Berlin 2025: Die Köpenickiade

Ihr Lieben!

Same procedure as last day: Lange schlafen, lange frühstücken. Dann aber los, und zwar nach Köpenick, dem Ort, an dem der Schuster Wilhelm Voigt 1906 die Stadtkasse entwenden konnte, weil er sich als Hauptmann ausgab. Vorbeigefahren mit dem Boot war ich da schon mal, das sah auch aus der Ferne ganz nett aus. Kann man ja mal hin, dachte ich. Nun, ich hatte jetzt zwar keine kleinstädtische Mega-Preziose erwartet, aber es war deutlich uninteressanter, als erwartet.

Beim guten ersten Eindruck half jetzt auch nicht, dass fast alle Straßen aufgerissen, fast alles eingerüstet war; Köpenick ist eine einzige große Baustelle! Sowohl in der Neu-, als auch in der Altstadt. Die paar Sehenswürdigkeiten waren zudem auch schnell abgeklappert: das Rathaus, wo die berühmte Köpenickiade stattfand (die Carl Zuckmayer 25 Jahre später in einem Drama verwurstete und den „Hauptmann“ so unsterblich machte), das Köpenicker Schloss, die Spazierwege an Dahme und Spree.

Auf der S-Bahnfahrt nach Köpenick erreichte mich die Nachricht, dass mein Flixtrain am Mittwoch storniert worden war. Yeah! Man bot mir unzumutbare Umbuchungen auf Busse an. 9 Stunden Fahrt nach Leverkusen, z.B. Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste in den sauren Apfel beißen und mir ein überteuertes DB-Ticket buchen. Nicht ganz so teuer, wie das von Erika und Udo, aber 60 € musste ich halt doch noch einmal draufzahlen. Für mich wären jetzt also beide Fahrten ersatzlos ausgefallen, daher werde ich Flixtrain künftig einfach ignorieren und empfehle dies auch allen anderen. Der absolute Hammer aber ist, dass die mir dann auch noch eine freche Mail schrieben, sie bedauerten, dass ICH storniert hätte und hofften, mich bald wieder zu sehen. Sachma, geht’s noch? Mein Resumée: 🤢🤮💩!

Auf dem Rückweg in die Stadt stieg ich an der S-Bahn Hackescher Markt aus, um im 1840, einer alteingesessenen Restauration, eine Berliner Weiße „Waldmeister“ und eine Currywurst zu mir zu nehmen. Die Currywurst war knapp über daumengroß, der Krautsalat hätte in ein Teelichtdöschen gepasst, aber wenigstens war alles ganz lecker.

Zum himbeerfarbenen Licht hätte natürlich besser die Weiße mit Himbeersirup gepasst…

Die Affenhitze in der Stadt setzte mir körperlich ein bisschen zu, und so verzog ich mich auf das klimatisierte Hotelzimmer, für die inzwischen in meinen Freizeitrhythmus fest integrierte Siesta.

Heute Abend spielt AC/DC im Berliner Olympiastadion, man erkennt es unter anderem daran, dass zu Hunderten ältere Herrschaften in Rockerkluft oder Band-T-Shirts herumlaufen. Aber wenn Angus Young und seine Band ins Publikum schauen, wissen sie wenigstens immer, wie sie heißen, ist doch praktisch. Für heute Abend habe ich da aber Abstand von genommen und mir lieber eine Karte für die ‚Bar jeder Vernunft‘ gekauft, wo der „Shooting Star der Berliner Jazz-Szene“ – so die Werbung – Atrin Madani, am Piano begleitet von Paul Hankinson, auftreten sollte. Ich war da vor Jahren schon mal zu Gast, kann mich aber nicht erinnern, wer damals da auftrat. Hätte mir mal ein T-Shirt kaufen sollen! Es könnten die Geschwister Pfister gewesen sein. Aber auch ein Marianne-Rosenberg-Double. Ich muss wohl noch genauer Tagebuch führen! Der Saalplan der Bar jeder Vernunft zeigte noch eine einigermaßen große Auswahl an freien Plätzen an, und ich, da völlig ahnungslos, ob mir das gefällt, nahm den letzten billigen Sitzplatz für 12,90 Euro.

