Ihr Lieben,
heute früh große Aufregung überall. Zuerst bei mir, denn der morgendliche Stromausfall fand statt, als ich gerade voll eingeseift unter der Dusche stand. Im Dunkeln. Ohne Warmwasser. Ich meditierte drei Minuten über die Wunderwelt der Elektrizität, da waren Licht und Durchlauferhitzer wieder da. Oh. Ein Zwischruf! Was? Wie, „geht auch kalt“? Nee, geht nicht, habe ich probiert, ist Kackolores.
Dann schien irgendetwas die Senseo-Maschine geschrottet zu haben (Zusammenhang?) , wir mussten löslichen Kaffee zum Frühstück trinken. Und on top war auch noch das W-LAN weg. Aber da wir alle im No-Stress-Modus waren, tanzten wir ausgelassen zu karibischen Rhythmen auf der Dachterrasse und stießen mit unseren Muckefucktassen an. Nein, das ist natürlich Quatsch. Zumindest das mit dem Kaffee erregte einen Gast sehr.
JP holte mich pünktlich zur Bootstour am Hotel ab. Ob es mir etwas ausmachte, wenn auch noch eine Schweizer Familie mitführe? Es habe da gestern ein Missverständnis gegeben. „I guess I know these people“, sagte ich und war natürlich einverstanden. Ich nehme mal vorweg, dass das die Tour auch verbessert hat, denn so war die Unterhaltung etwas diverser. Aber als wir am Strand ankamen standen da nur Mutter und die beiden Nachwuchsfischer. Vom Daddy fehlte jede Spur. Er sei sauer auf die Veranstalter, erfuhr ich von der Gattin. Nach 20 Minuten Warterei lief ich mit dem Sohnemann zum Hotel und trug meinen Unmut vor, es sei mein Ausflug und meine Zeit und ich hätte keinen Bock auf Rumzickerei. Er murmelte etwas von, sie machten das ja nur, damit sie Geld sparten, ich motzte, dass sei gerade egal, dann kam er auch endlich mit. Am Boot flüsterte ich noch allen zu, dass wir jetzt eine Menge positive Vibes bräuchten. Und dann war es auch sehr nett. Die beiden Kinder sind total nett, auch wenn sie manchmal vergaßen, dass ich kein Schwytzerdütsch (oder wie auch immer das geschrieben wird) verstehe. Wir tuckerten ein wenig durch die Bucht, am „schlafenden Elefanten“ vorbei zum Leuchtturm und ankerten dann in einer ruhigeren Ecke, um zu fischen.












Ich bin froh, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht mit Fischen bestreiten muss. Ich bin der wohl untalentierteste Fischer der Welt. JPs Begleiter holte einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser, JP zwar nur einen, dafür aber einen ziemlichen Brummer, die Familie zwei kleine Fische, die wieder in die Freiheit entlassen wurden. Mit einem Loch im Maul halt. Bei mir wurde immer der Köder abgeknabbert, ohne, dass einer zubiss. Die Ehefrau sah einen Manta, ich einen riesigen Schwarm tieffliegender Fische. Die Tochter (vielleicht 5 oder 6 Jahre) durfte für die Fahrt auf die andere Buchtseite das Boot steuern, Papa dann von dort aus wieder zum Hafen. Er schien wieder besserer Laune. Am „Hafen“, der ja nur ein Strand ist, angekommen, war es wegen des Wellengangs schwer, anzulanden. Man wartete auf die richtige Welle, um möglichst weit reingetragen zu werden, um dann eilends aus dem Boot zu springen, um es an Land zu ziehen. Der Onkel Gerry hat dann die richtige Welle abbekommen. Ich war pladdernass! Yeah. Mithilfe anderer Fischer zogen wir den Kutter den Strand hoch. Jetzt sollten die gefangenen Fische noch gemeinsam gegrillt und verzehrt werden. Aber mir war eher nach einer Limette und ich empfahl mich. Das war ein netter Ausflug. Und ich kann jetzt voller Stolz behaupten, ich sei fischen gewesen. Dass das erfolglos war, kann ja unter uns bleiben.

Ich kehrte zurück in die Casa Alegría, plauderte mit Irene, die ein paar interessante Geschichten auf Lager hat und kam endlich mal fast zur richtigen Zeit zu meinem Nickerchen.

Am Abend wollte ich einer Restaurant-Empfehlung aus meinen Reiseunterlagen folgen, Laziz. Aber das hatte leider zu. Mir fiel eins ein, dass mir ganz nett erschien. Geschlossen. Sachma, ist heute Museumsmontag?! Ich lief zum Strandklippenhotel. Essen erst ab 19 Uhr (es war Viertel nach 6). Ich lief zum „Farol“, dort ruhten sich alle Bedienungen von was auch immer für Strapazen aus und ignorierten auch die anderen Gäste. Ich lief zum nächsten, dort war eine riesige Tafel für ca. 30 Gäste aufgebaut, ein einsamer Tisch mit einem einsamen Stuhl war frei. Den durfte ich dann haben. Um weiteren Stress gar nicht erst aufkommen zu lassen, bestellte ich „irgendeinen gegrillten Fisch“.
Auf dem Tisch der Feiergesellschaft stand übrigens nicht ein Glas Alkohol. Das wäre bei uns ja unvorstellbar. Links neben dem Restaurant ein Bolzplatz, wo mit viel Enthusiasmus ein Spiel ausgetragen wurde. Rechts die Meeresbrandung. Vorne der Sonnenuntergang. Mein Fisch dauerte ewig, aber ich hatte tatsächlich no stress damit. Und statt des Gemüses gab es Fritten. No Stress. Egal. Aber: Fritten kann man hier einfach nicht. Die sind immer so lätschig, als wären sie von Belgien hierhergeschwommen. Naja, dafür halt keine Acrylamide.

In der Unterkunft lag ein neuer Zettel auf dem Tresen. Zumindest hatte ich ihn noch nicht bemerkt. Man warnte eindrücklich vor dem Restaurant, in dem ich vorgestern war. Das Essen sei nicht frisch und irgendwas mit Kreditkartenbetrug. Naja, ich lebe noch (der Oktopus) und zahle bar.
Das war insgesamt ein sehr entspannter Tag, bin mal gespannt, wie viele ich davon noch schaffe. Bin kurz davor, die Agentur anzuschreiben, sie mögen mir bitte noch Aktivitäten für Sal einplanen. Sonst hätte ich ja eine ganze Woche fast nur Strand gehabt.
Ihr Lieben, morgen früh sehen wir uns erst einmal zu löslichem Kaffee und dann sehen wir weiter, gelle? Liebe Grüße, Euer



