Bosnien-Herzegowina 2025: Der Epilog

Ihr Lieben,

natürlich gibt es noch ein kleines Nachwort. Man muss ja irgendwie auch noch zu Hause ankommen.

Während ich so durch ein Land oder eine Stadt jückele, denke ich oft, ach, das kannst du dir ja mal für dein Tagebuch merken. Und dann vergesse ich das wieder. Soll ich Euch denn noch die Geschichte mit den Maiskörnern erzählen? Oder die mit dem verirrten chinesischen Touristen? Und dann der Ticketschalter an der Haltestelle, mit der Ticketdame, die keine Tickets verkaufte?

Die Nacht verbrachte ich nicht so gut, erstens wegen der Aufregung (Kommt das Taxi? Werde ich verschlafen? – Von wegen, man wird im Alter entspannter!), zweitens, weil eine Horde feierwütiger Irrer in der hellhörigen Pension die Nacht zum Tag machten. Ihr erinnert Euch, der Frühstücksraum gegenüber? Mein halbnackter Auftritt mit der Bitte, nicht ausgerechnet vor meiner Türe die Fête ausklingen zu lassen, fruchtete nur für etwa 5 Minuten. Statt Dancing in the Kasbah halt Party in the Pension.

Das Taxi war mehr als pünktlich da, die Stadt war leer, ich war in 0,nix am Flughafen. Hier verlief auch fast alles reibungslos, außer, dass man mir meinen Plastikkorkenzieher abnahm, der schon mehrere Male unbeanstandet im Handgepäck mitreiste. Außerdem blieb meine Jacke im Koffer-MRT hängen, was ich aber erst nach der Passkontrolle bemerkte. Ein Grenzbeamter war aber so lieb und brachte sie mir wieder.

Diesmal war der Flieger bumsvoll, und die XXL-Beinfreiheit erschien mir eher wie M. Auch die Eltern versagten diesmal. Hinter mir schrie, ach was, kreischte ein Mädchen den gesamten Flug lang, 120 Minuten, mit 130 Dezibel vor sich hin. Ich war ab einem bestimmten Punkt mehr erstaunt, als genervt. Wie schaffen die das, nicht nach 5 Minuten total heiser zu sein? Gibt es da einen Schutzmechanismus des Körpers, der sich im Alter verliert? Die Mutter und die Tante (?) riefen sprechsingend dazu ununterbrochen „Dai dai dai“. Sie bemerkten leider auch nach 15 Minuten nicht, dass das absolut keinen Effekt hatte. Außerdem plädiere ich zum wiederholten Mal für die Abschaffung der verstellbaren Rückenlehne. Wahrscheinlich vergeblich.

In Köln herrscht ja seit Wochen Chaos bei der Bahn, das durch aktuelle Maßnahmen auf eine nicht mehr messbare Spitze getrieben wurde. Daher erstaunte es mich umso mehr, dass ich in Köln nur 3 Minuten auf eine S19 warten musste, an der Trimbornstraße 2 Minuten auf den 159er-Bus. Ein Träumchen!

Ich kaufe ein „ja“ und löse auf: Das in der Busreise in die Herzegowina inkludierte Sandwich war sogar ganz lecker, allein kam irgendwer auf die Idee, man könne da ja Maiskörner draufstreuen. Was soll ich sagen, ist ja nicht mein Bus.

Als ich von der Bastion herabstieg, kam eine große chinesische Reisegruppe an mir vorbei. An einer Gabelung trennten sich unsere Wege. Nur, dass nach etwa 3 Minuten ein völlig außer Atem hechelnder älterer Mann an mir vorbeipeste. Ich konnte ihn stoppen und zur Abzweigung zurückbringen. Von da aus sah man im Tal seine Gruppe. Er rief begeistert Danke und rannte um sein Leben. Ob ich wohl in seinem Tagebuch vorkomme?

Ja, und dann war da dieser Schalter an der Bahnhaltestelle, auf dem ein Schild prangte, man könne dort Tickets erwerben. Da saß eine Dame hinter. Die brabbelte ungnädig irgendwas auf Bosnisch, dass ich jetzt für mich mit „Es tut mir leid, leider gibt es keine Tickets heute!“ übersetzte, wahrscheinlich aber „Jetzt geht mir mal alle nicht auf den Sack, Ihr dummen Touris!“ bedeutete. Aber man kann auch für 1,80 BAM bei den Fahrern Einzeltickets erstehen.

Was gibt es denn noch für Beobachtungen? Ich fand die Gebühren für das Abheben enorm hoch. Bei 400 BAM waren das mal umgerechnet 15 Euro. In der Wechselstube haben sie vielleicht einen schlechteren Kurs, nehmen aber nur 2 BAM Provision. Da muss man mal für sich gucken, wie man da vorgeht. Bargeld braucht man nämlich immer, in der Regel sind die Kartenleser „kaputt“. Sogar in Museen. Man ist hier dem Bargeld noch zugeneigter, deutlich zugeneigter sogar, als hier in Deutschland.

Die Verständigung klappt i.d.R. mit Händen und Füßen. In der Touristik beschäftigte Personen sprechen Englisch, manchmal sogar deutsch, aber Verkäuferinnen, Taxifahrerinnen, Bauarbeiter (:-)) sprechen halt bosnisch. Aber wie bereits erwähnt. Alle (die Ticketdame halt tief im Inneren) sind furchtbar nett und zuvorkommend.

Ansonsten, wenn es Euch da hinzieht und Ihr Fragen habt… fragt Euren Friseur, hab meine Zeit ja auch nicht geschenkt bekommen! Nee, quatsch… fragt ruhig.

Wir sehen uns spätestens in Bukarest. Alles Liebe und Gute bis dahin, Euer

2 Gedanken zu „Bosnien-Herzegowina 2025: Der Epilog“

  1. Ein wunderbarer Epilog.
    Eine kleine Nebenerwerbs-Idee: Schreib doch ein Buch mit deinen wunderbaren, humorvoll geschilderten Geschichten und Reiseberichten.
    Einen Buchkäufer hättest du auf jeden Fall schon!
    (Deine Rezepte könntest du integrieren – oder noch ein separates Kochbuch schreiben. Einen Käufer hättest …)

    1. Das ist ein sehr liebes Kompliment, aber von einem verkauften Buch kann ich mir keine weiteren Reisen finanzieren 😂
      Aber vielleicht versuche ich mich auf einer der kommenden Fahrten an einem Kochkurs und integriere dann das Gelernte…

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