Ihr Lieben, das war fantastisch! Madani hat in 5 Sprachen gesungen, ist ein großartiger Entertainer und ein exzellenter Sänger. Fast hätte ich am Ende meinen BH auf die Bühne geworfen! Der australische Pianist stand ihm aus künstlerischer Sicht in nichts nach, der hat mal eben das b-moll von Tschaikowsky als Lückenfüller dahingehämmert. Man kennt sich schon länger und man merkt das, es ist ein eingespieltes Team. Solltet Ihr mal Gelegenheit haben, ihn zu sehen: Macht es!!! Es ist mir ein Rätsel, warum es da freie Plätze gab. Werbung: Am 2. und 3. November spielen die Beiden wieder dort.

Der Grauburgunder war auch lecker, mein Sitznachbar angenehm und sehr informiert über die Musikszene hier, alles in allem ein sehr guter Abschluss eines schönen (Flixtrain ignorieren wir jetzt mal) Tages.

Berlin ist, ich erwähnte es, ein Ort, an dem ich gerne bin. Eigentlich kann ich gar nicht so richtig fassen, wieso. Als ich dauernd beruflich hierherkommen musste, fand ich die Stadt mal so richtig doooof. Privat kommt sie ganz anders daher. Ich mag die Häuser, die breiten Straßen, den irgendwie vollkommen reduzierten Autoverkehr, das viele Grün, das viele Wasser, das kulturelle Angebot. Aber Berlin wird auch überrannt. Es wird von Jahr zu Jahr touristischer und damit einhergehend auch teurer. Auf dem Heimweg sprachen mich auf dem Ku’damm die Damen vom Gewerbe auf englisch an. Wie sich hier die Preise entwickelt haben, vermag ich aber nicht zu sagen.

So, morgen letzter Tag. Schade. Programm gibt es noch keines, außer dass ich am Abend in Kreuzberg verabredet bin. Da freue ich mich auch schon drauf. Tisch ist reserviert, vielleicht esst Ihr ja virtuell mit.

Liebe Grüße, Euer

Wer den Krautsalat findet, markiert ihn bitte…

Berlin 2025: Treibgut

Ihr Lieben,

heute gibt es einen unspektakulären, sehr kurzen Bericht; ich habe mich, wie gestern angekündigt, einfach mal nur treiben lassen. Die wahrscheinlich wichtigste Nachricht des Tages: Erika und Udo sind ohne Katastrophen gut wieder daheim angelangt.

Ich habe lange geschlafen, lange gefrühstückt und mich dann in den Bus gesetzt, jeweils mit Fahrtunterbrechung an Schloss Bellevue, dem Reichstag und dem Brandenburger Tor. Von da aus lief ich zum Tiergarten, wo ich mir selbst am Neuer See ein Radler ausgab. Kaum saß ich am Seeufer, kam ein Schauer runter. Das Wetter war heute sowieso sehr kapriziös. Regen, Schwüle, Sonnenschein, stürmische Böen (sic!), alles war dabei.

Am frühen Nachmittag machte ich ein kleines Nickerchen im Hotel, um danach zum Alexanderplatz zu fahren und von dort ins Nikolai-Viertel zu laufen. Das ist fast Pflichtprogramm, ein entzückendes Viertel, ein lauschiges Städtchen in der Stadt, wie man es eigentlich so nicht vermutet. Hier erstand ich völlig überteuerte Kühlschrankmagnete und setzte mich ans Spreeufer, um Königsberger Klopse zu essen. Alle paar Jubeljahre muss das mal sein. Quasi die deutsche Version von Albóndigas. Bevorzugt mit vielen Kapern in der Sauce! Die Weltzeituhr am Alex scheint defekt zu sein, ihrer Zeit nach befand ich mich irgendwo in Nordamerika.

