Barcelona 2025, Tag 4: Gerry geht ins Kloster

Ihr Lieben,

heute wollte ich mal völlig unanstrengende und unschwitzige Dinge unternehmen, ich musste ja ein bisschen Rücksicht auf die Mitfliegenden am Abend nehmen. Beim Durchblättern des Internets stieß ich auf „völlig untouristisch“ und „selbst im Hochsommer kühl“ und so war das Real Monasterio de Santa María de Pedralbes, das in zwei Jahren seinen 700. Geburtstag begehen kann, mein erstes Ausflugsziel für heute. Die Fahrt dahin war allerdings schon wieder schweißtreibend, da ich an der Plaça Catalunya umsteigen musste. Wer die kennt, weiß was ich meine… So ein Durcheinander und Gewusel.

Von der Endhaltestelle der L6, Sarrià, fährt eine Linie L12, die aus nur zwei Stationen besteht, nämlich der Sarrià und der Reina Elisenda. Zwischen denen fährt der Zug hin und her. Ist eine Stelle als Zugführer hier eine Strafe oder ein Glück? Mir würde es wohl gefallen. Schön unaufregend. Die beiden Linien musste ich jedenfalls bemühen.

Die Klosteranlage ist sehr groß und einen Ausflug wert. Zu meiner großen Freude war zudem, warum auch immer, der Eintritt heute frei. Die Kirche an sich ist etwas schmucklos und dunkel, aber das angrenzende Kloster (Achtung, anderer Eingang) ist mit seinem mehrstöckigen Kreuzgang und vielen Ausstellungssälen absolut sehenswert. Es gab eine kleine Ausstellung über Makrofotografie und man konnte einen mittelalterlichen Vorratsraum, einen Kräutergarten, Klosterzellen, ein Diorama über das Leben Christus und vieles, vieles mehr sehen.

Auch die Gegend um das Kloster herum ist sehr schön, ich nahm in einem wunderbaren Bistro einen Kaffee und ein Wasser zu mir (Das hebe ich übrigens nur hervor, damit ihr nicht glaubt, ich würde den ganzen Tag nur saufen). Wenn ich schriebe, es handle sich hier um eine gehobene Wohngegend, wäre das eine Untertreibung. Immerhin befinden sich die britische Schule und das amerikanische Generalkonsulat in direkter Nachbarschaft.

Mittags traf ich mich mit Otto zu einem „Menú del día festivo“ in einem Restaurant nahe der Plaça Espanya. Wir waren doch etwas baff, als wir jeder eine Flasche Wein zum Essen bekamen. So zog sich das Essen natürlich etwas… Als Nachtisch gab es dann aber auch nur Eis aus der Fabrik, was zur Qualität der anderen Gerichte passte. Gut, aber nicht mit den anderen Restaurants vergleichbar. Wenigstens haben Otto und ich es geschafft, die anfänglich total missmutige Kellnerin zum Lachen zu bringen.

Nach dem Mittagessen liefen wir zur Plaça Espanya, wo sich langsam aber sicher die Großbaustelle der letzten Monate zu lichten beginnt, und bogen dort ab zum Pavillon von Mies van der Rohe, der anlässlich der Weltausstellung 1929 den deutschen Beitrag darstellte. Der Pavillon war direkt nach Ende der Weltausstellung abgerissen worden. In den 80er Jahren beschloss man dann, ihn originalgetreu an gleicher Stelle wiederaufzubauen. Normalerweise kostet der Besuch 9 Euro Eintritt, was ich für ziemlich überteuert halte, aber auch hier mussten wir nichts zahlen. Inzwischen glaubte ich schon, man verwechsele mich mit einem Prominenten. Der Pavillon ist wunderschön, ich bin ja ein Bauhaus-Fan (nicht vom Baumarkt, aber dafür auch vom Brauhaus), aber es ist schon eine recht übersichtliche Sehenswürdigkeit.

Wir stapften, vielmehr rollten anschließend zum Nationalmuseum hoch. Das liegt schon weit oben in den Anfängen des Montjuïc, aber man war so freundlich, wohl ahnend, dass ich irgendwann vorbeischauen würde, Rolltreppen an vielen Stellen zu installieren. An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen!

Von oben hat man einen sehr schönen Blick über die Stadt, auch das Gebäude an sich ist einen Umweg wert. Das Museum hatte zwar geschlossen, aber ein Besuch hätte sich auch rein zeitlich als etwas anstrengend gestaltet. Wir streiften noch durch die Nachbarschaft, unter anderem durch einen kleinen Park, und landeten wieder in der Wohnung, wo ich noch Kaffee bekam, noch einmal duschen konnte, um dann zum Flughafen aufzubrechen.

