Tag 11: Stellenbosch

Ihr Lieben,

nach einem wunderbaren und ausgiebigen Frühstück mit Rührei, Obstsalat, Joghurt und und und – das Problem dabei ist, dass man viel mehr isst, als wenn man sich alles selbst zurecht machen muss – brachen wir nach Stellenbosch auf, da wir mit Regen rechneten und dort zumindest Museen und dergleichen hätten besuchen können, ohne nass zu werden. Aber eigentlich müssten wir alle zusammen in einer feierlichen Zeremonie unsere Wetter-Apps deinstallieren. Ständig wird uns schlechtes Wetter prognostiziert und in der Regel ist es immer viel besser, als wir zu hoffen glaubten. Ist das ein perfider Trick der südafrikanischen Tourismusindustrie? Der uns glauben machen soll, dass es sogar bei schlechtem Wetter wunderschön hier ist? Aber was motze ich?

Natürlich ist auch Stellenbosch bei Sonnenschein schöner als bei Regen, also liefen wir herum und bestaunten kaphöllandische, viktorianische und gregorianische Architektur bei strahlend blauem Himmel. Wie auch in Franschhoek dominieren hier Restaurants, Galerien, Bars und Makler die eichengesäumten Straßen. Nur kommen hier noch viele Boutiquen, Souvenirshops und sonstige Läden dazu. Wir liefen zum Wahrzeichen der Stadt, der Moederkerk, liefen an den ältesten Häusern Stellenbosch‘ an der Dorpstraat vorbei, die jetzt Teil des „Village Museum“ sind und tranken Frappé bzw. Softdrinks mit Kuchenbegleitung im Java, einem Straßencafé mit unglaublich vielen jungen Besuchern. Stellenbosch hat eine renommierte Universität, die mit weit über 30.000 Studenten die Alterspyramide in dieser netten Stadt gehörig durcheinander bringt; nur spielte die Universität leider während der Apartheid eine unrühmliche, führende Rolle.

Unser nächster Halt galt dem sehr sehenswerten Gemischtwarenladen Oom Samie se Winkel. Und Gemischtwarenladen trifft es hier wie die Faust aufs Auge. Neben Damenwäsche liegen Candys, Marmeladen und Kühlschrankmagneten, Wein, Bücher… Ein wie ich finde großartiges Durcheinander! Ich erstand vier kleine Bilder, für die ich bestimmt ein hübsches Eckchen zuhause finden werde.

Da wir nicht wussten, wie es restauranttechnisch auf den Weingütern aussieht (voll, geschlossen, zu etepetete), aßen wir noch eine Kleinigkeit im Urban Alley Café. Das getoastete Brot, dessen Namen ich vergaß und das eine Spezialität sein sollte, war ein bisschen sehr matschig und vor allem mit Massen von Koriander bestreut. Gottseidank konnte ich den komplett wegmachen. Aber die Fritten waren bisher die besten während meiner Zeit hier. Rolf hat fast seine Liebe zu veganem Essen entdeckt, er hat wohl aus Versehen ein solches Gericht bestellt und gemocht. 🙂

Wir fuhren dann zum Weingut Delaire Graff. Das kannte ich schon von 2017. Leute, es ist nach wie vor ein Traum. Dieser Ausblick über das Tal. Diese viele Kunst. Diese Gärten. Wir schauten uns alles an, ließen uns vor der wunderschönen Kulisse ablichten, tranken einen leichten Rosé auf der Terrasse. Von dem nahm ich zwei Flaschen mit ins Hotel. Man brachte uns auch eine Shipping List für Wein nach Deutschland mit. Natürlich sind die Weine dann deutlich teurer, aber die wahre Sensation der Liste liegt woanders… Je nach Land, in das der Wein gehen soll, wird es noch teurer, und Deutschland liegt mit Frankreich, Italien und Österreich quasi auf den billigen Plätzen.

Zurück im Hotel schrieb ich die ersten Eindrücke des Tages auf und die Jungs legten sich ein bisschen beiseite. Gleich besuchen wir noch Ike und Silke im L’Hermitage und trinken Ikes Weinkeller leer. Dazu wird es wohl ein Risotto geben. Wir freuen uns und ich berichte dann weiter nach der
===WERBEPAUSE===

So, bin wieder da, es ist fast Mitternacht hier und windig und frisch auf meinem Balkon. Im L’Hermitage-Anwesen wurden wir von Ike und Silke mit Bubbles begrüßt, das ist das südafrikanische Pendant zum schweizerischen Aperó. Leckerer Sekt vom Weingut Boschendal. Es gab eine Wohnungsbesichtigung und anschließend auf der windgeschützten Terrasse einen Salat mit Feta, den Ike extra bei einem Restaurant bestellt hatte, weil der so lecker sei. Und das war er auch. Danach aßen wir drinnen noch ein Spargel-Erbsen-Risotto und versuchten dann im Wohnbereich Ikes Weinvorräte leer zu trinken. Es ist uns nicht gelungen. Aber wir haben uns immerhin sehr bemüht.

Unsere Pläne für morgen sind unklar. Wir wollten auf die Wein-Tram, aber die war ausgebucht. Wir schauen mal, ob das nicht doch irgendwie noch geht (denn im Internet ausgebucht heißt hier nichts – jetzt wäre der Gastbeitrag über Robben Island hilfreich), ansonsten wird halt irgendetwas gemacht. Und wie wir alle wissen, könnte das durchaus das ein oder andere Glas Wein beinhalten, auch wenn der Zug nicht für uns fährt.

Bis morgen, Ihr Lieben, wenn Ihr mögt.
Euer Gerald

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert