Berlin, Berlin… du bist so wundersam, Berlin…

Ihr Lieben,

ist eine 4-Nächte-Reise nach Berlin noch ein Schnipsel? Ich weiß es nicht. Aber die ersten beiden Abende bin ich gar nicht zum Schreiben gekommen, weil wir zwei so lange unterwegs waren und dann noch auf dem Balkon geplaudert haben und die Tage danach war ich auch etwas faul, so dass es heute einmal alles auf einmal gibt.

„wir zwei“? Ja, Erika flog Freitag mit mir hin, denn wir hatten schon im November 2023 Karten für ein Konzert auf der Waldbühne gekauft. Zu der Zeit buchten wir auch die Hinflüge und Hotelzimmer und Erika die Bahnrückfahrt für Sonntag. Ich ließ mir damals noch offen, wie lange ich in Berlin bleibe, denn ich hatte die Idee, Mitreisende von der Namibiafahrt im letzten Jahr zu treffen. Es kristallisierte sich dann irgendwann im Frühjahr heraus, dass das klappt und so buchte ich einen Rückflug für den heutigen Dienstag. Das war noch simpel. Ich rief unser schon gebuchtes Hotel an, ich wolle zwei Nächte verlängern. Das glockenhelle Gelächter der Rezeptionistin hörte man bis ins Allgäu. Kurz: Ich hatte leider die Fußball-EM nicht auf dem Schirm. Es war sehr schwer, ein Zimmer zu finden, das nicht 75 Kilometer außerhalb Berlins lag und dennoch bezahlbar war. Es klappte aber dann doch irgendwie 🙂 Dazu später mehr.

Erika und ich planten, am Freitagmorgen noch zu arbeiten und nachmittags abzufliegen. Deswegen überhaupt die Entscheidung für den Flieger. Eurowings machte uns dann aber einen Strich durch die Rechnung, indem sie Wochen später den Flug ganz ohne Skrupel auf vormittags verlegten. Hm. Also zwangsweise einen Tag Urlaub genommen. Da Erika und ich bezüglich der Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn gebrannte Kinder sind, verabredeten wir, dass sie so reist, dass sie mindestens einen Zugausfall, besser zwei, problemlos überbrücken könnte, und machten zweieinhalb Stunden vor Abflug einen Treffpunkt am Flughafen aus. Rätselhafterweise kam nichts dazwischen, so dass wir am Flughafen (da ebenfalls keine Warterei am Check-in oder im Sicherheitsbereich) zwei Stunden an der einzigen Gastrobude im Terminal 2 herumlungerten. Dann die Durchsage, dass der Flug sich verspäte. Nach weiteren 45 Minuten dann Boarding, das sich hinzog wie nix. Passagierzahl und Gepäck stimmten nicht überein, hieß es.

Der Flieger war bumsvoll, vor allem österreichische Fußballfans fielen durch ihren markanten Dialekt auf. Um uns herum ausgerechnet die, die wir schon in Terminal 1 beim Rudelsaufen beobachten konnten. Der Kapitän verkündete, jetzt stimmten die Zahlen, aber leider würden wir noch 40 Minuten auf unseren Time Slot warten müssen, woraufhin die österreichischen Bubis (sie waren seeeehr jung) eine Bacardí-Flasche auspackten. Ich ahnte übles! Gottseidank wurde sie ihnen von einem beherzten Steward abgenommen und vorne verstaut (wahrscheinlich beim Kapitän, der sich über dieses zusätzliche Frühstück freute). Irgendwann sind wir dann in Berlin-Brandenburg gelandet und haben ewig gebraucht, um in die Stadt zu kommen. Wir hätten prima auch einen Zug buchen können, andere waren in der Reisezeit wahrscheinlich schon in New York.

