Tag 19: Von Santiago de Cuba nach Havanna

Ihr Lieben,

wenn man bis spätestens 12 Uhr sein Zimmer geräumt haben muss, der Bus aber erst gegen 20 Uhr fährt, das ist schon blöd. Klar, das Gepäck kann man an der Rezeption lassen, aber irgendwie sitzt man gedanklich ja doch auf seinen gepackten Koffern. Dazu kommt, dass es heute besonders schwül ist, was das Herumlaufen zu einer Strapaze macht. Plus, dass Montags die meisten Museen geschlossen haben. Gut, nicht so viele, die ich jetzt noch hätte sehen wollen… Vielleicht das Karnevalsmuseum.

Das Frühstück habe ich in die Länge gezogen. Die Steckdose ist ersetzt, die Toasterei läuft wieder. Der Brandfleck bleibt als Mahnmal. Dann habe ich versucht, mein Gepäck clever umzupacken. Ich werde noch so einiges hier auf Kuba lassen, aber erst wieder in Havanna bei meinem letzten Gastgeber. Was soll ich einem Hotel Hygieneartikel, Medikamente und dergleichen geben? Das ist bei der Familie bestimmt besser aufgehoben. Kontakt hatten wir dann auch schon heute früh, damit Carlos Mitchel, mein Host, ungefähr weiß, wann ich aufschlage.

Um 10 Uhr besuchte ich das Büro von Cubana Airlines. 20 Leute vor mir. Ich hoffte ja, doch noch einen Flug zu ergattern. Fehlanzeige. Alle Plätze verkauft. „Ich schaue mal am Freitag…“ – „Neinneinnein, ich muss ja Mittwoch spätestens da sein!“ – „Dauert nur ein Sekündchen.“ – Das bringt mir doch aber… “ – „Nee, auch voll. Wollen wir mal kommende Woche aufrufen?“. Der gute Mann war so bemüht, bei ihm hätte ich bestimmt den Passierschein A38 bekommen. Wie? Ach, Leute, A38 gehört zur Allgemeinbildung!

Ich streunte also einfach erst einmal ein bisschen rum. Der Velázquez-Balkon hatte auf, war aber nicht wirklich spannend. Netter Ausblick. Ich guckte bei einem Domino-Spiel zu, das wird mit sehr viel Ernst und Energie betrieben. Die Steine werden nicht gelegt, sondern auf die Platte geknallt. Ich entdeckte noch eine kleine Touristen-Markthalle mit müder Auswahl, der Obst- und Gemüsemarkt daneben war mangels Ware geschlossen. Eine Seitenstraße parallel zur Enramadas war dann auch noch eine nette Entdeckung.

Ich schaute in das ein oder andere Café rein. Gibt es Milch oder Sahne für den Kaffee? Nö. Flasche Wasser? Nö. Ich blieb dann dort, wo man wenigstens kalten Fantaersatz hatte. So langsam begann ich, mir selbst auf den Nerv zu gehen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich an einem toten Punkt angekommen bin. Ich merke, dass es eben doch eine Reise ist, und kein Urlaub. Bin etwas erschöpft. Naja, die Busfahrt dauert ewige 15 Stunden, vielleicht kann ich dabei etwas schlafen. Ich nahm noch einen Cubata auf der Hotelterrasse (der Kellner hat sich so sehr über das Trinkgeld gefreut, dass ich mit dem Trinkspruch „arriba/abajo/al centro/pa dentro“) einen 11jährigen Rum aufs Haus bekam – sehr lecker) und schrieb dieses kleine Traktat, das jetzt ausnahmsweise sehr früh erscheint…

Wir sehen uns morgen dann wieder in Havanna, mal sehen, wie zerrupft ich dann aussehe. Wie eines der Vogelpräparate im Naturkundemuseum?

Liebe Grüße, Euer Gerry

P.S.: Und weil es so schön ist, noch ein Auto…

Vom Balkon des Gebäudes dahinter hat Castro den Sieg der Revolution verkündet.

2 Gedanken zu „Tag 19: Von Santiago de Cuba nach Havanna“

  1. Die Autos sind alle sehr schön, naja gut , sagen wir eher selten😉 aber nichts toppt dieses Planenvehikel🤩 Auto nenne ich es eher nicht. genieße noch die letzten Stunden, liebe Grüße Dagmar

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