Tag 18: Markttag in Jinamar

Ihr Lieben,

gestern Abend war hier noch ein Gewusel im Ort. Von der Veranda aus konnte ich beobachten wie im 10-Minuten-Takt Tanklastzüge durch die Straßen gurkten. Da sie so groß waren, mussten sie sich mit viel Kurverei durch die engen und zugeparkten Straßen navigieren. Dem wollte ich mal nachgehen und begab mit zum Epizentrum des Geschehens: Man entleerte offensichtlich die Klärgruben der Stadt. Das dauerte übrigens von 20 Uhr bis fast Mitternacht. So lange fuhren die Tanker durch die Straßen – nicht dass Ihr glaubt, ich hätte die ganze Zeit daneben gestanden. Man könnte jetzt bonmotisieren, dass der Mensch eben viel Scheiße produziert. Na, wenigstens wird sie nicht einfach ins Meer geleitet.

Jetzt geht es aber etwas appetitlicher weiter: Sonntags finden auf der Insel viele Märkte statt, unter anderem der bei Touristen sehr beliebte in Teror. Ich entschied mich aber für den als untouristisch und bei einheimischen sehr beliebt beschriebenen Markt von Jinamar. Der sollte nach Internetrecherchen hinter der Ortseinfahrt in die Stadt stattfinden.

„Das Fatale an Informationen aus dem Internet ist, dass man nie weiß, ob sie stimmen.“

G. Galilei, 1610 zu Cosimo II. de‘ Medici

Die Fahrt nach Jinamar war schon gegen Ende nicht unproblematisch. An der Ausfahrt befinden sich unter anderem auch die beliebten Einkaufszentren „Las Terrazas“ und „El Mirador“. Es war irre viel los. So wurde der Kreisverkehr zum Kreischverkehr. Endlich in Jinamar angekommen: Nix. Ich beschloss, irgendwo zu parken und mich durchzukämpfen. Schon als ich aus dem Auto ausstieg, eilte eine junge Frau auf mich zu, ob sie mir helfen könne. „Ein Tourist! Ein Tourist! Hier! In Jinamar!!“ wird sie gedacht haben. Sie erklärte mir, wie ich hinkäme und zog mich dann auch noch über die vielbefahrene Straße, damit ich schonmal auf der richtigen Seite war. So froh war selten jemand, wenn er mir helfen konnte. Aber fand ich toll.

Der Markt ist übrigens in der Calle Compañia de Jesus; falls mal jemand hinmöchte. Aber parken ist dort dann unmöglich, alles voll. Und der Markt IST groß, der Markt IST einheimisch. Es dominieren zwar Billig-Klamotten, aber es gibt auch Obst- und Gemüsestände, Fressbuden und vielfrequentierte Anbieter kanarischer Spezialitäten, wie Wurst und Käse oder Brot und Oliven. Ich erstand ein Nussbrot, gefühlte zwei Zentner Orangen und Mandarinen für 2 Euro, Avocado, Mango, Paprika, Chorizo de Teror. Heute Abend mache ich mir daraus einen Salat. Bei einem Gemischtwarenhändler kaufte ich Wattestäbchen und bekam eine weihnachtliche Pinguinglocke geschenkt. Also, alles in allem wesentlich netter als der Markt in Arguineguin.

Ich brachte meine Schätze nach Hause, machte vorher aber noch einen Abstecher zum Carrefour. Und es war Sonntag. Keine Baustelle. Vogelgezwitscher. Klare Luft und Meeresrauschen. Was macht der integrierte Deutsch-Urlauber da? Genau!!! Eine Siesta.

Diese wurde abrupt unterbrochen, weil draußen ein infernalisches Geschrei losging. War der Vulkan ausgebrochen? Sind wir alle dem Untergang geweiht? Nein, Messi hatte ein Tor geschossen. Irgendwie wurde einem sofort klar, auf welcher Seite die Canarios stehen. Sind halt doch mehr südamerikanisch als europäisch :-). Und naja, Frankreich ist Spaniens Nachbar. Nachbarn hänseln sich ja gerne.

Ich setzte mich also auf den Balkon und las ein bisschen. Die ganzen Spanisch-Lehrbücher habe ich wohl nur dabei, damit der Koffer nicht so leer war. Ich faule Sau. Nachdem ein sinuskurvenverlaufsmäßiges Geheule draußen losging, wusste ich: Elfmeterschießen. Das habe ich mir dann doch mal im Liveticker angesehen. Spannend.

Um sicherzugehen, dass der arinagische Hausvulkan noch steht, machte ich mich zu einem kleinen Spaziergang zum Leuchtturm auf. Inzwischen war wolkenloser Himmel, die Sonne ging unter und die Luft war kalt und frisch. Und was soll ich sagen: Der Vulkan steht noch.

Liebe Grüße
Euer Gerry

P.S.: Der Klingelpinguin und der Hausleuchtturm. Sehen sich irgendwie ähnlich, finde ich…

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