Unser Hotel liegt sehr schön in der Nähe zur Friedrichstraße und Erika hatte sogar ein Balkonzimmer ergattert. Ich war auf der Tagungsraumetage und hatte als gerechten Ausgleich für Notfälle eine Kapelle um die Ecke. Ich nehme es vorweg, ich benötigte sie nicht. Die Zimmer sind seeeehr zweckmäßig, aber für wenige Nächte völlig ausreichend. Leider regnete es Bindfäden. Draußen, nicht in den Zimmern. So kauften wir an der Rezeption erst einmal einen Sekt und beratschlagten dann, was zu tun sei. Unsere Abendfahrt auf der Spree, die wir schon zuhause gebucht hatten, war uns am Morgen von der Reederei abgesagt worden. Wir waren jetzt nicht allzu böse, denn es gab auch eine Gewitterwarnung.

Wir liefen stattdessen im Regen zu den Hackeschen Höfen, die immer einen Besuch wert sind. Am Hackeschen Markt tranken wir dann unter einem Schirm im Platzregen Berliner Weiße. Wir hatten sie beide etwas leckerer in Erinnerung. Muss die so leicht muffig….? Links polnische, rechts niederländische Fans, einige davon schon recht stramm. In einer Regenpause beschlossen wir, es in einem italienischen Restaurant in den Heckmann-Höfen zu versuchen. Der war innen ausgebucht und die Stühle draußen waren zu nass zum Sitzen. Wir zogen weiter zum nächsten Italiener. Dort fielen wir unangenehm auf, weil ich erst vom Tisch draußen nach Drinnen wechseln wollte (zu viele Raucher), dann saßen wir auf einmal neben einem Tisch, an dem eine seeeehr kinderreiche Gruppe Platz nahm, die sehr lebensfroh war, was wir ganz toll fanden, aber leider konnten wir uns nicht unterhalten. Wieder den Tisch gewechselt. Aber ab da war es schön. Das Essen war gut, die Weine passabel und der Service war so nett, dass er noch ein paar Punkte gut machte. Und da haben wir uns dann festgequatscht. Als die Stühle hochgestellt wurden, sind wir noch auf Erikas Balkon umgezogen und haben dort weiter geplaudert, während auf den Straßen gegrölt, gelacht und gefeiert wurde. Berlin im EM-Fieber!

Das Frühstück am nächsten Tag ließ kaum Wünsche offen und wir liefen im Regen zu Unter bzw. in die, oder muss es in die unter heißen…? Ich rede von den Linden! Dann zum Brandenburger Tor, anschließend zum Reichstag. Als es etwas aufklarte, pesten wir zum Schiffsanleger Reichstagufer, um eine große Spreefahrt zu machen. Tja, leider ausverkauft. Eine Reederei weiter hatte man Plätze, aber nur für die kleine Spreefahrt. Kurzerhand hüpften wir an Bord. Das war dann sehr nett. Leider dauerte der Spaß nur eine Stunde. Wir beschlossen das Altstadtviertel um St. Nikolai zu kapern. Das ist hübsch und übersichtlich. Am Ufer der Spree aßen wir dann gutbürgerlich zu Mittag. Hier in Berlin ist die Spargelsaison noch lange nicht vorbei, das sieht man auch an den Markt- und Obstständen, und so hatte ich schon wieder mal Spargel. Diese Saison habe ich wirklich ausgenutzt. Lecker waren auch Erikas Königsberger Klopse. Nach dem Mittagessen liefen wir die Spree entlang, wieder bis zu unserem Hotel, wo wir uns vor unserem großen Konzert noch eine Stunde ausruhen wollten.

Dann ging es auf zur Waldbühne, unserem Berlin-Highlight Nummer 1, wo wir schon sehr früh aufschlagen wollten, da wir aus unseren früheren Besuchen wussten, dass der Einlass ewig dauert. Im Vorfeld eines solchen Besuches muss man sich mit den Einlassmodalitäten vertraut machen. Bei unserem letzten Besuch auf der Waldbühne hatten wir es nach stundenlangem Anstehen fast geschafft, dann wurden wir zur Taschenabgabe zurückgeschickt, weil unsere mitgebrachten Rucksäcke nicht der erlaubten Größe entsprachen. Dass es überhaupt eine erlaubte Größe gibt, das wussten wir damals gar nicht. Seid vorgewarnt, alles größer DIN A4 findet nicht das Wohlgefallen des Einlasspersonals. Was waren wir diesmal überrascht, dass wir quasi ohne Wartezeit aufs Gelände gelangten. Jetzt hatten wir noch ausreichend Zeit bis zum Beginn des Konzerts. Also erst einmal Erdbeerbowle organisiert. Der 1-Liter-Becher schlägt mit 20 Euro zu Buche! Ohne Pfand.

