Ihr Lieben,
vom Frühstückstisch aus eilte ich zum Mailänder Dom. Ich erwähnte schon, dass ich dort einen Eintrittstermin hatte, gelle? Aber beginnen wir mit dem Frühstück. Der Frühstücksbereich war überfüllt, ich wurde an ein Gartentischchen an der Bar platziert. Die beiden Servicekräfte waren völlig überfordert, so kamen sie leider kaum mit Nachlegen am Buffett nach. Das klägliche Restchen Rührei, das sich bei meinem Eintreffen noch im Topf befand, war hart und kalt. Das nach 30 Minuten nachgefüllte „frische“ dann aber leider auch. Die Wurstplatte war leergefegt. Es gab zwei Stückchen Käse. Aber für ein Kaffeekränzchen wäre es ein Paradies gewesen. Ein gutes Dutzend Kuchen und Torten (Sachertorte!!!) standen bereit. Ein Fest für jeden Diabetiker. Ich hielt mich an Kaffee, Croissant und Obst.
Der Duomo ist eine Dreiviertelstunde Fußmarsch vom Hotel entfernt; wegen des schlechten Wetters, es nieselte, nahm ich die Metro. Zumal ich direkt vor dem Hotel in eine 10 Zentimeter tiefe Pfütze trat und mir Schuh und Strumpf komplett durchnässte. Zuerst war ich wegen der Menschenmassen vor den Ticketautomaten ein wenig entsetzt, aber dann sah ich, dass man auch einfach mit Kreditkarte durch die Schranken laufen kann. Sehr fortschrittlich! Ansonsten ist die Metro voll und die Laufwege sind verwirrend. Erinnerte mich an Madrid. Wie sagte weiland Andi Möller so schön? „Mailand oder Madrid, hauptsache Italien!“. Aber ich schweife ab. An Köln erinnert mich hier die Nahverkehrsminute, eine nahe Verwandte der Waschmaschinenminute. Auch bei den Mailänder Verkehrsbetrieben sind das dann etwa drei bis fünf.

Am Dom angekommen, pflügte ich mir einen Weg durch Menschenmengen und Taubenpopulationen gigantischen Ausmaßes. Links am Dom vorbei geht es dann zu den Treppen, die auf die Dachterrasse des Domes führen. Eine kleine Schlange gab es auch da, denn man musste sich quasi leibesvisitieren und die Taschen durchsuchen lassen. Ob ich Messer bei mir führte? Die Treppen rauf war dann doch etwas beschwerlicher, als ich dachte, aber nach einer kurzen Reanimation konnte ich den Ausblick auf Kirche und Umgebung genießen. Viel ist eingerüstet und mit Planen verhangen. Dennoch sind Pracht und Schönheit des Domes unschwer erkennbar. Die vielen Farbschattierungen des Marmors, weiß, grau und rosa, verleihen dem Bauwerk einen ganz besonderen Charme. Auch die Ausarbeitungen der gotischen Steinmetzarbeiten – hier insbesondere die Säulen und Bögen – suchen ihresgleichen. Wirklich wunderschön.








Wenn man das Dach verlässt, gelangt man automatisch in das Innere der Kathedrale. Auch das ist bombastisch! Eine offene Säulenhalle lässt alles größer erscheinen als z.B. im Kölner Dom. Die Auskleidung im Innenraum geht dann mehr ins Barock. Der Boden ist ein Wunderwerk! Über allem tönten erbauliche, geistliche Gesänge. Vom Band, aber wer will sich beschweren? Alles in allem war das schon den Besuch Mailands wert. Bei schönem Wetter hätte ich mich gar nicht mehr eingekriegt. Ich zündete ein paar Kerzchen an.




Gegenüber des Duomo befindet sich eine zweite Kathedrale, nämlich die der Mode, des Luxus und des Pr^et-a-Porter. Prada, Gucci, Fendi, Dior, Vuitton, sie sind alle vertreten. Die Galleria Vittorio Emanuele II wurde 1867 eröffnet. Der prunkvolle Bau bildet einen passenden Rahmen für die von zierlichen Kinderhänden getackerten Stofffetzen der Haute-Couture-Giganten. Oooops, da ist gerade was mit mir durchgegangen. Wir kehren übrigens später noch einmla hierher zurück.




Ich lief zur Haltestelle des Sightseeing-Busses und drehte die „gelbe Runde“. Wir sahen vom Oberdeck aus das Kastell der Sforzas, die Abendmahl-Kirche Santa Maria delle Grazie, die Kanäle, Einkaufsstraßen, Fressgassen, das Teatro alla Scala und und und. Es war nur eisekalt im Fahrtwind. Aber drinnen sieht man ja nix, also ließ ich die Eiszapfen im Gesicht zu. Ich stieg wieder am Duomo aus und fuhr mit der Metro ins Hotel, zum Aufwärmen. Und um für weitere Busfahrten einen zweiten Pullover überzuziehen. Um die Ecke gibt es ein kleines Café, da aß ich ein Tramezzino und trank ein kleines Bierchen. Ein bisschen kam die Sonne raus.