Es wird mal wieder Zeit für eine weitere Verschwörungstheorie: Man hat mir irgendwann mal einen GPS-Tracker eingepflanzt (weiß Gott, wann), der alle weltweit über WhatsApp vernetzten Raucher informiert, sobald ich mich auf einer Terrasse zum Essen hinsetze. Eine Minute, nachdem das Mahl auf dem Tisch steht, bin ich umringt von einem Dutzend Raucher. Es ist wirklich zuweilen zum Kotzen. Am schlimmsten sind ja die „Dampfer“ mit ihren parfümierten Liquids à la Hello-Kitty-Fürzchen. Verschwörungstheorie Ende.

An der Spree entlang, über die Museumsinsel und an Humboldt-Forum und Dom vorbei lief ich bis zu den Heckeschen Höfen, von wo ich mit der Bahn zum Hotel fuhr.

Alles in allem ein sehr gemütlicher Tag. Morgen muss ich dann aber mal wieder was für mein Geld tun. Äh, ja. Einen Ausflug in die Umgebung unternehmen vielleicht. Mal sehen.

Liebe Grüße, Euer

Es ist aber auch ein entzückender Magnet, oder?

P.S.: das gestrige Konzert ist in der ARD Mediathek abrufbar. Wir sitzen von der Bühne aus gesehen direkt links oben neben dem Balkon. Man kann uns gar nicht verfehlen… 😁

Berlin 2025: The forest stage

Ihr Lieben,

das Frühstück heute war schon deutlich besser, als das von gestern. Viel mehr Kaffeeauswahl, Obstsalat, Joghurt… das lasse ich mir die nächsten Tage gerne gefallen. Nur der Lachs fehlte. Wir trafen uns um 9 Uhr, schmausten ein bisschen und brachen gegen Viertel nach 10 Uhr auf zum Reichstagsufer, um zweieinhalb Stunden mit dem Bötchen die Spree entlang zu schippern. Ich hatte diese Tour letztes Jahr schon einmal gemacht, aber Bootfahren geht bei mir bekanntermaßen ja immer.

Der Ausflugsdampfer war recht voll und wir bekamen mit Ach und Krach ein paar zusammenhängende Stühle ab. Zu spät merkte ich, dass es im Raucherbereich war und zu spät merkten wir, dass sowohl direkt hinter uns und direkt links von uns äußerst erzählfreudige Menschen mit durchdringenden Stimmen Platz genommen hatten. Eine halbe Stunde hielten wir das aus, dann suchten wir uns im vorderen Teil des Schiffes einen Platz. Da war es dann deutlich besser. Mir erschließt sich nicht, warum Gruppen eine – übrigens jetzt ja auch nicht preiswerte – Schiffsfahrt buchen, um sich dann ohne Sinn für Landschaft und das meditative Schippern gegenseitig totzuschnattern. Naja, chacun à son go^ut.

Es war auf jeden Fall streckenweise sehr schön, nur der Teil an den Industrie- und Großmarkthäfen ist jetzt nicht so wirklich sehenswert und spannend. Erläutert wurde auf deutsch und englisch, wobei man sich unglaublich Mühe gegeben hatte, selbst die deutschen Namen auf englisch auszusprechen, was einen ziemlich affektierten Eindruck machte. So wurde das Bode-Museum zum „boad-mjusiäm“ und der Virologe Robert Koch zu einem „kock“. Die Spree heißt dann „S-prieh“.

Hier mal ein paar Impressionen der Tour:

Nach der Rückkehr fuhren wir wieder zum Savigny-Platz und kehrten dort bei einem Italiener zum „lönsch“ ein. Der Kellner war sehr präsent und lustig. Prinzipiell ist das ja eine prima Eigenschaft, aber wir spekulierten dann doch darüber, ob der nicht abends auch denkt, wie anstrengend sein Job ist. Zumal ich ja gar keinen Clown als Bedienung erwarte. Nicht missverstehen, er war ein netter Kerl. Das Essen war auch völlig okay, die Eifeler hatten Nudeln, ich nahm ein Cordon bleu mit Bratkartoffeln. Typisch italienisch halt. Aber als deutsche Kartoffel kann ich sagen, dass die Pfannenknollen super zubereitet waren! Und auf dem Schiff brauchte ich noch Wasser, hier ging dann schon wieder ein Glas Wein.