Pünktlich um 20:15 Uhr begann das Konzert. Ich nehme es vorweg, es war größtenteils grandios. Zuerst Mussorgskys „Nacht auf dem kahlen Berge“, sehr schön!, gefolgt von Prokoffiews 1. Klavierkonzert, gespielt von Yuja Wang. Möglicherweise hat sie es absolut virtuos gespielt, als Laie konnte ich das allerdings nicht erkennen. Ich gebe es offen zu, ich bin vielleicht ein Banause, aber ich mag Stücke, bei denen man erkennt, ob jemand sich verspielt hat oder nicht. Es gab eine Improvisation (?) und einen Chopin-Walzer als Zugabe, das war dann wieder ganz nett. Nach der Pause: Ravel satt, gipfelnd in seinem berühmten Bolero. Eigentlich ja ausgelutscht, aber so toll aufgeführt, schon genial! Danach eine weitere mir unbekannte Zugabe, könnte Schostakowitsch gewesen sein, sowie dem traditionellen Stück von Lincke, „Berliner Luft“. Das Publikum tobte! Auch, weil Erika so unglaublich laut und partiturgerecht gepfiffen hat; sie erhielt Szenenapplaus! Für ausgewählte Freunde gibt es hierzu einen Videobeweis. Mit dem Wetter hatten wir auch Glück, denn zu Beginn regnete es etwas, was mich dazu verleitete, für mehrere 1000 € zwei Regenponchos zu erwerben. Immerhin mit dem Aufdruck „Waldbühne“. Die brauchten wir dann nicht.

Die Rückkehr ins Hotel war dann eine Herausforderung, denn nun wollten 22.290 Besucher des Konzerts wieder in die Berliner Innenstadt. Das hat in den Vorjahren immer super geklappt. Und obwohl ich die Berliner Verkehrsbetriebe hoch schätze (als KVB-Geschädigter keine Kunst), an diesem Abend hat es leider nicht ganz so gut funktioniert. Am Bahnhof Friedrichstraße versorgten wir uns noch mit Laugengebäck und enterten dann wieder Erikas Balkon, um ihrem Abschiedsabend einen würdigen Rahmen zu verleihen. Das war schon ein sehr schöner Tag!

Meinen ersten Solotag startete ich nach dem Frühstück mit einer großen Spreefahrt, weil mir das Bötchenfahren gestern so gut gefallen hatte. Erika saß da schon längst im Flix-Train. Teile der Strecke waren auf dieser Bootsfahrt nicht ganz so idyllisch, viel Hafen- und Industriegebiet links und rechts, aber insgesamt war sie wieder sehr schön und entspannend. Gestern gab es eine zweisprachige Lautsprecherdurchsage, deren englischer Part Erika und mich sehr erheitert hat, da extrem „posh“ eingesprochen; selbst die deutschen Wörter wurden „veroxfordt“. Diesmal war es nur auf Deutsch, dafür aber mit völlig unterschiedlichen Informationen im Gegensatz zu gestern. So kam dann auf dem bekannten Teil der Spree auch keine Langeweile auf.

Nach der Fahrt war ich hungrig. Das Mittagessen war aber leider eine Katastrophe. Ein Etepetete-Italiener am Spree-Ufer kredenzte mir eine völlig überteuerte und dafür versalzene Fischsuppe, die ich fast unangetastet ließ. Man interessierte sich leider nicht dafür, warum dem so war, ich nehme an, dass das der Erfahrung geschuldet ist. Italofritzen heißt die Bude, Ihr solltet sie meiden!

Es wurde Zeit, umzuziehen. Mein zweites Hotel in Berlin liegt im Grunewald am See. Es dauerte ein wenig, dorthin zu kommen, weil von der S-Bahn Station Heerstraße zwar ein Bus dorthin fährt, dieser aber nur stündlich. Und finden muss man die entsprechende Haltestelle auch noch. Etwa zwei Dutzend diskutierende Einheimische brachten mich dann zur richtigen Stelle. Berliner können durchaus freundlich sein!

Es wird wieder einmal Zeit, über Navigationssysteme zu lästern. Ich zeige euch einmal den Weg, den Google Maps vorschlug, und dann den Weg, den ich tatsächlich nahm.

Das Hotel ist total schön, klein, etwas verwinkelt, es liegt direkt an einem See, von dem ich nicht weiß, welcher es ist. Google Maps behauptet, es sei die Havel. Aber das mag ich irgendwie nicht glauben. Leider hat das Hotelrestaurant am Abend zu, es herrsche Personalmangel, wie mir beschieden wurde. Ich könne aber zu einem Restaurantschiff 20 Minuten Fußweg von hier latschen, das Essen dort wäre nicht schlecht. Ich mache erst einmal eine kleine Pause auf dem Zimmerbalkon, fing dort endlich schon einmal mein Tagebuch an, und lief dann gegen kurz vor 6 Uhr Richtung „Alte Liebe“. Am Wasser entlang, durch Waldgebiet, freundlich grüßende Menschen… Das tat mal gut. Die Luft ist klar, es gibt ein Zwitscherkonzert ohnegleichen und ich beschloss, hier will ich leben! Ja, Ihr Lieben, manchmal habe ich so Anfälle. Sind aber harmlos.

Ich ergatterte auf dem Ponton einen Sitzplatz direkt an der Reling zur See und wartete auf den Service. Der wuselte hinter mir links und rechts und nahm mich nicht zur Kenntnis. Ich räusperte mir einen „Guten Abend“ heraus, woraufhin sich die Bedienung umdrehte und rief: „Huch, ich habe sie gar nicht bemerkt! Dabei sind sie doch wirklich nicht zu übersehen!“. Ich guckte entgeistert (nehme ich zumindest an), sie legte nach: „So viele Kilo Gemütlichkeit!“. Hrmpft! Wir waren dann per Du. War sie aber mit allen. Skurril. Was soll ich sagen, das Bier war kalt, der Fisch nicht totgebraten, der Absackerwein besser als alle anderen in Berlin. Und die Kellnerin war superlustig, so dass ich ihr verzieh (sie hatte ja auch iwie recht).

Ich trudelte glücklich wieder gen Hotel, wollte weiter Tagebuch schreiben, fiel aber komatös in die Heia, wo ich 11 (!!!!!) Stunden schlief. Das mag ein wenig meinen schlaflosen Nächten der letzten Zeit daheim geschuldet sein (ich rege mich seit Wochen noch mehr als sonst über meinen Arbeitgeber auf). Es tat aber seeeehr gut.

Ihr Lieben, ich schrieb, dass das Frühstück im VCH-Hotel prima war. Das Frühstück hier im Haus am See war der Hammer! Unter einem Sonnenschirm auf der Terrasse, mit Blick auf den See und ins Grüne, bei wunderbarem Wetter, mit Vogelgezwitscher und Wassergeplätscher, ein Traum! Es gab kleine fertige Aufschnittplatten, die in einem gläsernen Kühlschrank angerichtet waren, also sehr hygienisch, der Obstsalat war vorportioniert, ebenso wie der Joghurt. Der Kaffee war wunderbar, das Rührei fluffig. Wenn der Balkon nicht voller Vogelschiss wäre, käme das Hotel auf zehn von zehn Punkten! Man muss halt mögen, dass hier „tote Hose“ ist. Ich denke aber, dass gerade das ein Pluspunkt sein könnte. Ich glaube, ich möchte hier leben… (man darf skurrile Gedanken auch zweimal haben). 🙂

Ich fuhr mit dem Oldtimer-Doppeldeckerbus bis zur nächsten S-Bahn-Haltestelle und von dort aus mit der S-Bahn nach Spandau Rathaus und lief ab da bis zur Zitadelle, wo ich mehrere der kleinen Museen besuchte, den Juliusturm hinaufkraxelte, immerhin 150 Stufen, und ein wenig die Befestigungsanlagen entlang lief. Der Besuch ist seinen Eintritt wert! Vom Turm aus eine sehr schöne Weitsicht, die Kunstausstellung sehenswert, das zeitgeschichtliche Museum interessant!