Am Hauptbahnhof vorbei fährt die „blaue Route“ des Busses. Die wollte ich dann als nächstes erkunden. Leider fuhr mir einer direkt vor der Nase weg und ich hätte 70 Minuten auf den nächsten warten müssen. Ich lief gute 2 oder 3 Kilometer bis zur nächsten „roten“ Haltestelle, wo ich auch 20 Minuten wartete. Wir fuhren zwei oder drei Etappen und standen dann am Büro der Buslinie wieder eine halbe Stunde. Ehrlich, normalerweise preise ich ja Hoppi-Busse, aber hier ist die Frequenz eindeutig zu niedrig, die Wartezeiten sind zu lang und die Linien überschneiden sich stark, so dass streckenweise Langeweile aufkommt. Die Ansagen sind auch unspannend gestaltet. Und wenn ich dieses Jahr noch einmal das Boccherini-Menuett hören muss, werde ich zum Tier.
Ich stieg am Dom aus und erkundete zu Fuß ein wenig die Gegend. Im Bus hatte ich von dem armen Stier erfahren, dem man auf den Hoden herumtanzen muss, um Glück zu haben. Den fand ich dann in der Galleria VEII, wo ein Pulk von Menschen darauf wartete, auf dem schönen Mosaik Kreisel zu spielen. In den Boden hatte sich schon eine richtig tiefe Kuhle gebohrt. In der Umgebung gibt es schöne Häuser, interessante Museen, alles ist sehr trubelig. Zwar ist auch Mailand nicht von Bausünden verschont, es sind aber gottseidank nur recht wenige. Ich lief an der Scala (die ich mir übrigens wesentlich imposanter vorgestellt hatte, mehr so wie die Dresdner Staatsoper) vorbei in Richtung Brera-Viertel. Auf dem Weg reihen sich Palazzo an Palazzo, einige sehr schöne Höfe gibt es zu entdecken; leider einige nicht begehbar (wofür ich als Bewohner mehr Verständnis hätte, als als Tourist). Das Brera-Viertel ist richtig nett. Schöne Straßennamen (Straße der hellen Blumen, Straße der dunklen Blumen), nette Lädchen, viel Gastronomie, sehr viel Trubel. Aber verkehrsarm. Auf jeden Fall sehenswert und offensichtlich voll im Trend. Vor einigen Restaurants, aber auch vor Modegeschäften haben sich teilweise sehr lange Schlangen gebildet, um eingelassen zu werden.















Ich lief dann am Finanzviertel (grauslich!) vorbei wieder Richtung Hotel, wo ich jetzt meine Tagebuch-Ergüsse bei einem Peroni zu sortieren versuche. Mailand ist übrigens Partnerstadt von Frankfurt. Ich bin nach doch einiger Lauferei zu erschöpft, um noch einmal groß in der Stadt herumzulaufen und nach einem Restaurant zu suchen, daher werde ich mir einen Kebap beim Imbiss um die Ecke holen oder mir eine Lasagne aufs Zimmer kommen lassen. Danach werde ich mir überlegen, was ich morgen veranstalte. Es gibt noch zwei Buslinien, für die mein Ticket gilt und es gibt besagte, interessante Museen. Bin noch unschlüssig. Seid Ihr auch so gespannt, was es letztendlich wird? Dann guckt doch morgen wieder rein, das würde mich sehr freuen. Alles Liebe, Euer

P.S.: Ich liebe die ganzen alten und kleinen Straßenbahnen hier. Vielleicht fahre ich da morgen auch mal eine Runde mit.





Herzlichen Dank, für deine erneute, wunderbare und erfrischende Beschreibung .
Tolle Bilder, die Sehnsucht in mir aufsteigen lassen, da ich schon öfter in Mailand war.
Tipp für die Ventotto-Wagen morgen, sitzen oder gut festhalten! 😉
Danke sehr. Ventotto-Wagen musste ich doch jetzt googlen. Mal sehen, wo ich eine dieser Straßenbahnen erwische.
Mailand ist sehr schön, zwei Tage sind natürlich zu wenig.
Sehr schön geschrieben, tolle Bilder, ich fühle mich mitgenommen nur das Wetter 🤔.
Als ich dort war war es Sommer und heiß, da ist das Dach des Domes auch kein Spaß.
Ich meine vor der Galleria VEII gibt’s im Untergrund eine Toilette die noch richtig alt und mit Holz getäfelt ist, sie hat sogar Duschräume. Es ist aber schon lange her dass ich dort war.
Wünsche Dir einen recht entspannten Abend, leg die Füße hoch damit sie morgen wieder fit sind.
Wünsche Dir morgen wieder einen schönen Tag und etwas besseres Wetter.
Liebe Grüße Susanne
PS: Dein Frühstückserlebnis bestätigt mich wieder darin Hotels ohne Frühstück zu bevorzugen.
Wie schön, dass Du mitreist, Susanne. Und danke für das Kompliment.
Mit dem Frühstück ist immer ein Vabanque-Spiel. Hatte schon ganz tolle, aber auch schreckliche Katastrophen. Direkt nebenan ist eine nette Paninothek, da wäre es netter. Liebe Grüße zurück, Gerry