Wir hatten ja gestern ausgiebig Spaß und das machte sich ein bisschen bemerkbar. Vor dem Hintergrund, dass wir noch Abendprogramm mit den Berliner Philharmonikern hatten, entschieden Erika und ich uns für eine Siesta, Udo lief derweil zur Gedächtniskirche. Ich hatte mich leider beim Italiener für einen Espresso aufs Haus entschieden, und meine Siesta war ein wenig von Herzrasen bestimmt. Jaja, jetzt wird wieder der ein oder andere behaupten, dass man von Espresso ja so was gar nicht bekommen kann… bei mir ist das aber leider so.

Gegen 20 vor 6 Uhr fuhren wir dann Richtung Pichelsberg zur Waldbühne. Der Zug war schon gut gefüllt mit Konzertbesuchern. An der S-Bahn-Haltestelle zogen wir wie ein riesiger Lindwurm zu den Eingängen. Es fand, wir kannten das schon, dennn ich war nun schon zum 6. Mal hier, eine Taschenkontrolle statt. Bei mir wurde bemängelt, dass meine Tablettendose aus Blech war. Ich möge doch nächstes Mal eine aus Plastik mitbringen. Leute. Ich sah die in blutrot gehaltenen Lettern der Boulevard-Zeitungen vor mir: „Gustavo Dudamel von Tablettendöschen erschlagen. So elendiglich verblutete der Stardirigent!“. Egal. Wir nahmen unsere Plätze ein, Udo besorgte den traditionellen Becher Erdbeerbowle, Fassungsvermögen 1 Liter, die Erdbeeren groß wie Melonen. Für jeden einen Bottich, selbstverständlich.

Das Konzert war durchweg super. Grobes Thema war „Nord- und südamerikanische Komponisten“. Für mich einiges unbekanntes, aber wirklich schönes dabei, alles sehr schmissig, weniges etwas skurril. Der Bassbariton Ryan Speedo Green sang Copland-Lieder, gekrönt wurde alles durch eine Orchestersuite der symphonischen Tänze aus Bernsteins „West Side Story“. Die Zugabe war ein wilder Mix aus Tritsch-Tratsch-Polka und südamerikanischen Rhythmen, vielleicht Ginastera oder Villa-Lobos, super vermengt. Der Gänsehautmoment war dann, wie immer, die „Berliner Luft“ von Paul Lincke, bei der das Publikum regelmäßig außer Rand und Band gerät. Grandios!!

Die Rückfahrt ist, bei knapp 23.000 Besuchern des Konzertes, immer eine Herausforderung. Wir hatten diesmal im unteren Bereich Sitzplätze, da ging erst einmal 20 Minuten gar nichts. Insgesamt brauchten wir deutlich mehr als eine Stunde, bis wir wieder in der City waren, hin benötigten wir knapp 25 Minuten. Wir waren sehr froh, dass wir in der Bleibtreustraße dann ein spanisches Restaurant fanden, in dem wir noch Getränke bekamen. Der Wirt auch sehr jovial und laut, die armen Nachbarn. Wir kamen mit den Tischnachbarinnen ins Gespräch, G. und G., zwei äußerst gut gelaunte und gut erhaltene 70erinnen aus… Köln. Die Welt ist klein. Sie kannten sogar meine Petition gegen Raser, denn eine Nichte wohnt an der betroffenen Straße. Udo kannten sie von Auftritten her. Übrigens, für die, die es nicht wissen sollten: Udo ist ein Weltklassemusiker, der schon auf den Leverkusener Jazztagen aufgetreten ist. Mehr gerne dann per PN.

Erika und Udo verlassen mich morgen, das schon in aller Frühe. Wir trennten uns daher gegen kurz nach 1 und sehen uns auch nicht zum Frühstück. Hoffentlich klappt, Ihr beiden Süßen, Eure Rückreise besser, als die katastrophale Anreise!

