Ihr Lieben,
das „Salteado del Mar“ gestern Abend war köstlich. Das kanarische Essen ist ein weiterer Grund, den Archipel zu lieben. Auf dem Rückweg vom Restaurant beschien der Vollmond die Silhouette von Arinaga. Das war schon ein schöner Anblick:
Während ich morgens dann mal wieder so gar nicht in die Pötte kam, hörte ich von draußen plötzlich eine Blaskapelle. Schnell mal auf die Dachterrasse: Tatsächlich, eine kleine Prozession von Bläsern und Schlagzeugern, nur für mich. Ich war ganz gerührt. Leider bogen sie recht schnell um eine Hausecke, so dass das Vergnügen nur kurz war.
Mir gingen so langsam ein paar Dinge zur Neige, so startete ich morgens erst einmal einen Großeinkauf. Auf dem Weg zum Auto kam die Blaskapelle wieder vorbei und intonierte unter anderem Jingle Bells. Man bot mir Lose an, aber ich verstand nicht, wofür die waren. Ich spendete ein bisschen und verzichtete auf die Zettel. Als Supermarkt suchte ich mir einen ganz edlen Mercadona aus. Ehrlich. Ich bin so aufgeräumte und appetitliche Supermärkte nicht gewohnt. Auch der Carrefour ist ein Traum. Mitarbeiter wiegen das Obst für einen ab, es gibt Frischetheken, die selbst für Spontanmegafêten alles vorrätig hätten und alles ist so …. ja eben appetitlich. Ich möchte so etwas in Poll!!!! Ich musste nur höllisch aufpassen, dass sich nicht schon wieder irgendwelches Gebäck von selbst in meinen Einkaufswagen legte. Jaja! Das passiert öfter, als man denkt. Meist versteckt es sich dann auf dem Kassenband noch unter anderen Dingen, so dass man erst zuhause merkt, wie sich die kleinen Biester wieder einmal unbemerkt in Deine Tasche haben schmuggeln können.
Wieder daheim, lud ich alles aus (dem Gebäck hatte ich heute ausnahmsweise mal ein Schnippchen geschlagen!) und machte mich partyfein. Ich hatte mit Artur und Hubertus verabredet, dass wir uns im Café Wien im Einkaufszentrum CITA verabreden, danach bei ihnen im Hotel essen und dann das Yumbo-Center mit allen uns zur Verfügung stehenden Mittel unsicher machen. Also, auf zum Centro Polideportivo, wo sich die Bushaltestelle befindet. Dort wartete und wartete ich. Der Bus fährt übrigens nur einmal in der Stunde. Und es warteten andere Menschen. Die ließen sich irgendwann mit Autos abholen. Ich schrieb Hubertus, dass der Sch…. Bus nicht käme, wir müssten uns vertagen, schwupp, da kam er. Der Bus, nicht Hubertus. Man muss nur meckern, dann tut sich was.
Mit einer halben Stunde Verspätung traf ich im CITA-Zentrum ein. Puh. Ein wildes Durcheinander von Läden in fast dystopischem Setting. Ich fragte mich zum Café Wien durch, es ist offenbar eine Institution. Dort warteten meine beiden lieben Nachbarn schon und während wir dort unsere Kaltgetränke zu uns nahmen, tauchten auch die ein oder anderen Bekannten dort auf. Ich entwickele so langsam ein Gefühl, wie dieses „Wir sehen uns in Maspalomas“-Gefühl funktioniert. Das war schon ein sehr netter Auftakt.
Das Hotel von meinen Lieben ist sehr schön und man hatte uns vorher informiert, dass Gäste 25 Euro für das Büffet zu zahlen hätten. Das hat dann Arturito (so heißt er halt in Spanien) für mich übernommen. Das fand ich nett und an dieser Stelle mal Danke an Eure Reisekasse, Ihr Beiden! Und es hat sich gelohnt. Das Essen war wirklich eins der besseren, verglichen mit denen, die ich in meinen Urlaubshotels so bekommen habe. Paella de Sepia, Ropa Vieja, Kaninchen kanarischer Art. Legga!
Wir zogen ins Yumbo-Center. Das Epizentrum der schwulen Gemeinschaft im Süden der Insel. Wir saßen auf der unteren Ebene in einer Bar, Freunde von Hubertus und Artur kamen dazu. Die Bedienung verlor nach der Erstbestellung zeitweise das Interesse an uns, ging aber um so flotter dabei vor, eine Zikade im Gebüsch hinter uns zu jagen, die wirklich bis zur westafrikanischen Küste zu hören gewesen sein musste. Mit vier Mann hoch (davon zwei Frauen, so sie sich nicht anders identifizieren) schlugen sie mit Speisekarten in die Botanik…., das erinnerte schon schwer an Slapstick. Ein Straßenverkäufer wollte uns eine Art Lichthubschrauber zum Sonderpreis von nur 2000 Euro pro Stück verkaufen, und selbst als ich dann 4 für 10 Euro erstand, waren wir uns alle einig, dass er das Geschäft seines Lebens gemacht hatte. Alle paar Minuten lief…. nennen wir ihn Herbert… Herbert vorbei, der uns schon im Café Wien angesprochen hatte. Er sei seit drei Wochen hier und würde das erste Mal Menschen kennenlernen. Damit meinte er uns. Herbert hat uns aber dann bei seinen Runden nicht wahrgenommen, obwohl wir zu Anfang noch nach ihm riefen.
Jetzt wollte ich, wo ich schon einmal da und der Bus nach Arinaga längst abgefahren war, auch die legendäre „Hier bin ich immer“-Kneipe eines anderen Freundes kennenlernen. Die war dann auch ganz nett (90er-Jahre-Mucke). Nur waren der Wirt – den ich kurz von diesem Freund grüßen wollte – und ich kurz irritiert, dass wir zwar von der gleichen Person sprachen, sie aber offensichtlich zwei unterschiedliche Berufe hat. Hm. Der Wirt war möglicherweise aber schon angeheitert, ich denke, der hat da vielleicht etwas verwechselt.
Es wurde seeeehr spät und wir verabschiedeten uns. Ich nahm ein Taxi zurück nach Hause und war vorbereitet worden, dass es nicht ganz so teuer werden würde. Und ja. Mit Trinkgeld und Nachtzuschlag gerechnet kam ich erstaunlich preiswert weg. Der Fahrer, der kein Navi hatte, war ganz begeistert davon, dass ich rechts, links und geradeaus auf Spanisch beherrschte und ihn ans Ziel navigierte.
Was meine Fortschritte in Spanisch angeht: mir wurde von einem Westsaharer gesagt, dass mein Spanisch ein völlig anderes sei, als seins, dafür sagte mir eine Kubanerin, ich spräche ein niedliches Spanisch. Was bedeutet das alles? Ansonsten muss ich mein Geschmipfe über den Süden der Insel mal revidieren: Wenn man mit den richtigen Leuten unterwegs ist, ist das sehr schön da. Also, Hubsi und Arturito: Danke für den schönen Abend!
Morgen muss ich ja ins Auditorio Alfredo Kraus. Ich werde daher tagsüber nichts machen. Und deswegen gibt es abends nur eine kleine Konzertkritik.
Hasta luego, Ihr Lieben!
Euer Gerry
P.S.: Besonders mein Nachbar Hubertus lieeebt Fotografien!
P.P.S.: Ich habe nach langjähriger Forschungsarbeit endlich den geheimen Schiffsfriedhof der Armada gefunden:
P.P.P.S.: Es ist 3 Uhr früh, wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!