Berlin 2025: The forest stage

Ihr Lieben,

das Frühstück heute war schon deutlich besser, als das von gestern. Viel mehr Kaffeeauswahl, Obstsalat, Joghurt… das lasse ich mir die nächsten Tage gerne gefallen. Nur der Lachs fehlte. Wir trafen uns um 9 Uhr, schmausten ein bisschen und brachen gegen Viertel nach 10 Uhr auf zum Reichstagsufer, um zweieinhalb Stunden mit dem Bötchen die Spree entlang zu schippern. Ich hatte diese Tour letztes Jahr schon einmal gemacht, aber Bootfahren geht bei mir bekanntermaßen ja immer.

Der Ausflugsdampfer war recht voll und wir bekamen mit Ach und Krach ein paar zusammenhängende Stühle ab. Zu spät merkte ich, dass es im Raucherbereich war und zu spät merkten wir, dass sowohl direkt hinter uns und direkt links von uns äußerst erzählfreudige Menschen mit durchdringenden Stimmen Platz genommen hatten. Eine halbe Stunde hielten wir das aus, dann suchten wir uns im vorderen Teil des Schiffes einen Platz. Da war es dann deutlich besser. Mir erschließt sich nicht, warum Gruppen eine – übrigens jetzt ja auch nicht preiswerte – Schiffsfahrt buchen, um sich dann ohne Sinn für Landschaft und das meditative Schippern gegenseitig totzuschnattern. Naja, chacun à son go^ut.

Es war auf jeden Fall streckenweise sehr schön, nur der Teil an den Industrie- und Großmarkthäfen ist jetzt nicht so wirklich sehenswert und spannend. Erläutert wurde auf deutsch und englisch, wobei man sich unglaublich Mühe gegeben hatte, selbst die deutschen Namen auf englisch auszusprechen, was einen ziemlich affektierten Eindruck machte. So wurde das Bode-Museum zum „boad-mjusiäm“ und der Virologe Robert Koch zu einem „kock“. Die Spree heißt dann „S-prieh“.

Hier mal ein paar Impressionen der Tour:

Nach der Rückkehr fuhren wir wieder zum Savigny-Platz und kehrten dort bei einem Italiener zum „lönsch“ ein. Der Kellner war sehr präsent und lustig. Prinzipiell ist das ja eine prima Eigenschaft, aber wir spekulierten dann doch darüber, ob der nicht abends auch denkt, wie anstrengend sein Job ist. Zumal ich ja gar keinen Clown als Bedienung erwarte. Nicht missverstehen, er war ein netter Kerl. Das Essen war auch völlig okay, die Eifeler hatten Nudeln, ich nahm ein Cordon bleu mit Bratkartoffeln. Typisch italienisch halt. Aber als deutsche Kartoffel kann ich sagen, dass die Pfannenknollen super zubereitet waren! Und auf dem Schiff brauchte ich noch Wasser, hier ging dann schon wieder ein Glas Wein.

Wir hatten ja gestern ausgiebig Spaß und das machte sich ein bisschen bemerkbar. Vor dem Hintergrund, dass wir noch Abendprogramm mit den Berliner Philharmonikern hatten, entschieden Erika und ich uns für eine Siesta, Udo lief derweil zur Gedächtniskirche. Ich hatte mich leider beim Italiener für einen Espresso aufs Haus entschieden, und meine Siesta war ein wenig von Herzrasen bestimmt. Jaja, jetzt wird wieder der ein oder andere behaupten, dass man von Espresso ja so was gar nicht bekommen kann… bei mir ist das aber leider so.

Gegen 20 vor 6 Uhr fuhren wir dann Richtung Pichelsberg zur Waldbühne. Der Zug war schon gut gefüllt mit Konzertbesuchern. An der S-Bahn-Haltestelle zogen wir wie ein riesiger Lindwurm zu den Eingängen. Es fand, wir kannten das schon, dennn ich war nun schon zum 6. Mal hier, eine Taschenkontrolle statt. Bei mir wurde bemängelt, dass meine Tablettendose aus Blech war. Ich möge doch nächstes Mal eine aus Plastik mitbringen. Leute. Ich sah die in blutrot gehaltenen Lettern der Boulevard-Zeitungen vor mir: „Gustavo Dudamel von Tablettendöschen erschlagen. So elendiglich verblutete der Stardirigent!“. Egal. Wir nahmen unsere Plätze ein, Udo besorgte den traditionellen Becher Erdbeerbowle, Fassungsvermögen 1 Liter, die Erdbeeren groß wie Melonen. Für jeden einen Bottich, selbstverständlich.

Das Konzert war durchweg super. Grobes Thema war „Nord- und südamerikanische Komponisten“. Für mich einiges unbekanntes, aber wirklich schönes dabei, alles sehr schmissig, weniges etwas skurril. Der Bassbariton Ryan Speedo Green sang Copland-Lieder, gekrönt wurde alles durch eine Orchestersuite der symphonischen Tänze aus Bernsteins „West Side Story“. Die Zugabe war ein wilder Mix aus Tritsch-Tratsch-Polka und südamerikanischen Rhythmen, vielleicht Ginastera oder Villa-Lobos, super vermengt. Der Gänsehautmoment war dann, wie immer, die „Berliner Luft“ von Paul Lincke, bei der das Publikum regelmäßig außer Rand und Band gerät. Grandios!!

Die Rückfahrt ist, bei knapp 23.000 Besuchern des Konzertes, immer eine Herausforderung. Wir hatten diesmal im unteren Bereich Sitzplätze, da ging erst einmal 20 Minuten gar nichts. Insgesamt brauchten wir deutlich mehr als eine Stunde, bis wir wieder in der City waren, hin benötigten wir knapp 25 Minuten. Wir waren sehr froh, dass wir in der Bleibtreustraße dann ein spanisches Restaurant fanden, in dem wir noch Getränke bekamen. Der Wirt auch sehr jovial und laut, die armen Nachbarn. Wir kamen mit den Tischnachbarinnen ins Gespräch, G. und G., zwei äußerst gut gelaunte und gut erhaltene 70erinnen aus… Köln. Die Welt ist klein. Sie kannten sogar meine Petition gegen Raser, denn eine Nichte wohnt an der betroffenen Straße. Udo kannten sie von Auftritten her. Übrigens, für die, die es nicht wissen sollten: Udo ist ein Weltklassemusiker, der schon auf den Leverkusener Jazztagen aufgetreten ist. Mehr gerne dann per PN.

Erika und Udo verlassen mich morgen, das schon in aller Frühe. Wir trennten uns daher gegen kurz nach 1 und sehen uns auch nicht zum Frühstück. Hoffentlich klappt, Ihr beiden Süßen, Eure Rückreise besser, als die katastrophale Anreise!

Also, das war wieder ein sehr schöner Tag: leckeres Essen, gute Gesellschaft, ein Boot, ein mitreissendes Konzert. Mehr braucht der Gerry nicht, um glücklich zu sein. Drei Tage habe ich noch vor mir. Ich bin planlos und lasse mich treiben. Treibt ihr es… äh… lasst Ihr Euch mittreiben? Herrjeh, Deutsch ist manchmal übertrieben nuanciert! Würde mich freuen, liebe Grüße, Euer

Ein Gedanke zu „Berlin 2025: The forest stage“

  1. Ich bin auf jeden Fall dabei.
    Wieder sehr schöne Bilder, die einen wunderbaren Einblick in euer tolles Programm geben.
    Bin ja mal gespannt wie die Heimreise der beiden verlief!

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