Also, das war wieder ein sehr schöner Tag: leckeres Essen, gute Gesellschaft, ein Boot, ein mitreissendes Konzert. Mehr braucht der Gerry nicht, um glücklich zu sein. Drei Tage habe ich noch vor mir. Ich bin planlos und lasse mich treiben. Treibt ihr es… äh… lasst Ihr Euch mittreiben? Herrjeh, Deutsch ist manchmal übertrieben nuanciert! Würde mich freuen, liebe Grüße, Euer

Berlin 2025: Hallo Taxi, Ku’damm Ecke Tauentzien…

Ihr Lieben!

Den Wecker hatte ich mir für heute früh auf 9 Uhr gestellt, ich wollte ausschlafen. Allein, um 7 Uhr fand eine Konferenz genau vor meiner Tür statt, so klang es jedenfalls. Nach 10 Minuten war ich ausreichend genervt, die Tür aufzureißen und zu fragen, ob die Sitzungszimmer zu teuer gewesen wären und man daher beschlossen hätte, vor meiner Tür zu tagen. Die Herren entschuldigten sich wortreich und verpieselten sich. Da an Schlaf jetzt nicht mehr zu denken war, beschloss ich, zum Frühstück zu gehen und es so weit wie möglich auszudehnen.

So ansprechend das Zimmer, so nett das Personal auch ist, das Frühstück, das ich beim Check-In zubuchte, war seine 20 € nicht wert. Es gab einen sündhaft edlen Kaffeeautomaten, in den aber nur drei Getränke einprogrammiert waren: Kaffee, heißes Wasser, Kakao (wir haben das preiswertere Modell in der Firma und etwa 15 Varianten an Heißgetränken zur Verfügung). Es gab kein frisches Obst, es gab keinen Joghurt. Die Brötchen waren total matschig; hatte man vergessen Sie aufzubacken? Wurst- und Käse-Tabletts waren geplündert. Schade, dass man auf den letzten 100 Metern eines Marathons den sehr guten ersten Eindruck so zunichte machen muss. Ich checkte aus und begab mich zu meinem zweiten Hotel für die nächsten fünf Nächte. Das Zimmer war natürlich noch nicht fertig, aber man nahm mir schon meinen Koffer ab.

Das Hotel liegt auf der Höhe U-Bahn Uhlandstraße. Ich lief erst einmal hinunter bis zum Wittenbergplatz, wo ein kleiner Markt stattfand, einen kleinen Abstecher erlaubte ich mir in die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Ich bin jedes Mal total geflasht von der inneren Ausgestaltung der neuen Kirche mit den blauen Glasbausteinen, als auch von den Mosaiken in der alten Halle.

Es begann zu nieseln, so flüchtete ich, da ich ja aus Zucker bin, in das KaDeWe. Die Fressetage hat sich im Laufe der Jahre ja auch ziemlich gewandelt. Ich weiß gar nicht, ob ich es nie wahrgenommen hatte, aber ganz oben kann man in einer Art halbgläsernen Halle sitzen. Im Aufzug lernte ich dann, dass die Etage „Wintergarten“ heißt. Ich gönnte mir dort ein sündhaft teures, italienisches Wasser. Jaja, ihr könnt es ruhig glauben, Wasser.

Erika und Udo waren indes auf dem Weg von Bad Münstereifel nach Berlin. Sie hatten einen Flix-Train gebucht und ihnen wurde quasi drei Minuten vor Abfahrt mitgeteilt, dass der leider nicht fahre. Sie mussten sich für den Gegenwert eines dreistöckigen Gebäudes in der Kölner Innenstadt DB-Tickets kaufen. Die Entschädigung: 0! Ist das zum Kotzen? Ja!! Ich bat sie, einen Gastbeitrag zu schreiben und sie trugen mir folgendes auf:

🤢🤮💩

Ehrlich, ich bin da bei Ihnen. Und man muss mal dringend was machen bzgl. Verkehrswende. Alles, aber auch wirklich alles ist attraktiver als Bahnfahren!

