Kapverden 2025 (14): Von Spinnen und Kühen (und Kegelschnecken)

Ihr Lieben.

Heute habe ich eine fast Zwei-Euro-Stück-große Spinne gesehen. Aber von vorne. Gestern Nacht hatte ich Probleme, Bilder hochzuladen. Der Providerserver antworte nicht, antwortete mir der Providerserver. Ich schrieb der Hotline, deren Antwort las ich dann heute früh. Ob ich denn den Tripleswitch auf den Composer gedubbt hätte, denn möglicherweise rebreache der Nexter wegen der Putterbridge nicht. Dann gäbe es selbstverständlich Schwallerdriss. Klar, da hatte ich als erstes dran gedacht! Naja, heute früh ging es dann auch ohne Tripleswitchcomposerdubbing. Sind ITler eigentlich immer gescheiterte Comedy-Existenzen?

Zum Frühstück gab es Pannenkoekjes. Waffeln gab’s ja schon beim Belgier, wir erinnern uns. Waren aber American style. Sogar Erdbeeren standen auf dem Buffet. Es ist schon eine tolle Unterkunft. Heute früh hatten wir zwar einen Stromausfall, aber der währte nur drei Minuten.

Mein Plan war es, zum Leuchtturm zu laufen. Auf Komoot fand ich sogar eine akzeptable Tour und lief los. Ich habe Komoot eine zeitlang nicht genutzt, aber seit wann hat die App diese unerträgliche Lolita-Stimme, die einem im Minutentakt zuhaucht, dass das GPS-Signal verloren gegangen wäre, die Tour aber weiter aufgezeichnet würde, die Position auf der Karte allerdings nicht bestimmt werden könne? Minütlich! PUH!

Ich kraxelte die Hügel hoch und war nach kurzer Zeit ziemlich hinüber. Auf Antão hatten wir 23 Grad, hier sind es gefühlte 30. Schlimmer aber war, dass über dem Weg plötzlich eine milchflaschendeckelgroße Spinne hing. Ob die sich wohl auf Wanderer stürzte? Augen zu und durch. Es wurde immer steiler. Aber ich hatte einen schönen Ausblick auf die Bucht und Tarrafal. Auf einmal lag ein halbes Dutzend Kühe auf dem Weg, inklusive zweier Kälber. Nicht neben dem Weg, sondern mitten drauf. Links eine Schlucht, rechts eine Felshalde. Wir starrten uns eine Weile schweigend an. Die Kühe und ich. „Könntet Ihr vielleicht irgendwie…?“. Die Herde starrte. Ich kniff und zog mich zurück. Reisen kann so einfach sein, wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Don’t mess with cows, when you’re a coward.

Jetzt musste ich wieder an der untertassengroßen Spinne vorbei, um die rettende Strandbar zu erreichen, wo ich mich bei einer parfümierten Zitronenlimonade von den psychischen und physischen Strapazen erholte. Dort traf ich Schweizer Vater und Sohn aus Santo Antão wieder. Das Kind litt an Ohrenschmerzen und der Guide für die Bootsfahrt hatte sie sitzen gelassen. Zudem entspricht ihr Hotel (direkt am Strand, es sieht ein wenig heruntergekommen aus) wohl so gar nicht ihren Erwartungen. Sie überlegten, zum Leuchtturm zu wandern. Ich berichtete von der diskusscheibengroßen Spinne und den Rindern. Sie würden darüber noch einmal nachdenken.

Vor den Toren von Chão Bom, 3 Kilometer von Tarrafal entfernt, liegt ein vom Salazar-Regime errichtetes Konzentrationslager, das heute eine Gedenkstätte ist und ein kleines Widerstandsmuseum beherbergt; ich beschloss, die paar Kilometer zu laufen. Ab Ende der 30er-Jahre bis Mitte der 50er-Jahre wurden hier politische Gefangene, vorrangig portugiesische Oppositionelle, interniert. Nach mehrjährigem Leerstand entschied man sich, Chão Bom als Arbeitslager für Widerstandskämpfer aus Angola, Guinea-Bissau und den Kapverden selbst zu nutzen. Im Gegensatz zu deutschen Lagern wurde hier nicht aktiv ermordet; viele Insassen starben aber einen Tod durch Unterlassung. Medizinische Hilfe wurde verweigert, das Brackwasser nicht abgekocht oder gefiltert. Berüchtigt die Worte des Lagerarztes der „1. Phase“, Esmeraldo País Prata: „Ich bin nicht hier um zu heilen. Ich bin hier um Totenscheine auszustellen.“. Ein bedrückender Besuch.

Inzwischen war es schon wieder weit nach 15 Uhr und ich hatte Hunger wie nix. Ich lief an drei Restaurants mit Kegelschnecken vorbei, die keine Kegelschnecken hatten, als der dritte fragte, ob ich Ziege möge? Also aß ich eine Art Ziegeneintopf mit Gemüse und dem allgegenwärtigen Reis. War sehr lecker, wenn auch, wie die Muräne, mit vielen „Gräten“.

Ich eierte ein wenig durch den Ort, inspizierte sowohl alten als auch neuen Markt, und traf auf einmal auf eine große Bühne am Praça de Tarrafal. Ich war in das Festival der Batucadeiras von Santiago geraten. Dutzende Gruppen von uniformierten Damen wetteiferten miteinander, wer am besten Batucada, eine spezielle Form brasilianischer Samba, tanzt und trommelt. Eigentlich sind es rein weibliche Gruppen, aber in die eine und in eine andere hatte sich je ein Jüngling verirrt, das fand ich ganz entzückend! Und im Hinternkreisen standen die den Damen in keinster Weise etwas nach. Das ganze hallte übrigens noch stundenlang durch die Stadt. Man mag über Kapverde behaupten, was man will, aber leise geht hier nix.

War das wieder ein schöner Tag. Apropos schöner Tag, hier ein im wahrsten Sinne des Wortes heißer Tipp: Einmal Sonnencreme reicht nicht! LSF 25 reicht nicht!

Das Abendessen ließ ich wieder ausfallen, heute knabbere ich während der Schreiberei zuckerfreie Zitronenplätzchen. Gar nicht mal so lecker. Hoffentlich lässt mich der Bötchenfahrer morgen nicht auch im Stich (die Schweizer haben ja die gleiche Agentur), denn da freue ich mich schon ein bisschen drauf. Ihr Euch auch? Na dann, bis denn, Euer

P.S.: so sah übrigens die radkappengroße Spinne aus:

P.P.S.: Kitty hat sich doch sehr verändert

P.P.P.S.: Kann mal jemand für mich rausfinden, wo ich diese dussligen Kegelschnecken bekomme? Ulli, gab es die auf Sal auch nicht?

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