Spanien 10: de Saulo a Pablo

Ihr Lieben,

vom Saulus zum Paulus… ein erster Eindruck darf ja mal täuschen, oder?, denn ich entdecke gerade viele schöne Seiten an Madrid. Vielleicht werden wir ja doch noch dicke Freunde.

Heute bin ich echt schwer aus den Plünnen gekommen. Für ein 1*-Hotel ist das Bett echt saugemütlich. Es ist ohnehin ein sehr nettes Hostal. Aber dann trieb es mich doch irgendwann mal auf die Straßen. Es ist ja sehr voll in Madrid. Wie, ich erwähnte das schon? Wo denn? Kann mich nicht erinnern. Egal. Ich hatte mir gestern ein paar Notizen gemacht über zufällige Fundstellen im Internet; schöne Plätze, nette Gassen, interessante Märkte. Dazu war es hilfreich, eine Freundin daheim zu haben, die mal eine Zeit lang hier gelebt hat, die schickte dann auch noch Tipps rüber.

Ich startete an der Plaza Ramales, von der es hieß, sie sei sehr idyllisch. Nun, das ist sie jetzt irgendwie nicht. Aber immerhin gibt es eine Cerveseria/Tapaseria mit ganz vielen freien Plätzen auf der Terrasse. Man verirrt sich wohl nicht so schnell hierher. Aber der Weg dahin war echt schön. So tolle Gassen, so niedliche Lädchen. Ein sehr begabtes Quintett spielte wunderschön auf, eine Frau schrieb mit einer antiken Schreibmaschine Gedichte auf kleine Kärtchen. In einer verwinkelten Gasse gab es direkt mehrere Lädchen der gleichen Chocolatería-Kette. Vor jedem knubbelten sich die Kakao-Afficionados. Ich war wieder ganz in der Nähe des Palacios, aber die Schlangen vorm Schalter… PUH! Erwähnte ich schon… jaja, isjagut!

Kein Geheimtipp ist der Flohmarkt „El Rastro“. Er existiert seit der Zeit der punischen Kriege und ist bei Einheimischen sowie Touristen sehr beliebt. Allen meinen Panikattackenbefürchtungen zum Trotz schmiss ich mich in die Menge. Und wenn man erst einmal die schmalen Zugangswege geschafft hat, ist auch ein bisschen mehr Luft zum Atmen da. Es gibt ziemlich viele billige Klamotten, aber auch schöne Handwerksarbeiten, Öle, handgefertigte Kladden (ich hätte beinahe welche erstanden, bis mir einfiel, dass ich zuhause etwa 50 davon habe), Tinneff, Tand und Kleinodien. Einzig der Verkauf von Lebensmitteln ist hier verboten, aber es gibt ausreichend Möglichkeiten, sich in einem der vielen Läden um den Rastro herum zuzuschlemmen. Wirklich sehr, sehr schön da!

Über den Tirso-de-Molina-Platz, wo es einen kleinen Blumenmarkt und ein paar Stände von Aktivisten gab, lief ich bis zum Cibele-Brunnen. Jaja, ich weiß, bin völlig unsortiert zick-zack gelaufen, wie meine Gedanken das auch oft tun. Der Brunnen steht vor dem ehemaligen Postamt der Stadt, das voll protzig ist und jetzt Sitz der Stadtverwaltung. Es gibt dort auch temporäre Ausstellungen. Der Brunnen ist die Feierstätte der Real-Madrid-Fans. Erst kürzlich hat man verboten, bei Siegesfeiern im Brunnen zu baden. Es eskaliert wohl aber dennoch immer ein wenig. Auch in der Nähe der Hauptsitz des berühmten Instituto Cervantes sowie das 1905 errichtete „Metropolis“, das als eines der schönsten Häuser Madrids gilt.

In der Nähe der Cibele, der Fruchtbarkeitsgöttin Kybele aus Phrygien (Bildungsauftrag erfüllt), gibt es den Círculo de Bellas Artes, ein historisches Literatencafé. Auf dem Dach des Gebäudes, das auch Ausstellungshallen beherbergt (zur Zeit Max Ernst), gibt es im 7. Stock eine Rooftop-Bar. Der Eintritt kostet 5,50 Euro, der Drink mehr als das Doppelte. Die Croquetas waren zwar auch teuer, dafür aber besonders klein. Aber es lohnt sich, man hat fantastische Ausblicke! Eine Alternative wäre die Roof-Top-Bar des Hotel Ríu im 27. Stock, aber wochenends liegt der Eintritt bei 10 Euro und die Barpreise seien jenseits von Gut und Böse.

Mit der Metro fuhr ich ins Viertel Lavapiés. Das müsste übersetzt Waschdiefüß heißen. „Wo wohnen Sie???“. Aber genug der Alberei, das ist auch wirklich ein so interessantes und besuchenswertes Viertel! Sehr multikulti, es gibt Restaurants aus gefühlt 199 Ländern. Highlight aber ist der Mercado de San Fernando. Der macht nicht so früh zu und man kann auch hier allerlei Köstlichkeiten fester und flüssiger Natur zu sich nehmen. Zuerst vertat ich mich übrigens im Eingang und befand mich in einem Centro de Salud, das ist ein Gesundheitszentrum und erste Anlaufstelle im spanischen Gesundheitswesen. Für mich ist San Fernando der schönste der besuchten Märkte, da authentisch (als ob ich das beurteilen könnte), quirlig, aber nicht überfüllt. Ich ergatterte einen gemischten, südamerikanischen Teller (kolumbianische Küche, glaube ich) und ein Glas Sekt. Ja, und das war dann auch ein schöner Abschluss meines Madrid-Besuches. Mit schweren Beinen und leichtem Kopf suchte ich mein Hostal auf.

Fazit: Ich musste mir Madrid erlieben. Im Gegensatz zu meiner Auffassung am Anfang meines Besuches halte ich Madrid inzwischen für so sehenswert, dass ich mir vorstellen könnte, wiederzukommen. Vielleicht, wenn es weniger trubelig ist. Und dann mit ein paar Vorreservierungen in der Tasche. Ich hoffe auf jeden Fall, Euch haben meine Schilderungen ein bisschen Spaß gemacht.

Wie, Ihr hattet gehofft, das war’s? Weit gefehlt! Ab morgen müsst Ihr Euch anlesen, was ich alles in Sevilla treibe. Natürlich nur, wenn Ihr Lust habt. Ihr habt doch, oder?

Liebe Grüße, Euer

Darauf einen Hibiskustee.

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