Tag 3: Mma Ramotswe, wir kommen!

Allerdings nicht nach Gaborone, Ihr Lieben, wo diese fiktive Privatdetektivin ihr Wesen treibt.

Ich schrieb es bereits: Eine Romanfigur hat auch damit zu tun, dass ich diese Reise mache. Und heute verlassen wir Namibia schon und machen uns auf Entdeckungsreise durch das nördliche Botswana, wo die Highlights u.a. das Okovangodelta und der Chobe Nationalpark sind.

Gestern hatten wir ja das angekündigte Treffen mit Dumile und Jenny und uns wurden Daten, Preise und Termine um die Ohren geworfen, dass diese wie Dumbos Riesenlauscher nur so hin- und herschlackerten. Es kann dermaßen viel optional gemacht werden, unglaublich. Bestimmte Aktivitäten sind aber alles andere als preiswert. Allein der Besuch der Victoria Wasserfälle kostet 50 US$. Der Hubschrauberflug darüber für 15 Minuten 175 US$, wenn ich richtig hingehört habe. Weitere optionale Aktivitäten hingegen sind nach Dumiles Meinung gefährlich. Die Bootsfahrt zu den Hippos z.B., die so lange bezahlbar wirkt, bis diese vermeintlich gutmütigen Riesen mal ein Boot kentern lassen. Vieles muss in bar entrichtet werden, daher sollte man immer ein Auge auf seine Devisen haben.

Es wird auf jeden Fall sehr spannend und bestimmt nicht langweilig. Bei der Vorstellung der Reise haben wir uns als Gruppe wieder ein ganz klein wenig besser kennengelernt, beim darauffolgenden Abendessen in Kleintischgruppen dann in geänderter Konstellation noch mehr. Ich habe natürlich meine Lieblinge schon entdeckt und spüre auch etwas Gegeninteresse. Niemand ist bisher unangenehm aufgefallen, aber einige Mitreisende sind eben spannendere oder lustigere Gesprächspartner. Ich denke, dass sich die richtigen Grüppchen herausbilden werden. Das Abendessen war übrigens in Buffetform, qualitativ unter den südafrikanischen Standards, über die ich in meinen Südafrika-Berichten so lobende Worte fand, aber durchaus vielfältig und lecker. Für umgerechnet 15 Euro darf man ja auch nicht mosern. Außerdem habe ich mal wieder seit langem einen Pinotage aus der False Bay getrunken, den ich sehr mochte.

Die Nachricht des Abends aber war, dass wir uns um 6 Uhr 30 zum Frühstück versammeln und um Viertel nach 7 abdüsen. Herrjeh! Hätte ich doch bloß Herrn Jemine mitgenommen, der könnte mir beistehen (Insider). Aber es wird noch schlimmer kommen: An einem Tag werden wir um 5 Uhr irgendwas mit Sonnenaufgang oder so machen. Ich war so erschrocken, dass ich den Rest der Ankündigung nicht mitbekam. Zusammengefasst: Viel, früh, teuer. Aber das war ja teilweise bekannt. Ich werde Urlaub vom Urlaub brauchen. So, jetzt aber erstmal ab zum Frühstückssaal. Am Abend berichte ich dann weiter.

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Die Landschaft ist atemberaubend!

Nun zu heute: Wir fuhren nach einem guten Frühstück Richtung botswanische Grenze und machten einen ersten Stopp in Gogabis, um uns dort mit Snacks und Getränken zu versorgen. Außer dem Sparmarkt haben wir von dem Ort nichts gesehen. Wie ja auch von Windhoek mehr oder weniger nichts (aber da sind wir am Ende der Reise ja nochmal). Aber ich war froh, als ich im Weinregal des SPAR „Protea“ entdeckte, einen mir sehr genehmen südafrikanischen Rosé. Da aber die Bierschränke abgeschlossen waren, war sofort klar: Sonntag! Alkoholverkaufsverbot. Ich habe dennoch zwei Flaschen in mein Körbchen gehievt und wurde erwartungsgemäß an der Kasse belehrt, man dürfe mir den Wein nicht verkaufen. Ich setzte mein traurigstes Gesicht auf und bedauerte diesen Umstand sehr. Dann setzte ich mein gewinnenstes Lächeln auf und machte Komplimente. Ich bin nun stolzer Besitzer zweier leckerer Flaschen Rosé.

Gogabis‘ Charme macht sich erst auf den zweiten Blick bemerkbar.

