Ihr Lieben,
Lili schrieb mir gestern am späten Abend noch, dass ja „la Fiesta de la Virgen del Pilar“ sei. Sie komme daher jetzt Freitag. Ich habe das Gefühl, dass es sehr viele Feiertage hier gibt. Aber die Wohnung ist jetzt ja auch nicht sooo dreckig, das passt schon. Ich finde ja ohnehin, man sollte auch feiern, was geht. 🙂
Feiertag, wie schön. Also keine Baustelle. Ja, keine Baustelle, aber Marias Empfängnis (wir erinnern uns, die fleckenlose) hinderte irgendwen im Haus nicht, den Bohrhammer anzuschmeißen. Die Villa vibrierte! Und ich auch ein bisschen.
Ich trödelte dennoch ein bisschen herum, um dann gegen 11 Uhr Richtung Santa Lucia de Tirajana aufzubrechen. Da war ich noch nicht und zudem mag ich Ortsnamen, die mir Ohrwürmer verschaffen. Elke wird sich bestimmt noch mit großer Freude daran erinnern, wie ich auf Mallorca tagelang „Santa Maria“ schmetterte. Wir kamen aber auch ständig an Hinweisschildern dahin vorbei. Nun also Santa Lucia. Die Fahrt dorthin war wieder spektakulär. Es war so eine typische „bittebittekeinLastwagen-Strecke“ und sehr kurvig. Schon als Fahrer war mir achterbahnig-blümerant zumute, als Beifahrer hätte ich wahrscheinlich mindestens gejammert. Aber tolle Aussichten.
Santa Lucia ist sichtlich der Stolz ihrer Bürger, viele Häuser sind mit dem Konterfei der Heiligen geschmückt und man legt sehr viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Hoch über allem thront die wunderschöne Kirche, in der Musik vom Band läuft und deren Innenraum mit expressionistischen Wandbildern gestaltet ist. Sehr nett. Im Ort gibt es Conchitas Supermarkt, der es sogar in meinen Reiseführer geschafft hat. Ich kaufte eine Flasche Wein, ein Fläschchen Olivenöl und eine Flasche „Mejunje“, der örtlichen Schnapsspezialität, und war auf einen Schlag 40 Euro los. Man schenkte mir aber noch eine getrocknete Feige, die ganz köstlich, aber auch ein billiger Trick war, um mich zu weiteren Einkäufen zu verleiten. Ein sehr schöner Laden mit sehr präsenten und lustigen Damen.
Ich verstaute meine neuen Errungenschaften im Auto und wanderte am Sorrueda-Stausee vorbei zum altkanarischen Siedlungsberg La Fortaleza. Dort sollen die Altkanarier ihre letzte Schlacht geschlagen und gegen die spanischen Eroberer verloren haben. Der Anführer und sein Schamane begingen daraufhin Suizid. Es ist ein mit Höhlen durchwachsener Berg, der spektakuläre Ausblicke bietet. Mitten durch den Berg geht ein großer Tunnel. Auf dem Rückweg kehrt ich in das kleine, zugehörige Museum ein. Dort sah ich mir einen Film über die Altkanaren an und lief dann einmal durch die Ausstellung, die sich mit archäologischen Aspekten der Anlage befasst und einen Nachbau einer altkanarischen Unterkunft bietet. Es gibt angeblich zwei „Mumien“ zu sehen, es sind aber „nur“ Skelette. Dennoch interessant. Wenn man gerne Skelette bestaunt.
Zurück am Auto fuhren Manuel und ich noch zu einer Eselsfarm, wo es selbstgemachte Produkte geben sollte. Leider waren aber die Tiere der Farm (auch Vögel, Kaninchen und Schafe etc.) in einem bedauernswerten Zustand. Vernachlässigt, dicht zusammengepfercht und mit sichtbaren Krankheiten gezeichnet. Es stellte sich heraus, dass die Haupteinnahmequelle wohl darin besteht, dicke Kinder auf den Eseln reiten zu lassen. Ich verließ die Farm verschreckt und verärgert.
Auf dem Weg zurück nach Arinaga kam ich an einer Ortschaft vorbei, in der eine Häuserzeile mich stark an das Bo-Kaap in Kapstadt erinnerte. Da machte ich noch einen kurzen Fotostopp.
Wieder daheim gab es erstmal ne dicke Stulle. Ich war vielleicht was hungrig. Gleich räume ich noch ein bisschen für die Putzfrau auf und dann vertrödele ich den Rest des Tages mit Videos und Spanischlektionen. Ich habe mir sogar eine Klatschzeitung auf Spanisch gekauft, aber ich kenne mal wieder keine der angeblichen Berühmtheiten. Dafür weiß ich jetzt aber, was die den ganzen Tag so treiben.
Morgen geht es wieder nach Las Palmas, ich bin verabredet. Neugierig? Na, dann müsst Ihr mitkommen!
Liebe Grüße
Euer Gerald