Noch in der Wohnung erreichte mich die Nachricht, dass sich mein Abflug um eine Stunde verspäten würde, ich mich aber dennoch zur angegebenen Zeit am Flughafen einzufinden habe. Ich wollte mich schon künstlich aufregen (denn Aufregung macht ja bekannterweise alles besser), da kam direkt eine zweite Mail, dass meine Reiseversicherung mir einen Gutschein für die Lounge bereitgestellt hat. Tatsächlich hatte die mich vor einigen Wochen aufgefordert, für genau diesen Fall meine Flugzeiten in eine Datenbank einzutragen. Hat sich gelohnt, denn während ich dies schreibe, nippe ich an einem Glas Cava und schaufele Tapas in mich rein. Wobei, ich musste eine Viertelstunde anstehen, da die Lounge wegen Überfüllung keine neuen Gäste einließ. Einige verließen deswegen die Schlange schlecht gelaunt; großer Fehler, die VIP-Lounge verdient ihren Namen nämlich zu recht. Alles sehr lecker, alles vorrätig, alles frisch.

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Werbepause. Hier könnte IHRE Werbung stehen!

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Leider zeigte die Anzeigetafel dann, ich müsse mich jetzt zum Gate bemühen, und so verließ ich die schöne Lounge, nur um festzustellen, dass an dem Gate ein ganz anderer Flug gerade boardete. Man sagte mir dort, die Maschine vom Hinweg werde noch eine Stunde brauchen, ich soll es mir doch gemütlich machen. Tja, das hätte ich ja haben können, aber zurück in die Lounge ging jetzt nicht mehr. Zudem zeigte die Anzeigetafel nun, dass jetzt woanders gerade das Einsteigen liefe. Ich hastete dorthin, um festzustellen, dass die Anzeige meinen Flug anzeigte, gerade aber eine Eurowings ablegte. Ich bekam die Krise, wie drei oder vier andere, die mit mir zeitgleich eintrudelten. War auch niemand da, der uns hätte aufklären können. Wir checkten Websites, da hieß es, wir hätten noch eine Stunde, inzwischen war der Schalter besetzt und man informierte uns, es ginge gleich los. Tat es nicht… Lange Schreibe, kurzer Sinn: Totales Chaos. Mit anderthalb Stunden Verspätung hoben wir ab.

Pasajeros al borde de un ataque de nervios!

Eurowings dann in Köln so: Sie ärgern sich bestimmt jetzt sehr, dass Sie zu spät angekommen sind, aber da geht noch mehr: wir sorgen dafür, dass Sie vor Wut platzen! Denn wir parken jetzt nicht etwa an einem Finger, so dass Sie Ihre Bahn noch bekämen, sondern jwd und lassen den Bus auch 20 Minuten warten, bis Sie einem Kollaps nahe sind. Man muss wissen, dass Köln zwar Nachtflüge erlaubt, man aber ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr vernünftig mit der Bahn wegkommt. Ich nahm ein Taxi, dessen Fahrer ich dann zum krönenden Abschluss noch erklären musste, wie er zu fahren hat.

So, Frust runtergeschrieben, jetzt wieder erfreuliches: das war eine verdammt schöne Reise, nicht zuletzt wegen der tollen Gastgeber Rolf und Otto, die mir Asyl gewährten und viel Zeit für mich opferten. Muchas gracias, Ihr Beiden! Gerne dann auch mal bei mir Unterschlupf suchen, ich nehme pro Nacht auch nur 120,- Euro pro Person… 😉

Allen Lesern danke ich fürs Mitreisen; ich hoffe, Ihr hattet etwas Spaß und vielleicht habe ich Euch ja sogar zu einem Barcelona-Besuch inspiriert. Sehen wir uns in drei Wochen in Bukarest?

Alles Liebe und Gute, Euer

Barcelona 2025, Tag 3: Gerrys Bikini

Ihr Lieben,

keine Angst, es gibt keine unzüchtigen Fotos… das wollte ich vorwegschicken. Falls Ihr wegen der Überschrift irritiert seid.

Rolf war so lieb, mir heute früh schon einen Bottich Kaffee hinzustellen, er ist einfach ein guter Mensch! Heute erwartete mich ja eine Führung im Parc Güell, da muss man erst einmal hinkommen. Der ÖPNV hier ist schon recht gut, aber zum Park, der auch noch auf einem steilen Hügel liegt, ist schwer hinzukommen. Ich empfehle, insbesondere Menschen mit meiner Kondition, ein Taxi zu nehmen. Ich hatte eins über Uber bestellt, das ließ auf sich warten. Inzwischen fuhren mindestens drei freie Wagen an mir vorbei. Egal, ich war pünktlich am verabredeten Treffpunkt mit dem Veranstalter und holte mir meinen ans Revers zu heftenden Bapperl mit der Deutschland-Trikolore ab.

