Ihr Lieben!
neinneinnein, ich bin keiner Sekte beigetreten. Heute habe ich nur einen sehr kirchlich-touristischen Tag gehabt. Am Ende übrigens mit einem kleinen Wunder. Aber dazu später.
Wir nahmen unser Frühstück ein, packten und räumten die Zimmer. Unsere Koffer durften wir bei Christoph lassen. Bei grauem Wetter prozessionierten wir zur schwarzen Kapelle, wo das Blut Christus in einer Art Ampulle aufgehoben wird. Ich meine, man hätte es aus einem Kleidungsstückrest des Erlösers herausgewrungen. An der Echtheit des Blutes besteht kein Zweifel, denn der Vatikan hat es als solches anerkannt, verbietet aber genauere Untersuchungen. Mein Reiseführer von Freitag ergänzte dazu, dass es echt sein müsse, denn das stehe ja so schließlich im Internet.
Wie groß unsere Enttäuschung, als uns der Zutritt verwehrt wurde, denn es fanden Rosenkranzgebete und anschließen eine Eucharistie-Feier statt. Wir hätten anderthalb Stunden warten müssen. Wir besichtigten wenigstens den unteren Teil der Basilika, ein etwas schmuckloses Gewölbe mit einen paar Figuren und Bildern. Ruth, Monika und Markus verabschiedeten sich danach, sie fürchteten den Rückreiseverkehr.



Ich lief dann zum wiederholten Male zur Kirche von unserer lieben Frau, um endlich einen Blick auf die Madonna des Michelangelo zu erhaschen. Wieder nix. Ob ich zur Messe wolle? Ich hätte lügen sollen. Nein, ich wolle die Madonna anbeten. Das ginge erst nachmittags. Grmpflzrmpf! Ich fluchte innerlich gottlose Flüche. Ich begab mich zum Fischmarkt, dort hatte ich gestern so etwas wie einen Kunstmarkt zu sehen geglaubt zu haben. Naja. War dürftig und uninteressant. Den Carillon des Belfried hört man innenstadtweit, es ertönten ganz andere Klänge. Da fiel mir ein, dass es ja zu bestimmten Zeiten manuell gespielt wird und es war soweit. Ich wieder runter zum Belfried geeilt. „Somewhere over the rainbow“, Time to say goodbye“, „When the moon hits your eye“ und viele andere Gassenhauer wurden vorgetragen, das war richtig schön und ich hatte wieder gottgefälligere Gedanken.
Ich streifte etwas ziellos durch die Stadt und entdeckte ein paar schöne Passagen, die Bierstraße, eine Brauerei, leider Gottes schöne Pralinenläden, konnte einer Candyherstellungsvorführung beiwohnen und spinxte in das ein oder andere öffentliche Gebäude, wo immer riesige Öl-Gemälde von ernst dreinblickenden Männern hängen. Dann endlich war es soweit, der Gottesdienst in der Basilika zum heiligen Blut näherte sich dem Ende und ich reihte mich ein eine kurze Schlange davor ein. Uns wurde bedeutet, es dauere noch ein wenig. Die Schlange wurde rapide länger, während vor dem Stadthuis eine sehr übersichtliche Pro-Pälestina-Demonstration stattfand.








Die Kirchgänger schwappten heraus und die erste Gruppe durfte hereinströmen. Ich war im ersten Pulk. Man stoppte den Zustrom recht schnell, so dass alle Besucher ausreichend Platz hatten, das fand ich sehr fürsorglich. Die Basilika ist sehr sehenswert und einige wenige Menschen reihten sich zur Verehrung des Gefäßes mit dem Heiligen Blut in einer Warteschlange ein, das von einem streng schauenden Geistlichen bewacht wurde. Nach drei oder vier Minuten stieß ein zweiter Geistlicher dazu, es wurde wild mit Glöckchen geläutet und das Blut wurde davon getragen. Tja, es lohnt sich scheinbar, früh zu kommen. Der Lindwurm hinter dem ersten Schwung Besucher ging leer aus.







