Mallorca 2025 – Día 6: Gerry in der Unterwelt

Ihr Lieben,

gestern erreichten mich noch ein paar mehr Glückwünsche, es reicht jetzt sogar für anderthalb Jahre! Eine meiner Freundinnen hat sich gar nicht gemeldet, aber sie gratuliert mir auch gerne mal spontan im September oder im Februar, was ich dann immer ganz erheiternd finde. Persönlich habe ich meinen Büro- und meinen Freizeitkalender verknüpft, was dazu führen soll, dass ich keinen Geburtstag vergesse, aber natürlich verpenne ich dennoch dauernd, rechtzeitig zu gratulieren.

Das Wetter bei den meisten virtuell Mitreisenden ist bekanntlich inzwischen besser als hier, daher galt es, mich wegen der erhöhten Regenwahrscheinlicheit anzupassen. Also wieder lange schlafen (als wäre das eine Herausforderung für mich! HAH!) und lange frühstücken. Ich muss das Hotel an dieser Stelle mal loben. Sie legen wirklich bis zum Ende der Frühstückszeit immer nach. Fünf Minuten vor Schluss ist fast alles noch da. Heute gab es sogar Sekt und Churros mit heißer Schokolade, nur war Sekt wegen der Fahrerei tabu und Churros sind mir morgens dann doch ein bisschen too much. Aber wo war ich? Ach ja, Anpassung. Wenn es regnen soll, muss man sich unterstellen. Gestern halt hoch hinaus, heute einfach mal in die Unterwelt. Yes, we can-can!, würde Offenbachs Orpheus rufen.

Es gibt auf Mallorca wirklich erstaunlich viele touristisch erschlossene Höhlen (selbst in dem Kaff, wo Elke und ich 2016 wohnten, Genova, gab es welche), aber die Cuevas del Drach sind wohl die bekanntesten und größten. Im Internet waren für heute alle Zugangszeiten von 10 bis einschließlich 12 Uhr schon vergeben, daher buchte ich einen Einlasstermin aka „time slot“ für 13 Uhr. Google bemaß die benötigte Fahrtzeit mit einer dreiviertel Stunde. Ich fuhr anderthalb vorher los und war dann etwa 20 Minuten vor Start vor Ort. Es verteilten sich schon viele Besucher auf dem Gelände, ich hingegen hatte im Reiseführer gelesen, dass man, wenn man später noch in den Genuss einer Bootsfahrt kommen wolle, bei der musikalischen Vorführung am Martell-See (so heißt das Gewässer in der Höhle) ganz vorne sitzen solle, damit man nicht ewig Schlange stehen muss.

Als es dann los ging, stand dann hinter mir auch eine ellenlange Schlange. Ich konnte gar nicht abschätzen, wie viele Hundertschaften das waren. Wir folgten einer viersprachigen Dame, die aber nichts erläuterte, sondern nur voranschritt und Ver- und Gebote aufsagte. Nix anfassen, keine Blitzfotografie, keine Münzen irgendwo hinwerfen und dergleichen. Die Höhle musste dann für sich selbst sprechen. Und ja, sie ist schon eindrucksvoll. Ab und zu pausierte der Besucherlindwurm, um Fotos machen zu können. Und dann und wann passierte man weitere Mitarbeiter der Drachenhöhle, die einen auf Stufen oder rutschigen Untergrund hinwiesen. Ja, und so sieht das dann innendrin aus:

Irgendwann gelangt man zu dem mit Superlativen geschmückten Martell-See. Größter, tiefster, schönster… ob das alles stimmt? Eine riesige Tribüne stand bereit und der Lindwurm verteilte sich darauf. Und verteilte sich. Und verteilte sich. Und… ach, ich sehe, ihr habt begriffen. Jetzt kommt das unvermeidliche Gemotze. Man läuft ein paar hundert Meter, setzt sich dann hin und wartet dann 20 Minuten, bis das Schlangenende auch sein Popöchen hingepflanzt hat. Es folgt eine fünfsprachige Litanei. Es gäbe ein traditionelles Konzert mit klassischer Musik, die Musikanten seien echt, man dürfe nicht filmen und fotografieren etc. pp. Und dann kommt ein Bötchen reingepaddelt, auf der 4 Musiker:innen sich sehr viel Mühe geben, sich bei Albinoni, Puccini, Gardel und Offenbach auf der schwankenden Barke nicht zu verhauen, begleitet von zwei illuminierten anderen, aber leeren Booten. Und nein, der Offenbach war nicht aus der Unterwelt, sondern aus den Erzählungen Hoffmanns. Es gibt verhaltenen Applaus nach jedem Stück. Wenn das Konzert zuende ist, folgen die Anweisungen zum Verlassen der Höhle, wieder in fünf Sprachen. Entweder über eine Brücke am rechten Rand oder mit Boot am linken Rand. Der Gerry war dann der erste in Boot 2 und durfte ganz vorne sitzen. Ob man’s braucht? Ach jeh, ich weiß nicht, man fährt etwa 2 oder 3 Minuten. Ein paar Dutzend Stufen hoch, da warten dann die Souvenirs und das Tageslicht. Hat es sich gelohnt? Naja, das war schon nett. Die Höhle ist toll, das Drumherum ein wenig aufgeplustert.

