Ihr Lieben,
das Rührei war erneut eiskalt! Ich vermute mal wieder eine weltweite Verschwörung! Ich bestellte mir für 6 € ein Spiegelei, das war dann tatsächlich frisch aus der Pfanne. Beim Checkout wollte ich es bezahlen, aber es ging aufs Haus. Man hatte wohl bemerkt, dass ich meine Rühreier immer zurückgehen lassen hatte. Finde ich persönlich jetzt ganz nett. Beim Frühstück buchte ich mir noch eine Tagesfahrkarte für alle Verkehrsmittel in Mailand, ich wollte dumme Hin- und Herrennerei vermeiden. Alles 100% digital, schrie mir die Internetseite entgegen. HAH! Ich bezahlte, es passierte nichts. Nach ein paar Minuten erhielt ich eine Mail, ich müsse meine Daten vervollständigen. Woher ich käme, wie ich gekommen wäre, wie ich zu übernachten gedenke, ob ich an das fliegende Spaghettimonster glaube und so weiter und so fort. Ich füllte alles aus, und nein, es wurden keine sensiblen Daten abgefragt. Es erschien ein Fenster, ich möge mit folgendem Code mein Ticket an einer der dafür vorgesehenen Maschinen in den Metrostationen abholen. Tolle Wurst! Ich lief zur Metro Centrale, dort gab es keinen geeigneten Automaten, wie man mir erklärte (am Hauptbahnhof!), ich müsse zur Piazza Republica fahren. Dafür brauchte ich dann ein Metro-Ticket. An der Piazza Republica musste ich dann jemanden finden, der mich zu einer solchen Maschine lotste. Irgendwann hielt ich mein Ticket in der Hand. Ich habe mit der ganzen Aktion fast eine Stunde verschwendet. 100% digital! Dann war es auch noch viel billiger, obwohl ich es online bei Mailand Transport geordert hatte. Verarsche ist noch ein harmloses Wort, dass mir dazu einfällt.
Dann ging es auf zur blauen Linie. Auf die wartete ich dann 20 Minuten. Der Bus kam, ich stieg ein, der Fahrer schaltete den Motor aus. Weiter 10 Minuten vergingen. Ehrlich, Bus und Bahn sind hier eine nervenzerfetzende Angelegenheit. Gut, wenigstens fühle ich mich dadurch etwas heimisch. Zumal auch oft Rolltreppen und Aufzüge defekt sind und alles im Untergrund etwas heruntergekommen wirkt. Eigentlich sollte Köln Mailands Partnerstadt sein. Das Oberdeck des blauen Busses war leider nicht offen, so sah man nicht besonders viel. Dafür fror man andererseits auch nicht. Ein paar sehr schöne Häuser säumen die Strecke. Es gab wieder und wieder die gleichen fünf klassischen Musikstücke, die Ansagen liefen asynchron (welcher rote Wolkenkratzer?) und es wurde dauernd für längere Zeit angehalten. Immerhin erfuhr ich durch die Ansagen, dass die Panettone vor Hunderten von Jahren in Mailand erfunden wurden. Dem Mundgefühl nach stammten alle von mir bisher verzehrten aus genau dieser Zeit.








Wieder am Zentralbahnhof angekommen, sprang ich raus, um in die Tram der Linie 5 einzusteigen. Die Strecke ist unspektakulär, aber die Züge sind die Wucht. Sie heißen Ventotto, da die erste Reihe dieser Art 1928 gebaut wurde, die antiken Triebwagen sind immer noch im Einsatz. Sie sind natürlich ein bisschen saniert und modernisiert, aber nur ganz dezent. Ich nahm die gleiche Strecke zurück, um an der Via Vitruvio in eine Tram der Linie 1 umzusteigen. Die war in Regenbogenfarben lackiert, das fand ich ganz entzückend. Diese Linie hat auch die interessantere Strecke, sie fährt durch das alte Mailand.





Am Kastell stieg ich aus, lief ein bisschen in der Gegend herum, dann ging es über die Via Dante zurück Richtung Domviertel. Mein Plan war, in der Sonne, von der es heute ausreichend gab, dort irgendwo ein Getränk und einen kleinen Happen zu mir zu nehmen. Das war aussichtslos, es war zu voll. Überall, wo Sonne hinschien, standen lange Schlangen an und warteten auf eine Tischplatzierung. Ich googelte nach Sehenswürdigkeiten und fand den Torre Branca. Ein 108 m hoher, schlanker Turm aus Stahl mit einer Aussichtsplattform, zu der man mit einem Glasaufzug gebracht wird. Na, das ist doch genau das Richtige für mich!