Jetzt galt es, die Wartezeit bis zur Madonnabesichtigung zu überbrücken, daher besuchte ich den Provinzialpalast, der für Touristen frei zugänglich ist. Ganz nett. Schönes Café, interessante Säle, schöne Marmorauskleidung. Hier hingen zwischen den portraitierten, ernsten Gouverneuren und sonstigen Würdenträgern Fotografien einfacher Menschen, die die Spannweite der Bürger der Provinz darstellen sollen. Fand ich ziemlich gut und ansprechend. Am Freitag war ich im Historium auf der Toilette, wo ich die Nutzungsgebühr von einem Euro per Kreditkarte zahlte. Das hat nicht so ganz geklappt, man buchte mir zwei ab. Im Povinzialpalast heute das Gleiche. Das ist doch eine Verschwörung, oder? NEHMT MÜNZEN MIT!!!





Ich startete einen neuen Anlauf für die Madonna. Und diesmal gab es keinen Zerberus und keine Zerbera. Allerdings ist ein Teil der Kirche Museum und für dieses muss man 8 Euro Eintritt zahlen. Dafür sieht man interessante, von innen bemalte Backsteingräber (Wo sind eigentlich die Leichname hin? Da zahlt man ein Heidenvermögen für eine Kirchengrab und eine tolle Bemalung und ein paar hundert Jahre später wird man entsorgt, damit Touristen da reinglotzen dürfen!), prächtige Gemälde, Chorgestühl, die unglaublichen Grablegen von Maria von Burgund und Karl dem Kühnen und… die Madonna, gerade mal etwas über einen Meter zwanzig groß und in eine reich verzierte Wand eingelassen. Sehr schön. Ich setzte mich auf eine Bank, schaute sie eine Weile an und ging, nachdem es immer voller wurde.






Es wurde Zeit, das Gepäck abzuholen. Ich bedankte mich noch einmal (ich kann das Gasthaus nur empfehlen!), nahm den Bus zum Bahnhof und ergatterte sogar einen 15 Minuten früher fahrenden Zug nach Brüssel. Da die ursprüngliche Umsteigezeit knapp bemessen war, fand ich das ganz okay. In Brüssel stieg ich in den hoffnungslos überfüllten ICE nach Frankfurt. Wieder Dutzende Menschen ohne Reservierung. Ich verstehe es nicht wirklich. Auf einmal zogen meine Nachbarinnen Isabella und Isabella an mir vorbei. Großes Hallo. Und dann saßen sie auch noch direkt auf der anderen Seite des Ganges, das war eine superschöne Überraschung. Sie kamen gerade aus London zurück. Wir reisten dann bis zur Bushaltestelle Salmstraße zusammen und haben sehr nett geplaudert.

Ja, Ihr Lieben, das war es wieder einmal. Ein sehr, sehr schöner Kurztrip. Ich kann Brügge nur jedem ans Herz legen, es ist kein Klein-, es ist ein Großod. Meinen realen Mitreisenden herzlichen Dank für die schöne Zeit und allen virtuell Mitreisenden ganz lieben Dank für die Begleitung und die Kommentare, die mich auch auf Signal, Bluesky und per SMS erreichten. Wir sehen uns hoffentlich in Lüttich wieder, wo es in einem Monat für ein Wochenende hingeht. Zwischendurch wird es wohl auch noch den ein oder anderen Schnipsel oder ein Rezept geben.
Macht’s gut, liebe Grüße und die besten Wünsche von Eurem


Das war ja wirklich eine nette und lustige Überraschung, dass wir uns im Zug getroffen haben! Wir haben uns auch sehr gefreut, hab noch einen guten restlichen Abend und einen guten Wochenstart! Deine Nachbarinnen Isabella und Isabella 😉😎
Ja, das war wirklich schön, auch, dass wir so lange quatschen konnten! Wir müssen mal öfter ein Treffen versuchen.
Euch auch einen guten Start in die Woche. 😘