Mallorca 2025 – Día 3: Der Mann in den Bergen

Ihr Lieben,

gestern schrieb ich, ich wolle ins Gebirge. Dafür hatte ich mir den höchsten Punkt der Insel ausgesucht. Recherchen ergaben, dass es sich um den Puig Major handelt und der Gipfel leider militärisches Sperrgebiet ist. Übrigens auch mal amerikanisches, bis 1964. Merke: Erst informieren, dann palavern. Hm. Ich recherchierte also nach den schönsten Dörfern und stieß auf mehrere Kandidaten: Fornalutx, Estellencs und Galilea. Ich war ja schon mehrmals auf der Insel, aber in keinem dieser drei Dörfer, die es auf einer Internetseite neben Valdemossa und Deia unter die Top 5 an der Westküste geschafft hatten. Also, nach dem sehr guten Frühstück auf der Terrasse (Glück gehabt!) die inzwischen wieder trockenen Schuhe angezogen und los! Apropos Recherchen, ich hatte die Bedienungsanleitung von Sancho gefunden (er ist übrigens ein SsangYong, Tivoli ist nur die Modellbezeichnung und ein Hybrid ist er glaube ich auch nicht!) und konnte das lästige Problem mit der Piepserei lösen.

Alle drei Ziele liegen im Weltnaturerbe der Serra Tramuntana und obwohl alles nicht weit auseinanderliegt, braucht man Stunden, um diese Tour durchzuführen. Das ist den Bergstraßen mit vielen haarnadelscharfen Serpentinen geschuldet und den Myriaden von Radfahrern, die einem das Leben auf der Straße echt schwer machen. Ich erspare Euch jetzt die Schilderung der zwei Beinah-Unfälle, zu denen es durch völlig unberechenbares Verhalten von Radlern gekommen wäre, wenn ich nicht beide Male voll in die Eisen gestiegen wäre. Stress pur!

Mein erstes Ziel war Galilea, da findet man noch problemlos einen Stellplatz für das Auto. Es hat so gar nichts touristisches an sich. Es ist beschaulich und geschmackvoll. Gerüchteweise leben hier viele Künstler und betuchte Menschen. Ich wette, der Schlagzeuger, der meinen Besuch musikalisch untermalte, ist die meistgehasste Person des Ortes. Sehr nett, aber unspektakulär. Der Ort. Das Schlagzeugmonster habe ich ja nicht kennengelernt.

Mein zweites Ziel, Estellencs, wurde dem Ruf schon eher gerecht. Schöne Gassen, nette Gebäude, prima Aussichten. Hier sucht man dann allerdings auch lange nach einem Parkplatz! Ich legte noch einen weiteren Zwischenstopp im benachbarten Banyalbufar ein, wo man ebenfalls superschöne Ausblicke auf die in Terrassen angelegten Häuser (siehe Beitragsbild) und das Meer hat.

Höhepunkt der Bergdörfertour war dann Fornalutx. Zweimal, wenn meine Informationen zutreffen, schon zum schönsten Dorf Spaniens gewählt. Diesen Titel gibt es aber vermutlich häufiger als Splitter von der Heiligen Lanze, die sich in den Leib des Gekreuzigten bohrte. Aber wenn, dann zu Recht. Der Titel, nicht die Folterung am Kreuz. Wirklich, wirklich schön. Parkplatz? Eine Katastrophe! Aber die Menschmassen konzentrierten sich auf dem Hauptplatz am Ortseingang, wo sie alle Plätze in den Cafés und Eisdielen belegten. Der Rest des Ortes ist recht ruhig, mit wunderbar schönen Gassen, die von den Bewohnern schön begrünt und beblüht werden. Zwischen den Häusern dann einmalige Aussichten auf die Gipfel der Tramuntanaberge. In Fornalutx blieb ich dann auch am längsten, lief über die obere Straße bis zum pittoresken Friedhof (leider geschlossen) und über die untere Straße wieder zurück. Ein Ausschank nahe Ortsausgang Friedhof wirbt mit prämiertem Orangensaft. Für 2 Euro kann man einen Becher erstehen. Als Orangenfan kann ich sagen, joo, aber an meine Valencia-Orangen kommt der natürlich üüüüberhaupt nicht ran!

Am späten Nachmittag trat ich die Rückfahrt an. Als erstes nach der Ankunft in Son Bauló rief ich meinen Vater an, der heute 88 Jahre alt geworden ist. Herzlichen Glückwunsch auch noch einmal auf diesem Wege, lieber Papi! Alles Liebe und Gute für das kommende Lebensjahr!

