Tag 2: Die Ankunft

(wie originell!)

Ihr Lieben,

ich stieg in den Flieger und bekam sofort eine Krise. Ich hatte ein halbes Dutzend kreischende Kinder um mich herum. Eins krakeelender als das andere. Mal ehrlich, wenn man nicht auswandert, warum nimmt man dann Babys mit? Aber möglicherweise gibt es keine Großeltern mehr, die aufpassen wollen…

Hinter mir saß ein Mann, der glaubte, das Entertainmentprogramm reagiere schneller, wenn man auf die Tasten einprügelt. Ich informierte ihn, dass eine leichte Berührung ausreiche, woraufhin er sich wortreich entschuldigte.
Und dann kam es ganz dicke.

Man montierte eine Babyschale vor mein Gesicht und packte eins der Bälger (sorry) da rein. Ich konnte meinen Monitor für das Entertinmentprogramm nicht mehr hochklappen und wie das mit dem Essen hätte gehen sollen, war mir auch ein Rätsel. Geschweige denn, mal den Fensterplatz verlassen zu können. Gezwungenermaßen tauschte ich mit der Mutter die Sitze (der Vater saß mit einem weiteren Kind schon in „meiner Reihe“ auf dem Gangplatz) und erhielt deren Gangplatz in der Mittelreihe links hinter mir. Adieu Schlaf, nichts mehr zum Anlehnen.

Man war sehr bemüht seitens des Kabinenpersonals, bot mir einen Mittelsitz in der Notausstiegsreihe an, aber das wäre ein noch schlechterer Tausch gewesen.
Ganz ehrlich. Ich war angepisst ohne Ende, hatte ich ja immerhin einen nicht unerheblichen Aufpreis für den Sitz bezahlt. Ansonsten war der Flieger voll und es gab keine Alternativen.

Nach dem Essen (das loriotesk ablief) wollte die Stewardess dann etwas aus der Ablage über mir holen. Dabei ließ sie einen Stapel Kotztüten und Servietten über mich regnen. Sie ist vor Schreck fast gestorben. Mein Sitznachbar hatte keine Probleme mit seiner Schlafposition und gab im Minutentakt Grunzlaute von sich, die an einen gequälten Wolpertinger erinnerten.

Ein Mann aus einem Mittelsitz rechts hinter mir schloss sich übrigens kurz nach dem Start auf der Toilette ein und verließ sie nur einmal in der Mitte des Fluges kurz, um sich dann wieder bis zur Landung einzuschließen. Ich habe keine Vorstellung, in welcher Haltung die Bordtoilette bequemer sein soll… Ich achte auf dem Rückflug mal darauf.

Ethiopian hatte sich eigentlich damit für mich erledigt, aber ich habe / hatte ja noch drei weitere Flüge mit denen zu absolvieren.

Völlig zerschlagen kam ich in Addis Abeba an. Wir mussten trotz Transfer noch einmal durch die Sicherheitskontrolle, die allerdings eine Farce war.

Etwas angeschlagen…

Im Transitbereich gönnte ich mir einen Kaffee. Kaffee in Äthiopien, das hat doch was. Da hat mich dann ein völlig zugedröhnter Österreicher angequasselt, der auf seinen Anschlussflug nach Maputo wartete und im Minutentakt Bier und Wodka in sich reinschüttete. Gottseidank kam dann eine junge Israelin rein, über die er dann herfiel. Ich nutzte die Gelegenheit und empfahl mich.

Der zweite Flug war dann keine Katastrophe, aber auch kein Zuckerschlecken, wieder Gangplatz, aber mit extrem viel Beinfreiheit. Hier war ich von Franzosen umringt, die mich – in Zusammenarbeit mit der Stewardess – erst mit Wasser übergossen und dann einen kleinen Rucksack auf meinen Schädel fallen ließen. Naja, da kann ja nicht mehr viel kaputt gemacht werden. Sie beschworen in beiden Fällen lautstark die deutsch-französische Freundschaft.

Endlich landeten wir…. ja, genau, mitten in der Wüste. Faszinierend. Der Flughafen Windhoek liegt etwas außerhalb und besteht vorwiegend aus Luftaufsichtsbarracken. Die Einreisefomalitäten zogen sich wie Zahnarztbesuche. Und zeitgleich waren zwei Flieger aus Johannesburg und Kapstadt gelandet. Und der Zoll hat seine Aufgabe noch sehr ernst genommen! Nur die Dame vom „Gesundheitshafen“ war völlig zurükhaltend. Es hat eine kleine Ewigkeit gedauert, bis sich unsere 20-köpfige Reisegruppe zusammenfand. Dann erstmal Namibia-Dollar ziehen und mit Getränken versorgen.

Unsere beiden künftigen Reisebegleiter sind Jenny, die Köchin, und Dumile, der Fahrer, und im Duo unsere Reiseleiter. Ich gehe davon aus, dass Djoser keinen anderen mehr vor Ort hatte, denn es war wohl ein deutschsprachiger Begleiter angekündigt. Und das können beide nicht. Und ich fürchte, wir haben in der Gruppe zwei oder drei Teilnehmer, denen das vielleicht nicht zusagt. Zu recht womöglich.

Wir fuhren 30 Kilometer in dem klapprigen Jeep-Bus, den ich schon bei der Präsentation im Kölner Hotel gesehen hatte, und ja, ich lag richtig, das wird eine Herausforderung für meine Wirbelsäule. Aber Führer und Reisegruppe scheinen nett und es ist halt ein Abenteuer. Und in den letzten 24 Stunden ist so viel Mist passiert, es kann ja jetzt nur noch Gutes widerfahren 🙂

Die Fahrt lieferte erste, aber nicht beweisfeste Eindrücke von Windhoek und Umgebung. Alles karg, aber dennoch grün, viel Gebirge und sehr zersiedelt. Aber weiß Gott, wo unser Safari-Hotel liegt. Wilde Tiere habe ich auch schon gesichtet. Nämlich eine Herde Schafe.

Gerade sammeln und säubern sich alle im Hotel, das ein wenig altbacken, aber schön ist (ich begab mich nach einer schnellen Dusche in die Hotelbar), danach halten unsere Guides um 18 Uhr eine Pressekonferenz und dann geht es zum gemeinsamen Dinner. Und danach schmeisse ich mich ins Bett.

Morgen erzähle ich dann hoffentlich nur Schönes. Aber ich hoffe, Ihr freut Euch auch an den heutigen Schilderungen, die ich in ein paar Jahren laut lachend und völlig überzogen wiedergeben werde. Auch unangenehmes hat sein gutes.

Also, bis morgen? Würde mich freuen!
Euer Gerry

Waffen gehören übrigens nicht ins Handgepäck, die gehören in den Koffer!

5 Gedanken zu „Tag 2: Die Ankunft“

  1. Hallo lieber Gerry, nach dem grässlichen Start ins Abenteuer, kann dich nichts mehr erschüttern. Ab jetzt wird alles nur noch besser 👍🍀. Zur Not musst du dich öfters an einem 🍺 oder 🍺🍺 festhalten. Darauf ist wenigstens Verlass. Ich wünsche dir eine erholsame Nacht und morgen einen tollen Tag mit vielen schönen Eindrücken. Ich freue mich schon darauf. Liebe Grüsse Pauline

  2. Es ist so lustig, ich könnt mich weg lachen 😂
    Aber Du weißt ja….Ende gut, alles gut
    Ich freue mich aufs weiterlesen, Gruß Claudia

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