Die Straßen in Namibia sind sehr gut und Dumile hatte auch einen guten Zacken drauf. Hinter Zäunen, die sich die ganze Strecke ohne nennenswerte Abzweige entlangziehen, entdeckten wir Springböcke, Ziegen, Schafe, Kühe. Mitreisende haben zwei Giraffen gesichtet, andere eine Rotte Paviane. Die Landschaft ist schier endlos! Es dominieren Bäume, deren Zahl Legion ist, die aber nicht so nahe beieinanderstehen, dass es als Wald durchgehen würde.

We’ll have Champagne with the Chicken, James.

Kurz vor der botswanischen Grenze hielten wir an einem Rastplatz und nun wurde gemeinsam mit Jenny das Essen zubereitet: Es gab simple Sandwiches, aber dafür wurde geschnibbelt, eingedeckt, und nachher alles wieder gespült und weggeräumt. Jeder hat ein bisschen Hilfe beigesteuert. Und alle waren zufrieden. Dann kamen wir an die Grenze: Um Namibia zu verlassen, muss man ein Formular ausfüllen und seinen Pass stempeln lassen. Wir staunten Bauklötze, als wir gegen eine grün-weiße Wand aus botswanischen Kirchenmitgliedern einer Gemeinde liefen, die in Namibia eine Schwestergemeinde zu Ostern besucht hatte und nun wieder zurück in die Heimat wollten. So an die 312.000 Personen. Ein Grenzbeamter! Um es kurz zu machen, wir haben Stunden gebraucht und Dumile hat es auch noch beschleunigt, indem er uns in Minigruppen durch einen Seiteneingang lotste, wo wir schneller ann den Bearbeitungstresen kamen. Unchristlich? Nein, ich denke nicht, denn die grün-weiße Flotte karrte eine Busladung nach der anderen an und deren Inhalt drängelte sich ungeniert vor.

Wir mussten dann noch beim Entern von Botswana einen Gesundheitscheck überstehen, der darin bestand, dass unsere Unbedenklichkeit ohne Murren bescheinigt wurde. Naja, wir mussten für diese Reise immerhin alle geimpft sein und durften nach dem Gesundheitscheck am Namibia Airport schließlich auch einreisen. Und wie Ihr bestimmt von gestern noch wisst, war das eine Prozedur! Himmeldieberge (es hat doch wohl keiner gepetzt?)! Da konnte man das in Botswana ja eher locker mit uns sehen. Weiter ging es dann noch zum Einwanderungsschalter, das war auch so leicht und schnell. Ich glaube, dass eine der schlimmeren Hinterlassenschaften der Kolonialzeit auch die preußische Akribie ist. Wir werden übrigens wohl später auf der Reise auch auf Nama und Herero treffen, da wird die schlimmste Geschichte der deutschen Kolonialzeit in Namibia nicht undiskutiert bleiben.

In Botswana, Ihr glaubt es nicht, sah es von hier auf gleich vollkommen anders aus. Nee, nicht unbedingt die Landschaft, aber es wimmelte plötzlich von Tieren, die am Straßenrand grasten, die Straßen selbst bevölkerten und den Bus zu Bremsmanövern zwangen. Wir sind alle völlig baff. Sind das Tiere, die einen Besitzer haben? Gibt es eigentlich wilde Rinder? Und Wildpferde? Darüber hinaus kreuzten Schafe, Ziegen, Gnus und auch viele Esel in nicht unbeträchtlicher Herdengröße alle paar Meter unseren Weg. Das war also unsere erste Safari. Alles Nutztiere, aber in einer schier unglaublichen Dichte.

Wir mussten weitere 200 Kilometer bis zu unserer Unterkunft fahren und waren wegen des Zeitverlustes arg spät in der Tautona Lodge. Wir sollten dann das Abendessen am Bus vorbestellen und wurden anschließend zu unseren Zimmern gebracht. Ich habe ein Zimmer direkt am schönen Park, gegenüber des Restaurants. Ja, das spielt noch eine Rolle. Das „Zimmer“ ist riesig! Mit einem riesigen Strohdach, einem Badezimmer, einer Behelfsküche und einem Schlafzimmer, in dem auch ein Square-Dance-Festival ausgerichtet werden könnte. Nur alles ziemlich abgewohnt, aber sauber und irgendwie passend im positiven Sinne. Ich mag diese Lodge. Ich machte Katzenwäsche und lief zum Restaurant. Hier saßen die Lodge-Reisenden an einem großen Tisch und verstanden sich prächtig. Es ist wirklich eine gute Reisegruppe. Sechs unserer Mitreisenden haben sich für die Zeltvariante der Reise entschieden, die mussten dann noch in einem benachbarten Camp Ihre Zelte aufbauen und selbst kochen. Ich bin gespannt auf deren Bericht.

