Ihr Lieben,
kennt Ihr das, wenn Ihr morgens nach einer Feiernacht aufwacht, in den Spiegel guckt und dann seht Ihr ein Tattoo auf Eurer linken Brust: „I luv Playa del Inglés“? Nee, ich gottseidank auch nicht.
Dennoch war es eine der Bier-auf-Wein-lass-das-Sein-Nächte, die erforderten, dass ich mich erst gegen Mittag aus dem Bett schälte. Ich gönnte mir ein Frühstück deluxe mit allem Zipp und Zapp und gammelte den Nachmittag herum.
Am Abend dann das große Event in der Konzerthalle von Las Palmas: Das Orquesta Comunitaria de Gran Canaria spielt Film- und Videospielmusik mit Unterstützung des dazugehörigen Chores im Auditorio Alfredo Kraus (der bekanntlich auf Gran Canaria geboren wurde).
Ich wollte eigentlich ausreichend früh losfahren, um stressfrei in Las Palmas anzukommen. Leider war dann unterwegs so viel los, dass ich erst gegen viertel vor 6 am Parkhaus des Zentrums Las Arenas ankam, wo schon eine lange Schlange Autos Einlass begehrte. Dann suchte ich ewig und drei Tage nach einem Parkplatz, so voll war das. Die erste Schweißperle rief „Grüß Gott!“. Dann finde mal in einem Einkaufszentrum von der Größe Mexico-Citys den Ausgang. Ich bin Punkt 18 Uhr am Eingang gewesen und war gestresst hoch 10. Völlig unnötig, denn die einheimischen Besucher ließen sich Zeit wie sonst was und das Konzert ging erst eine viertel Stunde später los. Davor spielten sich lorioteske Szenen an, denn die Bestuhlungsnummerierung im Auditorio ist etwas verwirrend und einige Personen mussten Ihre Plätze wieder wechseln.
Das Konzert war in zweierlei Hinsicht beeindruckend. Erstens war die Bühne vollgepackt. Alleine ca. 75 Sängerinnen und Sänger, dazu das gesamte symphonische Aufgebot in Höchstbesetzung. Alleine 7 Schlagzeuger!!! Zum zweiten dachte ich, ach, so Filmmusik, da kannste bestimmt viel mitsingen. Nee, ich kannte kaum ein Stück. Zwei kamen mir vage bekannt, eins deutlich bekannt vor. Man sieht, Filmmusik läuft irgendwie immer nebenher, dabei waren die Kompositionen alles andere als larifari. Zwei Stücke wurden mit einer Inbrunst (und Orgelbegleitung) vorgetragen, dass ich Gänsehaut bekam.
Zu jedem Musikstück gab es einen kleinen Vortrag vorab, der aber leider keine Hinweise auf das Stück an sich gab. Es gab auch eine Sopranistinneneinlage und einer der Posaunisten wurde frenetisch gefeiert, weil…. tja, da reichte mein Spanisch nicht für aus, aber er hatte – so erläuterte der Dirigent – mit irgendeiner Komposition direkt zu tun. Alles in allem ein sinnvoll verbrachter Abend. Ich gucke später nochmal nach, ob noch was nettes ausgeführt wird.
Eigentlich wollte ich noch im Arenas-Zentrum einkaufen. Aber es war so dermaßen wuselig da. Ich besorgte mir dann lieber in Arinaga noch eine Kleinigkeit. Ein (bis auf den Parkhausstress) entspannter und gemütlicher Tag und das auch noch mit Kultur. Was will man mehr?
Liebe Grüße
Euer Gerry
P.S.: Da ich gefragt wurde… die Taxifahrt kostete 36 Euro, das finde ich völlig okay. Preise an sich sind ja auf der Insel viel niedriger als daheim. Die Konzertkarte kostete 10 Euro, das Benzin ist bis zu 50 Cent preiswerter. Die Kanaren werden aber auch stark vom spanischen Festland subventioniert. Ich würde mal, auch was Supermarkt- und Ausgehpreise angeht, behaupten, dass ein „deutscher Euro“ hier die Kaufkraft von etwa 1,40 € hat. Vielleicht gibt es da ja Erhebungen zu.
P.P.S.: Die kanarischen Parkhäuser haben alle!! einen Belag, der die Reifen quietschen lässt, und zwar immens laut. Wenn man gestresst ist, ist das nicht besonders hilfreich…. 🤣
P.P.P.S.: Der Autor ist in feierlicher Stimmung….