Die Leiden des alten Gerry

Ihr Lieben,

ich hätte diesen Schnipsel auch „Die Angst des Gerrys vor dem Zahnarzt“ nennen können. Die Literatur hält ja viele Möglichkeiten solcher Anspielungen bereit. „Der alte Mann und der Schmerz“.

Vor Ärzten habe ich keine Angst (außer Zahnärzten, man denke an den Film „Der Marathon-Mann“), aber ich kann mit ihnen nicht umgehen. Mein zahnärztlicher Eingriff hatte leider Konsequenzen. Die neu eingesetzten Implantatbasen haben wahlweise einen Nerv getroffen oder eine Entzündung hervorgerufen. Das ist ein Risiko bei einem solchen Eingriff, über das ich auch aufgeklärt wurde. Ich hatte nach zwei, drei Tagen nur dumpfen Pochens plötzlich heftige Schmerzattacken bis in die Stirn. Mein linkes Auge tränte ununterbrochen und ich dachte, jeden Moment ploppt mein Augapfel aus der Höhle. Es war schrecklich.

Ich rief Montag in der Frühe die Zahnarztpraxis an, wo ich jetzt hingehen solle. Man sagte mir, der HNO sei die richtige Anlaufstelle. Dort berichtete ich von der Zahn-OP, es gab eine kurze Sono, dann ein Rezept für Amoxicilin und Prednisol. AU bis Mittwoch. Ich hatte zwar irgendwie noch Fragen, aber… siehe Absatz 2, Zeile 2.

Auf dem Heimweg war mir schlecht vor Schmerzen. Gottseidank hatte ich ein ganzes Arsenal von Ibuprofen und dergleichen vorrätig. Dienstag wurde es dann mit dem Cortison und der Antibiose besser, aber Mittwoch, natürlich nachmittags, als die Praxis schon geschlossen hatte, hatte ich einen derben Rückfall. Ich konnte das linke Auge gar nicht mehr offen halten, fast schwallartig schossen Tränen raus, in der Stirnhöhle fand eine illegale Techno-Party statt.

Ich wurde Donnerstag wieder beim HNO vorstellig. Kurze Sono. Überweisung CT, Medikamente aufgestockt, AU verlängert. Der Nächste bitte. Ich hätte Fragen gehabt. U.a., wo ich denn jetzt einen kurzfristigen CT-Termin herbekommen sollte? Ich lief in das radiologische Zentrum gegenüber. Ja, aha, dringend, soso, Schmerzen, sieh an… dann gerne Dienstag früh. Die Kasse lässt grüßen? Ehrlich, ich bin ohne Termin raus, habe drei andere Praxen angerufen, bin dann wieder reumütig reingelaufen und habe den Termin in 6 (!) Tagen bestätigt. Wofür CT? Ausschluss Trigeminusbeteiligung und Sinusitis, glaube ich verstanden zu haben. Hm.

Wahrscheinlich wird sich alles irgendwie wieder einpendeln, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn die behandelnden Ärzte mich auch mal als ratlos wahrnehmen würden. Wer jetzt sagt, ich solle halt Fragen stellen… Ja, wenn ich wüsste, welche Fragen ich stellen kann und soll, wäre ich ein gutbezahlter Schamane. Soll das Implantat wieder raus, heilt das von selbst zu, kann das chronisch werden, hängt es überhaupt zusammen?

Na, ich will mich nicht beklagen (und habe es dennoch gerade getan), immerhin gibt es die gesetzliche Versicherung, auch wenn diese eine zweiter Klasse ist (als freiwillig Versicherter, ohne die die gesetzlichen Kassen gar nicht mehr zurecht kämen). Dazu noch die irrwitzige Geschichte, dass mein Zahnarzt mir Ibu 600 verschrieben hatte, für die ich 5 Euro Rezeptgebühr zahlen musste, 20 Stück, 12.000 Einheiten also. Für 30 Tabletten 400er, freiverkäuflicher Ibu (insg. 12.000 Einheiten) zahlt man etwa 2 Euro 50. Aber ich war zu sehr mit meiner ausgeflippten linken Gesichtshälfte beschäftigt, um darüber nachzudenken.

Wie geht es weiter. Ich hoffe, das CT (wieso sagen alle inkl. mir eigentlich „das CT“, wenn es doch DIE Tomographie ist?) zeigt nur eine temporäre, wenn auch blöde Entzündung. Ich hoffe, dass beim Fädenziehen am Mittwoch wieder alles okay ist. Ich hoffe, dass die Behandlung dann einfach fortgesetzt werden kann. Und ich hoffe, dass ich mir zukünftig dreimal den Sinn solcher Maßnahmen überlege. Mit fast 60 kann man ja auch mal auf ein paar Zähne verzichten.

P.S.: Zur Vorgeschichte ist anzumerken, dass ich innerhalb von zwei Jahren zwei Zähne gezogen bekam, bei Nr. 27 brach die Wurzel im Kiefer (ZA: „Nicht zu retten!“), Nr. 26 brach vertikal einfach einmal durch (ZA: „Wieder nicht zu retten!“). Und nein, ich war weder an einer Wirtshausschlägerei beteiligt, noch bin ich cracksüchtig. Wieso passiert wo etwas? Diese Frage stellte ich dann. Antwort: „Das kann man so gar nicht sagen…“

P.P.S.: Eine Selfie meiner Mundhöhle als Vorschaubild wollte ich Euch ersparen, daher das Hauptessen dieser Woche. Rechts kauen war nämlich problemlos, daher gab es reichlich gefülltes Gemüse, hat für 3 Tage gereicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert