur wenige Besucher ins Innere fanden. Vor der Kirche steht der geflügelte Löwe von Sineu, der an den Evangelisten Markus erinnert. Das Denkmal ist jünger, als man glaubt, es wurde erst 1945 von Joan Maimó errichtet.
Ein paar Blasen (ich war so schlau, meine Turnschuhe gestern auszuwaschen und sie waren trotz Sonne leider nicht trocken und ich daher mit Schlappen unterwegs) und drei Kühlschrankmagnete später verließ ich Sineu, allerdings ohne die üblichen Tonnen von Sobresada, Jamon oder Queso für Zuhause. Bin wohl erwachsen geworden. In Can Picafort fuhr ich dann noch den Supermarkt an, um meinen Kühlschrank wieder aufzufüllen.
Sancho Pansa hat mich gut durch den Vormittag gebracht, aber er ist leider sehr mitteilungsbedürftig. Es gibt Begrüßungsmusik, sobald man einsteigt, der Sicherheitsgurtwächter schimpft unverzüglich los, bei jedem Überholvorgang plärrt die Spurkontrolle. Für die gibt es einen Aus-Knopf, der mein diesbezügliches Ansinnen aber ignoriert. Vielleicht muss der Scheibenwischer gleichzeitig gestartet werden, wer weiß. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass Millionen von midlifecrisisbetroffenen Männern hier Radrennen fahren, wird klar, wie oft man die Mittellinie queren muss und wie oft es daher hysterisch piept. Ich würde auch gerne mit Sancho Pansa sprechen, aber die Android-Verbindung bricht dauernd ab. Vielleicht muss man zur erfolgreichen Kopplung parallel den Tankdeckel mehrmals auf- und zuklappen, man weiß es nicht.
Ich verstaute meine Einkäufe im Apartment und fuhr mit dem Linienbus bis ans andere Ende von Can Picafort. Und jetzt muss ich beichten. Ich habe mich geirrt, ich wohne gar nicht in Can Picafort, sondern in Son Bauló, deswegen ist es da so beschaulich. Denn als ich von der letzten Haltestelle am Meer zurück Richtung Unterkunft lief, musste ich erschrocken feststellen, dass Can Picafort natürlich genauso unattraktiv ist, wie alle anderen derartigen Urlaubsorte. Solltet Ihr also gestern alle Euren Jahresurlaub hier gebucht haben, weil der doofe Diepolder das hier so nett findet… tja, Pech gehabt. Zudem gibt es hier sehr viele Baustellen, geschlossene Läden und Restaurants, in denen gewerkelt wird. Ob das bis Ostern alles fertig wird? Ich bezweifele es. Ich kehrte in eins der ansehnlicheren Restaurants ein und aß ein paar Croquetas de Jamon. Sehr lecker! Ich liebe Tapas!





Ich lief zurück zur Unterkunft, wo ich mich kurz ausruhen wollte. Ja, die gute Seeluft! Ich pennte dorch glatt zwei Stunden, aber bei offener Terrassentür, es duftet wunderbar nach Schirmkieferzapfen! Ich gönnte mir einen leckeren Cava und machte mir abends eine Paella aus dem Mercadona warm. In vielen spanischen Supermärkten gibt es eine Ecke mit „comida preparada“, vorgegartem Essen aus der Theke. Klar, das gibt es bei uns auch, aber statt zwischen Hühnerhälften und Leberkäsebrötchen wählen zu müssen, gibt es hier hunderte Gerichte, die in der Regel auch noch gut schmecken.
Danach lümmelte ich wieder auf der Terrasse herum und hörte einen spanischen Podcast (wenn ich schonmal hier bin!), dem ich mit Ach und Krach folgen kann, da man langsam und deutlich spricht und er eine schriftliche Transkription hat, er heißt „Hoy Hablamos“ und beschäftigt sich mit Alltäglichem sowie Nachrichten und ist sehr kurzweilig.
Morgens eine Unternehmung machen und nachmittags rumtrödeln ist übrigens eine perfekte Melange. Bin so richtig im Urlaubsfeeling. Für morgen überlege ich, ins Gebirge zu fahren. Allerdings machen mir die Horden von Radfahrern Angst; sie benehmen sich nicht wirklich berechenbar. Zwei Beispiele: Als ich an der Promenade aß, fuhr ein Pulk laut klingelnd und rufend mit einem Affenzahn durch Spaziergänger durch, die alle hektisch zur Seite springen mussten. Ich hätte am liebsten mit Salz- und Pfefferstreuer nach ihnen geworfen, aber da waren sie schon am Horizont verschwunden. Außerdem bin ich ja eigentlich Pazifist. Und als vorher ich vor dem Hotel wendete, um in eine Parklücke zu fahren, kam ebenfalls ein Pulk von Eddie-Merckx-look-a-likes angerast, die deswegen abbremsen mussten. Einer spuckte nach Sancho Panso, ein anderer schrie „Idiot!“. Ehrlich, geht’s noch? Wir sind ja hier nicht auf einem Velodrom.
Ich sachma bis morgen, bestimmt sehen wir uns! Liebe Grüße von der Insel, Euer

P.S.: Heute war die Steuererstattung auf dem Konto, vielleicht schmeiße ich doch eine Runde im Schnitzelschinkendings…

Ach Gerry, wie beneide ich dich.
Schon nur die Bilder der leckeren Esswaren, äh ich meine natürlich der wunderbaren Gassen und der Kirche, herrlich.
Wünsche dir einen wunderbaren Terassen-Abend, ohne Rauchbelästigung.
Die Drogensüchtigen und die Kälte fielen wieder einmal zusammen. Gerade habe ich auch kurz mal die Heizung angemacht, es ist nachts doch noch frisch. Aber ansonsten ist es gerade einfach nur schön, Dein Neid ist also durchaus berechtigt… 😉