Es war eine Gruppe von 30 Personen und unsere Guía Carla ist eine Italienerin, die seit 14 Jahren hier lebt. Ihr Deutsch war recht gut und sie führte uns mit vielen Erklärungen im Stechschritt durch den gut besuchten Park. Ob diese Gruppenführung jetzt wirklich 34 Euro wert war? Anders, als ich glaubte, waren die Zusatzeintritte z.B. ins Museum nicht enthalten.

Vor 24 Jahren war ich das erste und bis dato letzte Mal im Parc Güell, der Eintritt war frei und der Park war nur mäßig besucht. Ich weiß, dass ich es damals sehr genossen habe. Natürlich ist der Parc Güell immer noch schön, ich liebe die Drachentreppe, die über 100 Meter lange, geschwungene Sitzbank, die Aquädukte, die Bepflanzung. Ein bisschen was Neues habe ich über Gaudí erfahren (er war scheinbar furchtbar religiös, hatte nicht viel Glück im Leben und in der Liebe) und die ein oder andere Kleinigkeit hätte man vielleicht ohne Guide nicht entdeckt. Die Wäscherinnensäule oder den Oktopus an der Decke des Säulensaals z.B. Ein Besuch ist immer noch ein Muss!

Nach über 2 Stunden war aber auch gut und ich lief hinunter in das Barrio Gràcia, das als elegantes Reichenviertel gilt. Die Passeig del Gràcia gilt als drittteuerste Einkaufsstraße Europas. Ich deckte mich dort natürlich sofort für den kommenden Sommer mit der neuesten Kollektion „Mode für den distinguierten jungen Herrn“ ein. Hier findet man auch die Casas Batllo und Amatller, letzteres vom Architekten Puig i Cadafalch.

Eine Bekannte insistierte nachgeradezu mehrmals, dass ich bei Tapas 24 den berühmt-berüchtigten Bikini mit Trüffel esse. Auflösung: Das ist kein zweiteiliger Strandanzug, sondern eine Art gegrilltes Sandwich. Das nahm ich dann zu mir, ich wollte nicht, dass Ulli ihre Provision verliert… 😁 Es war aber pures Glück, dass ich einen Platz bekam; während ich aß (ich hatte auch noch einen russischen Salat) wurden Dutzende Leute abgewiesen. Das Essen war aber auch gut und die Terrasse ist sehr nett.

Ich lief die Einkaufstempel entlang, machte einen Abstecher in den Corte Inglés und den Media Markt, ich hatte mein Ladekabel in der Wohnung vergessen und wurde im Corte nicht fündig, dann über das gotische Viertel zum Hafen, wo ich mich für ein Stündchen auf einen Kaffee in den Schatten setzte, denn ich war zu früh für meine Bootsfahrt. Die Yachten, die hier im Hafen lagen, trieben mir die Tränen in die Augen. So viel Armut nimmt mich dann doch sehr mit.

Die Katamaranfahrt sollte am Ende des Hafens starten. Das war weiter draußen als gedacht und ich musste einige Meter laufen. Als ich ankam, stand da schon eine Gruppe feierwütiger Jugendlicher, Gäste des Geburtstags einer hysterischen Göre aus der High Snobiety. Alle schon angetütert und sehr laut. Ich befürchtete das Schlimmste. Dann Entwarnung, sie wurden einem anderen Boot zugeteilt. Wir liefen dann zu unserem Katamaran, als wesentlich kleinere Gruppe. Bis, ächz!, ein Junggesellenabschied in letzter Sekunde zu uns stieß. Ach herrjeh!

Eine Dreiergruppe Jungs fragte eine ältere Dame, ob sie sie fotografieren könnte. Klar. Moment, wir ziehen schnell unsere Shirts aus. Die Dame kam aus dem hysterischen Kichern gar nicht mehr raus. Die Junggesellenjungs verhielten sich aber ungewöhnlich gesittet (es war übrigens eine männliche Braut und die Begleitung war international besetzt), es gab Tortilla und Cava aufs Haus, einen klasse Blick auf die Stadtsilhouette, der zweite Wein ging auf den Capitán, der sich freute, dass ich spanisch lerne, alles in allem ein netter Zeitvertreib. Und wir erinnern uns, als Muschelschubser fahre ich ja nur zu gerne Boot, daher machte mir auch der halbstündige Badestopp, den ich in der Beschreibung wohl überlesen hatte, nichts aus.