Danach erkundete ich die Altstadt von Spandau, die ist jetzt eher unspektakulär, bis auf einen kleinen Teilbereich rund um die Marienkirche, Behnitz und Kolk genannt, sowie um die Nikolaikirche herum. Was selbst Spandau von Köln unterscheidet ist, dass es überall noch Märkte und Spezialitätenläden und Restaurants in der Innenstadt gibt. Ich bin ja kein großer Köln-Fan, und es wird nicht besser, wenn ich Berlin zum Vergleich habe. Ja, es darf geshitstormt werden. Es macht mehr Spaß, durch die Stadt zu laufen, es ist sauberer, es ist vielfältiger im kulturellen Angebot (Jamie Cullum tritt demnächst in der Zitadelle auf!!!!) und der Nahverkehr ist ein Traum!

Wohin jetzt? Ich googelte „Schöne Biergärten Berlin“ und entschied mich für das „Bootshaus Stella“ am Lietzensee. Das war für Berliner Verhältnisse ein bisschen teurer und bot nur Selbstbedienung, lag aber nett mitten in Charlottenburg. Ich aß, Frevel!!!, um 13 Uhr dort Weißwurst mit Brezel und labte mich an einem Berliner Kindl (selbst das Bier können Sie besser als die Kölner! Erneuter Shitstorm in 3…2…1…).

Meinen Lunch-Spaziergang unternahm ich dann entlang der East-Side-Gallery. Da war ich zwar schon oft, aber die künstlerisch gestalteten Überreste der Berliner Mauer sind immer wieder sehenswert. Vor dem wohl berühmtesten Gemälde, dem sozialistischen Bruderkuss, versammeln sich seit jeher die meisten Touristen und es macht viel mehr Spaß, diese zu knipsen, als das eigentliche Motiv. Nach Überquerung der Oberbaumbrücke (ist Euch schon aufgefallen, dass es gar keine Zwillingstürme sind?) setzte ich mich in die U-Bahn Richtung Kudamm, besuchte den Neppmarkt am Europaplatz, bestaunte die Fußballisierung der Gedächtniskirche, kaufte aus Solidarität im Karstadt ein paar Shirts (wehe, ein Pfennig davon fließt in die Taschen von diesem Kotzbrocken Benko! Jaja, auch Berggruen, Middelhoff et al. gehören dazu), dann wurde es auch Zeit für Highlight Nummer 2!

Ich erwähnte es weiter oben, ich schulde der Namibia-Reisegruppe Dank, dass ich jetzt in diesem schönen Hotel im Grunewald hocke. Und genau 4 davon traf ich abends auf dem Weinmarkt am Rüdesheimer Platz wieder: Margit und Thomas sowie Sabine und Ulrike. Der Weinmarkt besteht seit etwa 25 Jahren und ist von Frühjahr bis Herbst an sechs Tagen in der Woche geöffnet. Übrigens sehr zum Ärgernis eines Anwohners, der aber erst viel später dort hingezogen ist und das Erscheinungsbild des Weinmarktes durch seine vielfältigen Klagen dennoch drastisch verändern konnte. Es ist aber immer noch ein Erlebnis, ich war auch mit Ruth schon ein- oder zweimal dort. Verschiedene Winzer wechseln sich beim Betrieb eines (!) Weinausschankes ab, man bringt sein eigenes Essen mit und hofft, einen Tisch zu ergattern. Das ist manchmal schwierig, weil eine Handtuchmentalität wie auf Malle vorherrscht. Nur ein bisschen subtiler. Schon morgens wird ein gebrechlicher Verwandter mit Tischdecke und Tupperdosen und Geschirr dort platziert, der dann bis zum Abend den Tisch freihalten muss.

