TAG 2: von St. Gallen nach Chur

Grüezi mitenand us Chur!

Nach ausreichend Schlaf haben Matthias und ich ausgiebig gefrühstückt, das Buffet im Hotel Walhalla ist ganz wunderbar. Es gibt sogar jemanden, der einem frisches Omelette zubereitet! Die Orangen sind gehäutet, der Obstsalat ist frisch, der Kaffee ist phänomenal. Gegen 10 Uhr checkten wir aus, Matthias machte sich auf nach Graubünden, ich blieb noch in St. Gallen, um Altstadt und Umgebung zu erkunden.

Es ist wirklich wunder-, wunder-, wunderschön hier. Der geneigte Leser denkt jetzt wahrscheinlich, ach du je, jetzt kriegt der Alte sich wieder mal nicht ein! Aber bei Kaiserwetter den Dreilindenweg entlang gehen, hinter einem und links auf grüne Hügel und die Stadt zu schauen und vor einem liegt in seiner ganzen Pracht der Bodensee, das ist schon besonders.

Zum Dreilindenweg bringt einen eine Standseilbahn, die Mühleggbahn, die vom Tal auf den Berg 90 Sekunden braucht und durch einen düsteren Tunnel fährt.

Über das Dreilindengässlein lief ich in die Stadt zurück und erkundete den Stiftsbezirk, in dem das alte Kloster und die Laurentiuskirche stehen, drumherum die sehenswerte Altstadt, wo es einen Fressmarkt gab, und wo man Vorboten des Faschings erblicken konnte.

Nach knapp zweieinhalb Stunden Spaziergang lief ich zum Hotel zurück, sammelte meinen Koffer ein und begab mich zum Bahnhof, denn mein Ticket nach Chur hatte eine Zugbindung.

Die Fahrt war schön, teils am Bodensee entlang, zeitweise wunderbare Ausblicke auf die Berge und schöne, in die Hänge geschmiegte Ortschaften. Wir hatten nur leider eine Verspätung wegen eines vorherigen Personenschadens auf der Strecke.

Ankunft in Chur: Leute, was soll ich sagen… Da flieht man vor dem Kölner Karneval und landet in der Churer Fasnacht. Ich musste auf dem Weg ins – übrigens sehr pittoreske – Hotel Freieck mehrmals den Zugweg kreuzen. Hier ist quasi Ausnahmezustand. Heute Abend soll dann Straßenfasnacht sein. Bin gespannt.

Im Hotel nur kurz die Haare glatt gezogen, dann auf große Besichtigungstour durch Chur. Es ist sehr, sehr laut, man trommelt gerne, und man wird ständig mit Konfetti beworfen. Aber das ist besser als die legendäre Pralinenschachtel vom Rosenmontagszug 1992, die mir eine veritable Platzwunde an der Stirn eingebracht hat.

Zuerst bin ich einmal ziellos durch die Stadt gelaufen, denn so bekommt man am besten ersten Eindruck, wie ich finde. Irgendwann fand ich mich am Bahnhof wieder, wo ich mich – wir erinnern uns an das mittlere Fiasko gestern – mit einem Schlückli versorgte. Jaja, wir Säufer haben es schon schwer. Dann klapperte ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab, als da wären: der Domberg, das Rathaus, die Gassen der Altstadt und was einem sonst noch so in den Weg kam. Besonders gefallen haben mir die vielen Plaketten an den Häusern. So lernt man etwas über das rote Haus, das Spaniölhaus, die Rabengasse, die Nachtwächter und auch, dass Angelika Kauffmann hier geboren wurde. Eine starke Persönlichkeit und von Goethe verehrt.

Also, ich finde Chur sehr sehenswert. Es hat viel Charme, und ist auch von schönen Bergen mit weißen Kuppen umgeben; ich hätte als alte Meerjungfrau nicht gedacht, dass ich für Berge ähnlich romantische Gefühle wie für das Meer entwickele. Ich muss da einfach öfter mal hinfahren.

Nach einer etwa zweistündigen Besichtigungstour ließ ich mich für ein Calanda-Bier auf dem zentralen Postplatz nieder, wo die Stadtreinigung damit beschäftigt war, die Hinterlassenschaften des Umzuges wegzupusten, wegzukehren, wegzuräumen, wegzuweggen. Dies alles mit einer unglaublichen Lautstärke verbunden, es wurde allerschwerstes Gerät bemüht. Aber wenigstens lief hier nicht Helene Fischers „Atemlos“ in Dauerschleife. Wie z.b. am Kirchplatz, wo sich einige Jecken zum kollektiven Abschießen versammelt haben. Aber die ein oder andere musikalische Untermalung gab es trotzdem.

Am Abend war es etwas problematisch, ein Restaurant zu finden, das nicht von Karnevalisten okkupiert war. Das von Matthias empfohlene war voller Schlümpfe und kreischender Babys.

Ich wurde außerhalb der Altstadt fündig und bekam in einem American Restaurant ein Horse Beef Steak, das ich am Tisch quasi selber grillen musste. War aber sehr gut.

Mir fehlt immer noch die verpasste Mütze Schlaf von Donnerstag, daher gehe ich gleich zeitig ins Bett. Morgen geht es auch schon um 7:30 Uhr zum Bahnhof.

Ich erwarte mir von der Albulabahn morgen spektakuläre Ausblicke! Ihr auch? Na dann… bis dann!

Alaaf, Helau, Ahoi usw. usf.

Euer Gerald

Schweizerdeutsch für Anfänger, Teil 2
„Und WARUM darf ich das jetzt nicht mit nach Hause nehmen????“

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