Von Cochem nach Klotten und Beilstein

Ihr Lieben,

das war ein wunder-, wunder-, wunderschöner Tag heute. Um 8 Uhr kämpfte ich mich aus der Pompfe, lief zum Hotel und frühstückte erst einmal ausgiebig. Das Hotel ist eigentlich ganz nett, das Frühstück gut und die Lage ist perfekt. Allein mein Zimmer ist für eine zierliche Fee konzipiert, mit einem Feen-Örtchen den Flur rüber. Leider bin ich kein grober Kerl, der im Körper einer Fee gefangen ist, auch andersherum wird kein Schuh draus. Naja.

Ich lief nach dem Frühstück noch einmal mit der Kamera durch den Ort, ich nehme hier einmal vorweg, der Schrittzähler glühte abends wieder. Um Punkt 10 Uhr stand ich dann an der Sesselbahn, vor mir schon ein Dutzend Leute. Todesmutig erstand ich ein Ticket und fuhr nach oben. Ich lief direkt zum Pinnerkreuz, einem beliebten Aussichtspunkt. Dort standen schon ein paar Menschen. Während meines kurzen Aufenthaltes wurden es dann sehr viele mehr und es knubbelte sich richtiggehend. Also, hier mein Tipp: So früh wie möglich hoch.

Dann wanderte ich zum Wildpark Klotten. Das war sehr anstrengend, es ging teils recht steil bergauf. Und alle 5 Minuten wurde einem per Schild mitgeteilt, dass es nur noch 15 Minuten dauere. Wahrscheinlich war das der Aktion „Drei identische Schilder zum Preis von einem“ geschuldet. Irgendwann kam ich plitsch-platschenass (es war wieder sehr heiß!) und völlig außer Atem am Eingang an. Wann denn die Greifvogelschau beginne, bat ich zu erfahren. Oh, das schaffe ich nicht mehr rechtzeitig, das sei am anderen Ende des Parks, es sei denn, ich liefe. Herrjeh! Ich lief. Und kam 10 Minuten zu früh an.

Die Schau war toll! Ich habe viel über die dort trainierten Vögel gelernt. Und wir waren ihnen sehr nah! Sie flogen nur Zentimeter über unseren Köpfen hin und her. Dann gab es Grizzlys, die man füttern durfte. Beeindruckende Tiere! Und Steinböcke und Wildschweine und Straußenvögel und und und. Und Vergnügungsattraktionen. Einige davon etwas aus der Zeit.

Hüpfburgen, Wasserrutschen, Bimmelbahnpferde. Ich fuhr immerhin einmal Achterbahn. Als ich ankam, ruhte das Geschäft. Man erläuterte mir, es müssten mindestens zwei Passagiere drin sitzen. Aber einer der Parkmitarbeiter meinte dann, er würde halt mit mir fahren, dann müsse ich nicht warten. Das fand ich sehr nett. Seien wir mal ehrlich, der Eintrittspreis von knapp 30 Euro ist hoch. Aber für schlankere Menschen, die auch Wasserrutsche, Wildwasserbahn und Karussell fahren dürfen, ist das in Ordnung.

Ich gondelte zurück in die Stadt und lief zu den Schiffsanlegestellen. Wann denn die nächste Tour sei? Oh, in vier Minuten, ich müsse rennen. Ach herrjeh, soll das Urlaub sein???? Ich rannte und wusste gar nicht, was ich eigentlich für 18 Euro gekauft hatte. Es war eine zweieinhalbstündige Fahrt nach Beilstein, dem „Dornröschen der Mosel“, ein wunderhübsches Örtchen mit einer über ihm thronenden, imposanten Burgruine. Die Fahrt ging an ein paar Attraktionen vorbei (Kloster, Doppelkirche, Schleuse [in die der Kapitän mit einem Affenzahn einfuhr, mit je zwei Zentimetern Platz an jeder Seite], Madonna im Berg etc.) und war ebenfalls sehr schön. Und ich musste mal ein paar Stunden nicht irgendwo hin rennen. Ich hatte sehr nette Tischgesellschaft, ein gesprächiges Rockerpärchen aus Koblenz und später ein lustiges Rentnerpärchen.

Nach der Rückkehr begab ich mich erst einmal in meine Minibutze, um mich frisch zu machen. Für den Abend hatte ich nämlich etwas feineres reserviert, einen Einzeltisch auf der Terrasse des Weingutes Hieronimi. Hatte ich im vorbeischippern gesehen und es sah nett aus. „Ein Einzeltisch auf der Terrasse? Heute? Um 19 Uhr? So kurzfristig? Ach herrjeh! Aber wir kriegen das hin.“ Ich mag die gastliche Art, die hier so vorherrscht. Alles sind so nett und freundlich und hilfsbereit.

Natürlich hat auch ein wunderwunderwunderschöner Tag seine kleinen Schattenseiten. Ganz Cochem wurde nämlich abends vom Partyschiff beschallt, das eine Rundfahrt mit Tanz versprach. Allein, sie fuhren und fuhren nicht ab. So war mein Abendessen überschattet vom Geschrei von Helene-Fischer- und Costa-Cordalis-Imitatoren.

Am Nebentisch saß die Familie Flodder, schwer angeheitert und philosophierte lautstark über Übersäuerung, Dünndarmflora und eitrige Wunden. Ich rief nach einer geduldigen halben Stunde rüber, dass ich den Teil mit dem Eiter nicht wirklich verstanden hätte. Von einem anderen Tisch rief ein Herr „Das mit dem Dünndarm war auch hochinteressant!“. Es wurde etwas besser und die Kellnerin bedankte sich flüsternd. Und irgendwann fuhr auch das Schiff ab. Hurra!

Aber insgesamt halt… Einfach ein super Tag.

Morgen möchte ich auf der Fahrt nach Hause noch zwei oder drei Sehenswürdigkeiten abklappern. Klappert ihr mit?

Liebe Grüße, Euer Gerry

Mein Verhältnis zu Sesselliften? Tiefenentspannt! Total!

P.S.: Die historische Senfmühle ist in einem Gebäude aus dem frühen 15. Jahrhundert untergebracht.

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