Ihr Lieben,
es gab Unwetterwarnungen für gestern und heute. Geregnet hat es zwar, aber wohl nicht so stark, wie vermutet. Auf jeden Fall ist es draußen nass und kalt und ich beschloss gestern noch, nicht nur den Tag in Palma zu verbringen, sondern auch Sancho zu seinem Stall zu bugsieren und die letzte Nacht in einem flughafennahen Hotel zu nächtigen. Ich stand früh auf, um mehr Zeit zu haben und musste mein Frühstück daher in einem völlig überfüllten Speisesaal einnehmen, da das Hotel voll sowie die Terrasse gesperrt waren und offensichtlich auch alle anderen mehr vom Tag haben wollten. Vorm Eierstand gab es epische Kämpfe und ich sah mich schon am Kleinkindtisch sitzen, als ein anderer Platz frei wurde. Puh!
Dann wurde gepackt, gespült (die Küchenzeile gehört leider nicht zur Zimmerreinigung) und ausgecheckt. Die Fahrt zurück dauerte etwas länger als gedacht, es staute sich hier und da. Aber es regnete ja auch. Die Wagenrückgabe war dann einfacher als erwartet, vor mir gab es zwar Ärger wegen angeblich vorher nicht vorhandener Kratzer (und ich ahnte schon Schlimmes), aber bei Sancho gab es nichts auszusetzen.
Nun hätte ich mich mit dem Mietwagen-Shuttlebus zum Flughafen fahren lassen und von dort aus den Regelbus nach Can Pastilla nehmen können, aber laut Google Maps gab es auch in der Nähe eine Buslinie, die mich zu meinem Hotel bringen würde. Zu der musste ich nur ein bisschen laufen und den meist befahrenen Kreisverkehr der ganzen Insel überqueren. Das Bushaltestellenschild sah sehr alt und verwittert aus, das beunruhigte mich ein wenig, aber nach kurzer Zeit kam der Bus aus der Gegenrichtung, das beruhigte mich wieder. Bei mir tat sich leider nichts, dass beunruhigte mich ein wenig. Es gesellte sich ein anderer Passagier zu mir, das beruhigte mich erneut. Es passierte nichts, das beunruhigte mich ein wenig… ich mache es kurz (zu spät), der Bus kam und brachte mich in einer Viertelstunde in den Ort, ich musste nur noch 200 m zur Unterkunft laufen. Ich war eine Stunde zu früh, bekam aber dennoch mein Zimmer. Das Hotel ist entweder neu oder super renoviert, sehr sauber, aber das Doppelzimmer winzig klein. Ich denke, hier wurden schon Ehen ruiniert. Selbst Romeo und Julia hätten sich auf so kleinem Raum nicht mehr lieb gehabt. Ich strich mir mit angefeuchtetem Finger über die Augenbrauen und machte mich auf in die Stadt, wieder mit dem Linienbus.










Ich war gerade an meiner Haltestelle angekommen, da fing es an zu regnen. Egal, ich bin ja nicht aus Zucker. „Das wollen wir mal sehen“, antwortete der Himmel. Und es fing an zu schütten! So sehr, dass ich mich unterstellen musste. Bin nämlich doch aus Zucker! Ich beobachtete, dass der Regen in Wellen kam; ich berechnete den perfekten Moment, um loszulaufen, befand ich mich doch kurz vor der Kathedrale. Da, da war doch der Moment! Klatschnass kam ich an der Kathedrale an, ich kann nämlich gar nicht rechnen. Gottseidank kann man ja fast alles online buchen. Ich erwarb unter dem Schirm des Einlasswächters eine Eintrittskarte und war ruck-zuck im Trockenen. Ich mag die Kathedrale, aber für ein mehrstündigen Aufenthalt ist auch sie nicht geeignet. Ich spendierte dem heiligen Bernat daher eine Kerze und bat um besseres Wetter. Es funktionierte. Als ich die Kirche verließ, war es, als wäre nichts gewesen! Spooky!
Ich lief ein bisschen herum, enterte auf dem Passeig del Born ein freies Tischchen und spendierte mir ein Bier. Irgendwie hatte ich da den ersten wirklichen Urlaubsmoment. Nix mehr vor, die Sonne schien, ich saß bei einem kühlen Bier draußen. Da beschloss ich, meine restlichen Pläne für den Tag zu stornieren. Kein Shopping, keine Museen, keine Sehenswürdigkeiten. Nur sitzen und glotzen. Und ziellos durch die Altstadt laufen, um wieder zu sitzen und zu glotzen. Das ist der Vorteil, wenn man einen Ort gut kennt und nicht das Bedürfnis hat, so viel wie möglich erkunden zu müssen. Wunderbar!









Am Abend kaufte ich an der Plaza España ein paar Empanadas und fuhr von dort aus mit dem sehr vollen Bus zurück ins Hotel. Dort sitze ich jetzt auf dem Balkon, krümele alles voll und habe Ausblick. So verlockend es klingt, quasi in einer Pinie zu hocken… Häuser und Himmel zu sehen, spricht mich doch mehr an.
Beim Frühstück heute plauderte mich ein Pärchen vom Nachbartisch an (wir hatten uns ein paar Tage zuvor schon einmal unterhalten), wir quasselten so vor uns hin, und als ich erzählte, dass ich eine Nacht eher abreise und den Wagen einen Tag zu früh zurückgäbe, war das Entsetzen groß: „Aber das ist doch schon alles bezahlt!“. Tja, ich bin heilfroh, morgen früh keinen Anreise-, Wagenrückgabe- und durch die Gegendumherirrereistress zu haben, das sind mir die paar Euro wert. Abgesegen davon habe ich ja Benzin für die Strecke zurück und wieder hin gespart. Apropos Benzin: Die große Repsol-Tankstelle am Flughafen bietet noch Betankungsservice. Mein Tankwart bekam sich gar nicht mehr ein vor Freude, als ich spanisch mit ihm plauderte. Über seine Komplimente bekam ich mich dann vor Freude nicht ein. Ihr seht, Sprachenlernen verbindet.
So, das war wieder eine sehr schöne Reise, Palma war der krönende Abschluss, ich mag die Stadt sehr gerne, selbst, wenn es regnet. Ich habe mich sehr über Eure Begleitung gefreut, über die vielen Glückwünsche und die Nachrichten und Kommentare bei Signal und auch hier. Schon in Kürze werde ich wieder einen Kurztrip unternehmen und nach Sarajewo fliegen, diesmal in Begleitung. Vielleicht seid Ihr dann ja wieder mit dabei. Liebe Grüße und hasta la proxima vez, Euer

P.S.: Bosnisch spreche ich jetzt noch nicht, aber ich habe ja noch zweieinhalb Wochen Zeit.
P.P.S.: Der Autor wartet in der Pampa – mal mehr, mal weniger beunruhigt – auf den Linienbus:

Danke, lieber Gerry. Die reise mit dir war wieder sehr schön, interessant und erfrischend.
Die große Vorfreude, bei deiner nächsten Reise live und in Farbe dabei sein zu dürfen, ist ausgesprochen hoch.
Ich bin froh, dass du – trotz mystischer Unterstützung in Bezug auf deine Regen-Beeinflussung – nicht zu einem Gerald von Aurillac mutiert bist.
Einen guten Heimflug und ein angenehmes Ankommen wünsche ich dir.
Ja, da freue ich mich auch schon sehr drauf. Und mein Lieblingsheiliger Gerry ist Gerald von Mayo, weil ich doch so gerne Pommes esse. Aber das mit der Akne vom Aurillac… Das kenne ich auch von früher… 🥴