Tag 17: All by myself

Ihr Lieben,

was für ein schönes Hotel, was für ein tolles Frühstück! Austern und Champagner. Abenteuer und Lodges im „Outback“ sind ja ganz nett, aber so Warmduscher wie ich finden ein bisschen Luxus auch nicht verkehrt. Apropos Luxus: Da ich keine Aktivität gebucht hatte, konnte ich etwas ausschlafen, mal ohne Hektik, aber mit den sympathischen mitreisenden Schwestern frühstücken und dann gaaaanz alleine durch Swakopmund schlendern. Denn die Gruppe ist zwar immer noch grandios, aber es tut gerade gut, mal etwas in eigenem Tempo in aller Ruhe zu tun.

Das Restaurant gestern war sehr schön, das Essen okay (es war dann doch etwas zu viel Bierteig im Spiel), aber es war auch sehr laut und wir warteten zwei Stunden auf das Essen. Das war ein bisschen too much.

Swakopmund. Ich besuchte das alte Gefängnis, das immer noch in Betrieb zu sein scheint, den alten Bahnhof, nun ein Luxushotel, und erklomm den Turm des Woermann-Hauses. Sehr schöne Ausblicke hat man von dort. Auch einen Hindernisparcour über den Africa Handicraft Market brachte ich hinter mich.

In der Innenstadt gibt es ein ein wenig reißbrettanmutendes Dorf im Dorf mit Boutiquen, Souvenirshops und Restaurants. Sehr nett. In den Läden stellte ich fest, dass einige Souvenirs, die ich erstand, dort preiswerter waren als bei den fliegenden Händlern. Aber nicht so sehr, dass es schmerzte.

Gegen Mittag setzte ich mich in ein zu einer Buchhandlung gehörendes Café und genoß die kühle Brise in schönstem Sonnenschein mit frischgepresstem Orangensaft und einem wunderbaren Latte Macchiato.

So gestärkt klapperte ich eine Sehenswürdigkeit nach der anderen ab: Die Mole, die alten deutschen Häuser (u.A. Hohenzollernhaus und Altes Amtsgericht) und sogar das Aquarium. Das allerdings ist etwas deprimierend, u.a. wegen des völlig verstörten Adlerrochens, der in einem viel zu kleinen Becken lebt und ständig gegen die Wände schwimmt. Er machte den Eindruck, er wolle rausspringen.

Was ebenfalls etwas irritiert, ist das Marinedenkmal, das an die „glorreichen Helden“ erinnert, die gegen die Herero und Nama gekämpft haben. Da es ein Nationaldenkmal ist, scheiterten bisher alle Bemühungen, es zu entfernen. Auch Straßennamen wie Richthofen Av. passen möglicherweise nicht mehr so richtig in die heutige Zeit.

Aber: es gefällt mir hier ausnehmend gut. Ich sitze gerade im Farmhouse Deli an der Mole, glotze bei einem Hansa Draught aufs Meer und habe Urlaubsfeeling. Vorher war halt Reise, jetzt ist Urlaub. Morgen wieder Reise. Wenn Ihr versteht, was ich meine.

Auf dem Weg zum Hotel besuchte ich kurz noch das – man wird mir den Ausdruck nachsehen, wenn ich sage, dass es wirklich ganz toll ist – Mischmasch-Museum für…. äh, ja, Völkerkunde, Geschichte, Natur, und allem sonstigen. Immerhin gab es dort auch „the fifth of the big five“, den Leoparden, zu sehen.

Für das Abendessen hatten einige von uns eigentlich ein „Contemporary African Cuisine“-Restaurant ausgesucht, das aber viel zu früh die Pforten schloss. Unsere zweite Wahl war scheinbar ganz geschlossen und unsere dritte Wahl, zu der wir unreserviertermaßen aufbrachen, war völlig ausgebucht. Wir zogen zum Farmhouse Deli, wo ich mein Nachmittagsbier hatte und wo wir freudestrahlend begrüßt wurden. Wir, das sind übrigens die Schwestern, das Jungspundpaar und der Alleinreisende. Wir hatten den Abend des Jahres, mindestens! Die Kellnerinnen und wir hatten unendlich viel Spaß, wir haben uns gegenseitig Lieder vorgesungen und Sprachunterricht gegeben. Eine A-Capella-Band trat auf, deren CD ich erstand, und das Essen war – bis auf eine Portion versalzene Nudeln – wirklich gut, ebenso wie die Weine. „|namtsita ge a.“ heißt auf Khoekhoegowab übrigens „Ich liebe Dich“. Ich habe dazu noch ein Video gedreht…. 🤣

Meine Gesangseinlage „Sah ein Knab‘ ein Röslein steh’n“ wurde dafür von der Kellnerin gefilmt. Es war ein wirklich witziger Abend!

Wir kamen im Hotel an, wo weitere Mitreisende inzwischen eine Art Kampftrinken veranstalteten (was daran lag, dass die Bar verlauten ließ, dass es mit steigender Taktzahl auch überproportional mehr Freigetränke gäbe) und da hatten wir auch noch mal mächtig Spaß.

Morgen fahren wir über Solitaire nach Sesriem. Fahrt Ihr mit?

Liebe Grüße, Euer Gerry

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