Tag 17: Penang

Ihr Lieben,

heute liefen wir im Hafen von Georgetown ein, der Haupstadt des Bundesstaates Penang. Auch die Stadt selbst wird oft Penang genannt. Ich musste kurz nach Anlandung von Bord, um rechtzeitig zu meinem historischen Stadtrundgang aufzuschlagen. Also, mindestens beim Frühstück spart TUI schwer an mir. Wobei ich das ja abends an den Bars wieder ausgleiche 🙂

Unsere Reiseleiterin hieß Loh und sie ist eine chinesischstämmige, malaiische Buddhistin, die ihr Deutsch auf einer saarländischen Schule gelernt hatte. Warum ich das erwähne? Penang ist ein Schmelztiegel der Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und Sprachen. Ein kunterbunter, aber wohl dennoch friedlicher Bevölkerungs-Mischmasch.

Unsere Tour startete am Hafen, wo wir das alte Fort von Außen besichtigten und dort auch einiges über die Geschichte Penangs erfuhren. Am Stadtverwaltungsgebäude vorbei, vor dem alles für ein großes Fest vorbereitet wurde, führte unser Weg uns weiter zur Kirche St. George, die eigentlich noch verschlossen war, aber ein auf dem Gelände tätiger Mitarbeiter ließ aufschließen. Die Kirche war jetzt nicht spektakulär von innen, aber ich fand diese Geste sehr nett.

An dieser Kirche beginnt die Straße der Harmonie, die wegen der Vielfalt unterschiedlicher Religionsstätten so heißt. Wir besuchten einen daoistischen Tempel, kurz darauf einen hinduistischen, um dann wieder vor einem buddhistischen Tempel zu stehen.

Dazwischen viel Kolonialarchitektur in mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand, viele Läden, Garküchen, Cafés und Saftbuden.

Wir liefen durch einen unscheinbaren Torbogen und standen unversehens auf dem Gelände des Leong San Thong Khoo Kongsi, einem der größten chinesischen Klans in Penang. Die Geschichte, die Funktion und den Aufbau dieser Klans zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen. Grob aber bestimmt der Klanvorstand die Geschicke aller verwandschaftlich Verbundener der jeweiligen Familie, deren Ursprünge dutzende Generationen zurückgehen kann. Manche Klans umfassen mehrere zehntausende Mitglieder. Es gibt Ahnenschreine, Versammlungsstätten, Museen, Wohnstätten, religiöse Orte. Alles zeugt von immensem Reichtum, was sich an dem Prunk der Schnitzerein, den Steinmetzarbeiten und an der Innendekoration gut ablesen lässt. Daher ist das Clangelände auch durch Security gesichert. Sehr interessant! Ach, nur, um mal wieder zu lästern: An diesem Punkt gab es den dritten Toilettenstopp auf der Route.

Wir pausierten an zwei Garküchen, wo Loh uns Proben der dortigen Spezialitäten erstand, auf die ich vorsichthalber verzichtete, da eine in Fett ausgebacken und die andere an einem sehr unaufgeräumten Tisch mit sehr unaufgeräumten Händen zubereitet wurde.

Rund um die Ecke befindet sich die Armenische Straße. Neben den Malaien, den Engländern, den Indern und Chinesen bildeten auch sie eine große Händlergruppe im frühen Penang. Diese Straße ist nun das touristische Zentrum der Stadt und ist – neben den ganzen Shops – insbesondere wegen ihrer Wandmalereien bzw. Street Art berühmt. Einige dieser Malereien funktionieren nur mit einem dreidimensionalen Gegenstand davor: das berühmteste Kunstwerk ist ein echtes Fahrrad, das vor einer Wandmalerei lehnt, die fahradfahrende Kinder darstellt. Nähme man das Fahrrad weg, würden die Kinder sinnbefreit in der Luft schweben.

Das war das Ende unseres Rundganges und Loh erklärte, wie man zum Schiff zurückkäme, bot aber an, gerne noch mit ihr in ein Teehaus zu gehen. Das wäre bestimmt sehr interessant gewesen, aber ich war voller Erkundungsdrang. Ich lief erst einmal ziellos durch die Gegend, fand und besuchte weitere Gotteshäuser, Klanhäuser und natürlich auch den ein oder anderen Laden.