Warum es übrigens manchmal schwierig ist, an Tickets zu kommen, erklärt sich durch die massiv angestiegene Zahl der in Barcelona anlegenden Kreuzfahrtschiffe. Fünf dieser Riesenpötte lagen heute im Hafen. Die kaufen natürlich Massen an Kontingenten für ihre Passagiere weg.

Da ich inzwischen gefühlt einen Marathon gelaufen war, wollte ich jetzt mit dem Bus aus dem Hafen zurück. Auf den musste länger gewartet werden und er war natürlich pickepackevoll, als er denn dann ankam. Dann noch zweimal Metro, um halb 8 war ich fix und fertig daheim. Nach einer kurzen Pause liefen wir dann zu einem Restaurant in der Nähe, wo insbesondere das geeiste Turròn auf großes Gefallen stieß. Die Muscheln waren okay, die patatas bravas keine patatas bravas. Der Turròn rettete aber alles.

Wir überlegten, noch einen Absacker im Regenbogenviertel zu nehmen, aber die Jungs haben morgen volles Programm und ich war leider durch von der Rennerei und der Hitze. So nahmen wir den kleinen End-of-the-day-Drink in der Wohnung und wünschten uns sueños buenos.

Morgen ist der Kurztrip schon wieder vorbei. Verstehe ich nicht, bin doch gerade erst angekommen! Aber ich habe noch den ganzen Tag und bin bisher planlos. Gegen 19 Uhr will ich dann Richtung Aeropuerto aufbrechen. Bleibt Ihr solange bei mir? Fände ich supernett. Liebe Grüße, Euer

P.S.: Um die Ecke findet eine Art Volksfest statt, da kann man u. A. Spezialitäten kaufen. Manchmal ist Aufgabegepäck doch nicht zu verachten; ich muss mir verkneifen, Käse, Schinken und Öl einzukaufen.
Als ich heute Abend dort vorbeikam, sang gerade eine Dragqueen ABBA-Songs. Party? Barcelona kann’s.

Barcelona 2025, Tag 2: Oh Zeiten, oh Sitges!

Ihr Lieben,

ich faule Sau hab doch tatsächlich bis 10 Uhr geschlafen. Ja, so wird das natürlich nichts mit größeren Erkundungsfahrten! Ich inhalierte ein paar Tassen Kaffee (im Grand Hotel Rolf gibt es handaufgegossenen Filterkaffee!) und man bot mir an, zusammen nach Sitges, etwa 30 Kilometer westlich von Barcelona gelegen, zu fahren. Ich hatte ja früher eine starke Abneigung gegen Mallorca, Gran Canaria und eben auch gegen bestimmte mediterrane Küstenstädte. Ich brachte das alles in Verbindung mit Saufgelagen, Nackedeis, die durch die Fußgängerzonen rennen (auf Rhodos in Faliraki übrigens schon erlebt!), unaufhaltsamen Verfall der Sitten. Würde ich auch hier eines Besseren belehrt werden und mich in den Ort schockverlieben?

Busfahrpläne in Barcelona vermitteln eher eine grobe Orientierung als eine verlässliche Aussage. Aber das ist ja in jeder Großstadt so. Daher warteten wir ein wenig auf die Linie 16. Dafür bekamen wir aber Bruce Willis als Fahrer, der wie ein Max Verstappen die Autopista entlangpeste, dass es eine adrenalinöse Schreckensfreude war. Laut Rolf waren wir fast 10 Minuten schneller am Ziel als sonst.

Sitges war seit den 80er Jahren ein bekannter Schwulen-Treffpunkt mit einem gewissen Ruf (siehe oben). Inzwischen hat sich die Szene dort fest etabliert und die Stadt war heute geschmückt für die nächste Woche stattfindende Pride, bzw. Orgull auf katalanisch. So eine wilde Busfahrt trocknet aus und daher fanden wir uns vor der ausführlichen Besichtigung erst einmal auf die Terrasse einer Gay-Bar ein, um ein Kaltgetränk zu uns zu nehmen.

Es ist erstaunlich, welche Klischees andere Gäste bedienten. So waren Albin und George aus „La cage aux folles“ anwesend, aber auch der dicke Bär, der sein T-Shirt so weit hochkrempelte, dass man seine prächtige, unglaublich behaarte Wampe bewundern konnte. Und der – wie mir erklärt wurde – eigentlich eher konservative, von Spaniern bevorzugte Badeort bietet diesen Menschen, bietet uns einen sicheren Raum. Ich lieb’s!

