Tag 7: Gera, Jena, Weimar

Ihr Lieben!

Reformation, Reformation, Reformation, überall! Auch in Gera, Jena, Weimar. Aber ganz ehrlich, jetzt hat es sich ausgeluthert. Jetzt ist mehr Lotte als Luther angesagt. Aber wie üblich von vorne…

Ich gehe davon aus dass ihr ausführlichst über mein Frühstücksei… Wie, nein? Also wirklich. Nee, jetzt braucht ihr auch nicht betteln.

Mein erster Halt galt den „roten Spitzen“, die hatten wir gestern in Altenburg nicht mehr geschafft. Die roten Spitzen sind das Wahrzeichen von Altenburg, was sich mir nicht ganz erschließt. Altenburg verfügt über ein Schloss in der Größe von 3000 Fußballfeldern und wählt als Wahrzeichen einen Doppelturm mit unterschiedlichen Mützen auf. Wenn das nicht mal Understatement ist.

Weiter ging es nach Gera, wo ich ziellos durch die Altstadt streunte. Das Zentrum ist ganz nett, es ist eine typische mitteldeutsche Stadt, alte und neue Bausubstanz wild durcheinander gemischt. Auch hier einiges an Leerstand und einiges dem Verfall preisgegeben. Gestern bei der Stadtrundfahrt in Leipzig habe ich aber gelernt, dass das nicht unbedingt mit Spekulation zu tun haben muss, sondern dass oft die Eigentumsverhältnisse völlig ungeklärt sind. Auch nicht besonders in Schuss ist das bei Gera liegendes Schloss Osterfels, das ich danach ansteuerte. Aber man hat einen sehr schönen Ausblick über die Weiße Elster hinweg nach Gera.

Da das Wetter immer unbeständiger wurde, es regnete dauernd, ließ ich eine ausführliche Besichtigung von Jena aus und entschied mich stattdessen, dort nur das Gartenhaus von Schiller zu besuchen. Das war ganz hübsch. Ich möchte auch einen Gartenhäuschen! Mit Bediensteten und Köchen und einem Gärtner.

Das letzte Ziel meiner Reise, Weimar! Einfach nur schön! Obwohl ich im Regen ankam. Ich fuhr sofort in ein Parkhaus beim Goethehaus, denn was kann man bei Regen Besseres tun, als ein Museum zu besuchen? Jetzt ist es ja so, viele dieser Museen, das Bachhaus, die Lutherstube, das Goethe-Wohnhaus, Schillers Gartenhaus… es sind ja mehr oder weniger Museen, die überhaupt nicht darstellen, wie unsere Komponisten, Dichter und Denker gelebt haben. Ich möchte auf jeden Fall nicht glauben, dass Luther von sich selbst 300 Büsten in seiner Wohnstatt aufgestellt hat. Aber wie ich schon zum Bachhaus in Eisleben bemerkte, es ist schon etwas Besonderes, den Fußstapfen dieser berühmten Personen zu folgen. Und ganz unlehrreich sind die Besuche ja nun auch nicht.

Inzwischen war die Sonne wieder durchgekommen, daher entschloss ich mich zu einem kleinen Stadtrundgang. Ich kam am Schillerhaus vorbei, lief über den Rathausmarkt, besuchte die Bastille – wo ich erfuhr, dass Johann Sebastian Bach einmal vier Wochen wegen Halsstarrigkeit eine Haftstrafe absitzen musste, der alte Schlingel – erkundete den Schlosshof, und wollte anschließend die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek besichtigen. Man beschied mir, dass die Führungen und Einzelbesuchstermine bis morgen Mittag ausgebucht seien. Das gibt ja Anlass zur Hoffnung, dass unser Volk doch nicht vollkommen verblödet ist. Ach herrje, das ist jetzt aber gerade sehr selbstgefällig. 🙂

Ich suchte mein Hotel auf, wo ich nicht das Zimmer bekam, dass ich eigentlich bestellt hatte, aber in diesem Fall erwies sich das als gut, da das Zimmer womöglich kleiner ist, aber ich jetzt kein Etagenbett in meinem Raum stehen habe. Das Hotel ist ganz in Ordnung und liegt relativ zentrumsnah. Von dort aus lief ich durch den Park an der Ilm zu Goethes Gartenhaus. Dabei passierte ich das sogenannte römische Haus.

Just, als ich die Sonnenblumen, die Goethe wahrscheinlich noch selbst von Hand gepflanzt hat, bewundert habe, rief ein Redakteur von WDR an, ich möge doch am Montag in die Lokalzeit kommen, um über unsere Bürgerinitiative zu berichten. Ach du jeh!!! Das ist ja nun leider so gar nicht meins. Ich werde versuchen, jemand anders aus der Initiative dafür zu gewinnen. Aber wenn ihr Pech habt, dann könnt ihr mich nächsten Montag im Fernsehen bewundern. Schreckliche Aussicht!

Ein Bier war dringend von Nöten, das nahm ich im schwarzen Bären am Rathausplatz ein. Dieses Wirtshaus soll das älteste am Markt sein, und datiert zurück auf 1540. Dafür schmeckte das Bier erstaunlich frisch. Hatte ich schon erwähnt, dass ich immer versuche, lokale Biere zu trinken? In manchen Gegenden Deutschlands sollte man dies tunlichst sein lassen. Aber hier in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt war nicht eine einzige Verirrung dabei. Alles sehr süffig, alles sehr bekömmlich, alles sehr lecker.

Derart gestärkt erlief ich mir noch die Wielandstatue, das Liszt-Haus, die Bauhaus-Universität, den alten Friedhof mit der Fürstengruft, wo auch die mehr oder weniger bestückten Särge unserer beiden Dichterfürsten Johnny und Freddy stehen. Ja, in Schillers Sarg lag wohl kein Schiller. Zu guter letzt, bevor ich mir im Restaurant „36 Pho Co“ einen vietnamesischen Burger gönnte, sah ich mir noch die Stadtkirche Peter und Paul an, vor der das Herder-Denkmal steht.

Was Luther angeht, fühle ich mich jetzt fit für „Der große Preis“, ältere Semester erinnern sich noch an Wum und Wendelin und Thööööölke? Aber es ist jetzt auch gut mit großer Kultur. Morgen freue ich mich auf mein Zuhause und werde den ganzen Sonntag NIX und WIEDERNIX machen. Herrlich! Auf dem Weg nach Hause werde ich möglicherweise noch ein oder zwei Besichtigungspausen machen und morgen Abend dazu und über die Reise insgesamt noch einen kleinen Epilog verfassen. Aber dennoch möchte ich mich schon jetzt verabschieden und herzlichen Dank für Eure Begleitung sagen!

Ich hoffe, diese kleine Reiseschilderung war Euch nicht zu datenlastig und ich freue mich, wenn Ihr bei meiner nächsten Reise wieder dabei wärt.

Alles Liebe, Euer Gerry

Wollen wir Wein, wie weiland Wieland?

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