Da ich nun schon in Porto Cristo war, schaut ich mir dort den Hafen an. Eine Fressbude nach der anderen, sah aber alles okay aus, schien nur etwas hochpreisiger als bei uns im Norden. Bekannt ist der Ort auch für seinen Perlenvertrieb Majorica sowie diverse Safari- und Pappmachéedinoparks. Für Urlaub mit Kindern bestimmt ein guter Ort. Als es anfing zu regnen, verabschiedete ich mich.

Ich googelte nach Mühlen und fand eine vor und eine in Manacor. Beide waren leicht zu finden und gut restauriert und so konnte ich diesen Programmpunkt auch auf erledigt setzen. Und da ich nun schon einmal in Manacor war, schaute ich mir das natürlich auch noch an. Ein spanisches Städtchen ohne viel Tourismus, dafür haufenweise Volk auf den Plazas, wo Familien sich zu halben Picknicken versammelten. Soll heißen, sie saßen zwar an Restaurantischen und bestellten dort Getränke, aber hatten alles sonstige in Frischhaltedosen dabei. Manacor hat eine interessante Kirche im gotischen Stil, fast schon eine Kathedrale. Leider war sie geschlossen und bis 17 Uhr 30 wollte ich dann nicht warten. Ich fuhr eine neue Strecke zurück nach Can Picafort und hatte die Straße fast für mich alleine. Es ist total schön, zwischen den Steinmauern entlangzugleiten. Alles blüht hier wild und bunt, Mohn, Butterblumen, irgendwas blaues. Sehr schön. Und dazu rosa blühende Bäume. Für Mandeln ist es ja eigentlich zu spät, oder?

In Son Bauló angekommen, gönnte ich mir den morgens verpassten Cava, da es aber tröpfelte und frisch war, hielt ich es draußen nicht allzu lange aus und zog mich in Studio zurück. Dort nahm ich eins meiner berühmten „Nur-mal-kurz-hinlegen“-Schläfchen, was gerne auch mal anderthalb Stunden dauern kann.

Inzwischen habe ich ein paar Mückenstiche, die mich ganz schön zwirbeln. Auch wieder an so ätzenden Orten wie in der Kniekehle. Dabei renne ich den ganzen Tag mit langer Hose rum.

Morgen soll das Wetter sich weiter verschlechtern und aus dem Tröpfeln soll Regen werden, daher habe ich beschlossen, nach Palma zu fahren, da man in der Stadt ja auch mal ins Museum oder in ein Café ausweichen kann. Außerdem kann man ja nicht nach Malle fliegen und Palma nicht besucht haben. Kommt Ihr mit? Prima, dann sage ich mal, bis morgen! Liebe Grüße, Euer

P.S.: Es empfiehlt sich immer, eine Markierung über den Stellplatz des Mietwagens in Eurem Handy-Navigator einzugeben. In Manacor kam ein völlig aufgelöstes Paar an mir vorbei, die ihr Auto nicht fanden und sich gegenseitig anpampten. Das ist aber auch wirklich Mist. Zumal in Manacor alle Straßen auch noch irgendwie gleich aussehen.

4 Gedanken zu „Mallorca 2025 – Día 6: Gerry in der Unterwelt“

  1. Schön bist du wieder aus der Unterwelt aufgetaucht!
    Ich war von der Cuevas del Drach sehr beeindruckt und es hat mir sehr gut gefallen. Aber ja, der Kitsch und die „wenigen“ Besucher der Höhle, trüben die gewaltige Schönheit der Höhle etwas.
    Freue mich auf morgen, mitreisen, Palma!
    PS. Nein, wie kann man denn Churro und Schoggi verschmähen, die gehen immer!😀

    1. Die Höhlen an sich sind sehr sehenswert, das ist richtig.

      Morgen dann Hauptstadt. Schön, dass Du mitkommst. 🤩

      Ich weiß übrigens gar nicht, ob ich schon jemals Churros gegessen habe.

  2. Danke für den Tipp im P.S.
    Bevor mein Mann die Scheidung nächste Woche einreicht, werde ich das mal machen ;-).
    Komm gut heim!

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