Als mir die Sonne zu sehr auf die Birne brannte, setzte ich mich in den Schatten der Markise eines Cafés und orderte Wasser und einen Tee. In der Nacht hatte ich nämlich vergessen, die Klimaanlage auf der Kabine auszuschalten und wachte heute Morgen mit Halsschmerzen auf. Und Tee ist ja gut für solche Malaisen. Nein, Malaisen haben nichts mit Malaien zu tun. Der Tee war wirklich gut. Irgendwie aufgeschäumt und schon gesüßt und seeehr lecker!

Dennoch war mir danach, eine Apotheke zu suchen, um die Halsschmerzen quasi im Keim zu ersticken. Ich fragte hier und wurde nach dort geschickt, ich fragte dort und wurde woanders hingeschickt. Im Woanders fragte ich erneut und lief wieder ins Leere. Entweder bin ich zu dumm, oder aber man möchte nicht unhöflich sein und erklärt einfach irgendetwas, auch wenn es nicht stimmt.

Aber immerhin ist man so auch einmal ein bisschen rumgekommen. Durch Little India zum Beispiel, wo man schlagartig in einer anderen Welt ist. Überall ist Bollywood. Zumindest musikalisch. Die Klamottenläden reizten mich wirklich, mir indische Anziehsachen zu kaufen, aber ein Seidenhemd in 3XL hier passt bei uns einer 1 Meter 50 großen Kontorsionistin.

Ich muss zugeben, dass mir Georgetown total gut gefällt! Es ist eins der Highlights dieser Reise. Und ich kenne nur die Altstadt. Die anderen Mitglieder „meines“ MeinSchiff5-Klans waren im Kek Lok Si-Tempel, das muss der Hammer gewesen sein.

Irgendwann war ich kurz vor gar am Hirn und meine zierlichen Ballettfüßchen schmerzten. Ich begab mich zum Schiff zurück, wo ich dann ausgiebig Nachmittagsfrühstück zu mir nehmen wollte. Kurz auf die Kabine, nur gaaanz kurz aufs Bett… Ihr ahnt es.

Kurz vorm Auslaufen traf ich mich mit den anderen auf Deck, um die Abfahrt des Schiffes mitzuerleben. Anschließend gingen wir geschlossen zur Landgangsabteilung, um unsere Ausflüge anzupassen. Wir wollten ja alle unsere gebuchten Ausflüge für den ersten Tag Port Klang stornieren und gemeinsam einen anderen buchen. Port Klang ist der Hafen, von dem aus man nach anderthalb Stunden Fahrt die Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur, erreicht. Ich hatte fest damit gerechnet, dass es wieder Probleme geben würde, insbesondere da – während wir in der Warteschlange standen – ein wütender Mann mit den Worten „Dann habt Ihr halt einen Kunden verloren!“ an uns vorbeihastete.

Jeder berief sich auf die unzuverlässige App, eine Stornierung aus diesem Grunde wurde aber in der Regel abgelehnt. Umso schöner, dass bei uns alles gut lief. OK, der Ausflug ist um einiges teurer als die stornierten und es gab bisher erst eine Anmeldung dafür. Dieser Person haben wir ihren Traum von einem Privatausflug jetzt natürlich gründlich zunichte gemacht. Der/die Arme tut mir jetzt schon leid.

Am Abend hatte der Clan über das Genusspaket das Schmankerl gebucht, ich schloss mich als Selbstzahler an. Es lief ein bisschen chaotisch mit den Bestellungen und wir warteten auch viel zu lange auf die Getränke. Irgendwann spielte es sich dann aber ein und man hat mir auch einen teureren Drink erlassen, so dass meine Rechnung erfreulich moderat war. Und das Essen war insgesamt auch wieder gut. Erstaunlich ist – aber das gilt für das gesamte Schiff –  die üppige Verwendung von Salz. Es ist nie völlig drüber, aber ich kenne Personen, die so salzig nicht essen wollen würden.

Inzwischen beschäftigt alle, wie man in Singapur an Land kommen kann. Täglich gibt es neue Formulare und Informationen, was man alles zu tun habe, eine Einreise scheint nicht einfach zu sein.
Aber erst mal noch zwei weitere Tage Malaysia. Morgen geht der Bus um 8:30 Uhr und wir werden neuneinhalb Stunden unterwegs sein. PUH! Aber das wird bestimmt toll, denn wir fahren unter anderem zum berühmten… Ach was, das erzähle ich Euch morgen.

Bis denne! Liebe Grüße, Euer Gerry

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