Balkan 2025 (Tag 0): Anreise und erster Eindruck)

Ihr Lieben!

Oft janke ich ja herum, wie doof die Deutsche Bahn ist und ich wegen der Unzuverlässigkeit gezwungen bin, schon am Vortag anzureisen, wenn der Flug nicht von Köln oder aber sehr früh geht, um in einem Flughafenhotel zu nächtigen. Ich muss aber fairerweise sagen, dass ich das auch ab und zu genieße. Wie heute z.B. Das Hotel war zwar nicht so hip, wie es sich gerierte, aber dafür habe ich bis 9 Uhr ziemlich bequem geschlafen, dann ausgiebig und sehr gut gefrühstückt und bin dann ganz gemütlich zum Gate gewackelt. An der Sicherheitkontrolle war’s dann ein bisschen ätzend, an einem anderen Abfluggate war sie ausgefallen und daher bei uns unglaublich voll. Ein paar verspätete Passagiere schoben deswegen auch massive Panik. Waren sie etwa mit der Bahn angereist? Hihi.

Frühstücksblick

Direkt hinter mir in der ellenlangen Schlange standen zwei aufgeregte, sehr hibbelige Menschen, die bei jedem Schritt, den ich nach vorne machte, derer zwei machten, folglich in mich reinbumsten, einen Schritt zurücktraten und um Entschuldigung baten. Nach dem vierten oder fünften Mal entschlüpfte mir ein „Wollen wir uns auch einmal umarmen?“, was sie dann etwas auf etwas Abstand hielt. Es ging ja erst einmal nach Wien, und die Hälfte der Strecke dorthin legte ich zu Fuß zurück. Wer den Airport Frankfurt kennt, weiß, was ich meine.

Der Flieger hatte etwas Verspätung, das Boarding begann 15 Minuten nach der Zeit. Irgendwann war es „completed“, aber es tat sich nichts. Wir standen regungs- und durchsagenlos am Gate, ein Walzer nach dem anderen verging. Austrian Airlines hat viel Strauß auf der Playlist. Meine Umsteigezeit in Wien war gerade mal mit einer Stunde bemessen. Wer mich kennt, weiß, dass ich umgehend virtuelle Pusteln vor Nervosität bekam. Irgendwann hoben wir mit 40 Minuten Verzögerung ab. Ich war sehr unentspannt! Die Lufthansa-App berechnete den Weg von Ankunfts- zu Umsteigegate mit 18 Minuten. Dazwischen noch eine Passkontrolle. Und einen Transferbus. Lange Geschichte, kurze Auflösung: ein gutes Dutzend Passagiere rannte in 17 Sprachen fluchend über den Flughafen Schwechat und kam verschwitzt und völlig fertig auf die letzte Minute an. Leute, das ist nix mehr für mich. Zukünftig muss ich mal auf längere Umsteigezeiten achten. Dass mein Gepäck dann in Chișinău auf Band 2 lag, war ein Wunder. Offensichtlich kann es auch so schnell rennen wie ich.

Am Flughafen dauerte es dann wieder ein Weilchen, bis ich durch die Passkontrolle war und mein Gepäck eingesammelt hatte. Vor dem Gebäude warteten vertrauenerweckende Gestalten, die wie weiland Graf Zahl eine Jacketthälfte öffneten und raunten, ob man ein Taxi kaufen wolle. Als Gerry die Fahrpreise hörte, wollte er nicht. Er fand es auch viel spannender, den Bus zu nehmen, der Narr. Den musste man erst einmal finden. Irgendwann stand ich in einer Menschenmenge, die an einem Bushalteschild wartete und fragte die Umstehenden, ob das der Bus in die Stadt sei. Man hoffe, dass… Man ginge davon aus… Es wäre doch zu schön… Ich rief „Weiß jemand was oder ahnen alle nur?“. Jemand wusste dann und alle atmeten erleichtert auf. Der Bus war dann pickepackevoll. Ich hatte am Geldautomaten nur 200er-Scheine bekommen, die Ticketverkäuferin (jaja, so altmodisch geht es zu) wollte 6 Lei und schimpfte wie ein Rohrspatz. Sie schimpfte auch über mein Gepäck. Wahrscheinlich schimpfte sie auch über meine Ahnen, ich weiß es nicht. Aber ich fuhr gratis.

Auf halber Strecke wurde aus dem Dieselbus ein E-Bus. Dazu musste der Oberleitungsgreifer ausgeworfen werden. Das schien nicht zu klappen und wir standen in der Sardinenbüchse, zu der der Bus mutiert war, ziemlich lange dumm rum. Abgesehen davon hielt er sowieso alle 50 Meter für neue Passagiere, die sich – unter akrobatischsten Verrenkungen – auch noch irgendwie reinquetschten. Als der Bus die Route auf Maps verließ, die ich für das Hotel eingezeichnet hatte, war ich noch zwei Kilometer entfernt. Die lief ich dann, was mir dann rein physisch den Rest gab. Ich checkte bei einer missmutigen Dame ein und bediente mich zuallererst an der Minibar. Ein (!) Bier fand ich darin und das war auch noch warm. Heißa. Egal, runter damit.

Ich kämmte mir mit den Fingern durch meine goldenen Locken und begab mich auf Umgebungserkundung. Ein Supermarkt! Sofort Wasser, Wein, kaltes (!) Bier und eine Placinte gekauft, das ist so etwas ähnliches, wie die Schneckenbörek in Bosnien. Dann durch ein angeblich „belebtes Viertel“ (lt. Google Maps) gelaufen. Ging so, ich habe schon Einsiedlerhöhlen gesehen, in denen es beschwingter zuging. Ein paar nicht besonders gute besuchte Restaurants, ein bisschen Bar-Leben. Ein Hauch früheres Moskau wehte mich an. Aber ich war ja ohnehin etwas erschöpft, und so sitzte ich nun hier mit Börek, Chisinau-Bier und meinem Tablet auf dem Hotelzimmer. Der Schreibtisch wurde um die Heizung herumgezimmert, der Stuhl davor ist etwas niedriger als Standard. So kommt es, dass die Tastatur quasi auf Kinnhöhe liegt. Zuvor musste ich mich übrigens noch eine halbe Stunde mit der eSIM beschäftigen, denn die funktionierte mal wieder nicht. Jetzt geht sie aber.

So, jetzt muss ich mir mal anlesen, was ich alles morgen so treiben sollte und auch möchte. Ich hoffe, Ihr seid dann wieder mit dabei. Liebe Grüße, Euer

P.S.: Eine traurige Mitteilung muss ich noch loswerden. Die liebe, süße Amy, die ihr aus meinen Schnipseln kennt, weilt nicht mehr unter uns. Aber in meinem Herzen (und vielen anderen!) wird sie immer bleiben!

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