Irgendwann, ich saß inzwischen im „Petrocelli“ und nuckelte an einem völlig überteuerten Spritz, kamen beide mit ihrem Köfferchen angedackelt. Auf den Anreisestress nahmen wir erst einmal ein Getränk. Dann nahmen wir ein Willkommensgetränk. Dann eins auf unser glückliches Wiedersehen. Und dann fiel uns ein, dass wir ja eine Reservierung in einem italienischen Restaurant haben, daher zogen wir uns auf eine Stunde in unsere Zimmer zurück.

Apropos Zimmer: Um hier preiswert zu übernachten, wurde ich Mitglied der Hotelgruppen-Family. Das brachte mir ein Upgrade auf eine bessere Zimmerkategorie ein, für die ich einen niedrigen Witzbetrag zahlen musste (4 Euro pro Übernachtung). Es könnte mit Balkon sein, hieß es. Erika ans Hotel: „Da reist ein Diepolder mit uns an, sorgen sie bitte für einen Balkon!“. Hotel: „Mal gucken.“. Ich: „Ach herrjeh, was denken die jetzt von mir?“. Kurzer Langredesinn: Ich habe einen Balkon! Yeah!

Wir aßen abends im Mamma Monti, hatten eine gute Vorspeisenplatte und wirklich leckere Nudeln. Die wurden im Parmesanlaib flambiert und großzügig getrüffelt. Lecker. Im Nachbarraum feierte ein Mitglied eines bekannten Berliner Ensembles Geburtstag, es wurde auf hohem gesanglichen Niveau ein Lied namens „Limoncello“ gesungen, ich ging kurz hin, gratulierte und bekam einen sehr leckeren Limoncello vom Geburtstagskind ausgegeben. Ok, der ging aber wahrscheinlich sowieso aufs Restaurant. War aber sehr nett!

Den Abend ließen wir dann auf meinem kleinen Balkon ausklingen. Und normalerweise lest ihr hier von furchtbar aufregenden und spannenden Erlebnissen, heute war es ein super schöner, entspannter Tag mit lieben Freunden. Während wir im Petrocelli saßen, lief sogar eine Berliner Kollegin an uns vorbei. Es ist eigentlich nicht das schönste Erlebnis, im Urlaub einen Kollegen zu treffen. Aber Andrea ist wirklich seit mehr als 30 Jahren eine total geschätzte und liebe Berliner Mitarbeiterin von uns! Daher habe ich mich, ich glaube Erika auch, sehr gefreut, dass wir durch Zufall aufeinander stießen.

Das ist eigentlich ein sehr unspektakulärer Tag für mich gewesen, aber ich habe mich unglaublich gefreut, dass Erika und Udo und ich jetzt eine schöne Zeit in Berlin haben können.

Morgen geht es aufs Boot. Und an die Waldbühne. Und möglicherweise gibt es zwischendurch Königsberger Klopse. Wollt ihr das alles miterleben?

Liebe Grüße, Euer

P.S.: Wer weiß noch, aus welchem Lied die Textstelle aus der Blog-Überschrift stammt?

Berlin 2025: Der Prolog

Ihr Lieben!

Mich hat es mal wieder nach Berlin verschlagen. Einen Tag früher als geplant. Denn eigentlich wollte ich mit Erika und Udo auf das Abschlusskonzert der Berliner Philharmoniker auf der Waldbühne (das hatten wir schon vor langer Zeit verabredet) und zusammen mit den Beiden mit einem Flix-Train ab Freitag von Köln aus dahin. Wir hatten schon Pläne, wer wie viele Stullen und Piccolöchen in die Kühltasche packt. Dann kam mir eine Dienstreise nach Braunschweig am heutigen Donnerstag dazwischen. Ich fuhr nämlich zur Verabschiedung einer meiner Mitarbeiter in Braunschweig (45 1/4 Jahre in der gleichen Firma!!!) und zu einer anschließenden Besprechung dort. Es wäre ja Unsinn gewesen, Donnerstagabend wieder nach Köln zurückzufahren, um sich dann in der Frühe wieder auf den Weg nach Berlin zu machen. Die gemeinsame Zugfahrt war daher Geschichte, ich fuhr Donnerstagabend von Braunschweig nach Berlin. Und buchte noch eine Nacht in einem anderen Hotel, mein vor Monaten gebuchtes wollte für die eine Nacht leider viel zu viel Geld.

