Ihr Lieben,
NOK steht nicht etwa für irgendeine Krankenkasse oder eine außerparlamentarische Organisation. Nein, es ist die Abkürzung für den stockfinsteren Nord-Ostsee-Kanal, durch den wir nachts gefahren sind.
Immerhin wurde es nicht noch später, aber dieses von der Reederei selbst als Highlight angepriesene Juwel der Reise war nun ein Lowdark. Es war ein bisschen wie Lysekil. War ich nun da? Ja klar, aber ich habe den größten Teil verschlafen.
Aber von vorn. Es gab wieder ein Käpt’ns-Winkewinke mit anschließendem Galaessen. Das war sehr schön, da wir am Tisch von der Restaurant-Crew noch einmal Ständchen dargebracht bekamen und alle uns eine Dankeskarte gestaltet haben. Wir haben als Gruppe den Abend auch genossen und verabredeten uns zum kollektiven Abschiedstränenvergießen beim Frühstück. Was ich überhaupt nicht erquicklich fand: Trotz der Verspätung waren die Kabinen um 9 Uhr zu räumen. Drei oder mehr Stunden auf dem Gepäck sitzend mit zwei Toiletten pro Deck bei 800 Gästen? SUPI!
Immerhin schaffte es die Ausfahrt vom Pier, mir attraktivere Seiten von Kiel zu zeigen. Dutzende Heißluftballons fuhren über unser Schiff, näher an der NOK-Schleuse gab es Segelschiffe und am Ufer volksfestartigen Trubel zu sehen. Oben am Aussichtspunkt des Schiffes – schon im Kanal – bewunderte ich die Leuchtbojen und hatte wenigstens ein Paar neben mir stehen, die mir erläuterten, was ich sehen könnte, wenn ich denn etwas sehen könnte. Die kannten den Kanal in- und auswendig.
Ja, und dann ging es ans Packen, Trinkgeldumschläge befüllen und Fragebögen ausfüllen. Rückreise-Packerei ist ja erfreulicherweise einfach. Dann die letzte Nacht, letztes Frühstück, letzte Worte mit Service und Mitreisenden.
Draußen war es total trübe. Bedeckt und neblig. Wie am Abfahrtstag zu Beginn beider Reisen. Aber für Packesel ist das ja besser als sonnig und heiß. Und wir hatten 17 Tage lang grandioses Wetter! Um viertel vor eins war ich dann vom Schiff und war erfreulicherweise in der ersten Ausschiffungsgruppe. So bekam ich einen frühen Bus, in Bremerhaven einen frühen Zubringer und in Bremen… hatte mein Zug eine halbe Stunde Verspätung, die aber erst angekündigt wurde, als zwei Sekunden vorher ein verspäteter Alternativzug aus dem Gleis fuhr. „Grund sind Verzögerungen im Betriebsablauf“ ist übrigens ähnlich aussagekräftig wie „Ursache für die Verspätung ist eine Verspätung“.
Ihr Lieben, jetzt ein Wochenende zur Verarbeitung der tollen Erlebnisse und dann hat der Alltag mich wieder. Ich fand es wunderbar, dass und wie Ihr mich mit Kommentaren, WhatsApps, Mails und SMS begleitet habt. Danke fürs Mitreisen und vielleicht sehen wir uns im November wieder, da soll die nächste Reise stattfinden.
Bis dahin alles Liebe und Gute, Euer Gerald