Dann lief ich zum Hafen, wo ich mir für die Strapazen des Tages ein großes Bier gönnte. Im Son-Bauló-Teil natürlich, nicht bei dem Plebs von Can Picafort! 😉 An der Strandpromenade wehte ein ganz schön kräftiger Wind, die Sonne konnte das trotz großer Anstrengung nicht ausgleichen. Ich beschloss, in eine Bar in der Nähe des Hotels zu gehen, die im Netz für ihre authentische spanische Küche gelobt wird. Was soll ich sagen? Ruhetag. An einem Donnerstag! Die Welt wird immer verrückter. Ich hatte aber ja noch massenweise Schinken, Käse, Oliven und altbackenes Brot im Studio, also machte ich wieder einen auf Terrassenmensch. Gibt es da eigentlich auch eine Fachbezeichnung für? So wie Troglodyt für Höhlenmensch?

Das war ein sehr anstrengender, aber auch schöner Tag. Die Fahrt auf der Ostseite der Tramuntana bietet grandiose Ausblicke in Schluchten und auf Gipfel, interessante Orte und dunkle Wälder wechseln sich ab; an der Westseite schlängelt sich die Straße hoch über dem Meer entlang. Es ist spektakulär und wundertoll! Manchmal wird es dann aber so eng, dass eigentlich nur zwei Bleistifte aneinander vorbeipassen, dann muss man ganz schön lavieren. An einer Stelle fiel mir etwas vor meinen Zwillingsdrachen (so die Bedeutung von SsangYong) Sancho und es gab ein Plupp-Geräusch. Ich war zu Tode erschrocken und hielt an geeigneter Stelle für eine Diagnose an. Ich glaube, es war „nur“ eine Orange, Sancho ist auf jeden Fall unverletzt.

Morgen begehe ich meinen letzten U60-Geburtstag, ich habe noch keine Ahnung, was ich mir selbst schenke. Abgesehen von der Reise natürlich. Möglicherweise werde ich Sancho mal stehenlassen und nix tun, vielleicht gucke ich mir auch die Drachenhöhlen bei Porto Christo an. Die sollen allerdings ziemlicher Touri-Nepp sein. Eigentlich hätte ich mir Valdemossa oder Soller vorstellen können, aber durch Soller musste ich heute zweimal durch und es war die Hölle auf den Straßen los (eine Bekannte schickte mir einen Artikel über Massenproteste der Bevölkerung gegen Touristen, dieses Jahr soll die 25 Mio.-Marke geknackt werden). Na, ich lasse mich einfach mal überraschen. Ich hoffe, Ihr feiert ein bisschen virtuell mit. Denn wenn nicht, müsst ihr was aufs Konto überweisen! Liebe Grüße, Euer

P.S.: In den Kiefern vor meinem Balkon paaren sich Tauben. Was für ein Gewusel. Ist das noch Leidenschaft oder schon Hektik?

4 Gedanken zu „Mallorca 2025 – Día 3: Der Mann in den Bergen“

  1. Herzlichen Dank für deinen Besuch in Fornalutx. Soo sieht das dort also aus.
    Ich habe vor Jahren einen Versuch Fornalutx zu besuchen abgebrochen. Falsche Jahreszeit, es war sowas von überlaufen.
    Die Cuevas del Drach, sind sehr schön und empfehlenswert, aber immer gut besucht.
    Herzlichen Glückwunsch an den 88-jährigen und stets beste Gesundheit!
    Du lieber Gerry, komm gut in deinen Burzeltag.

    1. Es ist jetzt schon sehr überlaufen allerorten. Und ich bin ja Teil des Problems. Wenn man aber etwas abseits trampelt, ist es schön und ruhig.
      Mein Papa ist ein wunderbarer Mann, er freut sich bestimmt über Deine Wünsche!

  2. Lieber Gerry, nächste Woche löse ich dich ab und werde mit knapp U50 meine erste Pauschalreise nach Mallorca antreten. Danke für die wundervolle Inspiration – ich werde sicher deine Beiträge nutzen und mir von dem ein oder anderen Ort selbst ein Bild machen. Oder schauen ob du wirklich richtig liegst (wenn das Licht angeht – oder wie war das?). Dir noch eine schöne Zeit! Feier schön!
    Vanessa

    1. Heinchen! Ach, wie schön, dass Du Dich meldest!
      Ja, mit 50 war mein erstes Mallorca-Date. Lange her. Ihr nehmt doch einen Mietwagen, vermute ich mal, denn es gibt so viel zu sehen!
      Leider wird es immer voller und voller. Wo seid Ihr denn untergekommen?
      Ich wünsche Euch einen wunderbaren Aufenthalt auf der wirklich schönen Insel!

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