Tag 10 bis 12: Digital Detox Days

Ihr Lieben,

wir waren im NoLanLand. Daher gibt heute gleich drei Geschichten auf einmal. Und das zusammengestückelt aus kleinen Notizen, die ich mir unterwegs gemacht habe. Ich hoffe, es ist nicht zu wirr und zu viel. Los geht’s.

Am Sonntag fuhren wir wieder früh ab, um zu verhindern, dass 3 andere Tourbusse uns bei den zahlreichen Grenzübertritten und anderen Kontrollen in die Quere kamen. Wir verließen Simbabwe und reisten auf direktem Wege durch Botswana nach Namibia, dabei passierten wir Kontrollposten für Maul- und Klauenseuche und die Nationalparkkontrollen, denn wir fuhren wieder durch den Chobe Nationalpark. Die Dame der Gesundheitsbehörde fand Obst im Bus, das war nicht gestattet, und so musste Dumile löhnen. Wir hatten zuvor aber eine Gemeinschaftskasse aufgemacht, so dass es nicht an ihm hängen bleibt.

Wir steuerten Katima Mulilo an, um einzukaufen, und, oh Schreck, es war ja Sonntag, also gab es kein Alkohol. Wir blieben auch nicht in Katila, sondern fuhren noch 140 Kilometer weiter in die Sharwimbo River Lodge, wo es kein Restaurant, keine Bar, kein W-LAN und kein Nichts gab. Tja, Digital Detox Days waren angesagt.

Das Mittagessen fand dann auf dem Weg dahin wieder an einem Rastplatz statt und war sehr simpel. Die Lodge ist sehr einfach und liegt direkt am Kwando-Fluss. Was an Annehmlichkeiten fehlt, macht die Lage wieder wett. Wir haben Flusspferde beobachtet, Vögel fotografiert, abends lecker gegessen – Jenny kann gut kochen – und dann einen unglaublichen Sternenhimmel inklusive Milchstraße genießen dürfen.

Die Geräuschkulisse in der Nacht war unglaublich. Gequake, Gegrunze, Gepfeife, Gezwitscher, Geblöke… und nichts davon kam von mir selbst. Flusspferde z.B. können echt laut sein. Das war zwar superspannend, aber ich musste dann doch Ohrstöpsel nehmen.

Zu meinem Schnupfen gesellte sich übrigens anderntags auch noch ein Husten. Doch die Mitreisenden sind hervorragend mit Medikamenten ausgestattet, dass sie mich mit Pillen und Pastillen förmlich überschütteten, wie weiland Nofretete ihren Architekten Numerobis mit Gold. Auch für meine Nagelhautentzündung ist bestens gesorgt. Der reinste Apothekenbus.

Am nächsten Morgen kamen wir in den Genuss von Jennys Frühstück, wie es die Camper seit Beginn der Reise haben. Das kann locker mit jedem Hotel und jeder Lodge mithalten. Dass ich kein Porridge-Fan bin (neudeutsch für teuren Haferschleim), dafür kann sie ja nichts. Aber das Rührei und der Obstsalat waren der Hit. Beim Frühstück sahen wir in der Ferne auch Hippos an Land.

Wir brachen auf nach Rundu am Ende des Caprivi-Streifens, das ist der schmale nördliche Teil Namibias, der bis kurz vor den Victoria-Fällen nach Westen ragt. Die Fahrt dauerte sehr lange. Kurz nach Aufbruch bevölkerten Menschenmassen die Straßen, die von bestimmten Sammelpunkten aus in alle Himmelsrichtungen pilgerten. Sohlen sind wohl immer noch das Fortbewegungsmittel Nr. 1 hier. In Divundu legten wir einen Zwischenstopp ein, um einzukaufen. Eine trostlose Mall mitten im Nirgendwo, viele Pröddelläden, aber auch ein gutsortierter Supermarkt. Wir kauften ihn fast leer… Am Ausgang musste man seinen Kassenzettel vorzeigen, der dann mit dem Inhalt der Einkaufstüten verglichen wurde.

