Tag 9: Dr. Livingstone, I presume…

Ihr Lieben,

was habe ich da gestern von Regen geschrieben? Heute war Wolkenbruch. Wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne. Aber von Anfang an.

Ich bin irgendwann eingeratzt, obwohl ich mir noch ein Weinchen eingeschenkt hatte. Ich war wohl einfach platt. Da konnte auch die feiernde und johlende Jugend vom Zeltplatz nichts dran ändern. Geweckt wurde ich von einer Melange aus Vogelstimmen und kreisenden Helikoptern. VicFalls, wie wir Kenner den Ort nennen, ist extrem trubelig. Nach einem guten Frühstück in der ansprechenden Hotelanlage brachen wir zu unserem Rundflug auf. Ich fasse mich kurz: Sensationell! Es war teuer, es war recht kurz, es war sensationell! Man hat einen ganz anderen Blick auf das Geschehen. Erst aus der Luft erschließt sich die ganze Imposanz dieses Naturwunders. Spektakulär! So, ich denke, ich habe mich verständlich machen können. Zur Sicherheit: FANTASTISCH!

Wir haben uns danach zu viert aufgemacht, den Nationalpark zu Fuß zu besuchen. Der Eintritt ist gepfeffert, 50 US-Dollar. Aber auch das muss man hinnehmen, denn… also, das muss man doch nicht erklären, es sind die Falls! Es gibt 16 Aussichtspunkte, beginnend bei einer Statue des Missionars und Entdeckers David Livingstone, der eine Zeit lang als verschollen galt, und der angeblich von Henry Morgan Stanley mit eben den Worten aus der Überschrift beim Wiederfinden begrüßt wurde. Livingstone gilt als Entdecker der Fälle. Ich bin sicher, die Einheimischen freuten sich auch über Sir Davids Entdeckung; ihr ahnt, was ich meine.

Aber zurück zum Thema: Je weiter man auf dem Pfad entlang der Fälle kommt, umso stärker sind die Auswirkungen der Gischt zu spüren. Später hat man das Gefühl in einem Wolkenbruch zu sein. Ich hatte mir, nachdem ich sah, wie klatschnasse Menschen den Park verließen, zu Beginn gottseidank ein Regencape gemietet, damit meine neue Kamera nicht schon wieder ersäuft wird. Das war klug, denn ich war von oben, von vorne und von unten komplett nass, aber der Rucksack blieb trocken.Interessanterweise ist es auch ein Rain Forest National Park. Nur hatte ich mir darunter immer etwas anderes vorgestellt.

Alles in allem ein Highlight, nicht nur bezogen auf diese, sondern auch auf andere Reisen. Wahnsinn. Wo kommt bloß all das Wasser her? Ich setzte mich mit dem anderen Alleinreisenden auf ein Bier in das Parkcafé, um zu trocknen, den beiden Begleiterinnen war mehr nach Hotel. Wir trafen dann noch auf viele andere Mitreisende der Gruppe, die durch das Restaurant liefen und allesamt genauso begeistert von dem Erlebnis Victoriafälle waren.

Am Abend trafen A. (wie anderer Alleinreisender) und ich uns mit einem Zeltcamperpärchen außerhalb des Hotels zum Essen. Mit Beiden hatte ich zwar schon ab und zu geplaudert, aber es war richtig schön, mal ein längeres Gespräch zu führen. Mich hat dabei natürlich auch interessiert, wie die Zeltvariante der Reise sich so anfühlt, aber das hat am Ende nur einen Bruchteil der kurzweiligen Unterhaltung ausgemacht. Die Beiden reisen auch viel und bekanntermaßen kann man mit solchen Menschen immer ein tolles Gespräch führen.

Unsere Reiseroute hat sich etwas geändert. Laut Hotelliste wären wir eigentlich morgen wieder in Botswana, laut korrigierter Reiseroute sind wir aber in Namibia. Ich bin völlig ahnungslos, was morgen passieren soll. Ich weiß nur, dass die Unterkunft keine Verpflegung anbietet und wir uns bei den Campern einkaufen müssen. Aber da freue ich mich drauf, denn dann sind auch alle mal beim Abendessen zusammen.

Ihr Lieben, es läuft vielleicht nicht immer alles rund (heute musste ich z.B. wegen Störungen dreimal zur Rezeption [Dusche kaputt, Wäsche falsch, WLAN-Passwort falsch]), aber ich kann nur jedem raten, den Weg seines Traums anzutreten! Das muss ja nicht, wie bei mir, eine Reise sein. Ich habe zwei Ziele meiner sich ständig ändernden „Top-10-Löffelliste“ besucht (Botsuana und Victoriafälle; und Namibia wäre ohnehin ein Nachrücker gewesen) und es fühlt sich sagenhaft gut an, wenn man seine Träume wahr macht und dann auch noch alles andere als enttäuscht ist.

Sehen wir uns morgen in Katima Mulilo? Ich würde mich freuen!

Liebe Grüße
Euer Gerry

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