Die Verabschiedung war dann auch sehr nett, gottseidank hat die Bereichsleiterin die große Rede gehalten (und das sehr gut!), so musste ich das nicht mit meinen in den letzten Tagen hingekritzelten und auf der Bahnfahrt ausformulierten Notizen erledigen, sondern konnte kurz, launig und frei sprechen. Das fällt mir wesentlich leichter. Übrigens, Michael, der zukünftige Ruheständler, war ein Kollege, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können. Dann absolvierte ich noch meine Sitzung und machte mich spätnachmittags auf zum Bahnhof, wo ich mittendrin in einen Wolkenbruch erster Güte geriet. Platschnass kam ich am Braunschweiger Bahnhof an, wo ich noch eine dreiviertel Stunde Zeit hatte und mir daher seit langem mal wieder den großen Hamburger bei der Bratbude mit dem gelben M gönnte. Das passiert so einmal alle zwei bis drei Jahre und jedesmal nehme ich mir vor, dass es das letzte Mal war. Und dann ging die Odyssee los. Leute, ich hätte in der Zeit locker wieder nach Köln zurück und dann wieder rauf nach Berlin fahren können.

Wegen Unwettern und Oberleitungsschäden tat sich in Braunschweig nix! Gaaar nix! Alle Züge in den Nordosten fielen aus oder wurden über Wladiwostok umgeleitet. Ich setzte mich in den nächstbesten Zug mit Ziel Berlin, der fuhr dort mit 75 Minuten Verspätung dann ab, musste Wolfsburg umfahren und hielt alle naslang in der Pampa an, um andere Züge durchzulassen oder weil ein Nahverkehrszug die Strecke blockierte. Jede Stunde wurde auf die Verspätung eine weitere Stunde aufaddiert. Die Bordgastronomie war inzwischen geplündert. Insbesondere das Stop and Go zehrte an meinen Nerven. Und das ohne Grauburgunder!

Mein Plan, den ersten Abend in Berlin noch nett spazieren zu gehen oder eine Bar zu besuchen, scheiterte schlussendlich daran, dass ich statt abends fast mitten in der Nacht im Hotel ankam. Mit Ach und Krach schaffte ich es zu einem nahegelegenen REWE, um mich fünf Minuten vor Ladenschluss mit einem Salat (Wiedergutmachung für den Burger) und einem Wein einzudecken. Statt 85 Minuten brauchte ich (auch wegen des zusammengebrochenen S-Bahn-Verkehrs) 5 Stunden von der Firma in Braunschweig ins Hotel nach Berlin. Ich weiß, diese ewigen Litaneien über die Bahn nerven. Ja, mich auch. Wenigstens ist das Hotel wirklich nett und extrem preiswert!

Morgen treffen wir drei Hübschen uns dann mittags in unserem gemeinsamen Hotel am Ku’damm (mein heutiges ist in Gesundbrunnen) und machen ab da die Stadt unsicher; Restaurants sind gebucht, Bootsfahrten organisiert, Konzertkarten aufgebügelt. Erika und Udo fahren dann am Sonntag zurück, ich bleibe noch bis Mittwochfrüh, bis mein Flixtrain mich um unchristliche 8 Uhr etwas wieder nach Köln bringt.

Ja, uns und später mich alleine würde es natürlich wieder freuen, wenn ihr bei unserem kleinen Hauptstadtbesuch dabei sein würdet. Und wenn Ihr mal nichts von mir lesen solltet, liegt das bestimmt an technischen Problemen und nicht daran, dass ich seit Stunden in eiem Zug sitze und gerade innerlich Amok laufe.

Liebe Grüße, Euer

P.S.: Das Beitragsbild ist von einem früheren Besuch Berlins an der East Side Gallery.

P.P.S.: Erika und Udo, ich wünsche eine perfekte und entspannte Anreise, ich meine ja, ich hätte für unser kleines Grüppchen schon genug Bahnärger gesammelt!