Tirana – Die Anreise und erste Eindrücke

Ihr Lieben,

wie gerne würde ich mal wieder schreiben können, dass die Anreise völlig problemlos und wie geplant vonstatten ging. Ich weiß wirklich nicht mehr, wann ich das letzte Mal pünktlich mit allen geplanten Verbindungen gereist bin. Als gebranntes Kind guckt man natürlich morgens schon nach, ob die Züge fahren, ob die Buslinie stillgelegt wurde oder ob das Herbstlaub gar ganz Deutschland in eine Personenverkehrsschockstarre versetzt hat. Heute fuhr meine Flughafen-S-Bahn nicht, auf die Straßenbahn musste ich knapp eine halbe Stunde warten und auf den Bus von Porz zum Flughafen dann auch noch einmal 20 Minuten. Insgesamt war ich weitaus länger zum Flughafen unterwegs, als von Köln nach Tirana.

Vor der Abreise habe ich heute morgen noch eine albanische eSim-Nummer installiert, das war Premiere für mich und ich war mir nicht sicher, ob es klappen würde. Ich nehme vorweg, ich bin jetzt glücklich mit einem Datenpaket für Albanien ausgestattet, 3 Gigabyte für 10 Euro.

Ja, und dann musste noch eine Offline-Straßenkarte für den Großraum Tirana heruntergeladen, der Koffer gepackt, Reiseunterlagen ausgedruckt und der Kühlschrank ausgeräumt werden. Stress, Stress, Stress, ich sachet Euch 🙂

Am Flughafen hat dann alles prima geklappt. Ich musste mich nur ein wenig sportlich betätigen, denn der Bus aus Porz hielt am äußersten Ende von Terminal 2, ich musste aber am genau entgegengesetzten Ende von Terminal 1 mein Gepäck aufgeben, um dann wieder an das Ende von Terminal 2 zu pesen, um zu boarden. Das war so anstrengend, ich musste auf halber Strecke rasten 🙂

Der Flug dauerte etwas über 2 Stunden, die Maschine rappelsvoll, und war wie üblich mit einer Menge kreischender Kids besetzt. Eine Stewardess rangelte mit einem Passagier, der partout nicht einsehen wollte, dass sein Schrankkoffer nicht mehr ins Gepäckfach passte. Warum müssen eigentlich so viele Menschen ihren gesamten Hausrat mit auf Reisen nehmen und das auch noch als Handgepäck?

Über den Wolken…

Für Tirana hat mir mein Guesthouse einen Fahrer geschickt, Klodi, der auch pünktlich vor Ort war und mich – nachdem ich noch ein paar Lek aus dem Geldautomaten gezogen hatte – mit wildem Fahrstil in die Stadt brachte. Man geht übrigens nicht zum Bezahlschalter, um dann den Wagen zu holen, sondern man fährt mit dem Wagen zum Bezahlschalter, lässt den Wagen mit laufendem Motor stehen, bezahlt, und kehrt zurück , was ein unglaubliches Chaos erzeugt. So ähnlich wie vor Kindergärten und Schulen hierzulande.

Mein Fahrer war sehr redselig, einer seiner Themenschwerpunkte war der deutsche Fußball, wozu ich ja nun gerade mal überhaupt nichts beitragen kann. Zudem wollte er wissen, wie groß alles ist, wie teuer alles ist, wie das Wetter ist, wie es in Deutschland überhaupt so ist. Und ob es nachts auch dunkel wird.

Nach 20 Minuten Fahrzeit war ich dann an meiner Unterkunft, die sehr klein, aber außerordentlich gut gelegen ist. Und es gibt einen Minikühlschrank! Einziges großes Manko ist, dass die Essensgerüche aus der Küche des zum Hotel gehörenden Restaurants bis zum Zimmer wabern. Nun ja, eine Bedürfnisanstalt wäre schlimmer.

Bevor ich essen ging, wollte ich unbedingt einen ersten Eindruck von Tirana erhaschen. Ich joggte daher zum nahegelegenen Skanderbeg-Platz. Der ist riesig, und es ist auch ziemlich viel los. Schrieb ich neulich, dass Dresden laut sei? Da legt Tirana noch mal eine Schippe drauf! An einer Ecke fand eine Techno-Party statt, die die halbe Stadt beschallte. Ich warf einen ersten Blick auf den berühmten Uhrenturm, auf Kirchtürme und Minarette. Die Straßenrestaurants und-cafés sind trotz der späten Uhrzeit immer noch sehr gut besucht.

Mein erster Eindruck bis jetzt: ich lag völlig falsch, was meine Erwartungen angeht! Es fing beim Flughafen an, ich erwartete eine Luftaufsichtsbaracke und fand einen relativ modernen Flughafen vor, sogar mit automatischer Passkontrolle. Die Stadt ist auch ganz anders, als ich mir ausgemalt hatte. Aus einem mir völlig unerfindlichen Grund rechnete ich mit Plattenbauten und Schuttbergen. So ein Quatsch! Natürlich gibt es Ecken, die nicht ganz so picobello sind, aber es überwiegen moderne Hochhäuser, zwischen denen sich geschichtsträchtige Bauten verstecken.

Ich erstand eine sündhaft teure Flasche albanischen Tempranillo fürs Hotelzimmer, setzte mich auf die Hotelterrasse und orderte Bier und Pizza. Der Kellner kam und teilte mir mit, meine Pizza sei sehr durchgebacken, ob ich sie wohl dennoch nähme… Naja, der Rand war ein bisschen dunkel, aber man konnte sie essen. Und das Flair stimmt. Bei 18 Grad draußen zwischen Bäumen, Schirmen und Lampions, das ist schon nett. Morgen möchte ich dann aber mal nach traditioneller Küche schauen.

Aber erst bin ich mit Koli verabredet, der mir drei Stunden seine Stadt zeigen wird. Bin gespannt. Ich glaube aber, es gefällt mir hier.

Geht Ihr morgen mit auf Stadtführung? Würde mich freuen!

Liebe Grüße aus Tirana,
Euer Gerry

4 Gedanken zu „Tirana – Die Anreise und erste Eindrücke“

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