Tag 7: Besuch in der Hauptstadt

Ihr Lieben,

erstens kommt es anders und zweitens als man denkt… Das Wetter war jetzt doch eher so durchwachsen, dass ich von einer Wanderung absah (ich hatte der App mit der besseren Vorhersage vertraut – macht mich das zu einem Optimisten?) und lieber nach Las Palmas fuhr, um im Triana- und Vegueta-Viertel zu flanieren. Im Falle von Regengüssen kann man dann immerhin noch einkehren oder sich in zahlreichen Läden das Portemonnaie leerkaufen.

Vorher gab es ein sehr angestrengtes Käffchen, denn die Baustelle ist in vollem Gange. Die ganze Baustelle? Nein, denn die unbeugsamen Bauarbeiter stehen einfach nur herum, rauchen und diskutieren gestenreich irgendwelches Zeug. Nur die Kompressoren arbeiten. Warum ? Damit es einen Grund gibt, lauter diskutieren zu müssen, vielleicht…. Puh. Nix wie wech hier.

Ich suchte mir ein gut bewertetes Parkhaus aus, damit Manuel keinen Schaden nahm. Aus Erfahrung weiß ich, dass kanarische Parkhäuser nicht für Lenkradlegastheniker wie mich ausgerichtet sind. Als wir ankamen, stellte sich das als gute Wahl heraus, denn vom Parkhaus aus war ich in Sekundenschnelle in Vegueta. Ich nehme es einmal vorweg, ich hätte besser wieder eine Unterkunft in bzw. nahe bei der Hauptstadt gebucht. Auch wenn das Wetter hier durchschnittlich schlechter ist als auf dem Rest der Insel, so hat man denn, wenn es schlecht ist, wenigstens genügend Auswahl für schöne Aktivitäten.

Vegueta und Triana sind zwei wunderschöne Viertel mit alter Architektur, schönen Läden und einem ganz besonderen Flair. Ich war sofort um 3 Jahre zurückversetzt und mal wieder begeistert! Allein eine ganze halbe Stunde verbrachte ich in einem Gemischtwarenladen, der als Saisonartikel den grässlichsten Weihnachtskitsch der Welt verkaufte. Leider konnte ich nicht an mich halten… ihr werdet es dann rechtzeitig sehen!

An der Kathedrale und dem Museum Colón vorbei lief ich in die Einkaufsstraßen von Triana. Eigentlich wollte ich kurz vorher im Restaurant „Te lo dije, Pérez“ einkehren, aber zu meinem Entsetzen war es geschlossen. Auch die Internetseite ist abgeschaltet. Ich hoffe nicht für immer, denn man konnte dort wunderbar draußen sitzen und gutbürkanarisch essen.

Na ja, irgendwie bleibt ja nichts, wie es ist, denn auch in einem meiner Lieblingspröddelläden, dem Ale-Hop, fand ich nicht, wonach ich suchte. Da habe ich im Pleistozän einmal einen ganz tollen Rucksack erstanden.

Natürlich machte ich einen kleinen Abstecher zu meiner alten Schule, bin aber nicht hinein gegangen, ich war recht überzeugt dass man mich nach so langer Zeit nicht wiedererkannt hätte. Und selbst wenn, ich wollte mich nicht fragen lassen, warum ich denn um Himmels Willen immer noch nichts dazugelernt hätte!

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Natürlich musste ich unbedingt die Markthallen besuchen, die zwar zu dieser Uhrzeit schon im Schließen begriffen war, aber einige Stände boten noch kleine Proben ihrer Waren an; so bekam ich ein Stückchen Apfelbanane, oder aber auch ein Bisschen einer superreifen, süßen Mango, für die ich töten würde! Das war Gott sei Dank nicht erforderlich, denn ich konnte sie ja kaufen.

Ich will in einer Markthalle wohnen!!!!!!

Nun wurde das Wetter usseliger und ich wollte ja nicht den Rest meines Lebens in Läden oder Markthallen verbringen, deshalb beschloss ich, nach Hause zu fahren. Dort waren die Bauarbeiten erstaunlicherweise zu einem Stopp gekommen, denn auch hier regnete es. Dennoch war ich nicht scharf darauf, den Rest des Tages in dieser ungemütlichen Butze zu verbringen. Ich machte mich auf zur Promenade, um dort bei einem Kaltgetränk mein kleines Tagebuch zu schreiben. Meine Überraschung war groß, als es schon im Salón de la Sal brechend voll war. Auch das Ohasis platzte aus allen Nähten und die kleineren Kneipen hatten alle geschlossen, was wegen des Wetters nicht verwunderlich war.

Ich erhaschte ein kleines Eckchen auf der Ohasis-Terrasse, es regnete mir aber quasi in den Nacken. Es fing an, stärker zu stürmen und zu schütten, was viele der einheimischen Gäste veranlasste, irgendwen anzurufen und sich mit dem Auto einsammeln zu lassen. So kam ich zu einem etwas trockeneren Plätzchen. Ich fand es total nett, dass ich wiedererkannt und mit einem Schulterklopfen vom Padron begrüßt wurde.

Am späten Nachmittag kehrte ich zurück in mein Heim, wo ich abends eine Tortilla in die Mikrowelle schob (ich vermisse den Ofen) und spanisches Radio hörte. Ich kann jetzt den Jingle von Radio Cazadores mitsingen, weiß aber nicht, was er bedeutet.

Also, das war trotz Regen und Wind ein wunderbarer Tag und ich bin sehr, sehr glücklich, hier zu sein. Was mich dazu bringt, zu erzählen, dass ich unter einer gaaaanz plötzlich aufgetauchten Flug- und Schifffahrtsangst leide. Sieht so aus, als müsste ich quasi ärztlich attestiert hier bleiben. Wie doof ist das denn?

Morgen kommt Lili, die Reinigungskraft, da muss ich früh aus dem Haus, damit sie werkeln kann. Steht Ihr mit mir auf und erlebt was?

Liebe Grüße
Euer Gerry

P.S.: Meine liebe Freundin Erika hat wahrscheinlich herausgefunden, wie man die Himmelsbröckchen macht. Sie mögen nämlich in Tejeda“ Trocitos de Cielo“ heißen, aber die Zutaten für Polvorones de Almendra klingen genau so. Und die gab es heute auch im Markt zu kaufen. Nicht ganz so lecker wie die aus Tejeda. Ich versuche die mal nachzumachen, wenn ich wieder daheim bin… was ja wegen der Krankheit…. schade für Euch.

P.P.S.: Es wird auch diesmal wieder sehr schwer, geeignete Mitbringsel auszusuchen, die Auswahl ist einfach zu verführerisch!

P.P.P.S.: Heißt Camille Saint-Saëns auf spanisch eigentlich Manzanilla Santo-Saentos? Und warum steht eine Skulptur von ihm vor dem Teatro Peréz Galdos?

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