Wir liefen Richtung Strand und bogen nach links zum Wahrzeichen von Sitges ab, der überregional bekannten Kirche Sant Bartomeu i Santa Tecla. Bevor wir aber die Treppen dorthin erklommen, wandten wir uns rechts dem Segelclub zu, wo wir tatsächlich einen Tisch ergatterten, obwohl andere Restaurants auf dem Weg ziemlich überfüllt waren. Möglicherweise lag das daran, dass das Menú del día etwas hochpreisiger war und kein Getränk beinhaltete. Wer sich davon hat abschrecken lassen, dem ist etwas entgangen. Der Tisch direkt am Wasser, die tolle Aussicht! Schon der Hauswein überzeugte uns. Das Essen war speziell, „Schweinegeheimnis“ und Zwerchfellfleisch. Leute, ich war hin und weg! Die Muscheln, die ich vorweg hatte, schwammen in einem See aus Kräuterbutter und waren göttlich. Das Zwerchfellfleisch (was ist das eigentlich genau?) butterzart, die Beilagen raffiniert. Die Tarta de Santiago hinterher ein Gedicht! Eine zweite Flasche Wein und zwei Flaschen Wasser später waren wir dennoch nur den sprichwörtlichen Apfel samt Ei los. Aber psssst!!! Soll ein Geheimtipp bleiben!

Wir erkundeten die Gegend um die Kirche, sehr nett, sehr gepflegt. Otto machte Siesta unter einem undefinierbaren Baum, während Rolf mich zum Friedhof begleitete. Damit Ihr Bescheid wisst: ich habe mir Gruft 2811 ausgesucht, die ist frei und hat seitlichen Meerblick. Wunderbare Grabstätten gibt es da, es ist ein sehr idyllischer Ort. Wir liefen um den Friedhof außen herum wieder Richtung Sitges, sammelten Otto ein und streunten ein wenig durch die Gassen. Es war ziemlich heiß, so ließen wir den Strandspaziergang sein (am Ende stehen die Villen der Reichen und Schönen) und gönnten uns einen Abschiedsdrink.

Leider war der Bus, mit dem wir die Rückfahrt antreten wollten, überfüllt und ließ uns stehen. Wir eilten zum Bahnhof, wo wir dann den Zug nach Barcelona erwischten und in Sants ausstiegen. Von dort aus liefen wir dann noch 25 Minuten nach Hause.

Hat sich denn nun mein Vorurteil ins Gegenteil verkehrt? Teilweise ja. Der Ort ist viel netter als gedacht. Aber halbnackt durch die Fußgängerzone stolzierende Gecken brauche ich immer noch nicht.

Wir legten uns in Sant Antoni eine halbe Stunde hin, machten uns anschließend wieder stadtfein und gingen zu einer um die Ecke gelegenen Tapasbar, wo wir draußen einen freien Tisch erwischten. Wir hatten Tortilla, Chorizo, Käsefritten, Croquetas, Pan Tomate und Oliven para picar, also quasi zum Teilen. Wunderbar. Inzwischen wehte auch ein laues Lüftchen, das war erfrischend.

Barcelona ist schon ein wirklich l(i)ebenswertes Nest. Mir scheint, dass das Zusammenleben (noch?) klappt und man sich so sein lässt und so nimmt, wie man halt ist. Man sollte aber nicht ausblenden, dass es hier auch offensichtliche Probleme gibt, wie die große Zahl Obdachloser z. B. Zudem sind die Mieten explodiert. Davon unbeschadet können Expats und Touristen hier leben wie die Made im Speck.

Das war ein eher gemütlicher Tag mit viel Entspannung und ein bisschen Völlerei. Muss man sich auch mal gönnen.

Morgen habe ich gebuchtes Programm. Wenn Ihr mögt, gucken wir uns zusammen den Parc Güell an und schippern ein wenig vor der Stadt hin und her. Über Begleitung freue ich mich ja immer.

Liebe Grüße aus Barcelona, Euer

P. S. : Ich hatte nachts das Fenster offen gelassen und gegen morgen wurde ich durch wildes Geschnatter diskutierender Menschen wach. Im Dämmerschlaf mischte sich das mit kruden Träumen. Wollt Ihr mehr darüber wissen? Ja? Nun, Pech gehabt, so einen Unsinn kann ich unmöglich weitererzählen.

I steh in der Költ’n und woat auf a Taxi, oba es kummt net… Äh… Hitz’n und Bus…

Barcelona 2025, Tag 1: Tibidabo

Ihr Lieben,

hat es den Gerry nun vollends erwischt, oder was soll diese absurde Überschrift? Aber von Anfang an…

Die Arztbesuche gestern waren jetzt weder besonders beunruhigend, noch sehr erhellend. Wie es weitergeht, zeigt sich in den kommenden Wochen; beim Zahnarzt war man zumindest scheinbar ehrlich entsetzt, dass ich so eine Passion hinter mir hatte. Vom der Praxis aus fuhr ich direkt zum Flughafenhotel, das doch nicht sooo nah am Terminal liegt, wie ich mir eingebildet hatte, da war das andere vor der Bosnienreise schon wesentlich dichter dran. Aber man bot mir für den Morgen einen kostenlosen Shuttle an. Auch ein Frühaufsteher-Frühstück wäre vorhanden gewesen, aber ich wollte jede Minute Schlaf auskosten, die ich bekommen konnte. Leider gab es da dann nicht viel von, die Angst, zu Verpennen, war zu groß. Zwar gab es eine Weckruf-Taste am Telefon neben dem Bett, aber die war, wie mir die Rezeption auf Rückfrage mitteilte, seit Jahren deaktiviert. Egal, ich schaffte es, mich um halb 5 aus dem Bett zu schälen und rechtzeitig am Gate zu sein.

Der Flughafen war bumsvoll, der Flieger war bumsvoll, in Barcelona war es bumsvoll. Der Flughafenbus war, Ihr ahnt es, bumsvoll. Die Straßen ins Zentrum… dito.

Rolf erwartete mich schon auf der Straße vor seinem Haus und nachdem ich mich kurz frisch gemacht hatte (im Haus, nicht auf der Straße!), gingen wir in eine nahegelegene Eisdiele, um Kaffee zu trinken. Dann wechselten wir in eine Bar um die Ecke, um auch noch einen Cava zu trinken. Ein Urlaubsstart ohne Sekt? Geht ja fast gar nicht.

Gegen 11 Uhr holten wir dann Otto in der Wohnung ab, der hatte noch Dinge zu erledigen gehabt, und fuhren in Richtung des – neben dem Montjuic – zweiten Hausbergs Barcelonas, dem (TADAA!) Tibidabo. Man fährt ein wenig mit der S-Bahn, steigt dann in eine nette Standseilbahn, hier Funicular genannt, um dann mit einem Minibus auf den Gipfel zu fahren, wo die Kirche des heiligen Herzens über dem Sühnetempel thront. Man kann hier auf verschiedenen Ebenen wunderschöne Ausblicke genießen. Von der unteren Kirche fährt ein Aufzug über die Plattform der oberen Kirche zum oberen Panoramaplatz, von wo aus man dann noch ein paar Stufen bis zur alles überragenden Christusstatue hinauslaufen kann. Schwups, ist man am höchsten Punkt Barcelonas angelangt. Die Kirche ist um eine kleine, Juan Bosco geweihte Kapelle herumgebaut und ist deutlich von Gaudí (unteres Portal), der Sacre Coeur in Paris und der Christusstatue in Río de Janeiro inspiriert. Ein ganz tolles Ausflugsziel! Der Name des Berges, Tibidabo, leitet sich vom Lateinischen „Ich werde Dir geben“ ab. Direkt neben der Kirche befindet sich ein riesiger Vergnügungspark, der seine besten Zeiten aber schon hinter sich haben dürfte. Wir verzichteten daher darauf, Riesenräder, Falltürme, Megaschiffschaukeln und dergleichen Attraktionen aus dem vorletzten Jahrhundert auszuprobieren.

Zurück in der Stadt liefen wir zu einem Stammrestaurant der beiden Jungs, um ein Menú del día einzunehmen. Das ist ein sehr preiswertes Essen mit 3 Gängen inkl. einem Getränk und entwickelte sich aus dem vom Franco-Regime als für Restaurants verpflichtend eingeführten Menú turístico, mit dem Devisen ins Land geholt werden sollten. Es ist nun nicht mehr aus dem spanischen Leben wegzudenken, ist aber qualitativ sehr gut und immer immens reichhaltig. Ich hatte z. B. Meeresfrüchte-Paella, Schweinebacken in Rotweinsauce und Milchkaffee sowie ein großes Bier für 16 Euro. Kannste überhaupt nicht meckern! Man ist versucht, gar nicht mehr zu kochen, so billig wie das ist.

Die anderen liefen nach dem Essen schon einmal in die Wohnung vor, ich plünderte derweil das Weinregal eines nahegelegenen Supermarktes. Mich als Gast zu haben, geht doch zu sehr zu Lasten des Weinkellers, da versuche ich, einen Ausgleich zu schaffen. Danach ging es erst einmal ins Bett, ich war fix und alle… Naja, die Siesta ist ebensowenig aus Spaniens Kultur wegzudenken wie das Tagesmenü und das heiße ich gut. Einziges Manko: es ist gerade sehr heiß in Barcelona und man ruht muckelig warm. Aber über die Unterkunft kann ich aber nun mal gar nicht meckern, Rolf und Otto haben ein schönes Gästezimmer hergerichtet und die Schlafcouch ist erstaunlich gut. Und so eine Küche hätte ich gerne! Riesig!

