Barcelona 2025-II: Madonna ohne Chor

Ihr Lieben,

für ein 4Sterne-Hotel war das Concordia ein wenig ungepflegt, aber das Frühstück war sehr gut. Natürlich hat der Onkel Gerry wieder getrödelt ohne Ende und so seinen ursprünglich geplanten Zug nach Montserrat verpasst. Also nahm er den eine Stunde später.

Man fährt von der Plaza España aus etwas über eine Stunde mit der Regionalbahn bis Monistrol Montserrat und steigt dort in die Cremallera, die Zahnradbahn, um, die sich in beachtlichen Schleifen in bemerkenswerte Höhen schnauft. Der Abgrund ist stellenweise eine Handbreit neben den Schienen. Man kann auch mit einem Funicular oder einer Seilbahn hochfahren, aber das ist etwas komplizierter.

Schon auf dem Weg nach oben, Montserrat liegt auf etwa 800 Metern, bieten sich spektakuläre Ausblicke. Das Kloster selbst, man verzeihe mir, hat auf den ersten Blick den Charme eines Plattenbaus, wenn auch aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Das Gelände ist recht groß, das Kloster ist auch das wichtigste in Katalonien, und man kann so einiges besichtigen. Ich war leider etwas unvorbereitet und erhielt zeitnah keine Karte mehr für den Zugang zur Madonnenkapelle, wo man nach stundenlangem Anstehen in einer Sekunde an ihr vorbeihuschen und ihr gleichzeitig huldigen soll. Der sehr berühmte Knabenchor, der sonst mehrmals am Tag trällert, war in Sommerferien. Ich fragte eine junge Frau vom Sicherheitspersonal, welche Karte ich denn nun aus dem reichhaltigen Angebot nehmen solle, wenn ich nur in die Basilika wolle. Ob ich alleine sei? Ja. Dann rein mit ihnen, ich lade Sie ein. Das fand ich super nett!

Die Basilika ist schon erlesen. Man sieht den Strom der Anbeter oben über dem Altarraum an der schwarzen Maria vorbeidefilieren und man kann die Statue von unten erahnen oder sie mit Teleobjektiv auch heranzoomen.

Ich streunte ein wenig herum und hatte nach kurzer Zeit schon alles gesehen. Und sogar mehrere bunte Kerzen angezündet, die ganz profan per Kartenzahlung erworben werden konnten. Aber für mehrere Stunden An- und Abreise wollte ich das nicht alles gewesen sein lassen.

Montserrat gilt als überaus schönes Wandergebiet. Es gibt Dutzende anderer Sakralbauten, Kreuzwege, heilige Höhlen. Aber wollte ich bei 35°C wirklich wandern? Ich suchte mir das nahegelegenste Ziel aus, das Kreuz des Heiligen Michael. Das waren hin und zurück 40 Minuten. Und schon nach dieser kurzen Strecke war ich nur noch welkes Gemüse, galt es doch, neben der Hitze auch noch gefühlte 4000 Höhenmeter zu überwinden.

Aber die Aussichten sind wunderbar. Vom Kreuz aus hat man eine Gesamtsicht auf das Kloster. Ich kann jedem einen Besuch nur empfehlen!

Mir war ziemlich nach Hopfenkaltschale, aber die Terrasse der Bar am Hauptplatz vor der Basilika war überfüllt. So entschloss ich mich, wieder in die Stadt zurückzukehren, um dort einen Schoppen zu trinken. Zuvor galt es aber, in der Arena an der Plaça Espanya Wein und Kekse zu kaufen, mein Köfferchen im Hotel abzuholen und mich dann langsam in Richtung von Rolfs Wohnung aufzumachen. Er kam ja selbst erst nachmittags aus Amsterdam wieder, daher hatten wir 18 Uhr für ein Treffen ausgemacht. Ich war zu früh und kehrte in der Casa Dorita ein, um die Zeit zu überbrücken. Ich schickte Rolf die Adresse und ein Foto mit Bier in der Hand. Er kam flugs herbei und holte mich dann, nach einem weiteren gemeinsamen Bier, ab.

In der Wohnung angekommen, machte ich mich nur oberflächlich frisch und dann gingen wir aus. Leute, was kann man hier schlemmen, ohne arm zu werden! Wir hatten etwa 8 Tapas und schafften nicht alles. Dazu Wein für 3 Euro pro Glas. Und der Kellner schenkte mehr als großzügig ein! Pappsatt brachen wir auf Richtung Regenbogenviertel.

Wir wuselten uns durch drei Kneipen, plauderten mehr oder weniger nett mit Kellnern und Gästen und zogen uns dann doch schnell zurück in Rolfs Appartement. Ich alter Mann werde inzwischen gerne früh müde. Alles in allem war das aber ein sehr, sehr schöner Tag.

Was wir morgen machen, entscheidet sich erst nach dem Frühstück. Seid Ihr dabei? Würde mich freuen. Euer

Man nennt das wirklich Bikini.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert