Spanien 4: Andorra

Ihr Lieben,

was um Himmels Willen hat mich dazu veranlasst, beim Check-in eine frühe Frühstückszeit zu wählen? Draußen schneeregnet es, es ist grau und ungemütlich. Da hätte ich auch noch ein Stündchen länger schlafen können. Das Wichtigste zuerst: das Frühstück ist okay. Es wäre prima, wenn das Rührei nicht eiskalt gewesen wäre.

Das Wetter lädt jetzt nicht gerade zu Ausflügen ein, also suchte ich nach Museen. Leider haben montags fast alle Museen in Andorra la Vella geschlossen. Es gibt allerdings das Centre d’Art d’Escaldes-Engordany, das eintrittsfrei auf drei Etagen Kunst präsentiert, immer mit einer Wechselausstellung. Dort beschloss ich, meinen Tag zu beginnen, allerdings liegt das CAEE am anderen Ende der Stadt. Also einmal wieder die gesamte Einkaufsstraße runter gelaufen.

Kurz vor Ankunft am Museum erspähte ich linkerhand eine gläserne Kathedrale. Wie interessant! Lief hin, nur um herauszufinden, dass es sich um eine Therme handelt. Und zwar mit gepfefferten Eintrittspreisen! Aber ganz schön pompös, meine Fresse.

Im Museum wird man total nett empfangen, es wird ein bisschen was erklärt, und es stellte sich heraus, dass die temporäre Ausstellung Wassily Kandinsky gewidmet war. Wie schön. Schwerpunkte waren Holzschnitte und Lithographien aus der Serie „Klänge“. Außerdem gab es Skulpturen des spanisch-andorranischen Künstlers Josep Viladomat sowie Miniaturnachbauten andorranischer Bauwerke zu sehen. Das lohnt sich, vor allem, wenn man länger in der Stadt verweilt oder bei schlechtem Wetter.

Ich durchforstete einige Souvenirshops nach Kühlschrankmagneten. Ich habe da einen richtigen Fimmel, ja, fast schon einen Fetisch. Mein Kühlschrank ist schon vollgepflastert und meine Freunde und Bekannten müssen auch unter dem Fetisch leiden, bringe ich doch auch immer welche für sie mit. Leider gibt es hier nicht wirklich schöne, daher werden die ausgesucht hässlichen gekauft. Übrigens scheinen als sonstige Mitbringsel, auch in Barcelona, billig fabrizierte T-Shirts mit ordinären Sprüchen äußerst beliebt zu sein.

Es wurde Zeit für einen Kaffee. In einem riesigen Selbstbedienungscafé, Viena, mümmelte ich ein Apfelküchlein und süppelte einen lauwarmen Café latte. Ich hatte noch Glück, denn als ich dort ankam, warteten drei andere Kunden vor mir, danach ging die Schlange einmal durch den ganzen Laden. Ich hätte gerne noch ein Getränk zu mir genommen, aber die Wartezeit wäre mir zu lange gewesen.

Draußen schneite es jetzt noch stärker, dazu blies ein kräftiger Wind. Sehr ungemütlich. Ich verpieselte mich ins nächste Einkaufszentrum und organisierte mir erst einmal eine Strickmütze, da mein um den Kopf gewickelter Schal nicht mehr gegen die Kälte ausreichte. Ich war ganz hin- und hergerissen wegen des Wetters. Einerseits verlieh es der ohnehin tristen Stadt ein noch tristeres Grau, auf der anderen Seite blieb in den Bergen (im Gegensatz zur Stadt) der Schnee liegen und, naja, wer kann schon dem Anblick schneebedeckter Berge widerstehen?

Ich weiß nicht, ob es so etwas noch bei uns in Deutschland gibt, aber in Barcelona und hier in Andorra stehen Eltern mit Kindern Schlange vor Weihnachtsmannbehausungen. Und die Schlangen sind extrem lang. Das finde ich irgendwie nett; kurz hatte ich überlegt, mich auch anzustellen. Aber das wäre vielleicht doch zu seltsam rübergekommen.

So langsam hatte ich Plattfüße. In Barcelona bin ich vorgestern angeblich über 30.000 Schritte gelaufen. Gestern waren es nur knapp 10.000 (aber das bergauf und bergab!). Inzwischen habe ich aber herausgefunden, dass man hier von der „Unterstadt“ in einem Parkaus einen Aufzug nutzen kann, um in die „Oberstadt“ zu kommen. Mein leichter Muskelkater von gestern bedankt sich ausdrücklich für diese Möglichkeit. Apropos Aufzug: Das Hotel hat 3 Etagen, aber neun Etagenknöpfe. Ich habe mich noch nicht getraut, einen der scheinbar überflüssigen 6 zu drücken, da ich nicht in einem Paralleluniversum landen wollte.

Wo war ich? Ach ja, Plattfüße. Am frühen Nachmittag bin ich erst einmal wieder ins Hotel und habe mich für ein Stündchen hingelegt. Mir waren auch die Ideen ausgegangen, was ich noch in Andorra la Vella unternehmen könnte. Wenn ich die Sehenswürdigkeiten im Internet abrief, konnte ich hinter fast allem ein Häkchen setzen. In der Umgebung gibt es wohl noch ein nettes Kloster und einen netten Gebirgsort, aber bei dem Wetter fand ich das jetzt auch nicht prickeln.

Also lief ich noch einmal über einen Weihnachtsmarkt (die sind hier fast quasi leer, in Köln bringen mich ja keine 10 Pferde mehr auf einen!), streifte durch andere Gassen der Altstadt, aß in einer kleinen Cerveseria eine Art Bocadillo, kaufte im Supermercado einen Rosé und begab mich zurück ins Hotel.

Morgen geht es am Mittag wieder zurück nach Barcelona, da freue ich mich auch drauf. Andorra la Vella war jetzt nett für einen Tag, aber länger muss man hier auch nicht verweilen. Vielleicht wäre das Museum Thyssen noch interessant gewesen.

Bis morgen, wenn ihr mögt. Euer

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