Tag 2: Viele Siele

Moin moin zusammen!

Heute zeichnete sich ab, dass öfter mal die Sonne durchkommen sollte. Daher entschieden wir uns, nachdem Elke mit Amy spazieren war und wir ein unspektakuläres Frühstück hatten, ein paar Küstenorte zu besuchen. Diese enden hier gerne auf -siel, was dazu führt, dass man immer kurz überlegen muss, wo man gerade in welchem Siel steckt.

Dieser Strahl da in der Mitte… ist das ein sogenannter Lichtblick?

Wir wählten als Start das ca. eine Stunde Fahrzeit entfernte Harlesiel und wollten uns dann sukzessive wieder zurück nach Norddeich sielen. Die Fahrt war schön. Ich mag das flache Land ja sehr. Man kann morgens schon sehen, wer abends zum Essen kommt. Man sieht viele gemütliche Dörfer, grasende Kühe, weidende Schafe und stolze Friesenpferde. Wir Städter sind ja gerne verzückt, wenn wir Tiere in fast freier Natur sehen. Wir erleben sie ja sonst nur auf Tellern. Naja, Friesenpferde vielleicht seltener.

Harlesiel. Nun ja. Hier muss für Parken, Strandbegehung und Hund am Strand erst einmal gelöhnt werden. Eigentlich wird ohnehin viel gelöhnt in dieser Gegend hier. Man holt eben das beste aus dem Tourismus raus. In Harlesiel gibt einen großen Campingplatz, der auch schon gut besucht war, und ein riesiges Terrassenrestaurant, das aber bei dieser Witterung ein gaaaanz schlechtes Geschäft machte. Vollbeladene Fähren fuhren nach Wangerooge und die bei kaltem Wind und Sprühregen in Harlesiel umherirrenden Touristen machten einen ratlosen Eindruck. „Warum sind wir eigentlich hier?“ stand in ihren Gesichtern geschrieben. Immerhin konnte man nach Wangerooge rüberschauen.

Friederichsschleuse in Carolinensiel

Harlesiel gehört zu Carolinensiel, unserem nächsten Anlaufpunkt. Dieser Ort ist sehr nett, es gab einen kleinen Markt mit hauptsächlich heimischen Produkten (wie z.B. der weltberühmten Pümmelwurst), ein paar Schiffe lagen am Ufer, und es gibt ein paar schöne Gebäude, wie die Kirche und eine Mühle und friesische Häuser. Greetsiel – wo wir vor 5 Jahren waren – in klein.

Carolinensiel

Die nächste Etappe ging nach Neuharlingersiel. Hier gefiel es uns besonders gut, da auch die Sonne durchkam und wir auf einer Terrasse etwas trinken und dabei sogar unsere Jacken ausziehen konnten. Trotzdem fast zu verwechseln mit anderen Siels. Ich bestellte einen Ostfriesentee. Ich mag diese traditionelle Art des Teetrinkens so sehr, dass ich nach dem letzten Besuch in Ostfriesland Tee und Kluntjes kaufte, mit dem festen Vorhaben, jedes Wochenende mindestens einmal diese Art Teeverzehr zu zelebrieren. Sowohl Tee als auch Kandis sind noch original verpackt. Das war vor, wie bereits erwähnt, 5 Jahren. So geht es einem ja auch mit portugiesischen Fado-CDs, dem kanarischen Honig-Rum-Likör oder dem korsischen Käse. Irgendwas ist dann anders an diesen Sachen, wenn man zuhause ist.

Neuharlingersiel

Wir besuchten auch noch einen Souvenirladen, deren Besitzerin jedem eintretenden Gast ein „Moin“ zurief und jedem scheidenden Gast ein „Ich wünsche Ihnen noch einen wunderbaren Tag!“. Das war zwar sehr nett, aber dadurch, dass die Besucherzahl hoch war, hatte es auch etwas staccatohaftes. Die Souvenirs selber sind in allen Läden dergestalt, dass man sie irgendwie nett findet. Aber – siehe oben – wenn man dann zuhause einen Stein mit einem aus Muscheln eingelegten Sinnspruch auspackt…..

In Dornumersiel wurden wir dann etwas enttäuscht. Wir haben wahrscheinlich den eigentlichen Ort verfehlt und landeten in einer Feriensiedlung, die wie eine Retortenstadt aussah. Gleiche Häuser, gleiche Gärten und gleiche SUVs vor der Tür. Man kann das mögen. Muss man aber nicht. Menschen haben wir aber keine gesehen. Vielleicht gut so. 🙂

Die Rückfahrt dann wieder durch die schöne Landschaft, wegen des Wetters mit dramatischen Lichteffekten, was besonders mit den gelben Rapsfeldern wunderbar aussah.

Zurück in unserem schmucken Heim schien die Sonne auf unsere Terrasse, was wir ausnutzten, um dort eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, bevor es mit Amy zum Hundestrand ging. Auf dem Weg dorthin mit einem Stopp am Kolk-Fischteich, wo Mücken uns umschwirrten, wie Teenies den Bieber (für ältere Generationen: Das ist ein Geräuschemacher, manche nennen sein Tun ja Singen). Am Hundestrand ist so einiges los: kleine und große Kläffer, die ihre Hunde ausführten. Letztere sind erstaunlich friedlich miteinander umgegangen. Amy zeigt sich ja bei aufdringlichen Artgenossen so dermaßen gekonnt desinteressiert, dass diese die Lust verlieren.

Hier ist der Hund begraben….

Wir nahmen unseren Aperitif auf der Terrasse des „Diekster Köken“ ein; Elke einen Wein, ich einen Aperol Spritz. Als der Kellner das brachte, kommentierte Elke den Aperol als „Mädchengetränk“, was unseren sympathischen fremdländischen Kellner sehr erheiterte. Leider fing es dann an, zu regnen. Wir hatten uns auf Spargel in der Friesenkate eingestellt und eilten in einer Regenpause dorthin. Die Pause hielt aber nur zwei Minuten, so dass wir schon durchfeuchtet dort ankamen, nur um festzustellen, dass Hunde nicht erwünscht waren – man muss aber dazu sagen, dass das Restaurant gleichzeitig auch eine Verkaufstheke betreibt, vielleicht also deswegen. Also durch das Geniesele weiter zum Pfannkuchenhaus. Dienstags dort Ruhetag. Yippieh! Wir flüchteten in in ein italienisches Restaurant gegenüber, das „Al mare“. Dort aßen wir zwei Pizzen, die ganz lecker waren, tranken seit dutzenden von Jahren mal wieder einen Frascati (den Lambrusco konnten wir uns mit Mühe und Not verkneifen!) und dann gings ohne Regen ab nach Hause.

Hier sitzen wir und freuen uns über eine trockene Bleibe, trinken unsere/n Wein/schorlen mit Eiswürfeln, deren Besorgung einer Miniodyssee gleichkam, und sind uns einig, dass dieser Tag zwar auch trockener hätte sein können, aber nur deswegen nicht wirklich viel schöner.

Tschüüüüss, bis morgen!

Euer Gerald

Der Autor beim Tee

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