So trafen wir uns auch erst an einem Stehtisch, den ich, da viel zu früh vor Ort, schon zu einem Drittel erobern konnte. Dort trafen wir uns erst einmal zum Aufwärmen und dann – Gloria Dei – wurde hinter uns ein Teiltisch frei, an den wir alle noch passten. Und dann wurde ausgepackt. Salate, Frikadellen, Dips, Brotsorten, Oliven, Käse, Erdbeeren… Das meiste selbstgemacht, alles superlecker! Und das war ein wirklich schönes Treffen, ich bin bis heute dankbar, dass wir damals so viel Glück mit der Reisegruppe hatten! Wir haben auch am Ende des Abends (der ist dann wegen des erwähnten Klägers sehr abrupt) beschlossen, dass die Berliner auch mal zu einem weiteren Treffen nach Köln kommen.

Ulrike brachte mich dann noch mit ihrem VW-Beetle-Cabrio nach Hause (sie hatte den ganzen Abend nur Apfelschorle!), das war dann auch noch mal ein Highlight. Wer kann denn von sich behaupten, mal im Cabrio über den AVUS gedüst zu sein? Jaja, ich weiß, viele. Aber für mich war es trotzdem besonders!

Mein Abreisetag war dann ein wenig chaotisch. Direkt nach dem Frühstück besuchte ich das Jaczo-Denkmal, das nur ein paar Minuten vom Hotel entfernt ist und an einen slawischen Fürsten erinnert, der an dieser Stelle zum Christentum konvertierte. Das in mehreren hundert Jahren vor dem Amtsgericht Neuss zu errichtende Diepolder-Denkmal… da ist das dann genau andersherum. Zuerst überlegte ich, dann zur Pfaueninsel zu fahren, die kenne ich zwar schon, aber die ist sehr hübsch!, aber wegen der doch eher selten verkehrenden Busse nahm ich davon wieder Abstand. Da ich aber ohnehin schon im Oldtimer-Bus in diese Richtung saß, verließ ich diesen am Wannsee. Dort gibt es zur Zeit eine Großbaustelle. Irgendwie war es nicht schön, sich dort aufzuhalten. Die Fähre der Berliner Verkehrsgesellschaft, mit der man eine Stunde hin und her hätte fahren können, hatte gerade abgelegt, also ließ ich Wannsee Wannsee sein und fuhr mit der S-Bahn zum Potsdamer Platz.

Im Sony-Center dann auch wieder Großbaustelle. Das Kinomuseum hatte geschlossen, nette Bars oder Cafés waren nicht in Sicht. Ich beschloss, zum Flughafen zu fahren, wo ich dann natürlich 3 Stunden zu früh aufschlug. Im Food Court entschied ich mich für eine internationale Burgerbraterei, das war ein großer Fehler. War das auch früher schon so eine lieblose, kalte Matschepampe? Ich hatte auf jeden Fall ein bisschen Magen danach.

Der Flieger ging pünktlich, ich hatte Beinfreiheit und einen freien Mittelplatz. Nur der Zeitungsleser hinter mir war nervig, denn er las die Zeitung offensichtlich nicht, sondern erprobte Nahkampftechniken an ihr. Bei einem längeren Flug hätte ich sie ihm aus der Hand gerissen und aus dem Fenster geworfen. 🙂

In Köln dann mal wieder der Dämpfer. Am Bahnhof wartete ich 40 (!!!!) Minuten darauf, in Richtung Stadt zu kommen. Alles verspätet, Zugausfälle und Bundespolizeieinsatz im ICE, den ich sonst genommen hätte. Was für ein Armutszeugnis bei einer Europameisterschaft.

So, Ihr Lieben, diesmal habt Ihr mich nicht live begleitet, ich hoffe aber dennoch, dass meine Eindrücke von der kleinen Berlinfahrt Euch Spaß machen. Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder!

Liebe Grüße, Euer Gerry

Ja, bin ich denn in Kuba?

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