Tag 3: Kunst und Meer

Ihr Lieben,

die letzte Nacht war dann wieder ruhiger. Möglicherweise gewöhnt man sich ja an die Geräuschkulisse. Muezzin, Hunde, krakeelende Menschen. Oder es war gestern halt eben ein ungewöhnlich lauter Abend.

Nach reichhaltigem Frühstück machten wir uns… nee, Moment, ich muss die Hose wechseln…. machten wir uns auf, um…. Mist, ich muss nochmal zurück, mein Ladegerät ist…. also, wir sind voller Vorfreude…. Wo ist mein Portemonnaie? Jetzt aber los! Wo sind denn die Eintrittskarten?

Mit ein wenig Verspätung also brachen wir zu unserem Besuch im MOCAA auf. Am Abend vorher hatte ich noch online drei Karten für dieses Museum gebucht. Museum of Contemporary Art Africa heißt es -auch Zeitz genannt, nach dem Puma-Chef, der sich um die Realisierung mit bemühte – und befindet sich in den alten, aber bis zu Unkenntlichkeit umgebauten Hafensilos. Ein architektonischer Traum! Ich war schon einmal dort, wollte es aber unbedingt noch einmal besuchen. Nach drei Jahren gab es natürlich inzwischen eine ganz andere Ausstellung, wieder aber waren alle Exponate wirklich spannend.

Näher auf die einzelnen Ausstellungsgruppen einzugehen würde den Rahmen sprengen, aber ich finde die zeitgenössische afrikanische Kunst verständlicher als manche europäischen Spintisierereien, die als Kunst durchgehen sollen. Es gab viele gesellschaftspolitisch relevante Exponate, die sich mit Rassismus, Konsumwirtschaft und ähnlichen Themen beschäftigten. Fast nicht erträglich zum Beispiel eine Videoinstallation über Opfer aus dem Rwanda-Bürgerkrieg. Architektur und Kunst und Aussage bilden hier eine bemerkenswerte Symbiose.

Wir erklommen anschließend die Roof-Top-Bar des Radisson-Hotels gegenüber. Hier wollten wir einen kleinen Drink zu uns nehmen, bevor wir unseren Strandtag mit einem Essen in Camps Bay einläuten wollten. Mehrmals wurde dann nachgefragt, was wir wollten, um uns dann zu bescheinigen, dass das nicht ginge und ob wir die Alternativen annähmen, was wir bejahten, um dann wieder in Vergessenheit zu geraten. Als wir nach geraumer Zeit aufstanden, um zu gehen, war zwar ein Drittel unserer Bestellung fertig, aber wir wollten dann auch nicht mehr.

Wir änderten unsere Pläne und beschlossen, an der Waterfront zu essen, vor der Victoria und Alfred-Wharf. Das war – wie sich herausstellen sollte – ein guter Entschluss. Otto und Rolf hatten einen Burger und ich den Fang des Tages. Wirklich leckerer Fisch, von dem ich bis jetzt leider nicht genau weiß, wie er heißt, da die Kommunikation in fremder Sprache durch Maske hindurch durchaus auch mal problematisch sein kann. Irgendwas mit Cap…. am Anfang. Ein Saxophonspieler intonierte klassische R&B-Songs, wir hatten eine nette Unterhaltung mit einer Kapstädterin am Nebentisch, winkten Kindern im Choo-choo-Touristenzug zu und hatten einen wunderschönen Ausblick auf eins der Hafenbecken.

Wir liefen zu unserem Appartment zurück, um uns strandfein zu machen. Wir fühlten uns nach Sonntag, waren uns einig, dass dazu ein Cocktail oder ähnliches gehört und bemühten, weil wir alle trinken wollten, die Uber-App. Uber? Das sind, würde ich sagen, private Taxi-Konkurrenz-Kleinunternehmer. Hier viel präsenter als bei uns. Ich gab alle erforderlichen Daten ein und schwuppdiwupp stand unser Fahrer schon vor der Tür. 2 Minuten Wartezeit!

Wir ließen uns am Anfang des Camps-Bay-Strandes rauswerfen und liefen erst einmal ein bisschen durch den warmen Sand bis zur Wellenbrecherlinie. Dort gönnten wir unseren Altmännerfüßen eine eiskalte atlantische Dusche. Herrlich! Wir liefen den ganzen Strand entlang, erfreuten uns am Spaß der Badenden (es wurde viel gekreischt, was mich angesichts der Wassertemperatur nicht verwunderte) und besuchten anschließend den Thekentisch im La Belle, wo ich schon mit Ike, Stephan und auch alleine saß. Ein wunderbarer Platz! Man kann alle Besucher beobachten, die über eine bestimmte Treppe in die Restaurants, Malls, Bars etc. wollen und das Lästerpotential ist enorm hoch!

In meinem Reiseführer steht sinngemäß, dass Camps Bay für die, die sich schick fühlen, der „Hier-bin-ich“-Treffpunkt sei. Und wirklich, manche Besucher liefen offensichtlich nur Runden, um gesehen zu werden. Gruppen von Freundinnen enterten erst das eine Restaurant, um dann nach 3 Minuten zu wechseln, um dann kurze Zeit später wieder in ein anderes Restaurant einzufallen.

Unten auf der Straße tauchten öfter Classic Cars auf, manchmal vollkommen kitschig mit aufgetakelten Damen auf der Kofferraumhaube sitzend, der Gockel vorne laut hupend auf seine Chicks aufmerksam machend, die dann auch wie wild winkten. Schon skurril. Die Treppenprominenz, also die Menschen, die ständig die Treppe hoch und runter liefen, ließen viel zu viel Haut durchblicken (was an sich nicht dramatisch wäre), rückten aber voller Scham dauernd ihre Klammotage zurecht. Man kann das eigentlich gar nicht verständlich schildern, wie hier die Selbstdarstellung zur Farce gerät. Eine mit allem Equipment ausgestattete Vloggerin (erkennbar an einem Handy, an dem nebst Telestativ mit Kontroll-Panel ein Windschutzmikrofon klebt) informierte ihre „follower“ darüber, dass sie jetzt zu speisen gedenke. Naja, manchmal denke ich natürlich auch darüber nach, wie mein Blog wahrgenommen wird.

Unsere Bedienung war eine total Nette, die hatte sichtlich viel Spaß mit uns. Sie hat etwas empfohlen, wo wir die Tage noch hinmüssen, aber die entsprechenden Locations müssen wir erst einmal finden. Für Sundowner ist der Ort prima geeignet, so dass wir wiederkehren werden.

Den Abend verbrachten wir wieder an der VA, wie Kenner sagen. Wieder mit einem Uber, man kann sich hier dran gewöhnen! Ziel war das Karibu, das ich schon bei anderer Gelegenheit kennenlernen durfte. Wir wurden aufmerksam bedient, aßen „Braii“ und Wild und Lachs, es war echt lecker. Wir hatten auf dem Rückweg zum Appartement noch einen Absacker in einer anderen Bar und uberten dann zurück.

Morgen ist Bus angesagt. Ich hoffe, Ihr werdet mit uns dabei sein.

Liebe Grüße, Euer Gerald

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