Für den Abend hatten wir bekanntermaßen Konzertkarten, Ismael Serrano spielte im Palau de Música. Wir machten uns einigermaßen zeitig auf den Weg, damit wir noch einen schönen Spaziergang machen konnten. Wir waren dann in zwei Kirchen, in dem schönen Innenhof eines ehemaligen Hospitals (mit einem riesigen Jacarandabaum) und bei zwei Kunstevents steckten wir auch unsere Nase einmal durch den Türspalt. Auf dem Weg nahmen wir noch eine Erfrischung zu uns, ich die erste Sangria seit Jahren. Sie hatte aber nichts mit der Fruchtbowle auf Touri-Inseln gemein.

Obwohl wir herumbummelten, waren wir früh am Palau de la Música, da nahmen wir dann einen hochpreisigen Cava zu uns, bevor wir unsere Plätze aufsuchten. Der Palau ist ein Gebäude von Gaudí und wunderschön! Von außen wie von innen! Erwähnte ich, dass ich seine Architektur sehr mag? Da ich meine Karte erst sehr viel später gekauft hatte, hatte ich einen „schlechteren“ Platz ganz weit oben im zweiten Rang. Man sah von dort aus zwar nichts vom Parkett, aber ich hatte die ganze Bühne im Blick. Von Otto erfuhr ich später, dass weiter vorne, dafür aber links die Sicht eher eingeschränkt war. So weit, so gut. Tolles Gebäude, gute Sicht, Versprechungen auf ein gutes Konzert. Dann aber der Sitzplatz. Gebaut im Jahre 29174 der Hobbitzeitrechnung, glänzt die Bestuhlung des Palau mit fehlendem Sitzabstand. Sowohl in Höhe, Breite, Tiefe als auch in allen anderen Dimensionen. Ich hatte schon vorher gelesen, dass das Konzert ohne Pause durchgespielt wird. Sagen wir mal so, ich wäre auch nicht zu meinem Platz zurückgekehrt. Jede Fluglinie hätte ich wegen eines solchen Sitzes verklagt. Während ich dies schreibe, habe ich mehr als dezente Rückenschmerzen.

Aber zum Konzert selbst. Otto hat das initiiert, da er durch Zufall auf die Musik von Ismael Serrano gestoßen war und die Konzertankündigung las. Ich hörte mir zuhause ein paar Stücke auf dem Kanal mit dem roten Y an, fand sie alle sehr ähnlich, aber nicht schlecht, daher ging ich mit. Was soll ich sagen? Die Stücke sind alle sehr ähnlich, aber statt wie üblich mit kleiner Instrumentierung zu arbeiten, trat Serrano mit großem Orchester auf. Es klang aber auch da alles gleich. Verstanden habe ich wenig, auch von den längeren Sprechteilen. Serrano ist zweifelsohne ein sehr guter Sänger, das symphonische Arrangement war aber 08/15 gestrickt. Deswegen haben mir die ruhigen Teile mit Gitarre solo, nur untermalt von leichtem Piano, am besten gefallen.

Das herausragendste Element am Konzert aber waren seine Fans. Sie sangen oft inbrünstig mit (und das gar nicht mal so schlecht), klatschten lautstark mit (und das gar nicht mal so gut), filmten fast das ganze Konzert mit (es war ein einziges Handydisplaymeer) und sprangen hie und da auf, wiegen sich hin und her und machten allerlei andere Kapriolen. Vor mir saß ein offensichtlich frisch verliebtes Pärchen, das kopulierte bei bestimmten Songs fast. Die da-Capos waren Legion, mir war es dann am Ende zu viel und ich schlich mich während Zugabe Nummer 5 raus.

Also, alles in allem ein sehr schönes Erlebnis mit kleinen Abstrichen! Wir waren nun doch hungrig und durstig, liefen durch das subkontinentale Viertel mit vielen indischen und pakistanischen Läden und ließen uns in einer indisch geführten Bar mit Tapas nieder. Super Schinken, guter Käse, sehr heiße Croquetas (man wies darauf hin, als schon zwei Münder verbrannt waren), das war ein schöner Ausklang des Abends. Vom Nachbartisch quasselte uns noch ein amerikanisches Pärchen an, da war von einem der Urgroßvater in Düsseldorf stationiert gewesen.

Wieder in der Butze wollten wir eigentlich alle a) ins Bett und b) ich noch kurz schreiben, aber dann haben wir doch noch einen Absacker im Wohnzimmer genommen. Es ist aber auch zu schön, mit den Beiden mal wieder zusammen zu sein!