Das Abendessen verlief lustig, nachdem alle verstanden hatte, dass man, wenn man etwas wünscht, sich auch darum kümmern muss. In anderen Ländern Afrikas ist es auch normal, dass das Servicepersonal seeeehr relaxed ist und man sich als Gast unaufgeregt bemerkbar machen muss. Da ist die Truppe aber tiefenentspannt (übrigens viele Vielreiser dabei, die sind ja ohnehin gelassen).

Wir kommen zum Park-Zimmer. Dumile hat vor Erreichen der Lodge angekündigt, dass das traditionelle Jazz-Event stattfinden würde, man ihm aber versprochen hätte, auf die Gäste Rücksicht zu nehmen und es nicht ausufern zu lassen. Leute, während ich dies schreibe wird vor meinem Zimmer allerfeinste afrikanische Jazzmusik gespielt! Wer Manu Dibango (RIP) kennt, weiß, was ich meine. Und jetzt hat man, um 23 Uhr, aus Rücksicht offensichtlich aufgehört. Ich weiß, dass keiner der Künstler das lesen wird, aber ich hätte Euch auch noch 3 weitere Stunden zugehört.

Der Palmengarten vor meinem Zimmer mit Jazzkonzert

Ich weiß, wir haben immer noch nicht wirklich viel gemacht… und haben dennoch viel gemacht. Mir gefiel der Tag heute sehr, wir haben fast alle mit Einheimschen geredet, wir haben als Gruppe viel Spaß und eine „Nutztier-Safari“ gehabt, wir genossen die Weite der Landschaft, und jetzt kommt „Jenseits-von-Afrika“-Schmalz: das ganz besondere Licht.

Und jetzt bin ich auch wieder bettschwer und freue mich auf morgen. Wir wandern mit den San und fliegen am Nachmittag über das Okovango-Delta. Udo S., Grüße gehen raus an Dich!

Ich bin gerührt über die vielen Rückmeldungen zu meinen Reiseberichten und hoffe, Ihr seid auch morgen wieder virtuell mit mir unterwegs!

Liebe Grüße,
Euer Gerry

P.S.: Ich habe mir aus den Ramotswe-Romanen die Grußformel für Frauen und Männer gemerkt. „Dumela Mma“ bzw. „Dumela Rra“. Der Damm ist dann gebrochen, ich liebe es! Sofort wird einem berichtet, welche deutschen Wörter man kann und schwupps, ist man im Gespräch.

P.P.S.: Unsere immens stabile Klapprigkeit (ich spreche vom Bus, nicht von mir) heißt Mbele. Dieses Wort hat mehrere Bedeutungen. Einmal steht es auf Swahili für „voran“, aber auch für Gatter und soll den protektiven Charakter des Gefährtes ausdrücken. (Huch, merke es gerade selbst.)

P.P.P.S.: Daniel, das ist jetzt für Dich. Es ist ein eher künstlerisch wertlos… äh… wertvolles Bild, da ich mit der neuen Kamera den Makro-Modus nicht finden konnte, bis ein Mitreisender (Danke A.) es mir erklärt hat. Für diese Kaktusblüte zu spät.

4 Gedanken zu „Tag 3: Mma Ramotswe, wir kommen!“

  1. „Udo S., Grüße gehen raus an Dich!“
    Habe ich weitergeleitet. Er ist sehr traurig, dass er nicht dabei sein kann 🙁
    Vielleicht kannst Du im Flieger ein kleines Video drehen? (wir werden alle … (Insider ;-))

  2. Hey Gerry, es ist soooo lustig ;-). Ich sitze mit meiner Familie im Auto auf dem Weg in den Hollandurlaub und lese deinen Blog laut vor. Es ist die schönste Unterhaltung, die wir seit langem auf einer schnöden Autobahn hatten. In 6 Tagen fahren wir zurück, die Bande freut sich schon auf die Geschichten, die ich dann vorlesen darf.
    Dir weiterhin viel Spaß! Heute Abend trinken wir ein Glas Rose auf dich!

  3. Toll, das du nach einem ereignisreichen Tag noch so toll schreiben kannst!
    Bei mir würden die Augen zufallen sobald ich das Bett sehe. 😂
    Liebe Grüße

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