Ihr Lieben,
es ist zur Abwechslung auch mal ganz angenehm, NICHT um 4 Uhr früh zum Flieger oder Zug zu müssen, heute ging es erst um 15:30 Uhr in Düsseldorf los. Wenn einem dabei auch eigentlich ein Tag vor Ort flöten geht. Aber so konnte ich gemütlich zuhause noch Pflanzen gießen, Kaffee trinken, in Ruhe packen, um dann doch gegen 11 Uhr 3o panisch zu werden: WAS, WENN DIE DEUTSCHE BAHN MAL WIEDER VERKACKT???
Der Flughafen in Bukarest ist nach dem rumänischen Physiker und Aerodynamiker Henri Coandă benannt. Das finde ich mal ziemlich sinnvoll, hat es doch mit Fliegerei zu tun. Den Namen „Konrad Adenauer“ für Köln-Bonn fand ich auch schon mal schlimmer als jetzt. Düsseldorf hat seinen Flughafen nach dem berühmtesten Kind der Stadt ben….. ähh… also äh… er heißt Düsseldorf. Immerhin wurde er im Jahr 2013 von Düsseldorf International zu Düsseldorf Airport DUS umbenannt. Hey, wenn Euch im Düsseldorfer Rathaus niemand einfällt, was haltet Ihr denn von Gerrys-Welt-Port?
Auf jeden Fall war meine Sorge unbegründet, die Bahn kam heute pünktlich, auch wenn sie sehr voll war (alles Gute zum Vatertag an alle, die es betrifft), die Sicherheitskontrolle war verwaist und ich war viel zu früh am Gate. Den Bollerwagen mit den Bierfässern durfte ich leider nicht mit durch die Sicherheitskontrolle nehmen.
Im Flieger hatte ich wieder den Nachbarsitz frei, das scheint langsam zur Regel zu werden. Aber ich will mich nicht beklagen, denn das ist ja sehr schön! Aber es war alles andere als ein ruhiger Flug. Die beiden Reihen vor mir waren durch eine Horde junger Männer besetzt, die schon angezwitschert an Bord kamen, und sich vorgenommen hatten, die Getränketrolleys komplett leerzusaufen. Achtung, Spoiler: sie schafften es! Daher wurden sie auch immer ausgelassener. Puh! Wahrscheinlich ein Junggesellenabschied! Auch das scheint mich zu verfolgen.

Vom Flughafen aus fährt ein Zug zum Gara de Nord wo sich mein Hotel befindet. Leider hatte ich einen um gerade mal zwei Minuten verpasst, so musste ich 40 Minuten warten. Das war nur mäßig schön, denn die Bahnhofshalle ist ein in praller Sonne stehender, gewächshausartiger Bau. Die Dame am Schalter hatte nicht genug Kleingeld, um mir auf mein normales Ticket herauszugeben, so einigten wir uns darauf, dass ich für vier Lei mehr in der 1. Klasse fahre. Es heißt dann übrigens 1 Leu, mehrere Lei und der Währungscode ist RON. Umrechnen ist simpel, man muss einfach alles durch 5 teilen.
Der Zug zuckelte unglaublich langsam durch die Pampa, stand ewig am Bahnhof Mogoşoaia (hatte der Zugführer hier noch Abendbrot?), wir brauchten deutlich länger als angegeben. Teilweise fährt der Zug aber auch mitten durch Gebüsch. Abenteuerlich.



Das Hotel ist wirklich sehr nah am Bahnhof und einfach zu finden, der Check-in war unkompliziert, das Zimmer ist großzügig bemessen und mehr als okay für seine 2 Sterne. Ich schmiss meine Plünnen in die Ecke und machte mich sofort auf zur Metrostation, wo ich ein Wochenticket erstand, denn das kostete genauso viel wie eine 10er-Karte. Mein erstes Ziel war das Ausgehviertel Lipscani, ich hatte bisserl Bierdurst. Auf dem Weg nahm ich aber noch einen ersten Blick auf den Palast des Volkes, die Nationalkathedrale und das Kloster Stavropoleos mit.
Auch einen ersten Gesamteindruck konnte ich auf diesem Spaziergang gewinnen. Man spricht von Bukarest oft als dem Paris des Ostens. Es ist auf jeden Fall so, wie ich es mir vorstellte, und doch ganz anders. Es gibt, insbesondere um den Nordbahnhof herum, einige verfallene Gebäude, einige Ecken erfüllen vollkommen das Ostblock-Klischee, aber je weiter man in die Innenstadt dringt, desto parisischer wird es, ja, tatsächlich. Breite Boulevards, bekuppelte Palais, neoklassizistische und historistische Prachtbauten. Eine Pseudo-Seine, die Dâmbovița, gibt es ebenso, wie hier und da kleine Parks. Ich muss jetzt natürlich zugeben, dass ein nur zweistündiger Spaziergang keinesfalls ein abschließendes Bild vermitteln kann, da verspreche ich mir viel von dem bereits gebuchten Stadtspaziergang.









Im Lipscani einen ruhigen Platz zu finden, ist sehr schwierig. Die Gastronomen kakophonieren um die Wette. Ich aß dann fast schon am Ausgang des Viertels in einem Grill, es standen rumänische Würste auf der Karte. Ich bekam dann so etwas wie überwürzte Cevapcici und die Fritten trauerten mit mir und ließen sich sehr hängen. Na, was erwarte ich von einem Touri-Viertel? Das Bier war aber lecker.



So, das waren die ersten Momente Bukarest, ich weiß, viel Anfahrt, wenig Bukarest. Morgen gibt es dann mehr von letzterem. Erkundet Ihr die Stadt mit mir zusammen? Ich würde mich sehr freuen!
Liebe Grüße, Euer

P.S.: Der Pariser Eindruck wird durch die Legionen von Akkordeonisten verstärkt, die das Viertel terrorisieren.