Wir hatten Sonntag von Dumile gesagt bekommen, wie viel Bargeld wir für diverse Aktivitäten bräuchten und sollten daher bei dieser Mall entsprechend Geld am Automaten ziehen. Nachdem aber der erste Mitreisende Geld gezogen hatte, war die Maschine leer. Nunja. Hakuna Matata, sach ich da mal. Ich hätte auch welches gebraucht, habe mir aber von dem „Lostopfgewinner“ etwas ausgeborgt.

Mittags bereitete Jenny Hot-Dogs vor und sofort hatten wir Besuch von richtigen Hunden und einem schwer angetüterten Zeitgenossen, der Dumile beschimpfte. Dieser nahm es gelassen hin. Eine Vollbremsung musste er später auch mal hinlegen, als unvermittelt ein Rind aus eine Gruppe am Seitenstreifen ausbrach und plötzlich quer zum Bus stand. Ich nehme an, das Tier war suizidal veranlagt.

Am frühen Nachmittag erreichten wir die N’Kwazi-Lodge, die wunderschön am Okavango gelegen ist. Man blickt dort von Namibia auf Angola.
Die Hütten sind sehr schön eingerichtet, es gibt eine Bar und ein Restaurant, aber wieder keine Internetverbindung. Wir sollten uns schon bei Ankunft überlegen, ob wir eine traditionelle Tanzveranstaltung am Abend sehen oder uns nach Angola schippern lassen wollten. Für beide Aktivitäten fanden sich leider nicht genug Interessierte. So faulenzten wir ein bisschen und glotzten auf den Fluss, in dem sich Krokodile und Hippos tummeln sollen. Wir sahen keine, aber das Setting ist dennoch sehr schön.

Das Abendessen und das anschließende Beisammensein fanden bei Feuerstellen im Restaurant und der Bar statt. Es war ganz wunderbar. Eine Art Wildkatze beanspruchte viel Aufmerksamkeit. Sie hatte einen endlos langen Schwanz und war das Fotomotiv des Abends. Wahrscheinlich doch ein Marsipulami.

Diese Abwesenheit von Kontaktmöglichkeit war anfangs gar nicht mein Ding, aber man kommt schnell runter und genießt irgendwie mehr. Wir leben inzwischen unter vielleicht einfach anmutenden Umständen, aber in Wirklichkeit ist es der reinste Luxus.
Bei mir hat sich inzwischen eine mir völlig fremde Art des „Hakuna Matata“ breit gemacht. Ich weiß gar nicht, was die kommenden Tage passiert, es ist aber auch nicht mehr so wichtig. Das ist für meine Verhältnisse mehr als skurril!
Ja, und nun ist der Montag rum, ich sitze im Zimmer und lasse die beeindruckende Geräuschkulisse auf mich wirken und fühle mich gerade ziemlich gut.

Nach einem sehr leckeren Frühstück fuhren wir wieder endlos lange, um dann zu einer Lodge im Nirgendwo, 20 Kilometer entfernt von Grootfontein unterzukommen. Hier ist aber nun wirklich gar nichts. Keine schöne Gegend, kein Fluss, keine Aktivitäten und die Netzverbindung ist wieder Grotte. Wir sind leider wieder an einem Tiefpunkt der Reise angelangt. Das einzig erwähnenswerte ist ein halbwegs funktionierender Kühlschrank auf dem Zimmer.

In der Nähe soll es eine Schlucht geben, über die man mit einer „Zipline“ hin- und herfliegen kann, aber die ist nur 120 Meter lang. Da sitzte ich jetzt lieber in Dieseldampf und dem Geknarre des Generatoren, der ausgerechnet zwischen Pool und Bar aufgebaut werden musste. Ihr hört schon raus, die Begeisterung ist groß.

Viel mehr gibt es bisher von Tag 3 der Netzlosigkeit nicht zu berichten. Ich sach jetzt mal, dass es auch heute sinnlos ist, Fotos hochzuladen und melde mich dann morgen mal wieder.

Also: Gestern und vorgestern waren schöne Tage, der heute stört die guten Eindrücke leider etwas.

Bis morgen dann mal, wenn es die Technik es zulässt und mich kein sibirischer Tiger frisst, denn wir haben die kommenden Tage ein paar Safari-Einlagen.

Liebe Grüße
Euer Gerry

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