Der Turm befindet sich im sehr großen Sempione-Park, hat eine Mittagspause und öffnet am Nachmittag um 14:30 Uhr. Ich war 10 Minuten zu früh da, da ich davon nichts wusste, das brachte mir aber den Vorteil, mit nur drei anderen Personen am Eingang warten zu müssen. Als das Tor aufgeschlossen wurde, hatte sich die Menge schon auf etwa 30 Personen vergrößert. Das Schöne an der Besuchsregelung dort ist, dass immer eine kleine Gruppe hochfährt, eine gewisse Zeit dort verbringt, runter fährt, dann die nächste Gruppe dran ist. Ich empfehle also, auch etwas zu früh zu kommen, denn als ich wieder unten war, saßen bestimmt 60 Personen verteilt auf dem Gelände und warteten auf den nächsten Aufzug. Die Aussicht lohnt auf jeden Fall!







In der Nähe des Torre Branca (der übrigens nach dem Schnapsfabrikanten benannt ist) befindet sich der Arco della Pace, eine Art Triumphbogen für Napoleon (für wen auch sonst?), nur dass Napoleon während der Bauzeit gestürzt wurde und man ihn dann nicht mehr so richtig ehren wollte. Man entschied kurze Zeit später, den Bogen dem Frieden von Europa von 1815 zu widmen. In der Mitte des Platzes performte ein sehr guter Sänger, der von vielen Zuschauern bewundert wurde. Mir kam in den Sinn, ich könnte in der Nähe der grünen Linie sein, und dem war auch so. Allerdings hätte der nächste Bus noch ziemlich lange auf sich warten lassen müssen. Ich nahm dies zum Anlass, in einem Bistro in der Nähe des Friedensbogens einen Campari Spritz und eine Art Brioche zu mir zu nehmen.



Ich hatte, wenn ich das richtig im Kopf habe, und manchmal bin ich nicht richtig im Kopf, bisher nur wenig über die Stadt der Mode geschrieben. Ich habe ja für Mode nicht mehr so viel übrig, wie es früher einmal war. Im Alter wird man bekanntermaßen praktisch-beige. Hier allerdings laufen erstaunlich viele Menschen sehr elegant herum, allerdings treibt der Versuch, noch mehr aus der Menge herauszustechen, manchmal sehr merkwürdige Blüten. Z.B scheint zwar die Sonne, aber nur mit einem Fähnchen bekleidet durch die Stadt zu laufen, erscheint mir dann doch ein wenig zu pneumonisch. Und wenn fünf Anna Wintour-Klone in der Tram nebeneinander sitzen, ist das auch einigermaßen komisch. Aber, es gibt wirklich sehr viele gut aussehende, elegante Menschen hier. Einige Modezaren betreiben übrigens eigene Hotels in Mailand, Armani und Bvlgari, z.B. am Armani kam ich zweimal vorbei, da war der Eingang von Presse und Schaulustigen belagert. Man wartete wohl auf Prominenz.
Als die App anzeigte, der Bus sei gleich da, zahlte ich und stellte mich an die Haltestelle. Allein, der grüne Bus kam und kam nicht! Auch laut Fahrplan hätte er schon längst da sein müssen, irgendwann wurde er in der App nicht mehr angezeigt. 45 Minuten stand ich dumm herum. „Sightseeing Milano“ ist eine absolute Katastrophe. Die grüne Route ist zudem furchtbar langweilig und nur etwas für absolute Sportenthusiasten. Na gut, die Verdistatue an dem von ihm gestifteten Altenheim für Musiker war dann ganz okay…






Es wurde Zeit, meine Plünnen im Hotel einzusammeln. Da fuhr ich mit der Tram No. 1 hin. Am Bahnhof dann wieder keine Code-Erkennung möglich, aber man winkte mich durch die Sperre durch. Ich glaube, ich hätte dem Bahnpersonal sowohl hin als zurück auch ein Bild von Mondrian auf meinem Handy vorzeigen können.
Jetzt sitze ich am Flughafen und warte auf das Boarding. Wenn alles klappt, werde ich so gegen 23.30 Uhr daheim sein. Mailand finde ich ganz schön, da reichen zwei Tage aber nicht wirklich aus. Aber vielleicht würde ich kommendes Mal zu einer wetterstabileren Zeit dorthin. Verzichten kann man m.E. auf den Hoppelbus. Dann lieber ein ÖPNV-Tagesticket kaufen (am Automaten, keinesfalls online) und auf eigene Faust los.
Also, alles in allem ein toller Kurztrip, der mir gut gefallen hat. Danke fürs Mitreisen und Mitlesen und die lieben Kommentare hier und auf Signal und Bluesky. Und auf meinem Einkontakt-Messenger Threema 😁. Im März geht es dann nach Den Haag. Bis dahin alles Liebe und Gute, Euer


P.S.: Natüüüürlich habe ich Kühlschrankmagneten gekauft!
Ich bin wieder mal sehr gerne mitgereist!
Die Ventotto Trämli sind ja auch meins, aber das Regenbogen-Trämli habe ich noch nie gesehen. Sehr schön!
Gute Heimreise mein Lieber!
Danke, mein Lieber. Schön, dass Du mit mir in Italien warst.