Da es nun sehr spät ist (knapp 2 Uhr), habe ich meine Pläne für morgen umgeworfen, ich wollte um 7 Uhr zu den Klöstern in Montserrat fahren. Aber irgendwie, irgendwo und irgendwann muss ich ja auch mal ausschlafen. Daher müsstet Ihr Euch morgen überraschen lassen, wohin es uns treibt. Schaut Ihr dennoch vorbei? Das würde mich freuen!

Liebe Grüße, Euer

P. S.: Heute ist so viel wieder passiert, aber ich fürchte, ab 20 Seiten Länge liest das keiner mehr :-). Zudem, niemand liest z. B. gerne über Achselschweiß. Aber wir haben deswegen mit einer wildfremden Frau sehr gekichert. Und der Fanblock bei Otto und Rolf war auch speziell.

Fragt uns einfach bei Gelegenheit.

Barcelona 2025 – der Prolog

Ihr Lieben!

Wie denn, schon wieder Barcelona? Da war der Kerl doch erst im Dezember. Ja, Ihr Lieben, ich verstehe die Frage. So aber trug es sich zu:

Eurowings (HIER könnte ihre Werbung stehen) bietet „Blind Booking“ an. Ohne Gepäck, grob das Thema ausgesucht (Stadt, Land, Party, Strand oder so ähnlich), die möglichen Zielorte werden entsprechend angezeigt. Dann kann man für unter 100 Euro irgendwo hinfliegen, man hat allerdings keinen Einfluss auf das Ziel. Ich probierte das zum dritten Mal aus (ich endete schon einmal in Zürich und einmal in Mailand), aber durch Flugpreisrecherchen war klar, dass Barcelona das wahrscheinlichste Ziel sein würde. Man kann Flughäfen streichen, aber dann wird es teurer und teurer oder auch unmöglich, im geplanten Zeitraum wegzukommen. Ich rief Rolf an, meinen langjährigen Freund, der inzwischen dort lebt. „Hättest Du Lust und Zeit für einen Besuch, dann würde ich BCN nicht ausschließen?!“.

Er hätte ein Gästezimmer für mich und würde sich auch freuen. Na dann… „Wollen Sie jetzt wirklich buchen, ohne zu wissen, wo es hingeht?“ – „Yep!“ – „Yeah, Sie fliegen nach Barcelona!“. Nennt mich Hellseher-Gerry. Aber ich freue mich wirklich sehr auf Rolf und Otto, der zu der Zeit auch dort sein wird.

Wenn wir Freunde in anderen Städten besuchen, dürfen wir nicht vergessen, dass diese vor Ort ja einen Job und möglicherweise schon andere Termine haben und nicht vollzeitlich zur Bespaßung zur Verfügung stehen. So schrieb mir Rolf, am ersten Abend seien er und Otto im Palau de la Música Catalana. Ich erwarb dann auch eine Konzertkarte, allerdings jwd oben im Rang, mit wahrscheinlich problematischer Sicht. Aber den Palau muss man auch mal gesehen haben! Ein Prachtexemplar des spanischen Modernisme, aka spanischer Jugendstil.

Ich organisierte mir auch schon ein Besucherticket für den Parc Güell (ich bin bekennender Gaudí-Fan!) und für eine Katamaran-Fahrt. Ich wollte nicht wieder überall vor verschlossenen Toren stehen, wie bei meiner Dezemberreise. Zudem plane ich, die Klosteranlagen in Montserrat zu besuchen.

Da der Flug schon um 6 Uhr früh geht, habe ich mir wieder ein Hotel direkt am Terminal gegönnt, diesmal das Leonardo. Bin gespannt. Vorher muss ich noch zum HNO, dann ins Büro, dann zum Zahnarzt. Dem muss ich noch verklickern, dass mein CT ergeben hat, dass die Implantate nicht richtig sitzen. Das wird wohl nicht so bleiben können. Aber der Rückbau, falls erforderlich, muss bis zu meiner Rückkehr warten.

Es würde mich wie immer sehr freuen, wenn ich virtuelle Begleitung habe. Ab Donnerstagabend könnt Ihr dann meinen 4-Tage-Trip verfolgen. Und falls Ihr nichts von mir lest, liegt das wahrscheinlich eher an technischen Problemen, als daran, dass ich bei der Katamaranfahrt vom Boot gefallen bin und mein Dasein seitdem in einer Delphinkolonie friste, die mich gnädig aufgenommen hat, und wo ich mich von Krill und Plankton ernähre.

Also, bis dann in Barcelona! Liebe Grüße, Euer

P.S.: Das Vorschaubild ist übrigens ein Kühlschrankmagnet von meinem letzten Besuch in Barcelona. Ich muss mich mal zusammenreißen, dass ich nicht schon wieder welche kaufe 🙂